Klimarisiken und Green Finance

Der Klimawandel kann erhebliche Folgen für die Wirtschaft und den Finanzsektor haben. Damit erschwert er unsere Mission als Zentralbank, für stabile Preise und funktionierende Finanzmärkte zu sorgen. Der Finanzsektor muss Klimarisiken erkennen und managen, die OeNB unterstützt ihn dabei. Andererseits bietet Green Finance Chancen für Märkte und Umwelt.

Die Erderwärmung ist eine globale Herausforderung. Ihre Auswirkungen sind bereits jetzt spürbar, aber zukünftige Generationen werden noch stärker betroffen sein. Im Pariser Klimaabkommen verpflichten sich daher alle Länder der Erde, ihren Ausstoß an Treibhausgasen massiv zu senken.

Risiken für die Wirtschaft

Für die Wirtschaft ergeben sich einerseits physische Klimarisiken durch die Erderwärmung, etwa wenn Extremwetterereignisse Betriebsanlagen zerstören und die Produktivität senken. Andererseits gibt es Transitionsrisiken, wenn etwa viele Firmen ihre Geschäftsmodelle nicht rechtzeitig umstellen und Verluste erleiden, was zu Turbulenzen auf den Finanzmärkten führen kann. Sowohl physische Klimarisiken als auch Transitionsrisiken beeinflussen die Inflation – insbesondere über die Energiepreise – und die Wirtschaftsdynamik.

Green Finance als Chance für die Wirtschaft?

Klimafreundliche Investitionen eröffnen aber auch Chancen für die Wirtschaft. Green Finance trägt dazu bei, den enormen Investitionsbedarf für die Energiewende durch privates und öffentliches Kapital zu finanzieren. Der Markt für nachhaltige Finanzprodukte wächst derzeit rasch. Jedoch lassen manche „grüne“ Anlageprodukte bei genauerer Analyse keinen echten Nutzen für Klima und Umwelt erkennen. Solche Fälle von Greenwashing schädigen die Effizienz des Finanzmarktes.

Rolle der Zentralbanken

Angesichts der Risiken und Chancen werden auch Zentralbanken und Aufsichtsorgane aktiv.

• Die EZB berücksichtigt bereits klimabedingte Risiken in ihren geldpolitischen Geschäften. Klimarisiken in der Bilanz des Eurosystems, zu dem auch die OeNB gehört, werden bewertet und gesteuert. In volkswirtschaftlichen Analysen untersuchen wir die makroökonomischen Effekte von Klimawandel und -politik.
• Die Nationalbank überprüft im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit, ob Kreditinstitute klimabezogene finanzielle Risiken ausreichend beachten. Mittels Klimastresstests schätzen wir die Effekte der Klimawende auf die finanzielle Bonität von Banken sowie die Stabilität des gesamten Finanzsystems ab. Als Mitglied des Network for Greening the Financial System (NGFS) arbeiten wir unter anderem an der Schaffung von Klimaszenarien mit. In Österreich unterstützen wir die Finanzmarktaufsicht und die zuständigen Ministerien bei der Umsetzung europäischer Regulierungsmaßnahmen zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Das betrifft auch nationale Initiativen für Green Finance sowie für die Widerstandsfähigkeit gegen Klimarisiken.
• Die OeNB betreibt auch selbst seit mehr als 20 Jahren ein zertifiziertes Umweltmanagement. Wir verbessern laufend den CO2-Fußabdruck und die Umweltbilanz unserer Geschäftstätigkeiten und legen klimarelevante Kennzahlen unserer Finanzanlagen nach Standard des Eurosystems offen. Wir schärfen das allgemeine Klimabewusstsein, schließen Datenlücken und suchen den Dialog zur Klimawende. Unser Einsatz für Markttransparenz begünstigt ein nachhaltigeres Finanzsystem.

Im Rahmen unserer Aufgaben tragen wir also zu einem reibungslosen Übergang zur klimaneutralen Wirtschaft bei. Doch die OeNB ist keine Hauptakteurin in der Klimapolitik. Es braucht demokratisch legitimierte Gesetzgeber, die entschiedene Maßnahmen setzen, wie etwa Treibhausgase fair zu bepreisen.

Videos

Publikationen

Probleme bei der Versicherung gegen Naturkatastrophen
Wolfgang Pointner. OeNB 2024.

Welchen Preis hat Klimaneutralität?
Nada Dzubur, Wolfgang Pointner. OeNB 2024.

Welche Technologien der Energiewende sind ökonomisch sinnvoll?
Andreas Breitenfellner. OeNB 2024

Wie grün ist die Inflation? Klimaschutz treibt die Preise nur wenig
Andreas Breitenfellner. OeNB 2024.

Warme Zeiten – teures Bier? Was Wetter und Klima mit Inflation zu tun haben.
Mirjam Salish. OeNB 2024.

What do people in Austria think about green finance?
Andreas Breitenfellner, Heider Kariem. OeNB 2023.

(W)ärmere Aussichten? Wie das Wetter die Preise beeinflusst
Mirjam Salish. OeNB 2023.

Transitorische Risiken – Analyse und Vergleich quantitativer Kennzahlen für österreichische nichtfinanzielle IFRS-Unternehmen
Patrick Landendinger, Stefan Löschenbrand, Manuel Mayer, Florian Resch, Sabine Wukovits. OeNB 2023.

Green transition in CESEE: sectoral emissions and EU recovery plans
Andreas Breitenfellner, Matthias Lahnsteiner, Thomas Reininger. OeNB 2023

The effects of climate change on the natural rate of interest: a critical survey
Francesco Paolo Mongelli, Wolfgang Pointner, Jan Willem van den End. ECB 2022.

What is the impact of carbon pricing on inflation in Austria?
Andreas Breitenfellner, Friedrich Fritzer, Doris Prammer, Fabio Rumler, Mirjam Salish. OeNB 2022.

Österreichs Klimapolitik: Vom Vorbild zum Nachzügler in der EU
Andreas Breitenfellner, Matthias Lahnsteiner, Thomas Reininger. OeNB 2021.

The impact of climate change on monetary policy
Andreas Breitenfellner, Wolfgang Pointner. OeNB 2021.

Nationalbank und Finanzmarktaufsicht unterstützen UN-Klimagipfel in Glasgow 2021
Presseaussendung, OeNB 2021.

OeNB climate risk stress test – modeling a carbon price shock for the Austrian banking sector
Martin Guth, Jannika Hesse, Csilla Königswieser, Gerald Krenn, Christian Lipp, Benjamin Neudorfer, Martin Schneider, Philipp Weiss. OeNB 2021.

Climate protection: state of play, division of labor, steps forward
Robert Holzmann. OeNB 2021.

Green finance – opportunities for the Austrian financial sector
Andreas Breitenfellner, Susanne Hasenhüttl, Georg Lehmann, Andreas Tschulik. OeNB 2020.