Die geldpolitische Strategie des Eurosystems
Die Strategie einer Notenbank beschreibt das Rahmenwerk für geldpolitische Entscheidungen. Sie definiert, welche Zielsetzungen die Geldpolitik verfolgt, welche Instrumente zur Zielerreichung zur Verfügung stehen und welche Indikatoren die Grundlage für geldpolitische Entscheidungen bilden.
Die Grundlage der geldpolitischen Beschlüsse, einschließlich der Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Beschlüsse des EZB-Rats und potenzieller Nebenwirkungen, ist eine umfassende Bewertung aller relevanter Faktoren. Diese Bewertung stützt sich auf zwei ineinandergreifende Analysen: die wirtschaftliche Analyse sowie die monetäre und finanzielle Analyse. In diesem Analyserahmen liegt der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Analyse auf den realen und nominalen wirtschaftlichen Entwicklungen (wie z.B. BIP- und Inflationsprognosen). Die monetäre und finanzielle Analyse hingegen befasst sich mit monetären und finanziellen Indikatoren (wie z.B. Finanzmarktentwicklungen, Geld- und Kreditwachstum oder die Resilienz der Banken) sowie mit Aspekten der Finanzmarktstabilität, die für die Geldpolitik relevant sind. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Funktionieren des geldpolitischen Transmissionsmechanismus und möglichen Risiken für die mittelfristige Preisstabilität, die sich aus finanziellen Ungleichgewichten und monetären Faktoren ergeben könnten. Weil makrofinanzielle Verflechtungen in den wirtschaftlichen, monetären und finanziellen Entwicklungen eine zentrale Rolle spielen, muss der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen den beiden Analysen in vollem Umfang Rechnung getragen werden.
Dieser Analyserahmen berücksichtigt die Änderungen der wirtschaftlichen Analyse und der monetären Analyse der EZB seit 2003, die Bedeutung der Beobachtung des Transmissionsmechanismus für die Kalibrierung geldpolitischer Instrumente sowie die Erkenntnis, dass Finanzstabilität eine Voraussetzung für Preisstabilität ist.