Carlo Bergonzi

1683–1747

Neben Amati, Stradivari und Guarneri del Gesù zählt Carlo Bergonzi zu jenen Geigenbauern, die Cremonas Weltruhm begründen sollten. Er ist 1683 als Sohn eines wohlhabenden Müllers geboren worden, doch über seine frühe Jugend ist nichts bekannt. Seine Ausbildung dürfte er bei Vincenzo Rugeri erhalten haben, der 1719 starb. Da die frühesten Arbeiten, die Bergonzis Zettel tragen, aus den 1720ern stammen, dürfte er zuvor ausschließlich für Rugeri gearbeitet haben. Bergonzi heiratete 1711 und gründete eine Familie, doch bereits 1730 starben seine Frau und das jüngste Kind. Der Witwer, der keine weitere Ehe einging, hatte daher einen Haushalt mit fünf Kindern zu versorgen. Trotzdem, oder vielleicht auch deswegen, begann von da an Bergonzis produktivste Schaffensperiode. Zahlreiche archivalische Quellen belegen einen engen Kontakt mit Antonio Stradivari und dessen Söhnen. Zudem weisen Bergonzis Instrumente aus dieser Periode Stradivaris Einfluss deutlich auf. Die Wölbungen wurden flacher, und die breiten sowie kräftigen Ränder von Decke und Boden erinnern an Stradivaris Spätwerk. Mit dessen Tod im Jahr 1737 ging eine Ära zu Ende. Ab diesem Zeitpunkt intensivierte sich die Zusammenarbeit zwischen Stradivaris Söhnen und Bergonzi. Sein Sohn Michelangelo hatte inzwischen ebenfalls eine Lehre als Geigenbauer absolviert, und 1745 übersiedelte die Familie Bergonzi in die Casa Stradivari. Stradivari hatte eine beträchtliche Anzahl von fertigen, aber auch unfertigen Instrumenten hinterlassen, um deren Fertigstellung und Verkauf sich seine Söhne zusammen mit Bergonzi kümmern mussten. Somit trat für Bergonzi der Bau eigener Instrumente in seinen letzten Lebensjahren in den Hintergrund. Er verstarb 1747 in Stradivaris Haus.

Bergonzi wird heute als letzter Vertreter des klassischen Cremoneser Geigenbaus im 18. Jahrhundert angesehen. Obwohl seine Instrumente ganz in dieser Tradition stehen, zeichnen sie sich durch einen sehr persönlichen Stil aus, der sie unverwechselbar macht. Bergonzis Instrumente bestechen durch höchstes handwerkliches Niveau. Die Ausfertigung ist makellos, was besonders seine charakteristischen Schnecken und den attraktiven Lack hervorhebt. Auch in klanglicher Hinsicht werden die Instrumente den höchsten Erwartungen gerecht.