Aktuelles

Statistiken – Daten und Analysen H2/24

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Der einleitende Artikel von Patrick Thienel wirft einen Blick zurück auf 20 Jahre „Statistiken – Daten & Analysen”. Seit September 2004 haben 56 OeNB-Autor:innen in 656 Artikeln über 77 Ausgaben hinweg verschiedene Themen aus dem Bereich Statistik behandelt und damit einen objektiven Beitrag zur wirtschaftspolitischen Diskussion in Österreich geleistet. Die anhaltende Beliebtheit der Publikation zeigt, dass die Kommunikation statistischer Daten und Analysen durchaus spannend sein kann.

Thomas Pöchel beleuchtet die aktuelle Kreditentwicklung in Österreich mit Hauptaugenmerk auf variabel verzinste Kredite. Hauptaussage ist, dass sich der Anteil von variabel verzinsten Wohnbaukrediten seit 2018 kontinuierlich reduzierte, wobei sich dieser Trend mit der Zinswende 2022 deutlich verstärkte. Eine schwächer ausgeprägte Verschiebung von variabel zu gebunden verzinsten Krediten ist auch bei anderen Verwendungszwecken ersichtlich. Um der zunehmenden Nachfrage nach Daten nachzukommen, wurde im September 2024 das Tabellenangebot auf der Homepage der OeNB dahingehend erweitert.

In ihrer Analyse berichten Jacob Wagner und Jun Chao Zhan, dass die EZB zum zweiten Mal die Carbon Emission Indicators veröffentlicht hat, die für Euroraum-Länder die CO2-Intensität des Kredit- bzw. Wertpapierportfolios von Banken darstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Kreditportfolio österreichischer Banken in Bezug auf die volumensgewichtete CO2-Intensität sehr gut abschneidet und Österreich somit zu den vier besten Ländern im Euroraum zählt. Zurückzuführen ist der geringe CO2-Abdruck bei Krediten auf einen hohen Anteil der Sektoren „Grundstücks- und Wohnungswesen“, „Bau“, sowie „Beherbergung und Gastronomie“ am gesamten Kreditvolumen. Das Wertpapierportfolio österreichischer Banken liegt hingegen in Bezug auf die CO2-Intensität deutlich über dem Euroraumdurchschnitt.

Thomas Cernohous und Patricia Walter untersuchen in ihrem Beitrag, wie Österreichs Außenwirtschaft durch die Pandemie- und Inflationsjahre kam. Österreichs Leistungsbilanzsaldo stieg gegenüber dem Ausland 2023 wieder an, nachdem er im Jahr davor stark gefallen war. Das zeigt, dass sich Österreichs Außenwirtschaft im Jahr 2023 von den negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erholte. Reiseverkehr und Güterhandel trugen gleichermaßen dazu bei.

Im Folgeartikel schenken Bianca Lin-Ully und Patricia Walter der aktuellen Entwicklung im Außenhandel ihre Aufmerksamkeit. Im Unterschied zum vorangegangenen Artikel sind in diese Analyse die Ergebnisse der Benchmark-Revison (eine umfassende Überarbeitung und Aktualisierung der statistischen Daten) eingegangen, weshalb sich die Zahlen in der Zeitreihe leicht unterscheiden. Die österreichische Leistungsbilanz zeigte im ersten Halbjahr 2024 einen außerordentlich hohen Einnahmenüberschuss. Auch hier ist die Entwicklung sowohl einer deutlichen Steigerung des Güterhandelssaldos als auch einem stabilen Überschuss im Reiseverkehr geschuldet. Ein Blick auf die zugrunde liegenden Bruttoströme zeigt jedoch, dass die Güterexporte zu laufenden Preisen rückläufig waren – wenngleich geringer als die Importe – und die Tourismusbranche weiter mit realen Einnahmenverlusten zu kämpfen hatte. Betrachtet man die finanziellen Verflechtungen Österreichs mit dem Ausland, so fällt auf, dass Österreich seine Position als Nettogläubiger deutlich ausgebaut hat.

Weiters untersucht Patricia Walter die Frage, wer Österreichs Dienstleistungsströme mit dem Ausland bestimmt. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch die neue EU-Statistik STEC (Services Trade by Enterprise Characteristics). Danach werden die Exporte und Importe von Dienstleistungen der EU-Mitgliedstaaten nach Wirtschaftsbranche, Firmengröße, Eigentümer:innenstruktur, den Dienstleistungsarten und nach dem regionalen Schwerpunkt der Dienstleistungsströme dargestellt.

Thomas Kemetmüller, Christoph Leitner und Mahmoud Sakka beschäftigten sich mit der Insolvenzprognose nichtfinanzieller Unternehmen anhand von Jahresabschlusskennzahlen unter Anwendung verschiedener Machine-Learning-Modelle. Die Analyse zeigt, dass (basierend auf historischen Daten) Jahresabschlusskennzahlen Ausfälle im zweiten Jahr nach dem Bilanzstichtag gut vorhersagen zu vermögen. Die Wahl der statistischen Modellklasse spielt für die Prognosegüte eine nachrangige Rolle, d. h. auch ein einfaches logistisches Regressionsmodell liefert gute Ergebnisse. Während komplexere Modelle wie Random Forest oder Gradient Boosting häufig eine Verbesserung der Trennschärfe liefern, sind sie in ihrer Struktur deutlich weniger transparent als Logit-Modelle.

Im abschließenden Beitrag der Publikation erörtern Matthias Fuchs und Lisa Reitbrecht die Entwicklung des Geldvermögens privater Haushalte. Dieses ist nach einem Rückgang im Jahr 2022 jüngst wieder gewachsen und hat im Juni 2024 nominell einen neuen Höchststand erreicht. Durch die zuletzt hohe Teuerung verlor es jedoch seit 2022 real an Wert. Im Umfeld eines rasch steigenden Zinsniveaus rückten gebundene Einlagen verstärkt in den Fokus der Anleger:innen, während Kreditnehmer:innen ihr Engagement, insbesondere in der Immobilienfinanzierung, reduzierten. Stagnierender Konsum und eine weiterhin erhöhte Sparneigung zeugen von einem generell vorsichtigen Verhalten der privaten Haushalte.

Eine Auswahl von 13 Tabellen ergänzen das vorliegende Heft. Auf unserer Website steht Ihnen unter http://statistik.oenb.at ein umfassendes Datenangebot zur Verfügung. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie auf folgende Links aufmerksam machen:

Standardisierte Tabellen: http://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen.html

Benutzerdefinierte Tabellen:

http://www.oenb.at/isaweb/dyna1.do?lang=DE&go=initHierarchie

Veröffentlichungskalender: http://www.oenb.at/isaweb/releasehierarchie.do?lang=DE

Ihnen steht das umfangreiche OeNB-Statistikangebot auch kostenlos mobil via App zur Verfügung. Diese wird auf der OeNB-Website unter http://app.oenb.at präsentiert.

Sollten Sie Fragen zum Datenangebot der OeNB haben, wenden Sie sich bitte an unsere Statistik-Hotline, +43-1-40420-5555 oder statistik.hotline@oenb.at.

Wenn Sie per E-Mail über Neuerscheinungen informiert werden möchten, bitten wir Sie, sich unter www.oenb.at/Service/Newsletter.html zu registrieren.

Johannes Turner

Gunther Swoboda

Gerhard Winkler

20 Jahre „Statistiken – Daten & Analysen“

Patrick Thienel 1

Vor 20 Jahren wurde die Publikation „Statistiken – Daten & Analysen” von der Oesterreichischen Nationalbank ins Leben gerufen. Seitdem haben 56 OeNB-Autor:innen in 656 Artikeln über 77 Ausgaben hinweg über verschiedene Themen aus dem Bereich Statistik berichtet und damit einen objektiven Beitrag zur wirtschaftspolitischen Diskussion in Österreich geleistet. Die von der OeNB erstellten Statistiken werden hier nicht nur analysiert, sondern auch verständlich aufbereitet – eine wertvolle Ressource für Expert:innen und fachfremde Personen gleichermaßen. Die Publikation ist mehr als eine Ansammlung von Daten und Fakten – sie ist ein Fenster in die Welt der Finanzwirtschaft. Darüber hinaus legt die OeNB seit einigen Jahren Wert darauf, dass die Inhalte all ihrer Publikationen barrierefrei und für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen leicht zugänglich sind. Die Publikation „Statistiken – Daten & Analysen” erfreut sich seit Jahren großer öffentlicher Aufmerksamkeit. Regelmäßig zitieren auch Tageszeitungen und Fachzeitschriften aus den Beiträgen. Die anhaltende Beliebtheit der Publikation zeigt, dass die Kommunikation statistischer Daten und Analysen durchaus spannend sein kann.

Dies ist Abbildung 1.

Im September 2004 erschien die OeNB-Publikation „Statistiken – Daten & Analysen“ zum ersten Mal. Bis dahin wurde ein „Statistisches Monatsheft“ veröffentlicht, welches fast ausschließlich aus Tabellen bestand. Dieses Monatsheft hat die OeNB damals durch ein moderneres Produkt sowie durch ein „State-of-the-art“-Tabellenangebot auf der OeNB-Website ersetzt. Der große Mehrwert des neuen Quartalhefts bestand – neben einem Set von Tabellen – darin, dass Expert:innen der OeNB über wesentliche aktuelle Entwicklungen in der österreichischen Finanzwirtschaft informierten. Im Detail umfassen die statistischen Berichte bis heute primär die Themen „österreichische Finanzinstitutionen“, „Finanzströme“, „Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung“ und „Außenwirtschaft“. Aber auch andere aktuelle statistische Fragen aus den Bereichen „Meldewesen“, „Green Finance“, „statistische Befragungen“, „Immobilienpreise“, „Bargeldversorgung“ und „Finanzbildung“ fanden ihren Platz in dieser Publikation.

In den vergangenen 20 Jahren wurden in 77 Ausgaben insgesamt 656 Artikel publiziert. 56 unterschiedliche Autor:innen haben in der Publikationsreihe „Statistiken – Daten & Analysen“ mit hoher Fachexpertise und möglichst zielgruppenorientiert berichtet. Zu den Leser:innen des Hefts gehören Vertreter:innen der Finanzwirtschaft (Banken, Versicherungen, Pensionskassen etc.), Botschaften, Interessenvertretungen, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Statistik Austria, andere Notenbanken, Journalist:innen, Universitäten und interessierte Privatpersonen.

Zweck der Publikation

Zentralbanken nutzen einerseits Statistiken, andererseits produzieren sie auch welche. Produziert wurden entsprechende Daten ursprünglich in erster Linie für ihre eigenen Entscheidungsprozesse und Gremien. Doch Statistiken spielen längst auch eine wichtige Rolle in der öffentlichen Kommunikation jeder modernen Zentralbank. Die Offenlegung der statistischen Entscheidungsgrundlagen fördert nicht nur das Verständnis für die getroffenen Entscheidungen, sondern trägt auch wesentlich zur Glaubwürdigkeit und Berechenbarkeit der Institution bei. Wenn eine Zentralbank auf Grundlage von Fakten argumentiert, wird die Öffentlichkeit der Institution eher vertrauen.

Für eine moderne Zentralbank ist eine gute Kommunikation unter Verwendung von Statistiken daher ein Muss. Außerdem geben internationale Qualitätskonzepte wie das Statistics Quality Framework (SQF) der Europäischen Zentralbank oder das Data Quality Assessment Framework des Internationalen Währungsfonds vor, dass Daten auch benutzer:innenfreundlich, verständlich und für alle Nutzer:innen in einer zugänglichen Weise präsentiert werden müssen.

Um eine angemessene Interpretation und aussagekräftige Vergleiche zu ermöglichen, ist es effektiver, eine interessante Geschichte zu erzählen als eine trockene, rein formale Datenanalyse zu präsentieren. Ein guter Analysebeitrag erhöht daher die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutzer:innen statistische Daten mit ihrem persönlichen Lebensumfeld in Verbindung bringen.

Gestaltung

Die Publikation „Statistiken – Daten & Analysen“ deckt in der Außenwirkung die Kernaufgabe „Statistik“ der OeNB ab und leistet damit einen objektiven Beitrag zur wirtschaftspolitischen Diskussion und zu diesbezüglichen Entscheidungen in Österreich. Ihrem hohen Stellenwert entsprechend hat „Statistiken – Daten & Analysen“ daher bezüglich der inhaltlichen, sprachlichen und grafischen Gestaltung höchsten OeNB-Qualitätskriterien (Lektorat, Corporate Design etc.) zu entsprechen. Um diese zu gewährleisten, werden alle Stufen der Erstellung einem qualitätssichernden Prozess unterzogen.

Sonderhefte

Seit 20 Jahren bietet die OeNB neben „Statistiken – Daten & Analysen“ auch Statistische Sonderhefte bzw. die englische Version der Sonderhefte an.

Bisher erschienen 57 Sonderhefte zu diesen Themengebieten:

  • Österreichische Direktinvestitionen im Ausland und ausländische Direktinvestitionen in Österreich
  • Einkommen, Konsum und Vermögen der Haushalte
  • Eigenschaften des österreichischen Dienstleistungsexports
  • Bankenstatistisches Jahrbuch (bis 2011)
  • Finanzmarkt Österreich
  • Internationale Vermögensposition Österreichs (bis 2008)

Zweck dieser Sonderhefte ist es, den Leser:innen eine noch tiefergehende Analyse von Themengebieten anzubieten, welche den Rahmen von „Statistiken Daten & Analysen“ sprengen würde. Seit 2024 werden die Statistischen Sonderhefte als Spezialanalysen im Rahmen des neu geschaffenen Formats der OeNB-Reports publiziert.

Dies ist Abbildung 2.

Sprache

Mit Blick auf die wichtigsten Zielgruppen auf nationaler bzw. internationaler Ebene entscheidet die OeNB, ob Publikationen nur in deutscher, nur in englischer oder in beiden Sprachen publiziert werden sollen. Nachdem sich „Statistiken Daten & Analysen“ primär an ein österreichisches Publikum richtet, erscheint diese Publikation in deutscher Sprache. Wie aus Umfragen unter den Leser:innen hervorgeht, bevorzugen diese auch weiterhin Deutsch als Sprache für die statistische Analysen. Die Statistischen Sonderhefte wurden bis 2023 sowohl in Deutsch als auch in Englisch angeboten und erscheinen als OeNB-Report zukünftig nur mehr in Deutsch (siehe auch Kapitel „Neuaufstellung“).

Andere OeNB-Produkte, die mehr auf ein internationales Publikum abzielen, erscheinen in Englisch. Das mit dem Heft korrespondierende Tabellenangebot auf der OeNB-Website, welches auch zu einem großen Teil in der OeNB-Statistik-App verfügbar ist, wird zweisprachig in Deutsch und Englisch angeboten.

Laufende Verbesserungen

Die OeNB hat im Laufe der Zeit ihr Publikationsangebot erweitert und aktualisiert, um den Bedürfnissen und Anforderungen der Nutzer:innen gerecht zu werden.

Einerseits hat die OeNB einen Schwerpunkt auf digitale Lösungen gelegt, um ihre Publikationen der Öffentlichkeit noch schneller zugänglich zu machen. Berichte sind oft vorab als „First-View-Beiträge“ online verfügbar und können kostenlos von der OeNB-Website heruntergeladen werden.

Andererseits wurde die Benutzer:innenfreundlichkeit der Statistiken-Publikation durch gut strukturierte Berichte, klare Grafiken und Datenvisualisierungen verbessert. In den letzten Jahren sorgte die OeNB weiters dafür, dass die Berichte in einer noch klareren und verständlicheren Sprache verfasst werden. Komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge werden in einer Weise präsentiert, die auch für Nicht-Expert:innen zugänglich ist, ohne an Genauigkeit einzubüßen.

Weiters achtet die OeNB zunehmend darauf, dass die Inhalte ihrer Publikationen barrierefrei und für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen leicht zugänglich sind. Das betrifft nicht nur die Texte, sondern auch die Grafiken und Tabellen.

Das zu „Statistiken Daten & Analysen“ korrespondierende Tabellenangebot auf der OeNB-Website wurde auch laufend Verbesserungen unterzogen. So wurde die „ Benutzerdefinierte Abfrage “, bei der Tabellen nach individuellen Anforderungen erstellt werden können, weiter modernisiert. Weiters wurde das bestehende Datenangebot durch ein Webservice ergänzt, bei dem sich große Datenmengen nach eigenen Vorgaben automatisiert abfragen und im XML-Format weiterverarbeiten lassen. Eine weitere Neuerung im Jahr 2023 war ein R/Shiny-Visualisierungsdashboard zu Direktinvestitionen , welches die interaktive Darstellung österreichischer Direktinvestitionsdaten ermöglicht und Österreichs internationale Vernetzung visualisiert. 2024 folgte ein weiteres Dashboard zu den Zinssätzen der Kreditinstitut e.

Steigerung der Reichweite

Zur Steigerung der Reichweite der Publikationen bedient sich die OeNB produktspezifischer Marketingmaßnahmen wie Newsletter und Presseaussendungen . Darin informiert sie Zielgruppen über das Erscheinen von Publikationen. Als Ergänzung der Analysebeiträge nutzte die OeNB das Format „ Statistik im Fokus “, bei dem eine interaktive Grafik mit einem kurzen Erklärungstext bereitgestellt wird.

Vor allem in den letzten Jahren ergänzten Postings auf Social-Media-Plattformen diese Bestrebungen. Dafür werden insbesondere X (vormals Twitter), LinkedIn und Facebook verwendet.

Dies ist Abbildung 3.
Dies ist Abbildung 4.

Erfolgsmessung

Die OeNB führt für ihre Publikationen eine regelmäßige Erfolgsmessung durch, um sicherzustellen, dass die Produkte bei der Zielgruppe auf anhaltende Akzeptanz stoßen. Zentrales Instrument der laufenden Analyse ist die Zugriffsauswertung der Website-Daten. Dafür werden die Downloads von einzelnen PDFs (sowohl des Gesamthefts als auch einzelner Beiträge) von der OeNB-Website gezählt. Weiters werden die Seitenaufrufe publikationsbezogener OeNB-Websites anonymisiert erfasst. Ein weiterer Faktor für die Einschätzung der Außenwahrnehmung ist auch, wie häufig auf die jeweilige Publikation in den Medien referenziert wird. Zusätzlich wird auf Social Media die Anzahl der Sichtungen, Klicks und Interaktionen zu den Ankündigungen von Publikationsveröffentlichungen gemessen.

Mit 2.000 bis 4.000 Downloads pro Jahr liegt „Statistiken – Daten & Analysen“ seit Jahren etwa gleichauf mit anderen OeNB-Publikationen wie „Geschäftsbericht“, „Financial Stability Report“ und „Fakten zu Österreich und seinen Banken“. Natürlich hängt das Interesse an den Beiträgen aller OeNB-Publikationen auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage bzw. aktuellen Themen (Zinssätze, Inflation, Immobilienpreise, Konjunktur etc.) ab.

Top-Zugriffe erreichen Statistiken-Artikel über Zinssätze, Kredite und Einlagen. Insbesondere Spezialreports (z. B. zum Meldewesen, zu grenzüberschreitenden Kapitalströmen, zur GFR und zum Zahlungsverkehr) werden gerne gelesen.

Die beliebtesten Sonderhefte sind „Einkommen, Konsum und Vermögen der Haushalte“, „Direktinvestitionen“ und „Internationale Vermögensposition Österreichs“.

Regelmäßig zitieren auch die Presse bzw. Spezialpublikationen (z.B. Branchenpublikationen) aus den Beiträgen von „Statistiken Daten & Analysen“.

Nutzer:innenbefragung

Ein Sonderprojekt der Erfolgsmessung war die vom 4. bis zum 19. März 2019 durchgeführte elektronische Befragung von Nutzer:innen. Dazu wurden rund 1.500 Personen, die einen Statistik-Newsletter abonniert haben, angeschrieben und gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Rund 450 Abonnent:innen haben den Newsletter geöffnet, 115-mal wurde der Fragebogen zur Gänze beantwortet.

Ein Ergebnis war, dass das Heft „Statistiken – Daten & Analysen“ für 45% der Befragten als Überblick über aktuelle Entwicklungen dient, für 34% als Hintergrundinformation zu speziellen Fragestellungen und für 21% als Datenquelle. Dieses Ergebnis bestätigt den Ansatz der OeNB, entsprechende Analysen zusammen mit aktuellen Daten zu veröffentlichen.

Dies ist Grafik 1.

67% der Befragten beurteilten die Publikation mit der Note „sehr gut“ bzw. „gut“. Acht Prozent waren damit unzufrieden.

Besonders positive Bewertungen erhielten die Themen Informationsgehalt (73% „sehr gut“ und „gut“), die Übersichtlichkeit (73% „sehr gut“ und „gut“), Aktualität (71% „sehr gut“ und „gut“), Verständlichkeit des Textes (71% „sehr gut“ und „gut“) und Aussagekraft der Tabellen (70% „sehr gut“ und „gut“).

Unterdurchschnittlich schnitt der „praktische Nutzen für die Leser:innen“ ab. In dieser Kategorie gab es nur 46% „sehr gute“ bzw. „gute“ Bewertungen. Allerdings war nur eine Person mit dem praktischen Nutzen komplett unzufrieden. Die schlechte Bewertung in dieser Kategorie lag insbesondere daran, dass keine langen Zeitreihen im Heft angeboten wurden. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass beim Tabellenangebot auf der OeNB-Website lange Zeitreihen (teilweise bis Ende der 1990er-Jahre zurück) angeboten werden. Im Heft ist dies aufgrund der Platzrestriktionen nicht möglich.

Neuaufstellung 2023

Im Zuge einer Evaluierung bzw. einer darauffolgenden Neuaufstellung des gesamten OeNB-Publikationenkonzeptes wurde „Statistiken – Daten & Analysen“ im Jahr 2023 von einer Quartalspublikation auf eine Halbjahrespublikation umgestellt. Inhaltlich bleibt jedoch das volle Angebotsspektrum (Analysen bzw. Tabellenset) erhalten. Die beiden Hefte werden jeweils im Mai bzw. im November publiziert. Um die Inhalte trotzdem zeitnah zur Verfügung stellen zu können, werden diese zumeist vor Veröffentlichung des gesamten Hefts online auf der OeNB-Website als First-View-Beiträge publiziert.

Unser Ziel ist es, mit „Statistiken – Daten & Analysen“ auch weiterhin am Puls der Zeit zu bleiben. Die anhaltende Beliebtheit der Publikation ist für uns ein Beweis, dass die Kommunikation statistischer Daten und Analysen spannend sein kann und eine lebendige und moderne Aufgabe für eine Zentralbank wie die OeNB darstellt.

In diesem Sinne danken wir allen, die dieses Jubiläum möglich gemacht haben.

1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, patrick.thienel@oenb.at. Koordinator von „Statistiken – Daten & Analysen“.

Anteil variabel verzinster Kredite im aushaftenden Bestand stark rückläufig

Thomas Pöchel 2

Um der zunehmenden Nachfrage nach Daten zu variabel verzinsten Krediten nachzukommen, wurde im September 2024 das statistische Tabellenangebot auf der Homepage der OeNB erweitert: Die neue Tabelle zeigt die Kreditbestände von österreichischen Kunden, gegliedert nach Verwendungszweck und Zinsbindung. 3

Der Anteil variabel verzinster Wohnbaukredite ging seit 2018 kontinuierlich zurück, wobei sich dieser Trend mit der Zinswende 2022 deutlich verstärkte. Waren 2018 noch 80,7 Mrd EUR bzw. 73% des gesamten Wohnbaukreditbestands variabel verzinst gewesen, so betraf dies im Juli 2024 nur noch 51,7 Mrd EUR (40%). Eine (schwächer ausprägte) Verschiebung von variablen hin zu gebundenen Krediten ist auch bei anderen Verwendungszwecken ersichtlich. Während im Wohnbau am aktuellen Rand bereits 60% des Bestands eine Zinsbindung aufweist, ist dieser Anteil bei Konsumkrediten (33%), sonstigen Krediten privater Haushalte 4 (32%) sowie Unternehmenskrediten (29%) weitaus geringer.

Betrachtet man das Gesamtvolumen der Kredite privater Haushalte, so liegt der Anteil variabel verzinster Kredite in Österreich mit derzeit 47% zwar noch deutlich über jenem für den gesamten Euroraum (23%), jedoch im Mittelfeld der Länderverteilung: Elf (der 19) anderen Euroraumländer weisen einen höheren Anteil variabel verzinster Kredite aus, während acht einen größeren Anteil gebundener Produkte im Bestand offenbaren.

1 Neu gestaltetes Tabellenangebot gibt Aufschluss über die Zinsbindung im Kreditbestand

Seit der Zinswende im Jahr 2022 rückte das Thema Zinsbindung (insbesondere in Bezug auf variabel verzinste Kredite) stärker in den öffentlichen Fokus. Um der zunehmenden Nachfrage nach Daten von Medien und (institutionellen) Analyst:innen nachzukommen, wurde im September 2024 das Tabellenangebot auf der Homepage der OeNB dahingehend erweitert.

Die neue Tabelle (siehe Fußnote 2) zeigt die Kreditbestände von österreichischen Kunden 5 , gegliedert nach Verwendungszweck und Zinsbindung. Die Daten werden dabei in „variable“ sowie „gebundene“ Kreditbestände unterteilt. Methodologisch wird diese Untergliederung anhand der Zinsanpassungsrestlaufzeit getroffen: Kredite, deren Datum der nächsten Zinsanpassung innerhalb der folgenden zwölf Monate liegt, werden als „variabel“ eingestuft. Sie unterliegen bereits in kurzer Frist einem Zinsänderungsrisiko. Demgegenüber werden Kredite, deren nächste Zinsanpassung weiter in der Zukunft liegt, als „gebunden“ klassifiziert. Zinsänderungen am Markt wirken sich in diesem Fall nicht unmittelbar (sondern – wenn überhaupt – erst später) auf den tatsächlich angewendeten Zinssatz aus. Kurzfristige Kredite, welche innerhalb des folgenden Jahres auslaufen, werden als „variabel“ eingestuft (da deren Zinsbindung ebenfalls mit dem Kredit ausläuft). Dies ist insofern relevant, da zumindest im Falle einer notwendigen Anschlussfinanzierung ein Zinsänderungsrisiko schlagend wird.

Die verwendete Methode macht auch Ländervergleiche möglich. Darüber hinaus ist auch eine gute Vergleichbarkeit zur Zinsbindung von Neugeschäften bzw. Neukreditvergaben (welche im Rahmen der EZB-Zinssatzstatistik euroraumweit erhoben werden) gegeben.

Dargestellt werden – je Kategorie – einerseits die aushaftenden Volumina (die aus der EZB-Monetärstatistik stammen) sowie andererseits die zugehörigen Zinssätze (aus der EZB-Zinssatzstatistik). Die Zeitreihe startet im Jahr 2018, als begonnen wurde, die Daten in der entsprechenden Gliederung zu erheben. Tabelle 1 zeigt einen Ausschnitt der auf der OeNB-Homepage verfügbaren Daten zum Datenstand 9. September 2024.

Tabelle 1: Kredite an private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen in Österreich, gegliedert nach Zinsbindung (Volumen und Zinssatz)  
Periodenendstand 2021 2022 2023 Feb. 24 März 24 Apr. 24 Mai 24 Juni 24 Juli 24
Bestand in Mio EUR
Private Haushalte1
Kredite für Konsumzwecke
variabel 13.133 12.896 11.844 12.010 11.816 11.608 11.678 11.835 11.848
gebunden 3.844 4.270 5.054 5.219 5.352 5.433 5.537 5.644 5.793
Kredite für Wohnbau
variabel 75.349 70.706 57.047 55.757 55.126 54.258 53.522 52.970 51.666
gebunden 54.450 64.608 75.057 74.639 75.291 75.576 75.962 77.051 78.102
Sonstige Kredite
variabel 29.429 29.424 27.820 27.415 27.293 26.869 26.850 26.753 25.757
gebunden 7.975 8.961 10.420 10.578 10.888 11.049 11.086 11.362 12.172
Nichtfinanzielle Unternehmen
variabel 137.793 151.429 154.470 152.841 152.714 150.376 149.368 150.334 148.562
gebunden 46.755 49.929 51.556 52.662 53.887 56.460 57.230 57.779 59.806
Zinssatz in %
Private Haushalte1
Kredite für Konsumzwecke
variabel 4,72 6,08 7,95 7,88 7,87 7,95 7,84 7,89 7,78
gebunden 5,86 6,35 7,48 7,56 7,62 7,65 7,70 7,71 7,75
Kredite für Wohnbau
variabel 1,06 2,44 4,82 4,85 4,86 4,84 4,83 4,83 4,70
gebunden 1,75 1,73 2,08 2,11 2,13 2,15 2,17 2,19 2,24
Sonstige Kredite
variabel 1,90 3,21 5,76 5,73 5,72 5,71 5,71 5,71 5,54
gebunden 1,94 2,12 2,69 2,76 2,81 2,85 2,88 2,91 3,08
Nichtfinanzielle Unternehmen
variabel 1,35 2,75 5,25 5,23 5,23 5,25 5,25 5,21 5,08
gebunden 1,72 1,86 2,44 2,51 2,58 2,60 2,63 2,69 2,76
Quelle: OeNB.
1 Inklusive privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
Anmerkung: Datenstand: 9. September 2024. Als „variabel“ werden Kredite bezeichntet, die eine Zinsbindung von bis zu einem Jahr aufweisen.
In dieser Kategorie sind auch Kredite mit Ursprungs- bzw. Restlaufzeit bis zu einem Jahr enthalten. Als „gebunden“ werden
Kredite bezeichnet, die eine Zinsbindung, Ursprungslaufzeit und Restlaufzeit von über einem Jahr aufweisen.

