Fragen und Antworten zum digitalen Euro
Warum braucht Europa einen digitalen Euro?
Evolution des Geldes: Der digitale Euro wäre die Evolution des Bargeldes in der digitalisierten Welt. So wie Banknoten vor Jahrhunderten die Evolution der Münzen darstellten.
Erleichterung des Lebens: Der digitale Euro wäre eine neue Zahlungsmethode, die dank ihrer Eigenschaften – universelle Nutzbarkeit in den meisten Zahlungssituationen und im gesamten Euroraum – und ihrer einzigartigen bargeldähnlichen Merkmale – Datenschutz, Sicherheit und Offline-Verfügbarkeit – Vorteile bieten würde, die uns das Leben erleichtern.
Erhöhte Widerstandsfähigkeit: Der alltägliche Zahlungsverkehr ist eine wesentliche Dienstleistung für die Menschen und das Funktionieren der Wirtschaft, vergleichbar mit Strom oder Wasser. Die Menschen erwarten von öffentlichen Institutionen, dass sie die Kontinuität dieser Dienstleistungen für alle Einwohner:innen gewährleisten und dass niemand zurückgelassen wird.
Welche Vorteile bietet der digitale Euro für Endnutzer:innen
Eine Zahlungslösung für jede Gelegenheit, zu jeder Zeit: Es gibt kein einziges europäisches digitales Zahlungsmittel, das im gesamten Euroraum akzeptiert wird. Was vor zwanzig Jahren mit dem Euro-Bargeld für physische Zahlungen möglich wurde, ist heute für digitale Zahlungen noch nicht realisiert.
Eine Zahlungslösung, die bargeldähnliche Merkmale beibehält: Ein digitaler Euro kann dort eingesetzt werden, wo Bargeld nicht hinreicht, wie zum Beispiel im elektronischen Geschäftsverkehr und bei Fernzahlungen zwischen zwei Personen, wobei die geschätzten bargeldähnlichen Merkmale beibehalten werden: höherer Schutz der Privatsphäre, kostenloser Grundgebrauch, Offline-Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit.
Ein auf den Schutz der Privatsphäre ausgerichtetes Zahlungsmittel: Offline-Zahlungen in digitaler Form werden ein bargeldähnliches Maß an Privatsphäre bieten. Persönliche Transaktionsdetails von Offline-Zahlungen in digitalen Euro wären nur dem Zahlenden und dem Zahlungsempfänger bekannt. Online könnte man Zahlungen tätigen, ohne seine Daten an Dritte weiterzugeben, es sei denn, diese Daten werden gemäß europäischem Recht benötigt, um illegale Handlungen zu verhindern. Und schließlich wird die EZB durch die Anwendung von Techniken zur Verbesserung des Datenschutzes bei der Zahlungsabwicklung keine Nutzer:innen anhand ihrer Zahlungen identifizieren können.
Eine Zahlungslösung, die niemanden zurücklässt: Da der digitale Euro ein öffentliches Gut wäre, würde er garantieren, dass Zahlungen für alle zugänglich sind und niemand zurückgelassen wird. So würde die EZB eine einfach zu bedienende App entwickeln (die in allen Sprachen des Euroraums verfügbar ist und spezielle Funktionen für Menschen mit Einschränkungen bietet) und eine Zahlungskarte über beaufsichtigte Zahlungsdienstleister für diejenigen bereitstellen, die Schwierigkeiten mit mobilen Geräten haben. Schließlich sieht der Gesetzgeber vor, dass der Einstieg in die Nutzung des digitalen Euro persönlich unterstützt wird.
Welche Vorteile bietet der digitale Euro für den Handel?
Effizientere Zahlungen: Der digitale Euro wäre eine echte euroraumweite Zahlungslösung, die die bestehende Situation im Handel vereinfachen könnte, da Händler nicht mehr mit der derzeitigen fragmentierten Landschaft von Zahlungslösungen zurechtkommen müssen. Darüber hinaus könnte die Verfügbarkeit einer öffentlichen Lösung den Druck aufrechterhalten, den Zahlungsmarkt (insbesondere für KMUs) kosteneffizient zu halten. Niedrigere Kosten könnten auch den Endverbraucher:innen zugutekommen.
Höhere Konversionsraten: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kundinnen und Kunden einen Kauf zum Zeitpunkt der Zahlung ablehnen, ist geringer, wenn sie mit dem Zahlungsinstrument vertraut sind. Dies ist besonders im elektronischen Handel von Bedeutung.
Sofortiger Geldeingang: Dank des digitalen Euro können die Händler das Geld auf ihrem Konto sofort und ohne zusätzliche Kosten erhalten, wenn sie dies wünschen.
Welche Vorteile bietet der digitale Euro für Zahlungsdienstleister?
