Aktuelles

Statistiken – Daten und Analysen Q2-20

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Die aktuelle COVID-Krise hält Österreich und die ganze Welt in Atem. Für evidenzbasierte Entscheidungen sind verlässliche Daten unumgänglich. Der Großteil der im vorliegenden Heft analysierten Daten bezieht sich noch auf die Vor-COVID-Zeit. Das Wissen über die Ausgangssituation vor COVID ist genauso erforderlich wie die durch COVID induzierten Veränderungen, welche aber erst in den Daten der nächsten Perioden sichtbar sein werden.

Im vorliegenden Statistiken-Heft beleuchten Martin Bartmann, Klaus Formanek und Patrick Thienel das Kundengeschäft der österreichischen Banken im Jahr 2019. Die skizzierte Entwicklung basiert noch auf Daten aus der Zeit vor der COVID-19-Krise und zeigt für das Jahr 2019 ein stabiles Kreditwachstum und historisch niedrige Kreditzinssätze. So führten die expansiven geldpolitischen Maßnahmen bzw. die daraus folgenden geringeren Geldmarktzinssätze in Österreich zu weiteren Zinssenkungen bei den Kundenzinssätzen für das Kreditneugeschäft, wodurch diese neue Tiefststände ­erreichten. Dies führte zu einer vermehrten Aufnahme von Krediten mit einer Laufzeit von über einem Jahr durch Unternehmen. Private Haushalte profitierten vor allem bei neu aufgenommenen Wohnbaukrediten von den niedrigen Zinssätzen.

Wie gewohnt werden Ihnen die aktuellsten Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft von Gerald Hubmann präsentiert. Hier werden sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite der Kreditvergabe sowie die Refinanzierungssituation näher beleuchtet. Infolge der von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie kam es zu Änderungen bei zuvor schon länger bestehenden Trends im Kreditgeschäft.

Die Marktvolumina nachhaltiger Investmentzertifikate und Anleihen in Österreich werden im Beitrag von Roberto Codagnone, Jacob Wagner und Jun Chao Zhan näher untersucht. Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass sich die zunehmende Bedeutung von ökologisch und sozial nachhaltigen Finanzprodukten auch in Österreich widerspiegelt. In der Kategorie der Publikumsfonds stellten die privaten Haushalte, gefolgt von Fonds-in-Fonds-Veranlagungen, die größte inländische Gläubigergruppe der mit dem Nachhaltigkeitskennzeichen UZ 49 zertifizierten Fonds dar. Beachtenswert ist, dass gemessen an den relativen Preiseffekten der Nachhaltigkeitsaspekt im Untersuchungszeitraum nicht auf Kosten der Veranlagungsgewinne ging.

Birgit Bernhard setzt sich in ihrem Beitrag mit der Entwicklung der europäischen börsennotierten Konzerne im Jahr 2018 auseinander. Die Autorin kam dabei zum Schluss, dass die Ertragskraft der analysierten europäischen Konzerne 2018 erstmals nach vier Jahren einen Rückgang zeigte. Die ­Rentabilität (gemessen am Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz) war ebenfalls rückläufig, wobei vor allem in den Sektoren Energie und Industrie eine schwache Entwicklung zu beobachten war. Im Ländervergleich rutschten die österreichischen Konzerne bei einer gegenüber dem Vorjahr geringeren Rentabilität vom fünften auf den sechsten Platz ab.

Im Anschluss analysieren Peter Lindner und Maximilian Propst die Antwortdauer in der dritten Welle des Household Finance and Consumption Survey (HFCS) in Österreich. Die Paradaten der ­Erfassung der Dauer des gesamten Interviews bzw. der Beantwortungsdauer einzelner Fragen geben unter anderem Aufschluss über die Qualität eines Fragebogens bzw. wichtige Informationen für das Design eines solchen. Dabei wird auch auf sozio-ökonomische Unterschiede der befragten Personen eingegangen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich die Befragten für die qualitativ hochwertige Beantwortung der Fragen die notwendige Zeit nehmen.

In ihrem Beitrag zu Österreichs Außenwirtschaft im Jahr 2019 setzt Erza Aruqaj einen Schwerpunkt der Betrachtung auf 25 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. So durchlief Österreichs Außenwirtschaft kurz vor dem weltweiten Konjunktureinbruch aufgrund der COVID-19-Pandemie eine historisch erfolgreiche Phase, an deren Beginn der Beitritt zur Europäischen Währungsunion steht. Durch den EU-Beitritt 1995 und die Teilnahme an der Wirtschafts- und Währungsunion ab 1999 wurde die Entwicklung der österreichischen Außenwirtschaft entscheidend geprägt und Österreich ­entwickelte sich in den vergangenen 25 Jahren von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteur mit einem seit 2002 durchgehend positiven Leistungsbilanzüberschuss.

Kurzbericht

Gutes Jahresergebnis 2019 für Österreichs Kreditinstitute 1

Die österreichischen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute können mit einem aggregierten Jahresergebnis in Höhe von rund 6,7 Mrd EUR auf ein ­zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2019 zurückblicken. 2 Das Jahresergebnis 2019 lag um 0,2 Mrd EUR unter dem Vergleichswert des Vorjahres 3 , befindet sich aber immer noch auf hohem Niveau. Österreichs Banken sind dank ihrer stabilen­ ­Ertragslage gut für die durch das Coronavirus bedingten stürmischen Zeiten ­gerüstet. Internationale Aufsichtsbehörden gehen davon aus, dass die Banken bei Ausschüttungen von Dividenden, Gewinnen und Boni besonnen agieren, die ­Entscheidungen über mögliche Auszahlungen in den Herbst verschieben und wohlüberlegt in Einklang mit ihrer Risikotragfähigkeit handeln.

Die aggregierten Betriebserträge lagen im Jahr 2019 um 4,1% über dem ­Vorjahreswert. Positiv auf die Betriebserträge wirkte sich einerseits das um 2,5% gestiegene Nettozinsergebnis aus. Außerdem erwiesen sich der Handelserfolg und die Bewertungsergebnisse (+63,7%) sowie das Provisionsergebnis (+1,8%) als unterstützende Elemente.

Das aggregierte Betriebsergebnis ist um 1,2% zurückgegangen. Dies ist ­vorrangig durch den Anstieg bei Abschreibungen und Wertminderungen von ­immateriellen Vermögenswerten (Firmenwert, Sachanlagen, als Finanzinvestition gehaltene Immobilien und Beteiligungen) um 62,2% zu erklären, wobei absolut gesehen die Hälfte auf Beteiligungen entfällt. Zudem drückten die um 1,3% ­gestiegenen Verwaltungsaufwendungen das Betriebsergebnis.

Insgesamt wurde somit beim aggregierten Jahresergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen ein leichter Rückgang um 2,9% verzeichnet. Neben dem leicht gesunkenen Betriebsergebnis belastete vor allem der Anstieg des Ergebnisses aus Wertminderungen/Wertaufholungen (z. B. Wertberichtungen für Kredite und Forderungen sowie Rückstellungen für erteilte Zusagen und Garantien) um 82,2% und jener der sonstigen Rückstellungen (350,7%) das Jahresergebnis.

Tabelle 1: Aggregierte Ertragslage der österreichischen Kreditinstitutsgruppen und ­Einzelkreditinstitute
2019 2018 Differenz
in Mio EUR in Mio EUR absolut relativ in %
Zinsergebnis, netto1 15.589 15.210 379 2,5
+ Provisionsergebnis, netto 7.226 7.097 129 1,8
Auf Anforderung rückzahlbare Aufwendungen für Aktienkapital 0 0
+ Dividendenerträge 612 628 –16 –2,6
+ Handelserfolg und Bewertungsergebnisse 732 447 285 63,7
+ Bewertungsergebnisse bei Ausbuchungen 312 210 102 48,4
+ Sonstiges betriebliches Ergebnis 527 431 96 22,2
= BETRIEBSERTRÄGE, NETTO 24.997 24.023 974 4,1
Verwaltungsaufwendungen 14.413 14.232 181 1,3
Abschreibungen und Wertminderungen von immateriellen ­Vermögenswerten inkl. Firmenwert, Sachanlagen, als ­Finanzinvestition gehaltene Immobilien und Beteiligungen 2.320 1.430 890 62,2
= BETRIEBSERGEBNIS 8.264 8.361 –97 –1,2
Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht erfolgs­wirksam zum beizulegenden Zeitwert bewerteten finanziellen Vermögenswerten und erteilten Zusagen und Garantien 689 378 311 82,2
Sonstige Rückstellungen 271 60 211 350,7
+ Anteil des Gewinns oder (–) Verlusts aus Beteiligungen an ­Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen,
die nicht voll- oder quotenkonsolidiert sind
1.276 1.064 212 19,9
+ Gewinn oder Verlust aus als zur Veräußerung gehalten ­eingestuften langfristigen Vermögenswerten und ­Veräußerungsgruppen, die nicht die Voraussetzungen für
eine Einstufung als aufgegebene Geschäftsbereiche erfüllen
19 –131 151 A
+ Sonstiger Saldo in Summe 30 103 –73 –70,6
= PERIODENERGEBNIS VOR STEUERN UND ­MINDERHEITENANTEILEN 8.631 8.959 –328 –3,7
Ertragssteuern 1.382 1.444 –62 –4,3
+ Außerordentlicher Gewinn oder
(–) Verlust nach Steuern für UGB-/BWG-Melder
85 –9 94 A
+ Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen
nach Steuern
14 14 –1 –5,4
Minderheitenanteile 634 605 29 4,8
= PERIODENERGEBNIS NACH STEUERN UND ­MINDERHEITENANTEILEN 6.713 6.916 –202 –2,9
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 26.03.2020.
1 Die prozentuelle Veränderung in einer Position wird nur dargestellt wenn zu beiden Meldeterminen positive Werte gemeldet werden. In allen ­anderen Fällen symbolisiert „A“ einen Anstieg und „R“ einen Rückgang.

1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Aufsicht, Modelle und Bonitätsanalysen, norbert.ernst@oenb.at.

2 Das angeführte aggregierte Jahresergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen des Jahres 2019 in Höhe von 6,7 Mrd EUR basiert auf den zum Zeitpunkt der Analyse vorliegenden aufsichtsstatistischen Meldedaten. Aus dem Vergleich zu den von Bankprüfern geprüften Jahresabschlüssen nach den International Financial Reporting ­Standards (IFRS), die zum aktuellen Zeitpunkt erst vereinzelt vorliegen, können sich noch Änderungen ergeben.

3 Es ist zu beachten, dass die Daten für das Jahresende 2019 auf den Bilanzierungsvorschriften gemäß IFRS 16 ­beruhen, während die Vergleichswerte für 2018 noch unter IAS 17 (International Accounting Standards) erstellt wurden. Diese beiden Regelwerke unterscheiden sich hauptsächlich in den Vorgaben zur Erfassung von Leasing­verhältnissen.

Analysen

Executive Summaries

Interest rates for corporate loans at historic lows in 2019

In 2019, the Eurosystem’s expansionary monetary policy measures caused lending rates on new loans to households and nonfinancial corporations to drop to new historic lows. With a view to the ­challenges brought about by the COVID-19 crisis, this creates favorable conditions in particular for nonfinancial corporations. In light of this, the Austrian banking sector recorded a robust 6.3% increase in loans to domestic nonfinancial corporations in 2019. At the same time, the volume of corporate deposits with Austrian banks went up by EUR 3.5 billion, or 5.2%, reaching a record high of EUR 70.9 billion in 2019.

Demand for corporate loans increases sharply in response to COVID-19 crisis – Austrian results from the euro area bank lending survey published in April 2020

The measures the Austrian federal government took to contain the COVID-19 pandemic have already begun to have a significant impact on bank lending. Demand for corporate loans, in particular, ­increased sharply in the first quarter of 2020, after having remained largely stable in 2019. Enterprises are in strong need of loans to cover the costs of holding inventories and to finance operating equipment, and they must also meet funding needs, restructure their debt or renegotiate loans. According to banks’ expectations, demand will grow even further in the second quarter of 2020.

After margins on average corporate loans had narrowed for four years in a row, driven by competition, and margins on riskier corporate loans had remained largely unchanged, margins in general suddenly increased in the first quarter of 2020. Such rises were ascribed to changes in the perception of risk, higher funding costs and balance sheet constraints. Since most of the new financing instruments that are covered by government guarantees were not yet available in the period under review, their impact on loan supply, loan demand and credit risk is largely unaccounted for in this contribution.

Retail banking, by contrast, saw rather moderate developments in the first quarter of 2020. Yet, the perception of risk proved more restrictive in this segment, too, which might have implications for banks’ lending policy. For the second quarter of 2020, banks expect a significant decline in the demand for housing loans, which so far has followed a prolonged expansionary trend mainly attributable to the prevailing low interest rates.

Banks’ funding situation deteriorated in the first quarter of 2020, in particular with regard to long-term deposits, short-term money market transactions (with maturities of more than one week) and funding via medium- to long-term debt securities. Over the last four years, these segments had mainly been improving. Now, banks expect them to deteriorate further in the second quarter of 2020.

This survey round also featured questions about the implications of the monetary policy measures taken by the Eurosystem since fall 2019. The survey results suggest that the asset purchase programme (APP) has had positive effects on banks’ funding conditions, but negative effects on their profitability. The negative deposit facility rate is seen to be clearly weighing on banks’ results. The two-tier system introduced from October 30, 2019, for the remuneration of excess reserves has somewhat cushioned the negative effects on banks’ profitability, however. Given the attractive conditions surrounding the third series of targeted longer-term refinancing operations (TLTRO III), banks’ attitude to this ­measure is positive. As intended by this set of measures, banks use the funds made available via TLTRO III operations for lending purposes.

Sustainable mutual fund shares and bonds in Austria

Over the last few years, policymakers and society as a whole have begun to attach increasing importance to financial products that are ecologically and socially sustainable. In Austria, the Federal ­Ministry for Climate Action, Environment, Energy, Mobility, Innovation and Technology awards the Austrian ­Ecolabel for sustainable financial products (UZ 49). In the same vein, numerous initiatives abroad are also committed to increasing transparency on sustainable financial products for investors.

This contribution analyzes the volume held in 2018 and 2019 by mutual funds in Austria that are officially recognized as sustainable, based on the security-by-security breakdown of the OeNB’s ­custody accounts statistics and on information provided by certification agencies and information ­centers in Austria and abroad. The market volume of UZ 49-certified domestic retail funds came to EUR 7.4 billion at end-December 2019, which corresponds to around 7.2% of the total volume of ­domestic retail funds. Mutual fund shares play an increasingly important role in the investment activities of domestic households. Their share in Austrian households’ total portfolio investment holdings went up to 25.1% (EUR 66.0 billion) in 2019 (2018: 23.1% or EUR 57.3 billion).

Moreover, a detailed analysis of this trend shows that retail funds linked to sustainability aspects were in high demand in 2019. Austrian households’ holdings of sustainable, UZ 49-certified domestic mutual fund shares almost doubled between 2018 (EUR 1.5 billion) and 2019 (EUR 2.8 billion). This sharp ­increase can be explained by a rise in the number of certifications as well as by price effects and a positive net balance of household transactions. In 2019, Austrian households’ total holdings of both domestic and foreign sustainable mutual fund shares came to EUR 3.8 billion, i.e. 6.3% of total retail fund investments.

Another sustainable option for investors are investments in ecologically and socially sustainable bonds (“green bonds”). Since March 2018, Wiener Börse AG has provided a platform called Green and Social Bonds to issuers of sustainable bonds that comply with the Green Bond Principles (GBPs). In ­December 2019, the outstanding volumes of domestic green bonds listed on this platform had a total ­market value of EUR 3.0 billion.

Performance of European listed corporations in 2018

In 2018, the performance of European listed corporations analyzed in this contribution worsened for the first time in four years. While aggregate growth in sales still came to 2.6%, both operating profits and results before tax decreased significantly (by 4.0% and 5.3%, respectively).

Profitability as measured by the operating income-to-sales ratio was on the decline as well, with weak developments recorded in the energy and industrial sectors in particular. Compared with the ­European peers under review, Austrian corporations dropped from fifth to sixth place in 2018 as their profitability remained below levels recorded in the preceding year. While the aggregate capital of ­European corporations continued to grow despite lower – albeit still positive – results, the capital ratio of Austrian corporations went down given a disproportionate increase in total assets.

In most of the nine countries under consideration, corporations’ external funding relied on bonds. In Austria, by contrast, bank loans continued to be corporations’ primary source of funding also in 2018, with bonds already coming in a close second though. Financial liabilities less liquid assets edged up both for European and Austrian corporations, as did the calculated interest burden on financial ­liabilities. This analysis is based on the annual financial statements of listed nonfinancial corporations in nine countries (Austria, Belgium, France, Germany, Greece, Italy, Portugal, Spain and Turkey).

Duration of HFCS interviews in Austria

This contribution analyzes the duration of interviews carried out during the third wave of the Household Finance and Consumption Survey (HFCS) in Austria. Our analysis also considers socioeconomic ­differences across respondents. Among other things, the paradata on the duration of entire individual ­interviews and/or of response times required for answering individual sections of the HFCS questionnaire provide insights into the quality of this questionnaire and useful information for the designing of questionnaires in general. We find that asking respondents to specify amounts of money, which happens frequently in the HFCS, may substantially increase the duration of interviews. For instance, respondents who have completed tertiary education take particularly long in answering question blocks in which they are frequently asked to give specific amounts. Also, respondents’ age and income level are found to ­influence the duration of interviews, while gender apparently does not play a role. Altogether, our ­results suggest that respondents tend to take the time necessary to answer the survey questions as ­thoroughly as possible.

Austria’s external sector 25 years after Austria’s EU accession

Before the global economic downturn caused by the COVID-19 pandemic, Austria’s external sector had experienced a period of extraordinary success, which had started out with Austria’s accession to the European Union in 1995. The country’s EU membership, and participation in Economic and Monetary Union (EMU) from 1999, had a crucial influence on developments in Austria’s external sector. Over the past 25 years, Austria turned from a net importer into a net exporter, having posted a current ­account surplus every year since 2002.

In 2019, Austria’s current account was again clearly positive at just under EUR 10.5 billion (2018: EUR 9 billion), thus reaching the highest level since the financial and economic crisis. Not only did the traditionally profitable travel segment record revenues of more than EUR 20 billion for the first time, but also goods exports remained solid in 2019. The EU continues to play a pivotal role for the Austrian economy: In 2019, 70% of domestic goods and services exports totaling EUR 156 billion went to EU countries.

The current account surplus is mirrored in the financial accounts: At EUR 11.8 billion in 2019, net capital flows also reached the highest level since the financial and economic crisis (2018: EUR
10.3 billion). Strategic investments likewise attest to the long-standing financial ties between Austria and other EU countries: In 2019, just under two-thirds of Austrian direct investment stocks were ­located in other EU countries, while more than half of foreign direct investment (FDI) stocks in Austria originated from other EU countries.

Übersicht

Historischer Tiefststand bei Unternehmenszinssätzen im Jahr 2019

Im Jahr 2019 führten die im Euroraum durchgeführten expansiven geldpolitischen Maßnahmen zu neuen historisch geringen Kundenzinssätzen im Kreditneugeschäft, welche im Hinblick auf die ­Herausforderungen im Zusammenhang mit der aktuellen COVID-19-Krise als günstige Rahmen­bedingungen speziell für Unternehmen gewertet werden können. In diesem Umfeld zeigte sich auf dem österreichischen Bankensektor das Kreditwachstum von inländischen Unternehmen im Jahr 2019 mit 6,3% robust. Gleichzeitig stieg das Einlagenvolumen von Unternehmen bei österreichischen Banken im Jahr 2019 um 3,5 Mrd EUR bzw. 5,2% auf den neuen Höchststand von 70,9 Mrd EUR an.

Nachfrage nach Unternehmenskrediten durch COVID-19 stark gestiegen – ­Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2020

Die Folgen der von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie spiegeln sich bereits deutlich im Kreditgeschäft der Banken wider. So ist insbesondere die Nachfrage nach Unternehmenskrediten außergewöhnlich stark gestiegen. Nach einer stabilen Entwicklung im Jahr 2019 nahm die Nachfrage im ersten Quartal 2020 signifikant zu. Der Grund hierfür liegt im ­starken Kreditbedarf der Unternehmen zur Deckung der Lagerhaltungskosten und zur Finanzierung von Betriebsmitteln sowie in ihrem Bedarf an Refinanzierung, Umschuldung und Neuverhandlung von Krediten. Für das zweite Quartal wird vonseiten der befragten Banken ein noch stärkeres Anziehen der Nachfrage erwartet.

Nach vier Jahren mit Reduktionen bei den Margen für durchschnittliche Unternehmenskredite (begründet mit der Wettbewerbssituation) und weitgehend unveränderten Margen bei risikoreicheren Unternehmenskrediten kam es im ersten Quartal 2020 jedoch zu kurzfristigen Steigerungen der ­Margen im Allgemeinen, die mit einer geänderten Risikoeinschätzung sowie mit höheren Refinanzierungs­kosten und bilanziellen Restriktionen begründet wurden. Die mit staatlichen Garantien besicherten neuen Finanzierungsinstrumente waren im Erhebungszeitraum größtenteils noch nicht verfügbar und sind in ihren Auswirkungen auf Angebot, Nachfrage und Kreditrisiko daher weitgehend noch unberücksichtigt.

Die Entwicklungen im Privatkundengeschäft waren im ersten Quartal 2020 hingegen moderat. Aber auch hier zeigt sich eine restriktivere Risikoeinschätzung mit potenziellen Auswirkungen auf die Kreditvergabepolitik der Banken. Für das zweite Quartal 2020 erwarten die Banken einen deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, die bisher (begründet vor allem mit dem niedrigen Zinsniveau) einem langjährigen expansiven Trend folgte.

Die Refinanzierungssituation der Banken hat sich im ersten Quartal 2020 eingetrübt. Verschlechterungen gab es bei den langfristigen Einlagen, am kurzfristigen Geldmarkt (Laufzeit von über einer Woche) und bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Schuldtitel. Zuvor war es über vier Jahre hinweg hauptsächlich zu Verbesserungen gekommen. Für das zweite Quartal 2020 werden ­weitere Verschlechterungen erwartet.

In dieser Umfragerunde wurden die Banken auch zu den Auswirkungen der seit Herbst letzten Jahres beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems befragt. Das Ankaufprogramm hat – den Ergebnissen zufolge – positive Auswirkungen auf die Finanzierungsbedingungen der Banken, aber negative Effekte auf ihre Ertragslage. Der negative Zinssatz der Einlagenfazilität wird als deutliche Belastung der ­Ertragslage wahrgenommen. Das mit 30. Oktober 2019 eingeführte zweistufige System für die ­Verzinsung von Überschussliquidität mildert die dämpfenden Effekte auf die Ertragslage jedoch ab. Die Neuauflage der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte wird von den Banken ­aufgrund der attraktiven Bedingungen positiv beurteilt. Die dadurch verfügbaren Mittel werden – den Zielsetzungen des Maßnahmenpakets entsprechend – für die Kreditvergabe verwendet.

Nachhaltige Investmentzertifikate und Anleihen in Österreich

Ökologisch und sozial nachhaltige Finanzprodukte gewannen in den letzten Jahren auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zunehmend an Bedeutung. Neben dem österreichischen Nachhaltigkeitskennzeichen (UZ 49) des Bundesministeriums für Klimaschutz existieren im Ausland ebenfalls Initiativen, um nachhaltige Finanzprodukte für Investoren transparenter zu gestalten. Auf Basis der Einzelwertpapier-Depotstatistik der OeNB und Informationen der Zertifizierungs- bzw. Auskunftsstellen im In- und Ausland untersucht der vorliegende Artikel das Volumen der gekennzeichneten nachhaltigen Investmentfonds für die Jahre 2018 und 2019. Das Marktvolumen der mit dem UZ 49-Kennzeichen zertifizierten inländischen Publikumsfonds betrug Ende Dezember 2019 7,4 Mrd EUR. Dies ­entspricht etwa 7,2% des Volumens aller inländischen Publikumsfonds. Investmentzertifikate spielen in der ­Veranlagung von privaten inländischen Haushalten eine zunehmend wichtige Rolle. Der Anteil der ­gehaltenen Investmentzertifikate am gesamten Wertpapiervermögen österreichischer Haushalte stieg von 23,1% (57,3 Mrd EUR) im Jahr 2018 auf 25,1% (66,0 Mrd EUR) im Jahr 2019. Bei einer tiefergehenden Analyse dieses Trends zeigt sich zudem im Jahr 2019 eine starke Nachfrage nach Publikumsfonds, die mit Nachhaltigkeitsaspekten verknüpft sind. Der Haushaltsbestand der inländischen nachhaltigen Investmentzertifikate nach UZ 49 hat sich zwischen 2018 und 2019 von 1,5 Mrd EUR auf 2,8 Mrd EUR beinahe verdoppelt. Dies ist sowohl auf eine Zunahme der Zertifizierungen als auch auf Preiseffekte und positive Nettotransaktionen der Haushalte zurückzuführen. Im Jahr 2019 betrug der gesamte Haushaltsbestand nachhaltiger Investmentzertifikate im In -und Ausland 3,8 Mrd EUR, bzw. 6,3% der Veranlagung in Publikumsfonds. Ökologisch und sozial nachhaltige Anleihen (auch oft „Green Bonds“ genannt) bieten für Investoren eine weitere Veranlagungsmöglichkeit in nachhaltige Finanzprodukte. Die Wiener Börse bietet seit März 2018 Emittenten eine Plattform für nachhaltige Anleihen (Green and Social Bonds), die den Standards der Green Bond Principles (GBP) entsprechen. Im Dezember 2019 betrug der Marktwert des Umlaufvolumens der auf dieser Plattform gelisteten ­inländischen Green Bonds insgesamt 3,0 Mrd EUR.

Entwicklung der europäischen börsennotierten Konzerne 2018

Die Ertragskraft der analysierten europäischen Konzerne zeigte 2018 erstmals nach vier Jahren einen Rückgang. Während das aggregierte Umsatzwachstum noch bei 2,6% lag, zeigten sowohl das ­Betriebs- als auch das Vorsteuerergebnis deutliche Rückgänge um –4,0% bzw. –5,3%.

Die Rentabilität (gemessen am Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz) war ebenfalls rückläufig, wobei vor allem in den Sektoren Energie und Industrie eine schwache Entwicklung zu beobachten war. Im Ländervergleich rutschten im Jahr 2018 die österreichischen Konzerne bei einer gegenüber dem Vorjahr geringeren Rentabilität vom fünften auf den sechsten Platz ab. Während das Eigenkapital der europäischen Konzerne trotz geringerer, aber dennoch positiver Ergebnisse einen weiteren ­Zuwachs verzeichnete, ging die Eigenkapitalquote der österreichischen Konzerne aufgrund der ­überproportional gestiegenen Bilanzsummen zurück. Die Fremdfinanzierung der Unternehmen in den meisten Ländern erfolgte über Anleihen. Bei den österreichischen Konzernen dominierten wie im Vorjahr auch 2018 die Bankkredite als primäre Finanzierungsquelle, allerdings nur noch knapp vor den Anleihen. Die Finanzverschuldung nach Abzug der liquiden Mittel zeigte sowohl auf europäischer Ebene als auch für die österreichischen Konzerne eine leicht erhöhte Tendenz. Ebenso verhielt es sich mit der ermittelten Zinsbelastung auf Finanzverbindlichkeiten. Die Analyse basiert auf den Jahres­abschlussdaten von nichtfinanziellen börsennotierten Konzernen von insgesamt neun Ländern (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Türkei).

Interviewdauer des HFCS in Österreich

Dieser Artikel untersucht die Interviewdauer im Rahmen der dritten Welle des Household Finance and Consumption Survey (HFCS) in Österreich. Dabei wird auch auf sozio-ökonomische Unterschiede der Befragten eingegangen. Die Paradaten der Erfassung der Dauer des gesamten Interviews bzw. der ­Beantwortungsdauer einzelner Kapitel geben unter anderem Aufschluss über die Qualität eines Fragebogens bzw. liefern wichtige Informationen für das Design eines solchen. Fragen nach Geldbeträgen, die es im HFCS häufig gibt, können die Dauer des Interviews erheblich verlängern. Es zeigt sich unter anderem, dass Personen mit tertiärem Bildungsabschluss besonders lange für die Beantwortung von Fragenblöcken brauchen, in denen vermehrt Fragen nach Geldbeträgen gestellt werden. Ebenso haben das Alter und das Einkommen der an der Umfrage teilnehmenden Personen einen Einfluss auf die Dauer des Interviews, während das Geschlecht keine Rolle spielt. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich die Befragten für eine qualitativ hochwertige Beantwortung der Fragen die ­notwendige Zeit nehmen.

Österreichs Außenwirtschaft im 25. Jahr der Mitgliedschaft in der ­Europäischen Union

Kurz vor dem weltweiten Konjunktureinbruch aufgrund der COVID-19-Pandemie durchlief die ­heimische Außenwirtschaft eine historisch erfolgreiche Phase, an deren Beginn der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995 steht. Durch die EU-Mitgliedschaft und aufgrund der Teilnahme Österreichs an der Wirtschafts- und Währungsunion ab 1999 wurde die Entwicklung der österreichischen Außenwirtschaft entscheidend geprägt und Österreich entwickelte sich in den ­vergangenen 25 Jahren von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteur mit einem seit 2002 durchgehend positiven Leistungsbilanzüberschuss.

Im Jahr 2019 erreichte die Leistungsbilanz mit knapp +10,5 Mrd EUR (2018: +9 Mrd EUR) ­neuerlich ein deutliches Plus und das höchste Niveau seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise. Neben dem traditionell ertragreichen Reiseverkehr, welcher einnahmenseitig erstmals die 20 Mrd EUR-Grenze überschritt, war dies auch auf weiterhin hohe Güterexporte zurückzuführen. Die EU ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt der heimischen Wirtschaft: 2019 erfolgten 70% der Güter- und Dienstleistungsexporte mit einem Volumen von 156 Mrd EUR in die EU.

Dieser Überschuss zeigt sich spiegelbildlich auch im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr: Im Jahr 2019 wurde ein Nettokapitalexport von +11,8 Mrd EUR gemessen (2018: +10,3 Mrd EUR), was ebenfalls den höchsten Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise bedeutete. Die langfristige Finanzverflechtung mit der EU in Form von strategischen Beteiligungen zeigt sich auch hier: 2019 waren knapp zwei Drittel aller österreichischen Direktinvestitionen in der EU verankert, während mehr als die Hälfte aller passiven Direktinvestitionsbestände in Österreich ihren Ursprung in anderen EU-­Mitgliedstaaten hatten.

Historischer Tiefststand bei ­Unternehmenszinssätzen im Jahr 2019

Österreichs Bankensektor 2019 im europäischen Vergleich

Martin Bartmann, Klaus Formanek, Patrick Thienel 4

Im Jahr 2019 führten die im Euroraum durchgeführten expansiven geldpolitischen Maß­nahmen zu neuen historisch geringen Kundenzinssätzen im Kreditneugeschäft, welche im Hinblick auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Krise als günstige Rahmenbedingungen speziell für Unternehmen gewertet werden können. In diesem Umfeld zeigte sich auf dem österreichischen Bankensektor das Kreditwachstum von inländischen Unternehmen im Jahr 2019 mit 6,3% robust. Gleichzeitig stieg das Einlagenvolumen von Unternehmen bei österreichischen Banken im Jahr 2019 um 3,5 Mrd EUR bzw. 5,2% auf den neuen Höchststand von 70,9 Mrd EUR an.

Zunehmendes Kreditgeschäft mit inländischen Kunden 5

Das Kundengeschäft österreichischer Banken weitete sich im Jahr 2019 um ­insgesamt 20 Mrd EUR auf insgesamt 461 Mrd EUR aus. Der Großteil dieses ­Kreditvolumens, welches sich mit einer Jahreswachstumsrate von 4,3% deutlich positiv entwickelte, wurde mit 372 Mrd EUR an Kreditnehmer im Inland vergeben. Das Kreditvolumen mit ausländischen Kunden weitete sich im Jahr 2019 ebenfalls aus, lag jedoch mit 89 Mrd EUR noch immer deutlich unter dem Wert von 2009. Mit einem Volumen von 56 Mrd EUR wurde der Großteil davon an nichtfinanzielle Unternehmen vergeben, während an ausländische private Haushalte mit rund 8 Mrd EUR nur ein geringer Anteil vergeben wurde.

Betrachtet man das ausländische Kreditvolumen nach Ländern, so hatten deutsche Kunden mit 20,5 Mrd EUR den höchsten Anteil, wobei davon 13,2 Mrd EUR an den Unternehmenssektor vergeben wurden.

Das Säulendiagramm in Grafik 1 zeigt die Kreditentwicklung von Kunden bei österreichischen Banken in Mrd EUR für die Jahre 2009 bis 2019. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0 Mrd EUR bis 500 Mrd EUR. Die Kredite inländischer Kunden stiegen von 312 Mrd EUR im Jahr 2009 auf 372 Mrd EUR im Jahr 2019. Die Kredite ausländischer Kunden sanken von 104 Mrd EUR im Jahr 2009 auf 89 Mrd EUR im Jahr 2019. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Kreditwachstum im Inland von Unternehmen und Haushalten ­getrieben

Das aushaftende Kreditvolumen österreichischer Banken gegenüber inländischen Kunden bestand zu 89% aus Krediten an private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen. Diese beiden Sektoren dominierten auch das Kreditwachstum im Inland. Insbesondere bei nichtfinanziellen Unternehmen lag dieses im Jahr 2019 mit 6,3% deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von 3,2%. Das Kreditwachstum lag bei nichtfinanziellen Unternehmen sowohl in Österreich als auch im Euroraum geringfügig unter jenem des Jahres 2018 (Österreich: 6,9% bzw. ­Euroraum: 4,1%). Der rückläufige Trend setzte sich in Österreich auch im Jänner 2020 fort, die entsprechende Jahreswachstumsrate ging auf 5,7% zurück. ­Zwischen den einzelnen Euroraum-Ländern waren große Unterschiede der Wachstumsraten bei Unternehmenskrediten zu erkennen. Wie in Österreich lag das ­Kreditwachstum in Deutschland mit 5,1% oder auch in Frankreich mit 5,6% deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt, während es in südlicheren Ländern wie Spanien (–0,8%) oder Italien (–1,8%) sogar zu einem Rückgang bei Unternehmenskrediten kam.

Das Liniendiagramm in Grafik 2 zeigt das Jahreswachstum der Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen in % für die Jahre 2009 bis 2019. Die Skala auf der y-Achse reicht von –12% bis +10%. Das Jahreswachstum der Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen lag in Österreich Ende 2009 bei –1,51% und stieg fast kontinuierlich auf 6,25% im Dezember 2019. Im Euroraum betrug der Wert Ende 2009 –2,07%, stieg bis im Juni 2011 auf 2,08% an, fiel dann wieder auf –3,49% im Februar 2014 und stieg dann wieder auf 4,38% im September 2018 an, bis der Wert 3,22% im Dezember 2019 erreicht wurde. In Deutschland betrug der Wert Ende 2009 –3,3%, stieg bis im September 2012 auf 1,19% an, fiel dann wieder auf –2,42% im März 2014 und stieg dann wieder auf 5,92% im Juni 2018 an, bis der Wert 5,08% im Dezember 2019 erreicht wurde. In Spanien betrug der Wert Ende 2009 –3,5%, stieg bis im Jänner 2011 auf –0,69% an, fiel dann wieder auf –10,08% im März 2014 und stieg dann wieder auf 0,68% im Mai 2017 an, bis der Wert –0,76% im Dezember 2019 erreicht wurde. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Bei privaten Haushalten lag das Kreditwachstum in Österreich im Jahr 2019 bei 4,2% und entwickelte sich damit dynamischer als im Jahr zuvor (3,5%). ­Obwohl alle Verwendungszwecke einen positiven Beitrag zum Kreditwachstum bei privaten Haushalten in Österreich lieferten, waren es insbesondere die Wohnbaukredite, welche im Jahr 2019 mit einem Wachstum von 5,7% – dem höchsten seit September 2008 – die Entwicklung beim Kreditvolumen privater Haushalte dominierten. Die Wachstumsraten bei Konsum- und sonstigen Krediten lagen in Österreich bei 0,6% bzw. 1,5%. Im Euroraum insgesamt entwickelten sich die Kredite privater Haushalte mit einer Wachstumsrate von 3,6% geringfügig schwächer als in Österreich. Neben dem Wachstum bei Wohnbaukrediten (3,9%) waren es insbesondere Konsumkredite mit einem Anstieg von 6,2% im Jahres­vergleich, die das Kreditwachstum bei privaten Haushalten im Euroraum positiv beeinflussten. In Österreich lag das Wachstum bei Konsumkrediten über die ­letzten Jahre hinweg unter dem Euroraum-Durchschnitt und auch der Anteil am gesamten Kreditvolumen privater Haushalte lag in Österreich mit 10,8% unter jenem des Euroraums (12,2%). Das Wachstum bei Konsumkrediten im Euroraum wurde insbesondere von Spanien (11,5%), Italien (8,5%) und Frankreich (7,6%) hervorgerufen. Sonstige Kredite waren im Euroraum hingegen mit –1,2% rückläufig.

Deutlich rückläufige Kreditzinssätze bei Wohnbaukrediten – ­speziell bei längerfristig fix verzinsten Krediten

Die expansiven geldpolitischen Maßnahmen bzw. die dadurch hervorgerufenen ­geringeren Geldmarktzinssätze ließen das Zinsniveau im Kreditneugeschäft mit Kunden weiter fallen. Mit einem kapitalgewichteten Durchschnittszinssatz in Höhe von 1,73% (–40 Basispunkte im Vergleich zum Vorjahr) für neu vergebene Kredite an private Haushalte wurde im Dezember 2019 ein neuer historischer Tiefststand erreicht. Private Haushalte profitierten vor allem bei neuen Wohnbaukrediten von neuerlichen Zinssatzsenkungen. Kreditzinssätze mit sehr langen Zinsbindungen (über 10 Jahre) waren im Jahresverlauf besonders stark rückläufig (–62 Basispunkte). Der Zinsaufschlag zwischen variabel verzinsten Krediten (1,20%) und Krediten mit über zehnjähriger Zinsbindung (1,61%) wies damit in Österreich nur noch einen Wert von 41 Basispunkten auf. Im Jahr 2009 lag der Zinssatz für neu vergebene Wohnbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung von über zehn Jahren noch mit durchschnittlich 1,51%-Punkten über dem Zinssatz von variabel verzinsten Krediten. Mit einem – über alle Zinsbindungsfristen ­gerechneten – kapitalgewichteten Durchschnittszinssatz von 1,43% für neu ­vergebene Wohnbaukredite lag Österreich beinahe exakt im Euroraum-Durchschnitt (1,42%). Einzelländer, welche unter dem Euroraum-Durchschnitt lagen, waren zum Beispiel Frankreich (1,17%) und Deutschland (1,29%).

Einen Zinsvorteil gegenüber dem Euroraum haben österreichische Haushalte bei Betrachtung des kapitalgewichteten Durchschnittszinssatzes, welcher auf den gesamten aushaftenden Bestand an Wohnbaukrediten zur Anwendung kommt. Dieser lag in Österreich im Dezember 2019 mit 1,72% deutlich unter dem ­Euroraum-Vergleichswert von 1,95%. Grund dafür ist der hohe Anteil an ­Wohnbaukrediten mit einer anfänglichen Zinsbindung von bis zu einem Jahr (inkl. variabel verzinsten Krediten), welche in der Vergangenheit in Österreich zum überwiegenden Teil vergeben wurden.

Das Liniendiagramm in Grafik 3 zeigt die Neugeschäfts-Zinssätze von Wohnbaukrediten in Österreich untergliedert nach anfänglicher Zinsbindungsfrist in % für die Jahre 2009 bis 2019. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0 % bis 6 %. Die Zinssätze für Kredite mit einer Zinsbindungsfrist über zehn Jahren sanken von 5,14% Ende 2009 auf 1,61% Ende 2019, jene mit einer Zinsbindungsfrist von ein bis zehn Jahren sanken von 3,08% Ende 2009 auf 1,56% Ende 2019 und jene mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr (inklusive variabel) sanken von 2,91% Ende 2009 auf 1,20% Ende 2019. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Im Jahr 2009 lag deren Anteil bei 70%, der danach sogar weiter bis auf 84% im Jahr 2014 anstieg. Im Laufe der letzten Jahre kam es aufgrund der immer ­geringer werdenden Zinsaufschläge zu einer starken Zunahme der Nachfrage nach Krediten mit sehr langen Zinsbindungen (über zehn Jahre). Im Jahr 2018 hatten Kredite mit anfänglicher Zinsbindungsfrist von über zehn Jahren bereits einen ­Anteil von 35% am gesamten Neugeschäftsvolumen von Wohnbaukrediten. ­Betrachtet man ausschließlich den Dezember 2019, so lag deren Anteil mit 42% erstmals über jenem von variabel verzinsten Krediten.