2 Variabel verzinste Anteile im Kreditbestand stark rückläufig

Die Entwicklung variabel verzinster Wohnbaukredite privater Haushalte stand seit der Zinswende besonders im Fokus des öffentlichen Interesses. Der Anteil variabel verzinster Wohnbaukredite ging dabei seit Ende 2018 kontinuierlich zurück. Waren 2018 noch 80,7 Mrd EUR (bzw. 73% des gesamthaften Wohnbaukreditbestands) variabel verzinst gewesen, so betraf dies im Juli 2024 nur noch 51,7 Mrd EUR (40%). Ein besonders deutlicher Rückgang war mit der Zinswende von 2022 (70,7 Mrd EUR; 52%) auf 2023 (57,0 Mrd EUR; 43%) zu beobachten. Obwohl das aushaftende Volumen von Wohnbaukrediten insgesamt seit Juni 2023 zurückging, stieg das Volumen gebundener Kredite weiter an. Dies könnte auch darauf hindeuten, dass insbesondere seit der Zinswende vermehrt bestehende – durch die Zinsanstiege teurer gewordene – variable Kredite neu verhandelt wurden und mit einer Zinsbindung ausgestattet wurden, um ein weiteres Zinsänderungsrisiko zu minimieren. Die Entwicklung des aushaftenden Volumens von Wohnbaukrediten folgte dabei am aktuellen Rand demselben Muster wie jener neuer Wohnbaukredite 6 . Auch bei dieser Betrachtung fällt der Anteil der variabel verzinsten Kredite 7 in den vergangenen Monaten per Juli 2024 auf rund 19%.

Grafik 1 mit dem Titel „Bestehende Wohnbaukredite von privaten Haushalten nach Zinsbindung“ besteht als Doppelgrafik aus einem Liniendiagramm sowie einem Säulendiagramm, welche jeweils die Entwicklung für variable beziehungsweise gebundene Kredite zwischen 2018 und 2024 darstellen. Das Liniendiagramm stellt die monatlichen Zinssätze in Prozent für die Kategorien „variabel“ und „gebunden“ auf einer Skala von 0 bis 6 dar. Der Zinssatz für variable Kredite lag im Dezember 2018 mit 1,43 % deutlich unter jenem von gebundenen Krediten (welcher 2,23 % betrug). Dieser Unterschied blieb bis etwa Mitte 2022 bestehen. Ab diesem Zeitpunkt stieg der Zinssatz für variable Kredite deutlich – er betrug im Juli 2024 4,70 %, während der Zinssatz von gebundenen Krediten auch seither vergleichsweise konstant blieb und nun 2,24 % aufweist. Das Säulendiagramm stellt das Volumen in Milliarden Euro dar. Das Gesamtvolumen stieg von 111 Milliarden im Jahr 2018 zwischenzeitlich auf 135 Milliarden im Jahr 2022 und sank danach wieder auf 130 Milliarden im Juli 2024. Gleichzeitig ging der Anteil variabel verzinster Kredite an diesem Bestand von 73 % im Jahr 2018 kontinuierlich auf 40 % im Juli 2024 zurück. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Auswirkungen der höheren Leit- bzw. Referenzzinssätze auf die aushaftenden Kredite werden in Grafik 1 ersichtlich. Wie diese zeigt, stieg ab Mitte 2022 (analog zu den Leitzinsen) das Zinsniveau der variabel verzinsten Wohnbaukredite in Österreich (aufgrund ihrer unmittelbaren Bindung an Referenzzinssätze) deutlich an. Innerhalb von weniger als zwei Jahren legte die Verzinsung des aushaftenden Bestands von 1,10% (im Juni 2022) auf zwischenzeitlich 4,86% (im März 2024) stark zu. Seither fielen die Zinsen wieder geringfügig (Juli 2024: 4,70%). Im gleichen Zeitraum stiegen die Zinsen gebundener Kredite von 1,65% (im Juni 2022) nur marginal auf 2,24% (im Juli 2024). Die ausgeprägten Zinsentwicklungen im variablen Segment betrafen in Österreich in diesem Zeitraum rund die Hälfte des aushaftenden Bestandes an Wohnbaukrediten.

Eine (schwächer ausprägte) Verschiebung von variablen hin zu gebundenen Krediten ist auch bei anderen Verwendungszwecken ersichtlich: Grafik 2 zeigt, dass auch bei Konsum- bzw. sonstigen Krediten von privaten Haushalten sowie bei Unternehmenskrediten der Anteil variabel verzinster Kredite im aushaftenden Bestand in den vergangenen Jahren zugunsten gebundener Finanzierungen gesunken ist. Während im Wohnbau am aktuellen Rand bereits 60 % des aushaftenden Bestands eine (mindestens einjährige) Zinsbindung aufweist, ist dieser Anteil bei Konsumkrediten (33 %), sonstigen Krediten privater Haushalte 8 (32 %) sowie Unternehmenskrediten (29 %) weitaus geringer.

Grafik 2 mit dem Titel „Bestehende Kredite nach Verwendungszweck und Zinsbindung“ ist ein Säulendiagramm. Es stellt die Aufteilung der Kredite für die folgenden vier unterschiedlichen Kategorien dar: „Konsumkredite an private Haushalte“, „Wohnbaukredite an private Haushalte“, „Sonstige Kredite an private Haushalte“ sowie „Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen“. Für jede dieser Kategorien wird für zwei Zeitpunkte (Dezember 2018 sowie Juli 2024) eine Untergliederung des Kreditbestandes in „variable“ sowie „gebundene“ Kredite als Prozentaufteilung auf der vertikalen Achse dargestellt. Der Anteil variabel verzinster Kredite fiel in allen Kategorien zwischen den beiden Zeitpunkten zugunsten gebundener Kredite. Der Anteil variabler Kredite belief sich für die verschiedenen Kategorien auf die folgenden Werte: Konsumkredite an private Haushalte: 83 % im Dezember 2018 beziehungsweise 67 % im Juli 2024; Wohnbaukredite an private Haushalte: 73 % beziehungsweise 40 %; Sonstige Kredite an private Haushalte: 84 % beziehungsweise 68 %; Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen: 79 % beziehungsweise 71 %. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Wie ausgeprägt das Zinsänderungsrisiko tatsächlich ist, ist jedoch auch von anderen Faktoren abhängig. Während Wohnbaukredite meist sehr lange laufen (und sich Zinsänderungen somit durch Zinseszinseffekte langfristig stark auswirken können), besitzt ein relevanter Teil der Konsumkredite, sonstiger Haushaltskredite und Unternehmenskredite nur eine kurzfristige Laufzeit. Die in Grafik 2 dargestellten Unterschiede hinsichtlich des Verhältnisses variabler und gebundener Kredite pro Verwendungszweck sind deshalb auch teilweise auf die Struktur der Laufzeit 9 zurückzuführen.

Grafik 3 soll dies veranschaulichen: Im Juli 2024 sind rund zwei Drittel (67 %) des Konsumkreditbestands variabel verzinst – sie unterliegen somit keiner (längerfristigen) Zinsbindung. Von diesen 67 % sind allerdings 24 Prozentpunkte (d. h. etwas mehr als ein Drittel) auf Kredite zurückzuführen, die innerhalb der folgenden zwölf Monate auslaufen. Ein etwaiges Zinsänderungsrisiko besteht für diese Kredite nur bei einer benötigten Anschlussfinanzierung. Ähnliches gilt für Unternehmenskredite bzw. sonstige Haushaltskredite, wo ebenfalls ein relevanter Teil des variablen Kreditbestands eine Restlaufzeit von maximal einem Jahr aufweist. Demgegenüber ist der Anteil an auslaufenden Wohnbaukrediten mit 2 % des Kreditbestands (aufgrund ihrer meist langen Ursprungslaufzeiten) sehr gering.

3 Gemischtes Bild im internationalen Vergleich

Auch auf EZB-Ebene wurde vor Kurzem im Datenset der „Risk Assessment Indicators“ ein ähnliches (wenn auch nicht so detailliertes) Informationsangebot publiziert. Die dort angeführten Indikatoren zu den Anteilen variabler Verzinsung im Kreditbestand entsprechen in ihrer Berechnung und den verwendeten Quelldaten der von der OeNB angewendeten Methode. Sie sind somit mit den Werten im Tabellenangebot der OeNB (mit Ausnahme geringfügiger methodologischer Unterschiede 10 ) vergleichbar.

Grafik 4 zeigt den Anteil variabel verzinster Kredite am Kreditbestand privater Haushalte für ausgewählte Euroraumländer. Der Stellenwert einer variablen Verzinsung ging in allen Ländern – von unterschiedlichen Ausgangsniveaus aus – über den Zeitverlauf deutlich zurück. In Österreich halbierte sich der Anteil innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 89% (zweites Quartal 14) auf 47% (zweites Quartal 24) nahezu. Ein ähnlicher Trend war auch im gesamten Euroraum zu beobachten, weshalb variabel verzinste Kredite in Österreich mit aktuell 47% weiterhin deutlich relevanter sind als im gesamten Währungsraum (23%). Lediglich in Spanien – wo der Anteil im zweiten Quartal 14 mit 89% noch jenem in Österreich entsprochen hatte – sank dieser im Zeitverlauf jedoch vergleichsweise geringer (zweites Quartal 24: 61%).

Grafik 4 mit dem Titel „Anteil variabel verzinster Kredite privater Haushalte ausgewählter Länder“ ist ein Balkendiagramm. Der Zeitraum, den das Diagramm auf der horizontalen Achse abdeckt, reicht in Zweijahres-Schritten vom zweiten Quartal 2012 bis zum zweiten Quartal 2024. Die vertikale Achse, die von 0 % bis 100 % reicht, zeigt die Anteile variabel verzinster Kredite in Prozent. Das Balkendiagramm umfasst vier Länder sowie eine Region: Österreich, Deutschland, Spanien, Frankreich sowie den Euroraum. Der Anteil variabel verzinster Kredite ging über den Zeitverlauf in allen dargestellten Ländern – von unterschiedlichen Niveaus ausgehend – kontinuierlich zurück. Die Anteile betrugen für Österreich 88 % im zweiten Quartal 2012 beziehungsweise 47 % im zweiten Quartal 2024, für den Euroraum 43 % beziehungsweise 23 %, für Deutschland 13 % beziehungsweise 10 %, für Spanien 89 % beziehungsweise 61 % sowie für Frankreich 15 % beziehungsweise 5 %. Quelle: Europäische Zentralbank.

Da es sich beim Euroraum-Aggregat um einen kapitalgewichteten Durchschnitt handelt, wird dieser stark durch Deutschland und Frankreich beeinflusst (wo jeweils der allergrößte Teil der Kredite eine längere Zinsbindung aufweist). In Grafik 5 wird sichtbar, dass der Anteil variabler Verzinsung in Österreich mit 47% zwar aktuell – wie schon erwähnt – deutlich über jenem für den Euroraum liegt (23%), sich jedoch im Vergleich mit anderen Einzelländern im Mittelfeld der Länderverteilung befindet: Elf (der 19) anderen Euroraumländer weisen einen höheren Anteil variabel verzinster Kredite aus, während acht einen größeren Anteil gebundener Produkte im Bestand offenbaren.

Grafik 5 mit dem Titel „Anteil variabel verzinster Kredite privater Haushalte im internationalen Vergleich“ ist ein Säulendiagramm. Es zeigt den Anteil variabel verzinster Kredite für die 20 Euroraumländer sowie das Euroraumaggregat zum Stand des zweiten Quartals 2024. Die Anteile in Prozent sind auf der vertikalen Achse aufgetragen, welche von 0 bis 100 % reicht. Der Wert für Österreich liegt mit 47 % zwar über dem Euroraumaggregat, welches 23 % beträgt, er liegt allerdings im Mittelfeld der Verteilung. Elf Länder weisen höhere Anteile auf, während acht Einzelländer niedrigere Werte offenbaren. Finnland weist mit 95 % den höchsten und Frankreich mit 5 % den geringsten Anteil auf. Quelle: Europäische Zentralbank.

2 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, thomas.poechel@oenb.at.

4 Sonstige Kredite beinhalten insbesondere Kredite an selbstständig Erwerbstätige für Geschäftszwecke.

5 Private Haushalte bzw. nichtfinanzielle Unternehmen.

6 D. h. den im jeweiligen Monat erstmals abgeschlossenen oder aktiv neu verhandelten Wohnbaukrediten.

7 Die im Neugeschäft verwendete Methodologie ist mit der hier angewendeten Untergliederung vergleichbar. Als variabel verzinst werden im Neugeschäft jene Kredite eingeordnet, die keine oder eine anfängliche Zinsbindung von maximal einem Jahr aufweisen.

8 Sonstige Kredite beinhalten insbesondere Kredite an selbstständig Erwerbstätige für Geschäftszwecke.

9 Kredite mit einer Ursprungs- bzw. Restlaufzeit von bis zu einem Jahr werden variabel verzinsten Krediten zugeordnet.

10 Während in den „Risk Assessment Indicators“ die gesamten in EUR notierten Kreditbestände umfasst sind, zeigt die Tabelle auf der OeNB-Homepage nur Kredite an inländische Kunden – jedoch inkl. jenen in Fremdwährungen. Ebenfalls gibt es in den „Risk Assessment Indicators“ keine Untergliederung nach dem Kreditverwendungszweck (d. h. die Konsum-, Wohnbau- bzw. sonstigen Kredite an private Haushalte werden nicht getrennt, sondern nur als Aggregat ausgewiesen).

CO2-Indikatoren von Krediten und Wertpapierportfolios ansässiger Banken im Euroraumvergleich

Jacob Wagner, Jun Chao Zhan 11

Im April 2024 hat die EZB zum zweiten Mal die Carbon Emission Indicators veröffentlicht, die für Euroraumländer die CO2-Intensität des Kredit- bzw. Wertpapierportfolios von Banken darstellen. Die Indikatoren berücksichtigen derzeit nur direkte Emissionen, die aus dem unmittelbaren Betrieb (sogenannte Scope-1-Emissionen) von Unternehmen entstehen, jedoch keine indirekten Emissionen aus zugekauften Rohstoffen und Vorleistungen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Kreditportfolio österreichischer Banken im Jahr 2021 in Bezug auf die volumensgewichtete CO2-Intensität (Weighted Average Carbon Intensity) sehr gut abschneidet und Österreich somit zu den vier besten Ländern im Euroraum zählt. Zurückzuführen ist der geringe CO2-Abdruck bei Krediten auf einen hohen Anteil der Sektoren „Grundstücks- und Wohnungswesen“, „Bau“, sowie „Beherbergung und Gastronomie“ am gesamten Kreditvolumen, da diese geringe Scope-1-Emissionen aufweisen. Die über Kreditvergabe finanzierten Emissionen (Financed Emissions) österreichischer Banken zeigten zudem im Jahr 2021 eine leicht rückläufige Entwicklung, welche auf eine Reduktion ihres Kreditanteils an CO2-intensiven Unternehmen zurückzuführen war. Das Wertpapierportfolio österreichischer Banken liegt hingegen in Bezug auf die CO2-Intensität deutlich über dem Euroraumdurchschnitt. Mit rund 25% war 2021 ein erheblicher Teil der größten Wertpapierpositionen österreichischer Banken auf Unternehmen aus energieintensiven Industrien und dem fossilen Energiesektor konzentriert. Diese Emissionsindikatoren dürfen jedoch bei der Bewertung der Rolle des Finanzsektors beim Übergang zur Klimaneutralität nicht isoliert betrachtet werden. Kredit- und Wertpapierfinanzierungen können auch genutzt werden, um Unternehmen umweltfreundlicher zu gestalten.

1 Neue Veröffentlichung der EZB-Emissionsindikatoren

Im April 2024 wurden zum zweiten Mal die Climate Change-related Indicators veröffentlicht. 12 In dieser Ausgabe wurden dabei Emissionsindikatoren (Carbon Emission Indicators), 13 die Auskunft über die CO2-Intensität der Kredit- bzw. Wertpapierportfolios der Banken geben, publiziert. Der Indikator Financed Emissions gibt Auskunft über die anteilige Menge der von Banken finanzierten Treibhausgas-Emissionen. Treibhausgas-Emissionen, die durch die Geschäftstätigkeiten der finanzierten Unternehmen verursacht werden, werden anteilig dem Portfolio der Banken zugeschrieben. Dieser Indikator verdeutlicht das Niveau von Treibhausgas-Emissionen in Mio Tonnen an Kohlenstoffdioxid-Äquivalenten (nachfolgend abgekürzt als CO2e 14 ) und gibt Aufschluss über die Rolle der Finanzinstitute am Übergang zur Klimaneutralität in der EU. 15 Der zweite Indikator Weighted Average Carbon Intensity gibt Auskunft über die Treibhausgasintensität der Bankenportfolios. Dabei werden die CO2e-Emissionen der Unternehmen in Relation zu ihrem Umsatz gesetzt, sodass dieser Indikator einen Aufschluss über die CO2-Effizienz der Geschäftspartner gibt. 16 Durch die zusätzliche Gewichtung und Standardisierung in Bezug auf die Größe des Kredit- und Wertpapiervolumens ist ein Querschnittsvergleich von Portfolios unterschiedlicher Größe mit diesem Indikator möglich. Die Zeitreihe der EZB-Emissionsindikatoren reicht von 2018 bis 2021. Eine aktuellere Betrachtung war zum Zeitpunkt ihrer Publikation aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Daten zu Unternehmensemissionen nicht möglich.

Die Geschäftspartner werden auf dem Konzernlevel betrachtet, wodurch ebenfalls die CO2e- Emissionen der in- und ausländischen Töchter/Mutter auf der globalen Ebene berücksichtigt werden. 17 Allerdings werden derzeit nur direkte Emissionen aus dem unmittelbaren Betrieb (Scope-1-Emissionen), jedoch keine indirekten Emissionen, die bei der Produktion und dem Transport von Vorprodukten sowie bei der Entsorgung von Abfällen entstehen (Scope-3-Emissionen), betrachtet.

Greenhouse Gas Protocol

Das Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protokoll) ist der weltweit gebräuchlichste Rahmen zur Berechnung des Treibhausgasausstoßes von Unternehmen und anderen Organisationen wie NGOs, Regierungsbehörden oder Universitäten. 18 Es wird die gesamte Wertschöpfungskette erfasst und dabei zwischen drei Stufen (Scope 1, 2 und 3) unterschieden. Scope-1-Emissionen sind jene Emissionen, die von einem Verursacher direkt im Produktionsprozess emittiert werden, Scope-2-Emissionen beziehen sich auf indirekte Treibhausgasemissionen, die bei der Erzeugung eingekaufter Energie entstehen. Scope 3 umfasst alle weiteren indirekten Emissionen, wie zum Beispiel jene, die bei der Produktion und dem Transport von Vorprodukten sowie bei der Entsorgung von Abfällen entstehen. 19

Die Emissionsindikatoren sind seitens der EZB derzeit mit der Kennzeichnung „analytical“ eingestuft, da sie aufgrund von Datenlücken und methodologischen Herausforderungen noch nicht den Qualitätsstandards einer offiziellen EZB-Statistik entsprechen. Dieser Umstand ist bei der Interpretation der folgenden Ergebnisse jedenfalls auch zu berücksichtigen.

Um für die Interpretation der Emissionsindikatoren ein tiefergehendes Verständnis zu erhalten, werden im vorliegenden Artikel im Zusammenhang mit Kreditanteilen nach NACE-Sektoren zusätzlich EUROSTAT-Treibhausgasdaten aus den Air Emissions Accounts herangezogen. Bei den wertpapierbezogenen Emissionsindikatoren wird weiters auf die Zusammensetzung der Wertpapierportfolios ausgewählter Euroraumländer eingegangen.

Tabelle 1: EZB-Emissionsindikatoren der Banken (2021)  
Kredite und Wertpapiere an nichtfinanzielle Unternehmen
(Konzernlevel, Scope-1-Emissionen)
Referenzland Kredite Wertpapiere1
Financed Emissions Weighted Average
Carbon Intensity
Financed Emissions Weighted Average
Carbon Intensity
in Mio tCO2e in tCO2e/Mio EUR in Mio tCO2e in tCO2e/Mio EUR
Euroraum 192,0 76,5 58,9 208,1
Österreich 9,4 41,5 2,3 325,2
Belgien 14,3 132,8 0,6 148,3
Deutschland 47,5 92,4 11,2 147,2
Estland 0,6 280,5 0,0 38,5
Spanien 22,2 84,9 4,1 153,6
Finnland 2,7 40,1 0,5 143,3
Frankreich 32,4 54,3 21,7 227,2
Griechenland 3,2 167,0 1,1 979,8
Irland 4,3 126,0 1,1 137,4
Italien 27,9 57,8 12,4 316,5
Litauen 0,8 129,9 0,0 337,3
Luxemburg 14,3 168,5 0,9 192,4
Lettland 0,3 153,5 0,0 614,3
Niederlande 5,8 28,8 0,7 161,2
Portugal 3,1 86,3 2,0 152,7
Slowenien 0,2 22,8 0,1 182,5
Slowakei 1,8 183,0 0,0 147,7
Quelle: EZB.
1 Anleihen und Anteilsrechte.

2 Österreichische Banken reduzierten ihren Kreditanteil an CO2-intensiven Unternehmen

Die Financed Emissions sind ein absoluter Indikator, bei dem die Scope-1-Emissionen eines nichtfinanziellen Unternehmens anteilig den Finanzinstituten über die Finanzierung zugeordnet werden. Bei einer Gesamtbetrachtung auf dem Konzernlevel inklusive der ausgelagerten Produktionstätigkeiten im In- und Ausland betrug die Menge der von österreichischen Banken über Kreditvergaben finanzierten Scope-1-Emissionen 9,4 Mio Tonnen. Der Indikator ist nicht normiert auf die Größe des Kreditvolumens eines Landes. Dadurch weisen Banken in Deutschland (47,5 Mio tCO2e), Frankreich (32,4 Mio tCO2e) und Italien (27,9 Mio tCO2e) mit einem größeren Kreditvolumen einen höheren Indikatorwert auf.

Grafik 1 mit dem Titel „Vergebene Kredite – Financed Emissions: Scope 1 (Konzernlevel)“ zeigt ein Liniendiagramm mit zwei Linien, den „Financed Emissions“ durch vergebene Kredite des Euroraums und Österreichs. Die Zeitachse (X-Achse) reicht von 2019 bis 2021. Die Y-Achse (links) hat den Minimumwert von 100 Millionen Tonnen CO2e, und den Maximumwert von 200 Millionen Tonnen CO2e und bezieht sich auf die Euroraumdaten. Die rechte Y-Achse beginnt bei 0 und geht bis 10 Millionen Tonnen CO2e, sie bezieht sich auf die österreichischen Daten. Beide Linien verzeichnen einen Anstieg von 2019 beginnend bei 7,7 (Österreich) bzw. 161 (Euroraum) bis 2020, danach fallen die Euroraumdaten moderat auf 192 Mio Tonnen CO2e, die österreichischen Daten steigen weiter leicht auf 9,4 Mio Tonnen CO2e.

Der Financed-Emissions-Indikator ist geeignet, um die zeitliche Dynamik der CO2-Finanzierung zu analysieren. Grafik 1 zeigt, dass die von österreichischen Banken über Kredite finanzierten Scope-1 -Emissionen von 2019 bis 2021 von 7,7 Mio Tonnen CO2e auf 9,4 Mio Tonnen CO2e (rechte Achse) gestiegen sind (+22%). Nach der ersten Phase der COVID-19-Pandemie stiegen im Euroraum die kreditfinanzierten Scope-1-Emissionen ebenfalls wieder kontinuierlich an und lagen im Jahr 2021 mit 192 Mio Tonnen CO2e um 19,3% höher als der Vergleichswert des Jahres 2019 (160,9 Mio tCO2e).

Grafik 2 ist eine Doppelgrafik mit dem Titel „Kredite – Financed Emissions – Time Series Decomposition (Scope 1, Konzernlevel)“. Es werden jeweils die beiden Zeiträume (X-Achse) 2019/2020 und 2020/2021 umfasst.  Pro Periode gibt es zwei Balken, einer zeigt den „Investment/Company Value-related Change“ und einer den „Emission-related Change“ (die sich jeweils auf die linke Y-Achse beziehen) sowie einen Punkt, den „Total Change“ (der sich auf die rechte Y-Achse bezieht). Gezeigt wird auf der linken Seite ein Balkendiagramm zu Österreich, die linke Achse ist skaliert von minus 10 bis plus 10 Mio tCO2e, die rechte Achse von minus 2,5 bis plus 2,5 Mio tCO2e. Auf der rechten Seite der Doppelgrafik wird der Euroraum gezeigt, die linke Achse zeigt einen Minimalwert von minus 2.000 Mio tCO2e und einen Maximalwert von plus 2000 Mio tCO2e, die rechte Achse reicht von minus 30 bis plus 30. Beide Teilgrafiken zeigen in der ersten Periode einen negativen Balken für „Investment/Company Value-related Change“ und einen positiven für „Emission-related Change“, der jeweils etwas größer als der negative Balken ist und in einem „Total Change“ über der Nulllinie resultiert. In der linken Grafik schrinken im zweiten Zeitraum beide Balken, der „Emission-related Change“ stärker als der „Investment/Company value-related Change“ wodurch der „Total Change“ nun knapp unter der Nulllinie liegt. In der Euroraumgrafik rechts wird in der zweiten Periode ein positiver Balken für „Investment/Company Value-related Change“ gezeigt, und ein negativer, kleinerer für „Emission-related Change“, wodurch der „Total Change“-Punkt knapp über der Nulllinie liegt.

Die Ursachen der Entwicklung des Financed-Emissions-Indikators werden in Grafik 2 in zwei unterschiedliche Effekte zerlegt. Einerseits verändern sich die finanzierten Emissionen der Banken, wenn sich die Scope-1-Emissionen der finanzierten Unternehmen verändern (Emission-related Changes), andererseits ändern sich durch Rückzahlungen bzw. Neukreditvergaben auch die dem Indikator zugrunde liegenden Kreditvolumina (Investment/Company-related Change). Ein Anstieg des Financed-Emissions-Indikators kann daher sowohl auf die gestiegene Scope-1-Emissionen der finanzierten Unternehmen als auch auf höhere Neukreditvergaben bzw. einen höheren Kreditanteil an emittierenden Unternehmen zurückgeführt werden. Zwischen 2019 und 2020 war der Nettorückgang des Financed-Emissions-Indikators – sowohl in Österreich als auch im Euroraum – hauptsächlich auf Portfolioumschichtungen durch rückläufige Kreditvergabe an CO2-intensiven Unternehmen zurückzuführen. Die Scope-1-Emissionen der finanzierten Unternehmen sind hingegen in diesem Zeitraum angestiegen. Der mitigierende Effekt der geringeren CO2-Finanzierungen durch Portfolioumschichtung konnte jedoch die steigenden Scope-1-Emissionen der finanzierten Unternehmen weder in Österreich noch im Euroraum ausgleichen. Von 2020 auf 2021 waren im Euroraum die Scope-1-Emissionen der finanzierten Unternehmen rückläufig, während diese in Österreich weiter anstiegen. Trotzdem zeigte der Indikator für Österreich im Jahr 2021 eine geringfügig rückläufige Entwicklung, da die Banken ihren Kreditanteil an CO2-intensiven Unternehmen weiter reduzierten.

3 Kredite österreichischer Banken im Euroraumvergleich weniger CO2-intensiv

Der Weighted-Average-Carbon-Intensity-Indikator betrachtet das volumengewichtete Exposure der Banken gegenüber CO2-intensiven Unternehmen unter Berücksichtigung der ausgelagerten Produktionstätigkeiten im In- und Ausland. Da dieser Indikator auf die Größe des Kreditportfolios standardisiert ist, ist ein Querschnittsvergleich über die CO2e-Intensität des Kreditportfolios unterschiedlicher Länder möglich. Das Kreditportfolio österreichischer Banken sticht im Euroraumvergleich mit einer niedrigen CO2-Intensität in Höhe von 41,5 tCO2e/Mio EUR Umsatz hervor. Lediglich Slowenien (22,8), die Niederlande (28,8) und Finnland (40,1) weisen im Vergleich eine niedrigere CO2-Intensität im Kreditportfolio ihrer Banken auf. Der Weighted-Average-Carbon-Intensity-Indikator zeigt weiters, dass die Banken in Deutschland, Frankreich und Italien im Vergleich zu den österreichischen Banken eine höhere CO2-Intensität ihrer Kreditportfolios aufweisen. So ist die CO2-Intensität des Kreditportfolios deutscher Banken (92,4) mehr als doppelt so hoch wie jene von österreichischen Banken (41,5).

Um die Hintergründe der gezeigten Ergebnisse zu untersuchen, werden im nächsten Schritt die Bankenkredite von Österreich, Deutschland und Frankreich nach NACE-Sektoren 20 der Geschäftspartner anteilig aufgeschlüsselt und gemeinsam mit den Emissionsdaten aus den Air Emission Accounts und dem anteiligen Beitrag der NACE-Sektoren zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) 21 betrachtet. Diese drei Komponenten – Kreditanteil an einen Sektor, Menge der in diesem Sektor emittierten CO2-Emissionen und dessen Beitrag zum BIP – spiegeln die Einzelkomponenten des Weighted-Average-Carbon-Intensity-Indikators wider. Wenn beispielsweise ein hoher Anteil des Kreditportfolios an CO2-intensive NACE-Sektoren im Inland vergeben wird, während der Beitrag dieses Sektors zum BIP mit einem anderen Land vergleichbar ist, deutet dies auf eine hohe CO2-Intensität des Kreditportfolios hin. Bei einem vergleichbaren Kreditanteil in einem Sektor würde hingegen die CO2-Effizienz des Sektors – veranschaulicht durch die Menge der in diesem Sektor emittierten CO2-Emissionen in Relation zu dessen BIP-Beitrag – den Wert des Indikators entsprechend beeinflussen.