Eine Plattform für Innovation: Banken und andere Zahlungsdienstleister werden in der Lage sein, die Beziehung zu den Endnutzer:innen aufrechtzuerhalten und weiterhin ihre bevorzugten Dienstleister zu sein. Heutzutage dienen Innovationen des Privatsektors in erster Linie den heimischen Märkten. Dank des digitalen Euro hätten sie eine unmittelbare Reichweite im gesamten Euroraum. Darüber hinaus könnte die Einführung digitaler Euro-Standards die weitere Entwicklung und Verbreitung von Zahlungslösungen auf der Grundlage von Sofortzahlungen (auch im POI-Segment, wo sie heute kaum vertreten sind) fördern.
Ein neutrales Vergütungsmodell: Laut dem vorgeschlagenen Vergütungsmodell im Gesetzesentwurf sollen Zahlungsdienstleister bei Transaktionen mit digitalem Euro eine ähnliche Kompensation erhalten wie bei Zahlungen mit privaten Lösungen. Über die für Verbraucher:innen kostenlosen Basisdienstleistungen hinaus werden Zahlungsdienstleister in der Lage sein, eine breite Palette zusätzlicher und innovativer Dienstleistungen auf und neben dem digitalen Euro anzubieten und damit ihre Möglichkeiten zu erweitern.
Welche Vorteile bietet der digitale Euro für den Staat?
Beibehaltung der Seigniorage1: Sollte die Nachfrage nach Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel in Zukunft zurückgehen, läge es im Interesse des Staates, die Seigniorage dennoch aufrechtzuerhalten. Die Seigniorage wird davon abhängen, in welchem Umfang die Menschen digitale Euro halten. Im Einklang mit dem Wunsch, die Auswirkungen auf die Gewinnspannen der Banken zu begrenzen, ist eine begrenzte Auswirkung auf die Seigniorage zu erwarten. Sie wird abhängen von: i) der Akzeptanz des digitalen Euro; ii) der Frage, ob die Banken Einlagenkonten vergüten; iii) der Höhe der Bestandslimits; iv) der Präferenz der Nutzer:innen, digitale Euro zu halten oder direkt von ihrem Bankkonto zu bezahlen.
1Ertrag aus dem Banknotenumlauf
Welche anderen Vorteile bietet der digitale Euro?
Verlässliches Geld, egal was passiert: Alltägliche Zahlungen sind für die Menschen und das Funktionieren der Wirtschaft so wichtig wie Strom oder Wasser. Da wir uns auf eine zunehmend digitale Welt zubewegen (in der die meisten Zahlungen digital abgewickelt werden), wäre es wichtig, die öffentliche Präsenz im Bereich des Zahlungsverkehrs zu erhalten. Öffentliche Einrichtungen müssen dafür sorgen, dass alle unter größtmöglicher Wahrung der Privatsphäre und auf kosteneffiziente Weise bezahlen können.
Eine Zahlungslösung auf der Grundlage einer europäischen Infrastruktur: Europa ist bei digitalen Zahlungen in hohem Maße von wenigen externen Anbietern abhängig. Der digitale Euro würde eine europäische Lösung bieten, die die Widerstandsfähigkeit unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft erhöhen würde, insbesondere in dem aktuellen Szenario, in dem andere Länder ihre eigenen digitalen Zentralbankwährungen entwickeln.
Wären Banken verpflichtet, digitale Euro auszugeben und müsste der Handel ihn annehmen?
Alle Bürger:innen im Euroraum sollten einen einfachen Zugang zum digitalen Euro haben und mit ihm bezahlen können, unabhängig davon, bei wem sie ihre Bankgeschäfte tätigen oder in welchem Mitgliedstaat sie ansässig sind. Dies sollte ebenso selbsterständlich sein wie der Zugang zu Banknoten.
Bürger;innen werden erwarten, dass sie mit dem digitalen Euro genauso einfach bezahlen können wie heute mit Bargeld. Händler:innen, die digitale Zahlungsmittel akzeptieren, sollten daher auch den digitalen Euro annehmen. Dies gilt ebenso für den elektronischen Handel, der derzeit kein Bargeld, sondern nur private Zahlungsmittel akzeptiert.
Bürger:innen werden erwarten, dass sie den digitalen Euro bei ihrer Bank erhalten, so wie es heute mit Bargeld der Fall ist. Es sollte keine Hürden für Nutzer:innen geben, die Zugang zum digitalen Euro haben wollen, sie sollten nicht gezwungen werden die Bank zu wechseln, wenn sie den digitalen Euro nutzen möchten.
Eine Verpflichtung der Banken im Euroraum, ihren Kundinnen und Kunden einen digitalen Euro zur Verfügung zu stellen, wäre der beste Weg, um einen breiten Zugang zu gewährleisten. Dies wäre auch der Schlüssel, um sicherzustellen, dass der digitale Euro die finanzielle Inklusion fördern kann.
