Violine, Carlo Bergonzi, Cremona, 1723

Druckzettel mit Zierrand: „Anno 1723 Carlo Bergonzi / fece in Cremona“

Es gilt heute als gesichert, dass Carlo Bergonzi seine Lehre bei Vincenzo Rugeri absolvierte und auch in den Jahren danach bei ihm arbeitete. Erst nach dem Tod seines Meisters im Jahr 1719 begann er, seine Instrumente mit eigenen Zetteln zu versehen. Die Violine von 1723 ist daher dieser frühen Periode zuzuordnen. Einige stilistische Details des Instruments erinnern an Vincenzo Rugeri, während etwa die Randarbeit oder Randeinlagen bereits auf sein späteres Vorbild, Antonio Stradivari, hinweisen. Das Instrument zeigt aber auch Charakteristika, die Bergonzis Arbeiten unverwechselbar machen. Dazu zählen die relativ hohen Zargen und die charakteristische Form der Schnecke mit ihrem weit vorragenden Mittelstab.

Das Korpus ist relativ kurz und besitzt eine mittelhohe Wölbung. Die beiden Hälften der zweiteiligen Decke sind nicht vom selben Stamm. Während die Basshälfte sehr feinjährigen Wuchs aufweist, sind die Jahre der Diskanthälfte weit offen. Die dendrochronologische Untersuchung der Decke ergab für die Bassseite kein Ergebnis, die Diskantseite konnte mit 1707 datiert werden. Der geteilte Boden zeigt sehr schwache Flammen, die nach außen leicht abfallen. Stärker sind die Flammen des Zargenholzes ausgeprägt. Bei den sehr eng stehenden F-Löchern ist der Einfluss Stradivaris sichtbar. Die breite Einlage sitzt relativ weit außen und geht in einen schön modellierten Rand über. Am Design der Schnecke wird Bergonzis überragende Schnitzkunst sichtbar. Die Voluten sind regelmäßig geformt und tief gekehlt. Sie wirken dadurch sehr plastisch. Auf goldgelbem Grund liegt ein leuchtender, rotbrauner Farblack, der die Verbundenheit Bergonzis mit der Cremoneser Tradition belegt. Dieser Lack ist vor allem noch am Boden und an den Zargen reichlich vorhanden.

 

             

Birgit Kolar, Violine (Carlo Bergonzi, Cremona, 1723) und Kärtner Sinfonierorchester, Dirigent Martin Kerschbaum.