Im Euroraum insgesamt kam es zu einer ähnlichen Entwicklung. Der Anteil an Krediten mit einer anfänglichen Zinsbindung von über zehn Jahren stieg auf 55% im Jahr 2019 an. Den höchsten Anteil von Krediten mit sehr langen Zinsbindungen am gesamten Neukreditvolumen wiesen in einem Ländervergleich Frankreich und Italien mit 88 bzw. 67% auf.

Unternehmenszinssätze auf historischen Tiefstständen

Nichtfinanzielle Unternehmen, aber auch selbstständig Erwerbstätige, profitierten im Jahr 2019 ebenfalls von günstigeren Finanzierungskonditionen. Die Zinssätze für Kredite an selbstständig Erwerbstätige bzw. für Unternehmenskredite bis eine Mio EUR erreichten in Österreich im Dezember 2019 mit 1,86% bzw. 1,63% neue historische Tiefststände. In beiden Fällen lagen die Zinskonditionen in Österreich unter den jeweiligen Euroraum-Durchschnittswerten von 2,09% bzw. 1,84%, die sich ebenfalls auf neuen Tiefstständen befanden. Bei Großkrediten über eine Mio EUR waren in Österreich im Jahr 2019 keine deutlichen Veränderungen zu erkennen. Mit einem kapitalgewichteten Durchschnittszinssatz von 1,36% lag man in diesem Segment auch geringfügig über dem Euroraum-Durchschnitt von 1,27%. Bei den Großkrediten war vor allem zu erkennen, dass die Unterschiede der Kreditzinssätze zwischen den einzelnen Euroraumländern im Laufe der letzten Jahre stark abgenommen haben. Zu den Ländern mit den ­geringsten Zinssätzen für neu vergebene Großkredite gehörten insbesondere ­Italien (1,06%), Deutschland (1,17%), aber auch Luxemburg (1,13%).

Grafik 4 zeigt eine Gegenüberstellung der zwei Liniendiagramme „Neugeschäft von Krediten an selbständig Erwerbstätige“ und „Neugeschäft von Krediten bis 1 Mio EUR an nichtfinanzielle Unternehmen“. Diese geben die Zinssätze in % für die Jahre 2011 bis 2019 wieder. Die Skala auf der y-Achse reicht von 1,5 % bis 4,5 %. Bei den Krediten an selbständig Erwerbstätige sank der Neugeschäfts-Zinssatz in Österreich von 3,43% im Dezember 2011 auf 1,86% Ende 2019, jener im Euroraum ging von 4,22% im Dezember 2011 auf 2,09% Ende 2019 zurück und jener in Deutschland war von 3,57% im Dezember 2011 auf 1,79% Ende 2019 rückläufig. Bei den Krediten bis 1 Mio EUR an nichtfinanzielle Unternehmen sank der Zinssatz im Neugeschäft in Österreich von 3,02% im Dezember 2011 auf 1,63% Ende 2019, jener im Euroraum ging von 4,43% im Dezember 2011 auf 1,84% Ende 2019 zurück und jener in Deutschland von sank 3,97% im Dezember 2011 auf 2,06% Ende 2019. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Positives Einlagenwachstum bei privaten Haushalten und Unternehmen

Das Einlagenwachstum inländischer Nichtbanken 6 verlangsamte sich in Österreich 2019 im Vergleich zu 2018 (5,4%), wies mit 3,6% jedoch weiterhin einen deutlich positiven Wert auf. Getrieben wurde das Wachstum ausschließlich von privaten Haushalten (4,6%) und nichtfinanziellen Unternehmen (5,2%), auf die mit einem Anteil von 87% der Großteil der Bankeinlagen von inländischen Nichtbanken ­entfiel. Alle anderen ansässigen volkswirtschaftlichen Sektoren (der Staatssektor sowie Finanzintermediäre) bauten ihre Einlagen im Jahr 2019 ab. Im Euroraum lag das Einlagenwachstum von ansässigen Nichtbanken mit 4,8% über dem Österreich-Vergleichswert. Auch im Euroraum waren es vor allem Unternehmen und Haushalte, die mit Wachstumsraten von 6,0% bzw. 5,2% für das Einlagenwachstum verantwortlich waren, während die Einlagen von Finanzintermediären – die mit einem Anteil von 17,5% einen deutlich höheren Anteil am gesamten Einlagen­volumen als in Österreich (7,1%) aufweisen – stagnierten. Speziell bei privaten Haushalten war über alle Euroraum-Länder hinweg ein deutlich positives Ein­lagenwachstum erkennbar.

Das Säulendiagramm in Grafik 5 zeigt die Einlagenentwicklung von inländischen Kunden bei österreichischen Banken in Mrd EUR für die Jahre 2009 bis 2019. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0 Mrd EUR bis 450 Mrd EUR. Die Einlagen von privaten Haushalten stiegen von 206 Mrd EUR im Jahr 2009 auf 267 Mrd EUR im Jahr 2019, jene von nichtfinanziellen Unternehmen stiegen von 48 Mrd EUR im Jahr 2009 auf 71 Mrd EUR im Jahr 2019, jene von Finanzintermediären stiegen von 15 Mrd EUR im Jahr 2009 auf 27 Mrd EUR im Jahr 2019 und jene des Staates stiegen von 10 Mrd EUR im Jahr 2009 auf 23 Mrd EUR im Jahr 2019 an. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Einlagenwachstum ausschließlich aus dem täglich fälligen Bereich

Das Einlagenwachstum bei privaten Haushalten kam in Österreich weiterhin ­ausschließlich aus dem täglich fälligen Bereich. Mit einer Jahreswachstumsrate von 8,9% flachte die dynamische Entwicklung der letzten Jahre – in denen durchwegs Wachstumsraten über 10% erzielt wurden – allerdings etwas ab. Einlagen mit ­vereinbarter Laufzeit wurden von privaten Haushalten weiterhin (–2,2%) abgebaut, wobei auch in diesem Bereich eine geringere Dynamik als in den Vorjahren erkennbar war. Die rückläufige Entwicklung verteilte sich sowohl auf Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu einem Jahr (–1,8%) als auch auf längerfristige Einlagen (über ein Jahr, –2,9%).

Im Euroraum insgesamt war ebenfalls ein Rückgang von Einlagen mit ver­einbarter Laufzeit zu beobachten (–1,7%), welcher insbesondere von kurzfristigen Einlagen mit Laufzeit von bis zu einem Jahr (–5,1%) hervorgerufen wurde, ­während sich Einlagen mit Laufzeit von über einem Jahr kaum veränderten (–0,1%). Zusätzlich zu täglich fälligen Einlagen (8,8%) kam es bei privaten Haushalten im Euroraum auch zu einem Anstieg der Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten (3,1%). Einlagen mit Kündigungsfrist haben in Österreich keine Relevanz, im Euroraum machen diese jedoch 28% des gesamten Einlagenvolumens privater Haushalte aus.

Historisch geringe Zinsunterschiede bei Einlagen privater Haushalte

Im Jahr 2019 näherten sich die Zinssätze zwischen täglich fälligen Einlagen (0,08%) und neuen Einlagen mit vereinbarter Laufzeit (0,29%) weiter an. Hervor­zuheben ist in diesem Zusammenhang der historisch geringe Zinsaufschlag und die damit in Verbindung stehenden geringen Opportunitätskosten in Höhe von 6 Basispunkten zwischen täglich fälligen Einlagen (0,08%) und kurzfristigen ­Einlagen mit Laufzeit von bis zu einem Jahr (0,14%). Im Jahr 2009 lag der ­entsprechende Unterschied im Durchschnitt mit 69 BP noch um ein Vielfaches höher. Die Inflationsrate lag in Österreich mit 1,5% jedenfalls deutlich über den Renditen aller Einlagenprodukte – dies bedeutet in jedem Fall einen negativen Realzinssatz für Bankeinlagen. Die geringen Zinsunterschiede zwischen täglich fälligen Einlagen und Einlagen mit vereinbarter Laufzeit dürften weiterhin der Hauptgrund für den anhaltenden Aufbau täglich fälliger Einlagen sein. Als Alternative zu Einlagen wurden von privaten Haushalten im Jahr 2019 wieder vermehrt Investmentfondsanteile gekauft.

Der Zinssatz für neue Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von privaten Haushalten lag im Dezember 2019 im Euroraum bei insgesamt 0,28%. Österreich ­befand sich damit genau im Euroraum-Durchschnitt, wenngleich der Jahres­ultimo-Wert in Österreich durch Sondereffekte (z. B. Zinsbonus bei Abschluss eines ­Einlagenproduktes, Angebote bei Bausparkassen) immer etwas ansteigt.

Das Liniendiagramm in Grafik 6 zeigt die Einlagenzinssätze für das Neugeschäft privater Haushalte in % für die Jahre 2009 bis 2019. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0% bis +3,5%. Die täglich fälligen Einlagenzinssätze betrugen in Österreich Ende 2009 0,64%, stiegen dann auf 0,8% im September 2011 und sanken bis Ende 2019 auf einen Wert von 0,08%. Die Einlagenzinssätze (bis zu einem Jahr) betrugen in Österreich Ende 2009 1,21%, stiegen dann auf 1,99% im November 2011 und sanken bis Ende 2019 auf einen Wert von 0,14%. Die Einlagenzinssätze (über ein Jahr) betrugen in Österreich Ende 2009 2,14%, stiegen dann auf 2,68% im Jänner 2012 und sanken bis Ende 2019 auf einen Wert von 0,57%. Im Euroraum betrugen die täglich fälligen Einlagenzinssätze Ende 2009 0,45%, stiegen dann auf 0,54% im Oktober 2011 und sanken bis Ende 2019 auf einen Wert von 0,03%. Die Einlagenzinssätze (bis zu einem Jahr) betrugen Ende 2009 im Euroraum 1,67%, stiegen dann auf 2,92% im Jänner 2012 und sanken bis Ende 2019 auf einen Wert von 0,21%. Die Einlagenzinssätze (über ein Jahr) betrugen Ende 2009 im Euroraum 2,37%, stiegen dann auf 3,32% im Jänner 2012 und sanken bis Ende 2019 auf einen Wert von 0,53%. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Negative Einlagenzinssätze für Unternehmen weit verbreitet

Während bei Spareinlagen privater Haushalte negative Zinssätze aufgrund eines OGH-Urteils in Österreich nicht möglich sind, traten im Jahr 2019 vermehrt ­negative Einlagenzinssätze bei Unternehmenseinlagen auf. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neue Unternehmenseinlagen mit vereinbarter Laufzeit bis ein Jahr lag in Österreich im Dezember 2019 bei –0,08%. Negative Einlagenzinssätze kamen in Österreich insbesondere bei sehr hohen Einlagen von großen Unternehmen mit Firmensitz in Ländern der sonstigen Währungsunion – wo es bereits seit längerem negative Einlagenzinssätze gab – vor. So waren zum Beispiel für den kapitalgewichteten Durchschnittszinssatz neuer Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr in Deutschland bereits seit 2016 negative Einlagen­zinssätze zu beobachten. Deutschland wies im Dezember 2019 mit –0,22% auch den tiefsten Wert aller Euroraum-Länder in diesem Segment auf, während zum Beispiel in Frankreich oder in Spanien die entsprechenden Zinssätze mit 0,05% bzw. 0,36% noch im positiven Bereich lagen. Das vermehrte Auftreten negativer Einlagenzinssätze führte jedoch dazu, dass auch im Euroraum insgesamt der ­kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für kurzfristige Unternehmenseinlagen im Dezember 2019 mit –0,01% zum bereits fünften Mal in Folge im negativen ­Bereich lag.

Vermehrte Bargeldhaltung

Die Bargeldhaltung von österreichischen monetären Finanzinstituten (MFIs) stieg insbesondere in den letzten vier Jahren kontinuierlich an und betrug Ende ­September 2019 7,8 Mrd EUR. Bei den privaten Haushalten verlief die ­entsprechende Entwicklung schon länger positiv und erreichte zum selben Zeitpunkt 24,3 Mrd EUR. Grundsätzlich ist dieser Trend mit einer steigenden ­Nutzung von Bargeld zur Wertaufbewahrung in Reaktion auf die Finanzkrise und durch niedrige Zinsen auf Bankeinlagen zu erklären.

Das Säulendiagramm in Grafik 7 zeigt die Entwicklung der Bargeldhaltung in Österreich nach ausgewählten volkswirtschaftlichen Sektoren in Mrd EUR für die Jahre 2009 bis 2019. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0 bis 25 Mrd EUR. Die Bargeldbestände der monetären Finanzinstitute in Österreich stieg von 2,6 Mrd EUR Ende 2009 auf 8,0 Mrd EUR Ende 2019, jene von privaten Haushalten stieg von 15,9 Mrd EUR Ende 2009 auf 24,3 Mrd EUR Ende 2019 und jene von nichtfinanziellen Unternehmen stieg von 1,3 Mrd EUR Ende 2009 auf 1,6 Mrd EUR Ende 2019. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

4 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, martin.bartmann@oenb.at, klaus.formanek@oenb.at, patrick.thienel@oenb.at.

5 Private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen.

6 Zu den Nichtbanken zählen neben privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen auch Finanzintermediäre wie Versicherungen, Pensionskassen, Investmentfonds oder auch der Staatssektor.

Nachfrage nach Unternehmenskrediten durch COVID-19 stark gestiegen

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2020 7

Gerald Hubmann 8

Die Folgen der von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-­Pandemie spiegeln sich bereits deutlich im Kreditgeschäft der Banken wider. So ist ­insbesondere die Nachfrage nach Unternehmenskrediten außergewöhnlich stark gestiegen. Nach einer ­stabilen Entwicklung im Jahr 2019 nahm die Nachfrage im ersten Quartal 2020 signifikant zu. Der Grund hierfür liegt im starken Kreditbedarf der Unternehmen zur Deckung der Lagerhaltungskosten und zur Finanzierung von Betriebsmitteln sowie in ihrem Bedarf an Refinanzierung, Umschuldung und Neuverhandlung von Krediten. Für das zweite Quartal wird vonseiten der befragten Banken ein noch stärkeres Anziehen der Nachfrage erwartet.

Nach vier Jahren mit Reduktionen bei den Margen für durchschnittliche Unternehmenskredite (begründet mit der Wettbewerbssituation) und weitgehend unveränderten Margen bei risikoreicheren Unternehmenskrediten kam es im ersten Quartal 2020 jedoch zu kurzfristigen Steigerungen der Margen im Allgemeinen, die mit einer geänderten Risikoeinschätzung sowie mit höheren Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen begründet wurden. Die mit staatlichen Garantien besicherten neuen Finanzierungsinstrumente waren im Erhebungs­zeitraum größtenteils noch nicht verfügbar und sind in ihren Auswirkungen auf Angebot, Nachfrage und Kreditrisiko daher weitgehend noch unberücksichtigt.

Die Entwicklungen im Privatkundengeschäft waren im ersten Quartal 2020 hingegen ­moderat. Aber auch hier zeigt sich eine restriktivere Risikoeinschätzung mit potenziellen ­Auswirkungen auf die Kreditvergabepolitik der Banken. Für das zweite Quartal 2020 erwarten die Banken einen deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, die bisher ­(begründet vor allem mit dem niedrigen Zinsniveau) einem langjährigen expansiven Trend folgte.

Die Refinanzierungssituation der Banken hat sich im ersten Quartal 2020 eingetrübt. ­Verschlechterungen gab es bei den langfristigen Einlagen, am kurzfristigen Geldmarkt (Laufzeit von über einer Woche) und bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Schuldtitel. Zuvor war es über vier Jahre hinweg hauptsächlich zu Verbesserungen gekommen. Für das zweite Quartal 2020 werden weitere Verschlechterungen erwartet.

In dieser Umfragerunde wurden die Banken auch zu den Auswirkungen der seit Herbst letzten Jahres beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems befragt. Das ­Ankaufprogramm hat – den Ergebnissen zufolge – positive Auswirkungen auf die Finanzierungsbedingungen der Banken, aber negative Effekte auf ihre Ertragslage. Der negative Zinssatz der Einlagenfazilität wird als deutliche Belastung der Ertragslage wahrgenommen. Das mit 30. Oktober 2019 eingeführte zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität mildert die dämpfenden Effekte auf die Ertragslage jedoch ab. Die Neuauflage der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte wird von den Banken aufgrund der attraktiven ­Bedingungen positiv beurteilt. Die dadurch verfügbaren Mittel werden – den Zielsetzungen des Maßnahmen­pakets entsprechend – für die Kreditvergabe verwendet.

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen und sind demnach aktuell und wohl auch in der nächsten Zeit stark von den Folgen der COVID-19-Pandemie beeinflusst, die heuer zu einem massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung führen. Noch im Februar dieses Jahres ist die OeNB in ihrer Kurzfristprognose für Österreich von einer leichten Konjunkturbelebung im ersten Halbjahr 2020 ausgegangen, nachdem der Konjunkturzyklus im zweiten Halbjahr 2019 seinen Tiefpunkt durchschritten hatte. Mitte März führten die von der Regierung beschlossenen Maß­nahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie zum teilweisen Stillstand der wirtschaftlichen Aktivität. In der Folge sind Unternehmen mit Umsatz- und ­Einnahmenausfällen konfrontiert und die Erwerbsbevölkerung von Lohnausfällen und Einkommenseinbußen aufgrund von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen.

Zur Überbrückung bzw. teilweisen Kompensation der Umsatz- und Ein­kommenseinbußen hat die Bundesregierung breitgefächerte Hilfsmaßnahmen zur Erhaltung der Produktions- und Wirtschaftsstruktur aufgelegt. Durch liquiditätsstärkende Maßnahmen, Transfers und Subventionen für Kurzarbeit soll sicher­gestellt werden, dass Unternehmen und Arbeitsplätze erhalten bleiben und die Produktion nach Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen rasch wiederauf­genommen werden kann. Mittels Direktkrediten sowie Haftungs- und Garantieübernahmen soll die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen erhalten bleiben. Überbrückungskredite, Betriebsmittelkredite oder Kreditstundungen durch die Banken ermöglichen es Unternehmen, temporäre Zahlungsschwierigkeiten zu meistern. Dies schlägt sich in einer stark steigenden Nachfrage nach Unternehmenskrediten nieder, die durch die vorliegenden Umfrageergebnisse bestätigt wird.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfragerunde können durchaus als inhaltlich außergewöhnlich bezeichnet werden. Bereits eine „technische Analyse“ der Resultate weist darauf hin. So wurde diesmal – gemessen an den individuellen Antworten der Banken – wesentlich öfter von „Veränderungen“ berichtet, als dies im Durchschnitt der früheren Befragungsrunden der Fall war. 9 In dieser Runde gibt es auch die markantesten Österreich-Ergebnisse 10 für den Standardteil der Fragestellungen (Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und privaten ­Haushalten) seit Einführung der Umfrage im vierten Quartal 2002 (siehe die ­Erwartungen für die Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Abschnitt 1).

Im Gegensatz zu den vorherigen gibt es in der gegenwärtigen Umfragerunde öfter gegenläufige Einzelantworten, d. h. die Banken melden bei ein und derselben Fragestellung Veränderungen in unterschiedliche Richtungen. Das könnte einerseits auf unterschiedliche Betroffenheit und Reaktionen der Institute hinweisen, andererseits aber auch Ausdruck der starken Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie sein.

Einige der befragten Banken haben angemerkt, dass sie die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandiemie noch nicht oder noch nicht vollständig ­berücksichtigt haben bzw. noch nicht berücksichtigen konnten. Für andere Banken stehen ihre Antworten ganz im Zeichen der Pandemie. Die Umfrage wurde in der zweiten Märzhälfte 2020 durchgeführt. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie waren zu dieser Zeit bereits in Kraft, erste wirtschaftliche Folgen schon spürbar.

Abschnitt 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, ­Abschnitt 2 jenes mit privaten Haushalten. Abschnitt 3 hat die Refinanzierungs­situation der Banken zum Thema. In den Abschnitt 4 bis 6 geht es um die Aus­wirkungen von unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems. Vorab erfolgt der wichtige Hinweis, dass die Geldpolitik auf den Euroraum ins­gesamt ausgerichtet ist. Ihre generelle Wirksamkeit kann nicht anhand der hier präsentierten Österreich-Ergebnisse besprochen werden.

Punktuelle Ergebnisse für die einzelnen Quartale sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen, Grafik 1 zeigt längerfristige Trends bei den Quartalsveränderungen, die Grafiken 2 und 3 verdeutlichen den Kreditbestand österreichischer Banken ­gemäß EZB-Monetärstatistik, Grafik 4 stellt sowohl die langfristige Entwicklung der Zinsen für neue Kredite in Österreich als auch des allgemeinen Zinsniveaus dar, Grafiken 5 bis 7 illustrieren die Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung für neue Kredite in Österreich. Die Kästen 1 und 2 am Ende des Artikels enthalten Erläuterungen und eine kurze Übersicht über die aggregierten Euroraum-Ergebnisse der Umfrage.

1 Unternehmenskredite: deutlich steigende Nachfrage, Margen ­verschärft

Im ersten Quartal 2020 gab es gemäß den Antworten der an der Umfrage teil­nehmenden Banken kaum Änderungen bei den Richtlinien für Unternehmens­kredite. Zwei Banken berichteten von leichten Verschärfungen, eine von leichten Lockerungen, fünf meldeten weitgehend unveränderte Richtlinien. Seit den ­Befragungsrunden im ersten Halbjahr 2015, bei denen deutlichere Verschärfungen gemeldet worden waren, ist es zu keinen gravierenden Änderungen bei den Richtlinien für Unternehmenskredite mehr gekommen – nur vereinzelt waren Richt­linien verändert bzw. leicht verschärft worden (siehe Tabelle 1 und Grafik 1).

Ein Druck zur leichten Verschärfung der Richtlinien kam im ersten Quartal 2020 von der geänderten Risikoeinschätzung der Banken (Wirtschaftslage und Konjunkturaussichten, branchen- und firmenspezifische Lage bzw. Kreditwürdigkeit der Unternehmen). Allerdings gab es auch Antworten, die eine geänderte Risikoeinschätzung mit lockerndem Einfluss auf die Richtlinien signalisierten. Die ebenfalls erhobene Risikotoleranz der Banken hatte in Summe keinen Einfluss auf die Richtlinien. Bei Betrachtung der Einzelantworten fällt aber auf, dass diesbezüglich sowohl lockernde als auch verschärfende Einflüsse auf die Kreditrichtlinien gemeldet wurden.

Der Ausblick auf das zweite Quartal 2020 lässt in der aggregierten Betrachtung zwar unveränderte Kreditrichtlinien erwarten. Aber auch hier weichen die Einzelantworten der Banken voneinander ab. Drei Banken gehen von Richtlinien­verschärfungen aus, ebenso viele von Lockerungen, zwei erwarten weitgehend ­unveränderte Richtlinien.

Tabelle 1: Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 bzw. 8 Banken
Kreditrichtlinien 2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
Unternehmen gesamt –1 0 –1 –1 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 0
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 0 –1 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 1
Kredite an große Unternehmen –1 1 –1 –1 0 1 –1 1 0 1 0 0 –1 0 0 –1 –1 0
Kurzfristige Kredite (Laufzeit bis zu einem Jahr) –1 0 –1 0 0 1 –1 1 0 0 0 0 0 1 0 –1 0 0
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) –1 –1 –1 –2 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1
Kreditbedingungen insgesamt
Unternehmen gesamt –1 0 2 0 1 0 1 0 1 1 0 0 –1 1 1 2 –2 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen –1 –1 1 0 1 0 1 0 1 –1 0 0 –1 0 1 1 –2 ..
Kredite an große Unternehmen –1 0 1 0 1 1 1 0 2 1 1 0 0 2 1 2 –1 ..
Margen für durchschnittliche Kredite
Unternehmen gesamt –1 2 3 1 4 3 3 0 3 3 1 0 1 2 4 3 –3 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 1 2 2 3 3 1 0 1 2 0 0 1 2 4 2 –1 ..
Kredite an große Unternehmen –2 2 2 1 4 3 4 1 3 4 2 1 0 2 5 3 –3 ..
Margen für risikoreichere Kredite
Unternehmen gesamt –2 0 1 0 0 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –4 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen –2 –1 0 0 0 0 0 –1 –1 –1 –1 0 –1 0 0 0 –2 ..
Kredite an große Unternehmen –2 0 2 0 1 1 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 2 –4 ..
Genehmigte Kreditanträge
Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen –1 0 1 0 –1 1 –2 0 0 0 –2 –1 –1 –1 –2 –1 0 ..
Kreditnachfrage
Unternehmen gesamt –1 1 1 2 4 3 2 4 4 5 2 3 –2 0 –1 1 5 8
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen –1 1 1 3 3 1 2 3 3 3 1 3 –2 –1 –1 1 3 7
Kredite an große Unternehmen –1 1 –1 3 4 2 2 3 2 5 3 3 –1 1 0 1 5 8
Kurzfristige Kredite (Laufzeit bis zu einem Jahr) 0 0 1 1 1 2 0 3 2 3 0 2 0 2 1 1 6 8
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) –1 1 –1 3 5 4 6 6 5 6 4 3 –1 –1 –1 2 1 3
Einfluss der allgemeinen Wettbewerbssituation auf:
Kreditbedingungen insgesamt –1 3 2 1 2 1 2 1 2 3 1 1 1 2 4 3 1 ..
Margen für durchschnittliche Kredite –1 2 2 0 2 2 2 2 2 3 3 2 2 2 4 3 1 ..
Margen für risikoreichere Kredite –1 0 1 0 1 0 0 –1 0 2 0 0 1 1 2 2 1 ..
Einfluss von Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen auf:
Kreditbedingungen insgesamt –3 –1 –1 –1 1 0 2 0 1 1 –1 0 –1 0 0 1 –2 ..
Margen für durchschnittliche Kredite –3 –1 –1 0 1 0 2 1 1 1 –1 0 –1 0 0 1 –2 ..
Margen für risikoreichere Kredite –4 –1 –1 –1 1 0 1 0 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –2 ..
Einfluss der Risikoeinschätzung auf:
Kreditbedingungen insgesamt 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 –1 –3 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 –1 0 0 –1 –3 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –4 ..
Kreditnachfrage, ausgewählte Einflussfaktoren
Anlageinvestitionen –1 0 –2 2 3 4 3 4 5 5 4 3 –2 0 –1 1 –1 ..
Lagerhaltung und Betriebsmittel –1 1 0 1 1 3 1 3 3 3 1 3 1 1 1 2 4 ..
Fusionen/Übernahmen und Unternehmens­umstrukturierungen 0 1 1 1 1 0 1 2 4 3 3 2 1 1 1 0 –1 ..
Allgemeines Zinsniveau 0 0 1 1 1 0 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 ..
Refinanzierung, Umschuldung und Neuverhandlung 0 3 1 1 2 1 3 3 4 4 3 3 1 1 1 2 4 ..
Innenfinanzierung –3 –3 –2 –3 –1 –3 –1 0 0 1 2 1 0 0 0 0 1 ..
Kredite von anderen Banken 0 0 0 0 1 0 1 1 2 2 1 1 1 0 0 0 2 ..
Begebung/Tilgung von Schuldverschreibungen –1 –1 –1 0 0 –1 3 2 3 3 3 2 1 2 0 1 2 ..
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Bei den Kreditbedingungen für neue Kredite an Unternehmen (inklusive ­Kreditrahmen) kam es im ersten Quartal 2020 zu auffälligen Änderungen im Vergleich zu den Entwicklungen der letzten Jahre. Die Margen wurden sowohl für durchschnittlich risikoreiche als auch für risikoreichere Kredite verschärft (höhere Margen). Große Unternehmen waren davon stärker betroffen als kleine und mittlere Unternehmen. Zuvor war es ab Mitte 2016 fast durchgehend zu Lockerungen bei den Margen (niedrigere Margen) für durchschnittliche Kredite gekommen. Jene für risikoreichere Kredite blieben in diesem Zeitraum weitgehend unverändert, was eine zunehmende Differenzierung der Kreditkunden aufgrund ihrer Bonität bedeutete. 11

Die langjährigen Lockerungen der Margen für durchschnittliche Kredite ­waren dem Wettbewerb am Kreditmarkt geschuldet. Die allgemeinen Margen­verschärfungen im ersten Quartal 2020 wurden von den Banken mit ihrer ­Einschätzung der Risikosituation sowie gestiegenen Refinanzierungskosten und ­bilanziellen Restriktionen begründet (siehe Tabelle 1 und Grafik 5). Eine Bank nannte explizit die Marktentwicklung infolge der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie als einen Grund für die Verschärfung.

Auch wenn die Margen ab 2016 kontinuierlich reduziert worden waren und sich die Kreditkunden zu immer günstigeren Bedingungen finanzieren konnten, sind die derzeit im langfristigen Vergleich sehr niedrigen Kreditzinsen vor allem eine Folge der Geldpolitik des Eurosystems. Die Zinsen für Neukredite öster­reichischer Banken an nichtfinanzielle Unternehmen sind infolge der Senkungen der Leitzinsen ab Oktober 2008 und der unkonventionellen Maßnahmen des Eurosystems von über 5% im Jahr 2008 auf zuletzt ca. 1,3% im Februar 2020 gefallen (siehe Grafik 4).

Angaben zu Änderungen anderer Kreditbedingungen (Kreditnebenkosten, Kredithöhe, Sicherheiten, Covenants, Fristigkeit) erfolgten für das erste Quartal 2020 nur vereinzelt. Auch hier deuten die Antworten in unterschiedliche Richtungen. In den früheren Umfragerunden gab es hierzu ebenfalls nur vereinzelt Angaben von Veränderungen.

Der Anteil der vollständig abgelehnten Kreditanträge blieb im ersten Quartal 2020 konstant, nachdem er über die letzten drei Jahre hinweg leicht gestiegen war (siehe Tabelle 1 unter „Genehmigte Kreditanträge“ mit invertierten Werten 12 ).

Die Kreditnachfrage hat sich im ersten Quartal 2020 deutlich erhöht – vor ­allem seitens großer Unternehmen und nach kurzfristigen Krediten. Auch kleine und mittlere Unternehmen haben vermehrt Kredite nachgefragt. Langfristige Kredite waren kaum stärker gefragt als im vierten Quartal 2019. Im Gegensatz zur Angebotsseite (vor allem bzgl. der Richtlinien) gehen die Angaben der Banken ­hinsichtlich der Nachfrageseite dabei überwiegend in dieselbe Richtung. Als Gründe für die gestiegene Nachfrage wurden vor allem die Finanzierung von ­Lagerhaltung und Betriebsmitteln sowie der Bedarf für Refinanzierungen, ­Umschuldungen und Neuverhandlungen von Krediten (sofern hiermit Erhöhungen des ausgeliehenen Betrags oder Fristigkeitsverlängerungen verbunden sind) ­genannt. Von Ende 2016 bis Ende 2018 hatte es aufgrund der guten Konjunktur einen ausgeprägten Kreditboom mit starken Nachfragesteigerungen gegeben, 2019 hingegen leichte Nachfragerückgänge bzw. eine stabile Entwicklung auf hohem Niveau (siehe Tabelle 1 und Grafik 1 13 ). 14

Im Ausblick auf das zweite Quartal 2020 gehen alle acht befragten Banken von einer weiterhin steigenden Nachfrage nach Unternehmenskrediten aus. Teilweise erwarten die Banken sogar deutliche Nachfragesteigerungen. Das betrifft speziell die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten sowohl seitens großer Unternehmen als auch seitens kleiner und mittlerer Unternehmen. 15 Die Erwartungen für das zweite Quartal 2020 fallen jedenfalls nochmals um einiges stärker aus als die ohnehin schon deutlichen Angaben für das erste Quartal 2020. Lediglich bei den lang­fristigen Krediten wird mit einem vergleichsweise moderaten Nachfragewachstum gerechnet.

Die Daten aus der Monetärstatistik unterstreichen die Umfrageergebnisse. auf längere Sicht. Seit Anfang 2017 sind die Bestände an Unternehmenskrediten bei österreichischen Banken kontinuierlich angestiegen. Die Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft, die auch als Vorlaufindikator dienen, signalisierten seit der Umfrage für das erste Quartal 2019 eine Abschwächung dieses Trends. Seit November 2019 ist bei den Beständen an Unternehmenskrediten eine Plateau­bildung bei historischen Höchstwerten von ca. 192 Mrd EUR erkennbar (siehe Grafik 2 16 ). Die aktuell gemeldeten starken Nachfragesteigerungen nach kurz­fristigen Krediten zeichnen sich auch in den Daten der Monetärstatistik ab.

2 Kredite an private Haushalte: Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten erwartet

Die angebotsseitigen Entwicklungen im Privatkundengeschäft brachten im ersten Quartal 2020 – im Gegensatz zum Unternehmenskundengeschäft – nur wenig Veränderung. Die Kreditrichtlinien wurden von den Banken sowohl für Wohnbau- als auch für Konsum- und sonstige Kredite unverändert belassen. In den letzten zwei Jahren gab es in den beiden Kreditkategorien immer wieder leichte Ver­schärfungen der Richtlinien, die mit der Risikosituation begründet wurden (Risiko­toleranz der Banken, Risikoeinschätzung durch die Banken). Für das zweite ­Quartal 2020 werden auch wieder leichte Verschärfungen erwartet (siehe Tabelle 2 und Grafik 1).

Bei den Bedingungen für Kredite an private Haushalte gab es im ersten Quartal 2020 keine besonders auffälligen Ergebnisse. Die Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite blieben per saldo unverändert. Es wurde jedoch auch ein leichter, von der Risikoeinschätzung kommender Druck zur Verschärfung der Margen ­gemeldet. Davor war es – vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation – von 2016 bis 2019 wiederholt zu leichten Lockerungen gekommen, die 2019 etwas ­ausgeprägter ausfielen (siehe Tabelle 2 und Grafik 6).

Die Margen für risikoreichere Wohnbaukredite wurden im ersten Quartal 2020 hingegen etwas verschärft – hauptsächlich infolge einer geänderten Risikoeinschätzung durch die Banken. Von 2016 bis 2019 gab es bei den risikoreicheren Krediten nur vereinzelt Verschärfungen der Margen bzw. weitgehend unveränderte Margen. Wie bei den Unternehmenskrediten kam es somit zu einer zunehmenden Differenzierung der Kreditkunden gemäß ihrer Kreditwürdigkeit, die bei den Wohnbaukrediten aber etwas geringer ausfiel als bei den Unternehmenskrediten. 17

Bei Konsum- und sonstigen Krediten blieben die Margen im ersten Quartal 2020 für durchschnittliche Bonitäten unverändert (siehe Tabelle 2 und Grafik 7). Für schwächere Bonitäten wurden die Margen etwas verschärft – hauptsächlich aufgrund der Risikoeinschätzung durch die Banken. Von 2016 bis 2019 waren die Margen für Konsum- und sonstige Kredite allgemein weitgehend unverändert ­geblieben.

Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten gibt es keine nennenswerten ­Änderungen der sonstigen Bedingungen für Wohnbaukredite (Sicherheiten, Beleihungsquote, sonstige Begrenzungen der Kredithöhe, Fristigkeit und Kreditnebenkosten) bzw. Konsum- und sonstige Kredite (Sicherheiten, Kredithöhe, Fristigkeit und Kreditnebenkosten) für das erste Quartal 2020 – wie auch in den Jahren zuvor.

Seit 2015 wird im Rahmen der Umfrage nach dem Anteil der vollständig ­abgelehnten Kreditanträge gefragt. Seither wurden immer wieder leichte Veränderungen in die eine oder andere Richtung gemeldet, ohne dass sich ein eindeutiger Trend oder deutliche Quartalsergebnisse zeigen würden. Konsistent dazu blieb der Anteil der vollständig abgelehnten Kreditanträge im ersten Quartal 2020 unverändert – sowohl bei Wohnbau- als auch bei Konsum- und sonstigen Krediten (siehe Tabelle 2 unter „Genehmigte Kreditanträge“ mit invertierten Werten 18 ).

Tabelle 2: Kredite an private Haushalte
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 Banken
Kreditrichtlinien 2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
Wohnbaukredite 0 –2 1 0 0 –1 1 –1 0 –2 –1 0 –2 –2 –1 –1 0 –2
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 0 1 0 0 0 1 –1 1 –1 0 –1 0 –2 –2 –1 0 –1
Kreditbedingungen insgesamt
Wohnbaukredite 0 –1 0 1 0 –1 1 0 1 –2 0 0 0 0 0 –1 0 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite
Wohnbaukredite 1 1 1 0 1 2 2 1 2 1 2 1 2 2 3 1 0 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite –1 0 0 1 0 0 –1 1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite
Wohnbaukredite –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –1 –1 0 0 0 0 0 –2 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite –1 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –2 ..
Genehmigte Kreditanträge (Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen)
Wohnbaukredite 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 –2 0 0 –1 –1 0 0 0 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 1 0 0 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 –1 –1 0 ..
Kreditnachfrage
Wohnbaukredite 1 1 0 0 2 2 3 1 1 0 –1 –1 1 1 2 2 3 –6
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 0 1 1 2 3 0 0 –1 0 0 0 1 0 1 0 0 2
Einfluss der allgemeinen Wettbewerbssituation auf:
Kreditbedingungen insgesamt bei Wohnbaukrediten 0 1 1 2 1 1 1 1 1 1 3 1 1 3 3 2 1 ..
Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite 1 2 1 1 1 2 1 1 3 1 3 1 3 3 4 0 1 ..
Einfluss der Risikoeinschätzung auf:
Kreditbedingungen insgesamt bei Wohnbaukrediten 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 –1 –2 ..
Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –2 ..
Margen für risikoreichere Wohnbaukredite 0 0 –1 0 0 1 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 –1 –2 ..
Margen für risikoreichere Konsum- und sonstige ­Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –2
Nachfrage nach Wohnbaukrediten, ausgewählte Einflussfaktoren
Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und voraussichtliche Entwicklung der Preise für Wohneigentum 0 0 0 0 1 1 2 1 0 1 0 0 0 –1 –1 –1 –1 ..
Konsumentenvertrauen 2 1 1 1 1 2 3 2 0 1 0 0 0 0 0 0 0 ..
Allgemeines Zinsniveau 2 1 1 1 2 0 2 1 0 0 0 0 2 3 3 3 3 ..
Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten, ausgewählte Einflussfaktoren
Konsumentenvertrauen 0 0 0 0 0 1 1 2 0 0 1 0 0 0 0 0 –2 ..
Allgemeines Zinsniveau 0 0 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 1 0 2 0 1 ..
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Auf der Nachfrageseite zeigen sich bei den Haushaltskrediten stärkere Änderungen als auf der Angebotsseite – wie es auch bei den Unternehmenskrediten der Fall ist. Bei Letzteren sind die Nachfragesteigerungen jedoch um einiges intensiver. Im ersten Quartal 2020 stieg die Nachfrage nach Wohnbaukrediten an. Seit 2014 war hier ein expansiver Trend – wenn auch mit temporären Unterbrechungen – zu beobachten. Seit 2019 war das allgemeine, niedrige Zinsniveau für diesen Trend verantwortlich. Für die Jahre davor wurden neben dem Zinsniveau (seit 2015 als Faktor der Nachfrage erhoben, vorher nicht explizit in der Umfrage enthalten) auch das gestiegene Konsumentenvertrauen und die günstigen Aussichten am Wohnimmobilienmarkt als Gründe für Nachfragesteigerungen genannt. Im Gegensatz zum langjährigen Trend und zu den Ergebnissen im ersten Quartal 2020 erwarten fast alle befragten Banken (sechs der sieben zu dieser Kredit­kategorie befragten Banken) für das zweite Quartal 2020 einen Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, eine Bank sogar einen deutlichen Rückgang.

