44. Volkswirtschaftliche Tagung der OeNB in Zusammenarbeit mit SUERF am 29. und 30. Mai 2017
(, Wien)Moderne Volkswirtschaften brauchen ein funktionierendes Finanzsystem. Obwohl seit 2010 eine Reihe von Reformen – etwa verbesserte Mindestkapitalanforderungen für Banken, neue Gesetze zur Bankenabwicklung und eine Zentralisierung der Derivativmärkte – umgesetzt wurden, bleibt die Frage, ob das derzeitige Finanzsystem zukunftstauglich ist, weiterhin aktuell. Kann es seine Hauptfunktionen auf Grundlage der aktuellen Strukturen erfüllen? Sind weitere grundlegende Änderungen nötig? Wenn ja, welche? Wie könnten die nächsten Schritte aussehen? Sind weitere Anpassungen bei der Bankenregulierung notwendig? Welche Rolle sollen Schattenbanken einnehmen? Was ist vom EU-Projekt der Kapitalmarktunion zu erwarten?
Diese Fragen sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, welchen Einfluss technische Neuerungen, wie digitales Geld und FinTechs, auf die Zukunft des Geld- und Finanzsystems haben werden. Es können sich daraus Anreize ergeben, dass sich künftig Unternehmen bilden, die vermehrt grenzüberschreitend Finanzdienstleistungen erbringen. Welche Chancen und potenziellen Risiken ziehen solche Entwicklungen nach sich?
Die 44. Volkswirtschaftliche Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die in Zusammenarbeit mit SUERF – The European Money and Finance Forum – veranstaltet wird, nimmt sich dieser Fragen an und diskutiert mögliche oder sich abzeichnende Zukunftsperspektiven. Die Tagung bringt dazu hochkarätige internationale und nationale Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker aus Politik, Wirtschaft, Finanzwesen und Wissenschaft zusammen.
OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny wird die Thematik in seiner Eröffnungsrede in einen breiteren volkswirtschaftlichen Kontext einbetten. Anschließend wird Bundesminister Thomas Drozda einleitende Worte an die Konferenzgäste richten. Danach werden sich Michael Kumhof (Bank of England) und Hanna Hallaburda (New York Stern School of Business) der Frage widmen, wie elektronisches Geld künftig von Zentralbanken ausgegeben werden könnte. Anschließend wird der Vorsitzende des Systemic Risk Council und Forscher an der Harvard Kennedy School, Sir Paul Tucker, die Herausforderungen des digitalen Zeitalters für Zentralbanken aus polit-ökonomischer Sicht beleuchten.
Mehrere Module der Tagung werden sich den Folgen des technologischen Wandels für die Finanzbranche widmen. Thomas Puschmann wird aus der Perspektive des Schweizerischen FinTech-Innovationslabors ausführen, wie Bankgeschäfte künftig ohne Banken abgewickelt werden könnten. Patricia Jackson, EY London und Vorstandsmitglied bei einem britischen Fintech-Startup, wird Plattformen als Alternativen zu traditionellen Banken evaluieren. Der britische Ökonom John Kay wird der Frage nachgehen, ob das Finanzsystem mit weniger Vermittlern auskommen könnte. David Yermack (New York Stern School of Business) und Nikolaus Hautsch (Universität Wien) werden sich mit der Zukunft der Kapitalmärkte auseinandersetzen. Den Abschluss des ersten Konferenztags wird ein Kamingespräch von Gouverneur Nowotny mit Finanzminister Hans-Jörg Schelling bilden.
Der zweite Konferenztag widmet sich zunächst der Zukunft des Bargelds. François Velde (Federal Reserve Bank of Chicago) erörtert künftige Trends und Herausforderungen im Zahlungsverkehr. Helmut Stix (OeNB) präsentiert Forschungen zur weiterhin hohen Bedeutung von Bargeld. Im anschließenden Panel diskutieren Experten zu den Chancen und Herausforderungen des Fintech-Trends für Banken und Finanzmarktaufseher. Mit Valentin Stalf (N26 Bank) und Reinhold Bierbaumer (MEP, Mobile Equity Partners) treffen zwei Vertreter von Fintech-Startups auf Thomas Schaufler von der Erste Bank. Marc Niederkorn (Senior Partner bei McKinsey & Company) und Klaus Kumpfmüller (Österreichische Finanzmarktaufsicht) werden das Thema aus der Sicht einer Beraterfirma und der Finanzmarktaufsicht beleuchten. Erkki Liikanen (Gouverneur, Bank of Finland) wird sich zum Abschluss der Konferenz im Rahmen der SUERF Annual Lecture mit der Frage beschäftigen, ob das Finanzsystem nach der Krise stabiler geworden sei.