OeNB-Wage-Tracker

Wachstum der Kollektivvertragslöhne nimmt bis Jahresende nur langsam ab – stärkerer Rückgang ab 2025 zu erwarten

Aktuelle Trends des Tariflohnwachstums vom August 2024

12.08.2024

Der Wage-Tracker als einfacher Indikator für das zukünftige Tariflohnwachstums
Mit dem Tariflohnindex (TLI) der Statistik Austria gibt es ein Maß für die durchschnittliche Entwicklung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter in Österreich. Der OeNB-Wage-Tracker ist ein einfacher Indikator, der die Informationen aller vorliegenden Kollektivvertragsabschlüsse aggregiert und in der Lage ist, die vergangene Entwicklung des TLI nachzuzeichnen bzw. diese zu prognostizieren.

Da Kollektivvertragsabschlüsse für ihre Laufzeit (meist ein Jahr) eine dauerhafte Erhöhung der Mindestlöhne und Gehälter bewirken, lässt sich das zu erwartende, im Jahresabstand gemessene, Tariflohnwachstum auch für die nahe Zukunft fortschreiben. Der Wert des Wage-Trackers kann grundsätzlich als Prognosewert für das Wachstum des TLI angesehen werden. Dabei ist aber auch auf den Anteil der dem Wage-Tracker zu Grunde liegenden Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung, den kollektivvertraglichen Abdeckungsgrad, zu achten. Je höher der Abdeckungsgrad, desto verlässlicher ist die Prognose.

Wage-Tracker zeigt langsames Sinken des Tariflohnwachstums im heurigen Jahr an, danach beschleunigter Rückgang
Die blaue Linie in der nachstehenden Grafik zeigt das Wachstum des TLI, während die dunkelrote Linie den OeNB-Wage-Tracker darstellt. Ergänzend werden die Entwicklungen der rollierenden Inflation (grüne Balken) und die prognostizierte rollierende Inflation (blaue Balken) veranschaulicht.

Der Wage-Tracker legt nahe, dass das Wachstum der Tariflöhne am Anfang des heurigen Jahres seinen Höhepunkt erreicht hat und bis zum Jahresende langsam abnimmt. Diese Fortschreibung ist relativ zuverlässig, weil bis dahin die zu Grunde liegende kollektivvertragliche Abdeckung relativ hoch bleibt (über 80 %, siehe die gestrichelte Linie). Dies liegt auch daran, dass für die Metallersektoren, deren Abschlüsse üblicherweise im November in Kraft treten, im letzten Herbst Zweijahresabschlüsse erfolgt sind.

Ab Anfang 2025 kommt es zu einem stärkeren Rückgang des Tariflohnwachstums. Viele Abschlüsse, die im Jänner 2025 in Kraft treten, sind derzeit zwar noch unbekannt, was zu einem Sinken des Abdeckungsgrads von über 80 %auf etwa 35 % führt. Der letztere Wert zeigt jedoch an, dass der Verlauf des KV-Lohnwachstums für mehr als ein Drittel der Beschäftigten bis Mitte nächsten Jahres bekannt ist. Dazu gehören KV-Abschlüsse aus dem Frühjahr 2024 sowie Zweijahresabschlüsse (wie erwähnt, in den Metallersektoren, aber auch in der IT-Branche und im Hotel- und Gastgewerbe). Gegeben die derzeitige Inflationsprognose der OeNB – weiterhin sinkende rollierende Inflation – dürfte das Wachstum der Tariflöhne sogar stärker zurückgehen als derzeit vom Wage-Tracker angezeigt.

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