Die Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten blieb im ersten Quartal 2020 per saldo stabil. Sie war bereits seit dem dritten Quartal 2017 weitgehend unverändert gewesen – nach Anstiegen in den Quartalen davor. Für das erste Quartal 2020 wurden jedoch von den Banken vereinzelt leichte Änderungen der Nachfrage – allerdings mit unterschiedlicher Wirkungsrichtung – vermerkt. Gesunkenes Konsumentenvertrauen hat sich gemäß den Umfrageteilnehmern dämpfend ausgewirkt. Eine Bank hat ausdrücklich die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie als Faktor für ein Anziehen der Nachfrage genannt. Im Aggregat wird für das zweite Quartal 2020 ein leichter Anstieg der Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten erwartet. Die Einzelergebnisse divergieren jedoch. Vier von sieben zu dieser Kreditkategorie befragten Banken gehen von einer leicht ­steigenden Nachfrage aus, zwei von einer leicht sinkenden Nachfrage. Eine Bank sieht die Nachfrage weiterhin stabil.

Das niedrige Zinsniveau wurde in der Vergangenheit öfter als wesentlicher Faktor für Nachfragesteigerungen im Privatkundengeschäft angeführt – vor allem bei Wohnbaukrediten und nur vereinzelt bei Konsum- und sonstigen Krediten. 19 Die Leitzinsen im Eurosystem waren von März 2016 bis September 2018 unverändert geblieben (Hauptrefinanzierungssatz 0%, Einlagensatz –0,4%), bevor der Einlagensatz weiter auf –0,5% gesenkt wurde (mit Wirkung ab dem 18. September 2019). 20 Der Euribor, an den viele variabel verzinste Kredite gebunden sind, ist seit Februar 2016 in allen Fristigkeiten negativ. Die Zinsen für neue Wohnbaukredite österreichischer Banken an private Haushalte sind – ähnlich wie bei den neuen Unternehmenskrediten – von über 5% im Jahr 2008 auf zuletzt 1,4% im Februar 2020 gefallen. Jene für neue Konsumkredite reagierten nur anfänglich auf die Senkungen der Leitzinsen, fielen von Herbst 2008 bis Ende 2009 von etwas über 7% auf knapp unter 4,5% und schwanken seither zumeist um 5% (zuletzt 5% im Februar 2020). Bei den neuen sonstigen Krediten an private Haushalte ­lagen die Zinsen im Herbst 2008 bei etwas über 6%, seit Mitte 2017 liegen sie bei oder knapp unter 2% (zuletzt 1,8% im Februar 2020, nachdem sie seit Mitte 2019 wieder leicht gefallen sind). 21 (Siehe Grafik 4 für eine Abbildung der Entwicklung der Kreditzinsen in Österreich und einen Vergleich mit dem Hauptrefinanzierungssatz, dem Einlagensatz sowie dem 3-Monats-Euribor.)

Die historische Betrachtung zeigt, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten seit 2011 sehr stark zugenommen hat, während die Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten weitgehend von einer Seitwärtsbewegung gekennzeichnet war. Ein Blick auf die Monetärstatistik bestätigt diese Entwicklung (siehe Grafik 2). Der Bestand an Wohnbaukrediten bei österreichischen Banken ist über Jahre hinweg ungebrochen gewachsen und lag im Februar 2020 bei 120 Mrd EUR. Der Bestand an Konsum- und sonstigen Krediten hat sich seit 2018 seitlich bewegt und betrug im Februar 2020 rund 54 Mrd EUR. Auch in Relation zum BIP gibt es ein langjähriges – allerdings nur leichtes – Wachstum des Bestands an Wohnbaukrediten (von 27% im Jahr 2011 auf zuletzt 30% im vierten Quartal 2019). Der Bestand an Konsum- und sonstigen Krediten in Prozent des BIP ist von 2011 bis zuletzt (viertes Quartal 2019) deutlich von 20% auf 14% gefallen.

3 Durchwegs verschlechterte Refinanzierungsbedingungen für Banken

Hinsichtlich der Refinanzierungssituation im ersten Quartal 2020 berichteten die Banken auffällige Verschlechterungen (siehe Tabelle 3). Einige Banken meldeten deutliche Verschlechterungen. Nur vereinzelt gab es auch Meldungen von leichten Verbesserungen, die jedoch in den aggregierten Ergebnissen nicht sichtbar werden.

Tabelle 3: Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 8 Banken
Retail-Refinanzierung 2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
Kurzfristige Einlagen (bis zu einem Jahr) 1 2 1 1 2 1 2 1 3 0 0 1 1 3 0 0 –1 0
Langfristige Einlagen (über ein Jahr) 1 –1 0 0 0 1 1 –1 2 –1 –2 –1 0 –1 –2 0 –4 –2
Unbesicherter Interbankengeldmarkt
Sehr kurzfristiger Geldmarkt (bis zu einer Woche) 0 0 0 1 2 1 2 1 2 0 1 0 1 0 0 0 –1 –1
Kurzfristiger Geldmarkt (über eine Woche) –1 –1 0 2 2 1 1 0 2 0 1 0 0 0 0 0 –5 –4
Großvolumige Schuldtitel
Kurzfristige Schuldtitel3 –2 0 –1 0 0 2 2 1 1 0 0 0 1 0 0 0 –1 –1
Mittel- bis langfristige Schuldtitel –4 –2 0 0 3 3 4 4 3 0 –1 –3 3 4 3 1 –4 0
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
3 Antworten von 4 bis 6 Banken.

Im ersten Quartal kam es auch zu einem Rückgang der langfristigen Einlagen (Bindung über ein Jahr), zu Verschlechterungen am kurzfristigen Geldmarkt (Laufzeit von über einer Woche) und zu Verschlechterungen bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Schuldtitel. Für das zweite Quartal 2020 wird ein ­weiterer, aber schwächerer Rückgang der langfristigen Einlagen erwartet sowie weitere Verschlechterungen am kurzfristigen Geldmarkt. Uneinheitliche Angaben gab es bei den Erwartungen bzgl. der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Schuldtitel. Jeweils zwei der acht befragten Banken gehen hier von Verschlechterungen bzw. Verbesserungen aus. Im Aggregat werden also keine Änderungen ­erwartet.

Von Mitte 2016 bis Ende 2019 gab es für die österreichischen Banken vor allem Verbesserungen bei der Refinanzierung. Die Entwicklungen bei den kurzfristigen Einlagen (Bindung bis zu einem Jahr), am Geldmarkt allgemein (vor allem ab 2018) und bei der Refinanzierung über Schuldtitel allgemein waren günstig. Bei der ­Refinanzierung über mittel- bis langfristige Schuldtitel kam es phasenweise sogar zu deutlichen Verbesserungen, aber auch zu einer temporären Verschlechterung Ende 2018. Eine Ausnahme bildeten die langfristigen Einlagen, die bereits seit Mitte 2018 leicht zurückgegangen waren.

Andere Refinanzierungsmöglichkeiten, nach denen standardmäßig gefragt wird (Verbriefung von Krediten, außerbilanzielle Übertragung von Kreditrisiken), spielten zuletzt für die an der Umfrage teilnehmenden Banken keine Rolle.

4 Positive Auswirkungen des erweiterten Programms des ­Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten auf Finanzierungsbedingungen der Banken, negative Folgen für ihre Ertragslage

Seit 2015 werden die Banken im Rahmen dieser Umfrage halbjährlich zu den ­Auswirkungen des seit Oktober 2014 in verschiedenen Ausformungen laufenden Ankaufprogramms des Eurosystems befragt. 22

In den letzten zwölf Monaten führte das Ankaufprogramm zu keinen Änderungen der Aktiva insgesamt. In den Jahren davor zeigten sich leichte Auswirkungen auf die Aktiva in unterschiedliche Richtungen, ohne einen eindeutigen Trend ­erkennen zu lassen. Seit 2018 hat das Ankaufprogramm aber zu einem kontinuierlichen Rückgang der Bestände an Staatsanleihen des Euroraums unter den Aktiva der Banken beigetragen.

Nachdem sich das Ankaufprogramm bis 2018 fast durchgehend positiv auf die Liquidität der Banken ausgewirkt hatte (vor allem 2017 und 2018), wurden ab 2019 kaum mehr diesbezügliche Effekte gemeldet. Seit 2019 werden dem Ankaufprogramm leichte Verbesserungen bei den Finanzierungsbedingungen für die ­Banken zugeschrieben. Auch in den Jahren davor ist es zu durch das Programm bedingten Verbesserungen bei der Finanzierung gekommen (vor allem 2017 und 2018).

Im Gegensatz zur Liquiditätsposition und zu den Finanzierungsbedingungen ist gemäß den Meldungen der Umfrageteilnehmer die Ertragslage der Banken seit 2015 negativ vom Ankaufprogramm betroffen – aufgrund der Auswirkungen auf das Zinsergebnis der Banken. Das soll im Ausblick auf das nächste Halbjahr (zweites und drittes Quartal 2020) weiterhin so bleiben. Von 2015 bis 2017 hat das Ankaufprogramm allerdings auch zu Kapitalgewinnen geführt, die die Ausfälle beim Zinsergebnis aber nicht kompensieren konnten.

2017 wirkte sich das Ankaufprogramm leicht positiv auf die Eigenkapitalquoten der Banken aus. Abgesehen davon blieben die Eigenkapitalquoten vom Programm bisher weitgehend unbeeinflusst.

Hinsichtlich des Kreditvergabeverhaltens der Banken und des Kreditvolumens wurden bisher nur sehr vereinzelt Auswirkungen des Ankaufprogramms gemeldet – wenn, dann meist leicht expansive Effekte auf das Kreditvergabeverhalten ­(Lockerungen von Richtlinien und Margen).

5 Auswirkungen des negativen Einlagenzinssatzes des Eurosystems: anhaltender Abwärtsdruck auf Kreditzinsen und Zinserträge

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken wurden auch zu den Auswirkungen des seit Mitte 2014 negativen Einlagenzinssatzes des Eurosystems befragt (halbjährliche Wiederholung der entsprechenden Fragen), der die Untergrenze des Zinskorridors bildet und mit dem die Geldmarktzinsen im Gleichlauf gesunken sind. Der Euribor, an den viele variabel verzinste Kredite gebunden sind, ist seit Februar 2016 in allen Fristigkeiten negativ. Ab der aktuellen Umfragerunde ­werden auch die Auswirkungen auf die Einlagen bei den Banken und jene des zweistufigen Systems für die Verzinsung von Überschussreserven erhoben. 23

Die Banken melden seit dem Beginn der diesbezüglichen Befragung durch­gehend eine Belastung ihrer Ertragslage bzw. ihres Zinsergebnisses durch den ­negativen Einlagensatz. Zinsen und Margen für Unternehmenskredite und Wohnbaukredite an private Haushalte wurden anhaltend vom negativen Einlagensatz ­gedrückt. Diese Aussage gilt abgeschwächt auch für Konsum- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die Ergebnisse für diese Kreditkategorie fielen ab Mitte 2018 aber im Vergleich zu den anderen Kreditkategorien verhaltener aus.

Kreditnebenkosten und -volumina waren vom negativen Einlagensatz bisher kaum betroffen. Lediglich leicht positive Volumeneffekte bei den Wohnbaukrediten sowie bei den Konsum- und sonstigen Krediten in den Jahren 2016 und 2017 sind zu vermerken.

Im letzten Halbjahr (viertes Quartal 2019 und erstes Quartal 2020) hat der negative Zinssatz der Einlagenfazilität der EZB zu einem Rückgang der Einlagenzinsen für Unternehmen beigetragen – sowie zu einem leichten Rückgang der ­Einlagenzinsen für private Haushalte. Das Einlagenvolumen von Unternehmen war leicht negativ betroffen, jenes von privaten Haushalten kaum.

Das zweistufige System für die Verzinsung von Überschussreserven wird von den Banken als Erleichterung wahrgenommen – im Vergleich zu einer Situation in der sämtliche Überschussreserven mit dem negativen Einlagensatz verzinst werden würden. Die von den Banken gemeldete Belastung von Ertragslage bzw. Zinsergebnis durch den negativen Einlagensatz wird mit der Anwendung des zwei­stufigen Systems gemildert. Auf Kredit- und Einlagenzinsen hatte das zweistufige System bisher kaum Einfluss.

6 Neuauflage der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte wird von Banken weiterhin positiv angenommen

Seit September 2019 führt das Eurosystem wieder gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte durch. 24 Die Neuauflage (dritte Reihe) dieser Geschäfte wird von den Banken gut angenommen – wie auch schon die vergangenen Geschäfte großen Zuspruch gefunden hatten. Am letzten GLRG-III-Geschäft im März haben zwar nur wenige der befragten Banken in Österreich teilgenommen, aber künftige Teilnahmemöglichkeiten möchten fast alle wahrnehmen.

Die Frage nach den Gründen für die Teilnahme bzw. geplante Teilnahme an der Neuauflage der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte wurde mit den attraktiven Bedingungen, Vorsichtsmotiven (Reduzierung bzw. Vermeidung von Finanzierungsengpässen) und der Bankenaufsicht (bessere Erfüllung regulatorischer oder aufsichtlicher Anforderungen) beantwortet.

Die befragten Banken sehen bisher positive Auswirkungen auf ihre Liquidität, ihre Profitabilität, ihre Fähigkeit, regulatorische oder aufsichtliche Anforderungen besser erfüllen zu können, und auch leicht positive Auswirkungen auf ihre Refinanzierungssituation.

Die Kreditvergabepolitik (Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen) der ­Banken und das Kreditvolumen waren nur geringfügig von den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften beeinflusst. Es gab – gemäß den Umfrageergebnissen – leicht lockernde Effekte auf die Bedingungen für Unternehmens­kredite und leicht expansive Effekte auf das Kreditvolumen von Unternehmenskrediten.

Auch die Verwendungszwecke für die zusätzliche Liquidität, die durch die Teilnahme an den Geschäften zur Verfügung steht, wurden im Rahmen der ­Umfrage erhoben. Hier nannten die Banken hauptsächlich die Substitution anderer finanzieller Mittel (vor allem Mittel aus der zweiten Reihe der gezielten länger­fristigen Refinanzierungsgeschäfte) und die Kreditvergabe.

Grafik 1 zeigt die „Entwicklung der Kreditrichtlinien und der Kreditnachfrage“ in Österreich seit 2007 in acht Liniendiagrammen. Dabei werden Quartalsveränderungen als Nettoprozentsatz (gleitender Durchschnitt der letzten vier Quartale) dargestellt. Die Skala auf der y-Achse reicht jeweils von –100 bis +100. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (Lockerung der Richtlinien, Anstieg der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung. Der Nettoprozentsatz für die Richtlinien für Kredite an Unternehmen insgesamt liegt im ersten Quartal 2007 bei –20 und fällt bis zum vierten Quartal 2008 auf –65, um bis zum zweiten Quartal 2010 auf +5 zu steigen. Ab dem zweiten Quartal 2011 fällt er wieder, bis auf –44 im ersten Quartal 2013. Danach steigt er wieder bis auf –7 im vierten Quartal 2013. Seitdem schwankt er zwischen –16 und +3. Zuletzt (erstes Quartal 2020) erreicht er einen Wert von –6. Der Nettoprozentsatz für die Kreditnachfrage von Unternehmen insgesamt liegt im ersten Quartal 2007 bei +10 und fällt bis zum zweiten Quartal 2009 auf –40, um anschließend wieder zu steigen. Vom ersten Quartal 2010 bis zum dritten Quartal 2011 liegt er weitgehend bei –15. Danach fällt er bis zum dritten Quartal 2012 auf –45, um anschließend bis zum zweiten Quartal 2014 auf –7 zu steigen. Einem kurzen Rückgang auf –25 im vierten Quartal 2014 folgt ein längerer Anstieg auf +47 im zweiten und dritten Quartal 2018. Anschließend fällt er durchgehend bis auf –6 im vierten Quartal 2019, um im ersten Quartal 2020 wieder auf +16 zu steigen. Die Entwicklung von Richtlinien und Nachfrage in den Unterkategorien Kredite an kleine und mittlere Unternehmen, Kredite an große Unternehmen, kurzfristige Kredite sowie langfristige Kredite entspricht grob den Entwicklungen insgesamt – mit teilweise abweichender Intensität der Schwankungen. Insbesondere bei der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zeigt sich die Entwicklung ab 2010 weniger volatil als bei der Nachfrage insgesamt und nach langfristigen Krediten, ist aber ab dem dritten Quartal deutlich expansiver als jene bei der Nachfrage nach langfristigen Krediten. Der Entwicklung der Richtlinien bei Wohnbaukrediten sowie bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte zeigt keine ausgeprägten Schwankungen. Der Nettoprozentsatz liegt seit 2007 jeweils in einem Bereich von –25 bis +11. Zuletzt ist er von Werten um 0 im Jahr 2017 bis auf Werte von –21 bis –14 in den letzten drei Quartalen gefallen. Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Wohnbaukrediten fällt von +20 im zweiten Quartal 2007 bis auf –55 im zweiten Quartal 2009, um anschließend wieder deutlich zu steigen. Dabei werden mehrere Spitzen erreicht (+20 im dritten und vierten Quartal 2011, +34 im zweiten Quartal 2013, +25 im dritten Quartal 2015, +29 im vierten Quartal 2017). Dazwischen fällt er immer wieder, bleibt aber zumeist positiv. Zuletzt (erstes Quartal 2020) liegt er nach einem Anstieg über mehrere Quartale hinweg bei +29. Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten entwickelt sich zumeist ähnlich wie jener der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, allerdings ab 2012 leicht restriktiver. Die Bandbreite reicht dabei ab 2012 von –20 bis +25. Seit dem ersten Quartal 2018 schwankt er leicht zwischen –4 und +7. Quelle: OeNB.
Grafik 2 zeigt den „Kreditbestand österreichischer Banken (in Mrd EUR)“ seit 2007 als Liniendiagramm auf der Basis von Monatswerten. Dargestellt werden Unternehmenskredite (Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen), Wohnbaukredite an private Haushalte sowie Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Kredite verstehen sich als Kredite in allen Währungen von in Österreich ansässigen monetären Finanzinstituten an Ansässige im Euroraum. Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 250 Mrd EUR. Die Unternehmenskredite steigen von ca. 130 Mrd EUR Anfang 2007 kontinuierlich auf ca. 157 Mrd EUR im Jahr 2009 an. Danach stagniert die Entwicklung bis Ende 2016 mit Kreditbeständen zwischen 155 und 167 Mrd EUR. Seit Anfang 2017 steigen die Kreditbestände wieder stetig an, von ca. 158 Mrd EUR im Jänner 2017 auf ca. 192 Mrd EUR im Februar 2020. Die Bestände an Wohnbaukrediten steigen nahezu ungebrochen und kontinuierlich an, von ca. 62 Mrd EUR im Jänner 2007 auf ca. 120 Mrd EUR im Februar 2020. Bei den Konsumkrediten und sonstigen Krediten zeigt sich überwiegend eine Seitwärtsbewegung im Bereich von 52 bis 62 Mrd EUR mit leichter Tendenz nach unten: 58 Mrd EUR im Jänner 2007, 54 Mrd EUR im Februar 2020. Anmerkung: Zeitreihenbrüche im Dezember 2014 und Oktober 2016 aufgrund von Methodik-Änderungen, mit deutlich sichtbaren Auswirkungen bei den Unternehmenskrediten. Quelle: OeNB, EZB.
Grafik 3 zeigt den „Kreditbestand österreichischer Banken (in % des BIP)“ seit 2007 als Liniendiagramm auf der Basis von Quartalswerten (Quartalsendstände in % des BIP der jeweils letzten vier Quartale, Kredite an Ansässige im Euroraum, alle Währungen). Dargestellt werden Unternehmenskredite (Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen), Wohnbaukredite an private Haushalte sowie Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 60%. Der Bestand an Unternehmenskrediten in % des BIP liegt im ersten Quartal 2007 bei 47%, steigt bis auf 54% im Jahr 2009, um danach einige Jahre zu stagnieren bzw. leicht zu fallen, auf 50% im Jahr 2014. Anschließend fällt er weiter bis auf 44% Anfang 2017 und steigt schließlich wieder auf bis zu 48% im vierten Quartal 2019. Der Bestand an Wohnbaukrediten in % des BIP steigt nahezu durchgehend, von 23% im ersten Quartal 2007 auf 27% im vierten Quartal 2010 und schließlich auf 29% im vierten Quartal 2017. Seither verharrt er bei knapp unter 30%. Der Bestand an Konsumkrediten und sonstigen Krediten in % des BIP fällt von 22,5% im ersten Quartal 2007 auf 21% im Jahr 2010 und anschließend stärker auf zuletzt 14% im vierten Quartal 2019. Anmerkung: Zeitreihenbrüche im Dezember 2014 und Oktober 2016 aufgrund von Methodik-Änderungen, mit deutlich sichtbaren Auswirkungen bei den Unternehmenskrediten. Quelle: OeNB, EZB, Eurostat.
Grafik 4 zeigt die „Entwicklung der Zinsen für neue Kredite in Österreich“ seit 2000 als Liniendiagramm auf der Basis von Monatswerten. Dargestellt werden Kreditzinsen für nichtfinanzielle Unternehmen, Kreditzinsen für Wohnbaukredite an private Haushalte, Kreditzinsen für Konsumkredite an private Haushalte, Kreditzinsen für sonstige Kredite an private Haushalte, der EZB-Hauptrefinanzierungssatz, der EZB-Einlagensatz und der 3-Monats-Euribor. Dargestellt werden: Kreditzinsen im Neugeschäft (inkl. Neuverhandlungen) in % – gleitender Durchschnitt der letzten drei Monatswerte, Leitzinsen und Euribor – Monatsendstände, „Haushalte“ bezeichnet den Haushaltssektor. Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte werden im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft als eine gemeinsame Kategorie abgefragt, in der Zinsstatistik sind sie getrennt ausgewiesen. Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 8%. Die Grafik zeigt, wie sich die Kreditzinsen im Vergleich zu den Leitzinsen und dem Euribor entwickelt haben. In Konsequenz der Senkungen der Leitzinsen sind auch die Kreditzinsen gefallen. Die Zinsen für Unternehmenskredite sind von über 5% Ende 2008 auf 1,3% im Februar 2020 gefallen, jene für Wohnbaukredite von über 5,5% Ende 2008 auf 1,4% im Februar 2020, jene für sonstige Kredite von ca. 6% Ende 2008 auf 1,8% im Februar 2020 und jene für Konsumkredite von ca. 7% Ende 2008 auf 5% im Februar 2020, wobei die Zinsen für Konsumkredite seit 2011 zumeist um 5% herum schwanken. Quelle: OeNB, Macrobond, EZB.
Grafik 5 zeigt die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Krediten an Unternehmen“ als gestapelte Säulen (Quartalswerte ab 2007, Nettoprozentsätze). Die Skala auf der y-Achse geht von –100 bis +100. Als Beiträge zur Margenentwicklung werden Wettbewerbssituation, Refinanzierungskosten und bilanzielle Restriktionen, Risikoeinschätzung, Risikotoleranz sowie unerklärte Beiträge oder sonstige Faktoren dargestellt. Veränderungen bei den Margen werden bis zum vierten Quartal 2019 vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation erklärt. Quelle: OeNB.
Grafik 6 zeigt die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Wohnbaukrediten an private Haushalte“ und die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte“ als gestapelte Säulen (Quartalswerte ab 2007, Nettoprozentsätze). Die Skala auf der y-Achse geht von –100 bis +100. Als Beiträge zur Margenentwicklung werden Wettbewerbssituation, Refinanzierungskosten und bilanzielle Restriktionen, Risikoeinschätzung, Risikotoleranz sowie unerklärte Beiträge oder sonstige Faktoren dargestellt. Veränderungen bei den Margen werden bis zum vierten Quartal 2019 vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation erklärt. Quelle: OeNB.
Grafik 7 zeigt die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte“ als gestapelte Säulen (Quartalswerte ab 2007, Nettoprozentsätze). Die Skala auf der y-Achse geht von –100 bis +100. Als Beiträge zur Margenentwicklung werden Wettbewerbssituation, Refinanzierungskosten und bilanzielle Restriktionen, Risikoeinschätzung, Risikotoleranz sowie unerklärte Beiträge oder sonstige Faktoren dargestellt. Veränderungen bei den Margen werden bis zum vierten Quartal 2019 vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation erklärt. Quelle: OeNB.

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal ­jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 142 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

Ab der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Frage­bogen verwendet. Einige der aktuell erhobenen Daten sind daher erst ab 2015 verfügbar.

Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien – sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen –, die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite ­vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben (z. B. Margen, Nebenkosten, Sicherheitserfordernisse usw.).

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen dieser Umfrage wird bei einer Verringerung der Margen von Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Saldo aus positiven und negativen Antworten: Die Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Nettoprozentsatz: Der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn z. B. von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage ­gesunken ist und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von plus eins bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5 (⅛). In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Der Artikel zur Umfrage über das Kreditgeschäft erscheint regelmäßig in der OeNB-Quartalspublikationsreihe „Statistiken – Daten und Analysen“ und wird vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen (https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/­umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft.html).

Euroraum-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft

Die Euroraum-Ergebnisse ähneln in wesentlichen Punkten den Österreich-Ergebnissen in ­dieser Umfragerunde. Aggregiert über die 19 Länder des Euroraums und die 142 zuletzt teilnehmenden Banken zeigt sich für das erste Quartal 2020 ein starker Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten. Hauptgrund dafür war der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel. Für das zweite Quartal 2020 erwarten die befragten Banken einen noch stärkeren Anstieg der Kreditnachfrage seitens der Unternehmen.

Bei Wohnbaukrediten an private Haushalte soll es im Ausblick auf das zweite Quartal 2020 hingegen zu starken Nachfragerückgängen kommen, nachdem die Nachfrage im ersten Quartal 2020 noch gestiegen war. Auch bei Konsum- und sonstigen Krediten wird ein deutlicher Rückgang der Nachfrage im zweiten Quartal 2020 erwartet – wenn auch bei weitem nicht so deutlich wie bei den Wohnbaukrediten.

Detaillierte Ergebnisse und Berichte werden von der EZB auf ihrer Website veröffentlicht (https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/index.en.html).

7 Die Umfrage wurde in der zweiten Märzhälfte 2020 durchgeführt und bezieht sich auf das erste Quartal 2020 sowie auf Erwartungen für das zweite Quartal 2020. Redaktionsschluss für sonstige Daten: 23. April 2020.

8 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, gerald.hubmann@oenb.at.

9 Von den acht in Österreich teilnehmenden Banken wurden in dieser Umfragerunde insgesamt 1.300 Einzel­antworten zum Standardteil der Umfrage (Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und ­privaten Haushalten) erhoben. 26% dieser Einzelantworten beziehen sich auf Veränderungen bzw. Beiträge zu Veränderungen, 74% bezeichnen eine unveränderte Situation bzw. Einflussfaktoren ohne Auswirkungen. Ein ­höherer Prozentsatz an Veränderungen wurde zuletzt für das vierte Quartal 2011 gemeldet (26,2% bei damals fünf teilnehmenden Banken mit insgesamt 595 Einzelantworten). In den Umfragerunden dazwischen lag der ­Prozentsatz an Einzelantworten mit Veränderungsmeldungen im Durchschnitt bei ca. 11% und häufig auch nahe bei diesem Durchschnitt.

10 D. h. aggregiert über alle befragten österreichischen Banken.

11 Zusatzkommentare der an der Umfrage teilnehmenden Banken, die sich auf das Kreditgeschäft insgesamt beziehen, lassen darauf schließen, dass in nächster Zeit ein Sinken der Bonität der Kreditkunden und eine restriktivere ­Risikobeurteilung durch die Banken zu erwarten sind.

12 In der Umfrage wird nach den vollständig abgelehnten Kreditanträgen gefragt. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse invertiert enthalten (als genehmigte Kreditanträge), um expansive Entwicklungen einheitlich mit positiven Werten bzw. restriktive Entwicklungen einheitlich mit negativen Werten darzustellen.

13 Hinweis: Grafik 1 stellt die Entwicklungen anhand des gleitenden Durchschnitts der letzten vier Quartale dar, wodurch die Ergebnisse geglättet werden. Eventuell von der Beschreibung abweichende Einzelquartalszahlen ­stellen daher keinen inhaltlichen Widerspruch dar.

14 Für eine Besprechung der langfristigen Entwicklung der Niveaus von Kreditrichtlinien und Kreditnachfrage in ­Österreich siehe den Bericht zur Umfrage in Statistiken – Daten & Analysen Q2/19 (40-52).

15 Tatsächlich zeigen sich bei den Erwartungen für die Nachfrage nach Unternehmenskrediten historische Höchstwerte der Österreich-Ergebnisse für den Standardteil der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euroraum (Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und privaten Haushalten), was das Ausmaß der Veränderung ­betrifft. Gemessen mit dem Diffusionsindex, der die Antworten der Banken auf der fünfstufigen Skala des Fragebogens differenziert nach der Intensität (leichte Änderungen, deutliche Änderungen) berücksichtigt, ergeben sich für die Erwartungen der Nachfrage nach kurzfristigen Unternehmenskrediten bzw. nach Krediten an kleine und mittlere Unternehmen Werte von +87,5 bzw. +85,7 (aus einem möglichen Bereich von –100 bis +100) – und damit die beiden Werte mit den größten Absolutbeträgen in allen bisherigen Umfragerunden. (Die erste Umfragerunde war jene für das vierte Quartal 2002.) Die nächstgrößten Ergebnisse (Absolutbeträge von Diffusionsindexwerten) datieren aus der Umfragerunde für das vierte Quartal 2008 (Diffusionsindex mit Werten von –80). Die häufiger verwendete Messung mit dem Nettoprozentsatz, bei dem nicht nach der Intensität unterschieden wird, was einer Erfassung der Antworten auf einer dreistufigen Skala entspricht, führt für die in dieser Fußnote ­angesprochenen Ergebnisse (und noch für etliche hier nicht angesprochenen Ergebnisse) zu Werten von –100 oder +100, also zu Werten an den Grenzen des möglichen Bereichs. Nähere Information zu Skala und Aggregationsmethoden sind in der Ergebnisdatei zur Umfrage zu finden (https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/­umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft.html).

16 Es sei auch darauf hingewiesen, dass die qualitativen Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft hinsichtlich der Entwicklung der Kreditnachfrage – vor allem punktuell – nicht zwingend mit der Entwicklung der Kredit­bestände aus der Monetärstatistik übereinstimmen müssen.

17 Zusatzkommentare der an der Umfrage teilnehmenden Banken, die sich auf das Kreditgeschäft insgesamt beziehen, lassen darauf schließen, dass in nächster Zeit ein Sinken der Bonität der Kreditkunden und eine restriktivere ­Risikobeurteilung durch die Banken zu erwarten sind.

18 In der Umfrage wird nach den vollständig abgelehnten Kreditanträgen gefragt. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse invertiert enthalten (als genehmigte Kreditanträge), um expansive Entwicklungen einheitlich mit positiven Werten bzw. restriktive Entwicklungen einheitlich mit negativen Werten darzustellen.

19 Das allgemeine Zinsniveau wird seit der Umfrage für das erste Quartal 2015 als Faktor der Nachfrage erhoben.

20 Gleichzeitig mit der Senkung des Einlagensatzes wurde aber auch beschlossen, Teile der von den Banken bei der EZB gehaltenen Überschussliquidität von der Anwendung des negativen Einlagensatzes auszunehmen. Beginnend mit 30. Oktober 2019 können Banken Überschussliquidität im Ausmaß von vorerst des Sechsfachen ihrer Mindestreservepflicht zu einem Zinssatz von 0% bei der EZB halten.

21 Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte werden im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft als eine gemeinsame Kategorie abgefragt – in der Zinsstatistik sind sie getrennt ausgewiesen. Die starken Unterschiede in der Zinsentwicklung zwischen Konsumkrediten und sonstigen Krediten erschweren einen Vergleich der Ergebnisse der Umfrage mit den Ergebnissen der Zinsstatistik. Die Tatsache, dass die Zinsen für neue Konsum­kredite deutlich schwächer auf den Rückgang des allgemeinen Zinsniveaus reagiert haben als die Zinsen für Wohnbaukredite (und sonstige Kredite), passt jedoch zu den Umfrageergebnissen. Nur vereinzelt schrieben die ­befragten Banken dem allgemeinen Zinsniveau einen belebenden Einfluss auf die Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten zu.

22 Im März 2020 hat das Eurosystem aufgrund der COVID-19-Pandemie ein temporäres Notfallankaufprogramm (PEPP – Pandemic Emergency Purchase Programme) ins Leben gerufen, um den durch die Pandemie entstehenden Risiken für die geldpolitische Transmission, die Preisstabilität und die Konjunktur im Euroraum zu begegnen. Die an der Umfrage teilnehmenden Banken waren aufgerufen, die Auswirkungen dieses Programms im Rahmen der ­Fragen zum Ankaufprogramm mitzuberücksichtigen.

23 Um die geldpolitische Transmission über den Bankenkanal zu unterstützen, wurde mit der am 30. Oktober 2019 beginnenden Mindestreserveperiode ein zweistufiges System für die Verzinsung von Überschussreserven eingeführt, bei dem Teile der von den Banken bei der EZB gehaltenen Überschussliquidität von der Anwendung des negativen Einlagensatzes ausgenommen sind. Banken können seither Überschussliquidität im Ausmaß von vorerst des Sechsfachen ihrer Mindestreservepflicht zu einem Zinssatz von 0% bei der EZB halten.

24 Das Eurosystem führte von September 2014 bis März 2017 zwei Reihen gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (engl. Targeted Longer-Term Refinancing Operations) mit Laufzeiten von bis zu vier Jahren durch. Diese Geschäfte wurden beginnend mit September 2019 neu aufgelegt. In dieser dritten Reihe werden von September 2019 bis März 2021 sieben Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von jeweils drei Jahren durchgeführt. Die Inanspruchnahme der attraktiven Bedingungen der Geschäfte ist an die Kreditvergabe der teilnehmenden Banken gebunden, wobei die Vergabe von Wohnbaukrediten an private Haushalte nicht angerechnet wird. Damit soll die Kreditvergabe der Banken gefördert und dadurch die Erreichung der geldpolitischen Ziele des Eurosystems unterstützt werden.

Nachhaltige Investmentzertifikate und ­Anleihen in Österreich

Roberto Codagnone, Jacob Wagner, Jun Chao Zhan 25

Ökologisch und sozial nachhaltige Finanzprodukte gewannen in den letzten Jahren auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zunehmend an Bedeutung. Neben dem österreichischen Nachhaltigkeitskennzeichen (UZ 49 26 ) des Bundesministeriums für Klimaschutz existieren im Ausland ebenfalls Initiativen, um nachhaltige Finanzprodukte für Investoren transparenter zu gestalten. Auf Basis der Einzelwertpapier-Depotstatistik der OeNB und Informationen der Zertifizierungs- bzw. Auskunftsstellen im In- und Ausland untersucht der vorliegende Artikel das Volumen der gekennzeichneten nachhaltigen Investmentfonds für die Jahre 2018 und 2019 27 . Das Marktvolumen der mit dem UZ 49-Kennzeichen zertifizierten inländischen Publikumsfonds 28 betrug Ende Dezember 2019 7,4 Mrd EUR. Dies entspricht etwa 7,2% des Volumens aller inländischen Publikumsfonds. Investmentzertifikate spielen in der Veranlagung von privaten inländischen Haushalten eine zunehmend wichtige Rolle. Der Anteil der gehaltenen Investment­zertifikate am gesamten Wertpapiervermögen österreichischer Haushalte stieg von 23,1% (57,3 Mrd EUR) im Jahr 2018 auf 25,1% (66,0 Mrd EUR) im Jahr 2019. Bei einer tiefergehenden Analyse dieses Trends zeigt sich zudem im Jahr 2019 eine starke Nachfrage nach Publikumsfonds, die mit Nachhaltigkeitsaspekten verknüpft sind. Der Haushaltsbestand der inländischen nachhaltigen Investmentzertifikate nach UZ 49 hat sich zwischen 2018 und 2019 von 1,5 Mrd EUR auf 2,8 Mrd EUR beinahe verdoppelt. Dies ist sowohl auf eine Zunahme der Zertifizierungen als auch auf Preiseffekte und positive Nettotransaktionen der Haushalte zurück­zuführen. Im Jahr 2019 betrug der gesamte Haushaltsbestand nachhaltiger Investment­zertifikate im In -und Ausland 3,8 Mrd EUR, bzw. 6,3% der Veranlagung in Publikumsfonds. Ökologisch und sozial nachhaltige Anleihen (auch oft „Green Bonds“ genannt) bieten für ­Investoren eine weitere Veranlagungsmöglichkeit in nachhaltige Finanzprodukte. Die Wiener Börse bietet seit März 2018 Emittenten eine Plattform für nachhaltige Anleihen (Green and Social Bonds), die den Standards der Green Bond Principles (GBP) 29 entsprechen. Im Dezember 2019 betrug der Marktwert des Umlaufvolumens der auf dieser Plattform gelisteten inländischen Green Bonds insgesamt 3,0 Mrd EUR.

1 Einleitung

Die Finanzierung von ökologisch und sozial nachhaltigen Projekten und die Nachfrage nach den daraus folgenden Finanzprodukten gewannen in den letzten Jahren auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zunehmend an Bedeutung. Bis heute existiert in der EU jedoch kein einheitliches Rahmenwerk hinsichtlich eines Nachhaltigkeits­konzepts im Finanzsektor, sodass einige Mitgliedsstaaten und private Institutionen in der Vergangenheit unterschiedliche Nachhaltigkeitslabels und Taxonomien mit eigenen Bestimmungskriterien erschaffen haben. Der Markt für Anleihen und Fonds für private Anleger, die derzeit „nachhaltig“, „grün“ oder ähnliche Begrifflichkeiten im Namen tragen, erscheint für Investoren deshalb oftmals intransparent und ­fragmentiert.

Die Europäische Kommission veröffentlichte im März 2018 einen Aktionsplan zur Finanzierung des nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der EU. 30 Ein Vorschlag für eine Regulierung über die Einrichtung eines Rahmenwerks nachhaltiger Investi­tionen soll bis 2021/22 sukzessive implementiert werden. 31 Hierfür wird eine einheitliche Taxonomie zur Identifizierung von ökonomischen Aktivitäten kreiert, welche wesentlich zu den zwei in der Regulierung festgelegten Klimazielen (Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel) beitragen sollen. 32 Diese EU-Taxo­nomie stellt in Zukunft eine harmonisierte Basis mit Offenlegungspflichten für Finanzprodukte dar, die unter dem Titel „ökologisch nachhaltig“ vermarket werden sollen. 33

Derzeit bietet das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ein ­Zertifikat für nachhaltige Finanzprodukte an (UZ 49), welches für jene Produkte vergeben wird, die sich in ausgewählten Themenbereichen hinsichtlich Nachhaltigkeit besonders auszeichnen und bestimmte Ausschlusskriterien (z. B. Atomkraft, Rüstung, fossile Brennstoffe, Gentechnik) berücksichtigen. 34 Fonds stellen dabei den größten Anteil an erhaltenen Zertifizierungen dar. Im Ausland – z. B. in Deutschland, Frankreich und Luxemburg – existieren ähnliche Initiativen, die Finanzprodukte mit Nachhaltigkeitslabels und Zertifizierungen transparenter gestalten sollen.

Die vorliegende Analyse untersucht zunächst das Marktvolumen der mit dem Nachhaltigkeitszertifikat UZ 49 gekennzeichneten Fonds zum Jahresultimo 2018 und 2019. Um eine Übersicht über die inländische private Nachfrage nach zertifizierten Fonds aus dem In -und Ausland zu erhalten, wird anschließend der inländische private Haushaltssektor in den Fokus der Analyse gerückt. Zum Abschluss wird ein kurzer Exkurs zum Thema Green Bonds unternommen und das inländische Emissionsvolumen auf der Plattform Green & Social Bonds 35 der Wiener Börse ­beleuchtet. Die Analyse stützt sich auf die Einzelwertpapier-Depotstatistik und die Emissionsstatistik (beide von der OeNB erhoben) sowie auf öffentlich zugängliche Informationen aus den Zertifizierungs- bzw. Auskunftsstellen für nachhaltige ­Finanzprodukte im In- und Ausland. Daten einer UZ 49-Zertifizierung liegen für die Jahresultimos 2018 und 2019 vor, wohingegen für zertifizierte Produkte aus dem Ausland lediglich Daten aus dem Jahr 2019 verfügbar sind.

