Hauptrisiken im österreichischen Bankensystem
Der österreichische Bankensektor ist aufgrund seiner Größe – mit einer Bilanzsumme von über 250 % des Bruttoinlandsprodukts – und seiner Funktion als zentraler Finanzintermediär von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung. Er weist eine Reihe von Stärken auf, wie z. B. seinen Fokus auf das traditionelle Kredit- und Einlagengeschäft, die gute Kreditqualität der Kundinnen und Kunden und eine solide Liquiditätsausstattung.
Gewisse Strukturen und Entwicklungen im österreichischen Bankensystem könnten allerdings ein systemisches Risiko darstellen. Dazu zählen:
- der intensive Wettbewerb auf dem österreichischen Bankenmarkt und die damit einhergehende niedrige Zinsspanne und Ertragsschwäche,
- die starke Konzentration des Auslandsexposures österreichischer Großbanken auf CESEE-Länder (Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle österreichischer Großbanken),
- Auswirkungen der Immobilienpreisentwicklung im Zusammenhang mit der Zinsentwicklung.
Im Detail lässt sich zu den erkannten Risiken ausführen:
- Österreichische Banken weisen eine strukturell schwache Kosteneffizienz auf, die im Fall eines möglichen Abschwungs wieder stärker auf die Gewinne durchschlagen würde. Eine nachhaltige Profitabilität ist jedoch essenziell, um eine starke Kapitalisierung der Banken zu gewährleisten, die wiederum einen verlässlichen Puffer in Krisenzeiten darstellt und somit eine zentrale Voraussetzung für Finanzmarktstabilität ist.
- Die Auslandstochterbanken in CESEE haben zwar in der Vergangenheit die Gewinnsituation des österreichischen Bankensystems gestärkt, waren aber auch für teils hohe (Kreditrisiko-)Kosten verantwortlich. Die OeNB hat (gemeinsam mit der FMA) im Jahr 2012 deshalb eine aufsichtliche Leitlinie veröffentlicht, die die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle adressiert (das Nachhaltigkeitspaket).
- Die Anteile der Fremdwährungskredite und der variabel verzinsten Kredite an den Krediten an private Haushalte gehen zwar zurück, allerdings sind beide im europäischen Vergleich immer noch hoch. Da Wechselkursschwankungen beziehungsweise Zinsanstiege die Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer belasten würden, verlangen beide Kreditformen weiterhin eine aufmerksame Beobachtung durch die Bankenaufsicht.