Antonio Stradivari
um 1644 bis 1737Stradivaris genaues Geburtsdatum konnte bisher nicht ermittelt werden. Auch über seine Ausbildung liegen keine gesicherten Hinweise vor. Während früher angenommen worden ist, er habe seine Lehrzeit bei Nicolò Amati verbracht, wird heute auch eine Ausbildung als Holzschnitzer in Betracht gezogen. Das älteste erhaltene Dokument betrifft seine Eheschließung im Jahr 1667. Wenig später bezog das Paar ein Haus mit Werkstätte im Zentrum Cremonas. Stradivaris älteste erhaltene Geige ist mit 1666 datiert, jedoch sind aus den Jahren bis 1677 nur wenige weitere Instrumente erhalten geblieben. Zusätzlich wurden bei den meisten dieser frühen Geigen die Zettel manipuliert oder entfernt. Instrumente aus seiner frühen Schaffensperiode zeigen Stilmerkmale Amatis auf, sind jedoch hinsichtlich des verwendeten Modells und der Wölbungsform uneinheitlich. Offensichtlich experimentierte Stradivari in dieser Phase seines Schaffens, indem er unterschiedliche Parameter variierte. Auch wenn Stradivari heute ausschließlich als Hersteller von Instrumenten der Violinfamilie bekannt ist, darf nicht übersehen werden, dass er auch Gitarren, Mandolinen, Harfen und mindestens eine Viola da Gamba gebaut hat. 1680 konnte Stradivari ein Haus an der zentral gelegenen Piazza di San Domenico kaufen, das sich in der Nähe der Werkstätten der Familien Guarneri und Amati befand. Ab 1690 experimentierte Stradivari mit einem Korpusmodell, das um einige Millimeter über dem Standard lag und als long pattern bezeichnet wird. Ab 1700 erreichte Stradivaris Werkstatt ihren qualitativen Höhepunkt. Das von da an vorherrschende breite Modell mit einer sehr vollen Wölbung mittlerer Höhe ist sowohl in ästhetischer Hinsicht als auch klanglich optimal; wohl auch wegen des hervorragenden Tonholzes, das Stadivari zu dieser Zeit zur Verfügung gestanden ist. Da inzwischen auch die beiden Söhne Francesco (geboren 1671) und Omobono (geboren 1679) ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, stieg die Produktivität der Werkstatt stark an. Diese Zeit bis zu den 1720er Jahren wird daher auch häufig als die „Goldene Periode“ bezeichnet. Die danach gebauten Instrumente wirken sehr kräftig, haben breitere Ränder und eine schwach ausgebildete Hohlkehle. Abgesehen von geringfügigen altersbedingten Unsicherheiten in handwerklicher Hinsicht besitzen auch diese späten Instrumente großes klangliches Potential. 1727 kaufte Stradivari eine Grabstätte in der Basilika San Domenico und regelte die Aufteilung seines beträchtlichen Vermögens. Im März 1737 starb seine zweite Frau Antonia im Alter von 72 Jahren; Stradivari folgte ihr im Dezember desselben Jahres, wobei er bis in sein letztes Lebensjahr im Geigenbau aktiv geblieben war.
Die Nachwelt hat Stradivari zum berühmtesten Geigenbauer aller Zeiten erhoben. Das hat gleichermaßen mit seiner langen Schaffenszeit, den zahlreichen erhaltenen Instrumenten, der stilistischen Konstanz seiner Arbeiten, der hohen Ästhetik und – vor allem – dem klanglichen Potenzial seiner Instrumente zu tun. Alle bis heute erhaltenen Violinen, Violen und Violoncelli Stradivaris wurden im Lauf der Zeit baulich verändert. Sie erhielten längere und stärker geneigte Hälse sowie längere Bassbalken. In Verbindung mit dem heute verwendeten Saitenmaterial, das höhere Spannung erlaubt als die ursprünglich verwendeten Darmsaiten, besitzen diese Instrumente eine Klangfülle und ein Timbre, das sie zu idealen Konzertinstrumenten macht.