2 Inländische Investmentzertifikate

Die inländischen Investmentfonds können nach ihrer Zugänglichkeit für bestimmte Investorengruppen eingeteilt werden. Publikumsfonds sind für alle Investorengruppen offen zugänglich, wohingegen Spezialfonds lediglich für einen beschränkten Kreis von Großanlegern konzipiert 36 sind. Der Investorenkreis eines solchen Spezialfonds besteht somit meist aus einer begrenzten Anzahl an institutionellen Anlegern. Zum Jahresultimo 2019 betrug der Marktwert inländischer Investmentzertifikate 194 Mrd EUR. 37 Davon entfielen 92,3 Mrd EUR auf Spezialfonds und 101,7 Mrd EUR auf Publikumsfonds. In der Kategorie der Spezialfonds stellen ­inländische Pensionskassen (19,2 Mrd EUR), Versicherungsgesellschaften (18,6 Mrd EUR) sowie sonstige nichtmonetäre Finanzinstitute (15,7 Mrd EUR) die größten Gläubigergruppen dar, wobei Pensionskassen fast ausschließlich (zu 98,7%) in ­Spezialfonds investieren. Innerhalb der Kategorie der Publikumsfonds stellen die privaten Haushalte die größte Gläubigergruppe dar (42 Mrd EUR bzw. 91,7% der von den Haushalten gehaltenen Investmentzertifikate). Neben den privaten Haushalten bestehen die inländischen Fonds-in-Fonds-Veranlagungen ebenfalls zu einem Großteil aus Publikumsfonds (17,6 Mrd EUR bzw. 66,1% der von den Fonds gehaltenen Investmentzertifikate).

Tabelle 1: Inländische Investmentzertifikate – Dezember 2019
Gläubiger Spezialfonds Publikumsfonds Gesamt
Endstand zum Marktwert bewertet in Mio EUR
Monetäre Finanzinstitute 5.774 1.539 7.313
Investmentfonds 9.027 17.606 26.632
Versicherungen 18.599 10.499 29.098
Pensionskassen 19.207 268 19.475
Sonstige nichtmonetäre Finanzinstitute1 15.715 2.409 18.124
Staat 9.613 949 10.562
Nichtfinanzielle Unternehmen 6.811 4.717 11.528
Private Haushalte 3.782 41.773 45.555
Private Organisationen ohne Erwerbszweck 1.345 1.429 2.774
Ausland 2.434 20.514 22.948
Gesamt 92.306 101.704 194.010
Quelle: OeNB.
1 Entspricht den ESVG 2010 Sektoren S.125, S.126 & S.127.

Um die private Nachfrage nach ökologisch nachhaltigen Investmentzertifikaten zu untersuchen, wird im anschließenden Teil des Kapitels auf jenen Anteil der ­Publikumsfonds näher eingegangen, welcher mit dem Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) gekennzeichnet wurde.

3 Ökologisch und sozial nachhaltige inländische Investmentzertifikate

Das österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) wurde im Jahr 2004 eingeführt und ist eines der ersten dieser Zertifikate im europäischen Raum. Das Umweltzeichen UZ 49 kennzeichnet jene Finanzprodukte, die ökologisch und sozial nachhaltiger sind als vergleichbare Produkte in derselben Kategorie (Best in Class). In Bezug auf Fonds werden Anlagepolitik, Auswahlkriterien, Erhebungs-, Bewertungs- und Auswahlprozess für die nachhaltigen Anlageprodukte von der Prüfstelle mit Hilfe eines Punktesystems bewertet. Für Investitionen in Unternehmen werden beispielsweise die Themengebiete Corporate Governance, Unternehmenspolitik, Management, Umwelt, Klima und Anspruchsgruppen ­evaluiert. Um eine Zertifizierung zu erhalten, muss hierzu eine bestimmte Anzahl an Mindestpunkten erreicht werden. 38 Für die Evaluation der mit dem UZ 49 ­gekennzeichneten inländischen Publikumsfonds zum Jahresultimo 2019 und 2018 wird auf die Einzelwertpapier-Depot­statistik der OeNB zurückgegriffen und diese mit Daten der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) 39 zu den beiden Stichtagen angereichert.

Tabelle 2: Publikumsfonds nach ­Anlagekategorie
Dezember 2019 Zertifiziert nach UZ 49 Sonstige Fonds Anteil UZ 49-Fonds
Endstand zum Marktwert bewertet
in Mio EUR
pro Kategorie
in %
Gesamt 7.372 94.332 7,25
Aktienfonds 1.621 18.233 8,17
Rentenfonds 1.879 36.762 4,86
Immobilienfonds 0 8.422 0,00
Hedgefonds 80 58 57,64
Mischfonds 3.792 30.661 11,01
Andere 0 195 0,00
Dezember 2018
Gesamt 4.425 85.516 4,92
Aktienfonds 903 14.942 5,70
Rentenfonds 1.853 36.832 4,79
Immobilienfonds 0 7.678 0,00
Hedgefonds 68 58 54,23
Mischfonds 1.602 25.894 5,82
Andere 0 112 0,00
Quelle: OeNB, VÖIG.
Tabelle 3: Inländische Publikumsfonds – Dezember 2019
Gläubiger Zertifiziert ­nachUZ 49 Sonstige Fonds Anteil UZ 49-Fonds pro Sektor
Endstand zum Marktwert bewertet
in Mio EUR
in %
Monetäre Finanzinstitute 38 1.502 2,44
Investmentfonds 1.198 16.407 6,81
Versicherungen 157 10.342 1,49
Pensionskassen 1 267 0,47
Sonstige nichtmonetäre Finanzinstitute1 209 2.200 8,67
Staat 75 874 7,89
Nichtfinanzielle Unternehmen 178 4.540 3,77
Private Haushalte 2.808 38.965 6,72
Private Organisationen ohne Erwerbszweck 470 959 32,87
Ausland 2.239 18.275 10,91
Gesamt 7.372 94.332 7,25
Quelle: OeNB, VÖIG.
1 Entspricht den ESVG 2010 Sektoren S.125, S.126 & S.127.

Das Marktvolumen dieser zertifizierten Investmentprodukte betrug Ende Dezember 2019 7,4 Mrd EUR bei einer Anzahl von 67 zertifizierten ­Publikumsfonds. Dies entspricht etwa 7,2% des Volumens aller inländischen Publikumsfonds. Der Vergleichswert aus dem Vorjahr betrug etwa 4,4 Mrd EUR bzw. 4,9% des Gesamtvolumens der Publikumsfonds bei 43 Zertifizierungen. Ein signifikanter Zuwachs ­hinsichtlich des Anteils der gekennzeichneten Fonds konnte innerhalb der Mischfonds festgestellt werden. Während der Anteil der nachhaltigen Fonds innerhalb der Kategorie Mischfonds im Jahr 2018 noch 5,8 % bzw. 1,6 Mrd EUR betragen hatte, stieg dieser 2019 auf 11,0% bzw. 3,8 Mrd EUR. Die höchste prozentuelle Konzentration der mit dem UZ 49 gekennzeichneten Fonds war aufgrund des niedrigen Gesamtvolumens innerhalb der Kategorie der Hedgefonds zu finden (57,6% im Jahr 2019). Neben den Mischfonds konnten auch die Aktienfonds den Anteil der nachhaltig gekennzeichneten Produkte erhöhen. Deren Anteil stieg von 5,7% im Jahr 2018 (903 Mio EUR) auf 8,2% (1,6 Mrd EUR) im Jahr 2019. ­Immobilienfonds wurden laut VÖIG bis zum Jahresultimo 2019 nicht mit dem Umweltkennzeichen UZ 49 versehen.

Bei Betrachtung der Investorengruppen inländischer Publikumsfonds nach ihrem Anteil der mit dem UZ 49 gekennzeichneten Finanzprodukte in ihrem Fondsbestand zum Jahresultimo 2019 geht hervor, dass der Sektor „Private Organi­sationen ohne Erwerbszweck“ mit einem Anteil in Höhe von 32,9% (470 Mio EUR von 1,4 Mrd EUR an gehaltenen inländischen Publikumsfonds) hervorsticht. Absolut betrachtet stellen die privaten Haushalte mit 2,8 Mrd EUR die wichtigste Gruppe inländischer Investoren in nachhaltige Investmentzertifikate dar (38% des ­Gesamtvolumens der UZ 49-Fonds). Dies entspricht einem Anteil von etwa 6,7% der gehaltenen inländischen Publikumsfonds im Sektor der privaten Haushalte.

Während die meisten institutionellen Anleger hauptsächlich Spezialfonds ­bevorzugen, finden die inländische Fonds-in-Fonds-Veranlagungen größtenteils in Publikumsfonds statt. Bei einem Bestandsvolumen von 17,6 Mrd EUR werden hiervon 1,2 Mrd EUR (6,8 %) an mit dem UZ 49 gekennzeichneten Fonds gehalten. Institutionelle Anleger, wie beispielweise Versicherungsgesellschaften und ­Pensionskassen, weisen in ihrem Portfolio hingegen nur einen vernachlässigbar geringen Anteil an nachhaltig gekennzeichneten Publikumsfonds auf.

4 Die Wertpapierveranlagung inländischer Haushalte

Tabelle 4: Wertpapierhaltung inländischer Haushalte
2018 2019
Wert Anteil Wert Anteil
in Mio EUR in % in Mio EUR in %
Verzinsliche Wertpapiere 29.230 11,78 28.494 10,68
Börsennotierte Aktien 22.387 9,02 27.318 10,24
Nichtbörsennotierte Aktien 2.944 1,19 3.109 2,47
Sonstige Anteilsrechte 136.271 54,93 138.351 51,87
Investmentzertifikate 57.263 23,08 65.995 24,74
Quelle: OeNB.

Daten der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung zeigen die zunehmende Bedeutung von Investmentzertifikaten im Rahmen der Wertpapierveranlagung ­österreichischer Haushalte. 40 Wie Tabelle 4 zeigt, ist der Anteil der gehaltenen ­Investmentzertifikate am gesamten Wertpapiervermögen österreichischer Haushalte von 23,1% (2018) auf 25,1% (2019) gestiegen. Dies bedeutet in Absolutwerten einen Anstieg von 57,3 Mrd EUR auf 66,0 Mrd EUR. Das hohe Wachstum ist einerseits durch Preis- und Wechselkurseffekte (+6,3 Mrd EUR im Jahr 2019) ­bedingt und andererseits auf positive Nettotransaktionen (+2,6 Mrd EUR) zurückzuführen. Der Trend, verzinsliche Wertpapiere abzustoßen (–0,9 Mrd EUR Nettotransaktionen im Jahr 2019) und in Investmentzertifikate zu investieren, zeigte sich bereits in der Vergangenheit. 41 So ist der Bestand von verzins­lichen Wertpapieren – gehalten von ­österreichischen Haushalten – in Höhe von 29,2 Mrd EUR vom Jahresultimo 2018 auf 28,5 Mrd EUR zum Jahres­ultimo 2019 gesunken.

5 Entwicklung nachhaltiger Investmentzertifikate inländischer Haushalte

In diesem Teil der Analyse wird untersucht, ob Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl der Investmentzertifikate eine zunehmend wichtige Rolle für den Haushaltssektor spielen. Der überwiegende Teil der von Haushalten zum Jahresultimo 2019 gehaltenen inländischen Investmentfonds sind Publikumsfonds (41,8 Mrd EUR). Tabelle 5 geht auf die von privaten Haushalten gehaltenen inländischen Publikumsfonds näher ein und stellt die Bestandsveränderung der mit dem UZ 49 zertifizierten Fonds jener der sonstigen nicht-zertifizierten Fonds gegenüber.

Tabelle 5 : Haushaltsbestände inländischer Publikumsfonds
2018 2019
Netto-­trans­aktionen Preis­effekte Relative Preis-
effekte
Bestände Netto-­trans­aktionen Preis­effekte Relative Preis-­effekte Bestände
in Mio EUR in % in Mio EUR in Mio EUR in % in Mio EUR
UZ 49-zertifiziert 241 –80 –5,48 1.464 750 248 8,84 2.808
Sonstige Fonds 689 –2.687 –7,54 35.645 611 3.177 8,15 38.965
Gesamtbestand 930 –2.767 –7,46 37.109 1.360 3.425 8,20 41.773
Quelle: OeNB, VÖIG

Betrachtet man zunächst die Bestände, so zeigt sich, dass die Zertifikate mit Umweltzeichen UZ 49 nur einen kleinen Anteil am Gesamtvolumen zum Jahresultimo 2018 ausmachen (Jahresultimo 2018: 1,5 Mrd EUR). Dem anteilig niedrigen Bestand stehen jedoch schon 2018 hohe Nettotransaktionen gegenüber (241 Mio EUR), die einen Trend in Richtung nachhaltiger Investmentzertifikate erkennen lassen. 2019 haben die Nettozukäufe der mit dem UZ 49 zertifizierten Investmentzertifikate mit 750 Mio EUR die Nettozukäufe der sonstigen Fonds (611 Mio EUR) überholt. Der Bestand dieser nachhaltigen Anlagekategorie hat sich unter Einbeziehung der Preiseffekte, Nettotransaktionen und Zunahme an Zertifizierungen von 2018 auf 2019 auf 2,8 Mrd EUR beinahe verdoppelt.

Die Bestandsveränderung lässt sich auf eine Kombination aus Nachfrageeffekt und Angebotseffekt zurückführen. Die Zahl der zertifizierten Fonds ist von 2018 auf 2019 gestiegen (von 43 auf 67 zertifizierte Fonds). Die Zuordnung zu einem zertifizierten bzw. sonstigen Fonds erfolgt in der vorliegenden Analyse zum jeweiligen Jahresultimo. 42

Ein Blick auf die relativen Preiseffekte der beiden Anlagekategorien (gemessen durch die über den Jahreszeitraum kumulierte Preiseffekte anteilig am Bestandsvolumen zum Jahresultimo) zeigt, dass nachhaltige Investments der Haushalte nicht zulasten der Kursgewinne gehen. Die Kursverluste aus dem Jahr 2018, größtenteils ausgelöst durch die Handelsspannungen zwischen den USA und China, lagen mit –5,5% unter jenen der nicht ­zertifizierten Investmentzertifikate (–7,5%). Auch 2019 performten die mit dem UZ 49 zertifizierten Fonds mit +8,8% etwas besser als die sonstigen nicht-zertifizierten Fonds (+8,2%).

Tabelle 6: Haushaltsbestände ausländischer Investmentzertifikate
2019
Nettotransaktionen Preiseffekte relative Preiseffekte Bestände
in Mio EUR in % in Mio EUR
Nachhaltig zertifizierte Fonds 169 129 13,24 977
Sonstige Fonds 1.073 2.260 13,00 17.385
Gesamtbestand 1.242 2.389 13,01 18.362
Quelle: OeNB, VÖIG
Anmerkung: Zur besseren Vergleichbarkeit sind nur jene Länder enthalten, für die eine Unterscheidung zertifiziert/nicht zertifiziert möglich war (Belgien, Irland, Luxemburg, Frankreich, Liechtenstein, Schweiz und Deutschland) – diese machen jedoch einen Großteil aller ausländischen Bestände aus (99 % des gehaltenen Bestandsvolumens im Ausland).

Neben dem österreichischen UZ 49-Kennzeichen existieren im Ausland 43 , unter anderem in Deutschland (FNG-Siegel), Frankreich (GreenFin Label) und Luxemburg (Luxflag Climate ­Finance Label), ebenfalls nationale Nachhaltigkeitsinitiativen. Diese Finanzprodukte werden auf Basis von sogenannten Enviromental, Social & Governance-­Ratings (ESG) oder fokussieren sich auf ökologische Nachhaltigkeitskriterien unter Berücksichtigung bestimmter Ausschlusskriterien. Das FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) veröffentlicht gemeldete Informationen zu Nachhaltigkeitsprofilen der Fonds auf Basis von ESG-Beurteilungen. 44 Das GreenFin Label 45 wird an ökologisch nachhaltige Investmentfonds vergeben und das LuxFlag Label vergibt zwei unterschiedliche Zertifizierungen basierend auf ESG- und ökologischen Kriterien (Luxflag Enviro 46 bzw. ESG Label 47 ). Die nachfolgende Untersuchung der von Haushalten gehaltenen ausländischen Investmentfonds stützt sich auf die Datenbasis der oben genannten Nachhaltigkeitsinitiativen. Die Verfügbarkeit der Daten ­beschränkt sich hierbei auf den Jahresultimo 2019.

Tabelle 6 zeigt hinsichtlich ausländischer Investmentzertifikate eine große Ähnlichkeit zu den inländischen Fonds. Auch hier werden mit einem Nachhaltigkeitskennzeichen zertifizierte Investmentfonds, gemessen am bisherigen Bestand, stark nachgefragt (Nettotransaktionen in Höhe von 169 Mio EUR). Der Bestand (1,0 Mrd EUR) zertifizierter Investmentzertifikate lag aber dennoch deutlich unter dem der sonstigen Fonds (17,4 Mrd EUR). Die relativen Preiseffekte der zertifizierten Fonds lagen mit +13,2 % knapp über denen der sonstigen Fonds (+13,0%) und zeigen, dass sich auch im Ausland Nachhaltigkeitszertifizierung und positive Kursentwicklungen keineswegs ausschließen.

Bei einer Gesamtbetrachtung der Haushaltsbestände im In- und Ausland ergibt sich im Jahr 2019 somit ein Volumen von 3,8 Mrd EUR an Investmentzertifikaten (oder 6,3% der Veranlagung in Publikumsfonds) mit ausgewiesenen Nachhaltigkeitsaspekten.

6 Ökologisch und sozial nachhaltige Anleihen

Ökologisch und sozial nachhaltige Anleihen (auch oft „Green Bonds“ genannt) sind neben einer nachhaltigen Fondsveranlagung eine weitere Möglichkeit für Anleger, eine nachhaltige und ökologisch positive Entscheidung am Finanzmarkt zu treffen. Eine Standardisierung auf den internationalen Märkten zeichnet sich seit 2014 in Folge der Einführung der Green Bond Principles (GBP) durch die International Capital Market Association 48 (ICMA) ab. Bei den GBP handelt es sich um eine freiwillige Kennzeichnung, welche Emittenten zu mehr Transparenz, Offenlegung und hochwertigerem Reporting bezüglich der Anleihen motivieren soll.

Die GBP bestehen aus vier Kernkomponenten:

  • Nutzung der Erlöse: Die erzielten Erlöse werden exklusiv für ökologisch nachhaltige Projekte eingesetzt (direkt oder durch Re-Finanzierung). Es werden Projekte anerkannt, welche unter die Themenstellungen Klimawandel, Erhaltung der ­natürlichen Ressourcen, Biodiversität und Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung fallen.
  • Projektevaluation und Projektauswahl: Der Emittent sollte die Projektauswahl und den Evaluationsprozess hinsichtlich des Beitrages zu den anerkannten Themenstellungen klar kommunizieren.
  • Verwaltung der Erlöse: Die erzielten Erlöse sollten über ein separates Konto ­verwaltet werden.
  • Reporting: Eine jährliche Veröffentlichung zur Verwaltung und Verteilung der Erlöse für die ausgewählten Projekte ist vorgesehen.

Es wird des Weiteren empfohlen, auf externe Reviews bzw. Audits zurückzugreifen, um die Einhaltung der vier Kernkomponenten der GBP zu gewährleisten.

Emissionen nach den GBP sind auf einschlägigen internationalen Plattformen, wie beispielsweise Climate Bond Initiative 49 , sowie auf den nationalen Börsen, ­sofern ein eigenes Marktsegment vorhanden, aufgelistet. 50 Ein eigenes Marktsegment „Green and Social Bonds“ wurde im März 2018 an der Wiener Börse geschaffen 51 , während vergleichbare Initiativen in Oslo, Stockholm oder London bereits 2015 gestartet wurden 52 . Bei der Kategorisierung der Anleihen im Bereich Green and Social Bonds orientiert sich die Wiener Börse an den GBP der ICMA. Zum Stand 31. März 2020 führte die Wiener Börse insgesamt 24 inländische Emissionen auf ihrer Plattform an. 53

Durch die Etablierung der Green and Social Bonds-Plattform an der Wiener Börse wird versucht, verstärkt Bewusstsein für nachhaltige Anleihen bei Emittenten und Investoren zu schaffen. Seit der Gründung des Marktsegments im März 2018 wurden bis zum Jahresultimo 2019 zusätzlich zu den bereits emittierten Green Bonds weitere 1,8 Mrd EUR an nachhaltigen Anleihen nach GBP-Kriterien emittiert. Im Dezember 2019 betrug das inländische Umlaufvolumen der auf der Plattform ­gelisteten Green Bonds insgesamt 2,97 Mrd EUR zum Marktwert bzw. 2,93 Mrd EUR zum Nominalwert. 54 Davon entfielen 2,38 Mrd EUR auf Bankenemissionen und 555 Mio EUR auf Emissionen im Sektor der nichtfinanziellen Unternehmen. Nationale Initiativen zur Förderung von Emissionen und Veranlagung ökologisch nachhaltiger Anleihen gewannen in den letzten Jahren an Bedeutung. 55 Beispielsweise wird in Österreich derzeit das Pilotprojekt „Austrian Green Bonds“ zum Ausbau erneuerbarer Energieträger im Regierungsprogramm 2017–2022 evaluiert. 56

Das gelistete Emissionsvolumen wurde mit 2,3 Mrd EUR hauptsächlich von ausländischen Investoren gehalten. Inländische Investoren waren hauptsächlich ­Investmentfonds und Banken mit einem Bestandsvolumen von 292 Mio EUR bzw. 280 Mio EUR. Österreichische private Haushalte hielten etwa 45 Mio EUR der auf der Plattform gelisteten inländischen Green Bonds.

Eine Harmonisierung der Standards, ähnlich wie bei den Fonds, wird ebenfalls für ökologisch nachhaltige Anleihen im Rahmen des EU-Aktionsplans zur Finanzierung des nachhaltigen Wirtschaftswachstums durch den sogenannten EU Green Bond Standard 57 angestrebt. Die Initiative plant eine nicht-bindende Norm einzuführen, welche basierend auf der EU-Taxonomie-Regulierung umfassende Transparenzrichtlinien für die Emission der mit „grün“ betitelten Anleihen vorsieht. Darüber hinaus ist eine Akkreditierung durch eine externe Institution bei Anwendung des EU Green Bond Standards verpflichtend vorgeschrieben.

7 Zusammenfassung

Die zunehmende Bedeutung von ökologisch und sozial nachhaltigen Finanz­produkten spiegelt sich auch in Österreich wider. Neben dem österreichischen UZ 49-Kennzeichen existieren im Ausland ebenfalls nationale Nachhaltigkeits­initiativen, die auf Basis von ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien freiwillige Kennzeichnungen vornehmen. In der Kategorie der Publikumsfonds stellten die privaten Haushalte, gefolgt von Fonds-in-Fonds-Veranlagungen, die größte inländische Gläubigergruppe der mit dem Nachhaltigkeitskennzeichen UZ 49 zertifizierten Fonds dar. Mischfonds wiesen dabei das höchste Volumen ­innerhalb der zertifizierten Fonds aus. Trotz des noch geringen Bestandsvolumens der Haushalte haben die Nettotransaktionen der gehaltenen zertifizierten Publikums­fonds jene der sonstigen nicht-zertifizierten im Jahr 2019 übertroffen. Gemessen an den relativen Preiseffekten zeigte sich, dass der Nachhaltigkeitsaspekt im Untersuchungszeitraum nicht auf Kosten der Veranlagungsgewinne ging. Ökologisch und sozial nachhaltige Anleihen auf der Plattform der Wiener Börse „Green and Social Bonds“ bestanden 2019 hauptsächlich aus Bankenemissionen, wobei der Großteil dieser Emissionen von ausländischen Investoren gehalten wird. Es ist zu erwarten, dass zukünftige Initiativen im Bereich Green Bonds die Harmonisierung und Entwicklung ökologisch nachhaltiger Anleihen weiter forcieren werden.

25 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, , , junchao.zhan@oenb.at.

26 Mit dem Umweltzeichen (UZ) 49 gekennzeichnete nachhaltige Finanzprodukte sind jene, die aufgrund ihrer ­Veranlagungsstrategie und Managementprozesses die umweltverträglichere und sozialere Alternative zu vergleichbaren Produkten am Markt darstellen (Best in Class). Die Zertifizierung muss freiwillig von den Emittenten ­beantragt werden. Nicht zertifizierte Finanzprodukte können daher ebenfalls Nachhaltigkeitsaspekte enthalten.

27 Im Jahr 2018 waren 43 Fonds, im Jahr 2019 67 Fonds zertifiziert.

28 Publikumsfonds sind Investmentfonds, die für alle Investorengruppen offen zugänglich sind und keine Spezialfonds gemäß InvFG 2011, § 163 darstellen.

29 Bei den GBP handelt es sich um eine freiwillige Kennzeichnung für nachhaltige Anleihen, wobei der Emittent sich verpflichtet, die erzielten Emissionserlöse für das zugeordnete Projekt getrennt zu verwalten.

33 Finanzprodukte vermarktet von Portfoliomanagement, UCITS-Fonds (Undertaking for Collective Investments in Transferable Securities), Alternative Investmentfonds (AIFs), Versicherungen und Pensionsfonds. Die Taxonomie gilt für Banken nur auf freiwilliger Basis.

36 Spezialfonds gemäß InvFG 2011, § 163.

37 Exklusive Volumina registrierter alternativer Investmentfonds nach AIFMG 2018, § 1 Abs. 5.

40 Private Haushalte nach ESVG Sektor S.14.

42 Aufgrund der Jahresbetrachtung wird ein nicht zertifizierter Fonds im 2018, welcher im Jahr 2019 unterjährig zertifiziert wurde, gänzlich dem Jahr 2019 zugeordnet. Die berechneten Nettotransaktionen und Preiseffekte ­werden über einen jährlichen Betrachtungszeitraum aggregiert. Somit werden beispielsweise bei einem unterjährigen Wechsel von einem sonstigen zu einem zertifizierten Fonds alle bis zu dem Zertifizierungszeitpunkt errechneten ­bestandsverändernden Effekte (Nettotransaktionen und Preiseffekte) der Kategorie der zertifizierten Fonds zum Jahresultimo zugerechnet.  Dadurch entstehen leichte Unschärfen in der periodengerechten Abgrenzung. 6 der 27 Neuzertifizierungen im Jahr 2019 entfielen auf Neuemissionen (6,2 % des Endbestandes im Jahr 2019), für die dieses Abgrenzungsproblem definitiv nicht besteht.  Fast alle bereits im Jahr 2018 zertifizierten Fonds waren im Jahr 2019 weiterhin in der Kategorie enthalten (77,6 % des Endbestandes im Jahr 2019), wodurch die ­Abgrenzung für diese Einheiten ebenfalls korrekt dargestellt wurde.

51 https://www.wienerborse.at/marktdaten/anleihen/suche/?c7928%5BWBAG__ID_BOND_TYPE%5D=1013 (Abrufdatum: 31.03.2020, Filter: Herkunftsland = „Österreich“).

52 Die erste grüne Emission eines österreichischen Unternehmens aus dem nichtfinanziellen Sektor fand 2014 statt. Die erste grüne Emission aus dem Bankensektor im Jahr 2017.

53 Davon befanden sich 22 Anleihen im Dezember 2019 im Umlauf, zwei neue Emissionen wurden zwischen dem ­Jahresultimo 2019 und dem 1. Quartal 2020 getätigt.

54 Hier wird darauf hingewiesen, dass GBP eine freiwillige Auszeichnung darstellt. Nicht mit GBP ausgezeichnete Emissionen, die hier nicht erfasst sind, können daher ebenfalls Nachhaltigkeitsaspekte enthalten.

Entwicklung der europäischen ­börsennotierten Konzerne 2018

Birgit Bernhard 58

Die Ertragskraft der analysierten europäischen Konzerne zeigte 2018 erstmals nach vier ­Jahren einen Rückgang. Während das aggregierte Umsatzwachstum noch bei 2,6% lag, zeigten sowohl das Betriebs- als auch das Vorsteuerergebnis deutliche Rückgänge um –4,0% bzw. –5,3%.

Die Rentabilität (gemessen am Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz) war ebenfalls rückläufig, wobei vor allem in den Sektoren Energie und Industrie eine schwache Entwicklung zu beobachten war. Im Ländervergleich rutschten im Jahr 2018 die österreichischen Konzerne bei einer gegenüber dem Vorjahr geringeren Rentabilität vom fünften auf den sechsten Platz ab. Während das Eigenkapital der europäischen Konzerne trotz geringerer, aber dennoch positiver Ergebnisse einen weiteren Zuwachs verzeichnete, ging die Eigenkapitalquote der ­österreichischen Konzerne aufgrund der überproportional gestiegenen Bilanzsummen zurück. Die Fremdfinanzierung der Unternehmen in den meisten Ländern erfolgte über Anleihen. Bei den österreichischen Konzernen dominierten wie im Vorjahr auch 2018 die Bankkredite als primäre Finanzierungsquelle, allerdings nur noch knapp vor den Anleihen. Die Finanz­verschuldung nach Abzug der liquiden Mittel zeigte sowohl auf europäischer Ebene als auch für die österreichischen Konzerne eine leicht erhöhte Tendenz. Ebenso verhielt es sich mit der ermittelten Zinsbelastung auf Finanzverbindlichkeiten. Die Analyse basiert auf den Jahres­abschlussdaten von nichtfinanziellen börsennotierten Konzernen von insgesamt neun Ländern (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Türkei).

1 Hintergrund und Datenbasis

Die Analyse basiert auf dem Bericht „European non-financial listed groups: Analyses of 2018 data“, der von der Arbeitsgruppe ERICA (European Records of IFRS ­Consolidated Accounts) erstellt wurde und seit dem 27.02.2020 auf der Website des ECCBSO 59 (www.eccbso.org) abrufbar ist. Mit Hilfe eines einheitlichen IFRS 60 -Bilanzerfassungsschemas werden die Jahresabschlussdaten nichtfinanzieller ­börsennotierter Konzerne der einzelnen Mitgliedsländer (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Türkei) erfasst und anschließend Analysen u. a. zu den Themenbereichen Profitabilität und Finanzierungsstruktur aufbereitet.

Anmerkung: Vor dem Hintergrund der aktuellen COVID-19-Pandemie ist anzumerken, dass deren Auswirkung auf die Unternehmen frühestens in den finalen Jahresabschlüssen ab dem Stichtag 31.12.2019 ersichtlich sein wird. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen sind diese jedoch zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht verfügbar. Darüber hinaus kam es, einer Empfehlung der ESMA (European Securities and Markets Authority) folgend, in ­Österreich sowie auch in anderen europäischen Ländern zu temporären Erleichterungen im Zusammenhang mit den Publikationsfristen von Jahresabschlüssen börsennotierter ­Unternehmen. Eine folglich verzögerte Publikation des zugrundeliegenden Berichts seitens der ERICA-Arbeitsgruppe in Bezug auf die Daten des Jahres 2019 ist aus heutiger Sicht nicht auszuschließen. Infolgedessen kann die vorliegende Analyse insbesondere auch als Beschreibung der Ausgangssituation vor der COVID-19-Pandemie durchaus Informations­relevanz haben.

Für das Geschäftsjahr 2018 umfasst die ERICA-Datenbank Daten zu rund 970 Konzernen mit einem Gesamtumsatz von 4,5 Billionen EUR und einer aggregierten Bilanzsumme von 7,7 Billionen EUR (Tabelle 1).

Der Abdeckungsgrad der in ERICA erfassten Konzerne, gemessen an der ­Gesamtzahl der gelisteten nichtfinanziellen Konzerne in den jeweiligen Ländern, variiert zwischen 100% (Portugal und Belgien) und 13% (Türkei), wobei die ­Türkei erstmalig im Datensatz enthalten ist. Zieht man den Umsatz als Vergleichsgröße heran, so liegt der Abdeckungsgrad zwischen 100% und 72%, sodass man grundsätzlich von einer soliden Repräsentativität des Datensatzes sprechen kann. Wesentliche Einschränkungen ergeben sich diesbezüglich allerdings für den ­türkischen Datensatz, der eine Selektion der besten Konzerne des Landes darstellt (Grafik 1).

Grafik 1: Balkendiagramm. Anzahl der in ERICA erfassten Konzerne in Relation zur Gesamtzahl der gelisteten nichtfinanziellen Konzerne bzw. deren Umsatz. Darstellung nach Ländern. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Eine Betrachtung auf Länderebene zeigt, dass der Einfluss Deutschlands und Frankreichs auf den aggregierten Datensatz sehr stark ist: Fast 50% der Konzerne bzw. rund 72% des aggregierten Umsatzes entfallen auf diese beiden Länder ­(Tabelle 1). Dominant ist der Einfluss großer Konzerne, die über 90% des ­Umsatzes und der Bilanzsumme aufweisen. Nach Branchen segmentiert ist der Sektor Industrie am stärksten vertreten (rund 46% des Umsatzes).

Hinsichtlich der sektoralen Verteilung (bezogen auf den Umsatz) bietet sich für die partizipierenden Länder ein unterschiedliches Bild: Im Datensatz von Belgien, Deutschland, Österreich und Frankreich ist der industrielle Sektor anteilsmäßig am größten (Grafik 2), in jenem von Italien, Griechenland, Portugal und der ­Türkei der Sektor Energie und im Datensatz von Spanien entfällt auf den Sektor Dienstleistungen der höchste Anteil.

Tabelle 1: Überblick ERICA-Daten 2018
Länder Konzerne Bilanzsumme Umsatz
Anzahl in % in Mrd EUR in % in Mrd EUR in %
AT 41 4,2 144,9 1,9 100,0 2,2
BE 73 7,5 335,1 4,3 148,3 3,3
FR 269 27,6 2.677,4 34,7 1.583,9 34,9
DE 180 18,5 2.640,3 34,2 1.692,9 37,3
GR 50 5,1 62,7 0,8 49,5 1,1
IT 181 18,6 901,6 11,7 363,1 8,0
PT 33 3,4 97,5 1,3 69,1 1,5
ES 110 11,3 726,1 9,4 410,9 9,1
TR 37 3,8 131,3 1,7 116,0 2,6
Sektoren
Industrie 427 44,0 3.424,0 44,5 2.087,8 46,4
Energie 66 6,8 1.825,8 23,7 995,0 22,1
Bausektor 49 5,0 316,9 4,1 223,4 5,0
Dienstleistungen 429 44,2 2.126,4 27,6 1.196,2 26,6
Konzerngröße (Umsatz)
Kleine Konzerne (<250 Mio EUR) 371 38,2 136,3 1,8 34,8 0,8
Mittlere Konzerne (250 Mio EUR bis 1,5 Mrd EUR) 293 30,2 431,4 5,6 206,5 4,6
Große Konzerne (>1,5 Mrd EUR) 307 31,6 7.127,7 92,6 4.262,8 94,6
Summe1 971 100,0 7.695,4 100,0 4.504,1 100,0
Quelle: ERICA Datenbank 2018.
1 Die Gesamtzahl der Konzerne nach Ländern weicht geringfügig von der angeführten Summe ab, da Konzernverflechtungen zwar auf Sektor- und Größenebene, nicht jedoch auf Länderebene eliminiert werden.
Grafik 2: Balkendiagramm. Verteilung der Konzerne nach den Branchen Industrie, Energie, Bausektor und Dienstleistungen. Darstellung nach Ländern. Je Land wird die Branchen-Verteilung innerhalb des ERICA-Samples sowie bei Berücksichtigung aller börsennotierter Konzerne gezeigt. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Im Datensatz der österreichischen börsennotierten Konzerne ist durch ein Öl- und Gasunternehmen, das mit fast 23 Mrd EUR Umsatz im Jahr 2018 alleine rund ein Fünftel des Gesamtsamples ausmacht, eine starke Konzentration auf den Energiesektor 61 gegeben. Auch der Bausektor ist durch die Dominanz eines Konzerns mit über 15 Mrd EUR Umsatz, gefolgt von einem weiteren Konzern mit 5 Mrd EUR Umsatz vergleichsweise stark ausgeprägt. Die größten Konzerne im Sektor Industrie sind ein Konzern der Stahlbranche (13,6 Mrd EUR) sowie ein Maschinen- und Anlagenbauer (6,0 Mrd EUR). Im Sektor Dienstleistungen sind v. a. ein Telekommunikationskonzern (4,3 Mrd EUR Umsatz) und ein Konzern des Post- und Logistikwesens (2,0 Mrd EUR) zu nennen.

2 Wirtschaftliche Entwicklung der börsennotierten Konzerne 2018

2.1 Entwicklung der Ertragskraft der börsennotierten Konzerne

Die aggregierte Ertragskraft (gemessen am Betriebsergebnis) der analysierten europäischen Konzerne zeigte im Jahr 2018 nach einem vierjährigen Anstieg erstmals einen Rückgang. Zum einen wiesen die Sektoren Industrie (–6,5%) und Dienstleistungen (–5,5%) deutliche Rückgänge aus. Zum anderen verzeichnete der Sektor Energie, der in den letzten Jahren der Gesamt-Profitabilität zusätzliche Dynamik verlieh, 2018 mit 3,1% ein deutlich geringeres Wachstum. Lediglich der Bausektor wies mit 5,8% ein deutlich stärkeres Wachstum als im Vorjahr aus (+1,0%). Insgesamt reduzierte sich das aggregierte Betriebsergebnis gegenüber 2017 um 4,0% (Tabelle 2). Bereinigt um die großen Energiekonzerne sowie um etwaige Verzerrungen durch Sondereffekte lag der Rückgang bei –5,3%. Hinsichtlich der Unternehmensgröße gab es bei den großen Konzernen einen Rückgang (–4,6% bzw. bereinigt –6,5%) während die kleinen und mittleren Konzerne Anstiege um 3,6% bzw. 3,4% verzeichneten.

Auf der Länderebene zeigte sich je nach Bedeutung des Sektors Energie (Grafik 2) sowie der Vorkommnisse von Sondereffekten ein entweder positiver oder negativer Einfluss auf die Entwicklung des aggregierten Betriebsergebnisses. Im österreichischen Datensatz wirkte sich der Energiesektor besonders positiv aus. Gleichzeitig belasteten jedoch Sondereffekte eines Industriekonzerns im ­Zusammenhang mit der Generalerneuerung eines Hochofens, einem laufenden Kartellverfahren sowie Schwierigkeiten beim Hochlauf eines neuen Werkes in den USA das EBIT 62 (+25,4% bzw. –0,6% bereinigt). Auch im Sample von Italien hatte der Energiesektor einen stark positiven Einfluss, der jedoch wiederum fast zur Gänze durch hohe einmalige Belastungen eines Konzerns innerhalb des Dienst­leistungssektors im Zusammenhang mit Firmenwertabschreibungen kompensiert wurde.

Den höchsten negativen Einfluss hatte der Energiesektor in Griechenland; dies war auf einen großen Stromerzeuger und -versorger zurückzuführen. Umsatzrückgänge, höhere Ausgaben im Zusammenhang mit CO2-Emissionen und gesetzliche Maßnahmen, die den Marktanteil des Marktführers bis zum Jahr 2020 von 95% auf unter 50% reduzieren sollen, führten zu massiven Verlusten. In der Folge reduzierte sich das EBIT um –21,3% bzw. bereinigt um –3,6%. Im deutschen Datensatz war der Einfluss des Energiesektors weniger stark ausgeprägt und wurde hauptsächlich von einem Konzern im Zusammenhang mit der Schließung bzw. Abschreibung von Kraftwerken ­sowie geringeren Margen bei Steinkohle und Gas beeinflusst. Während jedoch teilweise in anderen Ländern hohe ­Sondereffekte einzelner Konzerne die EBIT-Entwicklung trieben, basierte die rückläufige Entwicklung in Deutschland auf einer deutlich breiteren Ebene. So lag der Rückgang beim bereinigten EBIT immer noch bei –11,4%. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Unsicherheit beim Brexit, der starke Rückgang in der Automobilindustrie sowie die Auswirkungen des niedrigen Pegels des Rheins als wichtiger Transportweg belasteten zahlreiche Konzerne, v. a. aus dem Industriesektor, enorm. Auch in Belgien zeigte sich die negative EBIT-Entwicklung auf einer breiteren Ebene, bedingt durch ein schwächeres Handelsumfeld sowie dem höheren Ölpreis.

