Jean-Baptiste Vuillaume

1798–1875

Vuillaume wurde in Mirecourt geboren, dem wichtigsten Geigenbauzentrum Frankreichs. Auch seine Vorfahren waren im Geigenbau, den er bei seinem Vater erlernte, tätig gewesen. 1818 übersiedelte Vuillaume nach Paris, wo er zunächst bei François Chanot (1788–1825) arbeitete. Von 1821 bis 1827 war er in der Werkstatt Nicolas Antoine Létés (1793–1843) angestellt, doch bereits 1823 begann Vuillaume seine Instrumente mit eigenen Zetteln zu versehen. Nach der Trennung von Lété eröffnete er 1827 eine eigene Werkstätte. Dank des geschäftlichen Erfolgs konnte er 1858 mit seinem Gewerbe in ein vornehmes Haus in die Rue Demours aux Ternes ziehen, wo er bis zu seinem Tod verblieb.

Mitte des 19. Jahrhunderts dominierte Vuillaume den Geigen- und Bogenbau sowie den Handel mit Streichinstrumenten in Frankreich und Teilen Europas. Dank eines bis Norditalien reichenden Netzwerks konnte er den Markt mit den besten italienischen Instrumenten versorgen. Vor allem der leidenschaftliche Sammler und Händler Luigi Tarisio (um 1790 bis 1854) brachte ab 1827 regelmäßig wertvolle Instrumente nach Paris. In Tarisios Nachlass befanden sich nicht weniger als 24 Stradivari Geigen sowie 120 weitere italienische Meisterinstrumente, von denen Vuillaume die meisten in Paris vermarktete. Zudem war er auch ein meisterhafter Reparateur, sodass viele der Instrumente vor dem Verkauf in seiner Werkstätte neue Hälse und Bassbalken erhielten. Seine eigenen Instrumente baute er nach italienischen Vorbildern. Zahlenmäßig dominierten dabei Kopien nach Stradivari und Guarneri, jedoch baute er auch Instrumente, die stilistisch an Amati oder Maggini orientiert waren. Vuillaume verwendete einen leuchtenden, rötlichen Lack. Der Mode der Zeit entsprechend war der Lack vieler Instrumente schattiert, um sie optisch an historische Instrumente anzugleichen. Neben diesen ausgezeichneten Meisterinstrumenten vertrieb Vuillaume auch einfachere, meist in Mirecourt gefertigte Instrumente unter der Bezeichnung Stentor“ oder Sainte Cécile“. Auch im Bogenbau setzte Vuillaume Maßstäbe. Viele der besten französischen Bogenbauer wie Peccatte oder Voirin arbeiteten zumindest zeitweise für ihn. Weniger erfolgreich waren seine Versuche zur Erweiterung des Klangraums der Streichinstrumente. Der sogenannte Oktobass – ein übergroßer, dreisaitiger Kontrabass, der eine Oktave tiefer gestimmt war – setzte sich ebenso wenig durch wie ein Violamodell mit überbreitem Ober- und Mittelbügel.