Finanzmarktstabilität

Eine funktionierende und leistungsfähige Volkswirtschaft braucht als zentrales Bindeglied ein stabiles und robustes Banken- und Finanzsystem. Für eine effiziente und reibungslose Versorgung der Unternehmen, der privaten Haushalte und der öffentlichen Hand mit finanziellen Mitteln ist das Vertrauen in die Stabilität des Banken- und Finanzsystems unabdingbar und muss nachhaltig gesichert werden. Der gesamte Finanzmarkt ist daher einem strengen Regelwerk unterworfen. Angesichts einer Vielzahl komplexer Finanzprodukte und einer immer stärkeren Vernetzung der nationalen Finanzsysteme ist die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) bestrebt, diese Regeln im internationalen Gleichklang zu verbessern und ihre Einhaltung zu gewährleisten.

Wie definiert man Finanzmarktstabilität?

Finanzmarktstabilität ist gegeben, wenn das Finanzsystem – bestehend aus Finanzintermediären, Finanzmärkten und Finanzmarktinfrastruktur – auch im Fall finanzieller Ungleichgewichte und Schocks in der Lage ist, eine effiziente Allokation finanzieller Ressourcen sicherzustellen und seine wesentlichen makroökonomischen Funktionen zu erfüllen. Das heißt, es soll Finanzmittel immer dort hinleiten, wo sie den höchsten volkswirtschaftlichen Nutzen bringen. Konkret bedeutet Finanzmarktstabilität folglich, dass das Vertrauen in den Finanzsektor, insbesondere in eine stabile Versorgung mit Finanzdienstleistungen in den Bereichen Zahlungsverkehr, Kredit- und Einlagengeschäft sowie Risikoabsicherung gewährleistet ist.

Wer profitiert von Finanzmarktstabilität?

Die Wahrung der Finanzmarktstabilität ist im Interesse aller am Markt Teilnehmenden. Anderenfalls würden alle, die sparen, anlegen, Geld aufnehmen und Kredit gewähren ihr Vertrauen in das Finanzsystem verlieren, was negative Auswirkungen für die Wirtschaft insgesamt hätte. Nachstehende Tabelle zeigt beispielhaft die Vorteile eines stabilen Finanzsystems für verschiedene Akteure.

Finanzmarktstabilität bedeutet, dass …  
die Sparerinnen und Sparer (Einlegerinnen und Einleger) ... darauf vertrauen können, dass ihre Spareinlagen sicher sind.
 
die Inhaberinnen und Inhaber von Bankanleihen ... die vereinbarten Zinsen bekommen und am Ende der Laufzeit ihr Kapital zurück erhalten.
 
die Eigentümerinnen und Eigentümer (Aktionärinnen und Aktionäre) von Finanzinstituten … nicht ihr eingesetztes Eigenkapital verlieren.
 
die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler … nicht für die Rettung angeschlagener Finanzinstitute aufkommen müssen.
 
die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer ... bei entsprechender Bonität Zugang zu Krediten haben und damit Investitionen finanzieren können.
 
die Volkswirtschaft ... wachsen kann und damit Wohlstand schafft.
 
die Zentralbanken ... bei der Umsetzung ihrer auf Preisstabilität zielenden Geldpolitik sich auf die Funktionsfähigkeit des Bankensystems verlassen können.
   

Was gefährdet die Finanzmarktstabilität?

Unmittelbar wird die Finanzmarktstabilität durch die Insolvenz oder Illiquidität von Finanzinstitutionen bedroht. Mittelbar ist sie von Unzulänglichkeiten bzw. Schwächen im Finanzsystem selbst gefährdet. Dazu gehören Fehlinvestitionen, Missmanagement und auch falsche Einschätzung von eingegangenen Risiken. Unterschätzt wurde in der Vergangenheit auch die Verflechtung der verschiedenen Akteure innerhalb des Finanzsystems. Man hat erkannt, dass Probleme einer Bank auch andere Banken in Gefahr bringen.

Um von einer Gefährdung der Finanzmarktstabilität zu sprechen, muss jedoch das Finanzsystem insgesamt bedroht sein. Der Konkurs einer einzelnen Bank stellt nicht per se eine Gefahr dar. Handelt es sich aber um ein sehr großes Institut, das mit anderen Finanzinstitutionen und deren Geschäftsaktivitäten eng verflochten ist, könnten die wirtschaftlichen Folgen und Auswirkungen auf das Finanzsystem sehr groß sein.