Tabelle 2: Anteil der Bankenkredite an nichtfinanzielle Unternehmen – ansässig im Inland des Gläubigers1  
2021 Kreditgeber
Österreich Deutschland Frankreich
in %
Anteil Kredite an inländisch ansässige
Unternehmen
76,2 83,6 91,7
Hievon Anteil nach ausgewählten
NACE-Sektoren im Inland
A. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,6 0,8 4,2
C. Herstellung von Waren 10,8 9,9 7,2
D. Energieversorgung 2,2 6,5 2,1
F. Bau 6,9 4,4 4,5
G. Handel, Instandhaltung und Reparatur
von Kraftfahrzeugen
8,1 6,8 10,5
H. Verkehr und Lagerei 3,0 3,7 2,0
I. Beherbergung und Gastronomie 5,3 0,9 3,2
L. Grundstücks- und Wohnungswesen 43,3 32,4 35,0
Quelle: EZB, OeNB.
1 D. h. österreichische Bankenkredite an in Österreich ansässige Unternehmen,
deutsche Bankenkredite an in Deutschland ansässige Unternehmen und französische
Bankenkredite an in Frankreich ansässige Unternehmen.
Tabelle 3: Scope-1-Emissionen nach NACE-Sektoren  
2021 Österreich Deutschland Frankreich
Ausgewählte NACE-Sektoren in Mio
tCO2e
in % aller
tCO2e
in Mio
tCO2e
in % aller
tCO2e
in Mio
tCO2e
in % aller
tCO2e
A. Land- und Forstwirtschaft,
Fischerei
8,1 14,0 63,6 10,2 78,8 23,9
C. Herstellung von Waren 27,6 48,0 198,6 31,7 85,8 26,1
D. Energieversorgung 6,2 10,7 212,4 33,9 26,5 8,1
F. Bau 1,0 1,8 10,1 1,6 8,7 2,6
G. Handel, Instandhaltung und
Reparatur von Kraftfahrzeugen
1,9 3,2 17,3 2,8 12,4 3,8
H. Verkehr und Lagerei 7,4 12,8 72,5 11,6 58,2 17,7
I. Beherbergung und
Gastronomie
0,4 0,6 2,1 0,3 2,4 0,7
L. Grundstücks- und
Wohnungswesen
0,1 0,1 0,5 0,1 0,5 0,1
Quelle: Eurostat (Air Emission Accounts).
Anmerkung: Bei Air Emission Accounts wird das „Ansässigkeitsprinzip“ angewandt.
D. h. Emissionen von ansässigen Wirtschaftseinheiten werden
einbezogen, selbst wenn sie außerhalb des Territoriums auftreten
(z. B. ansässige Fluggesellschaften, die im Ausland operieren).

Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen werden von Banken zu einem Großteil an die jeweiligen im Inland ansässigen Unternehmen vergeben. In Österreich betrug im Jahr 2021 der Anteil der Bankenkredite an inländische Unternehmen 76,2%. Dieser Anteil lag in Deutschland und Frankreich aufgrund des größeren Binnenmarktes bei 83,6% bzw. 91,7%.

Österreichische Banken hatten gegenüber deutschen und französischen Banken einen deutlich höheren Kreditanteil des Sektors „Grundstücks- und Wohnungswesen“ (43,3%). Die Kreditanteile der Sektoren „Bau“ (6,9%), sowie „Beherbergung und Gastronomie“ (5,3%) lagen ebenfalls auf einem höheren Niveau als in den beiden anderen Ländern. Der überwiegende Teil der CO2-Emissionen, die von den zuvor genannten Sektoren „Bau“ und „Grundstücks- und Wohnungswesen“ verursacht werden, sind Scope-2- bzw. Scope-3-Emissionen. Diese enthalten beispielsweise die zugekauften Rohstoffe (z. B. Zement), Vorleistungen bzw. die benötigte Energie. Die direkten Scope-1- Emissionen des Sektors „Grundstücks- und Wohnungswesen“ hatten 2021 lediglich einen Anteil von 0,1% an den gesamten im Inland erzeugten Scope-1-Emissionen und spielten damit eine vernachlässigbare Rolle. Gleichzeitig lag in Österreich und Deutschland der Beitrag dieses Sektors zum BIP mit 10,0% und 10,3% auf einem ähnlichen Niveau. Ein höherer Kreditanteil in den genannten Sektoren – und somit ein größeres Portfoliogewicht – trug damit zu einer niedrigeren Scope-1-Intensitität des Kreditportfolios österreichischer Banken bei.

Der mit Abstand CO2-intensivste Sektor in Österreich ist jener der „Herstellung von Waren“ (48% aller ausgestoßenen CO2e-Emissionen in Österreich im Jahr 2021). Der Anteil des Kreditvolumens dieses Sektors am gesamten Kreditvolumen lag in Österreich mit 10,8% etwas über jenen in Deutschland (9,9%) bzw. Frankreich (7,0%). Die höhere Gewichtung des Sektors „Herstellung von Waren“ wird jedoch durch einen vergleichsweise geringeren Kreditanteil der ebenfalls CO2-intensiven Sektoren „Energieversorgung“ und „Verkehr und Lagerei“ in Österreich gemildert. Der Kreditanteil österreichischer Banken im Sektor „Energieversorgung“ lag im Jahr 2021 mit 2,2% deutlich unter jenem Deutschlands (6,5%) und auf einem ähnlichen niedrigen Niveau wie in Frankreich (2%). In Österreich war der Sektor „Energieversorgung“ für lediglich 10,7% aller inländischen CO2e-Emissionen verantwortlich. Im Vergleich dazu lag in Deutschland der Vergleichsanteil mit 33,9% deutlich höher, wobei der Beitrag dieses Sektors zum BIP mit 2,5% nur geringfügig über dem Vergleichswert in Österreich (1,8%) lag. Somit trug der höhere Kreditanteil des Sektors „Energieversorgung“, den deutsche Banken in ihrem Kreditportfolio ausweisen, aufgrund der deutlich schlechteren CO2e-Effizienz 22 zu einer höheren CO2-Intensität des deutschen Kreditportfolios bei. In Frankreich lag der CO2e-Anteil des Sektors „Energieversorgung“ an den gesamten CO2-Emissionen mit 8,1% – aufgrund des hohen Anteils an Atomstrom (etwa 70% der Stromproduktion in Frankreich stammt aus Atomkraftwerken 23 ) – noch unter jenem Österreichs. Dabei lag sowohl der Anteil am gesamten Kreditvolumen (2,2%) als auch der BIP-Beitrag des Sektors (1,8%) auf einem ähnlichen Niveau wie in Österreich. Französische Banken stechen vor allem mit ihrem hohen Anteil des Sektors „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ am gesamten inländischen Kreditvolumen (4,2%) hervor. Dieser Sektor war gleichzeitig mit 23,9% für einen beträchtlichen Teil der CO2e-Emissionen in Frankreich verantwortlich. In Österreich hingegen, emittierte der Land- und Forstwirtschaftssektor lediglich 14% des gesamten CO2-Volumens bei ähnlich hohen BIP-Beiträgen.

Kredite an ausländische nichtfinanzielle Unternehmen hatten mit einem Anteil von 24% im Jahr 2021 ein wesentlich höheres Gewicht als in anderen Euroraumländern. Die Struktur der Kredite österreichischer Banken mit ausländischen Geschäftspartnern zeigt vergleichsweise geringere Anteile der CO2-intensiven Sektoren „Energieversorgung“ (3,7%) und „Verkehr und Lagerei“ (3,8 %). Dies wirkt sich entsprechend begünstigend auf die CO2-Intensität des Kreditportfolios aus.

Air Emissions Accounts

Die Air Emissions Accounts erfassen den Ausstoß von sechs Treibhausgasen und sieben Luftschadstoffen, die innerhalb einer Volkswirtschaft emittiert werden. Sie sind eingebettet in die umweltökonomische Gesamtrechnung, welche die Emissionen anhand von Daten aus nationalen Statistiken, Unternehmensberichten und spezifischen Umweltstatistiken entsprechend der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) den Wirtschaftszweigen (entsprechend den NACE-Sektoren) des Unternehmens nach dem Ansässigkeitsprinzip zuordnet. 24 , 25 Das bedeutet, dass die Emissionen von ansässigen Wirtschaftseinheiten einbezogen werden, selbst wenn sie außerhalb des Territoriums auftreten (z. B. ansässige Fluggesellschaften, die im Ausland operieren.)

4 Wertpapiere österreichischer Banken stärker in energieintensiven Industrien konzentriert

Neben der Kreditfinanzierung stellen Wertpapieremissionen in Form von Aktien und Anleihen zusätzliche Formen der Unternehmensfinanzierung dar. Der Marktwert des Wertpapierportfolios (Aktien und Anleihen) österreichischer Banken betrug 6,1 Mrd EUR zum Jahresultimo 2021. Deutsche und französische Banken hielten im Vergleich dazu ein signifikant größeres Wertpapierportfolio mit Marktwerten von 83,7 Mrd EUR bzw. 166,9 Mrd EUR. Über das Wertpapierportfolio österreichischer Banken wurden in diesem Zusammenhang 2,3 Mio Tonnen an Scope-1-Emissionen finanziert (Financed Emissions). Französische und deutsche Banken finanzierten auf Basis ihres größeren Wertpapierportfolios 21,7 bzw.11,2 Mio Tonnen an Scope-1-Emissionen.

Der Weighted-Average-Carbon-Intensity-Indikator ist in Bezug auf die Größe des gehaltenen Portfolios normiert und eignet sich daher für einen Querschnittsvergleich unterschiedlicher Länder und Finanzierungsinstrumente. Während Kredite von Unternehmen unterschiedlichster Größe in Anspruch genommen werden, bestehen die Emittenten von Wertpapieren oft aus größeren internationalen Unternehmen mit einer höheren CO2-Intensität. Dies führt dazu, dass der auf dem Wertpapierportfolio basierende Wert dieses Indikators für die meisten Länder einen höheren Wert als jenen des Kreditportfolios (vgl. Tabelle 1) aufweist.

Während das Kreditportfolio österreichischer Banken eine der niedrigsten CO2-Intensitäten im Euroraum aufwies, fiel das Wertpapierportfolio österreichischer Banken hingen mit einer hohen CO2-Intensität (Scope 1) im Euroraumvergleich auf. Der Weighted-Average-Carbon-Intensity-Indikator des Wertpapierportfolios österreichischer Banken lag im Jahr 2021 mit einem Wert von 325,2 tCO2e/Mio EUR Umsatz deutlich über dem Euroraumdurchschnitt (208,1 tCO2e/Mio EUR). Deutsche Banken erzielten beispielsweise für ihr Wertpapierportfolio ein deutlich besseres Ergebnis und lagen mit einem Indikatorwert von 147,2 auch deutlich unter dem Euroraumdurchschnitt. Um die großen Unterschiede der gezeigten CO2-Indikatorwerte besser zu verstehen, wird auf die Zusammensetzung der Wertpapierportfolios von österreichischen, deutschen und französischen Banken eingegangen.

Bei Betrachtung des Wertpapierportfolios österreichischer Banken gegenüber nichtfinanziellen Unternehmen zeigt sich, dass sich die größten Positionen sehr stark auf wenige Unternehmen konzentrieren. Die zehn größten Wertpapierpositionen machten 2021 etwa 48 % des gesamten Portfolios österreichischer Banken aus, wobei ein erheblicher Anteil dieser Unternehmen zu den energieintensiven Industrien und dem Energiesektor gehört. Hievon wiesen einige Unternehmen eine hohe Scope-1-Intensität aufgrund von schwerindustriellen Verarbeitungsprozessen auf. Unter den zehn größten Unternehmen machten diese Unternehmen aus energieintensiven Industrien bzw. dem fossilen Energiesektor einen Anteil von ca. 25% des gesamten Wertpapierportfolios österreichischer Banken aus.

Das Wertpapierportfolio deutscher Banken weist in Bezug auf die Konzentration auf wenige große Unternehmen Ähnlichkeiten mit der Struktur österreichischer Banken auf. Im Jahr 2021 entfielen etwa 46 % des gesamten Portfolios deutscher Banken auf die zehn größten Positionen. Allerdings stammt nur ein kleiner Anteil dieser Unternehmen aus den energieintensiven Industrien. Durch einen niedrigeren Portfolioanteil an energieintensiven Unternehmen sowie einer geringeren CO2-Intensität der investierten Unternehmen erzielten deutsche Banken im Euroraumvergleich ein gutes Ergebnis.

Das von französischen Banken gehaltene Wertpapierportfolio nichtfinanzieller Unternehmen wies im Vergleich zum österreichischen bzw. deutschen Portfolio eine stärkere Streuung der Investitionen auf. Der Anteil der größten zehn Unternehmen am gesamten Wertpapierportfolio lag in Frankreich bei lediglich 16,2%, wobei französische Produzenten von Konsum- und Luxusgütern stark vertreten waren. Internationale Unternehmen im IT-/IT-Hardware-Sektor waren ebenfalls unter den Top-10 vorzufinden. Diese Unternehmen haben in der Regel eine deutlich niedrigere Scope-1-Intensität im Vergleich zu Unternehmen aus den energieintensiven Industrien bzw. dem fossilen Energiesektor, wodurch auch dies das Ergebnis französischer Banken positiv beeinflusste.

Die Detailanalyse des Wertpapierportfolios verdeutlicht, wie sehr eine starke Portfoliokonzentration auf große Unternehmen mit hohem Treibhausgasausstoß die Ergebnisse der vorgestellten Emissionsindikatoren – wie im Fall Österreichs – beeinflussen. Kredite und Wertpapierfinanzierungen können jedoch auch genutzt werden, um Unternehmen umweltfreundlicher zu gestalten. Die Sustainable Finance Indicators der EZB greifen diesen Aspekt auf und stellen zusätzliche Daten zu Emissionen von Green Bonds im Euroraum zur Verfügung. 26

11 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, jacob.wagner@oenb.at, junchao.zhan@oenb.at.

13 Nachfolgend werden im Artikel die Carbon Emission Indicators vereinfacht „Emissionsindikatoren“ genannt.

14 Um die Auswirkungen verschiedener Treibhausgase vergleichen zu können, wurde die Maßeinheit CO2-Äquivalent geschaffen. Mit ihr wird die Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase im Vergleich zu derjenigen von Kohlendioxid ausgedrückt.

15 https://climate.ec.europa.eu/eu-action/climate-strategies-targets/2050-long-term-strategy_en.

16 Angabe in Tonnen CO2e/Mio EUR (Umsatz).

17 Für eine technische Beschreibung der Emissionsindikatoren siehe: https://www.ecb.europa.eu/stats/all-key-statistics/horizontal-indicators/sustainability-indicators/data/shared/files/Technical_annex.en.pdf.

20 NACE-2008-Klassifikation: https://ec.europa.eu/eurostat/documents/3859598/5902453/KS-RA-07-015-DE.PDF.

22 Um einen Euro Wertschöpfung (BIP) zu generieren, werden im deutschen Energiesektor im Vergleich dazu mehr Tonnen CO2e ausgestoßen.

23 https://www.go-international.at/export-know-how/branchenreports/frankreich-io-energie.pdf.

24 Luftemissionsrechnung (Air Emissions Accounts) (https://www.umweltgesamtrechnung.at/physische-konten/luftemissionsrechnungen).

26 https://www.ecb.europa.eu/stats/all-key-statistics/horizontal-indicators/sustainability-indicators/data/html/ecb.climate_indicators_sustainable_finance.en.html.

Wie Österreichs Außenwirtschaft durch die Pandemie- und Inflationsjahre kam

Thomas Cernohous, Patricia Walter 28

In den vergangenen Jahren sah sich Österreichs Außenwirtschaft mit außergewöhnlichen internationalen Herausforderungen konfrontiert: der COVID-19-Pandemiewelle mit Beschränkungen der Verkehrsfreiheit, geopolitischen und kriegerischen Spannungen, einem Energiepreisschock und einer Disruption von Produktions- und Lieferketten bzw. Transportwegen. Für das Jahr 2023 ortet der Internationale Währungsfonds (IWF) nur ein geringfügiges Wachstum des Welthandelsvolumens (Güter und Dienstleistungen) von 0,3%, was eigentlich einer Stagnation gleichkommt (IMF, 2024). Dabei dürften Rückgänge im Güterhandel durch eine dynamischere Entwicklung im Dienstleistungsverkehr, insbesondere im Reiseverkehr, kompensiert worden sein. Trotz der Tatsache, dass die Inflation weltweit rascher abnahm als erwartet, waren die Finanzierungskosten für Unternehmen weiter hoch und die allgemeine Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche und geopolitische Entwicklung und deren Effekte auf die Inflation dämpfte die Konsumlaune.

1 Leistungsbilanz

Grafik 1 mit dem Titel „Entwicklung und Zusammensetzung der Leistungsbilanz Österreichs“ zeigt in einem Säulendiagramm die Teilsalden der österreichischen Leistungsbilanz in Milliarden Euro und die Leistungsbilanz insgesamt in Prozent des BIP für die Jahre 2019 bis 2023. Die vertikale linke Achse reicht von minus 15 bis plus 20 Milliarden Euro; die rechte Achse von minus 3 bis plus 4 Prozent. Folgende Ergebnisse sind für 2019 und 2023 dargestellt: 2019: Leistungsbilanz in Prozent des BIP 2,4; jeweils in Milliarden Euro: Güter 4,4, Reiseverkehr 10,1, Sonstige Dienstleistungen minus 0,5, Einkommen im weitesten Sinn minus 4,6. 2023: Leistungsbilanz in Prozent des BIP 2,7; jeweils in Milliarden Euro: Güter 9,3, Reiseverkehr 9,2, Sonstige Dienstleistungen minus 1,5, Einkommen im weitesten Sinn minus 4,3. Die Daten für 2019 und 2020 sind endgültig, für 2021 und 2022 revidiert und für 2023 vorläufig. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Dass Österreich im Jahr 2023 auf einem guten Weg war, sich von den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie- und Hochinflationsjahre auf die Außenwirtschaft zu erholen, zeigt die Entwicklung des Leistungsbilanzsaldos gegenüber dem Ausland: Dieser drehte 2023 nach dem scharfen Rückgang im Jahr davor wieder ins Plus, auf 12,7 Mrd EUR oder 2,7% des BIP. Ex aequo trugen dazu der Reiseverkehr und der Güterhandel bei, zu je rund 9 Mrd EUR oder 1,9% des BIP. Der Reiseverkehr stellte damit wieder, wie traditionell vor der COVID-19-Pandemie, eine wichtige Säule der Außenwirtschaft dar, wenngleich noch nicht im selben Ausmaß. Der Güterhandel profitierte vom Rückgang der Energie- und Einfuhrpreise und es konnte trotz des internationalen Gegenwinds ein positives Exportwachstum erzielt werden. Der Außenbeitrag zur Wertschöpfung (Güter und Dienstleistungen) stieg auf 17 Mrd EUR oder 3,6% des BIP, was der Bedeutung vor Ausbruch der internationalen Friktionen und damit des Jahres 2019 entspricht. Der deutlich positive Leistungsbilanzsaldo beweist einmal mehr, dass die österreichische Volkswirtschaft insgesamt nicht auf Finanzierung aus dem Ausland angewiesen ist, sondern sich aktiv auf den internationalen Kapitalmärkten veranlagen kann.

Grafik 2 mit dem Titel „Außenwirtschaft der EU-Mitgliedsländer“ ist ein Säulendiagramm. Es zeigt für die Euro- und Nicht-Euro-Länder den gleitenden Durchschnitt der Leistungsbilanz in Prozent des BIP für 2019 und 2023 sowie die Leistungsbilanz in Prozent des BIP für 2023. Die vertikale Achse reicht von minus 14 bis plus 14 Prozent. Indiziert sind die EU-Richtwerte von minus 4 und plus 6 Prozent. Die Werte für Österreich betragen: 2019 (gleitender Durchschnitt) 1,6 Prozent, 2023 (gleitender Durchschnitt) 1,3 Prozent und 2023 2,7 Prozent. Österreich liegt damit hinter den Niederlanden (10,1 Prozent), Irland (9,9 Prozent), Luxemburg (6,8 Prozent), Deutschland (5,9 Prozent) und Slowenien (4,5 Prozent; jeweils 2023). Quelle: EuroOSTAT.

Im Jahr 2022 sind die Leistungsbilanzen in vielen EU-Staaten aufgrund steigender Energiepreise ins Minus geraten, während 2023 aufgrund der Preisentspannung eine allgemeine Erholung festzustellen war. Weiterhin blieben jedoch die Divergenzen zwischen überschießenden Leistungsbilanzüberschüssen und Defiziten nach den EU-Richtwerten hoch. Auch innerhalb des Euro-Währungsgebiets divergieren Preis- und Kostendruck, was Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit in Ländern mit stärkeren Preiserhöhungen beinhaltet. Für Österreich empfiehlt die EU-Kommission, auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu achten, sieht aber in ihrem letzten Stabilitätsbericht keine besonderen Risiken, wenngleich in den vergangenen Jahren Exportmarktanteile verloren gingen (European Commission, 2023). Andere Länder, wie zum Beispiel Deutschland, hatten mit größeren Verlusten zu kämpfen. 29

1.1 Güterhandel

Grafik 3 mit dem Titel „Entwicklung und Zusammensetzung der Güterbilanz“ ist ein Säulendiagramm, das die Güterbilanz in Teilsalden in Milliarden Euro darstellt, und die Güterbilanz insgesamt in Prozent des BIP für die Jahre 2019 bis 2023. Die vertikale linke Achse reicht von minus 25 bis plus 20 Milliarden Euro; die rechte Achse von minus 3,1 bis plus 2,5 Prozent. Folgende Ergebnisse sind für 2019 und 2023 dargestellt: 2019: Güterbilanz in Prozent des BIP 1,1 Prozent; jeweils in Milliarden Euro: Außenhandel im engeren Sinn minus 2,3; Transithandel 3,8; Globaler Handel 2,6; Sonstige Transaktionen 0,2. 2023: Güterbilanz in Prozent des BIP 1,9 Prozent; jeweils in Milliarden Euro: Außenhandel im engeren Sinn 0,8; Transithandel 9,4; Globaler Handel 0,1; Sonstige Transaktionen minus 1,0. Die Daten für 2019 und 2020 sind endgültig, für 2021 und 2022 revidiert und für 2023 vorläufig. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Im Güterhandel erzielte Österreich im Jahr 2023 einen Handelsüberschuss von 9,3 Mrd EUR oder 1,9% des BIP. Das stellt eine enorme Verbesserung und einen Wechsel zu einer positiven Handelsbilanz gegenüber dem Jahr davor dar und auch einen höheren Wertschöpfungsbeitrag als jenen im Vergleichsjahr 2019, vor Ausbruch der globalen Friktionen. Laut Umfragen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) nahm die Belastung der Industrieproduktion und des Handels durch Lieferengpässe und Materialknappheit im Lauf des Jahres 2023 deutlich ab. Demgegenüber wurden die Entwicklung der internationalen Nachfrage bzw. von Neuaufträgen zu den bestimmenden Faktoren für die heimische Industrie (Hölzl, 2024). Im internationalen Vergleich zeigt sich Österreichs Exportindustrie jedoch robust. Die nominellen Exporteinnahmen Österreichs wuchsen im Jahr 2023 um 1,1% gegenüber dem Jahr davor auf rund 200 Mrd EUR. In vielen anderen EU-Ländern, unter anderem im Nachbarland Deutschland, sind die Exporteinnahmen im vergangenen Jahr zurückgegangen, ebenso in den oftmals zitierten Vergleichsländern Österreichs, Finnland und Schweden. 30 Die Importaufwendungen Österreichs gingen 2023 um 6,8% auf rund 191 Mrd EUR zurück.

Im Detail betrachtet gab vor allem der Außenhandel im engeren Sinn Ausschlag für die Verbesserung der Handelsbilanz, d. h. der klassische Warenhandel über die österreichische Grenze, bereinigt um Fracht- und Steuerbestandteile sowie um Ein- und Ausfuhren zur Weiterverarbeitung von Waren im In- und Ausland. Neben Zugewinnen in der Ausfuhr von medizinisch-pharmazeutischen Erzeugnissen war es vor allem der nachlassende Preisdruck bei Energieimporten, der das Außenhandelsergebnis positiv beeinflusste. Der Rohstoffpreisindex für den Euroraum insgesamt ist 2023 um rund 47% gesunken. Für das Gesamtverhältnis von Import- und Exportpreisen in Österreich laut WIFO bedeutet das, dass die Preise für Wareneinfuhren um 2% im Vergleich zu 2022 zurückgegangen sind, während die Exportpreise geringfügig um rund 0,5 % angehoben wurden. Laut dem WIFO liegt ein „Pricing-to-market“-Verhalten der heimischen Exporteure vor, was die Exportentwicklung trotz höherer Preissteigerungen im Inland als im Ausland gestützt hat. So wurden die Preissteigerungen in der Produktion weniger über die Exportpreise abgegeben, sondern die eigenen Gewinnmargen verkürzt (FIW, 2024).

Wie der Außenhandel im engeren Sinn bilanzierte auch der Handel Österreichs aufgrund globaler Wertschöpfungsketten, der aufgrund der internationalen Auslagerung von Produktions- und Lieferketten nicht mehr über die österreichische Grenze stattfindet, 2023 ebenfalls ausgeglichen. 31 Das geht jedoch auf Sondereffekte von wenigen großen Konzernen zurück und dürfte damit nur eine Momentaufnahme darstellen. Im Gegensatz dazu weitete sich die Transithandelsspanne im Vergleich zum Jahr davor weiter aus. Die zugrunde liegenden Handelsströme, also sowohl der Ankauf von Waren im Ausland als auch die Verbringung in einen ausländischen Absatzmarkt, sind jedoch wertmäßig gesunken. 32

Grafik 4 mit dem Titel „Entwicklung der Ausfuhr und Einfuhr von Waren laut Außenhandelsstatistik“ ist ein Balkendiagramm. Es zeigt die Entwicklung der Hauptkomponenten der Außenhandelsstatistik (SITC-Einsteller, teilweise zusammengefasst) 2023 in Prozent gegenüber dem Jahr davor: Ernährung, Getränke, Tabak; Roh- und Brennstoffe, Energie; Chemie und Pharmazie; Bearbeitete Waren; Maschinen, Fahrzeuge; Sonstige Fertigwaren und Waren a. n. g. Die horizontale Achse reicht von minus 30 bis plus 30 Prozent. Die größte positive Veränderung bei den Ausfuhren betraf Chemie und Pharmazie (plus 18,8 Prozent), bei den Einfuhren Ernährung, Getränke und Tabak. Die größte negative Veränderung betraf die Einfuhr von Roh- und Brennstoffen und Energie (minus 28,9 Prozent). Quelle: Statistik Austria.

Im Jahr 2023 gab es bei den Ausfuhren laut Außenhandelsstatistik von Statistik Austria die höchsten relativen Zuwächse bei chemisch-pharmazeutischen Erzeugnissen, gefolgt von Maschinen und Fahrzeugen sowie Nahrungsmitteln. Ausfuhren bearbeiteter Waren als Vorleistungen für die Industrie im Ausland als auch von Fertigwaren für den Konsum waren hingegen rückläufig. Bei den Einfuhren gab es ein Plus bei Nahrungsmitteln und Getränken, auch bei Maschinen und Fahrzeugen. Einfuhren bearbeiteter Waren wiesen jedoch – wie auch bei den Ausfuhren – ein Minus auf: ein Indiz für eine internationale Schwäche der Industriekonjunktur. Für die Bilanzen in den verschiedenen Außenhandelssparten bedeutet dies, dass trotz rückläufiger Warenströme der Handelsüberschuss bearbeiteter Waren am höchsten war, gefolgt von Maschinen und Fahrzeugen, ex aequo mit Chemie und Pharmazie. Das höchste Handelsdefizit gab es wiederum bei Brennstoffen und Energie, gefolgt von Fertigwaren.

Die Drehung des Außenhandelssaldos in Richtung eines ausgeglichenen Ergebnisses war jedoch, neben der Ausweitung des Überschusses in der Chemie und Pharmazie, hauptsächlich auf die Verminderung des Defizits in der Energiebilanz zurückzuführen. Während die Einfuhrmenge von Brennstoffen und Energie im Jahr 2023 um rund 4% anstieg – in den Pandemie- und Inflationsjahren war die Einfuhrmenge zunehmend zurückgegangen –, verringerte sich der Wert der Einfuhren in Euro um rund ein Drittel. Das stellt eine markante Korrektur gegenüber den beiden Jahren davor dar, in denen der Einfuhrwert für Brennstoffe und Energie stark gestiegen war. 33

1.2 Reiseverkehr

Grafik 5 ist eine Doppelgrafik. Die linke Grafik trägt den Titel „Entwicklung des Reiseverkehrs“ und ist ein Balkendiagramm für die Jahre 2019 bis 2023. Es zeigt die Zusammensetzung der Reiseverkehrsbilanz getrennt nach Einnahmen (positiv aufgetragen) und Ausgaben (negativ aufgetragen). Die linke Achse reicht von minus 20 bis plus 25 Milliarden Euro. Auf der rechten Achse ist der Reiseverkehrssaldo in Prozent des BIP abgebildet. Sie reicht von minus 2,4 bis plus 3 Prozent. Im Jahr 2023 betrugen die Einnahmen 23,1 Milliarden Euro, die Ausgaben 13,9 Milliarden Euro. Der Reiseverkehrssaldo betrug 1,9 Prozent des BIP. Die Daten für 2019 und 2020 sind endgültig, für 2021 und 2022 revidiert und für 2023 vorläufig. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.





Die rechte Grafik in der Doppelgrafik 5 trägt den Titel „Entwicklung der Reiseverkehrseinnahmen“ und ist ein Balkendiagramm. Sie zeigt die Veränderung in Prozent zwischen 2023 und 2022 sowie zwischen 2019 und 2023. Die Balken beziehen sich auf die regionale Gliederung der Reiseverkehrseinnahmen in Deutschland, übrige EU-14, EU-Beitrittsländer, EFTA, USA und Vereinigtes Königreich, BRICS plus und übrige Welt. Die horizontale Achse reicht von minus 100 bis plus 100 Prozent. Die größte negative Veränderung zwischen 2019 und 2023 ist für die BRICS plus zu beobachten (minus 49,7 Prozent). Zwischen 2022 und 2023 waren es dann genau die Länder, die am meisten aufholten (plus 93,4 Prozent). Die Daten für 2019 und 2020 sind endgültig, für 2021 und 2022 revidiert und für 2023 vorläufig. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Nach den herben Einbußen der Tourismuswirtschaft im Zuge der Eindämmungsmaßnahmen in der COVID-19-Pandemie ist der Reiseverkehr in den vergangenen beiden Jahren als eine der tragenden Säulen der österreichischen Außenwirtschaft zurückgekehrt. Im Jahr 2023 belief sich der Einnahmenüberschuss auf 9,2 Mrd EUR oder 1,9% des BIP. Noch konnte das Rekordergebnis von 2019 (2,6% des BIP) nicht wieder erreicht werden, zu groß ist der Nachholbedarf der Österreicher:innen nach Urlaub im Ausland.