Würden Zahlungsdienstleister einen Ausgleich für die Bereitstellung des digitalen Euro erhalten?
Das vorgeschlagene Kompensationsmodell schafft ein ausgewogenes Gleichgewicht: Der digitale Euro sollte für die Bürgerinnen und Bürger in der Grundausstattung kostenlos sein. Gleichzeitig müssen aber auch wirtschaftliche Anreize für Händler, die den digitalen Euro akzeptieren, und für Zahlungsdienstleister wie Banken, die den digitalen Euro vertreiben, geschaffen werden.
Das Eurosystem müsste seine eigenen Kosten tragen, wie dies heute bei Banknoten der Fall ist.
Die Preisgestaltung für Händler und Zahlungsdienstleister würde durch den Wettbewerb bestimmt werden. Allerdings sieht der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Gesetzesentwurf eine Gebührenobergrenze vor. Damit wird sichergestellt, dass die Händler vor überhöhten Gebühren geschützt werden, die sich aus dem Missbrauch der Annahmepflicht des digitalen Euro als gesetzliches Zahlungsmittel ergeben könnten.
Wird der digitale Euro programmierbares Geld sein, mit dem Kaufmöglichkeiten eingeschränkt werden können?
Ein digitaler Euro wäre niemals programmierbares Geld, wie es auch in dem von der Europäischen Kommission vorgelegten Legislativvorschlag vorgesehen ist. Das Eurosystem würde niemals festlegen, wo, wann oder an wen die Menschen mit einem digitalen Euro bezahlen können. Dies wäre gleichbedeutend mit der Ausgabe von Gutscheinen. Das Eurosystem ist für die Ausgabe von Geld zuständig, nicht von Gutscheinen.
Welche Vorkehrungen würden gegen Cyberattacken getroffen werden?
Ein digitales Euro-Ökosystem würde einem umfassenden Rahmen für die Cyber-Resilienz unterliegen, der mit dem für die bestehenden TARGET-Services vergleichbar ist. Die TARGET-Services werden vom Eurosystem entwickelt und betrieben und gewährleisten den freien Fluss von Bargeld, Wertpapieren und Sicherheiten in ganz Europa. Der Rahmen soll sicherstellen, dass alle Akteure über die notwendigen Kontrollen und Prozesse verfügen, um Cyber-Risiken zu minimieren – einschließlich der kontinuierlichen Überwachung neuer Bedrohungen.
Darüber hinaus würden bei der Gestaltung eines digitalen Euro modernste Technologien zum Einsatz kommen, um ein System zu schaffen, das resistent gegen Cyberattacken und zukunftssicher ist.
Wie verhalten sich Krypto-Assets zum digitalen Euro?
Die Entwicklung von Krypto-Assets ist für den digitalen Euro irrelevant. Die Verwirrung rührt von dem Begriff "digitale Währungen", der Krypto-Vermögenswerte wie Bitcoin und den digitalen Euro in einen Topf wirft.
In Wirklichkeit haben sie nichts miteinander zu tun. Bitcoin ist keine Währung, weil er nicht als Tauschmittel und Rechnungseinheit dient. Bitcoin ist ein Spekulationsobjekt.
Der digitale Euro hingegen ist eine Verbindlichkeit der Zentralbank. Er hätte eine begrenzte Wertaufbewahrungsfunktion.
Wer mit Krypto-Vermögenswerten spekulieren möchte, kann dies nach den geltenden Rechtsvorschriften weiterhin tun, unabhängig davon, ob ein digitaler Euro ausgegeben wird oder nicht.
Wie verhält sich der digitale Euro zu Instant Payments?
Ein digitaler Euro würde nicht nur das Bargeld, sondern auch private elektronische Zahlungslösungen ergänzen. In einem dynamischen und wachsenden Markt gibt es genug Platz für einen digitalen Euro und europaweite private Zahlungslösungen, die nebeneinander bestehen können.
Der digitale Euro soll die Möglichkeit bieten, Zahlungen sofort durchführen zu können. Die Investitionen, die die Banken in ihre IT-Systeme getätigt haben, um die Einhaltung der Verordnung über Sofortzahlungen zu gewährleisten, werden für den digitalen Euro wiederverwendet. Beide erfordern eine Echtzeit-Zahlungsverarbeitung.
Gleichzeitig werden mit dem digitalen Euro zusätzliche Schwachstellen in der europäischen Zahlungsverkehrslandschaft behoben, die durch die Verordnung über Sofortzahlungen allein nicht behoben werden können.
Die für den digitalen Euro eingeführten Standards könnten auch die Einführung von EU-weiten Massenzahlungslösungen auf der Grundlage von Sofortzahlungen fördern. Dies könnte die Abhängigkeit von außereuropäischen Akteuren verringern, die derzeit den Großteil der Zahlungen an den Verkaufsstellen und im elektronischen Handel im Euroraum abwickeln.