Auf Länderebene wiesen somit v. a. Deutschland und Belgien starke Rückgänge beim bereinigten EBIT aus. Mit Portugal und der Türkei waren lediglich zwei von neun Ländern in der Lage, Zuwachsraten beim Betriebsergebnis zu ­verzeichnen. In diesem Zusammenhang ist jedoch anzumerken, dass der Abdeckungsgrad in der Türkei als neu hinzugekommenes Land vergleichsweise gering ist (Grafik 1) und die herausragende Entwicklung der türkischen Konzerne positiv vom Auswahl­effekt („selection bias“) beeinflusst wurde.

Das aggregierte Betriebsergebnis der österreichischen börsennotierten Konzerne, bereinigt um die großen Energiekonzerne und die Sondereffekte eines ­Industriekonzerns, wies 2018 einen leichten Rückgang von –0,6% aus. Der aggregierte bereinigte Umsatz zeigte mit einem Anstieg um 5,3% eine ähnliche Entwicklung wie 2017.

Tabelle 2: Veränderung in Betriebsergebnis und Umsatz gegenüber 2017
Länder Betriebs­ergebnis Betriebs­ergebnis ­bereinigt1 Umsatz Umsatz bereinigt1
in %
AT 25,4 –0,6 6,5 5,3
BE 0,4 –10,4 5,0 5,8
FR 2,6 –0,2 5,1 4,0
DE –14,1 –11,4 –1,5 0,8
GR –21,3 –3,6 12,5 12,2
IT –0,7 –2,4 4,8 2,3
PT 4,0 4,1 3,8 2,9
ES –4,4 –1,7 4,1 1,1
TR 12,9 20,5 5,1 0,8
Sektoren
Industrie –6,5 2,5
Energie 3,1 3,7
Bausektor 5,8 7,6
Dienstleistungen –5,5 0,9
Konzerngröße (Umsatz)
Kleine Konzerne (<250 Mio EUR) 3,6 5,1
Mittlere Konzerne (250 Mio EUR bis 1,5 Mrd EUR) 3,4 1,7 4,7 4,7
Große Konzerne (>1,5 Mrd EUR) –4,6 –6,5 2,3 1,9
Summe, bereinigt1 –4,0 –5,3 2,5 2,2
Quelle: ERICA Datenbank 2018.
1 Bereinigt um große Energiekonzerne sowie etwaige Sondereffekte in „Länder“, „Mittlere Konzerne“ und „Große Konzerne“.

Die Rentabilität der vorliegenden europäischen Konzerne auf Basis des ­Medians, gemessen am Betriebsergebnis in Relation zum Umsatz, war 2018 mit 7,5% etwas rückläufig (Grafik 3). Alle Sektoren und Konzerngrößen verzeichneten dabei Rückgänge, allen voran der Energiesektor, gefolgt vom Industriesektor.

Grafik 3: Balkendiagramm. Rentabilität gemessen als Betriebsergebnis zu Umsatz. Darstellung 2017 und 2018 jeweils nach Sektoren und Konzerngrößen. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Eine detailliertere Betrachtung zeigt, dass in fast allen Branchen eine rück­läufige Entwicklung stattgefunden hat (Grafik 4). Innerhalb des Industriesektors zeigten vor allem die Branchen Fahrzeugbau, Metalle und elektronische/elektrische Geräte, Chemie und – allen voran – die Lebensmittelproduktion (–1,1 Prozentpunkte) deutliche Rückgänge der EBIT-Marge. Im Dienstleistungssektor wiesen neben den Branchen Information und Telekommunikation (–1,5 Prozentpunkte) sowie dem Einzelhandel (–0,8 Prozentpunkte) auch alle anderen Branchen eine geringere Rentabilität als im Jahr 2017 aus. Weitestgehend stabil blieb lediglich die Immobilienbranche, die mit einer EBIT-Marge von 71,5% alle anderen Branchen weit hinter sich ließ.

Grafik 4: Liniendiagramm. Rentabilität gemessen als Betriebsergebnis zu Umsatz. Darstellung 2014 bis 2018 nach einzelnen Branchen. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Auf der Länderebene wiesen alle Samples mit Ausnahme von Spanien und der Türkei eine Verringerung der Rentabilität aus (Grafik 5). Die türkischen Konzerne zeigten im europäischen Vergleich im Jahr 2018 – unter Berücksichtigung des ­gegebenen selection bias – das höchste Wachstum und lagen mit einer Rentabilität von 14,1% an erster Stelle vor den spanischen Konzernen (9,1%). Die österreichischen börsennotierten Konzerne verzeichneten 2018 einen Rückgang von –0,6 Prozentpunkten (2017: +0,3 Prozentpunkte) und rutschten damit im Länder­vergleich vom fünften auf den sechsten Platz.

Grafik 5: Balkendiagramm. Rentabilität gemessen als Betriebsergebnis zu Umsatz. Darstellung nach Ländern jeweils für 2017 und 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

2.2 Eigenkapitalentwicklung bei den börsennotierten Konzernen

Das aggregierte Eigenkapital der börsennotierten europäischen Konzerne verzeichnete 2018 ein Wachstum in Höhe von 5,8% (Vorjahr: +6,6%), wobei vor allem die Gewinnrücklagen trotz geringerer Rentabilität deutlich anstiegen. Alle Sektoren sowie auch alle Unternehmensgrößen konnten ihr Eigenkapital erhöhen (Grafik 6). Obwohl die deutsche Automobilindustrie ertragsmäßig empfindliche Einbußen hinnehmen musste, lieferte diese wiederholt einen besonders starken Beitrag. Der Sektor Dienstleistungen zeigte mit 6,6% immer noch ein deutlich positives, wenn auch stark geringeres Wachstum als im Vorjahr (+13,3%) aus. ­Allerdings wirkte sich im Vorjahr ein Einmaleffekt im Zusammenhang mit der Konsolidierung eines französischen Konzerns stark positiv aus.

Im Jahr 2018 stiegen auch die Kapitalrücklagen stärker als im Vorjahr an. Viele Kapitalerhöhungen waren im Industriesektor und hier vor allem in Deutschland und Frankreich zu beobachten. Die Entwicklung bei den Konzernen mittlerer Größe wurde stark von einem österreichischen Konzern aus dem Dienstleistungssektor beeinflusst.

Grafik 6: Balkendiagramm. Eigenkapitalbestandteile und deren Veränderung zum Vorjahr. Darstellung nach Sektoren und Konzerngrößen. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Grafik 7 zeigt die Entwicklung der Eigenkapitalquote auf Länderebene von 2014 bis 2018 basierend auf einem fixen Datensatz von 672 Konzernen (d. h. Beobachtung eines stabilen Samples von 672 gleichen Konzernen über fünf Jahre hinweg). Insgesamt erhöhte sich der Medianwert in diesem Zeitraum von 39,7% auf 41,3%. Die Eigenkapital­quoten von Italien, Portugal und Spanien liegen trotz Zuwächsen in diesem Zeitraum weiterhin erheblich unter dem Gesamtmedian. Griechenland konnte, vor allem aufgrund der Entwicklung eines Konzerns aus dem Gesundheitswesen sowie eines Immobilienkonzerns, 2018 erstmals den ­Medianwert deutlich übertreffen und zählte damit hinter ­Belgien und Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Eigenkapitalquoten. Österreich lag trotz eines Rückganges im Vergleich zum Vorjahr von 1,3 Prozentpunkten, der auf ein überproportionales Wachstum der Bilanzsummen zurückzuführen ist, mit 41,6% noch ­etwas über dem Gesamtmedian. Die Grafik 7 lässt, mit Ausnahme von Griechenland, ein deutliches Nord-Süd-Gefälle erkennen.

Grafik 7: Liniendiagramm. Eigenkapitalquote der einzelnen Länder von 2014 bis 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Eine detailliertere Betrachtung nach Branchen verdeutlicht, dass im Jahr 2018 die dem Industriesektor zugehörigen Branchen den Anstieg der Eigen­kapitalquote trieben (Grafik 8). Insbesondere die Branchen Lebensmittelproduktion, Maschinen­bau, Metalle und elektronische/elektrische Geräte sowie die sonstige Produktion zeigten Zuwächse auf bereits hohem Niveau. Auch der Einzelhandel verzeichnete eine verbesserte Eigenkapitalquote. Alle anderen Branchen stagnierten oder ­wiesen 2018 geringere Eigenkapitalquoten im Vergleich zum Vorjahr aus. In der Baubranche zeigte sich, nach einer Erholung im Jahr 2017, mit knapp 27% die schwächste Eigenkapitalausstattung.

Grafik 8: Liniendiagramm. Eigenkapitalquote der einzelnen Branchen von 2014 bis 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

2.3 Struktur und Entwicklung der Finanzverbindlichkeiten der ­börsennotierten Konzerne

Die aggregierten Finanzverbindlichkeiten der europäischen Konzerne beliefen sich 2018 auf 2,3 Billionen EUR und machten 46% der gesamten aggregierten Verbindlichkeiten aus. Gemessen an der Anzahl der Konzerne waren Bankkredite die am häufigsten genützte Finanzierungsquelle, gefolgt von Leasing und Anleihen.

Die Finanzierung über Anleihen korreliert jedoch positiv mit der Unter­nehmensgröße. Betrachtet man die Bedeutung von Anleihen gemessen an absoluten Beträgen (und nicht an der Anzahl von Konzernen), so zeigt sich ein differenziertes Bild. Anleihen stellten in ­allen Ländern, mit Ausnahme von Griechenland und ­Österreich, die dominierende Finanzierungsquelle dar. Für die österreichischen Konzerne stellten die Bankkredite mit einem Anteil von 45% an den gesamten ­Finanzverbindlichkeiten nach wie vor die wichtigste Finanzierungsform dar, ­jedoch liegt der Anteil der Anleihen nur noch knapp dahinter (Grafik 9).

In der Medianbetrachtung der Netto-Finanzverbindlichkeitenquote (Finanzverbindlichkeiten abzüglich liquider Mittel im Verhältnis zur Bilanzsumme) zeigte sich 2018 im Vergleich zu 2017 ein Anstieg von 15,1% auf 16,4% ­(Grafik 10). Die Erhöhung der Medianwerte war in allen Sektoren und Größen­klassen sichtbar, jedoch zeigten sich insbesondere beim Industriesektor sowie den kleinen Konzernen besonders starke Anstiege (jeweils +1,9 Prozentpunkte). Die höchsten Quoten wiesen mit 27,4% die Energiekonzerne sowie die Konzerne des Bausektors mit 21,6 % auf. Der Sektor Industrie verzeichnete mit 14,5% trotz des deutlichen Anstiegs nach wie vor den geringsten Anteil an Netto-Finanz­verbindlichkeiten.

Grafik 9: Balkendiagramm. Zusammensetzung der Finanzverbindlichkeiten. Anteil der Bankverbindlichkeiten, Anleihen, Leasing und andere jeweils nach Ländern. Basis der Finanzverbindlichkeiten sind absolute Beträge. Quelle: ERICA Datenbank 2018.
Grafik 10: Balkendiagramm. Netto-Finanzverbindlichkeitenquote gemessen als Finanzverbindlichkeiten abzüglich liquider Mittel zu Bilanzsumme. Darstellung der einzelnen Sektoren und Konzerngrößen jeweils für 2017 und 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Betrachtet man die Entwicklung der Finanzverbindlichkeitenquote (Finanzverbindlichkeiten im Verhältnis zur ­Bilanzsumme) nach Ländern über einen Zeitraum von fünf Jahren anhand einer fixen Anzahl von 672 Konzernen, so zeigt sich analog der Eigenkapitalquote weitgehend ein Nord-Süd-Gefälle (Grafik 11). Lediglich die Quoten für Österreich und Italien, die mit rund 26% im Bereich des Medians des Gesamtdatensatzes ­lagen, wichen hiervon ab. Eine deutlich niedrigere Finanzverbindlichkeitenquote wiesen Deutschland, Frankreich und Belgien aus. Die portugiesischen Konzerne konnten im Zeitverlauf ihre Quoten zwar beträchtlich senken, lagen mit einem Medianwert von 38,7% jedoch nach wie vor deutlich an der Spitze.

Grafik 11: Liniendiagramm. Finanzverbindlichkeitenquote gemessen als Finanzverbindlichkeiten zu Bilanzsumme. Darstellung der einzelnen Länder von 2014 bis 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

2.4 Entwicklung der Zinsaufwandsquote der börsennotierten ­Konzerne

Für diese Analyse wurde die Zinsaufwandsquote als Zinsaufwand dividiert durch die Summe der Finanzverbindlichkeiten definiert. Die so ermittelte Quote reagiert mitunter nicht im Einklang mit dem marktüblichen Zinssatz. So kann sich zum Beispiel die errechnete Zinsaufwandsquote allein dadurch ändern, dass die Zusammensetzung der Finanzverbindlichkeiten verändert wurde, ohne dass ­jedoch der Zinssatz in den einzelnen Finanzierungskomponenten einer Veränderung unterlag.

2018 reduzierte sich die Zinsaufwandsquote im Median insgesamt um 0,2 Prozentpunkte auf 2,8% (Grafik 12). Im Ländervergleich stachen die griechischen Konzerne deutlich hervor. Die Zinsaufwandsquote lag hier 2018 bei 4,6% im ­Median und fiel damit – trotz ­Verbesserung gegenüber dem Vorjahr – wesentlich höher aus als in den anderen Ländern.

Insgesamt zeigten alle Länder gegenüber 2017 eine reduzierte oder zumindest gleichbleibende Zinsaufwandsquote. Den mit Abstand niedrigsten Wert verzeichneten 2018 die französischen Konzerne mit nur 2,3%. Die österreichischen ­Konzerne zeigten bei einer errechneten Zinsaufwandsquote von 2,9% ebenfalls eine deutliche Reduktion und lagen damit in etwa gleichauf mit den deutschen Konzernen.

Grafik 12: Balkendiagramm. Zinsaufwandsquote gemessen als Zinsaufwand zur Summe der Finanzverbindlichkeiten. Darstellung der einzelnen Länder für 2017 und 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Eine Betrachtung nach Branchen zeigt den deutlichen Abwärtstrend im Zeitraum 2014–2018, wobei im Jahr 2018 eine Verlangsamung dieser Entwicklung zu erkennen war (Grafik 13). Während im Vorjahr noch fast alle Branchen ihre ­Quoten reduzieren konnten, wiesen 2018 bereits knapp die Hälfte der angeführten Branchen konstante bzw. leicht erhöhte Quoten aus. Die Branchen Energie sowie Hoch- und Tiefbau verzeichneten mit 3,8% bzw. 3,6% die höchsten Quoten. Die mit Abstand geringste Zinsaufwandsquote wies mit 1,6% wie im Vorjahr die Lebensmittelbranche aus.

Grafik 13: Liniendiagramm. Zinsaufwandsquote gemessen als Zinsaufwand zur Summe der Finanzverbindlichkeiten. Darstellung der einzelnen Branchen von 2014 bis 2018. Quelle: ERICA Datenbank 2018.

Annex

Tabelle 3: Branchendefinition
Sektorenbezeichnung NACE-BEL 2008
Lebensmittelproduktion 01; 02; 10–12
Chemie 20–23
Metalle, elektronische und elektrische Geräte 24–27
Maschinenbau 28
Fahrzeugbau 29–30
Sonstige Produktion 03; 07–09; 13–18; 31–33
Energie 05–06; 19; 35–36
Hoch- und Tiefbau 41–43
Einzelhandel 45; 47
Großhandel 46
Transport- und Lagerwesen 49–53
Information und Telekommunikation 58–63
Immobilien 68
Sonstige Dienstleistungen 37–39; 55–56; 69–96
Quelle: ERICA Datenbank 2018.

58 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Aufsicht, Modelle und Bonitätsanalysen, birgit.bernhard@oenb.at.

59 European Committee of Central Balance Sheet Data Offices.

60 International Financial Reporting Standards.

61 Gemäß Sektorzuteilung der ERICA-Arbeitsgruppe ist die Branche „Gewinnung von Erdöl und Erdgas“ dem Sektor Energie zugeordnet.

62 Ergebnis vor Zinsen und Steuern (im Englischen: Earnings before interest and taxes).

Interviewdauer des HFCS in Österreich

Peter Lindner, Maximilian Propst 63

Dieser Artikel untersucht die Interviewdauer im Rahmen der dritten Welle des Household ­Finance and Consumption Survey (HFCS) in Österreich. Dabei wird auch auf sozio-ökonomische Unterschiede der Befragten eingegangen. Die Paradaten der Erfassung der Dauer des gesamten Interviews bzw. der Beantwortungsdauer einzelner Kapitel geben unter anderem Aufschluss über die Qualität eines Fragebogens bzw. liefern wichtige Informationen für das Design eines solchen. Fragen nach Geldbeträgen, die es im HFCS häufig gibt, können die Dauer des Interviews erheblich verlängern. Es zeigt sich unter anderem, dass Personen mit tertiärem Bildungs­abschluss besonders lange für die Beantwortung von Fragenblöcken brauchen, in denen vermehrt Fragen nach Geldbeträgen gestellt werden. Ebenso haben das Alter und das Einkommen der an der Umfrage teilnehmenden Personen einen Einfluss auf die Dauer des Interviews, während das Geschlecht keine Rolle spielt. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich die Befragten für eine qualitativ hochwertige Beantwortung der Fragen die notwendige Zeit nehmen.

Der Household Finance and Consumption Survey (HFCS) ist eine Befragung zur finanziellen Situation von privaten Haushalten in den Ländern des Euroraums und weiteren europäischen Staaten, die alle drei Jahre stattfindet. Das Ziel ist, einen einheitlichen und damit zwischen den Ländern vergleichbaren Datensatz zur ­finanziellen Bilanz der privaten Haushalte (Gegenüberstellung von Vermögen und Verbindlichkeiten) zu erstellen. In Österreich wurde der HFCS mittlerweile ­dreimal durchgeführt, zuletzt in den Jahren 2016/17. 64 Es handelt sich aus den ­verschiedensten Gründen um eine sehr komplexe Erhebung, sodass die Qualität der Daten ständig kontrolliert werden muss (Albacete et al., 2018). Eine Form der Kontrolle bieten sogenannte Paradaten. Sie werden zusätzlich zu den Fragen, die den Befragten gestellt werden, erhoben und beinhalten beispielsweise die Dauer des Interviews, die Anzahl und Zeitpunkte der Kontaktversuche oder Kommentare der Befragten am Ende des Interviews. Auswertungen dieser Paradaten tragen zur Verbesserung der Qualität eines Surveys bei. Bisher wurden für die erste Welle des HFCS in Österreich Effekte durch die interviewenden Personen (siehe Albacete und Schürz, 2013 und 2015) sowie Non-Response-Fehler und Messfehler (siehe Albacete und Schürz 2014a und 2014b) ausgewertet. Für die zweite Welle des HFCS in Österreich widmeten sich Lindner und Schürz (2017) den Kommentaren der Befragten.

Die folgende Analyse bezieht sich auf die Interviewdauer der dritten Welle des HFCS in Österreich. Wir zeigen, dass die Erfassung der Konsumausgaben überdurchschnittlich lange in Anspruch nimmt. Darüber hinaus führen höher gebildete Personen ein eher längeres Interview und Befragte, die häufiger die Antwort ­verweigern, ein eher kürzeres. Insgesamt kann jedoch die Ausgewogenheit in der Fragebogengestaltung, die eine relativ gleichbleibende Antwortgeschwindigkeit ­indiziert, dokumentiert werden. Die Erfahrung der interviewenden Person hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Dauer einer Befragung.

Im ersten Kapitel geben wir einen Überblick zur bisherigen Literatur im Bereich der Analyse von Interviewdauerdaten. Im zweiten Kapitel beschreiben wir ­Eigenschaften der dritten Welle des HFCS in Österreich. Kapitel drei widmet sich einer deskriptiven Analyse der Interviewdauerdaten des HFCS, gefolgt von einer ­Regressionsanalyse in Kapitel vier. Kapitel fünf bietet schließlich eine kurze ­Zusammenfassung der Ergebnisse.

1 Literaturüberblick

Wie lange ein Interview bzw. die Beantwortung von einzelnen Fragen oder Kapiteln des Fragebogens dauert, kann Aufschluss über die Qualität eines Surveys geben. Dabei gilt grundsätzlich nicht, je kürzer, desto besser. Viel eher bewegen sich die befragte Person und die interviewende Person in einem Spannungsfeld zwischen der möglichst genauen Beantwortung einer Frage, welche zeitintensiv sein kann, und der möglichst effizienten Gestaltung des Interviews für die Befragten, welche eine kürzere Interviewdauer vermutlich vorziehen. Hierbei kommt es, wie Olsen und Peytchev (2007) zeigen, vor allem auf die Erfahrung der interviewenden ­Person an. Nichtsdestotrotz können besonders lange Antwortzeiten darauf hin­weisen, dass eine Frage, ein Kapitel oder gar ein ganzer Survey überarbeitet ­werden muss, da die Qualität des Fragebogens, beispielsweise die Formulierung oder ­Reihung der Fragen, nicht optimal ist (Bassili und Scott, 1996).

Inwiefern Eigenschaften der Befragten, wie Alter, Geschlecht, Bildung etc. eine Rolle bei der Beantwortungsdauer des gesamten Surveys spielen, wurde für den HFCS in Österreich bereits für die erste Welle analysiert. Albacete und Schürz (2014b) fanden einen u-förmigen Zusammenhang zwischen Alter und durchschnittlicher Antwortdauer. Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen, ­antworteten demnach im Durchschnitt pro Frage am schnellsten, während eher jüngere und eher ältere Personen pro Frage länger brauchten. Hinsichtlich des ­Bildungsabschlusses gab es kaum Unterschiede bezüglich der Antwortdauer pro Frage, während in Bezug auf den Beschäftigungsstatus vor allem ein Unterschied zwischen (un-)selbstständigen Erwerbstätigen und Arbeitslosen bzw. pensionierten Befragten sichtbar wurde, die pro Frage im Durchschnitt 3–4 Sekunden länger brauchten.

Loosveldt und Beullens (2013) fanden in ihrer Auswertung der Paradaten für die fünfte Welle des European Social Survey (ESS) positive (lineare) Alterseffekte in einer Mehrheit der untersuchten Länder 65 , sprich die durchschnittliche Dauer pro Antwort stieg mit dem Alter an. Diese Erhebung wird, wie der HFCS, als CAPI (Computer Assisted Personal Interview – computerunterstütztes persönliches Interview) durchgeführt und bietet sich damit gut zum Vergleich an. Als ­Zeitspanne galt hier die gesamte Interviewdauer. Es konnte außerdem in einigen Ländern (Bulgarien, Schweiz, Deutschland, Spanien, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Ungarn, Israel, Schweden) ein positiver Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und der Beantwortungsdauer festgestellt werden. Den positiven Zusammen­hang begründeten die Autoren damit, dass Befragte mit höherer Bildung eine ­Tendenz dazu haben könnten, Fragen eher zu diskutieren, um sich eine möglichst genaue Antwort zu erarbeiten.

Grummer und Roßmann (2015) untersuchten die Interviewdauer von 21 ­Web-Surveys zu politischem Verhalten. Hier ist die Vergleichbarkeit mit dem HFCS schon schwieriger, da die Autoren einen Großteil der Interviewdauer damit erklären konnten, ob ein Smartphone (bedingt eine längere Antwortdauer) ­verwendet wurde oder nicht. Allerdings wurden hier, ähnlich zum HFCS, ebenfalls eher persönliche Fragen gestellt. Auch hier zeigte sich ein positiver Zusammen­hang zwischen dem Alter der Befragten und der Interviewdauer. In Bezug auf das Bildungsniveau kamen die Autoren jedoch auf einen negativen Zusammenhang. Als Begründung führten sie an, dass mit steigendem Bildungsgrad die Zeit, die man für das Lesen der Frage benötigt, abnimmt, und damit die gesamte ­Interviewdauer verkürzt wird.

Bei der Auswertung der Interviewdauer ergeben sich oftmals auch methodische Probleme. So sind die Daten zumeist rechtsschief verteilt und beinhalten viele Ausreißer nach oben 66 . Diese Ausreißer können einerseits in Bezug auf die Qualität der Fragen von Relevanz sein und sollten damit in die Auswertung einfließen. ­Andererseits kann es sich um Probleme bei der Datenerfassung bzw. um Fehler der interviewenden Person handeln, welche die Ergebnisse der Auswertung verzerren würden und somit aus der Analyse auszuschließen sind 67 (siehe Ratcliff, 1993).

2 Daten: HFCS Österreich – Dritte Welle (2017)

Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten, die Dauer eines Interviews zu ­erfassen, je nachdem, welche Art der Erhebung (z. B. über Telefon, online oder persönlich) vorliegt und welche Software gegebenenfalls verwendet wird. Der HFCS wird in Österreich mit Hilfe eines Laptops als CAPI durchgeführt. Bei einer derartigen Erhebung gäbe es die Möglichkeit, die Interviewdauer direkt zu erfassen, indem die interviewenden Personen bei jeder Frage/jedem Kapitel/jedem Interview selbst die Zeit aufzeichnen. Da diese Methode jedoch ­fehleranfällig ist und zusätzlicher Schulung bedarf, wird die Interviewdauer oftmals latent über die Software erfasst (Yan und Tourangeau, 2008).

Grafik zeigt die Reihenfolge der einzelnen Kapitel des HFCS-Fragebogens, die sich folgendermaßen darstellt: Pre-Interview, Allgemeine Merkmale, Konsum, Immobilienvermögen und dessen Finanzierung, Sonstige Kredite, Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen, Erbschaften und Schenkungen, Beschäftigung bzw. Job, Einkommen, Altersvorsorge, Einschätzungen, Abschluss. Abgesehen von den Kapiteln Pre-Interview und Abschluss fallen die Kapitel Allgemeine Merkmale, Beschäftigung bzw. Job, Einkommen, Altersvorsorge, Einschätzungen in die Kategorie „Personenfragen“, alle restlichen Kapitel in die Kategorie „Haushaltsfragen“. Quelle: Albacete et al, 2018.

Dafür werden an gewissen Stellen im Interview Zeitstempel gesetzt, damit die Software die Zeit automatisch erfasst. Grafik 1 zeigt die Kapitel des Frage­bogens der dritten Welle des HFCS in Österreich. Die Zeitstempel befanden sich am Anfang und Ende des Interviews, sowie zwischen den insgesamt 12 Kapiteln (dargestellt durch schwarze Pfeile). Die Fragen der Kapitel „Allgemeine Merkmale“, „Beschäftigung/Job“ und „Altersvorsorge“, sowie Teile des ­Kapitels „Einkommen“ werden an alle Haushaltsmitglieder, die mindestens 16 Jahre alt sind, gestellt. Alle anderen Fragen beantwortet eine Kompetenzträgerin bzw. ein Kompetenzträger 68 für den gesamten Haushalt. Innerhalb der Kapitel des Fragebogens gibt es außerdem stellenweise sogenannte Schleifen, in denen die gleiche Frage mehrmals gestellt werden kann, je nachdem, wie hoch die Anzahl eines ­bestimmten abgefragten Produktes ist. Gibt ein Haushalt zum Beispiel an, zwei unbesicherte Kredite zu halten, dann ­werden Fragen nach der Höhe, der Laufzeit, des Zinssatzes etc. für jeden dieser Kredite abgefragt. Theoretisch ergeben sich dadurch für einen Haushalt mit einer Person insgesamt rund 560 potenziell stellbare Fragen. 69 An vielen Stellen gesetzte Filter erlauben es jedoch, dem Haushalt nur die für ihn relevanten Fragen zu ­stellen. Dies wird zum Beispiel im Kapitel „Immobilien­vermögen und dessen ­Finanzierung“ schlagend. Gibt ein Haushalt an, am Hauptwohnsitz zur Miete zu wohnen, bekommt dieser nur Fragen bezüglich der Miete gestellt und keine eigentümerbezogene Frage wie „In welchem Jahr wurde diese Wohnung zu Ihrem Eigentum?“. Diese Filter helfen dabei, die Interviewdauer möglichst gering zu ­halten. Tabelle 1 zeigt die Anzahl der potenziell stellbaren ­Fragen (nach Geldbeträgen) pro Kapitel, die Anzahl der im Durchschnitt tatsächlich gestellten Fragen (nach Geldbeträgen) pro Kapitel, sowie deren jeweiligen Anteil in Prozent.

Tabelle 1: Anzahl potenziell stellbarer und tatsächlich gestellter Fragen (nach Geldbeträgen) für einen Haushalt mit einer Person
Kapitel Anzahl ­potenzieller Fragen Anzahl potenzieller Fragen nach Geldbeträgen Anteil ­potenzieller Fragen nach Geldbeträgen an potenziell stellbaren ­Fragen Anzahl ­tatsächlich ­gestellter ­Fragen im Durchschnitt Anteil der im Durchschnitt tatsächlich ­gestellten ­Fragen an potenziell ­stellbaren ­Fragen Anzahl ­tatsächlich ­gestellter ­Fragen nach Geldbeträgen im Durchschnitt Anteil der im Durchschnitt tatsächlich ­gestellten ­Fragen nach Geldbeträgen an potenziell stellbaren ­Fragen nach Geldbeträgen
in % in % in %
Pre-Interview 17 0 0 11,1 65 0,0 0
Allgemeine Merkmale 10 0 0 8,2 82 0,0 0
Konsum 22 10 45 18,0 82 8,0 80
Immobilienvermögen und dessen Finanzierung 202 45 22 19,0 9 4,1 9
Sonstige Kredite 68 18 26 14,8 22 0,5 3
Unternehmens­beteiligungen und Finanzanlagen 128 30 23 30,3 24 7,1 24
Erbschaften und ­Schenkungen 18 6 33 3,1 17 0,4 6
Beschäftigung/Job 26 0 0 12,5 48 0,0 0
Einkommen 32 12 38 19,0 59 2,4 20
Altersvorsorge 16 4 25 6,4 40 0,8 20
Einschätzungen 16 2 13 12,1 76 0,8 38
Abschluss 3 0 0 3,0 100 0,0 0
Gesamt 558 127 23 157,6 28 24,0 19
Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Im Durchschnitt wurden rund 160 Fragen tatsächlich gestellt, dies entspricht in etwa 28% der potenziellen Maximalanzahl. Der Anteil der tatsächlich gestellten Fragen an potenziell stellbaren Fragen variiert zwischen den Kapiteln stark. So werden zum Abschluss des Interviews allgemeine Fragen zum Survey an alle teilnehmenden Haushalte gestellt. Ebenso werden Fragen zu allgemeinen Charakteristika sowie Fragen zum Konsum in über 80% der Fälle an die Befragten gestellt. In Kapiteln mit erwartungsgemäß für die beantwortende Person komplizierteren Fragen, wie etwa „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“, in dem viele ­Filter eingebaut sind, bekommen die Befragten hingegen nur rund 9% der Fragen tatsächlich ­gestellt. Hier treffen die Fragen nur auf einen Teil der teilnehmenden Haushalte in sinnvoller Weise zu.

Eine weitere Besonderheit im Hinblick auf die Dauer des Interviews bieten ­Fragen nach Geldbeträgen. Diese können die Befragten vor eine Herausforderung bei der Beantwortung stellen, da sie den genauen Betrag, zum Beispiel die Höhe des Guthabens auf ihrem Girokonto, nicht genau kennen oder angeben wollen, da es sich potenziell um eine sensible Information mit hohen Schwankungen handelt. Um trotzdem Antworten auf diese Fragen zu bekommen, werden die an der ­Umfrage teilnehmenden Personen gefragt, ob sie zumindest ein Intervall angeben können bzw. wollen. Dieser Vorgang wird mit Hilfe von passenden illustrierenden Intervallkarten unterstützt (Albacete et. al., 2018). Der Anteil dieser Fragen nach Geldbeträgen unterscheidet sich ebenfalls stark zwischen den Kapiteln des Fragebogens. So wird etwa zum Thema „Erwerbstätigkeit/Job“ keine einzige Betragsfrage gestellt, während es im Kapitel „Konsum“ mit rund 45% aller potenziell stellbaren Fragen die meisten sind. Letzteres ist auch das Kapitel, für das die ­Befragten am längsten brauchen, wie wir im nächsten Abschnitt zeigen.

Wie in Kapitel 1 erwähnt, gibt es bei Interviewdauerdaten aufgrund von Messfehlern einige Ausreißer nach oben. Diese können die Ergebnisse verzerren. Eine Möglichkeit damit umzugehen ist, Beobachtungen ab dem 99. Perzentil („P99“) auszuschließen (siehe Ratcliff, 1993). Das wurde für diese Analyse sowohl für die Gesamtdauer als auch für die einzelnen Kapitel durchgeführt.

Tabelle 2: Mittelwert, Median und P99 vor und nach Bearbeitung der Interviewerdauerdaten
Kapitel Mittelwert Daten Median Daten P99 Daten Mittelwert Daten<P99 Median Daten<P99 P99 Daten<P99 Differenz Mittelwert-­Median-Ratio Daten – Mittelwert-­Median-Ratio Daten<P99
in Minuten
Pre-Interview 3,6 2,4 21,9 3,2 2,4 13,8 0,19
Allgemeine Merkmale 2,7 1,8 20,6 2,3 1,8 11,7 0,24
Konsum 9,5 8,1 38,2 9,1 8,0 28,2 0,05
Immobilienvermögen und dessen Finanzierung 5,8 4,2 28,6 5,4 4,1 21,5 0,09
Sonstige Kredite 3,2 2,1 16,7 2,8 2,1 12,9 0,16
Unternehmens­beteiligungen und Finanzanlagen 7,5 5,5 31,2 6,8 5,4 24,1 0,13
Erbschaften und ­Schenkungen 0,6 0,1 5,4 0,5 0,1 3,7 0,86
Beschäftigung/Job 4,0 2,8 22,6 3,4 2,8 15,0 0,2
Einkommen 4,0 3,1 17,4 3,8 3,1 14,2 0,08
Altersvorsorge 1,4 0,7 10,5 1,1 0,7 6,5 0,38
Einschätzungen 7,0 3,9 45,8 6,6 3,9 42,0 0,09
Gesamt 59,9 55,4 156,4 58,1 55,2 126,5 0,03
Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Tabelle 2 zeigt wie sich dieses Abschneiden der Daten auf Mittelwert, Median und P99 der einzelnen Kapitel sowie auf die Gesamtdauer auswirkt. Die ersten drei Spalten beziehen sich dabei auf die ursprünglichen Daten. Die in Spalte 3 ­angegebenen Werte für das 99. Perzentil sind die Grenzen, ab denen ein Ausreißer ausgeschlossen wird. Die nächsten drei Spalten zeigen Mittelwert, Median und P99 für die manipulierten Daten ohne Ausreißer. Es zeigt sich in Spalte 7, dass die Unterschiede zwischen den Mittelwert-Median-Ratios der unbearbeiteten und bearbeiteten Daten eher gering sind. Nur in den Kapiteln mit sehr wenigen ­Fragen, wie „Erbschaften und Schenkungen“ oder „Altersvorsorge“ ist der Eingriff gravierender – dies hat jedoch auf die Gesamtauswertung keinen großen Einfluss. Alle nachfolgenden Auswertungen führen wir mit den um Ausreißer bereinigten Daten durch. 70

3 Deskriptive Analyse

3.1 Überblick

In der dritten Welle des HFCS lag international die Interviewdauer bei den teilnehmenden Ländern im Median zwischen rund 40 und 70 Minuten (ECB, 2020). In der dritten Welle in Österreich dauerten die Interviews im Durchschnitt 58 Minuten und im Median 55 Minuten. Dieser Wert lag weit unter dem Median der Interviewdauer von 70 Minuten in der zweiten Welle in Österreich. Dies zeigt eindrucksvoll die Reduktion der Länge des Fragebogens von der zweiten zur dritten Welle des HFCS in Österreich. Im Durchschnitt brauchten die Befragten für die Beantwortung einer Frage 22 Sekunden, im Median 21 Sekunden (siehe Tabelle 3).

Tabelle 3: Gesamtdauer des Interviews und Zeit pro tatsächlich gestellter Frage
Mittelwert Median P25 P75
Gesamtdauer (in Minuten) 58,1 55,2 43,3 68,3
Zeit pro Frage (in Sekunden) 22,2 21,1 16,9 25,9
Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Die Interviewdauer (wie auch der Median) der einzelnen Kapitel des ­Fragebogens reicht von durchschnittlich weniger als eine Minute im Kapitel ­„Erbschaften und Schenkungen“ bis durchschnittlich neun Minuten (Median: acht Minuten) im Kapitel „Konsum“ (siehe Grafik 2). In diesem Kapitel bekommen die Befragten einen Großteil der potenziellen Fragen gestellt. Ebenso ist der Interquartilsabstand in diesem Kapitel mit rund sieben Minuten am größten, gefolgt von den Kapiteln „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ und „Einschätzungen“ (fünf Minuten) sowie dem Kapitel „Immobilienvermögen und dessen ­Finanzierung“ (vier Minuten). Diese Kapitel gehören insgesamt auch zu jenen, ­­die vergleichsweise länger dauern, jedoch werden bei „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ und „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ auch im Schnitt die meisten Fragen tatsächlich gestellt, vor allem Fragen nach Geldbeträgen. Es fällt außerdem auf, dass es in jedem Kapitel einige Ausreißer nach oben gibt. Dies deutet darauf hin, dass sich manche Befragte viel Zeit bei der Beantwortung lassen. Insgesamt kann das als ein positives Ergebnis betrachtet ­werden, da es einerseits ein Indiz für die Auseinandersetzung mit der Materie ­vonseiten der ­Befragten ist und andererseits verdeutlicht, dass die interviewende Person – wenn notwendig – genügend Zeit zur Beantwortung lässt und die ­Befragten nicht durch den Fragebogen „hetzt“.

Grafik 2 zeigt horizontale Boxplots, welche die Verteilung der Beantwortungsdauer in Minuten für die 11 Kapitel im Household Finance and Consumption Survey (HFCS) zeigt. Im Kapitel "Konsum" ist der Median am höchsten, gefolgt von den Kapiteln „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ sowie „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“. Diese Kapitel brauchen also vergleichsweise länger. Die Interquartilsabstände sind ebenfalls in diesen drei Kapiteln am größten. Das bedeutet, dass die Verteilung dort vergleichsweise breit ist. Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Grafik 3 zeigt die Antwortdauer pro tatsächlich gestellter Frage für die einzelnen Kapitel des Fragebogens. Diese variiert von durchschnittlich rund neun Sekunden im Kapitel „Altersvorsorge“ (Median: sechs Sekunden) bis 34 Sekunden im Kapitel „Einschätzungen“ (Median: 19 Sekunden). Der größte Interquartilsabstand findet sich mit 22 Sekunden wie auch schon in der Gesamtbetrachtung im Kapitel ­„Konsum“, gefolgt von „Einschätzungen“ (21 Sekunden). In den Kapiteln „Immo­bilienvermögen und dessen Finanzierung“ und „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ stechen sowohl die durchschnittliche Antwortzeit pro Frage als auch der Interquartilsabstand nicht mehr so heraus wie noch in der Betrachtung der Gesamtzeit. Die Antwortdauer pro Frage im Kapitel „Beschäftigung/Job“ ­hingegen ist mit durchschnittlich 17 Sekunden eher hoch. Auch in der Betrachtungsweise pro Frage gibt es nach wie vor viele Ausreißer nach oben.

Grafik 3 zeigt horizontale Boxplots, welche die Verteilung der Beantwortungsdauer pro tatsächlich gestellter Frage in Sekunden für die 11 Kapitel im HFCS zeigt. Im Kapitel "Konsum" ist der Median am höchsten, gefolgt vom Kapitel „Einschätzungen“. In diesen Kapiteln brauchen die Respondentinnen und Respondenten also vergleichsweise länger pro Frage. Die Interquartilsabstände sind ebenfalls in diesen zwei Kapiteln am größten. Das bedeutet, dass die Verteilung dort vergleichsweise breit ist. Quelle: HFCS 2017, OeNB.