Ein genauerer Blick darauf, wie sich die Reiseverkehrseinnahmen in Österreich zusammensetzen, zeigt, dass die zugrunde liegenden Nächtigungen ausländischer Gäste in Österreich 2023 noch um 1,3% unter jenen vor Ausbruch der Pandemie blieben. Die Durchschnittsausgaben pro Nächtigung in Österreich (ohne Einpendler:innen) betrugen 211 EUR pro Nächtigung und lagen damit um rund 13,5% über jenen von 2019. Im selben Zeitraum haben die touristischen Exportpreise laut WIFO durch die (teilweise) Übertragung der gestiegenen Energie- und Mietkosten auf die Gäste um fast 30% angezogen. 34 Da die Preise damit deutlich stärker als die durchschnittlichen Ausgaben gestiegen sind, sind die Ausgaben der ausländischen Gäste in Österreich über die Preissteigerungen in Restaurants und Hotels hinaus nicht real gewachsen, sondern gesunken. Das heißt, trotz einer deutlichen nominellen Einnahmensteigerung hat die heimische Tourismuswirtschaft mit realen Einnahmenverlusten zu kämpfen.

Wie zeigt sich die Bedeutung der Herkunftsländer in der Verteilung der Reiseverkehrseinnahmen im Jahr 2023 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie? Deutschland ist weiterhin der unangefochtene Spitzenreiter mit einem Anteil von rund 45% an den Gesamteinnahmen aus dem ankommenden Reiseverkehr. Auf Platz zwei haben die Niederlande (7,2%) die Schweiz abgelöst (6,8%). Ungarn hat merklich an Bedeutung gewonnen und sich vom sechsten auf den vierten Rang vorgeschoben (rund 4%), zulasten von Italien (3,7%) und dem Vereinigten Königreich (3,2%), die jeweils um einen Rang zurückgefallen sind. Die USA kamen konstant auf den neunten Rang (2,7%). Japan, China und die Russische Föderation blieben 2023 als Herkunftsmärkte noch weit hinter ihrer Bedeutung vor Ausbruch der globalen Friktionen. Während jedoch die Einnahmen von Gästen aus Japan und China bereits deutlich im Aufwind waren, haben sich jene von russischen Gästen kaum erholt.

Abbildung 1 stellt eine Österreich-Landkarte dar und trägt den Titel „Tourismusintensität in Österreich 2023 im Fokus“. Sie zeigt die Nächtigungen pro Kopf der Wohnbevölkerung getrennt nach allen und im Speziellen nach ausländischen Gästen. Für Österreich insgesamt betrugen die entsprechenden Werte 17 (insgesamt) und 12 (ausländische Gäste). Die Werte der Bundesländer sind farblich skaliert, für 1–12, 13–24 und ab 25. Es führen Tirol (63 / 58) und Salzburg (53 / 41). Ferner sind die Ergebnisse für die Stadt Salzburg eingetragen: 20 / 16. Die Werte für Wien betragen 9 / 7. Quelle: Statistik Austria.

Gerade die Pandemiejahre und die Erholung davon haben gezeigt, welch wichtigen Wirtschafts- und Wertschöpfungsfaktor der Tourismus in Österreich darstellt. Der heimische Tourismus steht jedoch vor großen Herausforderungen. Neben der Frage der klimatischen Folgen für die Wintersaison in Österreich stehen seit den Jahren nach COVID-19 auch die sozialen und umweltpolitischen Folgen von vermehrtem Personen- und Verkehrsaufkommen im Fokus. Während weltweit die Städte Venedig und Barcelona zum Inbegriff von „Übertourismus“ wurden, sind in Österreich die Städte Salzburg und Wien Beispiele einer hohen Tourismusnachfrage.

Zieht man die Zahl der jährlichen Nächtigungen pro Kopf der Wohnbevölkerung als Maß der Tourismusintensität heran, betrug der Indikator für Gesamtösterreich bezogen auf ausländische Gäste im Jahr 2023 gerundet 12 Nächtigungen pro Kopf, für alle Gästenächtigungen, einschließlich der Inlandsreisenden rund 17. Damit lag die Tourismusintensität in Österreich zwar unter jener der kleinen Mittelmeerdestinationen Kroatien und Malta, aber vor jener der großen Reiseländer Spanien, Portugal und Italien. Innerhalb Österreichs war die Tourismusintensität pro Kopf der Wohnbevölkerung in den Bundesländern Tirol (rund 63) und Salzburg (rund 53) am höchsten. Eingeschränkt auf internationale Gäste lag sie bei rund 58 und 41.

Knapp 18% der gesamten Nächtigungen von Ausländer:innen in Österreich entfielen im Jahr 2023 auf die Landeshauptstädte. Das entspricht der Bedeutung, die der Städtetourismus vor Ausbruch der Pandemie hatte. Hier sticht vor allem die Stadt Salzburg mit rund 16 Nächtigungen von ausländischen Gästen pro Kopf der Bevölkerung ins Auge. Bezogen auf die Gesamtnächtigungen waren es rund 20. Im Vergleich dazu betrug in Wien die Tourismusintensität im Jahr 2023 insgesamt rund 9 Nächtigungen pro Kopf, bezogen auf ausländische Gäste waren es rund 7.

Heruntergebrochen auf Bezirksebene zeigt sich jedoch, dass die Tourismusintensität in Österreich in der Inneren Stadt in Wien am höchsten ist – nämlich mit über 1.000 Nächtigungen pro Kopf der Wohnbevölkerung. Es folgen mit Abstand, mit jeweils mehr als 150 oder 100 Nächtigungen pro Kopf der Wohnbevölkerung, Landeck, Reutte, Schwaz und Imst in Tirol sowie Zell am See und St. Johann im Pongau in Salzburg.

Diese statistische Darstellung der Tourismusintensität berücksichtigt nicht die Tagesreisenden (ohne eine Übernachtung in Österreich) und gibt nicht die spezifischen lokalen und zeitlichen Konzentrationen von Besucher:innenströmen wieder (Beispiel Hallstadt in der Sommersaison und die Wiener Innenstadt im Dezember). So ist grundsätzlich zu beobachten, dass langfristig gesunkene Kosten von Flugreisen, die Bedeutung von Online-Buchungsplattformen sowie die Verbreitung von Reiseinformationen in sozialen Medien Tourismusdestinationen vor zunehmende Herausforderungen stellen. Das betrifft einerseits die Interessen der Wohnbevölkerung und die Nachhaltigkeit von Tourismus, andererseits die Interessen der Reisenden selbst. So kann Übertourismus zu einer Beeinträchtigung des touristischen Erlebnisses führen und die wirtschaftlich positiven Ergebnisse mittel- bis langfristig belasten.

Die Suche nach Lösungsstrategien, nach einem „Gästemanagement“, ist vielfältig. Dabei zeigt sich, dass die digitalen Innovationen, die zum Anstieg von Besucher:innenströmen beigetragen haben, auch mögliche Lösungsansätze bieten, um diese, beispielsweise mithilfe spezieller Apps, räumlich und zeitlich zu verteilen. Zusammen mit der Entwicklung von Sehenswürdigkeiten außerhalb von touristischen Hotspots könnte die touristische Wertschöpfung so auch in andere Regionen ausgeweitet werden (Fritz und Maier, 2019).

1.3 Regionaler Außenbeitrag

Grafik 6 mit dem Titel „Regionaler Außenbeitrag, Güter und Dienstleistungen“ ist ein Balkendiagramm. Die Zusammensetzung spiegelt die regionale Verteilung des Außenbeitrags nach Deutschland, übrige EU-14, EU-Beitrittsländer, EFTA, USA und Vereinigtes Königreich, BRICS plus und übrige Welt wider. Die linke Achse reicht von minus 30 bis plus 40 Milliarden Euro. Die rechte Achse bezieht sich auf den Saldo in Prozent des BIP und reicht von minus 3 bis plus 4 Prozent. 2019 betrugen die Werte: Saldo in  Prozent des BIP: 3,5 Prozent; Werte in Milliarden Euro: Deutschland minus 0,6; übrige EU-14 0,6; EU-Beitrittsländer minus 1,0; EFTA 5,7; USA und Vereinigtes Königreich 8,7; „BRICS plus“ minus 2,2 und übrige Welt 2,9. 2023 betrugen die Werte: Saldo in  Prozent des BIP: 3,6 Prozent; Werte in Milliarden Euro: Deutschland 8,3; übrige EU-14 2,2; EU-Beitrittsländer 0,7; EFTA 4,3, USA und Vereinigtes Königreich 11,1; „BRICS plus“ minus 11,0 und übrige Welt 1,4. Die Daten für 2019 und 2020 sind endgültig, für 2021 und 2022 revidiert und für 2023 vorläufig. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Zusammengefasst exportierte Österreich im Jahr 2023 insgesamt Güter und Dienstleistungen im Wert von rund 284 Mrd EUR. Das entspricht einer wertmäßigen Zunahme von rund 2% gegenüber dem Jahr davor und von rund 28% im Vergleich zu 2019 und damit vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie und des energiebedingten Inflationsauftriebs. 35

In Österreichs Haupthandelsgebiet, die EU, gingen davon etwas mehr als zwei Drittel (rund 68 %) der Gesamtexporte. Mit einem Handelsplus von wertmäßig 1,5% gegenüber dem Jahr davor hinkten die Handelsbeziehungen der allgemeinen Entwicklung etwas hinterher. Das betraf jedoch – noch – nicht den wichtigsten Exportmarkt Deutschland, in den sich die Exporte um 2,8% erhöhten.

Besonders vorteilhaft entwickelten sich die Exporteinnahmen aus den USA (+6,9%), der Schweiz (+5,5%) und dem Vereinigten Königreich (+5,0%). Aus den mittel- und osteuropäischen Staaten stagnierten die Exporteinnahmen im Jahr 2023 annähernd, wobei sich ein heterogenes Bild der Handelsentwicklung zeigt: Während beispielsweise mit der Slowakei und Rumänien eine positive Entwicklung zu verzeichnen war, nahmen die Einnahmen aus Slowenien und Ungarn ab. Zudem drückten die kriegsbedingt unterbrochenen Handelsbeziehungen mit Russland und der Ukraine auf die gesamten Einnahmen aus der Region.

Die Aufwendungen für den Import von Gütern und Dienstleistungen aus dem Ausland beliefen sich im Jahr 2023 insgesamt auf rund 267 Mrd EUR. Das bedeutet ein wertmäßiges Minus von 3,5% gegenüber dem Jahr davor. Es waren ausgeprägte Rückgänge vis-à-vis den BRICS-Staaten zu beobachten – hier schlagen die gesunkenen Rohstoff- und Energieaufwendungen zu Buche –, aber auch gegenüber Deutschland. Zugenommen haben hingegen die Importaufwendungen gegenüber der Schweiz, den USA, Kroatien, Spanien und Frankreich.

Wie eingangs beschrieben, belief sich der Außenbeitrag Österreichs, der Saldo aus Gütern und Dienstleistungen, im Jahr 2023 insgesamt auf 17 Mrd EUR oder 3,6% des BIP. 11,5 Mrd EUR wurden dabei gegenüber der EU erwirtschaftet und hiervon 8,3 Mrd EUR aus den Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland. Außerhalb der EU bilanzierte Österreich positiv mit den USA, der Schweiz und Großbritannien, hingegen drückten die Handelsbeziehungen mit den BRICS-Staaten negativ auf den Außenbeitrag. Neben der Einfuhr von Roh- und Brennstoffen ist dabei auch die Auslagerung von Fertigungsprozessen und von Dienstleistungen ins Ausland zu berücksichtigen.

1.4 Ausblick

Was zeigt der außenwirtschaftliche Ausblick Österreichs für das aktuelle Jahr 2024? Die Welthandelsorganisation (WTO) schätzt, dass das Welthandelsvolumen im Jahr 2024, nach dem Rückgang 2023, wieder wachsen wird (WTO, 2024). Es wird erwartet, dass der allgemeine Preisauftrieb sukzessive nachlassen wird mit positiven Effekten auf die Realeinkommen und in Folge auf den Konsum. Der IWF ortet gar eine unerwartete Resilienz der Weltwirtschaft, da trotz der Friktionen der vergangenen Jahre eine weltweite Rezession abgewendet werden konnte (IMF, 2024).

Beide, WTO und IWF, weisen aber auch auf die Risiken hin, die für die globale Erholung des Welthandels bestehen. Insbesondere die geopolitischen Spannungen in Osteuropa und im Nahen Osten bergen die Gefahr von Unterbrechungen der See- und Handelswege und neuerlicher Preisauftriebe im Energiesektor. Zudem warnen die WTO und der IWF vor protektionistischen Tendenzen, welche ebenfalls die aufkeimende Erholung im Welthandel untergraben können. Der IWF geht dennoch in seiner April-Prognose für 2024 von einer Belebung des Welthandelsvolumens um 3% aus.

Erste Schätzungen der OeNB für das Jahr 2024 weisen darauf hin, dass die Dynamik des österreichischen Außenhandels zu Jahresbeginn gering gewesen sein dürfte. Es ist sogar ein leichtes Minus in den Exporteinnahmen möglich. Darauf deuten die Einschätzung der Exportauftragseingänge durch die Unternehmen hin.

Der heimische Tourismus zeigte sich hingegen zu Jahresbeginn 2024 dynamisch. Von Jänner bis März konnten bereits um 6% mehr Nächtigungen ausländischer Gäste verbucht werden als im Jahr davor. Damit wurde sogar das bisherige Spitzenergebnis des ersten Quartals 2019 wieder erreicht, vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie.

2 Kapitalbilanz

Die finanziellen Ströme Österreichs gegenüber dem Ausland entwickelten sich 2023 aufgrund von steigenden Zinsen und Inflation dynamisch und führten die Bruttobestände zu neuen Höchstwerten. Historisch betrachtet wurde Österreich aufgrund der kontinuierlichen Leistungsbilanzüberschüsse seit dem Jahr 2002 (Ausnahme 2022) im Jahr 2012 vom Nettoschuldner zum Nettogläubiger. Die Finanzforderungen und -verpflichtungen gegenüber dem Ausland sind seit dem Jahr 2018 wieder stärker angestiegen und haben die 1-Billion-EUR-Grenze überschritten. In den letzten Jahren haben nicht nur Transaktionen die Auslandspositionen beeinflusst, sondern verstärkt auch größere Bewertungseffekte, die durch die Volatilität der Kapitalmärkte, aber auch durch Wechselkursentwicklungen in den globalen Turbulenzen der letzten Zeit entstanden sind.

Grafik 7 trägt den Titel „Vermögensposition Österreichs – Forderungen und Verbindlichkeiten im Vergleich. Die Grafik zeigt die Bestände der Forderungen und Verbindlichkeiten seit 1995. Zu Beginn waren die Verbindlichkeiten mit 151 Millionen Euro um 26 Millionen höher als die Forderungen. Dieser Abstand wird bis 2002 zunächst noch etwas größer, und verringert sich bis schließlich im Jahr 2012 die Forderungen die Verbindlichkeiten erstmals übersteigen. Seit diesem Wendepunkt wird der Abstand der Forderungen, die nun bereits größer sind, allmählich ausgebaut, ab 2019 mit zunehmender Geschwindigkeit. Allgemeine Trends die sowohl Forderungen als auch Verbindlichkeiten betreffen gibt es von 2004–2007: Ein rasanter Anstieg im Zuge der EU-Osterweiterung. Und von 2008–2020, hier stagnieren beide Zeitreihen im Bereich von etwa 800 bis 900 Millionen Euro. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Eine genauere Analyse der Transaktionen im Jahr 2023 zeigt, dass die Kapitalbilanz vor allem durch den Aufbau von Wertpapierverpflichtungen getrieben wurde (Grafik 8).

Insgesamt wurden österreichische Wertpapiere in Höhe von 36,2 Mrd EUR von ausländischen Investoren gekauft. Besonders gefragt waren österreichische Staatsanleihen (19,7 Mrd EUR) und österreichische Bankanleihen (18,7 Mrd EUR). Gegenläufig auf der Forderungsseite sind besonders Zukäufe des Bankensektors in Höhe von 13,3 Mrd EUR, davon 7,3 Mrd EUR ausländische Staatsanleihen, hervorzuheben. Per saldo wurden in Österreich 2023 um 16,2 Mrd EUR mehr Wertpapiere an das Ausland verkauft als von dort zugekauft (Saldo der Portfolioinvestitionen). Der Geldfluss der verkauften Wertpapiere aus dem Ausland nach Österreich ist im Segment „Kredite, Einlagen & Zahlungsverkehr“ als positiver Saldo zu beobachten. Die Direktinvestitionen trugen mit 5,2 Mrd EUR positiv zur Kapitalbilanz bei.

Grafik 8 ist eine gestapelte Säulengrafik mit dem Titel „Kapitalbilanz: Internationale Wertpapiernachfrage spielt eine wesentliche Rolle“. Sie zeigt die Transaktionen der Kapitalbilanz gegliedert nach ihren funktionalen Kategorien von 2018 bis 2023. Die Direktinvestitionen sind zumeist im positiven Bereich, außer im Jahr 2022. Portfolioinvestitionen & Finanzderivate sind als eine Kategorie zusammengefasst und sind sehr volatil. Signifikate Ausschläge in den positiven Bereich gibt es mit 12 Milliarden Euro im Jahr 2021. In den Jahren 2020 und 2023 gab es mit minus 12 Milliarden Euro und minus 15,5 Milliarden Euro stark negative Salden. Die sonstigen Investitionen bewegen sich etwa spiegelbildlich zu den Portfolioinvestitionen. Währungsreserven haben nur sehr geringe Transaktionen, die größten sind mit plus 4 Milliarden Euro im Jahr 2021 und mit minus 4 Milliarden Euro im Jahr 2023. Der Saldo der Kapitalbilanz ist mit Ausnahme des Jahres 2022 immer positiv. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die sehr großen Bruttoströme innerhalb der einzelnen Kategorien werden in der Kapitalbilanz und den zugrunde liegenden Salden nicht dargestellt. Diese betragen jedes Jahr hunderte Milliarden Euro, und treten auch in Bereichen auf, in denen man sie nicht vermuten würde. Ein Beispiel dafür ist der Bargeldbereich.

Österreichische Banken haben im Euroraum durch ihr Engagement in CESEE eine besondere Rolle in der Bargeld-Logistik. Es werden physisch Banknoten in die Zweigstellen und Tochterbanken geliefert, und auch wieder aus dem Verkehr genommen. Seit der Zinswende im Sommer 2022 hat der Rücklauf von Banknoten stark zugenommen. So stark, dass im Jahr 2023 per saldo etwa 25 Mrd EUR mehr nach Österreich zurückgebracht als ausgeliefert wurden. Diese Banknoten werden von den österreichischen Banken an die OeNB zurückgegeben, diese zieht sie aus dem Verkehr und verringert somit das gesamte umlaufende Bargeld des Euroraums maßgeblich. Für die Zahlungsbilanz ist diese Bargeldlogistik insofern relevant, weil sich zwei große Zahlungsströme daraus ergeben: Einerseits bauen die österreichischen Banken grenzüberschreitende Verbindlichkeiten gegenüber den Ländern, von denen sie das Bargeld übernehmen, auf und andererseits entsteht durch das Einziehen des Bargelds eine Forderung der OeNB gegenüber dem ESZB in etwa gleicher Höhe. Das bedeutet, dass sich diese beiden Buchungen in der Kategorie „Kredite, Einlagen & Zahlungsverkehr“ im Saldo gegenseitig aufheben. Sie haben jedoch Auswirkungen auf die regionalen Salden.

Der Euro verfügt international über eine große Bedeutung. Laut einer Studie der EZB zirkulieren ca. 30–50% des Euro-Bargeldumlaufs außerhalb des Euroraums (Zamora-Perez, 2021). Im Nicht-Euro-Ausland werden Euro-Banknoten sowohl für Transaktions- als auch Wertaufbewahrungszwecke benützt.

Abbildung 2 zeigt die Silhouette Österreichs und trägt den Titel „Österreich als Euro-Bargeldhub“. In Österreich ist eine Bank eingezeichnet, von der aus Linien nach rechts – außerhalb Österreichs – in einen neuen Bereich reichen. Dieser trägt den Titel „Nicht-Euroraum“ und beinhaltet Zweigstellen und Tochterbanken der österreichischen Bank. Bei diesen Zweigstellen sind Lkws eingezeichnet, die das Bargeld auf seinem Rückweg nach Österreich darstellen. Links von Österreich gibt es noch einen Kreis mit dem Titel „ESZB“, der sich teilweise über Österreich erstreckt. In diesem Überlappungsbereich befindet sich die OeNB. Ein Forderungs-Pfeil zeigt von Österreich in den ESZB-Bereich, ein Verbindlichkeiten-Pfeil vom „Nicht-Euroraum“ nach Österreich. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Demgegenüber stehen große Transaktionen bei den österreichischen Banken, die in der Kapitalbilanz sichtbar werden. Das gestiegene Zinsniveau hat Auswirkung auf die Bankenfinanzierung. Im Zuge der Leitzinserhöhung wurden die Zinskosten von längerfristigen Refinanzierungsgeschäften im Rahmen von TLTRO-III (Targeted longer-term refinancing operations) ebenfalls erhöht. Die EZB hat in ihrem Beschluss vom Oktober 2022 die Erhöhung des Leitzinses beschlossen und gleichzeitig auch entschieden, die Zinssätze des TLTRO-III-Programms neu zu berechnen und damit zu erhöhen. Die Anpassung der Verzinsungsregeln betrifft noch ausstehende TLTRO-III-Geschäfte – also jene, die nach November 2022 abgeschlossen wurden. Damit die Bankinstitute die Möglichkeit haben, bestehende Verpflichtungen aus TLTRO-III-Geschäften günstig zu tilgen, wurden zusätzliche freiwillige und vorzeitige Rückzahlungstermine eingeräumt. Dabei galten am zusätzlichen Rückzahlungstermin im November 2022 noch die alten, günstigeren Konditionen. Bei späteren Rückzahlungen wurden die oben beschriebenen neuen, verschärften Konditionen angewendet. Banken haben diese Möglichkeiten genutzt und ihre TLTRO-III-Verbindlichkeiten gegenüber der OeNB getilgt. Im Zuge der Rückzahlung entstand ein externer Refinanzierungsbedarf, den die inländischen Banken größtenteils über neu emittierte Bankanleihen abdeckten (26,4 Mrd EUR im Jahr 2023). Diese wurden zum überwiegenden Teil von ausländischen Gläubigern gekauft (18,7 Mrd EUR; davon 10,6 Mrd EUR im ersten Quartal 2023). Daneben wurden insbesondere für kurzfristiges Liquiditätsmanagement Verbindlichkeiten aus Repogeschäften mit ausländischen Banken aufgebaut.

Grafik 9 mit dem Titel „Verbindlichkeiten aus Bankanleihen“ zeigt für die Jahre 2018 bis 2023 drei Indikatoren: Transaktionen aus Bankanleihen mit inländischen Gläubigern, Transaktionen aus Bankanleihen mit ausländischen Gläubigern, sowie den Verbindlichkeitsbestand der Banken gegenüber der OeNB. Dieser lag bis 2019 bei etwa 20 Milliarden Euro und stieg 2020 und 2021 sehr an (auf 87 Milliarden Euro), bevor er 2022 wieder sank und schließlich 2023 etwa wieder das Niveau von 2019 erreichte. Die Transaktionen verhielten sich dazu gegenläufig: sie gingen in den Jahren 2020 und 2021 zurück. 2022 und 2023 stammte zudem etwa ein Drittel der Transaktionen aus Bankanleihen aus dem Geschäft mit inländischen Gläubigern, in den Jahre davor ist dieses Nahe 0. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Ein wichtiger volkswirtschaftlicher Sektor ist bei der Analyse der Kapitalbilanz bisher noch gar nicht erwähnt worden: die Unternehmen. Ihre Investments bzw. Finanzierungen sind in vielen Fällen langfristig und strategischer Natur, sie sind daher in der Kategorie Direktinvestitionen zu finden. Direktinvestitionen (DI) sind grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen mit einem Anteil von mindestens 10% am stimmberechtigten Kapital.

Österreichs Direktinvestoren veranlagten 2023 im Ausland knapp 9 Mrd EUR und erzielten rund 2 Mrd EUR an Bewertungsgewinnen aus bestehenden Investitionen. Daraus ergab sich Ende 2023 mit 247 Mrd EUR ein historischer Höchststand des veranlagten Kapitals. Vor dem Hintergrund der Pandemie erlebten die grenzüberschreitenden strategischen Unternehmensbeteiligungen – im Einklang mit der internationalen Entwicklung – einen deutlichen Einbruch. Der inzwischen wieder eingeschlagene Wachstumstrend der Transaktionen führte jedoch noch nicht auf das langjährige Durchschnittsniveau zurück. Auf Rekordniveau lag Ende 2023 auch das Vermögen aus internationalen Direktinvestitionen in Österreich in Höhe von 205 Mrd EUR. Neuveranlagungen von 4 Mrd EUR sowie Bewertungsgewinne von knapp 7 Mrd EUR ließen den Bestand um rund 6% steigen.

Die globale Entwicklung bei Direktinvestitionstransaktionen war 2023 mit +3,1% Wachstum eher schwach. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre betrug die globale Wachstumsrate +4,9%. 36 Im Vergleich dazu befanden sich die österreichischen Wachstumsraten 2023 mit +3,8% bei den aktiven Direktinvestitionen und +2,1% bei den passiven Direktinvestitionen etwa im aktuellen globalen Trend.

Zusammenfassend stehen die finanziellen Ströme gegenüber dem Ausland im Jahr 2023 im Zeichen der Zinswende. Diese spiegeln sich einerseits in den hohen Anleihe-Emissionen von Banken wider, die zum Großteil im Ausland gekauft wurden, anderseits auch an der Höhe des Eurobargelds, das aus dem Nicht-Euroraum zurückfließt. Der Trend, dass die Vermögenspositionen gegenüber dem Ausland stärker von Preis- und Wechselkurseffekten beeinflusst sind, ist aufgrund der aktuellen geopolitischen Ereignisse auch für 2024 relevant.

Literaturverzeichnis

European Commission. 2023. Alert Mechanism Report 2024. November.

FIW (Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft). 2024. FIW-Jahresgutachten. Die österreichische Außenwirtschaft 2024. Februar.

IMF (International Monetary Fund). 2024. World Economic Outlook, Steady but Slow: Resilience and Divergence. April.

OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development). 2024. OECD Economic Outlook. Volume 2024. Issue 1: Preliminary version. Mai.

Fritz, O. und K. Maier. 2019. Wenn Reisende zur Belastung werden: Eine ökonomische Einordnung des Phänomens Übertourismus und der tourismuspolitischen Optionen zu seiner Bekämpfung. In: WIFO-Monatsberichte. 92(11). 821–831.

Hölzl, W. 2024. Konjunktureinschätzungen bleiben skeptisch. Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Februar 2024. Februar.

WTO (World Trade Organization). 2024. Global Trade Outlook and Statistics. April.

Zamora-Perez, A. 2021. The paradox of banknotes: understanding the demand for cash beyond transactional use. ECB Economic Bulletin, Issue 2.

27 Dieser Artikel basiert auf Daten von März 2024. Diese Daten wurden im September 2024 einer Großrevision (Benchmark-Revision 2024) unterzogen, bei der die Zeitreihe bis 2013 zurück revidiert wurde.

28 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, thomas.cernohous@oenb.at, patricia.walter@oenb.at. Die Autor:innen bedanken sich für die wertvollen Inputs von Bianca Lin-Ully, Richard Nöbauer, David Plakolm, Maximilian Reiner und Mergim Sadiku.

29 Einer eingehenden Prüfung durch die EU-Kommission werden Länder unterzogen, bei denen exzessive Ungleichgewichte in der Volkswirtschaft festgestellt werden, dazu zählen Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande, sowie neben Griechenland und Portugal auch Länder wie Schweden, Ungarn und die Slowakei. In Dänemark hat sich der Leistungsbilanzüberschuss weiter erhöht – dieser ist somit der höchste in der EU. Nach Einschätzung der EU-Kommission sind aber die Risiken schädlicher Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft gering bzw. die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes nach wie vor stabil.

30 Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) weist in ihrem letzten Wirtschaftsausblick darauf hin, dass die Schwäche der Wirtschaftsaktivität in Europa und vor allem in Deutschland das außenwirtschaftliche Umfeld Österreichs dämpfen. Trotzdem konnte sich Österreichs Güterhandel im Jahr 2023 besser behaupten als jener anderer Euroraum-Länder. Die OECD sieht Erklärungen dafür vor allem in der geringeren Abhängigkeit vom chinesischen Markt, in der Spezialisierung in Nischenbereichen der Maschinen- und Fahrzeugindustrie sowie in geringeren Gewinnmargen. Siehe OECD (2024).

31 Unter dem Begriff „globaler Handel“ werden einerseits Bereinigungen von Warenströmen für Unternehmen subsumiert, die nicht gebietsansässig sind, aber aufgrund von Produktions- und Lagerstätten in Österreich zur Umsatzsteuervoranmeldung zugelassen sind und deshalb in der Außenhandelsstatistik aufscheinen; zum anderen die Ergänzung des Güterhandels, der aufgrund der Auslagerung von Produktionsteilen ins Ausland nicht mehr über Österreichs Grenzen stattfindet und deshalb nicht in der Außenhandelsstatistik aufscheint.

32 Unter „sonstige Transaktionen“ werden vor allem die Schätzung illegaler Transaktionen (Zigaretten- und Drogenschmuggel) und Hilfslieferungen aus Österreich zusammengefasst.

33 Die Erdgasimportmenge stieg 2023 laut Statistik Austria um 7%. Eine Reduktion von Gasimportmengen aus Russland sei 2023 im Vergleich zum Jahr davor nicht realisiert worden. Allerdings sei der Wert der Gasimporte aus Russland um die Hälfte gesunken.

34 Die Durchschnittsausgaben der ausländischen Gäste sind zwischen 2022 und 2023 um rund 7% gestiegen. Im selben Zeitraum haben die Exportpreise um rund 11% zugelegt.

35 Getrennt nach Waren- und Dienstleistungshandel fand sich Österreich 2023 laut der Welthandelsorganisation (WTO) weltweit nicht unter den 30 größten Exporteuren im Austausch von Waren. Im Export kommerzieller Dienstleistungen belegte Österreich aber Rang 24, einen Platz hinter China. Die größten Warenexporteure waren weiterhin China, die USA und Deutschland, die größten Dienstleistungsexporteure die USA, das Vereinigte Königreich und Deutschland. Siehe WTO (2024).

