OeNB-Konjunkturindikator
25.03.2025Wirtschaft kehrt im ersten Halbjahr 2025 auf moderaten Wachstumspfad zurück
Im ersten Halbjahr 2025 dürfte die längste Rezession in der zweiten Republik zu Ende gehen. Nach zweieinhalb Jahren mit sinkendem Wirtschaftswachstum signalisieren die verfügbaren Konjunkturindikatoren eine Stabilisierung der heimischen Konjunktur. Die Vertrauenswerte von Industrie und Konsument:innen sind zwar noch unterdurchschnittlich haben sich zu Jahresbeginn aber deutlich verbessert. Die günstigeren Wachstumsaussichten auf wichtigen Absatzmärkten wie Deutschland lassen auf ein Ende der Rezession in der exportorientierten Industrie hoffen. Eine merkliche Konjunkturbelebung ist aber frühestens zur Jahresmitte zu erwarten. Aufgrund des schlechten Startwertes ergibt sich laut OeNB-Interimsprognose vom März 2025 für das Gesamtjahr 2025 jedoch nur eine Stagnation der Wirtschaftsleistung (–0,1 %). In den beiden Folgejahren setzt sich der Aufschwung fort, sodass Wachstumsraten von jährlich 1,2 % erreicht werden.
Nach dem überraschend starken BIP-Rückgang im vierten Quartal 2024 um 0,4 % zeigt das dem OeNB-Konjunkturindikator zugrunde liegende Modell (Stand: 14. März 2025) für das erste Quartal 2025 einen leichten Anstieg des realen BIP um 0,1 % und für das zweite Quartal 2025 einen weiteren Anstieg um 0,3 % an. Diese Verbesserung der reinen Modellprognose für die erste Jahreshälfte 2025 wird durch die Verbesserung der Stimmungsindikatoren für Industrie, Dienstleistungen, sowie Einzelhandel und der Lkw-Fahrleistung getrieben. Der OeNB-Konjunkturindikator deutet somit auf eine Stabilisierung der Wirtschaftsleistung hin, nach zuletzt anhaltenden Rückgängen. Die gestiegene Unsicherheit in Bezug auf die globale Handels- und Zollpolitik stellt jedoch ein beträchtliches Abwärtsrisiko für den außenwirtschaftlichen Beitrag zum Wachstum des realen BIP dar. Um diese – nicht explizit im Modell erfassten – Entwicklungen darzustellen, wird den Wachstumsraten im ersten und zweiten Quartal 2025 ein Expert Judgment von jeweils 0,1 Prozentpunkten abgeschlagen. Damit kehrt die heimische Wirtschaft im ersten Halbjahr zwar auf einen moderaten Wachstumspfad zurück, die Konjunkturdynamik bleibt aber weiterhin deutlich unterdurchschnittlich.
Den Prognosen liegt ein dynamisches Faktormodell mit gemischten Frequenzen zu Grunde (s. Modellmethodik im Downloadbereich). Dabei wird aus dem realen BIP-Wachstum und einer Reihe an vor- bzw. gleichlaufenden monatlichen Konjunkturindikatoren ein gemeinsamer latenter Faktor modelliert, der die zugrundeliegende Konjunkturdynamik beschreibt. Basierend auf den aktuellen Informationen der monatlichen Konjunkturindikatoren und der Modelldynamik wird dieser Faktor für den Prognosehorizont fortgeschrieben und bildet die Basis der Kurzfristprognose für das Wirtschaftswachstum.
Bei der Wahl der monatlichen Konjunkturindikatoren wurde berücksichtigt, dass alle wichtigen Sektoren abgedeckt sind und dass neben gängigen Stimmungsindikatoren auch rasch verfügbare und kaum Datenrevisionen unterliegende reale Aktivitätsindikatoren verwendet werden. Im Modell enthalten sind die Stimmungsindikatoren der Europäischen Union (ESI) der Sektoren Industrie, Dienstleistungen und Einzelhandel und als Aktivitätsindikatoren sind die LKW-Fahrleistung der ASFINAG und die sofort verfügbaren offenen Stellen laut AMS inkludiert. Die jeweiligen zeitlichen Vorläufe wurden mittels Korrelationsanalysen ermittelt.
Das Modell wurde für die Zeitperiode 1999 bis 2019 optimiert, um Parameterverzerrungen durch die COVID-Pandemie zu vermeiden. Die Prognosen werden am Anfang des dritten Monats des Quartals erstellt. Damit ist bereits eine hinreichende Informationsdichte für das laufende Quartal verfügbar. Gleichzeitig besteht aber zu dem Zeitpunkt noch ein ausreichender Informationsvorsprung bis zur Veröffentlichung der VGR-Schnellschätzung.
Die Prognose des BIP-Wachstums wird in die Beiträge aller enthaltenen Variablen[1] zerlegt. Da die Modellprognose auf mittelwertbereinigten Daten beruht, wird diese noch um den Mittelwert des BIP-Wachstums des Modellzeitraums ergänzt. Abschließend kann die Modellprognose noch um ein „Expert Judgment“ erweitert werden, um gegebenenfalls im Modell nicht berücksichtigte Informationen abzubilden.
[1] Die Komponente „Rest“ enthält den Beitrag des vergangenen BIP-Wachstum zum gemeinsamen Faktor und den Einfluss der autokorrelierten Fehlerkomponente im Prognosezeitraum.