3.2 Interviewdauer und Soziodemografie

Im Folgenden wird eine Auswertung der Interviewdauerdaten nach demografischen Charakteristika dargestellt. Die erste Auswertung bezieht sich auf das Alter der antwortenden Person. So brauchen Befragte unter 26 Jahren durchschnittlich rund 55 Minuten (Median: 54 Minuten) und solche über 65 Jahren rund 53 Minuten (Median: 50 Minuten), während Befragte zwischen 26 und 65 Jahren mit durchschnittlich rund 60 Minuten (Median: 57 Minuten) eine deutlich länger Interviewdauer aufweisen. Betrachtet man nun jedoch die Antwortdauer pro Frage, so liegen alle Altersgruppen bei rund 22 Sekunden pro tatsächlich gestellter Frage. Unterschiede innerhalb der Kapitel des Fragebogens gibt es in Bezug auf das Alter kaum, lediglich Befragte über 65 Jahren brauchen im Kapitel „Erwerbstätigkeit/Job“ pro Frage deutlich länger als andere Altersgruppen. Dies resultiert wohl durch die ­Erfassung von lediglich historischer Information zum Verlauf der Beschäftigungsgeschichte in diesem Kapitel für die Gruppe der pensionierten Befragten. Auf die aktuelle Situation bezogene Informationen scheinen schneller, also ohne längeres Nachdenken, beantwortet werden zu können. Diese Altersgruppe braucht im ­Kapitel „Einschätzungen“ wiederum deutlich kürzer pro Frage als die restlichen Befragten.

Tabelle 4: Beantwortungsdauer gesamt und pro Frage nach Kapitel und formalem Bildungsabschluss
Maximal Lehre (Mittelwert) Maximal Lehre (Median) AHS, BHS, Meister/in (Mittelwert) AHS, BHS, ­Meister/in (Median) Universität (Mittelwert) Universität (Median)
Gesamtdauer (in Minuten) 56,4 54,3 58,6 55,6 64,3 58,9
Zeit Pro Frage (in Sekunden) 22,1 21,4 22,1 20,5 23,0 21,2
Pre-Interview (Gesamt in Minuten) 3,1 2,3 3,2 2,4 3,4 2,5
Pre-Interview (Pro Frage in Sekunden) 16,6 12,7 17,4 12,6 18,4 13,6
Allgemeine Merkmale (Gesamt in Minuten) 2,1 1,6 2,5 1,9 2,6 2,2
Allgemeine Merkmale (Pro Frage in Sekunden) 15,4 11,5 18,2 14,1 19,0 15,9
Konsum (Gesamt in Minuten) 8,3 7,2 9,8 8,7 10,6 9,5
Konsum (Pro Frage in Sekunden) 27,7 24,3 32,5 29,0 34,8 31,3
Immobilienvermögen und dessen ­Finanzierung (Gesamt in Minuten) 4,9 3,9 5,7 4,4 6,6 5,0
Immobilienvermögen und dessen ­Finanzierung (Pro Frage in Sekunden) 16,7 14,0 18,0 15,4 18,1 15,2
Sonstige Kredite (Gesamt in Minuten) 2,8 2,0 2,8 2,2 3,0 2,4
Sonstige Kredite (Pro Frage in Sekunden) 11,5 8,5 11,2 9,2 12,2 10,1
Unternehmensbeteiligungen und ­Finanzanlagen (Gesamt in Minuten) 6,3 4,9 7,2 6,1 7,7 6,3
Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen (Pro Frage in Sekunden) 13,2 10,6 13,9 11,6 13,9 12,0
Erbschaften und Schenkungen (Gesamt in Minuten) 0,4 0,1 0,5 0,2 0,8 0,2
Erbschaften und Schenkungen (Pro Frage in Sekunden) 11,1 6,0 12,3 7,0 12,1 8,7
Beschäftigung/Job (Gesamt in Minuten) 3,3 2,6 3,5 2,7 3,9 3,1
Beschäftigung/Job (Pro Frage in Sekunden) 16,6 12,9 17,9 12,9 18,2 14,2
Einkommen (Gesamt in Minuten) 3,7 2,9 3,8 3,1 4,1 3,4
Einkommen (Pro Frage in Sekunden) 11,6 9,3 11,8 9,9 12,9 10,8
Altersvorsorge (Gesamt in Minuten) 1,0 0,6 1,1 0,8 1,4 1,1
Altersvorsorge (Pro Frage in Sekunden) 8,9 5,3 10,0 6,3 10,2 8,0
Einschätzungen (Gesamt in Minuten) 7,9 3,9 4,6 3,7 5,9 4,5
Einschätzungen (Pro Frage in Sekunden) 41,6 19,6 22,4 18,2 29,0 21,6
Quelle: HFCS 2017, OeNB.

In Bezug auf den Bildungsgrad zeigt sich in absoluten Zahlen, dass Befragte mit einem Universitätsabschluss deutlich länger (durchschnittlich 64 Minuten, Median: 59 Minuten) brauchen als solche mit Sekundärabschluss (durchschnittlich 59 Minuten, Median: 56 Minuten) oder Befragte, die maximal eine Lehre abgeschlossen haben (durchschnittlich 56 Minuten, Median: 54 Minuten). Pro tatsächlich ­gestellter Frage brauchen alle drei Gruppen jedoch im Schnitt rund 22–23 Sekunden, sodass hier kaum ein eindeutiger Unterschied festgemacht werden kann. Also ­beantworten die Befragten aus unterschiedlichen Bildungsgruppen Fragen gleich schnell, jedoch werden höher gebildeten Personen eine größere Zahl an Fragen ­gestellt. Dies sollte auf die Korrelation zwischen Bildung und der Komplexität der Vermögens- bzw. Einkommensverhältnisse zurückzuführen sein. Innerhalb der Kapitel des Fragebogens fällt auf, dass im Kapitel „Konsum“ Befragte mit Sekundär­abschluss sowie solche mit Universitätsabschluss deutlich länger brauchen als ­Personen, die maximal eine Lehre abgeschlossen haben, sowohl in absoluten Zahlen als auch pro Frage (siehe Tabelle 4). Ein ähnliches Bild zeigt sich im Kapitel „Immo­bilienvermögen und dessen Finanzierung“. Im Kapitel „Einschätzungen“ hingegen scheint es einige Ausreißer nach oben in der Gruppe der Befragten, die maximal eine Lehre abgeschlossen haben, zu geben, nachdem der Mittelwert mehr als ­doppelt so hoch ist wie der Median, sowohl in absoluten Zahlen als auch pro Frage. Im Median brauchen hier ebenfalls Befragte mit Universitätsabschluss am längsten.

3.3 Interviewdauer und Eigentumsverhältnisse

Eine weitere Betrachtungsweise bietet das Fragebogen-Kapitel „Immobilien­vermögen und dessen Finanzierung“ in Bezug darauf, ob die Befragten in ihrem (Teil-)Eigentum wohnen, zur Miete wohnen oder die Immobilie unentgeltlich ­nutzen. Wie in Kapitel 2 erwähnt, sollen an gewissen Stellen gesetzte Filter es ­ermöglichen, dem Haushalt nur die für ihn relevanten Fragen zu stellen. Dies ist in diesem Kapitel von besonderer ­Bedeutung.

Grafik 4 zeigt einen Densityplot für die Beantwortungsdauer in Minuten für Eigentümerinnen und Eigentümer, Mieterinnen und Mieter und andere Formen des Wohnverhältnisses im Kapitel Immobilienvermögen und dessen Finanzierung. Die Verteilung der Antwortdauer ist für Eigentümerinnen und Eigentümer breiter und hat ihren Peak bei ungefähr 5 Minuten. Die schmaleren Verteilungen für Mieterinnen und Mieter und andere Wohnverhältnisse haben ihren Peak hingegen bei ca. 2-3 Minuten. Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Wie Grafik 4 anhand eines Densityplots zeigt, brauchen Befragte, die in ihrem (Teil-)Eigentum wohnen, deutlich länger als solche, die zur Miete wohnen oder die Immobilie unentgeltlich nutzen 71 . Betrachtet man die drei Gruppen allerdings pro tatsächlich gestellter Frage (Grafik 5), so zeigt sich, dass alle Gruppen pro Frage ungefähr gleich lang brauchen. Dies spricht für die Qualität des Fragebogendesigns in diesem Kapitel, da selbst die oft als kompliziert ­erachteten Fragen zu den besicherten Krediten der Haushalte von jenen ­Befragten, die diese Finanzierungs­mittel besitzen, effizient beantwortet werden können.

Grafik 5 zeigt einen Densityplot für die Beantwortungsdauer pro Frage in Sekunden für Eigentümerinnen und Eigentümer, Mieterinnen und Mieter und andere Formen des Wohnverhältnisses im Kapitel Immobilienvermögen und dessen Finanzierung. Die Verteilungen dieser Variable ist für alle drei Gruppen relativ ähnlich. Sie sind rechtsschief und haben ihre jeweiligen Peaks bei ca. 15 Sekunden. Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Inwiefern die Vermögenssituation eines Haushalts eine Rolle bei der ­Beantwortungsdauer der Fragen spielt, ist nicht einfach zu beantworten. Da es sich hierbei um die Rohdaten des ­Surveys ohne Imputationen und Gewichte handelt, kann keine verlässliche Vermögensverteilung erstellt werden, die es zulassen würde, einen Haushalt beispielsweise einem Dezil zuzuordnen. Allerdings halten in Österreich vor­wiegend Haushalte in höheren Ver­mögenspositionen risikoreichere Finanz­anlageprodukte, wie zum Beispiel ­Aktien (Fessler et al., 2018). Als Vermögensindikator in Bezug auf die Interviewdauer dient demnach die Antwort auf die Frage, ob der Haushalt Aktien besitzt oder nicht. Dies gaben im Survey rund 5% der Befragten an (ungewichteter Wert, da sich die Analyse auf die Gruppe der Befragten bezieht). Vergleicht man nun diese beiden Gruppen und ihre Interviewdauer im Frage­bogen-Kapitel „Immobilienvermögen und ­dessen Finanzierung“, so zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Unterscheidung zwischen Personen mit verschiedenen Eigentumsverhältnissen (Eigentum, Miete, unentgeltliche Nutzung). Haushalte, die angaben, dass Aktien ­gehalten werden, brauchen in absoluten Zahlen deutlich länger für die Beantwortung der Fragen im Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ (siehe Grafik 6).

Grafik 6 zeigt einen Densityplot für die Beantwortungsdauer in Minuten in den Kapiteln „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ und „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ für Respondentinnen und Respondenten mit und ohne Aktienbesitz. Die Verteilung der Antwortdauer ist in beiden Kapiteln für die Respondentinnen und Respondenten mit Aktienbesitz breiter. Außerdem sind die Peaks der jeweiligen Verteilungen für das Kapitel „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ bei einer höheren Anzahl an Minuten als im Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“. Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Grafik 7 zeigt einen Densityplot für die Beantwortungsdauer pro Frage in Sekunden in den Kapiteln „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ und „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ für Respondentinnen und Respondenten mit und ohne Aktienbesitz. Die Verteilungen der Antwortdauer pro Frage nach den beiden Gruppen ist im Kapitel „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ ähnlicher als im Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“. Letztere haben zudem ihre Peaks bei einer höheren Anzahl an Sekunden. Die Beantwortung einer tatsächlich gestellten Frage dauert dort also länger. Quelle: HFCS 2017, OeNB.

Pro tatsächlich gestellter Frage nähert sich die Antwortdauer jedoch an (siehe Grafik 7). Dies spricht nach wie vor für verständliche Fragen in diesem Kapitel des Fragebogens. Im Kapitel „Unter­nehmensbeteiligungen und Finanz­vermögen“ hingegen, in dem in absoluten Zahlen wiederum Haushalte, die ­angaben Aktien zu besitzen, länger brauchen, konnte in der Betrachtung der Antwortzeit pro Frage der Effekt besser „ausgeglichen“ werden. Dies ist ein Indikator dafür, dass die gestellten Fragen für vermögende Haushalte im Kapitel „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ leichter zu beantworten sind als im Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“. Denn eigentlich antwortet diese Gruppe nicht grundsätzlich schneller, wie der Vergleich zwischen den Kapiteln zeigt (siehe Grafik 6).

4 Regressionsanalyse

Um die Ergebnisse der deskriptiven Analyse zu vertiefen, wurde eine multivariate Regressionsanalyse durchgeführt. So wird der Einfluss vieler Charakteristika ­gemeinsam betrachtet und eine einzelne Variable kann für alle anderen kontrolliert besprochen werden. Wie eingangs erwähnt, sind Interviewdauerdaten nicht nur zumeist rechtsschief verteilt, die Zeit kann als abhängige Variable zudem nie ­negativ sein. Deswegen sind Standard OLS-Regressionen hierbei nicht die optimale Schätzverfahren, sondern Maximum-Likelihood-Estimations (MLE), die auf Basis einer festgelegten Verteilung denjenigen Schätzer suchen, dessen Verteilung die Daten am ehesten widerspiegelt (siehe z. B. Wooldridge, 2013). Im konkreten Fall werden den OLS-Schätzern MLE-Schätzer unter einer Log-Normalverteilung, einer Tobit-Regression und einer Gammaverteilung gegenübergestellt. Diese Verteilungen weisen alle lediglich positive reelle Zahlen auf. Neben sozio-ökonomischen Charakteristika der Haushalte und dessen Kompetenzträger bzw. Kompetenz­trägerin wurde für Effekte vonseiten der interviewenden Personen kontrolliert. Diese beinhalten die Erfahrung der interviewenden Person (gemessen als Dummy, ob bereits in der zweiten Welle des HFCS Interviews durchgeführt wurden), sowie die Einschätzung darüber, ob es der/dem Befragten eher leichtfiel, die Fragen zu beantworten oder nicht und ob die/der Befragte beim Beantworten der Fragen auf Unterlagen (wie z. B. einen Kontoauszug oder Kreditvertrag) zurückgriff oder nicht. Ebenso wird in Betracht gezogen, das wievielte Interview es für die interviewende Person beim jeweiligen Haushalt war.

Tabelle 5 und Tabelle 6 zeigen die Ergebnisse der Regressionsanalysen, einmal in Form der Koeffizienten der Regressionen und einmal als durchschnittliche ­marginale Effekte. Die Spalten 1 bis 4 zeigen die Ergebnisse von OLS, Log-Normal, Tobit- und Gamma-Regressionen für die Gesamtdauer in Minuten als abhängige Variable. Die Spalten 5 bis 8 zeigen jeweils die Ergebnisse für die Zeit pro Frage in Sekunden als abhängige Variable.

Tabelle 5: Regressionsanalyse der Interviewdauer
Gesamtdauer (in Minuten)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete 0,683 0,00816 0,683 0,986
(0,807) (0,0134) (0,804) (0,806)
Unentgeltliche Nutzung 0,249 0,00699 0,249 –0,582
(1,623) (0,0290) (1,617) (1,473)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –2,977* –0,0516* –2,977* –2,402
(1,738) (0,0272) (1,733) (1,844)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –7,870*** –0,117** –7,870*** –10,10***
(2,662) (0,0453) (2,653) (2,542)
Meister/in, AHS, BHS 4,679*** 0,0872*** 4,679*** 3,892***
(1,511) (0,0249) (1,506) (1,489)
Universität 9,124*** 0,161*** 9,124*** 8,491***
(2,245) (0,0356) (2,237) (2,368)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ –0,144 –0,00237 –0,144 –0,232
(0,723) (0,0122) (0,720) (0,706)
Netto-Haushaltseinkommen 0,00352*** 5,71e–05*** 0,00352*** 0,00336***
(0,000487) (7,64e–06) (0,000486) (0,000500)
Netto-Haushaltseinkommen ­(quadriert) –1,30e–08** –1,91e–10** –1,30e–08** –1,21e–08*
(6,17e–09) (8,99e–11) (6,15e–09) (7,10e–09)
Antwortverweigerung bei Netto-Haushaltseinkommen –9,462*** –0,145*** –9,462*** –9,465***
(1,973) (0,0320) (1,966) (2,004)
Interaktion Netto-Haushaltseinkommen*Bildung: Meister/in, AHS, BHS –0,00168*** –2,93e–05*** –0,00168*** –0,00154***
(0,000547) (8,28e–06) (0,000545) (0,000580)
Interaktion Netto-Haushalts­einkommen*Bildung: Universität –0,00200*** –3,49e–05*** –0,00200*** –0,00191***
(0,000662) (9,86e–06) (0,000659) (0,000733)
Alter 0,458*** 0,00861*** 0,458*** 0,407***
(0,127) (0,00230) (0,126) (0,118)
Alter (quadriert) –0,00457*** –8,53e–05*** –0,00457*** –0,00423***
(0,00120) (2,18e–05) (0,00119) (0,00110)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ –3,873*** –0,0632*** –3,873*** –3,758***
(0,967) (0,0163) (0,963) (0,933)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 4,609*** 0,0789*** 4,609*** 4,180***
(0,790) (0,0130) (0,787) (0,811)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,110*** –0,00215*** –0,110*** –0,0916***
(0,00763) (0,000154) (0,00760) (0,00610)
Haushaltsgröße 2,892*** 0,0482*** 2,892*** 2,729***
(0,397) (0,00609) (0,396) (0,430)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) –3,188*** –0,0473*** –3,188*** –4,242***
(1,028) (0,0179) (1,025) (0,940)
Intercept 53,90*** 3,959*** 53,90*** 55,60***
(4,482) (0,0775) (4,467) (4,338)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1. Für alle Modelle werden die Regressionskoeffizienten gezeigt. Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Fortsetzung: Tabelle 5: Regressionsanalyse der Interviewdauer
Dauer pro Frage (in Sekunden)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete 1,781*** 0,0793*** 1,781*** 1,809***
(0,305) (0,0136) (0,304) (0,302)
Unentgeltliche Nutzung 1,847*** 0,0855*** 1,847*** 1,603***
(0,613) (0,0272) (0,611) (0,602)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –0,263 –0,0137 –0,263 –0,149
(0,656) (0,0291) (0,654) (0,654)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –4,094*** –0,164*** –4,094*** –5,274***
(1,005) (0,0455) (1,002) (0,967)
Meister/in, AHS, BHS 1,275** 0,0581** 1,275** 1,035*
(0,571) (0,0254) (0,569) (0,552)
Universität 3,080*** 0,141*** 3,080*** 2,683***
(0,847) (0,0369) (0,845) (0,849)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,211 0,00946 0,211 0,153
(0,273) (0,0122) (0,272) (0,268)
Netto-Haushaltseinkommen 0,000745*** 3,20e–05*** 0,000745*** 0,000706***
(0,000184) (7,97e–06) (0,000183) (0,000182)
Netto-Haushaltseinkommen ­(quadriert) 1,96e–09 9,26e–11 1,96e–09 1,71e–09
(2,33e–09) (1,02e–10) (2,32e–09) (2,34e–09)
Antwortverweigerung bei Netto-Haushaltseinkommen –1,820** –0,0728** –1,820** –1,873***
(0,745) (0,0332) (0,742) (0,726)
Interaktion Netto-Haushaltseinkommen*Bildung: Meister/in, AHS, BHS –0,000596*** –2,54e–05*** –0,000596*** –0,000570***
(0,000207) (8,92e–06) (0,000206) (0,000204)
Interaktion Netto-Haushalts­einkommen*Bildung: Universität –0,000924*** –4,07e–05*** –0,000924*** –0,000848***
(0,000250) (1,08e–05) (0,000249) (0,000251)
Alter 0,106** 0,00510** 0,106** 0,0893*
(0,0479) (0,00221) (0,0478) (0,0464)
Alter (quadriert) –0,000695 –3,33e–05 –0,000695 –0,000592
(0,000452) (2,06e–05) (0,000450) (0,000443)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ –1,427*** –0,0603*** –1,427*** –1,469***
(0,365) (0,0162) (0,364) (0,359)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 1,267*** 0,0556*** 1,267*** 1,310***
(0,298) (0,0130) (0,297) (0,308)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0382*** –0,00194*** –0,0382*** –0,0337***
(0,00288) (0,000152) (0,00287) (0,00235)
Haushaltsgröße 0,875*** 0,0387*** 0,875*** 0,862***
(0,150) (0,00638) (0,149) (0,155)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) –1,893*** –0,0817*** –1,893*** –2,285***
(0,388) (0,0185) (0,387) (0,350)
Intercept 19,78*** 2,973*** 19,78*** 20,66***
(1,692) (0,0778) (1,686) (1,619)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1. Für alle Modelle werden die Regressionskoeffizienten gezeigt. Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Tabelle 6: Regressionsanalyse der Interviewdauer (Durchschnittliche marginale Effekte)
Gesamtdauer (in Minuten)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete 0,683 0,474 0,683 0,986
(0,807) (0,779) (0,804) (0,806)
Unentgeltliche Nutzung 0,249 0,406 0,249 –0,582
(1,623) (1,687) (1,617) (1,473)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –2,977* –3,068* –2,977* –2,402
(1,738) (1,657) (1,733) (1,844)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –7,870*** –6,787*** –7,870*** –10,10***
(2,662) (2,635) (2,653) (2,542)
Meister/in, AHS, BHS 0,508 0,0807 0,508 0,0612
(0,807) (1,048) (0,805) (0,806)
Universität 4,151*** 3,642*** 4,151*** 3,756***
(1,229) (1,241) (1,225) (1,279)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ –0,144 –0,138 –0,144 –0,232
(0,723) (0,711) (0,720) (0,706)
Netto-Haushaltseinkommen 0,00266*** 0,00242*** 0,00266*** 0,00256***
(0,000359) (0,000309) (0,000358) (0,000382)
Antwortverweigerung bei ­Netto-Haushaltseinkommen –9,462*** –9,010*** –9,462*** –9,465***
(1,973) (2,116) (1,966) (2,004)
Alter –0,0200 –0,0134 –0,0200 –0,0357*
(0,0229) (0,0231) (0,0228) (0,0207)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ –3,873*** –3,750*** –3,873*** –3,758***
(0,967) (0,990) (0,963) (0,933)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 4,609*** 4,661*** 4,609*** 4,180***
(0,790) (0,776) (0,787) (0,811)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,110*** –0,125*** –0,110*** –0,0916***
(0,00763) (0,00890) (0,00760) (0,00610)
Haushaltsgröße 2,892*** 2,801*** 2,892*** 2,729***
(0,397) (0,353) (0,396) (0,430)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) –3,188*** –2,703*** –3,188*** –4,242***
(1,028) (1,003) (1,025) (0,940)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Fortsetzung: Tabelle 6: Regressionsanalyse der Interviewdauer (Durchschnittliche marginale Effekte)
Dauer pro Frage (in Sekunden)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete 1,781*** 1,745*** 1,781*** 1,809***
(0,305) (0,297) (0,304) (0,302)
Unentgeltliche Nutzung 1,847*** 1,887*** 1,847*** 1,603***
(0,613) (0,618) (0,611) (0,602)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –0,263 –0,306 –0,263 –0,149
(0,656) (0,655) (0,654) (0,654)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –4,094*** –3,639*** –4,094*** –5,274***
(1,005) (1,011) (1,002) (0,967)
Meister/in, AHS, BHS –0,203 –0,440 –0,203 –0,378
(0,305) (0,497) (0,304) (0,303)
Universität 0,788* 0,562 0,788* 0,580
(0,464) (0,545) (0,462) (0,471)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,211 0,210 0,211 0,153
(0,273) (0,271) (0,272) (0,268)
Netto-Haushaltseinkommen 0,000445*** 0,000421*** 0,000445*** 0,000422***
(0,000136) (0,000129) (0,000135) (0,000135)
Antwortverweigerung bei ­Netto-Haushaltseinkommen –1,820** –1,672** –1,820** –1,873***
(0,745) (0,787) (0,742) (0,726)
Alter 0,0334*** 0,0357*** 0,0334*** 0,0273***
(0,00863) (0,00875) (0,00860) (0,00823)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ –1,427*** –1,366*** –1,427*** –1,469***
(0,365) (0,374) (0,364) (0,359)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 1,267*** 1,249*** 1,267*** 1,310***
(0,298) (0,294) (0,297) (0,308)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0382*** –0,0432*** –0,0382*** –0,0337***
(0,00288) (0,00337) (0,00287) (0,00235)
Haushaltsgröße 0,875*** 0,861*** 0,875*** 0,862***
(0,150) (0,142) (0,149) (0,155)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) –1,893*** –1,765*** –1,893*** –2,285***
(0,388) (0,387) (0,387) (0,350)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.

Grundsätzlich erscheinen die Ergebnisse über alle Regressionsmethoden ­konsistent. Die Effekte vonseiten der interviewenden Personen weisen eine signifikante Korrelation mit der Dauer des Interviews auf. Sowohl in Anbetracht der Gesamtinterviewdauer als auch in Bezug auf die Beantwortungszeit pro Frage, hat die Erfahrung der interviewenden Person einen signifikanten Effekt: Personen, die nicht bereits in der zweiten Welle Befragungen durchgeführt hatten, brauchen kürzer als jene, die das bereits getan hatten. Diese Unterschiede können Hinweise auf die Qualität der erhobenen Daten geben. Erfahrenere interviewende Personen fragen unter Umständen bei den Befragten genauer nach. In Bezug auf die Anzahl der bereits durchgeführten Interviews zeigt sich allerdings, dass die Dauer der Interviews abnimmt, je mehr Interviews die interviewende Person innerhalb der dritten Welle durchführte. Hinsichtlich der Einschätzung der interviewenden ­Personen zu Problemen der Befragten bei der Beantwortung der Fragen zeigt sich, dass ­Befragte, die sich nach Einschätzung der interviewenden Person „leichter“ ­taten, insgesamt weniger lang benötigen als jene, die nicht so eingeschätzt wurden. Diese Gruppe an Befragten brauchte insgesamt um rund vier Minuten kürzer und antwortete um rund eine Sekunde pro Frage schneller. Beim Einsatz von Unterlagen zeigt sich, dass Befragte, die darauf zurückgriffen, wesentlich länger brauchen als jene, die nicht darauf zurückgriffen, sowohl insgesamt als auch pro Frage.

Eine weitere wichtige erklärende Variable ist die Anzahl an „Weiß nicht“-­Angaben bzw. an Antwortverweigerungen („Keine Antwort“) auf Fragen nach Geldbeträgen. Wie bereits erwähnt, wird – sollte der Respondent den genauen Betrag nicht kennen bzw. nicht nennen wollen – bei der Befragung versucht, ­zumindest eine Eingrenzung, zum Beispiel ein Intervall, zu nennen. Dies kann die Antwortdauer pro Frage verlängern. Befragte, die häufiger (in %) mit „Weiß nicht“ bzw. „Keine Antwort“ auf Fragen nach Geldbeträgen antworteten, brauchen ­kürzer für das Interview und sind auch schneller pro Frage.

Hinsichtlich sozio-ökonomischer Charakteristika zeigt sich, dass es für die ­Gesamtdauer des Interviews unerheblich ist, ob die befragte Person im (Teil-)Eigentum oder zur Miete wohnt, oder die Immobilie unentgeltlich nutzen kann. Befragte mit Wohneigentum sind jedoch pro Frage schneller. Das lässt den Schluss zu, dass zur Miete wohnende und die Immobilie unentgeltlich nutzende Personen weniger Fragen bekommen, diese aber langsamer beantworten und ­deswegen insgesamt gleich lang für das Interview brauchen wie solche, die über Wohneigentum verfügen. In Bezug auf die Vermögenskomponente, konkret, ob jemand Aktien besitzt, oder nicht, zeigt sich, dass Befragte, die keine Aktien ­besitzen, kürzer brauchen als solche, die Aktien besitzen. Pro tatsächlich gestellter Frage gibt es allerdings keine signifikanten Unterschiede. Hinsichtlich des ­Geschlechts scheinen keine Effekte auf. Der Zusammenhang zwischen Einkommen bzw. Alter und Interviewdauer scheint nicht-linear zu sein (siehe Tabelle 5, Zeilen 8–9 und 13–14). Höheres Einkommen und höheres Alter verlängern in dieser Auswertung die ­Gesamtdauer des Interviews sowie die Antwortdauer pro Frage, allerdings ist ­dieser Effekt nicht linear, sondern nimmt mit steigender Höhe ab. Bei den Average Marginal Effekts gibt es allerdings zu beachten, dass diese ein unterschiedliches Vorzeichen für die Gesamtdauer und die Zeit pro Frage haben (siehe Tabelle 6, Zeile 10). Die Interviewdauer steigt im Durchschnitt also mit dem Alter der ­Befragten, die Beantwortungszeit pro Frage sinkt im Durchschnitt jedoch. Dieses Ergebnis kann man damit erklären, dass der nicht-lineare Zusammenhang zwischen Alter und der Beantwortungsdauer pro Frage schwächer ist als ­jener zwischen ­Alter und Gesamtdauer.

Befragte mit Universitätsabschluss brauchen länger für das Interview als ­solche, die maximal eine Lehre abgeschlossen haben, nämlich durchschnittlich um rund dreieinhalb bis vier Minuten. Hinsichtlich der Antwortdauer pro Frage finden sich hingegen keine Unterschiede zwischen den Bildungsniveaus. Diese Ergebnisse sind jenen von Loosveldt und Beullens (2013), die die fünfte Welle des ESS untersuchten, sehr ähnlich, werfen jedoch weiterhin die Frage auf, warum Befragte mit höherer Bildung länger für das Interview brauchen. Hier bietet sich ein Blick in die einzelnen Kapitel an. Wie in Tabelle 1 ersichtlich, werden in absoluten Zahlen in den Fragebogen-Kapiteln „Konsum“, „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ und „Unternehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ die meisten Fragen nach Geldbeträgen tatsächlich gestellt. In diesen Kapiteln brauchen Befragte mit höherer formaler Bildung insgesamt länger (siehe Tabellen 7–9 im Annex), im ­Kapitel „Konsum“ auch pro Frage. Daraus könnte man schließen, dass Befragte, die während des Interviews bei der interviewenden Person nachfragen oder in den Unterlagen nachschauen, damit sie eine genauere Antwort auf Fragen nach Geldbeträgen geben können (aufgrund der formal höheren Bildung) (Loosveldt und Beullens, 2013), länger brauchen.

Im konkreten Fall des HFCS können hier zwei Aspekte von Relevanz sein. Zum einen sind „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ und „Unter­nehmensbeteiligungen und Finanzanlagen“ zwei eher lange, komplizierte und persönliche Kapitel, zum anderen ist die lange Beantwortungsdauer, sowohl insgesamt als auch pro Frage, im Kapitel „Konsum“ erstaunlich. Hier werden im Gegensatz zu den anderen beiden Kapiteln vermeintlich einfache Fragen gestellt, wie beispielsweise „Wie viel gibt Ihr Haushalt pro Monat für Essen außer Haus aus?“. Hier ist zudem der Unterschied nach Bildungsniveau größer als in den anderen beiden ­Kapiteln. Es scheint also so zu sein, dass die Fragen im Kapitel „Konsum“ uner­wartet schwierig zu beantworten sind, besonders für jene, die eine möglichst ­genaue Antwort auf Fragen nach Geldbeträgen geben wollen. Diese sollten dementsprechend in der Fragebogenerstellung künftig diskutiert werden. Ein Ansatzpunkt wäre hierbei die Definitionen zu präzisieren. Als weiterer Aspekt könnte natürlich auch die Einführung eines Konsumtagebuches in Betracht gezogen werden.

5 Zusammenfassung

Die Auswertung von Paradaten ist eines der Instrumente zur Verbesserung von Befragungen. Dieser Artikel befasste sich mit der Interviewdauer der dritten Welle des Household Finance and Consumption Survey (HFCS). Grundsätzlich ist die Gesamtdauer von durchschnittlich rund 58 Minuten (Median: 55 Minuten) für eine komplexe Erhebung wie den HFCS ein vertretbares Ergebnis. International liegt in der dritten Welle die Interviewerdauer im Median zwischen rund 40 und 70 Minuten. Der HFCS in Österreich ist also hier im Mittelfeld. In der zweiten Welle des HFCS lag der Median für die teilnehmenden Länder zwischen 30 und 75 Minuten, für Österreich konkret bei 70 Minuten (ECB, 2016). Die Reduktion um mehr als 20% konnte durch Optimierung des Fragebogendesigns erreicht werden. Außerdem haben ähnliche Surveys, wie beispielsweise der European Social Survey ähnliche Werte für die Interviewdauer (Loosveldt und Beullens, 2013).

Weiters erlauben es die an bestimmten Stellen gesetzten Filter, dass Befragte nur die für sie relevanten Fragen gestellt bekommen, wie in der deskriptiven Analyse beispielsweise für das Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ ­gezeigt wurde. Andererseits brauchen die Befragten im vermeintlich einfachen ­Kapitel „Konsum“ unerwartet lange. In diesem Kapitel befindet sich der höchste Anteil an Fragen nach Geldbeträgen, die an und für sich die Antwortdauer, sowohl insgesamt als auch pro Frage, verlängern. Die Regressionsanalyse zeigt, dass Personen mit tertiärem Bildungsabschluss Fragen möglichst genau beantworten wollen. Das Bildungsniveau kann ein Indikator dafür sein, dass Befragte mit tertiärem ­Bildungsabschluss für Kapitel mit einem hohen Anteil an Fragen nach Geld­beträgen länger brauchen als Befragte ohne einem solchen. In Bezug auf Alter und Ein­kommen wurden positive Effekte auf die Interviewdauer festgestellt. Mit höherem Alter und höherem Einkommen steigt auch die Interviewdauer, sowie die Beantwortungsdauer pro Frage. Dieser Effekt ist jedoch nicht linear, sondern nimmt sukzessive ab. Das Geschlecht spielt bei der Dauer des Interviewers keine Rolle. Befragte, die zur Miete wohnen sowie solche, die die Immobilie unentgeltlich ­nutzen können, brauchen hingegen pro Frage länger als Personen, die in ihrem Eigentum wohnen. Da letztere jedoch mehr Fragen gestellt bekommen, gibt es keinen signifikanten Unterschied in der Gesamtinterviewdauer, jedoch sehr wohl innerhalb der Kapitel des Fragebogens.

References

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Albacete, N. und M. Schürz. 2014b. Paradaten im HFCS Austria 2010 – Teil 2: Evaluierung von Messfehlern. In: Statistiken – Daten und Analysen Q3/14. OeNB. 54–64.

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Wooldridge, J. M. 2013. Introductory econometrics: A modern approach. 5th edition.

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Annex

Tabelle 7: Regressionsanalyse der Interviewdauer im Kapitel „Konsum“ (Durchschnittliche marginale Effekte)
Gesamtdauer (in Minuten)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete 0,632*** 0,670*** 0,632*** 0,408*
(0,224) (0,215) (0,224) (0,216)
Unentgeltliche Nutzung 1,158** 1,156*** 1,158*** 0,950**
(0,450) (0,443) (0,449) (0,459)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ 0,323 0,354 0,323 0,0327
(0,478) (0,460) (0,476) (0,421)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –1,806** –1,981*** –1,806** –0,738
(0,734) (0,718) (0,732) (0,707)
Meister/in, AHS, BHS 1,299*** 1,228*** 1,299*** 1,398***
(0,225) (0,246) (0,224) (0,222)
Universität 2,091*** 2,072*** 2,091*** 1,996***
(0,339) (0,337) (0,338) (0,368)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,147 0,185 0,147 0,0232
(0,201) (0,198) (0,200) (0,184)
Netto-Haushaltseinkommen 4,65e–05 4,85e–05 4,65e–05 5,71e–06
(9,83e–05) (0,000100) (9,80e–05) (8,15e–05)
Antwortverweigerung bei ­Netto-Haushaltseinkommen –1,061* –1,068* –1,061* –0,651
(0,545) (0,575) (0,544) (0,529)
Alter 0,0242*** 0,0262*** 0,0242*** 0,0158***
(0,00635) (0,00639) (0,00633) (0,00573)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ –0,0245 –0,203 –0,0245 0,449**
(0,269) (0,275) (0,268) (0,227)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 1,655*** 1,657*** 1,655*** 1,470***
(0,220) (0,213) (0,219) (0,239)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0251*** –0,0266*** –0,0251*** –0,0282***
(0,00212) (0,00257) (0,00211) (0,00153)
Haushaltsgröße 0,367*** 0,367*** 0,367*** 0,326***
(0,109) (0,106) (0,109) (0,100)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) 0,832*** 0,579** 0,832*** 1,676***
(0,285) (0,283) (0,284) (0,296)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Fortsetzung: Tabelle 7: Regressionsanalyse der Interviewdauer im Kapitel „Konsum“ (Durchschnittliche marginale Effekte)
Dauer pro Frage (in Sekunden)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete 2,068*** 2,176*** 2,068*** 1,398**
(0,735) (0,705) (0,732) (0,711)
Unentgeltliche Nutzung 3,776** 3,795*** 3,776** 3,098**
(1,475) (1,453) (1,470) (1,518)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ 1,151 1,284 1,151 0,122
(1,566) (1,527) (1,560) (1,372)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –5,939** –6,681*** –5,939** –2,284
(2,406) (2,359) (2,398) (2,341)
Meister/in, AHS, BHS 4,147*** 4,015*** 4,147*** 4,454***
(0,736) (0,752) (0,733) (0,729)
Universität 6,680*** 6,749*** 6,680*** 6,310***
(1,111) (1,102) (1,107) (1,201)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,601 0,711 0,601 0,228
(0,658) (0,649) (0,656) (0,609)
Netto-Haushaltseinkommen –0,000184 –0,000210 –0,000184 –0,000213
(0,000322) (0,000340) (0,000321) (0,000262)
Antwortverweigerung bei ­Netto-Haushaltseinkommen –2,293 –2,199 –2,293 –1,223
(1,786) (1,846) (1,780) (1,727)
Alter 0,0741*** 0,0796*** 0,0741*** 0,0495***
(0,0208) (0,0209) (0,0207) (0,0190)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ –0,129 –0,712 –0,129 1,477*
(0,880) (0,901) (0,877) (0,757)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 5,024*** 5,028*** 5,024*** 4,500***
(0,719) (0,700) (0,717) (0,780)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0804*** –0,0848*** –0,0804*** –0,0918***
(0,00694) (0,00835) (0,00692) (0,00516)
Haushaltsgröße 1,326*** 1,334*** 1,326*** 1,157***
(0,358) (0,349) (0,356) (0,329)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) 2,944*** 2,114** 2,944*** 5,763***
(0,935) (0,928) (0,932) (0,990)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Tabelle 8: Regressionsanalyse der Interviewdauer im Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ (Durchschnittliche marginale Effekte)
Gesamtdauer (in Minuten)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete –3,060*** –3,026*** –3,060*** –3,010***
(0,150) (0,148) (0,149) (0,176)
Unentgeltliche Nutzung –3,203*** –3,112*** –3,203*** –3,300***
(0,299) (0,304) (0,298) (0,249)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –0,441 –0,394 –0,441 –0,168
(0,319) (0,265) (0,318) (0,307)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –1,359*** –1,583*** –1,359*** –0,432
(0,491) (0,483) (0,490) (0,402)
Meister/in, AHS, BHS 0,316** 0,247* 0,316** 0,362***
(0,150) (0,140) (0,149) (0,134)
Universität 0,683*** 0,732*** 0,683*** 0,473**
(0,227) (0,204) (0,226) (0,210)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,00488 0,150 0,00488 –0,0522
(0,134) (0,125) (0,134) (0,112)
Netto-Haushaltseinkommen 0,000161** 0,000147*** 0,000161** 0,000127**
(6,60e–05) (5,32e–05) (6,58e–05) (6,12e–05)
Antwortverweigerung bei Netto-Haushaltseinkommen –1,007*** –1,110*** –1,007*** –0,743**
(0,363) (0,372) (0,362) (0,336)
Alter 0,00156 0,000566 0,00156 0,00300
(0,00424) (0,00435) (0,00422) (0,00315)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ 0,00757 –0,0239 0,00757 0,237*
(0,179) (0,178) (0,179) (0,132)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 0,700*** 0,703*** 0,700*** 0,547***
(0,147) (0,136) (0,146) (0,139)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0154*** –0,0170*** –0,0154*** –0,0129***
(0,00142) (0,00170) (0,00141) (0,000852)
Haushaltsgröße 0,246*** 0,259*** 0,246*** 0,147**
(0,0730) (0,0615) (0,0728) (0,0679)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) 0,157 0,237 0,157 0,236
(0,191) (0,180) (0,190) (0,161)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Fortsetzung: Tabelle 8: Regressionsanalyse der Interviewdauer im Kapitel „Immobilienvermögen und dessen Finanzierung“ (Durchschnittliche marginale Effekte)
Dauer pro Frage (in Sekunden)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete –1,631*** –1,538*** –1,631*** –1,818***
(0,461) (0,450) (0,460) (0,458)
Unentgeltliche Nutzung 0,627 0,759 0,627 0,180
(0,922) (0,889) (0,919) (1,000)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –0,343 –0,633 –0,343 –0,0344
(0,981) (0,982) (0,978) (0,892)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –2,040 –2,152 –2,040 –1,498
(1,513) (1,551) (1,508) (1,387)
Meister/in, AHS, BHS 0,950** 0,968** 0,950** 0,882**
(0,462) (0,455) (0,460) (0,449)
Universität 0,951 1,144* 0,951 0,554
(0,698) (0,689) (0,696) (0,686)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,413 0,516 0,413 0,316
(0,413) (0,408) (0,412) (0,385)
Netto-Haushaltseinkommen –0,000419** –0,000512** –0,000419** –0,000328*
(0,000203) (0,000223) (0,000203) (0,000168)
Antwortverweigerung bei Netto-Haushaltseinkommen 0,752 1,037 0,752 0,567
(1,118) (1,094) (1,114) (1,009)
Alter 0,0508*** 0,0554*** 0,0508*** 0,0399***
(0,0130) (0,0131) (0,0130) (0,0126)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ 0,704 0,530 0,704 1,187**
(0,552) (0,558) (0,550) (0,473)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 1,096** 1,062** 1,096** 1,233***
(0,452) (0,436) (0,450) (0,466)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0517*** –0,0618*** –0,0517*** –0,0483***
(0,00436) (0,00566) (0,00435) (0,00314)
Haushaltsgröße 0,217 0,266 0,217 0,186
(0,225) (0,234) (0,224) (0,200)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) –0,233 –0,466 –0,233 0,388
(0,588) (0,591) (0,586) (0,541)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Tabelle 9: Regressionsanalyse der Interviewdauer im Kapitel „Unternehmens-beteilugungen und Finanzanlagen“ (Durchschnittliche marginale Effekte)
Gesamtdauer (in Minuten)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete –0,453** –0,433** –0,453** –0,335*
(0,183) (0,174) (0,183) (0,191)
Unentgeltliche Nutzung –0,449 –0,446 –0,449 –0,451
(0,369) (0,376) (0,367) (0,327)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –1,403*** –1,338*** –1,403*** –1,098**
(0,391) (0,361) (0,390) (0,466)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –2,813*** –3,195*** –2,813*** –1,918***
(0,602) (0,618) (0,600) (0,555)
Meister/in, AHS, BHS 0,598*** 0,599*** 0,598*** 0,545***
(0,184) (0,179) (0,183) (0,186)
Universität 0,424 0,356 0,424 0,490*
(0,277) (0,261) (0,276) (0,282)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,0320 0,0531 0,0320 –0,0186
(0,164) (0,158) (0,164) (0,158)
Netto-Haushaltseinkommen 0,000303*** 0,000278*** 0,000303*** 0,000280***
(8,04e–05) (6,56e–05) (8,01e–05) (8,58e–05)
Antwortverweigerung bei ­Netto-Haushaltseinkommen –1,113** –1,198** –1,113** –0,731*
(0,445) (0,497) (0,443) (0,428)
Alter –0,00266 0,000251 –0,00266 –0,00341
(0,00519) (0,00524) (0,00517) (0,00448)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ 0,0303 –0,0141 0,0303 –0,0498
(0,219) (0,226) (0,219) (0,195)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 1,310*** 1,278*** 1,310*** 1,251***
(0,179) (0,173) (0,179) (0,199)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0211*** –0,0245*** –0,0211*** –0,0174***
(0,00173) (0,00218) (0,00173) (0,00119)
Haushaltsgröße 0,249*** 0,281*** 0,249*** 0,225**
(0,0892) (0,0782) (0,0889) (0,0933)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) 0,240 0,308 0,240 –0,0584
(0,234) (0,229) (0,233) (0,215)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.
Fortsetzung: Tabelle 9: Regressionsanalyse der Interviewdauer im Kapitel „Unternehmens-beteilugungen und Finanzanlagen“ (Durchschnittliche marginale Effekte)
Dauer pro Frage (in Sekunden)
OLS Log-Normal Tobit Gamma
Miete –0,0140 0,0815 –0,0140 –0,0475
(0,366) (0,355) (0,365) (0,369)
Unentgeltliche Nutzung –0,156 –0,0771 –0,156 –0,329
(0,736) (0,730) (0,734) (0,690)
Dummy: „kein Aktienbesitz“ –0,740 –0,847 –0,740 –0,351
(0,782) (0,781) (0,779) (0,762)
Rate der Antwortverweigerung auf Fragen nach Geldbeträgen –4,801*** –4,959*** –4,801*** –4,433***
(1,202) (1,228) (1,198) (1,139)
Meister/in, AHS, BHS 0,433 0,445 0,433 0,404
(0,367) (0,361) (0,366) (0,357)
Universität 0,233 0,138 0,233 0,354
(0,553) (0,543) (0,551) (0,540)
Dummy: Geschlecht „weiblich“ 0,110 0,124 0,110 0,0117
(0,328) (0,323) (0,327) (0,317)
Netto-Haushaltseinkommen –9,83e–05 –7,81e–05 –9,83e–05 –0,000124
(0,000161) (0,000155) (0,000160) (0,000152)
Antwortverweigerung bei ­Netto-Haushaltseinkommen –0,237 –0,353 –0,237 0,396
(0,888) (0,919) (0,885) (0,804)
Alter 0,00203 0,00419 0,00203 2,54e–05
(0,0104) (0,0105) (0,0103) (0,00947)
Einschätzung der interviewenden ­Person: „leicht“ 0,104 0,148 0,104 –0,158
(0,438) (0,448) (0,437) (0,404)
Unterlagen laut der interviewenden Person verwendet 2,197*** 2,058*** 2,197*** 2,330***
(0,358) (0,349) (0,357) (0,396)
Anzahl des Interviews für die ­interviewende Person –0,0403*** –0,0476*** –0,0403*** –0,0352***
(0,00346) (0,00447) (0,00345) (0,00243)
Haushaltsgröße 0,361** 0,362** 0,361** 0,390**
(0,178) (0,171) (0,178) (0,174)
Dummy: Interviewende Person war nicht bei HFCS (2. Welle) –0,492 –0,456 –0,492 –0,822*
(0,467) (0,468) (0,466) (0,421)
Anzahl der Beobachtungen 3020 3020 3020 3020
Quelle: HFCS 2017, OeNB.
Anmerkungen: *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1.Für nicht-lineare Modelle werden die durchschnittlichen marginalen Effekte gezeigt.Alle personenbezogenen Informationen (Bildung, Geschlecht, Alter) wurden vom Kompetenzträger bzw. von der Kompetenzträgerin genommen.