36 Quelle: UNCTAD FDI Database.

Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2024

Bianca Lin-Ully, Patricia Walter 37

Die österreichische Leistungsbilanz zeigte im ersten Halbjahr 2024 einen außerordentlich hohen Einnahmenüberschuss im Ausmaß von 8,8 Mrd EUR oder 3,6% des BIP. 38 Dies war einer deutlichen Steigerung des Güterhandelssaldos als auch einem stabilen Überschuss im Reiseverkehr geschuldet. Ein Blick auf die zugrunde liegenden Bruttoströme zeigt jedoch, dass die Güterexporte zu laufenden Preisen rückläufig waren – wenngleich geringer als die Importe – und die Tourismusbranche weiter mit realen Einnahmenverlusten zu kämpfen hatte. Im Kapitalverkehr wurden im ersten Halbjahr 2024 österreichische Wertpapiere – insbesondere Staatsanleihen – im Ausland stark nachgefragt. Von den Direktinvestitionen ging per saldo ein moderat positiver Effekt auf die Kapitalbilanz aus, während sich in den „sonstigen Investitionen“, die Kredite, Einlagen und den Zahlungsverkehr umfassen, vor allem der Mittelzufluss nach Österreich für die gekauften Wertpapiere widerspiegelt.

1 Leistungsbilanz

Bei Grafik 1 mit dem Titel „Langfristige Entwicklung der Außenwirtschaft“ handelt es sich um ein Liniendiagramm, in dem die Entwicklung der Leistungsbilanz und des Außenbeitrags zum BIP (ohne Einkommensbestandteile) jeweils in % des BIP dargestellt sind. Der Darstellungszeitraum reicht vom Jahr 2013 bis 2023. Strichliert ist noch eine Erweiterung auf das erste Halbjahr 2024 dargestellt. Die Skala der y-Achse reicht von minus 2 bis plus 6% des BIP. Es zeigt sich deutlich der Einbruch der Außenwirtschaft in der Covid-19-Pandemie und der Hochinflation durch die Energiepreis-Rallye, indem die Leistungsbilanz zwischen den Jahren 2020 und 2022 von plus 3,4% auf minus 0,9% abstürzte, der Außenbeitrag von plus 3,3% auf minus 0,6%. Im Jahr 2023 erholte sich die Außenwirtschaft, d. h. die Leistungsbilanz erreichte wiederum plus 1,3%, der Außenbeitrag plus 2,0%. Die Daten sind bis 2021 endgültig (2013 bis 2021 bildete den Zeitraum der EU-Benchmark-Revision der Zahlungsbilanz in Österreich), 2022 und 2023 sind revidiert, das erste Halbjahr 2024 vorläufig. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Der Blick auf die langfristige Entwicklung der Außenwirtschaft ist deshalb aktuell besonders interessant, weil die Daten der Zeitreihe von OeNB und Statistik Austria im September 2024 einer innerhalb der EU abgestimmten „Benchmark Revision“ unterzogen wurden und damit inhaltlich vereinheitlicht worden sind (siehe Kapitel 3). Auf Basis der neuen Erkenntnisse bestätigen sich die bis zum Jahr 2020 beobachteten Einnahmenüberschüsse in der österreichischen Leistungsbilanz (ab 2021 unterlag die Zahlungsbilanz dem tourlichen Revisionszyklus), die neben dem Güter- und Dienstleistungshandel auch die grenzüberschreitenden Einkommensströme (Primäreinkommen und laufende Transfers) umfasst. Das Volumen wurde in der Revision nur geringfügig, vor allem durch verbesserte Erkenntnisse über die Importe, verringert. Im Ergebnis bedeutet dies, dass Österreich als gesamte Volkswirtschaft nicht auf Finanzierung aus dem Ausland angewiesen ist, sondern sich selbst aktiv an den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten veranlagen kann. Im Jahr 2023 betrug das Volumen des Leistungsbilanzsaldos zu laufenden Preisen 6,3 Mrd EUR oder 1,3% des BIP und spiegelt damit die Erholung von den Pandemie- und Hochinflationsjahren wider. Die Internationale Vermögensposition, die Nettoposition aus Forderungs- und Verbindlichkeitsbeständen Österreichs gegenüber dem Ausland, erreichte per Jahresultimo 2023 78,4 Mrd EUR oder 16,4% des BIP und damit ein neues Allzeit-Hoch. Der Außenbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich, also die Handelsbilanz aus dem internationalen Austausch von Gütern und Dienstleistungen, betrug im Jahr 2023 9,5 Mrd EUR oder 2% des BIP. Im langfristigen Vergleich über einen Zeitraum von elf Jahren hat die Außenwirtschaft damit seit 2013 wieder einen positiven Einfluss auf die Wertschöpfung in Österreich genommen. Die Vorjahre waren im Gegensatz dazu vom Einbruch des internationalen Tourismus im Zuge der Eindämmungsmaßnahmen der COVID-19-Pandemie und vom inflationären Druck der Energie- und damit der Einfuhrpreise in Österreich gekennzeichnet gewesen.

Grafik 2 mit dem Titel „Zusammensetzung der Außenwirtschaft – jeweils im ersten Halbjahr“ stellt ein gestapeltes Säulendiagramm dar. Dargestellt ist die Zusammensetzung der Leistungsbilanz (Güter, Reiseverkehr, sonstige Dienstleistungen, Einkommen i. w. S.) jeweils in den ersten Halbjahren der Jahre 2019 bis 2024. Die linke y-Achse weist eine Skala von minus 10 bis plus 15 Milliarden Euro aus. Ebenfalls im Diagramm dargestellt und auf der rechten y-Achse skaliert, sind die Leistungsbilanz und der Außenbeitrag in % des BIP. Sie sind jeweils als Punkte bzw. Rauten dargestellt. Die Skala reicht von minus 4 bis plus 6% des BIP.  Es zeigt sich ein außerordentlich hoher Außenbeitrag im ersten Halbjahr 2024 von 11,8 Milliarden Euro oder 4,9% des BIP. Getragen wurde diese Entwicklung von einer starken Positivierung der Güterhandelsbilanz im Vergleich zu den beiden Vorjahresperioden und einem stabil positiven Reiseverkehrssaldo. Die Daten sind bis 2021 endgültig (2013 bis 2021 bildete den Zeitraum der EU-Benchmark-Revision der Zahlungsbilanz in Österreich), 2022 und 2023 sind revidiert, das erste Halbjahr 2024 vorläufig. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Am aktuellsten Rand, dem ersten Halbjahr 2024, zeigt sich im Vergleich zur Zeitspanne seit dem erstem Halbjahr 2019, vor Ausbruch der Pandemie und Hochinflation, ein außerordentlich hoher Außenbeitrag von 11,8 Mrd EUR oder 4,9% des BIP. Getragen wurde diese Entwicklung von einer starken Positivierung der Güterhandelsbilanz im Vergleich zu den beiden Vorjahresperioden und einem stabil positiven Reiseverkehrssaldo. Der übrige Dienstleistungsverkehr bremste die positive Entwicklung. Da auch die Einkommensströme im weitesten Sinn negativ bilanzierten, belief sich der Leistungsbilanzüberschuss insgesamt auf 8,8 Mrd EUR oder 3,6% des BIP. Diese Ergebnisse entsprechen der ersten Rechnung der Außenwirtschaftsstatistik und sind damit noch als vorläufig einzustufen. Welche Revisionen möglich sind, wird in den beiden folgenden Abschnitten behandelt.

1.1 Güterbilanz

Grafik 3 mit dem Titel „Entwicklung des Güterhandels – jeweils im ersten Halbjahr“ stellt ein gestapeltes Säulendiagramm dar. Dargestellt ist die Zusammensetzung des Güterhandels (Außenhandel i. e. S. – ohne Ein- und Ausfuhr zur Lohnveredelung, Steuer- und Frachtbestandteile  , Transithandel, Globaler Handel, Sonstige Transaktionen) jeweils in den ersten Halbjahren der Jahre 2019 bis 2024. Die linke y-Achse weist eine Skala von minus 15 bis plus 10 Milliarden Euro aus. Ebenfalls im Diagramm dargestellt und auf der rechten y-Achse skaliert, ist der Güterhandelssaldo in % des BIP. Er ist jeweils als Punkt bzw. als Raute dargestellt. Die Skala reicht von minus 6 bis plus 4% des BIP.  Der Güterhandel bilanzierte im ersten Halbjahr 2024 mit einem Plus von 7,3 Milliarden Euro oder 3% des BIP im langfristigen Vergleich außerordentlich positiv. Diese Entwicklung wurde insbesondere vom Außenhandel im engeren Sinn getragen, also der Ein- und Ausfuhr von Gütern über die österreichische Grenze. Die Daten sind bis 2021 endgültig (2013 bis 2021 bildete den Zeitraum der EU-Benchmark-Revision der Zahlungsbilanz in Österreich), 2022 und 2023 sind revidiert, das erste Halbjahr 2024 vorläufig. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Der Güterhandel bilanzierte im ersten Halbjahr 2024 mit einem Plus von 7,3 Mrd EUR oder 3% des BIP im langfristigen Vergleich außerordentlich positiv. Diese Entwicklung wurde insbesondere vom Außenhandel im engeren Sinn getragen, also der Ein- und Ausfuhr von Gütern über die österreichische Grenze, wobei Warenverbringungen zum ausschließlichen Zweck der Weiterverarbeitung (Lohnveredelung) sowie Steuer- und Frachtbestandteile unberücksichtigt bleiben. Die Transithandelsspanne aus Dreiecksgeschäften, bei denen die Güter nicht in die Produktion und den Konsum in Österreich eingehen, hat hingegen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 abgenommen. Auch der Einnahmenüberschuss Österreichs aus globalen Handels- und Produktionsketten war das zweite Mal in Folge rückläufig. Unter diese Güterströme fallen sowohl der Zukauf von Rohstoffen und Intermediärgütern als auch der Verkauf von Endprodukten über ausländische Produktionsstätten. Zusätzlich werden die Handelsbeziehungen mit Firmen aus der EU berücksichtigt, die in Österreich zwar keine Niederlassung haben, hier aber zur Umsatzsteuer angemeldet sind. Und schließlich drückten im ersten Halbjahr 2024 die Nettozahlungen aus sonstigen Gütertransaktionen (unter anderem Hafendienste, Hilfslieferungen, sonstige Gütertransaktionen im Zusammenhang mit der Inlandsproduktion) weniger negativ auf den Handelssaldo als noch im Vergleichszeitraum.

So positiv sich der Saldo der Handelsbilanz im ersten Halbjahr 2024 auch entwickelte, waren die zugrunde liegenden Handelsströme in nomineller Rechnung rückläufig. Die Exporte nahmen um 5,8% auf 96,7 Mrd EUR ab, die Importe um 12,8% auf 89,4 Mrd EUR. Wie das WIFO attestiert, leidet Österreichs produzierender Bereich unter einem ausgeprägten Nachfragemangel. 39 Gleichzeitig normalisiert sich die Inflationsrate. Die Importpreise, die vor allem im Jahr 2022 aufgrund der Akzeleration im Energiesektor stark gestiegen waren, nahmen im ersten Halbjahr 2024 um 2,7% ab und damit deutlich stärker als die Exportpreise, die um weniger als 1% zurückgingen. Im Ergebnis entwickelte sich das Austauschverhältnis (Terms of Trade) der österreichischen Warenexporte zu den Importen positiv. Im Speziellem zeigt sich bei den Einfuhren von Brennstoffen und Energie, dass im ersten Halbjahr 2024 der Einfuhrwert in EUR (–27,8%) noch stärker gesunken ist als die eingeführte Menge (–14%).

Die Güterbilanz als Teil der Außenwirtschaftsstatistik (Zahlungsbilanz) lag zum Zeitpunkt der vorliegenden Analyse in erster Rechnung vor und hat damit vorläufigen Status. Das heißt, alle Handelstransaktionen können in den nächsten Rechnungen noch Revisionen unterliegen. Vor allem die Erfassung des Handels mit Energie bedarf eines besonderen Augenmerks, sowohl durch die Volatilität der Preise als auch der Transaktionen. D. h., es kann noch zu neuen Erkenntnissen über die Bewertung der Transaktionen kommen, was sich vor allem in der Transithandelsspanne niederschlagen würde, als auch zu neuen Erkenntnissen über die produktions- und gütermäßigen Verflechtungen innerhalb der österreichischen Volkswirtschaft, was seinen Niederschlag in den „sonstigen Transaktionen“ der Güterbilanz finden würde.

1.2 Reiseverkehr

Grafik 4 mit dem Titel „Entwicklung des Reiseverkehrs – jeweils im ersten Halbjahr“ zeigt ein gestapeltes Säulendiagramm. Dargestellt ist die Zusammensetzung der Reiseverkehrsbilanz, jeweils in den ersten Halbjahren der Jahre 2019 bis 2024, wobei Erlöse positiv auf der y-Achse aufgetragen sind, Importe negativ. Die linke y-Achse reicht damit von minus 10 bis plus 15 Milliarden Euro. Auf der rechten y-Achse ist der Reiseverkehrssaldo in % des BIP aufgetragen. Diese reicht von minus 4 bis plus 6% des BIP. Dargestellt ist der Saldo in den jeweiligen Halbjahren als Punkt bzw. als Raute. Im ersten Halbjahr 2024 betrug der Einnahmenüberschuss aus dem Reiseverkehr 6,1 Milliarden Euro und entsprach in seinem Beitrag zum BIP 2,5%, dem Niveau des Vergleichszeitraums 2023. Die Daten sind bis 2021 endgültig (2013 bis 2021 bildete den Zeitraum der EU-Benchmark-Revision der Zahlungsbilanz in Österreich), 2022 und 2023 sind revidiert, das erste Halbjahr 2024 vorläufig. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Das World Travel & Tourism Council (WTTC) prognostiziert für das Jahr 2024, dass der Beitrag der Reiseverkehrsbranche zum globalen BIP erneut deutlich steigen wird – im Vergleich zum Jahr davor um rund 12%. Das entspräche rund zehn Prozent des weltweiten BIP. Für die heimische Tourismuswirtschaft erwartet das WIFO zwar höhere Nächtigungszahlen, aber die aktuelle Konjunkturlage, vor allem im Nachbarland Deutschland, dürfte die Ausgabefreudigkeit – wie schon im Jahr 2023 – dämpfen. 40

Im ersten Halbjahr 2024 betrug der Einnahmenüberschuss aus dem Reiseverkehr 6,1 Mrd EUR und entsprach in seinem Beitrag zum BIP 2,5%, dem Niveau des Vergleichszeitraums 2023. Die Einnahmen von ausländischen Gästen für Übernachtung, Verpflegung und alle Nebenausgaben nahmen zu aktuellen Preisen um 7,2% auf 12,6 Mrd EUR zu. Sie wuchsen damit langsamer als die Ausgaben der Österreicher:innen im Ausland, die um 12% auf 6,5 Mrd EUR zugenommen haben. Die gezählten Übernachtungen aus dem Ausland in heimischen Beherbergungsbetrieben stiegen um 1,9% auf 57 Millionen, den höchsten Wert seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie im ersten Halbjahr 2020. Das Niveau des ersten Halbjahres 2019 konnte allerdings noch nicht wieder erreicht werden (57,7 Millionen).

Bezogen auf die Zahl der Übernachtungen betrugen die Durchschnittsausgaben der ausländischen Gäste rund 220 EUR pro Übernachtung in Österreich. Das entspricht einem Anstieg von 5,2% im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Im selben Zeitraum wuchsen die touristischen Exportpreise laut Berechnung des WIFO um 6,2%. Zwar haben sich die Preissteigerungen in Hotellerie und Gastronomie im Jahresabstand in etwa halbiert, aber ausgehend von einem hohen Niveau, sodass (noch) nicht von einer preislichen Entspannung gesprochen werden kann. Im Ergebnis hat die heimische Tourismuswirtschaft keine realen Einnahmenzuwächse verbuchen können, sondern die ausländischen Gäste haben ihr Ausgabeverhalten weiter eingeschränkt.

Aus dem wichtigsten Herkunftsland, Deutschland, das die Reiseverkehrseinnahmen im ersten Halbjahr 2024 zu mehr als 44% bestimmte, wurde zu laufenden Preisen ein Einnahmenzuwachs von 6,4% verzeichnet. Die größten Zuwächse unter den zehn wichtigsten Herkunftsländern kamen jedoch aus der Schweiz, den USA und osteuropäischen Ländern (Polen und Ungarn). Die Einnahmen von asiatischen Gästen (China, Japan) lagen zwar noch weit unter den Niveaus vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie, zeigen jedoch eine starke Erholung. Die höchsten Durchschnittsausgaben entfielen im ersten Halbjahr 2024 auf Nachbarländer Österreichs im Süden und Osten (Slowenien, Italien, Slowakei, Ungarn), wobei hier eine große Bedeutung dem Tages- bzw. Einkaufstourismus sowie Saisoniers und Pendler:innen zukommt. Ein überdurchschnittliches Ausgabeverhalten ist daneben aus Luxemburg, Schweden und dem Vereinigten Königreich zu beobachten.

In Österreich werden die Außenwirtschaftszahlen zum Reiseverkehr in einem sogenannten hybriden Ansatz ermittelt. Dementsprechend wird eine Vielzahl von Datenquellen herangezogen, um vom touristischen Aufkommen auf die Einnahmen und Ausgaben der Gäste zu schließen. Dazu zählen Übernachtungen und Ankünfte in Österreich, die österreichische Haushaltsbefragung, administrative Datenquellen, Spiegeldaten und moderne Massendaten, wie Zahlungskartenstatistik und mobile Ortungsdaten. Im Zuge der aktuellen „Benchmark-Revision“ der Außenwirtschaftsstatistiken wurden Massendaten vermehrt in das hybride Datenmodell integriert. Es kann deshalb von einer Modernisierung der Kompilierung des österreichischen Reiseverkehrs gesprochen werden. Die Nutzung von „Big Data“, wie Mobile Positioning Data und Informationen von Buchungsplattformen, bedarf einer laufenden Evaluierung, da diese Daten keine statistischen Primärquellen darstellen und sich technisch und inhaltlich ändern können. Für die aktuellen Perioden, die Jahre 2022 bis 2024, sind deshalb Revisionen der Reiseverkehrsdaten, insbesondere zum Ausreiseverhalten der Österreicher:innen, im Sinn der Sicherstellung einer bestmöglichen Datenqualität möglich.

2 Kapitalverkehr

2.1 Internationale Vermögensposition: Österreich ist Nettogläubiger

Grafik 5 mit dem Titel „Internationale Vermögensposition“ ist ein gestapeltes Säulendiagramm, das die Bestände der Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, sonstige Investitionen, Finanzderivate und Währungsreserven jeweils für das zweite Quartal im Zeitraum zweites Quartal 2019 bis zweites Quartal 2024 darstellt. Zusätzlich wird die Summe, die Nettovermögensposition, als Linie dargestellt. Die vertikale Achse umfasst den Bereich von minus 150 Milliarden bis plus 150 Milliarden Euro. Die Nettovermögensposition erhöhte sich von plus 78 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2023 auf plus 105 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2024. Dieser Anstieg war von einer Erhöhung der Forderungen aus Direktinvestitionen und Sonstigen Investitionen geprägt, gegenläufig war der Anstieg der Portfolioinvestitions-Verbindlichkeiten. Die Daten von 2019 bis 2021 sind endgültig, Daten von 2022 und 2023 sind revidiert und Daten von 2024 sind vorläufig.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Betrachtet man die finanziellen Verflechtungen Österreichs mit dem Ausland, so fällt auf, dass Österreich seine Position als Nettogläubiger deutlich ausgebaut hat. Der Nettostand der internationalen Vermögenspositionen belief sich mit Juni 2024 auf 104,8 Mrd EUR und hat sich seit dem ersten Halbjahr 2019 (37,1 Mrd EUR) fast verdreifacht (Grafik 5). Der deutliche Anstieg seit 2019 ist zu mehr als zwei Dritteln auf Preiseffekte 41 und Wechselkurseffekte zurückzuführen, die sich positiv auf die Nettovermögensposition ausgewirkt haben. Im ersten Halbjahr 2024 trugen die Salden der Direktinvestitionen mit +70,5 Mrd EUR, die der sonstigen Investitionen mit +45,6 Mrd EUR und die der Währungsreserven mit +30,9 Mrd EUR positiv zur Nettovermögensposition bei, während die Salden der Portfolioinvestitionen mit –40,8 Mrd EUR und der Finanzderivate mit –1,5 Mrd EUR einen negativen Beitrag hatten.

2.2 Kapitalbilanz im ersten Halbjahr 2024 durch Verkauf von Staatsanleihen ans Ausland geprägt

Die Kapitalbilanz stellt die Finanzströme in das und aus dem Ausland und damit die tatsächlichen Transaktionen in den jeweiligen funktionalen Kategorien dar. Betrachtet man das erste Halbjahr 2024 (Grafik 6), so wird deutlich, dass österreichische Wertpapiere im Ausland stark nachgefragt wurden und damit die Verbindlichkeiten steigen. Der negative Beitrag der Portfolioinvestitionen ist vergleichbar mit dem von der Pandemie betroffenen ersten Halbjahr 2020. Zu beiden Zeitpunkten dominieren Staatsanleihen diese Position, die die Liquidität des Staatshaushaltes sicherstellen. Der Mittelzufluss aus dem Ausland in Form von Zahlungen für Wertpapiere spiegelt sich jeweils im positiven Saldo der sonstigen Investitionen wider. Von den Direktinvestitionen ging im ersten Halbjahr 2024 per saldo ein leicht positiver Effekt auf die Zahlungsbilanz aus, jedoch weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Dabei ist zu beachten, dass die Daten zu Direktinvestitionen für die Jahre 2023 und 2024 noch vorläufig sind und neben Meldungen auch auf Schätzungen beruhen.

Grafik 6 mit dem Titel „Kapitalbilanz halbjährlich“ ist ein gestapeltes Säulendiagramm, das die Transaktionen der Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, sonstige Investitionen, Finanzderivate und Währungsreserven je Halbjahr für den Zeitraum erstes Halbjahr 2019 bis erstes Halbjahr 2024 zeigt. Zusätzlich wird die Summe aller Transaktionen, die Kapitalbilanz, als Linie dargestellt. Die vertikale Achse umfasst den Bereich von minus 40 Milliarden Euro bis plus 40 Milliarden Euro. Der Saldo der Kapitalbilanz betrug im ersten Halbjahr 2024 plus 3,6 Milliarden Euro und war geprägt durch Nettoverbindlichkeiten bei den Portfolioinvestitionen in Höhe von minus 27,3 Milliarden Euro und Nettoforderungen bei sonstigen Investitionen in Höhe von plus 29,2 Milliarden Euro. Die Nettoforderungen der Direktinvestitionen betrug plus 2,1 Milliarden Euro, die Transaktionen der Währungsreserven und Finanzderivate waren in diesem Zeitraum vernachlässigbar. Im Gegensatz zum ersten Halbjahr 2024 war das zweite Halbjahr 2023 ruhiger mit Nettoverbindlichkeiten bei den Portfolioinvestitionen in Höhe von minus 5,3 Milliarden Euro und Nettoforderungen bei sonstigen Investitionen in Höhe von plus 11,2 Milliarden Euro. Der Kapitalbilanzsaldo im zweiten Halbjahr 2023 belief sich auf plus 5 Milliarden Euro und war somit leicht höher als der aktuelle Saldo. Die Daten von 2019 bis 2021 sind endgültig, Daten von 2022 und 2023 sind revidiert und Daten von 2024 sind vorläufig.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
2.2.1 Direktinvestitionen wachsen moderat

Die Bestände der Direktinvestitionen (DI) 42 setzen sich aus Forderungen in Höhe von 356,3 Mrd EUR und Verbindlichkeiten in Höhe von 285,7 Mrd EUR zusammen. Beide Positionen wuchsen seit dem Jahresende 2023 moderat. Die Forderungen erhöhten sich im ersten Halbjahr um 12,7 Mrd EUR (3,7%), wovon 5,0 Mrd EUR auf Transaktionen und der Rest auf Wechselkurs- und Bewertungseffekte zurückzuführen waren. Die Verbindlichkeiten erhöhten sich um 5,4 Mrd EUR (1,9%), wovon 2,9 Mrd EUR transaktionsbedingt waren.

Grafik 7 ist eine Doppelgrafik mit dem Titel „Direktinvestitionen – Transaktionen“. Die linke Grafik ist ein gestapeltes Säulendiagramm und zeigt die Forderungen aus Direktinvestitionen nach Direktinvestitionen im engeren Sinn, SPEs und Liegenschaften gegliedert, je Halbjahr für den Zeitraum erstes Halbjahr 2019 bis erstes Halbjahr 2014. Zusätzlich wir die Summe als Linie dargestellt. Die vertikale Achse umfasst den Bereich von minus 25 Milliarden Euro bis plus 25 Milliarden Euro. Die Forderungstransaktionen aus Direktinvestitionen betrugen im ersten Halbjahr 2024 knapp plus 5 Milliarden Euro. Dominiert wurden die Transaktionen von Direktinvestitionen im engeren Sinn. Die rechte Grafik ist ein gestapeltes Säulendiagramm und zeigt die Verbindlichkeiten aus Direktinvestitionen nach Direktinvestitionen im engeren Sinn, SPEs und Liegenschaften gegliedert, je Halbjahr für den Zeitraum erstes Halbjahr 2019 bis erstes Halbjahr 2014. Zusätzlich wir die Summe als Linie dargestellt. Die vertikale Achse umfasst den Bereich von minus 25 Milliarden Euro bis plus 25 Milliarden Euro. Die Verbindlichkeitstransaktionen aus Direktinvestitionen betrugen im ersten Halbjahr 2024 plus 2,8 Milliarden Euro. Dominiert wurden die Transaktionen von Direktinvestitionen im engeren Sinn. Die Daten von 2019 bis 2021 sind endgültig, Daten von 2022 und 2023 sind revidiert und Daten von 2024 sind vorläufig.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Unterteilt man Direktinvestitionen in Transaktionen von DI im engeren Sinne, also jene von Special Purpose Entities (SPEs) und jene zu Liegenschaften so zeigt sich, dass die Aktivität der SPEs am aktuellen Rand gering ist und in dem Zeitraum seit 2019 insgesamt Forderungen und Verbindlichkeiten abgebaut wurden. SPEs in der Zahlungsbilanz sind Unternehmen, die im Inland nicht produktiv tätig sind, eine ausländische Muttergesellschaft haben und deren Finanzaktivitäten überwiegend mit dem Ausland abgewickelt werden. Der Abbau von Forderungen und Verbindlichkeiten dieser Unternehmen hat keine realwirtschaftlichen Auswirkungen auf Österreich. Grenzüberschreitende Immobilienkäufe spielen volumenmäßig eine untergeordnete Rolle. Bei den Direktinvestitionen im engeren Sinn, bei denen es sich um strategische Unternehmensbeteiligungen handelt, ist der Aufbau von Forderungen in fast allen Perioden höher als der Aufbau von Verbindlichkeiten und trägt dazu bei, dass Österreich ein Nettogläubiger gegenüber dem Ausland ist.

2.2.2 Portfolioinvestitionen: Anteil von US-Aktien hat sich in zehn Jahren verdoppelt

Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten die Bestände der Portfolioinvestitionen sowohl bei den Forderungen in Höhe von 401,6 Mrd EUR (2023: 394,9 Mrd EUR) als auch bei den Verbindlichkeiten in Höhe von 442,5 Mrd EUR (2023: 422 Mrd EUR) Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr, wobei sich die Verbindlichkeiten stärker entwickelten als die Forderungen.

Grafik 8 ist eine Doppelgrafik mit dem Titel „Portfolioinvestitionen“. Die linke Grafik zeigt Portfolioinvestitions-Forderungen und ist ein Säulendiagramm mit zwei gestapelten Säulen je Zeitpunkt. Die erste Säule zeigt für Anleihen Transaktionen sowie Preis- und Wechselkurseffekte. Die zweite Säule zeigt für Aktien und Investmentzertifikate Transaktionen sowie Preis- und Wechselkurseffekte. Die Grafik umfasst den Zeitraum von 2019 bis erstes Halbjahr 2024, je Jahr bzw. für 2024 nur das erste Halbjahr. Die vertikale Achse umfasst den Bereich von minus 60 Milliarden Euro bis plus 60 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2024 wurden ausländische Anleihen von inländischen Investoren in Höhe von plus 6,2 Milliarden Euro verkauft, zusätzlich gab es negative Preis- und Wechselkurseffekte in Höhe von minus 1,5 Milliarden Euro. Ausländische Aktien und Investmentzertifikate wurden hingegen um knapp plus 1 Milliarden Euro zugekauft und verzeichneten positive Preis- und Wechselkurseffekte in Höhe von plus 13,9 Milliarden Euro.  Die rechte Grafik zeigt Portfolioinvestitions-Verbindlichkeiten und ist ein Säulendiagramm mit zwei gestapelten Säulen je Zeitpunkt. Die erste Säule zeigt für Anleihen Transaktionen sowie Preis- und Wechselkurseffekte. Die zweite Säule zeigt für Aktien und Investmentzertifikate Transaktionen sowie Preis- und Wechselkurseffekte. Die Grafik umfasst den Zeitraum von 2019 bis erstes Halbjahr 2024, je Jahr bzw. für 2024 nur das erste Halbjahr. Die vertikale Achse umfasst den Bereich von minus 60 Milliarden Euro bis plus 60 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2024 wurden von ausländischen Investoren inländische Anleihen in Höhe von plus 22,4 Milliarden Euro gekauft, die Preis- und Wechselkurseffekte für diesen Zeitraum betrugen minus 4,4 Milliarden Euro. Die Bestände inländischer Aktien und Anteilspapiere reduzierten sich transaktionsbedingt um minus 0,5 Milliarden Euro, die Preis- und Wechselkurseffekte hingegen waren positiv und betrugen plus 2,9 Milliarden Euro in diesem Zeitraum. Die Daten von 2019 bis 2021 sind endgültig, Daten von 2022 und 2023 sind revidiert und Daten von 2024 sind vorläufig.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Auf der Forderungsseite spiegeln sich weiterhin die positiven Entwicklungen am Aktienmarkt mit Preiseffekten in Höhe von +6,8 Mrd EUR bei ausländischen Aktien und +5,5 Mrd EUR bei ausländischen Investmentzertifikaten wider. Diesen positiven Kursentwicklungen standen Nettoverkäufe in Höhe von –5,4 Mrd EUR gegenüber.

Eine regionale Analyse der Veranlagung in ausländischen Aktien zeigt, dass sich der Anteil der US-amerikanischen Aktien in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat: von 23% im zweiten Halbjahr 2014 auf 47% im zweiten Halbjahr 2024. Das entspricht aktuell Beständen von 41,1 Mrd EUR.

