Geldpolitik

Der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union legt Preisstabilität als vorrangiges Ziel des Eurosystems fest. Nach der jüngsten Überprüfung der geldpolitischen Strategie vertritt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat) die Auffassung, dass Preisstabilität am besten gewährleistet werden kann, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt. Der EZB-Rat versteht dieses Ziel als ein symmetrisches Ziel. Symmetrie bedeutet in diesem Zusammenhang, dass negative Abweichungen von diesem Zielwert ebenso unerwünscht sind wie positive. Das Inflationsziel von 2 % bildet einen klaren Anker für die Inflationserwartungen, was für die Gewährleistung von Preisstabilität von entscheidender Bedeutung ist.

Um die Symmetrie seines Inflationsziels zu wahren, ist es nach Ansicht des EZB-Rats wichtig, den Implikationen der effektiven Zinsuntergrenze Rechnung zu tragen. Liegen die Zinsen in einer Volkswirtschaft in der Nähe ihrer effektiven Untergrenze (wie das in den Jahren 2015 bis 2021 der Fall war), so sind besonders kraftvolle oder langanhaltende geldpolitische Maßnahmen nötig, um zu verhindern, dass sich negative Abweichungen vom Inflationsziel verfestigen.

Die geldpolitische Strategie schafft den Rahmen, in dem geldpolitische Entscheidungen getroffen werden. Die Basis dieser Entscheidungen bilden zwei ineinandergreifende Analysen: die wirtschaftliche Analyse sowie die monetäre und finanzielle Analyse. Die Umsetzung der Geldpolitik erfolgt über die nationalen Zentralbanken. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ist durch die Teilnahme ihres Gouverneurs im EZB-Rat maßgeblich an den geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems beteiligt. Der Gouverneur ist dabei an keinerlei Weisungen gebunden.

Die volkswirtschaftlichen Analysen der OeNB unterstützen die geldpolitische Meinungsbildung des Gouverneurs. Im Zentrum stehen die Einschätzung der Preis- und Wirtschaftsentwicklung im Euroraum und der für diese relevanten Rahmenbedingungen. Dazu veröffentlicht die OeNB Prognosen und Indikatoren zur laufenden Wirtschaftsentwicklung in Österreich.