63 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, peter.lindner@oenb.at, maximilian.propst@oenb.at.

64 Die erste Welle des HFCS wurde in Österreich in den Jahren 2010/11 durchgeführt, die zweite Welle in den ­Jahren 2014/15.

65 20 Länder: Belgien, Bulgarien, Schweiz, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Spanien, Finnland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Ungarn, Israel, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Slowenien.

66 Die Ausreißer nach oben erhöhen den Mittelwert, der Median ist demgegenüber jedoch robust. Liegt der Mittelwert einer Variablen über dem Median, wird ihre Verteilung typischerweise als rechtsschief bezeichnet.

67 Bei Unterbrechungen des Interviews sowie insbesondere zum Abschluss eines Interviews kann es dazu kommen, dass die automatische Zeiterfassung weiterläuft, wenn die interviewende Person das Programm nicht sachgerecht schließt. Dies hat keinen Effekt auf die erhobenen Daten und wird somit von dieser Person nicht erkannt.

68 Das ist die aus Sicht der Haushaltsmitglieder geeignetste Person, um Fragen zu Vermögen, Verbindlichkeiten, ­Einkommen und Ausgaben des Haushalts zu beantworten.

69 Fragen nach Geldbeträgen zählen unabhängig von der Art der Beantwortung (genauer Wert, Intervall etc.) als eine Frage. Fragen, in denen Mehrfachantworten zulässig sind, zählen auch als eine Frage.

70 Bei den Grafiken wurden zudem aus Gründen der Übersichtlichkeit weitere Werte zwar nicht gezeigt, jedoch in der Auswertung berücksichtigt, nämlich in Bezug auf die Gesamtdauer alle Werte über 20 Minuten pro Kapitel und in der Betrachtung pro Frage alle Werte über 120 Sekunden.

71 Der Kernel-Density-Estimate zeigt, wie wahrscheinlich ein Wert einer Variablen innerhalb einer Stichprobe ­vorkommt. In Grafik 4 erkennt man, dass der häufigste Wert für Personen, die im Eigentum wohnen, bei rund 5 Minuten liegt, während er sich in den beiden anderen Gruppen zwischen 2 und 3 Minuten bewegt. Die Verteilung der Variable unterscheidet sich ebenfalls zwischen den Gruppen. Die Werte für im Eigentum lebende Personen sind breiter verteilt als jene für die anderen beiden Gruppen.

Österreichs Außenwirtschaft im 25. Jahr der Mitgliedschaft in der Europäischen Union

Erza Aruqaj 72

Bis zum weltweiten Konjunktureinbruch aufgrund der COVID-19-Pandemie durchlief die heimische Außenwirtschaft eine historisch erfolgreiche Phase, an deren Beginn der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995 stand. Durch die EU-Mitgliedschaft und aufgrund der Teilnahme Österreichs an der Wirtschafts- und Währungsunion ab 1999 wurde die Entwicklung der österreichischen Außenwirtschaft entscheidend geprägt und Österreich entwickelte sich in den vergangenen 25 Jahren von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteur mit einem seit 2002 durchgehend positiven Leistungsbilanzüberschuss.

Im Jahr 2019 erreichte die Leistungsbilanz mit knapp +10,5 Mrd EUR (2018: +9 Mrd EUR) neuerlich ein deutliches Plus und das höchste Niveau seit Beginn der Finanz- und ­Wirtschaftskrise. Neben dem traditionell ertragreichen Reiseverkehr, welcher einnahmenseitig erstmals die 20 Mrd EUR-Grenze überschritt, war dies auch auf weiterhin hohe Güterexporte zurückzuführen. Die EU ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt der heimischen Wirtschaft: 2019 erfolgten 70% der Güter- und Dienstleistungsexporte mit einem Volumen von 156 Mrd EUR in die EU.

Dieser Überschuss zeigt sich spiegelbildlich auch im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr: Im Jahr 2019 wurde ein Nettokapitalexport von +11,8 Mrd EUR gemessen (2018: +10,3 Mrd EUR), was ebenfalls den höchsten Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise ­bedeutete. Die langfristige Finanzverflechtung mit der EU in Form von strategischen Beteiligungen zeigt sich auch hier: 2019 waren knapp zwei Drittel aller österreichischen Direkt­investitionen in der EU verankert, während mehr als die Hälfte aller passiven Direktinvestitions­bestände in Österreich ihren Ursprung in anderen EU-Mitgliedstaaten hatten.

Österreichs Leistungsbilanzsaldo ist seit 2002 durchgehend positiv

Der Grundstein zur Europäischen Union wurde mit der Unterzeichnung der ­römischen Verträge 1957 durch Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, ­Luxemburg und den Niederlanden gelegt und dies führte dazu, dass die Euro­päische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die das Ziel einer gemeinsamen Wirtschaftszone verfolgte, am 1. Jänner 1958 73 ihre Arbeit aufnahm. 74 Mit dem Vertrag über die Europäische Union („Vertrag von Maastricht“), welcher 1993 in Kraft trat, begannen die europäische Integration und der heutige Binnenmarkt mit den vier Grundfreiheiten des freien Verkehrs von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital 75 . Dadurch wurde auch der Weg für die gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion sowie eine gemeinsame Währung, den Euro, geebnet.

Österreich ist seit 1995 Mitglied der Europäischen Union (EU) und seit 1999 Teil des Euroraums. Durch den Zugang zum Binnenmarkt, die gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion sowie die Globalisierungswelle in den letzten 25 Jahren veränderte sich die österreichische Außenwirtschaft grundlegend. Während in den 1990er-Jahren der Leistungsbilanzsaldo durchgehend negativ war, wurde diese Entwicklung nach dem Beitritt Österreichs zur EU und zum Euroraum, de facto mit der Euro-Einführung als Bargeld im Jahr 2002, gedreht. Dadurch wurde ­Österreich in den vergangenen 25 Jahren von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteur mit durchwegs ausgeprägten Leistungsbilanzüberschüssen. Zwar wirkte sich die Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/08 auch auf die österreichische Exportwirtschaft aus, dennoch wies die Leistungsbilanz selbst in dieser schwerwiegenden Rezession ein deutliches Plus aus.

Österreich konnte vom freien Dienstleistungsverkehr profitieren: Betrachtet man die Zeitreihe seit dem EU-Beitritt (Grafik 1), so zeigt sich, dass die Rolle des Reiseverkehrs im Lauf der letzten 25 Jahren für Österreich an Wichtigkeit gewonnen hat und dieser durchwegs einen positiven Saldo aufwies. Auch die sonstigen Dienstleistungen ohne Reiseverkehr gewannen mit der Euro-Einführung an Bedeutung, wobei am aktuellen Rand eine Abschwächung erkennbar ist.

Der freie Güterverkehr prägte die österreichische Exportwirtschaft ebenfalls: Während in den 1990er-Jahren der Güterverkehrssaldo durchgehend negativ war, konnte der Negativsaldo über die Jahre verringert und zu großen Teilen aus­geglichen werden. Seit 2014 verzeichnet Österreich einen positiven Gütersaldo, wobei in den letzten zwei Jahren (2019: 3,8 Mrd EUR; 2018: 3,6 Mrd EUR) ­beinahe das Vorkrisen-Niveau von 2007 (3,9 Mrd EUR) erreicht wurde.

Das Sekundäreinkommen bzw. die laufenden Transfers gegenüber dem Rest der Welt sind aus österreichischer Sicht üblicherweise negativ: Diese Position umfasst laufende Transferzahlungen und betrifft den Austausch von Gütern und Dienstleistungen, der ohne wirtschaftlichen Gegenwert zwischen dem In- und Ausland erfolgt. Enthalten sind Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialbeiträge, ­Versicherungsleistungen und Gastarbeiterüberweisungen.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung des österreichischen Leistungsbilanzsaldos, seit dem EU Beitritt 1995, gegliedert nach den Komponenten Güter, Reiseverkehr, Dienstleistungen ohne Reiseverkehr, Primäreinkommen, Sekundäreinkommen und Vermögensübertragungen. Zwischen 1995 und 2002 war der Leistungsbilanzsaldo durchgehend negativ, seit der Euro-Einführung als Bargeld im Jahr 2002 weist Österreich einen positiven Leistungsbilanzsaldo aus. Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Mit einem positiven Saldo von 10,5 Mrd EUR bzw. 2,6% des BIPs erreichte die österreichische Leistungsbilanz im Jahr 2019 den höchsten Wert seit der ­Finanz- und Wirtschaftskrise (2008: 13,2 Mrd EUR), der um knapp 1,5 Mrd EUR höher als im Vorjahr lag.

Österreichs außenwirtschaftliche Entwicklung wird traditionell vom starken Überschuss der grenzüberschreitenden Dienstleistungen geprägt. Im Jahr 2019 lag der Dienstleistungsverkehrssaldo bei 10,4 Mrd EUR und war somit im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert. In diesem Wert spiegelt sich jedoch einmal mehr der Erfolg der österreichischen Tourismusindustrie wider, wobei der Saldo erstmals die 10-Milliarden-Grenze überschritt (10,2 Mrd EUR). Diese Rekord-­Entwicklung zeigt sich auch in den Bruttowerten der Einnahmen aus dem Reiseverkehr, welche mit 20,5 Mrd EUR erstmals die 20-Millarden-Grenze übertrafen. Die drei wichtigsten Länder für die Reiseverkehrseinnahmen waren erneut Deutschland mit 9,2 Mrd EUR sowie die Schweiz und die Niederlande mit je 1,4 Mrd EUR. Die Reiseverkehrsausgaben lagen 2019 bei rund 10,3 Mrd EUR. Die beliebtesten Reiseziele für Österreicherinnen und Österreicher im Jahr 2019 waren unverändert zu den Vorjahren Deutschland (2,3 Mrd EUR), Italien (1,5 Mrd EUR) und Kroatien (0,9 Mrd EUR).

Während der Reiseverkehr im Jahr 2019 Rekordwerte aufwies, zeigte sich ein erneuter Rückgang bei den restlichen Dienstleistungen. Der Saldo der Dienst­leistungen ohne Reiseverkehr hat sich seit 2008 von einem deutlichen Überschuss in Höhe von 5,3 Mrd EUR stetig verringert und ist im letzten Jahr mit knapp 180 Mio ­EUR fast ausgeglichen. Einem positiven Saldo von 3,7 Mrd EUR aus technischen Dienstleistungen, wie Ingenieurleistungen oder Forschung und Entwicklung, ­sowie Finanzdienstleistungen in Höhe von 0,4 EUR, standen negative Salden der traditionellen Dienstleistungen wie Lohnveredelung und Bauleistungen (–1,8 Mrd EUR), professionellen Wirtschaftsdienstleistungen wie Werbung und Unter­nehmensberatung (–0,8 Mrd EUR) und Versicherungs- und Pensionsdienst­leistungen (–0,5 Mrd EUR) gegenüber. Zusätzlich waren –0,8 Mrd EUR auf den Transport zurückzuführen.

Die Güterexporte und -importe zeigten im Jahr 2019 ein etwas verlangsamtes Wachstum, befinden sich aber immer noch auf einem historisch hohen Niveau. Im Güterhandel 76 wies Österreich einen positiven Saldo von 3,7 Mrd EUR im Jahr 2019 auf. Die Güterexporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Mrd EUR auf 153,2 Mrd EUR, während die Güterimporte etwas weniger stark um 1,5 Mrd EUR auf 149,5 Mrd EUR anstiegen. Die größten Importmärkte österreichischer Güter im Jahr 2019 waren Deutschland (42,7 Mrd EUR), die Vereinigten Staaten von Amerika (12 Mrd EUR) und Italien (9,2 Mrd EUR), während Österreich im vergangenen Jahr vor allem Güter aus Deutschland (53,7 Mrd EUR), Italien (10,1 Mrd EUR) und China (8,9 Mrd EUR) importierte.

Betrachtet man die Güter und Dienstleistungen in Summe, so zeigt sich die signifikante Bedeutung der EU 77 für die österreichische Außenwirtschaft (Grafik 2): Im Jahr 2019 gingen über 70% bzw. 156 Mrd EUR der gesamten Güter- und Dienstleistungsexporte in Höhe von 220 Mrd EUR aus Österreich in Mitglied­staaten der EU. Im gleichen Zeitraum stammten drei Viertel bzw. 156 Mrd EUR der Güter- und Dienstleistungsimporte Österreichs in Höhe von 206 Mrd EUR aus der EU.

Grafik 2 veranschaulicht die Bedeutung der EU für die österreichische Außenwirtschaft im Jahr 2019. Über 70% bzw. 156 Mrd EUR der Güter- und Dienstleistungsexporte gingen in die EU. Über 75% bzw. 156 Mrd EUR der Güter- und Dienstleistungsimporte kamen aus der EU. Quelle: Statistik Austria, OeNB.

Die grenzüberschreitenden Vermögenseinkommen untergliedert nach den funktionalen Kategorien der Kapitalbilanz wiesen im Jahr 2019 einen positiven Saldo von 989 Mio EUR und damit den höchsten Wert in den letzten zehn ­Jahren auf. Der Bruttowert bei erhaltenen Vermögenseinkommen lag bei 24,2 Mrd EUR, bei bezahlten Vermögenseinkommen erreichte dieser 23,3 Mrd EUR.

In den Primäreinkommen der Leistungsbilanz werden neben den Vermögenseinkommen noch die grenzüberschreitenden Entgelte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern (erhaltene Einkommen: 2,5 Mrd EUR, bezahlte Einkommen: 4,3 Mrd EUR) und die sonstigen Primäreinkommen (erhaltene Einkommen: 1,3 Mrd EUR, bezahlte Einkommen: 0,7 Mrd EUR) inkludiert. Erstere zeigen die Bruttolöhne der Grenzgängerinnen und Grenzgänger, zweitere enthalten Produktions- und Importabgaben sowie Subventionen und Pachteinkünfte. In Summe ­ergibt sich somit ein negativer Saldo in Höhe von –200 Mio EUR in den Primäreinkommen. Die Sekundäreinkommen 78 hatten im Jahr 2019 einen negativen Saldo von –3,5 Mrd EUR.

Nettokapitalexporte spiegeln die Leistungsbilanzüberschüsse ab 2002 wider

Die Zahlungsbilanz stellt eine Erfassung der grenzüberschreitenden Transaktionen Österreichs mit dem Ausland dar. Sie setzt sich aus einem realwirtschaftlichen Teil, der bereits beschriebenen Leistungsbilanz inkl. Vermögensübertragungen, und einem finanzwirtschaftlichen Teil, der Kapitalbilanz, zusammen und beruht auf dem Prinzip der doppelten Buchhaltung. Zum Zeitpunkt der Euro-Einführung als Buchgeld 1999 und de facto mit der Einführung des Euro als Bargeld 2002 wies der grenzüberschreitende Kapitalverkehr, spiegelbildlich zur Leistungsbilanz, im Saldo durchgehend ein Plus aus (Grafik 3). Das war vor allem auf die Liberalisierung des Kapitalmarkts zurückzuführen. Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise war die österreichische Kapitalbilanz im Saldo weiterhin positiv, obwohl die Rolle der Einzelkomponenten Direktinvestitionen (in Form von strategischen Unter­nehmensbeteiligungen), Portfolioinvestitionen (in Form von Aktien, Investment­zertifikaten und verzinslichen Wertpapieren), sowie Sonstige Investitionen (in Form von Einlagen und Krediten) in der betrachteten Zeitreihe abwechselnd an Relevanz gewannen – und teilweise auch wieder verloren. Im Jahr 2019 lag der Kapital­bilanzsaldo bei 11,8 Mrd EUR, war um 1,5 Mrd EUR höher als im Vorjahr und erreichte damit den höchsten Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Grafik 3 zeigt die Entwicklung des österreichischen Kapitalbilanzsaldos seit dem EU Beitritt 1995, gegliedert nach den funktionalen Kategorien Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, Finanzderivate, Sonstige Investitionen und Währungsreserven. Zwischen 1995 und 2002 war der Kapitalbilanzsaldo spiegelbildlich zur Leistungsbilanz durchgehend negativ, seit der Euro-Einführung als Bargeld im Jahr 2002 weist Österreich einen positiven Kapitalbilanzsaldo aus. Quelle: OeNB.

Während die Kapitalbilanz die Transaktionen innerhalb einer Periode darstellt, werden die Bestände in der Internationalen Vermögensposition abgebildet. Die Nettovermögensposition gegenüber dem Ausland wies – infolge einer defizitären Leistungsbilanz bis zum Jahr 2001 – bis 2012 eine Nettoverpflichtung auf. Anhaltende Leistungsbilanzüberschüsse ab 2002 mündeten 2013 erstmals in einer positiven Nettovermögensposition gegenüber dem Ausland. 2019 betrug der Überschuss 38,4 Mrd EUR (2018: 14,3 Mrd EUR).

Per Jahresultimo 2019 erreichten sowohl die Bestände österreichischer Direktinvestitionen im engeren Sinn 79 im Ausland mit 208,8 Mrd EUR (+2,9%) als auch jene ausländischer Investoren in Österreich mit 183 Mrd EUR (+3,8%) neue ­Rekordmarken. Betrachtet man die österreichischen Direktinvestitionsbestände nach Region, so waren 2019 knapp zwei Drittel aller österreichischen Direkt­investitionen in der EU verankert. Auch passivseitig zeigt sich ein eindeutiges Bild: Mehr als die Hälfte aller passiven Direktinvestitionsbestände in Österreich kamen aus anderen EU-Mitgliedstaaten. Die Nettoposition (aktive abzüglich passive Direktinvestitionen) lag bei 25,8 Mrd EUR zugunsten österreichischer Investitionen im Ausland.

Die Bestandsveränderungen bei aktiven Direktinvestitionen sind zum über­wiegenden Teil auf Transaktionen bedingt durch Expansionsaktivitäten öster­reichischer Konzerne im Ausland zurückzuführen (+9,4 Mrd EUR). Die Bestände wären allein auf Basis der registrierten Transaktionen betrachtet sogar deutlich stärker gewachsen als auf 208,8 Mrd EUR, jedoch fällt ein großer Konzern aus der Direktinvestitionsstatistik im engeren Sinn, da dieser ab 2019 als SPE klassifiziert wurde. Preis- und Wechselkurseffekte federn diesen Effekt etwas ab, sie sind ­zusammengerechnet über das Jahr 2019 mit +3,4 Mrd EUR standerhöhend. ­Erhaltene Dividenden aus Beteiligungen lagen mit 10,1 Mrd EUR fast exakt auf dem hohen Niveau des Vorjahres.

Die Bestände passiver Direktinvestitionen sind zwar etwa gleich stark angestiegen wie jene aktiver Direktinvestitionen, jedoch zu einem nennenswerten Anteil durch nicht-transaktionsbedingte Effekte. Bei Flüssen war nur ein vergleichsweiser ­geringer Zuwachs von +4,1 Mrd EUR zu verzeichnen. Fast im gleichen Ausmaß führten Preiseffekte zu einem Plus von 3,9 Mrd EUR – die Erhöhung der Unternehmensbewertungen war auf die günstige Entwicklung am Kapitalmarkt zurückzuführen (ATX 2019: +16,2%). Die bezahlten Dividenden an die ausländischen Anteilseigner lagen mit 8,6 Mrd EUR leicht (–0,3 Mrd EUR) unter dem Vor­jahreswert.

Die Nettobestandsposition der Portfolioinvestitionen hat sich 2019 (–61,8 Mrd EUR) gegenüber 2018 (–66,9 Mrd EUR) verbessert. Forderungsseitig fand ein Aufbau von 289,1 Mrd EUR auf 328,3 Mrd EUR statt, verpflichtungsseitig von 355,9 Mrd EUR auf 390,1 Mrd EUR. Verantwortlich für diese Steigerung sind in erster Linie hohe, positive Preiseffekte, die 2019 auf den weltweiten Absturz der Börsenkurse Ende 2018 gefolgt sind. Regional betrachtet bestanden 2019 Forderungen in Form von Anteilsrechten, Investmentzertifikaten und verzinslichen Wertpapieren zu 78% vom Gesamtwert bzw. in Höhe von 254,7 Mrd EUR gegenüber der EU-28.

Heimische Investoren tätigten über alle Finanzierungsinstrumente grenzüberschreitend positive Transaktionen, am stärksten wurden Investmentfondszertifikate zugekauft (+5 Mrd EUR). Ausländische Investoren in Österreich haben ebenfalls über alle Finanzierungsinstrumente hinweg mehr zugekauft als verkauft, vor allem von Banken emittierte fest verzinsliche Wertpapiere wurden sehr stark nach­gefragt (+10 Mrd EUR).

Neben Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen bilden die „Sonstigen ­Investitionen“ 80 die dritte große Kategorie der Kapitalbilanz. Hier stieg der Nettobestand deutlich von 30,6 Mrd EUR im Vorjahr auf 43,6 Mrd EUR im Jahr 2019 an und trug somit wesentlich zur Entwicklung der Vermögensposition bei. Diese Bestandsveränderung ist einerseits auf die Erhöhung der Forderungen um +11,7 Mrd EUR auf 268,2 Mrd EUR, sowie andererseits den Abbau der Verbindlichkeiten im Jahr 2019 um 1,3 Mrd EUR auf 224,6 Mrd EUR zurückzuführen. Auch bei den Beständen an Sonstigen Investitionen spielt die EU eine wichtige Counterpart-Rolle: So beliefen sich rund je 80% der Bestände auf Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Mitgliedstaaten der EU.

Der aktivseitige Aufbau im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem auf Einlagen inkl. Bargeld (+10,1 Mrd EUR auf 121,9 Mrd EUR) und Kredite (+1 Mrd EUR auf 124,4 Mrd EUR) zurückzuführen. Die Passivseite wurde vom Abbau der ­Kreditverbindlichkeiten (–4,7 Mrd EUR auf 66,3 Mrd EUR) und vom Aufbau bei Einlagen inkl. Bargeld (+5,1 Mrd EUR auf 140,7 Mrd EUR) determiniert.

Die Finanzderivate wiesen im Jahr 2019 einen Bestand von 405 Mio EUR (2018: 355 Mio EUR) auf, der zum Großteil dem Sektor Monetäre Finanzinstitute zugeordnet werden kann, während die Währungsreserven fast unverändert bei 21 Mrd EUR ­lagen.

INFOBOX: Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU aus ­österreichischer Sicht

Im Juni 2016 entschied sich eine knappe Mehrheit der britischen Stimmbürgerinnen und ­-bürger, aus der Europäischen Union auszutreten (in der Öffentlichkeit als „Brexit“ tituliert), seit 1. Februar 2020 ist dieser Austritt formal vollzogen und auch in den Wirtschaftsstatistiken abgebildet.

Der Ländervergleich mit dem Vereinigten Königreich für das Jahr 2019 zeigt, dass Österreich gegenüber dem Vereinigten Königreich einen Leistungsbilanz-Überschuss in Höhe von 1,6 Mrd EUR aufwies. Betrachtet man die Entwicklung des Leistungsbilanzsaldos seit der „Brexit“­-Ankündigung 2016, so erkennt man sogar einen Anstieg zugunsten der österreichischen ­Wirtschaft (2016: +0,9 Mrd EUR, 2019: +1,6 Mrd EUR).

Vor allem der Güterverkehr spielt für den Nettoexport Österreichs eine wichtige Rolle: 2019 konnten 4,5 Mrd EUR an Güterverkehrseinnahmen verzeichnet werden (+4,8% gegenüber dem Vorjahr), während die Güterverkehrsausgaben bei 3,3 Mrd EUR lagen und damit um 1,5% geringer waren als noch im Vorjahr. Ein weiterer wichtiger Teilbereich der Leistungs­bilanz ist der Reiseverkehr: Während die Einnahmen um knapp 1% gegenüber dem Vorjahr auf 0,7 Mrd EUR gesunken sind, zeigen die Reiseverkehrsausgaben einen drastischeren Rückgang von –6,1% gegenüber dem Vorjahr auf 0,3 Mrd EUR.

Tabelle 1: Leistungsbilanz 2019 vis-à-vis dem Vereinigten Königreich
Einnahmen Ausgaben Saldo
in Mrd EUR in % von ­global Veränderung zu 2018 in % in Mrd EUR in % von ­global Veränderung zu 2018 in % in Mrd EUR
Leistungsbilanz 8,1 3 4,2 6,5 3 2,4 1,6
Güter 4,5 3 4,8 3,3 2 –1,5 1,2
Reiseverkehr 0,7 3 –1,0 0,3 3 –6,1 0,5
Wirtschafts­dienstleistungen 2,0 4 5,0 2,2 5 12,9 –0,2
Primäreinkommen 0,7 3 –0,2 0,7 2 –4,9 0,1
Sekundär­einkommen 0,1 2 41,9 0,1 1 2,9 0,0
Vermögens­übertragungen 0,0 0 0,0 0 0,0
Quelle: OeNB, Statistik Austria. Vorläufige Daten für 2019.
Anmerkung: Rundungen können Rechnungsdifferenzen ergeben.

Die Internationale Vermögensposition (IVP) lag 2019 bei 14,6 Mrd EUR (2018: 15,1 Mrd EUR), wobei es sowohl bei den Forderungen mit 37,6 Mrd EUR als auch bei den Verpflichtungen von 23 Mrd EUR jeweils einen Rückgang von 3% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen gab.

Österreichische Direktinvestitionen i.w.S. (inklusive Liegenschaften und Special Purpose Entities) im Vereinigten Königreich nahmen seit der Ankündigung des „Brexit“ 2016 ab, während die britischen Direktinvestitionen in Österreich im gleichen Zeitraum sogar zunahmen. Im Jahr 2019 lagen die Bestände in Form von Forderungen aus Direktinvestitionen i.w.S. bei 7,7 Mrd EUR und somit um 8% geringer als im Vorjahr, während die Verpflichtungen aus Direktinvestitionen i.w.S. um 47% auf 7,9 Mrd EUR gestiegen sind.

Eine betragsmäßig relevante Position in der IVP vis-à-vis dem Vereinigten Königreich sind die „Sonstigen Investitionen“: Während die Forderungen bei 16,9 Mrd EUR und somit um 3% höher lagen, wurden die Verbindlichkeiten im Vergleich zum Vorjahr um 28% abgebaut und lagen bei 7,7 Mrd EUR.

Aus österreichischer Sicht ist auch die Position der Finanzderivate gegenüber dem Vereinigten Königreich nicht zu vernachlässigen: Knapp 30% der Forderungen und Verpflichtungen aus Finanzderivaten waren im Jahr 2019 gegenüber dem Vereinigten Königreich zu verzeichnen. Gleichzeitig zeigt sich ein Abbau bei den Finanzderivate-Verpflichtungen von 18% gegenüber dem Vorjahr.

Tabelle 2: Internationale Vermögensdisposition 2019 vis-à-vis dem Vereinigten Königreich
Forderungen Verpflichtungen Saldo
in Mrd EUR in % von ­global Veränderung zu 2018 in % in Mrd EUR in % von ­global Veränderung zu 2018 in % in Mrd EUR
Internationale Vermögens­position 37,6 4 –3 23,0 3 –3 14,6
Direktinvestitionen i.w.S.1 7,7 3 –8 7,9 3 47 –0,2
Portfolio­investitionen 12,4 4 –3 6,2 2 0 6,2
Sonstige ­Investitionen 16,9 6 3 7,7 3 –28 9,2
Finanzderivate 1,2 29 –1 1,1 29 –18 0,1
Währungsreserven –0,6 –3 x x x x –0,6
Quelle: OeNB. Vorläufige Daten für 2019.
Anmerkung: Rundungen können Rechnungsdifferenzen ergeben.
1 Diese Position enthält auch Liegenschaften und Special Purpose Entities.

72 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, erza.aruqaj@oenb.at. Die Autorin bedankt sich für die inhaltliche Unterstützung von Eva Ubl, ­Thomas Cernohous und Jacob Wagner.

73 Ebenso nahm die Europäische Atomgemeinschaft (EAG oder Euratom) ihre Tätigkeit auf.

74 https://europa.eu/european-union/about-eu/eu-in-brief_de.

75 https://europa.eu/european-union/about-eu/history_de#1990-1999.

76 Der Warenverkehr in der Zahlungsbilanz stellt den Eigentumsübergang zwischen dem Inland und dem Ausland dar, während die Außenhandelsstatistik von Statistik Austria den Grenzübertritt von Waren betrachtet.

77 Da die betrachteten Daten aus dem Jahr 2019 stammen, wird die regionale Betrachtung der EU in ihrer bis zum Februar 2020 bestehenden Konstellation der 28 Mitgliedstaaten analysiert. Genauere Informationen zur wirtschaftlichen Verflechtung mit dem Vereinigten Königreich sind in der Infobox „Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU aus österreichischer Sicht“ (Kasten 1) im Anschluss an die Analyse beschrieben.

78 Diese Position umfasst laufende Transferzahlungen und betrifft den Austausch von Gütern und Dienstleistungen, der ohne wirtschaftlichen Gegenwert zwischen dem In- und Ausland erfolgt. Enthalten sind Einkommens- und ­Vermögenssteuern, Sozialbeiträge, Versicherungsleistungen und Gastarbeiterüberweisungen.

79 Bestand an Forderungen im Zusammenhang mit Direktinvestitionen – ausgenommen privater Liegenschaftsbesitz und Special Purpose Entities (SPEs). Forderungen umfassen Eigenkapital (inkl. reinvestierte Gewinne) und ­Konzernkredite. Direktinvestitionen sind als grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen von mindestens 10% am stimmberechtigten Kapital definiert.

80 Sonstige Investitionen sind all jene Kapitalformen, die weder den Portfolioinvestitionen, noch den Direkt­investitionen, noch den Finanzderivaten, noch den offiziellen Währungsreserven zugerechnet werden, also im ­Wesentlichen Kredite und Einlagen.