Bei Investitionen in ausländische Investmentzertifikate dominieren Luxemburg (56 Mrd EUR bzw. 48%) und Irland (ca. 33 Mrd EUR bzw. 28 %). Investmentfonds außerhalb des Euroraums haben mit rund 5% nur eine geringe Bedeutung. Auch Exchange Traded Funds (ETFs) werden zunehmend beliebter: Ihr Anteil an ausländischen Investmentzertifikaten, die in Österreich gehalten werden, ist im ersten Halbjahr 2024 auf rund 30% gestiegen und beläuft sich auf 35,3 Mrd EUR. Österreichische Haushalte halten im selben Zeitraum 11,9 Mrd EUR in ETFs.

Im Unterschied zu den Portfolioinvestitions-Forderungen dominierten auf der Verbindlichkeiten-Seite weniger die Preiseffekte die Bestandserhöhung, sondern die hohen Zukäufe von österreichischen Staats- und Bankenanleihen. Schon im ersten Halbjahr 2024 übertrafen die Nettozukäufe ausländischer Investoren an österreichischen langfristig verzinslichen Staatsanleihen die Nettozukäufe des Jahres 2023: Während im Vorjahr langfristig verzinsliche Staatsanleihen in Höhe von 19,3 Mrd EUR zugekauft wurden, beliefen sich die Nettozuflüsse im ersten Halbjahr 2024 auf +22,1 Mrd EUR. Kurzfristig verzinsliche Staatsanleihen wurden hingegen in Höhe von 5,8 Mrd EUR verkauft. Grund für diesen erhöhten Finanzierungsbedarf des Staates, der traditionell zum Großteil von ausländischen Investoren gedeckt wird, sind hauptsächlich inflationsbedingte Anpassungen bei Sozialleistungen sowie Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst. 43

Neben österreichischen Staatsanleihen wurden im ersten Halbjahr 2024 auch weiterhin österreichische Bankanleihen stark von ausländischen Investoren zugekauft. Grund dafür ist die Leitzinserhöhung der EZB 44 ab Juli 2022. Dadurch haben sich die Zinskosten von längerfristigen Refinanzierungsgeschäften im Rahmen von TLTRO-III (Targeted Longer-Term Refinancing Operations) erhöht, wobei zusätzliche Möglichkeiten zur frühzeitigen freiwilligen Rückzahlung geschaffen wurden. Banken haben diese Möglichkeiten genutzt und ihre TLTRO-III Verbindlichkeiten gegenüber der OeNB getilgt. Im Zuge der Rückzahlung entstand ein externer Refinanzierungsbedarf, den die inländischen Banken größtenteils über neu emittierte Bankanleihen abdeckten (+27,1 Mrd EUR in 2023, +7,9 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2024). Diese wurden zum überwiegenden Teil von ausländischen Gläubigern gekauft (2023: +18,7 Mrd EUR; erstes Halbjahr 2024: +7 Mrd EUR – wobei kurzfristig verzinsliche Bankanleihen verkauft (–2 Mrd EUR) und langfristig verzinsliche Bankanleihen zugekauft wurden (+9 Mrd EUR)).

3 Ergebnisse der „Benchmark-Revision“ 2024

Im September 2024 wurden die Daten der österreichischen Außenwirtschaftsstatistiken, wie auf europäischer Ebene vereinbart, einer sogenannten koordinierten „Benchmark-Revision“ unterzogen. Diese erfolgt alle fünf Jahre und hat das Ziel, die Methoden und die Vergleichbarkeit der wichtigsten makroökonomischen Indikatoren einem „Review“ zu unterziehen. Dies geschieht durch die Anwendung von neuen Datenquellen oder neuen methodologischer Vorgaben auf die gesamte Revision-Zeitreihe der Statistiken.

In die aktuelle Datenrevision in Österreich flossen einerseits systematische Anpassungen, wie detailliertere Sektorgliederungen und aktualisierte Schätzmodelle ein, aber auch Korrekturen von einzelnen Geschäftsfällen, zu denen die OeNB und ihr Kooperationspartner Statistik Austria eingehende Analysen durchgeführt haben. Die Daten wurden beginnend mit dem Jahr 2013 revidiert, da bis zum Berichtsjahr 2012 bereits eine große Revision und Abstimmung zwischen Zahlungsbilanz und Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung (VGR) im Zuge der Einführung des sechsten Zahlungsbilanzhandbuchs des IWF (BPM6) stattgefunden hatte.

Der Schwerpunkt der Revisionen in der realen Außenwirtschaft betraf einerseits eine Revision der Importe von Haushalten (Beispiel Online-Glücksspiel), andererseits die Einarbeitung der Ergebnisse intensiver Arbeiten an einzelnen großen Geschäftsfällen (Beispiele Lohnveredelung, SPEs). Im Zuge der Revisionen gelangten neue Datenquellen zur Anwendung (wie die EZB Payment Statistik) und es konnte eine weitere Harmonisierung mit der VGR erzielt werden.

Neben Änderungen in den globalen Bruttoströmen und im Saldo betrafen die Revisionen auch Änderungen in der Regionalstruktur, was insbesondere auf neueste Firmeninformationen zurückzuführen ist. In Summe wurde die Leistungsbilanz durch die genannten Revisionen tendenziell in den Benchmark-Jahren verringert. Das Gesamtausmaß der Revisionen (ohne jene der Vermögenseinkommen) blieb dabei in allen Berichtsjahren im Saldo unter einem Betrag von 0,5 Mrd EUR. Die Revision der Vermögenseinkommen ergab Schwankungen zwischen rund –0,2 und +0,2 Mrd EUR.

In der Kapitalbilanz und Internationalen Vermögensposition gehen die größten Revisionen insbesondere auf die Anwendung aktualisierter Schätzungen auf historische Daten zurück. So wurde in die Schätzung des Bargeldverkehrs, mit der der Bargeldfluss von Österreich ins Ausland abgebildet wird, eine Vielzahl verfügbarer Datenquellen integriert, unter anderem Tourismusstatistik, Gastarbeitsüberweisungen, grenzüberschreitende Einkommen, geschätzte Schwarzarbeit. Zudem wurde die ergänzende Schätzung von Einlagen und Kredite bei ausländischen Banken, die auf Spiegeldaten der internationalen Bankenstatistik basiert, bis in das Jahr 2013 zurück (vorher nur bis zum Jahr 2016) übernommen und ergänzt (mehr Länder wurden einbezogen). Die Bestände an grenzüberschreitenden Liegenschaften wurden um eine Schätzung der Preisentwicklung, basierend auf Immobilienpreisindizes von Österreich bzw. der jeweiligen Partnerländer, ergänzt.

Betrachtet man die funktionalen Kategorien der Zahlungsbilanz/IVP betraf die Revision insbesondere die sonstigen Investitionen (Bargeld, Kredite und Einlagen) und die Direktinvestitionen. Bei den sonstigen Investitionen ist dies auf die genannte Bargeldschätzung und die Einarbeitung von Spiegeldaten der grenzüberschreitenden Einlagen und Kredite zurückzuführen. Die Revision der Direktinvestitionen war insbesondere auf die Analyse große Einzelfälle zurückzuführen, die von der OeNB auf Basis aktueller Information recherchiert wurden. Im Zuge der Benchmark-Revision wurde auch die neue, zusätzlich erforderliche Darstellung der Transaktionen und Bestände von SPEs rückwirkend bis zum Jahr 2013 umgesetzt. Insgesamt betrugen die Revisionen in der Kapitalbilanz im Saldo zwischen rund –2,5 und +1,5 Mrd EUR.

37 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, bianca.lin-ully@oenb.at, patricia.walter@oenb.at.

38 Berechnet sich aus dem Anteil des Halbjahreswerts des Leistungsbilanzsaldos am Halbjahreswert des BIP.

41 Die unter anderem auch eine Reaktion auf das veränderte Zinsniveau sind.

42 Hier sind die Direktinvestitionsbestände im weiteren Sinne inklusive SPEs und Liegenschaften gemeint.

STEC: Wer bestimmt Österreichs Dienstleistungsströme mit dem Ausland?

Zur Einführung einer neuen EU-Statistik

Patricia Walter 45

Wer bestimmt den Export Österreichs? Sind die Größe von Unternehmen und deren Auslandsverflechtung entscheidend für die Teilnahme am internationalen Handelsverkehr? Diese und ähnliche Fragen, die bereits seit Längerem für den Außenhandel mit Waren diskutiert werden, will eine neue Statistik in der EU (STEC, Services Trade by Enterprise Characteristics) für Dienstleistungen beantworten. Danach werden die Exporte und Importe von Dienstleistungen der EU-Mitgliedstaaten nach i) der Wirtschaftsbranche (NACE-Klassifikation), ii) der Firmengröße (Anzahl an Beschäftigten), iii) der Eigentümer:innenstruktur (inländische oder ausländische Kontrolle, Firmenbeteiligungen im Ausland) sowie iv) den Dienstleistungsarten (EBOPS 46 -Klassifikation) und v) nach dem regionalen Schwerpunkt der Dienstleistungsströme (Intra- und Extra-EU) dargestellt.

1 Einleitung

Rechtsgrundlage der neuen Statistik bildet die EU-Verordnung über europäische Unternehmensstatistiken. 47 Damit ist der Erfassungsbereich der neuen Statistik bestimmt, wobei der Fokus auf jenen Dienstleistungsarten liegt, die von und zwischen Unternehmen erbracht werden. Man kann deshalb von „unternehmensbezogenen Dienstleistungen im weitesten Sinn“ sprechen. Reiseverkehr und Regierungsdienstleistungen sind als Randsummen enthalten, da sie entweder nicht für oder von Unternehmen erbracht werden.

Die Grundlage der neuen Statistik bilden bereits vorhandene Unternehmensdaten zum Dienstleistungsverkehr, die für die Zahlungsbilanzstatistiken der EU-Länder erhoben werden. Dadurch wird auch die Art der Erbringung „modes of supply“ ebenfalls bestimmt ist. Dazu zählen die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen – zum Beispiel die elektronische Übermittlung eines kund:innenspezifischen Softwareprogramms –, die Erbringung von Dienstleistungen im Land der Auftragnehmer:innen – zum Beispiel durch die Weiterverarbeitung von eingeführten Waren –, und die Erbringung von Dienstleistungen am Ort der Auftraggeber:innen – zum Beispiel durch eine Rechtsberatung vor Ort oder die Montage eines Maschinenteils. Nicht enthalten ist die Erbringung von Dienstleistungen durch kommerzielle Präsenz im Ausland 48 , da es sich weder beim Unternehmen, das die Dienstleistung unmittelbar erbringt, noch bei dem Empfänger bzw. der Empfängerin der Dienstleistung um eine:n Inländer:in handelt und damit – im Gegensatz zur Zahlungsbilanzstatistik – der direkte Inlands-Auslands-Bezug fehlt. 49

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat eine lange Expertise in der Erstellung von STEC-Daten, indem sie Unternehmensbefragungen für die Zahlungsbilanzstatistik bereits seit der Einführung der gemeinsamen Währung in Europa durchführt. Dementsprechend wirkte die OeNB an der Erarbeitung der Methoden für die EU-Statistik mit, die auf „micro data linking“ beruhen. Das heißt, es werden zur Darstellung des Dienstleistungsverkehrs nach Unternehmensmerkmalen Informationen aus anderen Statistiken und aus Registern verwendet, die über ein identifizierendes Merkmal (zumeist die Firmenbuchnummer) miteinander verknüpft werden. Aus diesem Grund ist zur Umsetzung von STEC keine zusätzliche Befragung von Wirtschaftstreibenden notwendig. Die OeNB hat auch als eine von wenigen Institutionen in der EU bereits bislang STEC-Daten veröffentlicht. Die Veröffentlichung war bisher freiwillig und entsprach einem Analysedatensatz, der interessierten Nutzer:innen der Statistik zur Verfügung gestellt wurde. Seit dem aktuellen Jahr, 2024, ist die Veröffentlichung verpflichtend – erstmals für das Kalenderjahr 2022. Entsprechend wurde die Präsentation der STEC-Daten auf der OeNB-Website an das EU-Format angepasst. 50

Der Fokus der folgenden Analyse von STEC liegt auf der Firmenstruktur des österreichischen Dienstleistungsverkehrs im Jahr 2022. Verglichen werden die Daten insbesondere mit jenen des Jahres 2019 und damit mit einer Wirtschaftsstruktur vor dem Ausbruch der globalen Friktionen in den Jahren 2020 (COVID-19-Pandemie) und 2022 (Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Inflationsauftrieb). 51 Die Zahlungsbilanzdaten als Randsumme der gesamten Dienstleistungen im Jahr 2022 entsprechen dem Publikationsstatus vom Juni 2024. Zuletzt wurden sie nach dem Produktions- und Revisionsschema der OeNB im September 2023 revidiert. Da einige Unternehmensstatistiken, die für die Ermittlung von STEC notwendig sind, erst mit einer Zeitverzögerung von zwei Jahren im September 2024 publiziert werden (Leistungs- und Strukturstatistik, Direktinvestitionsstatistik), sind die STEC-Daten zum Stichtag Juni 2024 noch vorläufig. Sie werden mit der nächsten Veröffentlichung (im Juni 2025) revidiert werden. Die aktuellen Tabellen für das Kalenderjahr 2022 hinsichtlich des gesamten globalen Dienstleistungsverkehrs sind im Anhang (Kap. 7) zu finden. Eine Unterscheidung nach Intra- und Extra-EU ist auf der OeNB-Website abrufbar.

Der offiziellen Statistik vorausgegangene Untersuchungen haben einen ersten Einblick in die Unternehmensstruktur des Dienstleistungsverkehrs der EU-Länder, die sich an den „experimental statistics“ von EUROSTAT beteiligt haben, ermöglicht. 52 Es hat sich gezeigt, dass in Österreich und in Ländern, die hinsichtlich Größe und Wirtschaftsstruktur ähnlich sind (Finnland und Schweden), Großunternehmen zu den bestimmenden Akteuren im Dienstleistungsverkehr zählen. Verglichen mit den genannten Ländern haben in Österreich aber ausländisch kontrollierte Unternehmen eine höhere Bedeutung für den Export. Im Hinblick auf die Aktivität der Exporteure hat in Vergleichsländern die Sachgüterindustrie bereits den höchsten Anteil am Export unternehmensbezogener Dienstleistungen. In Österreich ist es noch der Transport, doch die Warenproduzent:innen holen auf.

2 Größe der exportierenden Firmen

Im Jahr 2022 entfiel die Hälfte der Exporterlöse aus dem internationalen Dienstleistungsverkehr österreichischer Firmen auf Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten. Klein- und Mittelbetriebe hatten einen fast gleich großen Anteil (jeweils etwas weniger als ein Viertel 53 ). Diese Bedeutung der Kleinbetriebe erstaunt, da in der einschlägigen Handelsliteratur davon ausgegangen wird, dass die Größe von Unternehmen entscheidend für den Eintritt in internationale Exportmärkte ist. 54 Vor dem Ausbruch weltweiter Friktionen hatten Mittelbetriebe noch einen größeren Anteil an den Exporterlösen als Kleinunternehmen. Worauf beruht die zunehmende Bedeutung kleinbetrieblicher zulasten mittelbetrieblicher Strukturen im österreichischen Dienstleistungsexport? Sie geht vor allem auf den dominierenden Wirtschaftsbereich „Verkehr und Lagerei“ zurück. Dieser zeichnete im Jahr 2022 für ein Drittel der gesamten Exporterlöse, die unmittelbar österreichischen Firmen zugerechnet werden können, verantwortlich. Kleinbetriebe haben in diesem Sektor zulasten von Mittel- und Großbetrieben an Bedeutung gewonnen (2022: 26%). Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Dienstleistungsverkehr der Informations- und Kommunikationsbranche (2022: 28%) und bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister:innen wider, wo Kleinbetriebe mittlerweile sogar die dominierenden Exporteure darstellen (2022: 41%). Hingegen bleiben Großunternehmen in der warenerzeugenden Industrie die bestimmenden Marktteilnehmer im Dienstleistungsverkehr mit 80% an den gesamten Exporterlösen der Branche. Kleinbetriebe exportieren demzufolge kaum begleitende Dienstleistungen zu ihren Waren. 55

Grafik 1 „Größe der Firmen im Dienstleistungsexport nach Wirtschaftsklassen“ ist ein auf 100% gestapeltes Säulendiagramm. Auf der x-Achse sind die aggregierten Wirtschaftsbranchen nach ÖNACE 2008 dargestellt, sowie die Zusammensetzung für Österreich insgesamt:  Energie-, Wasserversorgung; Warenproduzenten; Bau; Versicherung, Finanzwesen; Verkehr; Handel; Information, Kommunikation; Freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleister; Landwirtschaft, Bergbau; Sonstige Wirtschaftsdienstleister; Übrige Dienstleister. Die Säulen zeigen die Zusammensetzung der Dienstleistungsexporte in den jeweiligen Branchen nach Beschäftigten-Größenklassen für das Jahr 2022: 0 bis 49, 50 bis 249, 250 und mehr Beschäftigte. Während zum Beispiel die Exporte der Energie- und Wasserversorgung hautsächlich auf Großbetriebe mit 250 und mehr Beschäftigte zurückgehen (91%), sind es im Bereich Landwirtschaft und Bergbau hauptsächlich Kleinbetriebe mit maximal 49 Beschäftigten (71%). Für Österreich insgesamt gehen 50% der Dienstleistungsexporte auf Großunternehmen zurück, und 23% auf Kleinunternehmen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Anmerkung: Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten. Die auf der x-Achse verwendeten Begriffe entsprechen der offiziellen NACE-Klassifikation und wurden im Gegensatz zum Fließtext nicht gegendert.

Gibt es Unterschiede in den Größenverhältnissen der Dienstleistungen exportierenden Firmen in den Märkten innerhalb und außerhalb der EU? Mit der EU-Dienstleistungsrichtlinie, die bis 2010 in den meisten EU-Mitgliedstaaten rechtlich umgesetzt wurde, sollte der gemeinsame Dienstleistungsmarkt gestärkt werden, indem bestehende Barrieren abgebaut und Zutrittsregeln vereinheitlicht werden. Insbesondere Klein- und Mittelbetriebe, für die die Eintrittskosten in fragmentierte internationale Märkte ein besonderes Hindernis darstellen, sollten davon profitieren. 56 Im Jahr 2022 waren die Größenunterschiede im inner- und außergemeinschaftlichen Dienstleistungsexport nicht bedeutend. Dennoch hatten Großunternehmen an den Exporterlösen in Drittstaaten einen etwas größeren Anteil als an Exporterlösen innerhalb der EU (52% zu 49%). Im Vergleich zum Zeitraum vor den weltweiten Friktionen ist deren Dominanz im Dienstleistungsverkehr außerhalb der EU jedoch gesunken bzw. hat die Bedeutung von Kleinbetrieben deutlich zugenommen (von 15% auf 22%). Überraschenderweise kann diese Entwicklung innerhalb der EU nicht beobachtet werden. Im Gegenteil: Die Exporterlöse von Großunternehmen haben hier an Bedeutung gewonnen, zulasten der Mittelbetriebe. Der Anteil der Kleinbetriebe ist konstant geblieben und entspricht inzwischen jenem im außergemeinschaftlichen Dienstleistungsverkehr.

3 Dienstleistungsportfolio der exportierenden Firmen

Die österreichische Dienstleistungsbilanz laut Zahlungsbilanzstatistik zeigt für das Jahr 2022, dass die höchsten Exporterlöse im Transportwesen und im Reiseverkehr erzielt wurden, nämlich ein Anteil von 26% bzw. 24% der Gesamteinnahmen. 57 Hinzu kommt noch die große Gruppe „sonstiger Wirtschaftsdienstleistungen“ (24%), wobei technologiebezogene Leistungsarten im Vordergrund stehen. Nicht alle Exporterlöse können dabei Firmen zugeordnet werden, da sich nicht alle Leistungsarten durch eine direkte Befragung von Unternehmen ermitteln lassen. Dazu zählt insbesondere der Reiseverkehr, der keine Unternehmensdienstleistung darstellt, sondern hauptsächlich den privaten Konsum von Haushalten betrifft. Andere Leistungskomponenten bedürfen zusätzlicher Datenquellen und Schätzungen, insbesondere wenn – wie im Finanzwesen – Gebühren indirekt verrechnet werden (durch einen Spread zwischen den Soll- und Habenzinsen). Hinzu kommt die Schätzung des Dienstleistungsverkehrs unterschwelliger Einheiten, die aufgrund der geltenden Meldegrenze nicht direkt zum Dienstleistungsverkehr befragt werden.

Betrachtet man im Detail jene Exporterlöse, die eindeutig Firmen zugerechnet werden können, so zeigt sich ein sehr heterogenes Bild der Dienstleistungsportfolios in den verschiedenen Wirtschaftsbranchen. Diese spiegeln vorrangig die Haupttätigkeit der Unternehmen wider. Interessanter ist ein Blick darauf, wie sich die gesamten von den Firmen erwirtschafteten Exporterlöse in den einzelnen Leistungsarten auf die verschiedenen Wirtschaftsbranchen verteilen: Wer bestimmt den Export Österreichs in den einzelnen Dienstleistungsmärkten? Manche Zusammenhänge sind eindeutig, wie die hauptsächliche Weiterverarbeitung von Waren (Lohnveredelung) in der warenerzeugenden Industrie, der Export von Transportleistungen durch die Verkehrsbranche. Derselbe enge branchenspezifische Zusammenhang gilt für den Bau sowie Versicherungs- und Finanzdienstleistungen. In den technologieintensiven Dienstleistungen ist hingegen der Zusammenhang von Leistungsart und Wirtschaftsbranche a priori nicht eindeutig. So werden technische Dienstleistungen im engeren Sinn, insbesondere Ingenieurleistungen, hauptsächlich von der Warenindustrie erbracht, nicht von den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister:innen. Dasselbe gilt für die Forschung und Entwicklung, auch hier ist die Industrie die dominierende Exportbranche. Die industrielle Dominanz in den technologieintensiven Dienstleistungen hat sich im Zuge der globalen Friktionen sogar noch verstärkt. Ein fragmentiertes Bild zeigt hingegen die Zusammensetzung der Einnahmen aus der Vergabe von Patenten und Lizenzen, die sogenannten „intellectual property products“. Annähernd gleichbedeutend sind für den Export Österreichs die Warenindustrie, die Informations- und Kommunikationsbranche sowie freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleister:innen.

Grafik 2 „Verteilung der Exporterlöse nach Wirtschaftsbranchen“ ist ein auf 100% gestapeltes Balkendiagramm. Auf der y-Achse sind die Dienstleistungsarten nach EBOPS 2010 in aggregierter Form dargestellt:  Lohnveredelung; Reparatur; Technik i. w. S.; Forschung & Entwicklung; Patente, Lizenzen; Beratung; Telekom, Computer, Information; Versicherung, Finanzdienste; Transport; Bau. Die Balken zeigen die Verteilung der Dienstleistungsarten auf die aggregierten Wirtschaftsbranchen nach ÖNACE 2008 im Jahr 2022: Landwirtschaft, Bergbau; Warenproduzenten; Energie-, Wasserversorgung; Bau; Handel; Verkehr; Information, Kommunikation; Versicherung, Finanzwesen; Freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleister; Sonstige Wirtschaftsdienstleister; Übrige Dienstleister. Während der Export von Bauleistungen zu 100% auf die Bauwirtschaft entfällt, werden Dienstleistungen der Forschung und Entwicklung sowie technische Dienstleistungen zu rund der Hälfte von der Warenindustrie erbracht. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Anmerkung: Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten. Die in der Legende verwendeten Begriffe entsprechen der offiziellen NACE-Klassifikation und wurden im Gegensatz zum Fließtext nicht gegendert.

4 Eigentümer:innenstruktur der exportierenden Firmen

Unternehmen können nach dem Grad der Auslandsverflechtung unterschieden werden. In STEC erfolgt die Einteilung danach, ob die Firmen i) inländisch kontrolliert sind, ohne eigene Niederlassungen im Ausland, ii) inländisch kontrolliert sind, aber mit Direktinvestitionen im Ausland oder iii) vom Ausland kontrolliert sind. Die Kontrolle über die Unternehmensführung wird ab einer Beteiligung von 50% und mehr am Eigenkapitalstock definiert. Direktinvestitionen entsprechen einer Beteiligung zwischen 10% und 50% am Eigenkapital, sodass noch keine Kontrolle, aber dennoch Einfluss auf die Unternehmensführung angenommen werden kann. Im Jahr 2022 entfielen 45% der Dienstleistungsexporte auf ausländisch kontrollierte Unternehmen, 40% auf ausschließlich inländisch organisierte Firmen und 15% auf inländisch dominierte Unternehmen, jedoch mit eigenen Beteiligungen im Ausland. Das bedeutet, dass mit 60 % mehr als die Hälfte der Exporterlöse von Unternehmen mit Auslandsbezug, sogenannte „multinationals“, erwirtschaftet wurden. 58

Grafik 3 „Bedeutung der Auslandsverflechtung im Dienstleistungsexport der Wirtschaftsbranchen“ ist ein zu 100% gestapeltes Balkendiagramm. Auf der y-Achse sind die die aggregierten Wirtschaftsbranchen nach ÖNACE 2008 dargestellt, sowie die Zusammensetzung für Österreich insgesamt im Jahr 2022: Energie, Wasserversorgung; Bau; Verkehr; Übrige Dienstleister; Sonstige Wirtschaftsdienstleister; Information, Kommunikation; Freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleister; Warenproduzenten; Versicherung, Finanzwesen; Handel; Landwirtschaft, Bergbau. Die Balken zeigen die Verteilung der Exporte in den einzelnen Branchen nach inländisch kontrollierten Unternehmen, inländisch kontrollierten Unternehmen mit Auslandsbeteiligung und ausländisch kontrollierten Unternehmen. Während die Exporte in Landwirtschaft und Bergbau überwiegend auf ausländisch kontrollierte Unternehmen entfallen (88%), dominieren in Energie- und Wasserversorgung inländische Firmen (96%). An den Exporten Österreichs insgesamt haben ausländisch kontrollierte Unternehmen einen Anteil von 45%. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Anmerkung: Die auf der y-Achse verwendeten Begriffe entsprechen der offiziellen NACE-Klassifikation und wurden im Gegensatz zum Fließtext nicht gegendert.

Für die Dienstleistungsexporte in den einzelnen Wirtschaftsbranchen hat die unternehmerische Auslandsverflechtung (ausländische Kontrolle und inländische Kontrolle mit eigenen Direktinvestitionen im Ausland) unterschiedliche Bedeutung. Am größten ist deren Dominanz (zu mehr als 80% der Dienstleistungsexporte) bei Exporten in Landwirtschaft und Bergbau, Handel, Information und Kommunikation. In der warenproduzierenden Industrie entfallen 81% der Exporterlöse auf Unternehmen mit Auslandsbezug, 54% auf jene unter ausländischer Kontrolle. Umgekehrt dominieren inländisch kontrollierte Unternehmen ohne Auslandsbezug den Dienstleistungsverkehr bei den Energie- und Wasserversorgern, im Bau und im Verkehrswesen. Inländische Firmen, die Tochterunternehmen im Ausland unterhalten, sind am bedeutendsten im Versicherungs- und Finanzwesen.

In der regionalen Verteilung der Exporterlöse zeigt sich, dass rein inländische Firmen, ohne Auslandsbezug, im Dienstleistungsverkehr innerhalb der EU eine größere Bedeutung haben als außerhalb der EU. Ausländisch kontrollierte Firmen sind in den Dienstleistungsbeziehungen mit Drittstaaten dominierend. Die Exporterlöse von inländischen Firmen mit Zweigniederlassungen im Ausland haben im Dienstleistungsverkehr innerhalb und außerhalb der EU eine annähernd gleich große Bedeutung. Dieses Bild, wie Auslandsverflechtung und inner- bzw. außergemeinschaftlicher Dienstleistungsverkehr zusammenhängen, ist von allgemeiner Gültigkeit. D. h. es zeigt sich in allen Wirtschaftsbranchen mit Ausnahme des Handels, in dem ausländisch kontrollierte Firmen auch den innergemeinschaftlichen Dienstleistungsverkehr dominieren. Insgesamt hat sich der Anteil der Exporterlöse ausländisch kontrollierter Firmen im Vergleich zum Zeitraum vor dem Ausbruch der globalen Friktionen tendenziell verringert.

5 Firmenstruktur der Dienstleistungsimporte

Die Verteilung der Importaufwendungen im Dienstleistungsverkehr nach der Größe der importierenden Firmen zeigt im Vergleich zur Verteilung der Exporterlöse, dass Mittelbetriebe gegenüber Kleinbetrieben einen deutlich höheren Anteil haben. Auch die Bedeutung von Großbetrieben ist zugunsten der Mittelbetriebe im Dienstleistungsimport tendenziell geringer als im Export.

Im Hinblick auf die importierten Leistungsarten ist eine ähnliche Verteilung auf die verschiedenen Wirtschaftsbranchen wie im Export zu beobachten. So sind Aufwendungen für Lohnveredelung, Forschung und Entwicklung sowie technische Dienstleistungen im engeren Sinn in der warenproduzierenden Industrie konzentriert. Der Import von Transport-, Bau-, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen wird – wie im Export – von der jeweils entsprechenden Wirtschaftsbranche bestimmt. Das mag auf den ersten Blick überraschen, wird aber verständlich, wenn man die Auslagerung eines Teils von Bauaufträgen an ausländische Subunternehmer:innen, ebenso Zwischenbankleistungen und den hohen Anteil der Rückversicherung am internationalen Versicherungsmarkt berücksichtigt.

Die Verteilung der Dienstleistungsimporte nach der Eigentümer:innenstruktur der Firmen zeigt, dass der Auslandsbezug im Import noch bedeutender ist als im Export. Sowohl ausländisch kontrollierte Unternehmen als auch inländische Unternehmen mit Tochterunternehmen im Ausland haben einen höheren Anteil an den Dienstleistungsaufwendungen als am Exportaufkommen.

6 Literatur

Breinlich, H. und Ch. Criscuolo 2011. International trade in services: A portrait of importers and exporters. In: Journal of International Economic. 84 (2011). 188–-206.

EUROSTAT-OECD. 2017. Compilers Guide for statistics on Services Trade by Enterprise Characteristics (STEC) - Products Manuals and Guidelines.

