OeNB-Konjunkturindikator

13.09.2024

Wirtschaftserholung verschiebt sich auf 2025

Österreichs Wirtschaft befindet sich seit zwei Jahren nahezu durchgängig in einer Rezession. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte seit dem zweiten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 um insgesamt 2,1 %. Ausschlaggebend dafür sind die Industrierezession und eine ausgeprägte Konsumzurückhaltung. In der auf dieser Kurzfristprognose aufbauenden OeNB-Interimsprognose wurde das Wachstum für das Gesamtjahr 2024 gegenüber der Prognose vom Juni 2024 um 1,0 Prozentpunkte auf -0,7 % nach unten revidiert.

Nach dem überraschend starken BIP-Rückgang im zweiten Quartal 2024 zeigt der OeNB-Konjunkturindikator (Stand 4. September 2024) für das dritte Quartal 2024 einen weiteren Rückgang des realen BIP um 0,2 % an und für das vierte Quartal eine Stagnation. Die reine Modellprognose signalisiert für die zweite Jahreshälfte sogar stärker rückläufige Wachstumsraten. Dies liegt überwiegend an den schwachen Stimmungsindikatoren für die Industrie. Aber auch die Stimmungsindikatoren für den Dienstleistungsbereich, Einzelhandel und der Rückgang bei den offenen Stellen signalisieren eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung gegenüber den Vorquartalen. Die nunmehr stärker gesunkene Inflation bei bereits verhandelten und somit fixen Löhnen verstärkt den Zuwachs bei den realen Nettohaushaltseinkommen. Somit geht die OeNB weiterhin von einer etwas stärkeren Beschleunigung des privaten Konsums aus. Die zuletzt bremsenden Vertrauenseffekte laufen annahmegemäß langsam aus. Um diese nicht im Modell erfassten Entwicklungen abzubilden, wird ein Expert Judgement von jeweils +0,2 Prozentpunkten pro Quartal aufgeschlagen.

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Den Prognosen liegt ein dynamisches Faktormodell mit gemischten Frequenzen zu Grunde (s. Modellmethodik im Downloadbereich). Dabei wird aus dem realen BIP-Wachstum und einer Reihe an vor- bzw. gleichlaufenden monatlichen Konjunkturindikatoren ein gemeinsamer latenter Faktor modelliert, der die zugrundeliegende Konjunkturdynamik beschreibt. Basierend auf den aktuellen Informationen der monatlichen Konjunkturindikatoren und der Modelldynamik wird dieser Faktor für den Prognosehorizont fortgeschrieben und bildet die Basis der Kurzfristprognose für das Wirtschaftswachstum.

Bei der Wahl der monatlichen Konjunkturindikatoren wurde berücksichtigt, dass alle wichtigen Sektoren abgedeckt sind und dass neben gängigen Stimmungsindikatoren auch rasch verfügbare und kaum Datenrevisionen unterliegende reale Aktivitätsindikatoren verwendet werden. Im Modell enthalten sind die Stimmungsindikatoren der Europäischen Union (ESI) der Sektoren Industrie, Dienstleistungen und Einzelhandel und als Aktivitätsindikatoren sind die LKW-Fahrleistung der ASFINAG und die sofort verfügbaren offenen Stellen laut AMS inkludiert. Die jeweiligen zeitlichen Vorläufe wurden mittels Korrelationsanalysen ermittelt.

Das Modell wurde für die Zeitperiode 1999 bis 2019 optimiert, um Parameterverzerrungen durch die COVID-Pandemie zu vermeiden. Die Prognosen werden am Anfang des dritten Monats des Quartals erstellt. Damit ist bereits eine hinreichende Informationsdichte für das laufende Quartal verfügbar. Gleichzeitig besteht aber zu dem Zeitpunkt noch ein ausreichender Informationsvorsprung bis zur Veröffentlichung der VGR-Schnellschätzung.

Die Prognose des BIP-Wachstums wird in die Beiträge aller enthaltenen Variablen[1] zerlegt. Da die Modellprognose auf mittelwertbereinigten Daten beruht, wird diese noch um den Mittelwert des BIP-Wachstums des Modellzeitraums ergänzt. Abschließend kann die Modellprognose noch um ein „Expert Judgment“ erweitert werden, um gegebenenfalls im Modell nicht berücksichtigte Informationen abzubilden.

[1] Die Komponente „Rest“ enthält den Beitrag des vergangenen BIP-Wachstum zum gemeinsamen Faktor und den Einfluss der autokorrelierten Fehlerkomponente im Prognosezeitraum.