Bartolomeo Giuseppe Guarneri „del Gesù“
1698–1744In Guarneris Taufeintrag sind beide Vornamen vermerkt, jedoch findet sich in späteren Quellen nur mehr der zweite. Auch auf seinen Geigenzetteln gab er den Vornamen mit „Joseph“ an und fügte ein stilisiertes Kreuz sowie die Buchstaben „IHS“ hinzu. Um ihn eindeutig von seinem gleichnamigen Vater unterscheiden zu können, verlieh ihm die Nachwelt den Beinamen „del Gesù“. Über die Ausbildung des bekanntesten Mitglieds der Guarneri Familie gibt es keine Informationen. Er dürfte aber die Lehrjahre bei seinem Vater verbracht und auch danach in dessen Werkstatt gearbeitet haben. 1723 ehelichte er die aus Wien stammende Catarina Rota, und wenig später dürfte das Paar das Elternhaus verlassen haben. Für kurze Zeit nahm Guarneri eine Landwirtschaft in Pacht, jedoch widmete er sich ab 1730 wieder dem Geigenbau. Aus dieser Zeit stammen die frühesten Geigen, die seine Zettel tragen. Darunter befinden sich allerdings Instrumente, an denen auch der Vater mitgearbeitet hat. Die finanzielle Situation der Familie Guarneri war seit vielen Jahren angespannt und sollte sich weiter verschlechtern. Als Giuseppes Mutter 1737 starb, musste er sich Geld für das Begräbnis ausleihen. Doch die Schuld konnte nicht zurückgezahlt werden, weitere Belastungen folgten, und schließlich musste der Familienwohnsitz verkauft werden. Giuseppe Guarneri starb am 17. Oktober 1744 und wurde im Friedhof der Pfarrkirche S. Prospero begraben.
Guarneris Schaffensperiode ist zwar sehr kurz gewesen, jedoch hat er ein Werk hinterlassen, das ihn dank der akustischen Qualität der Instrumente und der Prägnanz ihrer optischen Erscheinung einzigartig macht. Obwohl bauliche Details wie die Form der Wölbung, der Schnitt der F-Löcher oder das Design der Schnecken variieren, besitzen seine Instrumente eine unverwechselbare Handschrift. Dazu zählt auch eine gewisse Nachlässigkeit bei Arbeitsschritten, die nicht zum Klang beitragen. So sind etwa die Randeinlagen oft flüchtig und unregelmäßig ausgeführt. Paganini erhielt um 1800 eine Guarneri aus dem Jahr 1743, die er wegen ihrer Klangfülle „il Cannone“ („die Kanone“) nannte und bis an sein Lebensende spielte. Seither sind Guarneris Geigen gesuchte Soloinstrumente, die preislich mit Stradivaris besten Instrumenten gleichziehen.