Stehrer, R. und B. Dachs. 2022. A snapshot of characteristics and dynamics of Austrian exporting firms. FIW-Research Reports. July. No. 02.

Walter, P. 2023. Eigenschaften des österreichischen Dienstleistungsexports. Entwicklung und Charakteristika der Unternehmen 2011–2019. STATISTIKEN Sonderheft. OeNB. April.

Wolfmayr, Y., E. Christen und M. Paffermayr. 2013. Pattern, Determinants and Dynamics of Austrian Service Exports – A Firm-Level Analysis. FIW-Research Reports. 2012/13. Juni.

Wolfmayr, Y. und M. Pfaffermayr. 2022. The EU Services Directive: Untapped Potentials of Trade in Services. FIW-Research Reports. July. No. 03.

7 Anhang 59

Tabelle A.1: Verteilung der Dienstleistungsexporte nach Wirtschaftsbranche und Unternehmensgröße 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Landwirtschaft,
Bergbau
Waren-
produzenten
Energie-,
Wasser-
versorgung
Bau Handel Verkehr Information,
Kommunikation
in Mio EUR
Unternehmens-
größe
(Anzahl der
Beschäftigten)
0–49 - 271 - 78 867 4.501 1.721
50–249 19 1.358 58 262 1.471 4.248 2.095
250+ - 8.599 - 777 1.938 8.050 2.129
Nicht

zuordenbar

0 554 4 40 55 232 281
SUMME 92 10.782 1.575 1.157 4.331 17.031 6.225
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Fortsetzung: Tabelle A.1: Verteilung der Dienstleistungsexporte nach Wirtschaftsbranche und Unternehmensgröße 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Versicherung,
Finanzwesen
Freiberufliche,
wissenschaftliche,
technische
Dienstleister
Sonstige
Wirtschafts-
dienstleister
Übrige
Dienstleister
Nicht
zuordenbar
SUMME
in Mio EUR
Unternehmens-
größe
(Anzahl der
Beschäftigten)
0–49 406 2.548 682 241 0 11.463
50–249 191 1.940 350 106 0 12.098
250+ 1.155 1.328 43 15 0 25.471
Nicht

zuordenbar

61 382 62 53 0 1.724
SUMME 1.813 6.198 1.138 415 0 50.757
Reiseverkehr 18.912
Nicht direkt
beobachtbare
Finanzdienstleistungen
1.910
Übrige
Schätzungen
7.567
INSGESAMT 79.146
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Tabelle A.2: Verteilung der Dienstleistungsimporte nach Wirtschaftsbranche und Unternehmensgröße 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Landwirtschaft,
Bergbau
Waren-
produzenten
Energie-,
Wasser-
versorgung
Bau Handel Verkehr Information,
Kommunikation
in Mio EUR
Unternehmens-
größe
(Anzahl der
Beschäftigten)
0–49 - 227 - 52 1.986 4.411 1.170
50–249 19 3.165 99 146 3.174 2.695 1.735
250+ - 9.884 - 376 2.289 6.140 1.644
Nicht
zuordenbar
0 271 10 33 285 281 235
SUMME 86 13.547 1.015 607 7.734 13.528 4.784
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Fortsetzung: Tabelle A.2: Verteilung der Dienstleistungsimporte nach Wirtschaftsbranche und Unternehmensgröße 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Versicherung,
Finanzwesen
Freiberufliche,
wissenschaftliche,
technische
Dienstleister
Sonstige
Wirtschafts-
dienstleister
Übrige
Dienstleister
Nicht
zuordenbar
SUMME
in Mio EUR
Unternehmens-
größe
(Anzahl der
Beschäftigten)
0–49 444 1.379 631 196 0 10.584
50–249 255 1.751 418 128 0 13.585
250+ 1.366 596 134 52 0 23.367
Nicht
zuordenbar
123 205 70 41 28 1.582
SUMME 2.187 3.931 1.253 417 28 49.118
Reiseverkehr 10.591
Nicht direkt
beobachtbare
Finanzdienstleistungen
1.062
Übrige
Schätzungen
10.091
INSGESAMT 70.863
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Tabelle A.3: Verteilung der Dienstleistungsexporte nach Wirtschaftsbranche und Leistungsart 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Landwirtschaft,
Bergbau
Waren-
produzenten
Energie-,
Wasserversorgung
Bau Handel Verkehr Information,
Kommunikation
in Mio EUR
Dienstleistungsarten (EBOPS 2010)
Lohnveredelung 1 1.903 0 0 10 12 0
Reparaturdienste 0 357 2 18 243 34 6
Transport 1 97 - - 457 16.652 2
Reiseverkehr 0 0 0 0 0 0 0
Bau 0 0 0 902 0 0 0
Versicherungs- und
Pensionsdienstleistungen
0 2 0 0 0 0 1
Finanzdienstleistungen 0 23 0 1 9 1 0
Gebühren für die
Nutzung geistigen
Eigentums
0 401 0 1 253 2 359
Telekommunikations-,
Computer- und
Informationsdienstleistungen
0 1.068 - - 796 33 4.997
Sonstige
unternehmensbezogene
Dienstleistungen
90 6.917 162 213 2.559 297 794
Forschung und
Entwicklung
0 1.293 0 0 613 0 26
Wirtschaftliche
Beratungsleistungen
0 446 5 8 531 31 289
Technik, Handel und
übrige unternehmens-
bezogene
Dienstleistungen
90 5.178 157 206 1.415 266 480
Persönliche
Dienstleistungen
0 14 0 0 4 0 67
Regierungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0
Nicht zuordenbar 0 0 0 0 0 0 0
INSGESAMT 92 10.782 1.575 1.157 4.331 17.031 6.225
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Fortsetzung: Tabelle A.3: Verteilung der Dienstleistungsexporte nach Wirtschaftsbranche und Leistungsart 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Versicherung,
Finanzwesen
Freiberufliche,
wissenschaftliche,
technische
Dienstleister
Sonstige Wirtschafts-
dienstleister
Übrige
Dienstleister
Nicht zuordenbar INSGESAMT
in Mio EUR
Dienstleistungsarten (EBOPS 2010)
Lohnveredelung 0 0 9 0 66 2.000
Reparaturdienste 0 4 6 3 174 845
Transport 0 19 283 0 1.972 20.901
Reiseverkehr 0 0 0 0 18.912 18.912
Bau 0 0 0 0 109 1.011
Versicherungs- und
Pensionsdienstleistungen
790 0 7 0 7 807
Finanzdienstleistungen 757 71 10 9 1.948 2.831
Gebühren für die
Nutzung geistigen
Eigentums
26 360 2 44 155 1.602
Telekommunikations-, Computer- und
Informationsdienstleistungen
54 1.429 70 35 1.466 9.965
Sonstige unternehmensbezogene
Dienstleistungen
184 4.304 741 201 2.344 18.808
Forschung und
Entwicklung
0 752 1 0 296 2.982
Wirtschaftliche
Beratungsleistungen
16 2.069 81 40 1.030 4.544
Technik, Handel und
übrige unternehmens-
bezogene
Dienstleistungen
169 1.483 659 161 1.018 11.282
Persönliche
Dienstleistungen
1 11 8 123 446 675
Regierungsleistungen 0 0 0 0 790 790
Nicht zuordenbar 0 0 0 0 0 0
INSGESAMT 1.813 6.198 1.138 415 28.389 79.146
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Tabelle A.4: Verteilung der Dienstleistungsimporte nach Wirtschaftsbranche und Leistungsart 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Landwirtschaft,
Bergbau
Waren-
produzenten
Energie-,
Wasserversorgung
Bau Handel Verkehr Information,
Kommunikation
in Mio EUR
Dienstleistungsarten (EBOPS 2010)
Lohnveredelung 0 2.748 1 1 91 0 0
Reparaturdienste 1 307 24 12 107 268 10
Transport 7 1.303 - - 2.223 12.492 6
Reiseverkehr 0 0 0 0 0 0 0
Bau 5 115 17 381 32 12 1
Versicherungs- und
Pensionsdienstleistungen
0 24 4 1 15 9 0
Finanzdienstleistungen 0 15 2 1 39 1 7
Gebühren für die
Nutzung geistigen
Eigentums
0 697 2 24 392 3 320
Telekommunikations-,
Computer- und
Informationsdienstleistungen
1 686 - - 1.857 54 3.248
Sonstige
unternehmensbezogene
Dienstleistungen
72 7.620 93 141 2.949 682 1.014
Forschung und
Entwicklung
0 828 0 0 111 0 23
Wirtschaftliche
Beratungsleistungen
0 1.682 8 19 1.172 46 633
Technik, Handel und
übrige unternehmens-
bezogene
Dienstleistungen
72 5.109 84 122 1.666 636 358
Persönliche
Dienstleistungen
0 33 3 1 28 7 178
Regierungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0
Nicht zuordenbar 0 0 0 0 0 0 0
INSGESAMT 86 13.547 1.015 607 7.734 13.528 4.784
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Fortsetzung: Tabelle A.4: Verteilung der Dienstleistungsimporte nach Wirtschaftsbranche und Leistungsart 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Versicherung,
Finanzwesen
Freiberufliche,
wissenschaftliche,
technische
Dienstleister
Sonstige
Wirtschafts-
dienstleister
Übrige
Dienstleister
Nicht
zuordenbar
INSGESAMT
in Mio EUR
Dienstleistungsarten (EBOPS 2010)
Lohnveredelung 0 74 0 0 159 3.074
Reparaturdienste 5 8 26 4 241 1.013
Transport 16 239 623 12 2.927 20.700
Reiseverkehr 0 0 0 0 10.591 10.591
Bau 0 3 9 20 235 831
Versicherungs- und
Pensionsdienstleistungen
977 11 9 2 235 1.287
Finanzdienstleistungen 601 32 44 4 1.118 1.863
Gebühren für die
Nutzung geistigen
Eigentums
6 110 8 77 125 1.764
Telekommunikations-,
Computer- und
Informationsdienstleistungen
202 954 73 27 2.320 9.482
Sonstige
unternehmensbezogene
Dienstleistungen
376 2.456 455 211 2.307 18.376
Forschung und
Entwicklung
0 338 0 0 97 1.399
Wirtschaftliche
Beratungsleistungen
105 1.281 81 79 1.232 6.339
Technik, Handel und
übrige unternehmens-
bezogene
Dienstleistungen
271 837 373 132 978 10.639
Persönliche
Dienstleistungen
5 44 7 59 1.336 1.702
Regierungsleistungen 0 0 0 0 179 179
Nicht zuordenbar 0 0 0 0 0 0
INSGESAMT 2.187 3.931 1.253 417 21.772 70.863
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Tabelle A.5: Verteilung der Dienstleistungsexporte nach Wirtschaftsbranche und Eigentümer:innenstruktur 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Landwirtschaft,
Bergbau
Waren-
produzenten
Energie-,
Wasserversorgung
Bau Handel Verkehr Information,
Kommunikation
in Mio EUR
Art der
Kontrolle
Inländische
Unternehmen
11 4.931 1.539 990 833 12.304 2.441
Ohne eigene
Auslands-
beteiligungen
- 2.002 - 730 598 10.330 2.220
Mit eigenen
Auslands-
beteiligungen
- 2.930 - 261 234 1.974 221
Ausländisch
kontrollierte
Unternehmen
81 5.851 36 167 3.498 4.727 3.784
Nicht
zuordenbar
0 0 0 0 0 0 0
SUMME 92 10.782 1.575 1.157 4.331 17.031 6.225
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Fortsetzung: Tabelle A.5: Verteilung der Dienstleistungsexporte nach Wirtschaftsbranche und Eigentümer:innenstruktur 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Versicherung,
Finanzwesen
Freiberufliche,
wissenschaftliche,
technische
Dienstleister
Sonstige
Wirtschafts-
dienstleister
Übrige
Dienstleister
Nicht
zuordenbar
SUMME
in Mio EUR
Art der
Kontrolle
Inländische
Unternehmen
1.336 2.788 519 283 0 27.975
Ohne eigene
Auslands-
beteiligungen
250 1.863 456 246 0 20.207
Mit eigenen
Auslands-
beteiligungen
1.086 925 63 37 0 7.767
Ausländisch
kontrollierte
Unternehmen
476 3.410 619 132 0 22.782
Nicht
zuordenbar
0 0 0 0 0 0
SUMME 1.813 6.198 1.138 415 0 50.757
Reiseverkehr 18.912
Nicht direkt
beobachtbare
Finanzdienst-
leistungen
1.910
Übrige
Schätzungen
7.567
INSGESAMT 79.146
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Tabelle A.6: Verteilung der Dienstleistungsimporte nach Wirtschaftsbranche und Eigentümer:innenstruktur 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Landwirtschaft,
Bergbau
Waren-
produzenten
Energie-,
Wasserversorgung
Bau Handel Verkehr Information,
Kommunikation
in Mio EUR
Art der
Kontrolle
Inländische
Unternehmen
17 7.721 992 467 1.988 9.330 1.551
Ohne eigene
Auslands-
beteiligungen
- 2.160 - 342 1.398 7.872 1.431
Mit eigenen
Auslands-
beteiligungen
- 5.561 - 125 590 1.458 120
Ausländisch
kontrollierte
Unternehmen
69 5.826 23 140 5.746 4.198 3.233
Nicht zuordenbar 0 0 0 0 0 0 0
SUMME 86 13.547 1.015 607 7.734 13.528 4.784
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.
Fortsetzung: Tabelle A.6: Verteilung der Dienstleistungsimporte nach Wirtschaftsbranche und Eigentümer:innenstruktur 2022  
Wirtschaftsbranche (ÖNACE 2008)
Versicherung,
Finanzwesen
Freiberufliche,
wissenschaftliche,
technische
Dienstleister
Sonstige
Wirtschafts-
dienstleister
Übrige
Dienstleister
Nicht
zuordenbar
SUMME
in Mio EUR
Art der
Kontrolle
Inländische
Unternehmen
1.576 1.238 532 236 28 25.678
Ohne eigene
Auslands-
beteiligungen
566 833 501 224 28 16.253
Mit eigenen
Auslands-
beteiligungen
1.011 404 31 12 0 9.424
Ausländisch
kontrollierte
Unternehmen
611 2.693 721 181 0 23.441
Nicht
zuordenbar
0 0 0 0 0 0
SUMME 2.187 3.931 1.253 417 28 49.118
Reiseverkehr 10.591
Nicht direkt
beobachtbare
Finanzdienst-
leistungen
1.062
Übrige
Schätzungen
10.091
INSGESAMT 70.863
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Status: Juni 2024. Erste Veröffentlichung, vorläufige Daten.

45 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, patricia.walter@oenb.at.

46 Extended Balance of Payments Services Classification.

47 Verordnung (EU) 2019/2152 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 über europäische Unternehmensstatistiken, zur Aufhebung von zehn Rechtsakten im Bereich Unternehmensstatistiken, Verordnung - 2019/2152 - EN - EUR-Lex (europa.eu) .

51 Für die Analyse einer längeren Zeitreihe und die Erläuterung der Originär-Daten in Österreich siehe Walter (2023) .

53 Nicht für alle exportierenden Unternehmen sind Klassifikationsmerkmale wie die Anzahl der Beschäftigten verfügbar, da nicht alle im Firmenregister geführt werden.

55 Großbetriebe in der warenproduzierenden Industrie sind – im Gegensatz zu Klein- und Mittelbetrieben – zu rund zwei Dritteln Teil von multinationalen Unternehmen (inländisch kontrollierte Unternehmen mit Direktinvestitionen im Ausland, ausländisch kontrollierte Unternehmen mit/ohne Direktinvestitionen im Ausland). Es lässt sich daraus die Hypothese ableiten, dass deren Dienstleistungsverkehr zu einem guten Teil im Zusammenhang mit konzerninternen Transaktionen steht, zum Beispiel Lohnveredelung im Konzern, konzerninterne Softwaredienste. Für die größten Exporteure und Importeure ausländisch kontrollierter Einheiten lässt sich diese Hypothese im Zusammenhang mit dem kontrollierenden Land nicht bestätigen. Weitere Analysen, die auch das Sitzland anderer verbundener Unternehmen im Konzern berücksichtigen, sind dafür notwendig und sollen der Inhalt künftiger Publikationen sein.

56 Zur Beurteilung der Handels- und Wohlfahrtseffekte der EU-Dienstleistungsrichtlinie siehe Wolfmayr und Pfaffermayr (2022) .

57 Im Jahr 2022 waren noch nicht alle Corona-Schutzmaßnahmen und damit Reisebeschränkungen aufgehoben. Zum Vergleich, im Jahr 2019 war der Reiseverkehr noch der wichtigste Dienstleistungsexport Österreichs mit einem Anteil an den gesamten Exporterlösen von 30%. Auf den Transport entfielen 23%.

58 Unter jenen Unternehmen, die vom Ausland kontrolliert werden, unterhält ein Teil selbst Direktinvestitionen im Ausland. Man spricht von Unternehmen mit „Drehscheibenfunktion“. Diese hatten einen Anteil am gesamten Exporterlös im Jahr 2022 von 14%. Fasst man die Dienstleistungsexporte von allen Unternehmen mit aktiven Firmenbeteiligungen im Ausland zusammen – unabhängig, ob unter inländischer oder ausländischer Kontrolle –, entfallen auf diese 30% der Gesamterlöse.

59 Im Gegensatz zum Fließtext der Kapitel 1–5 wurden die Begriffe in den Tabellen des Anhangs an die offizielle ÖNACE-Klassifikation angepasst und nicht gegendert.

Insolvenzprognose nichtfinanzieller Unternehmen anhand von Jahresabschlusskennzahlen unter Anwendung verschiedener Machine-Learning-Modelle

Thomas Kemetmüller, Christoph Leitner, Mahmoud Sakka 60

Österreichische Kapitalgesellschaften müssen ihre Jahresabschlussdaten im österreichischen Firmenbuch hinterlegen. Die Oesterreichische Nationalbank nutzt diese Daten gemeinsam mit Insolvenzdaten (aus der Ediktsdatei) für volkswirtschaftliche Analysen des Unternehmenssektors, für Analysen zur Finanzmarkstabilität, für geldpolitische Zwecke sowie in der Bankenaufsicht österreichischer Kreditinstitute. In dieser Studie wird untersucht, inwieweit sich Insolvenzereignisse nichtfinanzieller Unternehmen anhand einzelner weniger Jahresabschlusskennzahlen sowie weiterer Unternehmenseigenschaften (wie etwa Größe oder Wirtschaftszweig) vorhersagen lassen. Die gegenständliche Analyse bietet nicht nur einen methodischen und empirischen Beitrag zur umfangreichen wissenschaftlichen Literatur zur Kreditrisikomessung, sondern ist vor dem Hintergrund zuletzt steigender Insolvenzen auch im Hinblick auf aktuelle Wirtschaftsentwicklungen interessant. Hauptziel der Arbeit ist es, aus unterschiedlichen Machine-Learning-Modellen jenes mit der höchsten Prognosegüte zu identifizieren und dabei auch die Erklärbarkeit und Erklärungskraft der verschiedenen Modelle im Vergleich abzuwägen.

1 Einleitung

In Österreich ansässige Kapitalgesellschaften sind verpflichtet, Jahresabschlussdaten gemäß den Offenlegungspflichten des Unternehmensgesetzbuchs (UGB) 61 im österreichischen Firmenbuch zu hinterlegen. Die Oesterreichische Nationalbank nutzt diese Daten gemeinsam mit Insolvenzdaten (aus der sogenannten Ediktsdatei 62 ) für volkswirtschaftliche Analysen des Unternehmenssektors, für Analysen zur Finanzmarkstabilität, in der Bankenaufsicht österreichischer Kreditinstitute sowie bei der Bonitätsbeurteilung nichtfinanzieller Unternehmen für geldpolitische Zwecke (Leitner und Mayer, 2015; Wukovits, 2016).

Eine Betrachtung der österreichischen nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (nachfolgend „Unternehmen“ bezeichnet) nach deren Größe zeigt, dass kleine Unternehmen überwiegen. Dabei stellt der Dienstleistungssektor die zahlenmäßig größte Branche dar und umfasst beinahe so viele Unternehmen wie die beiden nächstgrößeren Branchen (Handel bzw. Immobilien) zusammen. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen haben zum jeweiligen Bilanzstichtag gemäß Granularer Kreditdatenerhebung einen Bankkredit von zumindest 25.000 EUR bei einem österreichischen Kreditinstitut. 63 Da kleine Unternehmen (ausgenommen solche in gewissen Grenzregionen Westösterreichs) kaum über Kreditfinanzierungen im Ausland verfügen, kann man den Umkehrschluss ziehen, dass in Österreich fast die Hälfte der Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit ohne klassische Kreditfinanzierung betreiben, sondern rein mit einer Finanzierung aus Eigenmitteln bzw. aus dem Umsatz auskommen.

Die Insolvenzentwicklung 64 der österreichischen nichtfinanziellen Unternehmen (Grafik 1) zeigt, dass ausgehend von niedrigen Ausfallzahlen in den Jahren 2019 und 2020 diese in den Folgejahren weiter gesunken sind und erst seit dem Jahr 2023 wieder ansteigen. Nach Wirtschaftszweigen betrachtet waren und sind das Baugewerbe und der Handel besonders betroffen. Aktuelle Zahlen vom Beginn des Jahres 2024, die noch nicht in dieser Analyse inkludiert sind, zeigen keine Trendumkehr. 65

Grafik 1 mit dem Titel „Insolvenzentwicklung nichtfinanzieller Unternehmen“ zeigt ein Liniendiagramm mit neun Linien, die die Entwicklung der Insolvenzen nichtfinanzieller Unternehmen für den Zeitraum von 2018 bis 2021 darstellen. Sechs der Linien sind durchgängig und bilden die Entwicklung der einzelnen Branchen Baugewerbe, Handel, Industrie, Dienstleistung, Immobilien und Energie ab, während die restlichen drei strichliert sind und die Entwicklung der Größenklassen Kleinstunternehmen, Kleinunternehmen und großes bzw. mittleres Unternehmen darstellen. Die Zeitachse (x-Achse) reicht von 2018 bis 2021. Die y-Achse bildet die Ausfallsrate im zweiten Jahr (y = 1) in % ab. Die y-Achse startet bei null Prozent und hat einen Maximumwert von 1,8, der sich auf die höchste Ausfallrate bezieht (Unternehmen des Baugewerbes mit einem Bilanzstichtag im Jahr 2021). Alle Linien zeigen ausgehend von unterschiedlichen Niveaus ähnliche Verläufe mit relativ konstanten Ausfallraten für die Bilanzjahre 2018 bis 2020 und einem Anstieg zum Bilanzjahr 2021. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank. 

Anmerkung: Die Ausfallrate (y-Achse) wird dabei auf Basis jener Unternehmen berechnet, die im zweiten Jahr nach ihrem Bilanzstichtag (siehe Bilanzjahr auf der x-Achse) ausfallen.

In dieser Studie wird untersucht, inwieweit sich die Wahrscheinlichkeit für Insolvenzereignisse nichtfinanzieller Unternehmen anhand einzelner weniger Jahresabschlusskennzahlen sowie weiterer Unternehmenseigenschaften (wie etwa Größe oder Wirtschaftszweig) voraussagen lassen. Hauptziel der Arbeit ist es, aus unterschiedlichen Machine-Learning-Modellen 66 jenes mit der höchsten Prognosegüte zu identifizieren und dabei auch die Erklärbarkeit und Erklärungskraft der verschiedenen Modelle im Vergleich abzuwägen. Um Vielfalt und Breite der in Frage kommenden Modellklassen möglichst abzudecken, werden in der gegenständlichen Analyse die Modellklassen „Logistische Regression (Logit-Modell)“, „Random Forest“ und „Gradient Boosting“ ausgewählt. Trainiert wurden sämtliche Modelle anhand historischer Ausfalldaten.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Jahresabschlüsse ausreichend Informationen beinhalten, um für nichtfinanzielle Unternehmen ein adäquates Modell mit guter Prognosegüte in allen der drei untersuchten Modellklassen zu kalibrieren. Dabei ist die Erklärungskraft des Gradient-Boosting-Modells am höchsten. Die Hinzunahme von Informationen aus der Granularen Kreditdatenerhebung bzw. von Unternehmenseigenschaften verbessert die Modellergebnisse zudem signifikant.

Kapitel 2 liefert eine theoretische Beschreibung der drei Modellklassen. In Kapitel 3 wird die der Analyse zugrunde liegende Datenbasis beschrieben. Die Modellergebnisse sowie Vergleiche und Zusammenfassungen werden in Kapitel 4 erläutert. Kapitel 5 umfasst eine Conclusio der Analyse.

2 Methodik

2.1 Logit-Modell

Unter logistischer Regression versteht man in der Statistik Regressionsanalysen zur (meist multiplen) Modellierung der Verteilung abhängiger diskreter Variablen. Wenn logistische Regressionen nicht näher als multinomiale oder geordnete logistische Regressionen gekennzeichnet sind, ist zumeist (wie auch für die Zwecke hier) die binomiale logistische Regression für dichotome (binäre) abhängige Variablen gemeint. Das (binomiale) logistische Regressionsmodell (oder Logit-Modell) lautet

〖P(Y=1│X=x_i )=P(Y_i=1)=〗⁡〖e^(x_i^T β)/(1+e^(x_i^T β) )〗

wobei x den Vektor der unabhängigen Variablen (x=(x1, x2, ... , xk )T) und β den unbekannten Vektor der Regressionskoeffizienten darstellt (β=(β0, β1, ... , βk )T). Die unabhängigen Variablen können dabei ein beliebiges Skalenniveau aufweisen, wobei diskrete Variablen mit mehr als zwei Ausprägungen in eine Serie binärer Dummyvariablen (auch One-Hot-Kodierung genannt; siehe Harris und Harris, 2010) zerlegt werden. 67 Für die gegenständliche Analyse wird die logistische Regression in R (Version 4.3.2) (R Core Team, 2023) unter Verwendung des R-Packages glm2 (Marschner, 2011) durchgeführt.

2.2 Random Forest

Random Forests sind eine Ensemble-Lernmethode 68 , bei der möglichst unkorrelierte Entscheidungsbäume erzeugt werden. Ein Entscheidungsbaum (Decision Tree) ist ein nicht-parametrisch überwachter Lernalgorithmus, der einen Datensatz in wiederholten Schritten anhand von Entscheidungsregeln, die auf Prädiktoren (Features) basieren, in immer kleinere Teilmengen partitioniert. Beginnend mit dem Wurzelknoten (Root Node) stellt jeder folgende Knoten (Node) eine Entscheidungsregel dar, welche aus den Prädiktoren hergeleitet wird und definiert, wie die Teilmenge partitioniert werden soll. Dieser Prozess wird rekursiv fortgesetzt – jede Teilmenge wird weiter in kleinere Teilmengen unterteilt, basierend auf den Regeln der nachfolgenden Knoten, bis alle Datenpunkte in einem Blatt (Leaf Node – Knoten, die nicht weiter teilbar sind) vollständig einer Kategorie zugeordnet werden können (im Klassifikationsfall) oder keine weiteren signifikanten Aufteilungen möglich sind (im Regressionsfall). Zur Bestimmung des optimalen Schwellenwerts (der Entscheidungsregel) für die Aufteilung der Daten an einem Knoten testet der Algorithmus verschiedene pseudozufällige Schwellenwerte pro erklärende Variable. Hierbei werden die Daten aufgeteilt, und jede Teilung wird anhand eines Informationskriteriums (meist Gini Impurity oder Entropie) bewertet. Diese Kriterien messen, wie gut der Schwellenwert bzw. die sich ergebende Aufteilung die Daten in möglichst homogene („reine“) Gruppen aufteilt. Im Fall einer binären Klassifikation misst die Gini Impurity die Wahrscheinlichkeit, dass ein zufällig gewähltes Element falsch klassifiziert wird:

Gini Impurity=2p(1-p)

wobei p der Anteil der Beobachtungen der positiven Klasseim Knoten ist. Je höher der Wert ist, desto größer ist die Unreinheit bzw. desto stärker ist die Klassendurchmischung.

Entropie hingegen misst das Maß an Unordnung oder Unsicherheit in den Daten, und eine Aufteilung zielt darauf ab, diese Unordnung zu reduzieren bzw. die Reinheit der Knoten zu maximieren:

Entropie(p)= -p log_2⁡(p)-(1-p)  log_2⁡〖(1-p)〗

wobei der Anteil der Beobachtungen der positiven Klasse im jeweiligen Knoten ist. Wenn die Entropie maximiert ist, ist die Unsicherheit am größten – d. h., die Klassen sind gleichmäßig durchmischt. Eine geringere Entropie führt zu reinen strukturierten Knoten, was eine klarere Trennung zwischen positiven und negativen Beobachtungen ermöglicht (Hastie, Tibshirani und Friedman, 2009).

Ein Vorteil von Entscheidungsbäumen ist ihre einfache Interpretierbarkeit, aufgrund der leicht nachvollziehbaren „Wenn-Dann“-Entscheidungsregeln. Allerdings sind Entscheidungsbäume, insbesondere, wenn sie sehr tief werden (d. h. viele Knoten haben), anfällig dafür, spezifische Muster oder Ausreißer aus den Trainingsdaten zu lernen, womit wiederum die Generalisierungsfähigkeit auf neue Daten beeinträchtigt wird (Überanpassung bzw. „Overfitting“ genannt). Um dies zu verhindern, können Verfahren wie „Pruning“ angewandt werden. Dabei werden Knoten, die „schlechter“ trennen oder nur eine minimale Verbesserung liefern, entfernt und somit die Tiefe des Baums reduziert.

Ein weiterer Ansatz, um Overfitting zu reduzieren ist, nicht nur einen Entscheidungsbaum zu verwenden, sondern mehrere, wodurch ein Random Forest entsteht. Hierbei wird jeder Baum k ∈ {1, 2, …, K auf – durch Bootstrapping (Ziehen mit Zurücklegen) – zufällig gezogenen Beobachtungen des Trainingsdatensatzes trainiert. Darüber hinaus wird für jede Verzweigung (Split) eine zufällig gezogene Teilmenge von Prädikatoren (Features) evaluiert.

Die Vorhersage (RF(x) = y ̂) erfolgt über die Aggregation der einzelnen Vorhersagen (y ̂_k) in der Regel durch Mehrheitsabstimmung für Klassifizierungsaufgaben und Mittelwertbildung für Regressionsaufgaben, welche die spezialisierten Bäume zu einem Ensemble kombiniert:

RF(x)=1/K ∑_(k=1)^K▒y ̂_k =y ̂ ∶y ̂∈[0,1] im Klassifikationsfall und

im Regressionsfall.