DATEN

Redaktionsschluss: 12. Februar 2020

Die jeweils aktuellsten Daten sowie weitere Indikatoren können auf der OeNB-Website www.oenb.at abgerufen werden:

Statistische Daten: www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen.html

Dynamische Abfrage: www.oenb.at/isaweb/dyna1.do ?lang=DE&go=initHierarchie

Veröffentlichungskalender: www.oenb.at/isaweb // releasehierarchie.do ?lang=DE

Tabelle 1: Österreichischer Beitrag1 zu den Euro-Geldmengen M3
Periodenendstand 2017 2018 2019 Okt. 19 Nov. 19 Dez. 19 Jän. 20 Feb. 20 März 20
in Mio EUR
M3 (M2 + 1. + 2. + 3.) 325.630 351.557 367.774 363.033 366.489 367.774 369.725 371.435 374.613
1. Einlagen aus Repo-Geschäften2 x x x x x x x x x
2. Begebene Geldmarktfondsanteile3 47 30 x x x x x x x
3. Begebene Schuldverschreibungen
von bis zu 2 Jahren3
1.120 1.438 2.107 1.224 3.347 2.107 2.996 3.588 3.625
M2 (M1 + 4. + 5.) 324.360 350.058 365.580 361.706 363.054 365.580 366.639 367.792 370.964
4. Einlagen mit Bindungsfrist von bis zu 2 Jahren 94.412 91.888 92.690 93.283 92.757 92.690 92.040 91.711 92.702
5. Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten 3.926 3.984 3.803 4.272 3.930 3.803 4.172 4.017 3.959
M1 (6.) 226.022 254.186 269.088 264.151 266.367 269.088 270.427 272.063 274.304
6. Täglich fällige Einlagen 226.022 254.186 269.088 264.151 266.367 269.088 270.427 272.063 274.304
Längerfristige finanzielle Verbindlichkeiten
Einlagen mit Bindungsfrist von über 2 Jahren
von Nicht-MFIs im Euroraum
44.466 43.121 43.430 43.974 43.616 43.430 43.086 42.991 42.766
Einlagen mit Kündigungsfrist von über 3 Monaten
von Nicht-MFIs (ohne Zentralstaaten) im Euroraum
50 56 295 270 271 295 341 350 357
Begebene Schuldverschreibungen von über 2 Jahren3 88.121 91.100 98.271 108.133 97.417 98.271 99.145 98.303 97.898
Kapital und Rücklagen4 78.784 81.369 85.444 85.459 85.357 85.444 85.898 86.338 86.770
Titrierte und nicht titrierte Kredite an Nicht-MFIs im Euroraum
Öffentliche Haushalte 122.406 120.801 118.192 121.417 120.655 118.192 120.859 120.883 120.543
Sonstige Nicht-MFIs 397.600 424.892 445.065 442.193 444.640 445.065 445.302 446.015 450.213
Buchkredite 353.331 373.722 391.966 390.189 391.580 391.966 392.092 393.111 398.805
Nettoforderungen gegenüber
Ansässigen außerhalb des Euroraums
55.536 57.501 60.235 67.424 57.218 60.235 61.989 65.780 65.710
Quelle: OeNB.
1 Ohne Bargeldumlauf.
2 Exklusive Repo-Geschäfte mit Clearinghäusern.
3 Positionen sind um entsprechende Forderungen an im Euroraum ansässige Monetäre Finanzinstitute (MFIs) konsolidiert.
4 Die Position „Kapital und Rücklagen“ ist um Aktien und sonstige Anteilsrechte an im Euroraum ansässigen MFIs konsolidiert.
Tabelle 2: Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums
Periodenendstand 2017 2018 2019 Okt. 19 Nov. 19 Dez. 19 Jän. 20 Feb. 20 März 20
in Mio EUR
Kredite im Euroraum
Nichtfinanzielle Unternehmen 166.882 179.100 191.119 189.827 191.783 191.118 191.742 192.185 195.467
Private Haushalte 160.540 166.368 173.516 171.804 172.311 173.516 173.652 173.834 174.563
Kredite für Konsumzwecke 18.386 18.346 18.445 18.532 18.339 18.255 18.114 18.018 17.998
Kredite für Wohnbau 107.354 112.930 119.314 117.590 118.160 119.775 120.137 120.466 118.850
Sonstige Kredite 34.800 35.092 35.757 35.682 35.812 35.486 35.402 35.350 37.716
Öffentliche Haushalte 24.762 24.816 23.804 25.670 25.330 23.804 24.234 24.543 23.720
Versicherungen und Pensionskassen 35 836 21 22 19 21 22 27 22
Sonstige Finanzintermediäre1 25.873 27.347 27.283 28.508 27.440 27.283 26.648 27.037 28.825
Kredite außerhalb des Euroraums
Banken 33.411 38.366 37.726 42.018 39.235 37.726 42.435 40.943 39.280
Nichtbanken 41.934 42.785 45.308 47.284 47.490 45.308 47.161 47.903 46.085
Öffentliche Haushalte 2.645 3.408 2.819 2.870 2.836 2.819 2.864 2.806 2.611
Quelle: OeNB.
1 Der Begriff „sonstige Finanzintermediäre“ subsummiert alle Einheiten der ESVG-Sektoren 125 bis 127; hierunter fallen unter anderem Holdinggesellschaften, Finanzierungsleasing­gesellschaften sowie Stiftungen.
Tabelle 3: Kundenzinssätze1 – Neugeschäft
2017 2018 2019 Okt. 19 Nov. 19 Dez. 19 Jän. 20 Feb. 20 März 20
in %
Einlagenzinssätze2
von privaten Haushalten mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,25 0,21 0,18 0,16 0,13 0,14 0,14 0,12 0,1
1 bis 2 Jahre 0,35 0,34 0,4 0,47 0,46 0,46 0,33 0,31 0,33
über 2 Jahre 0,66 0,63 0,54 0,42 0,43 0,68 0,43 0,45 0,54
von nichtfinanziellen Unternehmen mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,1 0,12 0 –0,06 –0,03 –0,08 –0,14 –0,04 –0,1
Kreditzinssätze2
an private Haushalte
für Konsum 4,96 5,11 5,08 5,04 4,85 4,80 5,02 5,06 4,88
Effektivzinssatz3 6,79 7,29 7,36 7,30 7,00 6,86 7,31 7,28 6,93
Wohnbau 1,89 1,83 1,63 1,44 1,42 1,43 1,41 1,39 1,44
Effektivzinssatz3 2,27 2,26 2,05 1,86 1,81 1,80 1,83 1,79 1,89
für sonstige Zwecke 2,01 1,97 1,88 1,83 1,85 1,69 1,83 1,84 2,03
freie Berufe 2,18 2,13 2,03 1,97 1,95 1,86 1,98 1,91 2,10
an nichtfinanzielle Unternehmen
Kredite bis 1 Mio EUR 1,80 1,82 1,80 1,73 1,71 1,63 1,68 1,74 1,93
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,42 1,49 1,74 1,69 1,71 1,77 1,67 1,71 1,56
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,94 1,92 1,82 1,74 1,72 1,59 1,68 1,75 2,04
Kredite über 1 Mio EUR 1,45 1,38 1,32 1,29 1,20 1,36 1,21 1,25 1,36
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,08 1,01 0,98 1,04 0,79 1,25 0,83 0,83 0,87
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,72 1,64 1,58 1,43 1,47 1,41 1,42 1,53 1,72
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Aufgrund der Änderung bei der Methodik der Meldungserhebung kommt es im Jänner 2017 zu Zeitreihenbrüchen.
1 Der Zinssatz ist der vereinbarte annualisierte Jahreszinssatz in Prozent pro Jahr. In diesem Zinssatz sind nur etwaige unterjährige Zinskapitalisierungen, aber keine sonstigen Kosten ­enthalten.
2 In Euro.
3 Ohne „Private Organisationen ohne Erwerbszweck“.
Tabelle 4: Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1
Periodenendstand 2017 2018 2019 Q4 16 Q4 17 Q4 18 Q4 19
AKTIVA in Mio EUR
Kassenbestand und Guthaben bei Zentralbanken 71.381 75.051 75.246 66.168 71.381 75.051 75.246
Darlehen und Kredite 668.229 703.613 743.862 647.983 668.229 703.613 743.862
Schuldverschreibungen 130.021 131.620 130.068 146.955 130.021 131.620 130.068
Eigenkapitalinstrumente 8.745 5.908 6.789 8.588 8.745 5.908 6.789
Derivate inklusive für Sicherungsmaßnahmen
mit positivem Marktwert
21.540 19.389 21.006 29.058 21.540 19.389 21.006
Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen, die nicht voll- oder quotenkonsolidiert werden 19.871 20.894 21.639 18.329 19.871 20.894 21.639
Materielle Vermögenswerte 9.709 10.334 12.292 10.344 9.709 10.334 12.292
Immaterielle Vermögenswerte 2.970 2.939 2.957 2.661 2.970 2.939 2.957
Steueransprüche und sonstige Vermögenswerte 16.818 16.233 18.423 16.163 16.818 16.233 18.423
Summe Aktiva/Passiva 949.283 985.981 1.032.283 946.248 949.283 985.981 1.032.283
PASSIVA
Einlagen von Zentralbanken 23.952 24.993 20.906 10.905 23.952 24.993 20.906
Einlagen von Kreditinstituten2 101.023 103.179 101.249 111.560 101.023 103.179 101.249
Einlagen von Nichtbanken 558.610 583.670 615.430 534.265 558.610 583.670 615.430
Begebene Schuldverschreibungen2, 5 120.449 141.375 150.394 139.545 120.449 141.375 150.394
Derivate inkl. für Sicherungsmaßnahmen
mit negativem ­Marktwert
14.752 12.471 14.364 20.393 14.752 12.471 14.364
Lieferverpflichtungen eines Leerverkäufers 774 781 729 922 774 781 729
Nachrangige Verbindlichkeiten4 15.926 x x 18.593 15.926 x x
Auf Anforderung rückzahlbares Aktienkapital3 0 0 0 0 0 0 0
Als zur Veräußerung gehalten eingestufte, den ­Veräußerungsgruppen zugeordnete Verbindlichkeiten3 109 1.049 554 4 109 1.049 554
Steuerschulden und sonstige finanzielle und
nichtfinanzielle ­Verbindlichkeiten5
19.826 19.552 23.437 22.070 19.826 19.552 23.437
Rückstellungen 12.165 12.488 13.072 12.399 12.165 12.488 13.072
Eigenkapital und Minderheitenanteile 81.698 86.423 92.148 75.590 81.698 86.423 92.148
davon: Kumuliertes sonstiges Ergebnis3 –3.423 –6.811 –7.040 –3.505 –3.423 –6.811 –7.040
davon: Minderheitenanteile 6.338 6.402 6.312 6.270 6.338 6.402 6.312
Summe Aktiva/Passiva 949.283 985.981 1.032.283 946.248 949.283 985.981 1.032.283
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 10. April 2020.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund ­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen ­kommen.
2 Bis zum 4. Quartal 2017 wurden hier nachrangige Verbindlichkeiten exkludiert und in einer separaten Position dargestellt. Ab dem 1. Quartal 2018 sind hier nachrangige Verbindlich­keiten inkludiert.
3 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
4 Diese Position ist nur bis zum 4. Quartal 2017 verfügbar.
5 Bis zum 4. Quartal 2017 wurden sonstige finanzielle Verbindlichkeiten als Teil der Position „Begebene Schuldverschreibungen, sonstige finanzielle Verbindlichkeiten“ dargestellt. Seit dem 1. Quartal 2018 sind diese Teil der Position „Steuerschulden und sonstige finanzielle und nichtfinanzielle Verbindlichkeiten“.
Tabelle 5: Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1
Periodenendstand Q4 18 Q1 19 Q2 19 Q3 19 Q4 19
in Mio EUR
Eigenmittel 86.529 87.875 89.403 88.977 90.928
Kernkapital (T1) 74.638 75.806 77.818 77.451 79.294
Hartes Kernkapital (CET1) 71.674 72.360 74.171 73.928 75.759
Zusätzliches Kernkapital 2.965 3.445 3.647 3.524 3.535
Ergänzungskapital (T2) 11.891 12.069 11.584 11.526 11.633
Gesamtrisikobetrag 465.623 471.610 478.683 487.517 486.507
Risikogewichtete Positionsbeträge für das Kredit-, das Gegenparteiausfall- und das Verwässerungsrisiko sowie Vorleistungen 405.766 412.716 420.633 428.889 426.959
Risikopositionsbetrag für Abwicklungs- und Lieferrisiken 6 1 6 178 62
Gesamtrisikobetrag für Positions-,
Fremdwährungs- und Warenpositionsrisiken
9.108 8.261 8.500 8.648 8.027
Gesamtrisikobetrag für operationelle Risiken 44.306 43.718 43.600 43.803 44.696
Zusätzlicher Risikopositionsbeitrag aufgrund
fixer Gemeinkosten2
0 0 0 0 0
Gesamtrisikobetrag aufgrund Anpassung
der Kreditbewertung
1.934 2.017 2.032 2.105 1.911
Gesamtrisikobetrag in Bezug auf Großkredite
im Handelsbuch
0 0 0 0 0
Sonstige Risikopositionsbeträge 4.504 4.896 3.912 3.895 4.852
in %
Harte Kernkapitalquote (CET1) 15,39 15,34 15,49 15,16 15,57
Kernkapitalquote (T1) 16,03 16,07 16,26 15,89 16,30
Gesamtkapitalquote 18,58 18,63 18,68 18,25 18,69
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 10. April 2020.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berück­sichtigung von Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
2 Risikopositionsbeträge von regulatorisch konsolidierten Wertpapierfirmen.
Tabelle 6: Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und ­Einzelkreditinstitute1
Periodenendstand Q4 18 Q4 19
in Mio EUR
Zinsergebnis, netto 15.210 15.589
davon: Zinsen und ähnliche Erträge 23.819 24.087
davon: (Zinsen und ähnliche Aufwendungen) 8.609 8.498
(Auf Anforderung rückzahlbare Aufwendungen für Aktienkapital)2 0 0
Dividendenerträge 628 612
Provisionsergebnis, netto 7.097 7.226
davon: Provisionserträge 9.528 9.641
davon: (Provisionsaufwand) 2.431 2.415
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung von nicht erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert ­
bewerteten finanziellen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten, netto
195 340
Gewinne oder (–) Verluste aus Ausbuchungen von Anteilen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten ­Unternehmen, netto für UGB-Banken 1 0
Gewinne oder (–) Verluste aus zu Handelszwecken gehaltenen finanziellen Vermögenswerten und ­Verbindlichkeiten, netto –628 –292
Gewinne oder (–) Verluste aus nicht zum Handelsbestand gehörenden finanziellen Vermögenswerten,
die erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert zu bewerten sind, netto2
–96 296
Sonstige Bewertungsergebnisse nach IFRS und nGAAP FINREP 1.171 729
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung nicht finanzieller Vermögenswerte, netto 14 –28
Sonstige betriebliche Erträge 3.112 3.358
(Sonstige betriebliche Aufwendungen) 2.681 2.831
Betriebserträge, netto 24.023 24.997
(Verwaltungsaufwendungen) 14.232 14.413
davon: (Personalaufwendungen) 8.602 8.740
davon: (Sachaufwendungen) 5.631 5.673
(Abschreibungen) 1.084 1.359
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht finanziellen Vermögenswerten) 122 277
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten ­Unternehmen) 225 683
Betriebsergebnis 8.361 8.264
(Rückstellungen oder (–) Wertaufholung für Kreditrisiko) 18 –14
(Sonstige Rückstellungen) 60 271
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung für mit Anschaffungskosten bewerteten Darlehen, Kredite und ­Schuldtitel) 353 718
(Sonstige Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert und nicht zu fortgeführten Anschaffungskosten bewerteten finanziellen Vermögenswerten) 7 –15
Erfolgswirksam erfasster negativer Geschäfts- oder Firmenwert 38 27
Anteil des Gewinns oder (–) Verlusts aus Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten ­Unternehmen, die nicht voll- oder quotenkonsolidiert sind 1.064 1.276
Gewinn oder (–) Verlust aus als zur Veräußerung gehalten eingestuften langfristigen Vermögenswerten und ­Veräußerungsgruppen, die nicht die Voraussetzungen für eine Einstufung als aufgegebene Geschäftsbereiche ­erfüllen2 –131 19
Änderungsgewinne oder -verluste (–), netto für IFRS2 65 3
Periodenergebnis vor Steuern und Minderheitenanteilen 8.959 8.631
(Ertragssteuern) 1.444 1.382
Periodenergebnis nach Steuern und vor Minderheitenanteilen 7.515 7.249
Außerordentlicher Gewinn oder (–) Verlust nach Steuern für UGB-/BWG-Melder –9 85
Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen nach Steuern2 14 14
(Minderheitenanteile) 605 634
Periodenergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen 6.916 6.713
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Werte für das gesamte bisherige Geschäftsjahr in Mio Euro - Abzugsposten sind in Klammern dargestellt.
Datenstand: 10. April 2020.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund ­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen kommen.
2 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
Tabelle 7: Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE1 und FinStab2
Q2 19 Q3 19 Q4 19
GKE – Inländische Schuldner nach ÖNACE 2008-Abschnitten in Mio EUR
A – Land- & Forstwirtschaft; Fischerei 2.293 2.315 2.334
B – Bergbau, Gewinnung von Steinen & Erden 694 720 663
C – Herstellung von Waren 36.233 36.106 35.916
D – Energieversorgung 6.538 6.398 6.380
E – Wasserversorgung, Abwasser-/Abfallentsorgung 3.403 3.363 3.369
F – Bauwesen 22.462 22.773 22.806
G – Handel, Instandhaltung & Reparatur (KFZ) 25.350 25.564 25.407
H – Verkehr & Lagerei 11.483 11.091 10.952
I – Beherbergung & Gastronomie 11.819 12.030 12.091
J – Information & Kommunikation 2.122 2.096 2.048
K – Erbringung von Finanz- & Versicherungs-DL 248.570 248.139 259.059
L – Grundstücks- & Wohnungswesen 85.052 85.218 86.114
M – Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen & technischen DL 37.598 37.643 36.667
N – Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen DL 9.920 9.843 10.189
O – Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 51.668 51.650 48.688
P – Erziehung & Unterricht 403 410 404
Q – Gesundheits- & Sozialwesen 4.909 4.845 4.924
R – Kunst, Unterhaltung & Erholung 1.354 1.285 1.272
S – Erbringung von sonstigen DL 2.914 2.813 2.630
T – Private Haushalte 40.939 42.011 43.011
U – Exterritoriale Organisationen & Körperschaften 7 7 7
GKE – Sonstige inländische Schuldner (ohne ÖNACE 2008-Zuordnung) 1.756 1.765 1.757
GKE – Schuldner aus Euro-Teilnehmerländern ohne Österreich 136.598 139.144 140.619
GKE – Sonstige ausländische Schuldner 126.978 123.894 116.234
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab – Rechtsträger3 1.564 1.551 1.725
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab – natürliche Personen 149.241 149.715 150.402
Kreditrisikobehaftete Instrumente insgesamt 1.021.870 1.022.389 1.025.665
Quelle: OeNB.
Anmerkung: DL = Dienstleistungen. Als kreditrisikobehaftete Instrumente werden für die Zwecke der Granularen Kreditdaten-Erhebung (GKE) ­folgende Instrumentarten herangezogen: Einlagen bei anderen Instituten, Umgekehrte Pensionsgeschäfte, Forderungen aus Lieferungen und ­Leistungen, Revolvierende Kredite, Überziehungskredite, Kreditkartenkredite, Kreditlinien ohne revolvierende Kredite, Finanzierungsleasing, Andere Kredite, Schuldverschreibungen inkl. CLN, Sonstige Wertpapiere, Verbriefungstranchen, Einlagentermingeschäfte, Sonstige Zusagen sowie Finanz­garantien exkl. Kreditderivate. In Abhängigkeit der Meldebestimmungen sowie der jeweiligen Instrumentart errechnet sich für den jeweiligen Melderkreis (CRR-Kreditinstitute, CRR-Finanzinstitute) das dargestellte Engagement gemäß GKE auf Basis der Summierung folgender Wertarten: Aus­stehender Nominalwert, Außerbilanzieller Wert (=Nicht-ausgenutzter Rahmen), Buchwert, Nominale. Die „Delta-Erhebung“ zur GKE steht auf Basis der FinStab nur für CRR-Kreditinstitute sowie Sonderbanken zur Verfügung.
1 Die Granulare Kreditdaten-Erhebung (GKE) hat gemäß § 75 Bankwesengesetz (BWG) die Erhebung von Kreditdaten und Kreditrisikodaten zum Inhalt und wird auf Basis der GKE-V erhoben.
2 Verordnung der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die Erfassung von Kredit- und Länderrisiken, Restlaufzeiten und Fremdwährungs­kredite sowie Finanzinformationen von Auslandstochterbanken – Meldeverordnung FinStab (Finanzmarktstabilität), welche als sogenannte „Delta-Erhebung“ zur GKE erhoben wird. Auf der Schuldner-Seite erfolgt lediglich eine Differenzierung in Rechtsträger und natürliche Personen, sodass für diese Datenbasis keine Aufgliederung in ÖNACE 2008-Abschnitte möglich ist.
3 Definition im Sinne des Artikels 1(5) der AnaCredit-VO.
Tabelle 8: Sonstige Finanzintermediäre
Periodenendstand 2017 2018 2019 Q3 18 Q4 18 Q1 19 Q2 19 Q3 19 Q4 19
Investmentfonds in Mio EUR
Bereinigtes Fondsvolumen (abzüglich der „Fonds-in-Fonds“-Veranlagungen) 156.179 148.930 168.013 156.153 148.930 156.315 159.561 163.383 168.013
Veränderung des bereinigten ­Fondsvolumens 7.495 –7.245 19.081 716 –7.224 7.385 3.246 3.821 4.630
Bereinigte Nettomittelveränderung 3.383 1.149 4.349 327 –642 420 579 741 2.610
Kapitalveränderung durch ­Ausschüttungen zum Ex-Tag 1.417 1.353 1.266 231 587 253 214 191 608
Kapitalveränderung durch ­Kurs­wertveränderungen und Erträge 5.529 –7.041 15.998 620 –5.995 7.218 2.881 3.271 2.628
Pensionskassen
Vermögensbestand 22.234 21.494 24.341 22.285 21.494 22.652 23.125 23.684 24.341
in Euro 21.770 21.045 23.512 21.821 21.045 21.945 22.340 22.836 23.512
in Fremdwährung 464 448 829 464 448 707 785 848 829
Inländische Investmentzertifikate 18.197 17.010 18.897 18.031 17.010 17.844 18.104 18.359 18.897
Ausländische Investmentzertifikate 3.001 3.369 4.418 3.301 3.369 3.826 4.165 4.437 4.418
Versicherungen1
Inländische Schuldverschreibungen 16.136 15.341 14.833 15.634 15.341 15.548 15.486 15.606 14.833
Ausländische Schuldverschreibungen 39.490 38.505 39.862 38.822 38.505 40.062 40.797 41.645 39.862
Inländische Anteilswerte und sonstige inländische Wertpapiere 15.932 14.176 13.558 15.212 14.176 14.110 13.752 13.046 13.558
Ausländische Anteilswerte und ­sonstige ausländische Wertpapiere 5.314 5.487 5.801 5.506 5.487 5.668 5.672 5.724 5.801
Investmentfondsanteile 34.923 33.067 36.927 34.916 33.067 34.644 35.637 36.299 36.927
Summe der Aktiva 137.394 133.063 138.071 135.625 133.063 137.841 138.577 139.624 138.071
Quelle: OeNB.
1 Seit dem 3. Quartal 2016 wird die Versicherungsstatistik gem. EZB-VO 2014/50 anhand der aufsichtsrechtlichen Solvency II-Daten gem. RL 2009/138/EG erhoben.
Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im ­vierten Quartal 2019
Nicht­finan­zielle Unter­nehmen Finanzielle Kapital­gesell­schaften davon Mone­­täre Finanz­institute davon Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versiche­rungen davon Pensions­kassen Private Haus­halte Private Organisa­tionen ohne Erwerbs­zweck Übrige Welt (gegenüber Öster­reich)
Geldvermögen Bestände in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR) x 14.267 14.267 x x x x x x 2.142
Bargeld 1.611 8.078 8.020 0 22 34 2 24.267 0 4.908
Täglich fällige Einlagen 61.068 122.702 104.544 5.320 9.471 2.576 791 166.946 6.015 85.330
Sonstige Einlagen 17.491 175.279 163.298 1.572 9.578 470 360 98.925 1.243 50.478
Kurzfristige Kredite 28.627 70.770 61.401 4 8.442 919 4 2.755 0 30.381
Langfristige Kredite 110.379 441.034 403.830 185 31.647 5.357 15 164 12 82.430
Handelskredite 55.768 57 1 0 56 0 0 15 5 19.254
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 85 2.188 1.765 400 23 0 0 2.108 3 11.499
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 5.276 317.133 175.928 83.310 3.119 54.289 488 26.386 1.223 317.434
Börsennotierte Aktien 26.979 55.616 4.739 31.507 18.166 1.203 0 27.318 876 54.605
Nicht börsennotierte Aktien 42.407 64.829 24.521 234 31.867 7.957 250 6.593 17 25.698
Investmentzertifikate 13.974 164.842 16.284 64.761 23.863 36.405 23.529 65.995 2.990 22.947
Sonstige Anteilsrechte 188.343 113.702 28.794 1.992 78.330 4.586 0 138.351 2.039 150.086
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x 83.170 x 1.810
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche 3.011 3.318 0 0 0 3.318 0 3.832 0 857
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 47.485 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0 13.288 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 8.994 11.342 4.612 4 5.307 1.095 324 8.693 187 6.196
Finanzvermögen in Summe
(Bestände)
564.011 1.565.157 1.012.002 189.290 219.891 118.210 25.763 716.292 14.611 866.056
Quelle: OeNB.
Fortsetzung: Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im ­vierten Quartal 2019
Nicht­finan­zielle Unter­nehmen Finanzielle Kapital­gesell­schaften davon Mone­­täre Finanz­institute davon Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versiche­rungen davon Pensions­kassen Private Haus­halte Private Organisa­tionen ohne Erwerbs­zweck Übrige Welt (gegenüber Öster­reich)
Geldvermögensbildung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR) x –1 –1 x x x x x x 0
Bargeld 9 902 905 0 –23 17 2 710 0 1.433
Täglich fällige Einlagen 3.866 –5.897 –3.932 –1.334 381 –682 –330 13.687 499 –1.228
Sonstige Einlagen –867 11.954 11.691 135 –47 54 122 –2.548 –142 4.278
Kurzfristige Kredite –954 –4.988 –4.117 0 –788 –87 4 333 0 8.847
Langfristige Kredite 2.544 30.638 23.688 –1 6.884 66 0 –28 0 –4.095
Handelskredite 4.229 –39 0 0 –39 0 0 1 1 –167
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere –55 –626 –591 –27 –8 0 0 519 –10 1.986
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 160 199 311 754 46 –971 58 –1.440 –145 12.939
Börsennotierte Aktien 659 889 –209 1.257 –123 –36 0 836 10 –457
Nicht börsennotierte Aktien 2.160 4.007 348 103 3.213 102 241 122 –3 370
Investmentzertifikate 612 4.376 –31 2.238 1.441 277 451 2.574 59 1.574
Sonstige Anteilsrechte 6.198 3.913 1.038 129 2.844 –98 0 276 5 3.719
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x –1.146 x –115
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche –3 262 0 0 0 262 0 –3 0 –31
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 525 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0 1.173 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate –2.475 –954 –41 24 –998 63 –3 47 4 –3.464
Geldvermögensbildung in
Summe (Transaktionen)
16.084 44.634 29.060 3.278 12.784 –1.033 546 15.635 278 25.589
Nettogeldvermögen –304.696 6.047 16.873 –5.942 –15.249 8.034 2.330 519.246 11.399 –38.426
Finanzierungssaldo –2.347 1.609 –332 –1.705 2.408 868 370 9.439 128 –11.795
Quelle: OeNB.
Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im vierten Quartal 2019
Nicht­finan-­zielle Unternehmen Finanzielle Kapital­gesellschaften davon Monetäre Finanz­institute davon
Invest­mentfonds
davon sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versicherungen davon Pensionskassen Private Haus­halte Private Organisationen ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt (gegenüber
Österreich)
Verbindlichkeiten Bestände in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR)1 x 2.142 2.142 x x x x x x 14.267
Bargeld x 36.729 36.729 x x x x x x 2.219
Täglich fällige Einlagen x 437.372 437.372 x x x x x x 24.549
Sonstige Einlagen x 255.765 255.765 x x x x x x 96.596
Kurzfristige Kredite 42.731 22.746 0 413 20.922 1.410 1 9.228 422 56.991
Langfristige Kredite 278.967 30.214 0 133 29.013 1.060 8 185.257 2.572 131.535
Handelskredite 51.331 44 0 0 44 0 0 3 1 21.253
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 594 5.552 5.552 x 0 0 0 x x 1.961
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 38.056 168.836 144.512 0 20.793 3.532 0 x x 192.223
Börsennotierte Aktien 89.611 36.919 26.852 x 4.005 6.063 x x x 56.836
Nicht börsennotierte Aktien 37.217 66.255 51.202 546 8.716 5.611 180 x x 59.809
Investmentzertifikate x 194.091 0 194.091 0 0 x x x 87.745
Sonstige Anteilsrechte 298.188 156.628 20.622 48 135.858 99 0 x 10 143.642
Lebensversicherungsansprüche x 80.333 x x 0 80.333 x x x 4.647
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche x 8.537 x x 0 8.537 x x x 2.482
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 13.170 34.189 8.304 x 0 2.641 23.245 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 13.288 0 0 13.288 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 18.842 9.470 6.077 0 2.501 891 0 2.558 206 7.726
Verbindlichkeiten in Summe ­(Bestände) 868.707 1.559.110 995.129 195.232 235.139 110.176 23.433 197.046 3.211 904.481
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Fortsetzung: Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im vierten Quartal 2019
Nicht­finan-­zielle Unternehmen Finanzielle Kapital­gesellschaften davon Monetäre Finanz­institute davon
Invest­mentfonds
davon sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versicherungen davon Pensionskassen Private Haus­halte Private Organisationen ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt (gegenüber
Österreich)
Finanzierung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR)1 x 0 0 x x x x x x –1
Bargeld x 3.188 3.188 x x x x x x –138
Täglich fällige Einlagen x 11.504 11.504 x x x x x x –1.342
Sonstige Einlagen x 2.476 2.476 x x x x x x 10.829
Kurzfristige Kredite –2.012 8.261 0 316 8.920 –974 –1 –614 –40 –2.550
Langfristige Kredite 15.991 –3.926 0 –28 –4.281 382 1 6.649 181 8.607
Handelskredite 3.936 –25 0 0 –25 0 0 2 0 43
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 73 512 516 x –4 0 0 x x –238
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere –152 13.520 10.656 x 2.798 66 0 x x 2.890
Börsennotierte Aktien 463 –301 –75 x –226 0 0 x x 1.767
Nicht börsennotierte Aktien 196 67 604 x –591 –19 0 x x 6.343
Investmentzertifikate x 4.649 0 4.649 0 0 0 x x 4.983
Sonstige Anteilsrechte 1.208 4.986 1.261 2 3.721 1 0 x 0 7.878
Lebensversicherungsansprüche x –1.489 0 x 0 –1.489 0 x x 228
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche x –1 0 x 0 –1 0 x x 226
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 49 475 169 x 0 130 176 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 1.173 0 0 1.173 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate –1.322 –2.043 –908 –30 –1.109 4 0 159 9 –2.139
Finanzierung in Summe ­(Transaktionen) 18.431 43.025 29.392 4.982 10.375 –1.901 176 6.195 149 37.384
Nettogeldvermögen –304.696 6.047 16.873 –5.942 –15.249 8.034 2.330 519.246 11.399 –38.426
Finanzierungssaldo –2.347 1.609 –332 –1.705 2.408 868 370 9.439 128 –11.795
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Tabelle 11: Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global
2017 2018 2019 Q1 19 Q2 19 Q3 19 Q4 19
in Mio EUR
Leistungsbilanz Netto 5.747 8.984 10.460 4.947 –819 1.390 4.941
Credit 229.669 248.744 253.899 64.861 61.757 62.433 64.848
Debet 223.922 239.760 243.439 59.914 62.576 61.043 59.907
Güter Netto 1.508 3.632 3.784 631 698 899 1.557
Credit 140.641 151.599 153.241 38.888 38.704 37.301 38.348
Debet 139.133 147.967 149.457 38.257 38.006 36.402 36.791
Dienstleistungen Netto 10.252 10.270 10.376 5.781 136 1.381 3.079
Credit 59.276 63.259 67.144 18.290 14.646 16.946 17.262
Debet 49.023 52.988 56.767 12.509 14.510 15.565 14.183
Primäreinkommen Netto –3.290 –1.059 –199 –148 –957 –28 934
Credit 24.313 28.731 27.995 6.363 7.068 6.796 7.768
Debet 27.603 29.790 28.194 6.511 8.025 6.824 6.834
Sekundäreinkommen Netto –2.724 –3.860 –3.502 –1.316 –696 –862 –628
Credit 5.439 5.155 5.519 1.320 1.338 1.390 1.470
Debet 8.163 9.015 9.020 2.636 2.034 2.252 2.099
Vermögensübertragungen Netto –280 –240 –108 –92 –27 –54 66
Credit 295 489 736 153 92 166 326
Debet 575 729 844 245 119 220 260
Kapitalbilanz Netto 8.113 10.333 11.795 1.797 3.629 4.704 1.666
Direktinvestitionen i.w.S. Netto –2.963 2.734 5.693 –931 4.080 2.601 –57
Forderungen Netto 8.863 6.036 17.418 1.076 6.107 12.155 –1.920
Verpflichtungen Netto 11.826 3.302 11.725 2.007 2.027 9.553 –1.863
Direktinvestitionen i.e.S. Netto –4.162 3.206 5.302 –2.532 1.892 4.401 1.540
im Ausland Netto 9.074 4.972 9.449 3.305 142 4.428 1.573
in Österreich Netto 13.237 1.766 4.147 5.837 –1.750 28 33
Portfolioinvestitionen Netto 19.368 3.526 –7.250 –1.153 –2.630 –1.623 –1.843
Forderungen Netto 9.779 –414 10.329 2.501 2.719 2.243 2.865
Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 11.358 2.734 7.224 1.652 2.026 706 2.841
Langfristige verzinsliche Wertpapiere Netto –334 –3.768 3.369 866 632 1.722 150
Geldmarktpapiere Netto –1.245 620 –265 –17 61 –184 –126
Verpflichtungen Netto –9.590 –3.940 17.578 3.654 5.349 3.867 4.709
Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 4.538 –3.193 2.674 –299 713 475 1.785
Langfristige verzinsliche Wertpapiere Netto –9.539 –2.578 12.918 5.383 1.562 6.849 –875
Geldmarktpapiere Netto –4.589 1.830 1.986 –1.430 3.074 –3.457 3.799
Sonstige Investitionen Netto –4.283 2.710 12.154 3.944 1.808 3.030 3.371
Forderungen Netto 4.577 5.479 10.770 15.356 4.490 –698 –8.378
davon Handelskredite Netto 1.449 99 –54 973 –571 –35 –421
davon Kredite Netto –1.330 5.848 758 –447 4.075 747 –3.617
davon Bargeld und Einlagen Netto 5.079 232 9.412 15.411 594 –1.463 –5.129
Verpflichtungen Netto 8.859 2.769 –1.384 11.412 2.681 –3.728 –11.750
davon Handelskredite Netto 1.265 775 –925 287 –469 –2 –742
davon Kredite Netto 1.741 –116 –5.172 255 –941 –4.727 240
davon Bargeld und Einlagen Netto 6.318 2.926 4.483 10.122 4.043 411 –10.092
Finanzderivate Netto –900 –757 1.387 –24 135 406 870
Offizielle Währungsreserven Netto –3.110 2.120 –190 –40 235 290 –675
Statistische Differenz Netto 2.646 1.589 1.443 –3.059 4.475 3.368 –3.341
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2016 endgültige Daten, 2017 und 2018 revidierte Daten, 2019 provisorische Daten.
Tabelle 12: Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland
Q1 18 – Q4 18 Q1 19 – Q4 19
Credit Debet Netto Credit Debet Netto
in Mio EUR
Dienstleistungen 63.259 52.989 10.270 67.144 56.767 10.377
Gebühren für Lohnveredelung 1.631 2.440 –808 1.691 2.591 –900
Reparaturdienstleistungen 813 867 –54 780 873 –93
Transport 14.616 15.056 –440 15.449 16.324 –874
Internationaler Personentransport 1.847 1.965 –118 2.060 2.081 –22
Frachten 10.328 11.895 –1.568 10.683 12.378 –1.696
Transporthilfsleistungen 1.742 857 885 1.846 1.463 384
Post- und Kurierdienste 699 340 360 860 400 458
Reiseverkehr 19.559 10.143 9.416 20.493 10.298 10.195
Geschäftsreisen 2.691 1.449 1.241 2.940 1.532 1.407
Urlaubsreisen 16.868 8.694 8.175 17.554 8.766 8.789
Bauleistungen 877 661 215 876 695 180
Versicherungsdienstleistungen 472 901 –429 481 932 –452
Finanzdienstleistungen 2.409 1.853 558 2.353 1.977 376
Finanzdienstleistungen im engeren Sinn 1.025 895 131 1.037 976 61
unterstellte Bankgebühr (FISIM) 1.384 959 427 1.317 1.002 315
Patente, Lizenzen, Franchise und Handelsmarken 1.186 1.697 –511 1.357 1.933 –577
Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen 6.294 5.182 1.112 7.061 5.776 1.285
Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen 14.319 12.755 1.563 15.429 13.820 1.609
Forschungs- und Entwicklungsleistungen 2.469 988 1.480 2.597 1.069 1.528
Rechts- und Wirtschaftsdienste, Werbung und Marktforschung 3.626 4.461 –835 3.873 4.658 –785
Technische Dienstleistungen 3.867 2.470 1.397 4.068 2.516 1.551
Dienstleistungen für Landwirtschaft, Bergbau und Recycling 111 78 32 130 87 42
Operational leasing 641 315 327 860 579 281
Handelsleistungen 1.161 1.343 –182 1.192 1.445 –253
Übrige unternehmensbezogene Dienstleistungen 2.443 3.099 –655 2.710 3.465 –754
Dienstleistungen für persönliche Zwecke, für Kultur und Erholung 559 1.336 –778 649 1.435 –785
Regierungsleistungen, a.n.g. 525 98 426 523 112 410
Dienstleistungsverkehr nach Regionen
EU-28 48.527 42.008 6.519 51.473 45.345 6.128
davon Euroraum-19 38.346 30.254 8.090 40.714 32.824 7.891
davon Deutschland 25.543 15.710 9.831 26.668 16.504 10.163
davon Italien 2.811 3.003 –193 2.933 2.854 77
davon Vereinigtes Königreich 2.664 2.218 446 2.752 2.452 302
davon Ungarn 1.613 1.655 –42 1.721 1.694 26
Extra-EU-28 14.732 10.980 3.752 15.670 11.422 4.248
davon Schweiz 4.921 2.239 2.682 5.196 2.224 2.972
davon USA 2.000 2.153 –151 2.022 2.150 –128
davon Russische Föderation 1.027 679 349 1.049 727 320
davon China 685 434 251 748 512 237
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2016 endgültige Daten, 2017 und 2018 revidierte Daten, 2019 provisorische Daten.
Tabelle 13: Transaktionen aktiver Direktinvestitionen
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 15.763 10.203 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.972 9.449
Eigenkapital Netto 12.341 5.523 7.268 –3.040 3.772 –4.489 6.568 –1.288 5.563
Neuinvestitionen (+) Netto 21.981 20.457 20.310 32.554 16.723 21.291 20.583 11.474 24.587
Desinvestitionen (–) Netto 9.640 14.934 13.042 35.595 12.951 25.779 14.015 12.762 19.025
Reinvestierte Gewinne Netto 2.091 947 1.306 –1.114 650 5.025 4.294 3.430 2.771
Sonstiges DI-Kapital1 Netto 1.332 3.733 3.152 3.607 1.913 –2.373 –1.788 2.830 1.116
Forderungen (+) Netto –1.261 1.415 4.502 3.263 1.851 –1.982 –530 3.395 1.352
Verbindlichkeiten (–) Netto –2.592 –2.318 1.351 –345 –62 391 1.258 565 237
nach Zielregion
Global 15.763 10.203 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.972 9.449
EU-28 7.125 3.215 9.549 1.502 3.666 5.455 8.364 –819 3.826
Deutschland 3.476 –952 2.924 –805 543 1.160 1.676 –1.653 1.958
Italien –137 699 –949 –339 508 734 –149 569 –56
Vereinigtes Königreich 1.090 –208 1.130 –806 –15 747 –187 –91 –21
Niederlande –44 –4352 5335 5183 –910 6227 4457 –973 471
Ungarn 390 227 –357 –214 661 –753 298 –566 –346
Tschechien 371 1.400 819 356 610 –922 492 401 293
Rumänien 744 825 789 –1.056 1.195 –918 671 572 118
Extra-EU-28 8638 6988 2176 –2050 2668 –7292 710 5791 5623
Schweiz 590 1294 –210 362 589 1119 –709 1576 549
Türkei 1.676 1.540 –1.503 428 191 –2.430 –1.111 176 13
USA 791 537 1.602 1.115 583 –193 220 1.410 500
Russland 1.386 686 917 247 392 –468 1.210 5 154
China4 624 –263 –440 –173 127 243 526 529 304
Europa 12.114 8.659 11.143 1.579 5.182 3.684 7.062 257 4.603
Euroraum-19 3.390 84 6.965 3.808 794 10.144 6.059 –845 3.529
CESEE3 6.165 4.928 2.464 –3.254 4.423 –6.360 3.672 291 826
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2016 endgültige Daten, 2017 und 2018 revidierte Daten, 2019 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, ­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
Fortsetzung: Tabelle 13: Transaktionen passiver Direktinvestitionen
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 7.636 3.105 4.308 3.450 1.341 –7.687 13.237 1.766 4.147
Eigenkapital Netto 7.418 1753 5.113 4.547 2.729 –6.039 5.977 2.215 –2.494
Neuinvestitionen (+) Netto 13.825 7.152 11.456 21.327 13.250 8.727 19.600 26.757 14.864
Desinvestitionen (–) Netto 6.407 5.399 6.343 16.781 10.521 14.766 13.623 24.542 17.357
Reinvestierte Gewinne Netto 1.839 237 –2.654 –2.564 570 3.148 6.697 3.658 3.167
Sonstiges DI-Kapital2 Netto –1.620 1.114 1.849 1468 –1958 –4795 563 –4107 3474
Forderungen (–) Netto 4.012 –279 –265 658 –726 5.244 873 2.701 –3.511
Verbindlichkeiten (+) Netto 2.392 835 1584 2.125 –2.685 449 1.435 –1.406 –36
nach Herkunftsregionen
Global 7.636 3.105 4.308 3450 1341 –7687 13237 1766 4147
EU-28 3.846 2.962 –939 –778 7703 –10076 9482 6881 3194
Deutschland 2.490 2.466 1309 –1421 3460 –125 4400 4344 2258
Italien 273 –689 –1724 –1019 1207 –6904 606 385 25
Vereinigtes Königreich 433 –325 430 –1.221 614 52 397 390 –1.529
Niederlande –235 485 1.127 1.183 1.708 –3.769 1.740 758 1.008
Luxemburg 74 147 1081 926 814 777 1869 376 1321
Belgien 63 –281 –311 24 –28 –31 –89 61 –17
Spanien 64 320 –66 –444 –193 239 19 –10 0
Frankreich 123 110 –678 196 –442 –258 499 –49 466
Extra-EU-28 3.791 142 5.247 4.228 –6.362 2.390 3.754 –5.115 953
Schweiz 701 –355 311 –349 103 712 1251 –100 299
USA –559 –609 –565 155 –3193 116 –5011 –3452 –2302
Russland 591 624 3663 559 69 –211 5797 –877 1624
Japan 174 51 –30 773 –207 –57 –134 139 1640
Europa 5.990 3.061 2.954 –620 8.061 –9.478 15.801 5.991 5.358
Euroraum-19 3.116 3.038 108 521 7.045 –10.363 9.078 6.415 4.919
CESEE3 824 603 3561 511 188 –121 5772 –842 1391
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2016 endgültige Daten, 2017 und 2018 revidierte Daten, 2019 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, ­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einsc#hließlich Hongkong.
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