Das angewandte Bootstrapping reduziert die Varianz der einzelnen Modelle, indem jeder Baum auf einer anderen Teilmenge der Daten trainiert wird, wodurch Overfitting der einzelnen Modelle verringert wird. Zudem trägt das Aggregieren der Vorhersagen aller Bäume dazu bei, die Gesamtvarianz weiter zu reduzieren und Overfitting insgesamt zu verringern (Breiman, 2001). Die Anzahl der Bäume bilden zusammen mit den oben beschriebenen Parametern eines Entscheidungsbaumes die Hyperparameter des Random Forest. Für das Tuning und Training dieser Modelle wird hier das Machine-Learning-Paket scikit-learn (Pedregosa et al., 2011) in Python (Version 3.10.14) (Python Core Team, 2024) herangezogen.

2.3 Gradient Boosting

Gradient Boosting (Hastie, Tibshirani und Friedman, 2009) ist wie auch der Random Forest eine Ensemble-Lernmethode, die auf Entscheidungsbäumen basiert. Im Gegensatz zum Random Forest, bei dem die Bäume unabhängig voneinander trainiert werden, erfolgt das Training der Bäume bei Gradient Boosting sequenziell. Jeder Baum versucht iterativ die Fehler der vorherigen Bäume zu korrigieren, indem er auf den Residuen (den Vorhersagefehlern) des vorherigen Baums trainiert wird. Dieser Prozess wird durch Gradientenabstieg (Gradient Descent) gesteuert. Dabei wird eine Lernrate verwendet, die bestimmt, wie stark jeder Baum zur Verbesserung des Modells beiträgt. Kleinere Lernraten führen zu genaueren Ergebnissen, erfordern jedoch mehr Bäume. Im Vergleich zu Random Forests besteht beim Gradient Boosting eine höhere Gefahr des Overfittings. Um dem entgegenzuwirken, werden Techniken wie das Begrenzen der Baumtiefe eingesetzt. Zudem wird die Anzahl der Datenpunkte, die mindestens in einem Blatt vorhanden sein müssen, erhöht, sodass der Baum nicht von kleinen und unbedeutenden Teilmengen lernt. Die Vorhersagen basieren auf der gewichteten Summe der Vorhersagen der einzelnen Bäume, wobei die Gewichte durch die Lernrate und die Korrektur der Residuen der vorherigen Modelle bestimmt werden. Gradient-Boosting-Modelle sind häufig komplexer (dies erschwert die Erklärbarkeit der Ergebnisse) als Random-Forest-Modelle und erfordern meist höhere Rechenressourcen sowie eine sorgfältige Abstimmung der Hyperparameter. Sie zeichnen sich dafür meist durch eine höhere Vorhersagegenauigkeit aus (Bentéjac, Csörgő und Martínez-Muñoz, 2021).

Für die vorliegende Analyse kommt XGBoost (Chen, Tianqi und Guestrin, 2016) (auch Extreme Gradient Boosting genannt) zur Anwendung. Dabei handelt es sich um eine weiterentwickelte und optimierte Implementierung des Gradient-Boosting-Algorithmus. XGBoost ist bekannt für seine Effizienz, Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit, insbesondere bei großen, strukturierten Datensätzen. Der Hauptvorteil von XGBoost liegt aber in seiner Fähigkeit, sowohl Regularisierung als auch frühes Abbrechen zu nutzen, um das Overfitting zu reduzieren und gleichzeitig eine hohe Vorhersagegenauigkeit zu erzielen. XGBoost verwendet paralleles Baumwachstum, was zu schnelleren Berechnungen führt und bietet zusätzliche Möglichkeiten wie eine L1- oder L2-Regularisierung, um die Modellkomplexität besser zu kontrollieren. Dies macht XGBoost zu einer der populärsten Methoden für maschinelles Lernen, insbesondere bei Wettbewerben und Anwendungen, bei denen die Leistung von entscheidender Bedeutung ist (Bentéjac, Csörgő und Martínez-Muñoz, 2021). Für das Tuning und Training dieser Modelle wird hier das Package xgboost (Chen, Tianqi und Guestrin, 2016) in Python (Version 3.10.14) (Bentéjac, Csörgő und Martínez-Muñoz, 2021) eingesetzt.

3 Daten

Im österreichischen Firmenbuch sind die gemäß Offenlegungspflichten des UGB 69 veröffentlichten Jahresabschlussdaten von österreichischen, nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften verfügbar. Ein sehr großer Anteil dieser Daten steht der OeNB in maschinenlesbarer Form zur Verfügung. Gemeinsam mit Insolvenzdaten aus der Ediktsdatei sowie zusätzlich verfügbaren Daten über weitere Unternehmenseigenschaften bilden diese Datenquellen gemeinsam die Grundlage zur Prognose der Ausfallwahrscheinlichkeit von Unternehmen.

3.1 Zielvariable y: Ausfallereignis gemäß Ediktsdatei

Das Ziel der hier geschätzten Modelle ist es, Ausfälle (gemäß Ediktsdatei) 70 von nichtfinanziellen Unternehmen vorherzusagen. Für die Kalibrierung dieser Modelle werden daher historische Ausfallsereignisse herangezogen. Konkret wird versucht, die Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Status „Ausfall“ für einen einjährigen Prognosehorizont auf Basis der verfügbaren Daten zum Bilanzstichtag durch Methoden aus dem Bereich des überwachten Lernens vorherzusagen. Um eine möglichst frühzeitige Ausfallerkennung basierend auf sauberen Jahresabschlussdaten 71 zu ermöglichen, wird der einjährige Prognosehorizont in dieser Studie so gewählt, dass dieser ein Jahr und einen Tag nach dem Bilanzstichtag startet und genau zwei Jahre nach dem Bilanzstichtag endet. D. h. für einen Jahresabschlussdatensatz gilt y=1, wenn für das zugrunde liegende Unternehmen im zweiten Jahr nach dem Bilanzstichtag zumindest einmal ein Ausfallereignis gemäß Ediktsdatei vorliegt, sonst gilt y=0.

3.2 Erklärende Variablen

Als unabhängige, erklärende Variablen (Features) stehen sowohl Kennzahlen auf Basis von Jahresabschlusspositionen als auch Unternehmenseigenschaften zur Verfügung. Bei den Jahresabschlusspositionen handelt es sich um folgende elf Informationen, die in unterschiedliche Kennzahlen eingehen: Aktiva, Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Vorräte, Kassenbestand, Eigenkapital, Gewinnrücklage, Bilanzgewinn, Gewinnvortrag, Rückstellungen und Verbindlichkeiten. Ergänzt um die vier Vorjahreswerte zu Aktiva, Kassenbestand, Eigenkapital und Verbindlichkeiten können daraus 23 ökonomische Kennzahlen gebildet werden. Aufgrund der Tatsache, dass einige dieser Kennzahlen sehr ähnlich (empirisch-statistisch hoch korreliert) sind, werden diese in der Folge auf die nachfolgenden 18 Kennzahlen reduziert 72 :

  • Bilanzsumme,
  • Eigenkapital,
  • Verbindlichkeiten,
  • Anlagendeckungsgrad,
  • Eigenmittelquote,
  • Gesamtverschuldungsgrad,
  • Selbstfinanzierungsgrad,
  • kurzfristige Vermögensstruktur,
  • Vorratsquote,
  • Liquiditätsquote,
  • Eigenkapitalrentabilität,
  • Anlagenrentabilität,
  • Netto-Entschuldungsfähigkeit,
  • Veränderung Bilanzsumme,
  • Veränderung Eigenkapital,
  • Veränderung Verbindlichkeiten,
  • Veränderung Kassenbestand und
  • Veränderung Netto-Verschuldung.

Da speziell im Bereich von Regressionsmodellen Ausreißer Modellergebnisse stark beeinflussen bzw. verzerren können, werden diese 18 Kennzahlen in den statistischen Modellen entweder als relativer Rang 73 oder als winsorisierte 74 Kennzahl verwendet.

Zusätzlich zu den Jahresabschlusskennzahlen stehen auch Daten über folgende Unternehmenseigenschaften zur Verfügung: Größenklasse, Branche, sowie eine Indikatorvariable, die angibt, ob das Unternehmen einen Kredit von zumindest 25.000 EUR bei einem österreichischen Kreditinstitut ( Hirsch, Kemetmüller und Lingo, 2020 ) hat.

3.3 Kalibrierungsdatensatz

Für den Kalibrierungsdatensatz werden Jahresabschlüsse mit Bilanzstichtagen innerhalb des Beobachtungszeitraums vom 1.1.2018 bis zum 31.12.2021 herangezogen. Hierfür stehen 437.792 plausibilisierte Jahresabschlüsse zu 134.241 Unternehmen 75 zur Verfügung. Nach Ausschluss jener Datensätze mit einem gültigen Ausfallereignis zum Bilanzstichtag sowie innerhalb des ersten Jahres nach dem Bilanzstichtag 76 inkludiert der finale Kalibrierungsdatensatz 435.662 Jahresabschlüsse zu 133.604 Unternehmen.

Für einen Großteil dieser Unternehmen (63,8%) sind vier Jahresabschlüsse vorhanden (für die restlichen weniger). Tabelle 1 zeigt, dass der österreichische Unternehmenssektor überwiegend von kleinen Unternehmen geprägt ist. Der Dienstleistungssektor ist in Österreich anzahlmäßig die mit Abstand größte Branche und in diesem Datensatz 77 fast genau so groß wie die beiden nächstgrößten Branchen Handel und Immobilien zusammen. Der Großteil der Unternehmen hat die Rechtsform „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ (93,2%), gefolgt von „Kommanditgesellschaften“ (6,6%). Interessanterweise hat entsprechend den Daten der Granularen Kreditdatenerhebung ( Hirsch, Kemetmüller und Lingo, 2020 ) nur etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (239.032 bzw. 54,9%) zum jeweiligen Bilanzstichtag einen Kredit von zumindest 25.000 EUR bei einem österreichischen Kreditinstitut. Da speziell auch bei kleinen Unternehmen (ausgenommen in gewissen Grenzregionen) die Kreditfinanzierung im Ausland eine geringe Rolle spielt, zeigen diese Werte, dass in Österreich sehr viele Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit ohne klassische Kreditfinanzierung betreiben, sondern sich aus Eigenmitteln und/oder dem Umsatz finanzieren.

Tabelle 1: Anzahl der Jahresabschlüsse (des Kalibrierungsdatensatzes) nach Branchen und Größenklasse der Unternehmen  
Dienst-
leistung
Handel Immobilien Bau-
gewerbe
Industrie Energie Summe
Anzahl
Große bzw.
mittelgroße
Unternehmen
2.393 2.439 434 901 2.241 192 8.600
Kleinunternehmen 84.737 48.322 65.277 25.088 23.279 4.850 251.553
Kleinstunternehmen 86.919 38.175 20.536 16.370 11.846 1.663 175.509
Summe 174.049 88.936 86.247 42.359 37.366 6.705 435.662
Quelle: OeNB.

Lediglich 2.713 Unternehmen (2,03%) im Kalibrierungsdatensatz weisen einen Ausfall (gemäß Ausfalldefinition, siehe Kapitel 3.1) aus. Über den gesamten Beobachtungszeitraum bleibt die Ausfallrate mit etwa 0,61% relativ stabil, wobei die Jahre 2019 und 2021 mit 0,46% bzw. 0,82% das Minimum bzw. Maximum der Zeitreihe darstellen. (Nach 2021 kam es zunächst zu einem Rückgang der Insolvenzfälle, seit 2023 steigen diese wieder an – siehe Tabelle 2 bzw. Grafik 1. 78 )

Tabelle 2: Anzahl aller Jahresabschlüsse (des Kalibrierungsdatensatzes) bzw. mit einem Ausfall (y=1) nach Bilanzjahr der Unternehmen  
2018 2019 2020 2021 Summe
Anzahl
Alle Jahresabschlüsse 100.618 107.466 112.245 115.333 435.662
Ausfälle (y=1) 609 493 675 944 2.721
(0,61%) (0,46%) (0,60%) (0,82%) (0,62%)
Quelle: OeNB.
Anmerkung: In Klammer: Relativer Anteil (=Ausfallsrate).

Tabelle 3 stellt die Anzahl der Ausfälle je Branche und Unternehmensgröße dar. Absolut gesehen fallen am häufigsten Kleinstunternehmen im Dienstleistungssektor aus. Relativ gesehen ist jedoch das Baugewerbe (und hier auch wieder die Gruppe der Kleinstunternehmen) am stärksten betroffen. Generell gilt: Je größer ein Unternehmen ist, desto geringer ist deren Ausfallwahrscheinlichkeit.

Tabelle 3: Anzahl der Jahresabschlüsse (des Kalibrierungsdatensatzes) mit einem Ausfall (y=1) nach Branchen und Größenklasse der Unternehmen  
Dienstleistung Handel Immobilien Baugewerbe Industrie Energie Summe
Anzahl
Großes bzw.
mittelgroßes
Unternehmen
7 7 1 8 7 0 30
(0,35%)
Kleinunternehmen 375 212 167 26 143 11 1.169
(0,46%)
Kleinstunternehmen 669 330 98 331 89 5 1.522
(0,87%)
Summe 1.051 549 266 600 239 16 2.721
(0,60%) (0,62%) (0,31%) (1,42%) (0,64%) (0,24%) (0,62%)
Quelle: OeNB.
Anmerkung: In Klammer: Relativer Anteil bezogen auf die Anzahl aller Jahresabschlüsse (=Ausfallsrate).

Für die Modellschätzung wird der Kalibrierungsdatensatz in einen Trainings- und einen Validierungsdatensatz (in Folge „TRAIN“ und „VAL“) aufgeteilt, wobei der Trainingsdatensatz (bzw. ein Teil davon) zur Kalibrierung und Auswahl der Hyperparameter der unterschiedlichen Modelle herangezogen wird. Die trainierten Modelle werden dann anhand der ihnen noch gänzlich unbekannten Daten des Validierungsdatensatzes überprüft und bewertet.

Die Größe und Form des Datensatzes macht es möglich, hier im klassischen Sinne vorzugehen: Die im Kalibrierungsdatensatz enthaltenen Unternehmen werden dazu einmal zufällig im Verhältnis 60:40 zwischen Trainings- und Validierungsdatensatz aufgeteilt. Dadurch werden die Modelle auf Daten von Unternehmen validiert, die nicht im Trainingsdatensatz enthalten sind. Tabelle 4 zeigt die Verteilung von Unternehmen, Jahresabschlüssen und Ausfällen auf TRAIN und VAL, wobei das Verhältnis durchgängig 60:40 beträgt.

Tabelle 4: Anzahl der Unternehmen, Jahresabschlüsse und Ausfälle im Trainings- (TRAIN) bzw. Validierungsdatensatz (VAL)  
TRAIN VAL
Anzahl
Unternehmen 80.162 53.442
(60,00%) (40,00%)
Jahresabschlüsse 261.440 174.222
(60,01%) (39,99%)
Ausfälle (y=1) 1.648 1073
(60,57%) (39,43%)
Ausgefallene
Unternehmen
1.645 1068
(60,63%) (39,37%)
Quelle: OeNB.

4 Ergebnisse

Als Evaluierungskriterium für die Modelle wird in vorliegender Untersuchung das Trennschärfemaß Area Under the Curve (AUC) bzw. die Perzentile (Probability Integral Transform, PIT) der Modellscores (Predictions) der ausgefallenen Beobachtungen (hier in weiterer Folge PIT-Wert genannt) herangezogen. AUC beschreibt wie viele Einser (y = 1) einen höheren Score s_i=x_i^T β als Nuller ( bekommen haben

wobei l1 die Menge der ausgefallen Beobachtungen und l0 die Menge der nichtausgefallenen Beobachtungen ist. D. h., je höher der AUC-Wert, desto besser separiert das Modell Ausfälle von Nicht-Ausfällen (Byrne, 2016).

PITs stellen die Perzentile der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen (auf der Basis aller Modellscores) dar. Sie sind vergleichbar mit den Konzepten des QQ-Plots, bei welchem empirische Verteilungen mit theoretischen Verteilungen verglichen werden sowie der CAP-Kurve, die als Basis für die Berechnung des AUC-Wertes dient. Demzufolge kann der mittlere PIT-Wert wie ein Lagemaß verstanden werden, das bei einem Wert von 1 anzeigt, dass die ausgefallen Beobachtungen maximal von den regulären Beobachtungen getrennt werden. Bei einer Gleichverteilung der ausgefallen Beobachtungen wäre der Erwartungswert der (mittleren) PITs 0,5. Das heißt, ein höherer mittlerer PIT-Wert weist darauf hin, dass Einser (ausgefallene Beobachtungen) einen hohen Modelscore haben.

Es kann gezeigt werden, dass ein funktionaler Zusammenhang zwischen AUC, mittlerer PIT und der sogenannten Accuracy Ratio (AR) besteht und diese Größen direkt ineinander übergeführt werden können.

Für die Modellvergleiche der drei untersuchten Modellklassen (siehe Kapitel 2.1 bis 2.3) werden in der Folge sowohl die AUC-Werte als auch die Verteilungen der PITs für die ausgefallen Beobachtungen (anhand von Violinenplots 79 ) herangezogen. Letztere ermöglichen – im Gegensatz zu einem Vergleich rein auf Basis der AUC-Werte oder der mittleren PIT-Werte – den Vergleich von Modellscores verschiedener Modellalternativen anhand selbstgewählter (Alpha-)Quantile.

Die unterschiedlichsten Modellalternativen, deren wichtigsten Ergebnisse im Folgenden dargestellt und diskutiert werden, wurden auf einem Lenovo Thinkpad L14 Gen 3, ausgestattet mit einem AMD Ryzen 7 PRO 5875U Prozessor 80 und einer Radeon Graphics GPU geschätzt.

4.1 Logit-Modell

In einem ersten Schritt wird für jede Kennzahl ein univariates Logit-Modell auf TRAIN geschätzt, bei dem die jeweilige Kennzahl allein als erklärende Variable für den Ausfallsindikator herangezogen wird. Anhand des AUC-Wertes (VAL) dieser Modelle werden für ein erstes Featureset „NUM“ entweder die winsorisierte Kennzahl oder die Rangkennzahl (siehe Kapitel 3.2) selektiert. Anschließend wird basierend auf diesem Featureset „NUM“ (mit 18 Kennzahlen) ein multivariates Logit-Modell auf TRAIN trainiert und auf VAL validiert (AUC-Wert = 0,8030 und mittlerer PIT-Wert = 0,8011).

Zur besseren Interpretierbarkeit und Stärkung der Robustheit der Modellergebnisse wird das Featureset „NUM“ in einem nächsten Schritt auf jene unkorrelierten Kennzahlen (Korrelation < |0,75|) reduziert, die zusätzlich die Nebenbedingung erfüllen, dass alle Beta-Koeffizienten in einem multivariaten Modell das gleiche Vorzeichen aufweisen wie im univariaten Modell. Dieses Featureset I besteht dadurch aus nur mehr sieben Kennzahlen. Ein multivariates, auf diesem Featureset trainiertes Modell 81 weist im Vergleich zum Modell auf dem Featureset „NUM“ nur leicht geringere Validierungswerte (AUC-Wert = 0,8000 und mittlerer PIT-Wert = 0, 7982) auf.

Abschließend wird das Featureset I noch um binäre Dummyvariablen für diverse Unternehmenseigenschaften (Branchen, Größenklassen bzw. ob das Unternehmen einen Bankkredit hat, siehe Kapitel 3.2) erweitert. So entsteht das Featureset II. Weitere Unternehmensinformationen, wie sie in den deskriptiven Statistiken zum Kalibrierungsdatensatz im Kapitel 3.3 verwendet wurden, haben keinen signifikanten Einfluss auf die Modellergebnisse.

Nach einer Variablenselektion mittels Backward Stepwise Selection (Hastie, Tibshirani und Friedman, 2009), bei welchem das multivariate Logit-Modell schrittweise um die Variablen, die den geringsten Beitrag zur Modellgüte (gemessen am Akaike Information Criterion, AIC; ebd.) leisten, reduziert wird, bis nur noch signifikante Variablen übrigbleiben, entsteht ein sparsames Modell mit sieben Jahresabschlusskennzahlen sowie fünf Dummyvariablen, die die Unternehmenseigenschaften abbilden. Dieses reduzierte Modell basierend auf dem Featureset II ist mit einem AUC-Wert (VAL) von 0,8111 und einem mittleren PIT-Wert (VAL) von 0,8092 das (wenn auch mit nur sehr knappen Unterschieden) beste Logit-Modell (siehe Grafik 2 und 3 für einen Vergleich der empirischen Verteilungen der PIT-Werte der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen aus den Logit-Modellen basierend auf den drei Featuresets).

Grafik 2 mit dem Titel „Modellergebnisse der Modellklasse Logit-Model“ vergleicht die jeweils besten Logit-Modelle basierend auf der unterschiedlichen Featuresets (NUM: linke Violine, Featureset I: mittlere Violine und Featureset II: rechte Violine) anhand der Verteilungen der PIT-Werte der ausgefallenen Beobachtungen des Validierungsdatensatzes in einem Violinenplot. Dieser ist vergleichbar mit einem Boxplot, wobei auf jeder Seite ein gedrehtes Kerndichtediagramm dargestellt wird. Die y-Achse reicht von 0,00 bis 1,00. Für jede Violine werden anhand durchgehender, schwarzer Linie die drei Quartile, sowie in Rot das 10-Prozent-Quantil jeder Verteilung dargestellt. Eine strichlierte Linie gibt je Modell den mittleren PIT-Wert der ausgefallen Beobachtungen an. Diese Werte sind vergleichbar mit den AUC-Werten (am Validierungsdatensatz), welche oberhalb der drei Violinen dargestellt sind.  Alle drei Modelle führen zu ähnlichen Violinen und AUC-Werten. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.  

Anmerkung: Die durchgezogenen Linien zeigen die drei Quartile bzw. das 10-Prozent-Quantil (rote Linie) und die strichlierten Linien die mittleren PIT-Werte an.
Grafik 3 mit dem Titel „Gegenüberstellung der PIT-Werte und Perzentile der Modellscores für die ausgefallenen Beobachtungen der Logit-Modelle“ zeigt ein Punktdiagramm, wobei jeder Punkt je Logit-Modell (basierend auf den drei Featuresets NUM, I und II) den PIT-Wert mit dem Perzentil der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen. Die y-Achse zeigt die PIT-Werte der ausgefallenen Modellscores und reicht von 0,00 bis 1,00. Die x-Achse stellt die Perzentile der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen dar. Die aneinander gereihten Punkte der drei Featuresets sind im Verlauf sehr ähnlich und zeigen daher auch in den Schnittpunkten mit den mittels vertikaler Linien eingezeichneten ausgewählten Quantilen sehr ähnliche Ergebnisse.  

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.  

Anmerkung: Die durchgezogenen vertikalen Linien zeigen die drei Quartile bzw. das 10-Prozent-Quantil (rote Linie) der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen.

Als wesentlicher Vorteil der Modellklasse Logit gegenüber moderneren Methoden des maschinellen Lernens gilt insbesondere die leichte Interpretierbarkeit des Modells und der Ergebnisse. So lassen sich die selektierten Variablen und deren Koeffizienten leicht identifizieren und analysieren und deuten bei einer ersten Analyse für alle Modellvorschläge der Modellklasse Logit und auch von einem inhaltlichen Standpunkt auf „verständliche“ Modelle hin, bei denen plausible Variablen zur Erklärung der ausgefallenen Beobachtungen herangezogen werden. Die Beta-Gewichte eines Logit-Modells zeigen für die numerischen Modellvariablen deren Wichtigkeit im Modell. Für das beste (reduzierte) Logit-Modell (auf Basis des Featuresets 2) ist das Eigenkapital mit einem Beta-Gewicht von 27,3% die mit Abstand relevanteste Kennzahl. An zweiter und dritter Stelle folgen die Netto-Entschuldungsfähigkeit (21,2%) und die kurzfristige Vermögensstruktur (18,6%). Neben diesen numerischen Variablen besteht dieses Logit-Modell aus fünf Dummyvariablen (Dummy Baugewerbe, Dummy Immobilien, Dummy Handel, Dummy Energie und Dummy Kredit), die zeigen, dass sowohl die Größen- als auch die Brancheninformation die Vorhersagekraft des Modells signifikant verbessern.

4.2 Random Forest

Aufgrund der Größe des Datensatzes wird ein gezielter Ansatz zur Optimierung der Hyperparameter (auch Tuning genannt) des Random-Forest-Modells gewählt. Dabei wird zunächst nur ein zufällig ausgewähltes Subset von 10% des TRAIN verwendet, um die optimale Hyperparameterkombination zu finden. Zu den optimierten Parametern gehören die Anzahl der Bäume, die maximale Tiefe der Bäume, die Mindestanzahl an Samples pro Blatt und Split sowie das Kriterium zur Bewertung der Teilungsqualität (siehe auch Kapitel 2.2). Diese Hyperparameter werden im Rahmen einer stratifizierten k-fachen Kreuzvalidierung getestet, um die Robustheit der Parameterwahl zu gewährleisten. Dabei wird der Trainingsdatensatz in gleich große Teilmengen aufgeteilt. In jedem Durchlauf wird 1/k der Daten als Tuningdatensatz verwendet, während die restlichen Teilmengen zum Training des Modells genutzt werden. Dieser Prozess wird k-mal (hier 5-mal) wiederholt, sodass jede Teilmenge einmal zur Validierung herangezogen wird. Da das Modell auf verschiedenen Datenkombinationen getestet wird, wird eine stabilere Schätzung der Modelle erzielt.

Das Tuning basierend auf den Features des besten Logit-Modells (reduziertes Featureset II) 82 führte zu folgender Hyperparameterkombination: maximale Tiefe von 10, mindestens 4 Samples pro Blatt, mindestens 10 Samples pro Split, 1.000 Bäume und das Kriterium der Entropie zur Bestimmung der Splits. Ein mit diesen Hyperparametern auf TRAIN trainiertes Random-Forest-Modell weist einen AUC-Wert (VAL) von. 0,8330 sowie einen mittleren PIT-Wert (VAL) von 0,8310 auf.

4.3 Gradient Boosting

Als Gradient-Boosting-Modell kommt ein XGBoost-Modell (siehe Kapitel 2.3) mit einem bayesianischen Ansatz zur Optimierung der Hyperparameter zur Anwendung. Im Gegensatz zum Random Forest, bei dem alle Hyperparameterkombinationen getestet werden, führt der bayesianische Anasatz zu einer deutlich schnelleren und zielgerichteteren Optimierung (Druce.ai, 2023).

Mithilfe einer stratifizierten 5-fachen Kreuzvalidierung werden die Anzahl der Boosting-Runden, die Lernrate, die maximale Tiefe der Bäume, die minimale Anzahl an Datenpunkten pro Blatt sowie verschiedene Regularisierungsparameter, zur Kontrolle der Modellkomplexität und zur Anpassung der Klassenimbalance, optimiert. Konkret wird hierfür das Python Package Optuna (Akiba et al., 2019) mit 400 Iterationen auf den Features des besten Logit-Modells (reduziertes Featureset II) 83 verwendet, wobei pro Iteration des Optimierungsprozesses ein Modell mit einer spezifischen Kombination von Hyperparametern trainiert und bewertet wird.

Aus dieser Suche resultiert ein XGBoost-Modell mit 832 Bäumen, einer Lernrate von 0,0099 und einer maximalen Baumtiefe von vier. Zudem müssen pro Blatt mindestens fünf Datenpunkte vorhanden sein, damit es zu einem Split kommen kann. Das Modell verwendet eine Stichprobenrate von 62,3% und berücksichtigt bei jeder Iteration alle verfügbaren erklärenden Variablen. Zusätzlich kontrolliert ein Regularisierungsparameter (Gamma = 0,056) die Komplexität der Aufteilungen, um Overfitting zu verhindern. Der Parameter zur Gewichtung der Klassen beträgt 6,529.

Ein mit diesen Hyperparametern auf TRAIN trainiertes XGBoost-Modell weist einen AUC-Wert (VAL) von 0,8371 sowie einen mittleren PIT-Wert (VAL) von 0,8351 auf. Mit diesen Validierungswerten übertrifft dieses Modell die Erklärungskraft des Random Forests leicht und stellt somit das beste Modell dar (siehe Grafiken 4 und 5). Eine Betrachtung der Unterschiede der Formen der Violinenplots sowie der AUC- bzw. mittleren PIT-Werte lässt die Unterschiede in der Performance sehr gering anmuten. Wählt man jedoch ein spezielles Perzentil (Alpha-Quantil) von z. B. 10%, so erhält man ein deutlicheres Ergebnis: Während 90% der Modellscores der ausgefallen Beobachtungen basierend auf dem Gradient-Boosting-Modell in der Menge der 40,1% höchsten (schlechtesten) Modellscores aller Beobachtungen liegen, finden sich diese 90% beim Logit-Modell nur mehr in der Menge der 46,7% höchsten (schlechtesten) Modellscores aller Beobachtungen (siehe rote Linie in der Grafik 4 und 5).

Grafik 4 mit dem Titel „Modellergebnisse der verschiedenen finalen Modellalternativen Logit-Modell, Random Forest und XGBoost“ vergleicht die jeweils besten Modellalternativen (Logit-Modell: linke Violine, Random Forest: mittlere Violine und XGBoost: rechte Violine) anhand der Verteilung der PIT-Werte der ausgefallenen Beobachtungen des Validierungsdatensatzes in einem Violinenplot. Dieser ist vergleichbar mit einem Boxplot, wobei auf jeder Seite ein gedrehtes Kerndichtediagramm dargestellt wird. Die y-Achse reicht von 0,00 bis 1,00. Für jede Violine werden anhand durchgehender, schwarzer Linie die drei Quartile, sowie in Rot das 10-Prozent-Quantil jeder Verteilung dargestellt. Eine strichlierte Linie gibt je Modell den mittleren PIT-Wert der ausgefallen Beobachtungen an. Diese Werte sind vergleichbar mit den AUC-Werten (am Validierungsdatensatz), welche oberhalb der drei Violinen dargestellt sind. Alle drei Modelle führen zu ähnlichen Violinen, jedoch ist beim 10-Prozent-Quantil ein deutlicher Unterschied im Vergleich zwischen dem Logit-Modell und den komplexeren Random-Forest- und XGBoost-Modellen zu beobachten.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.  

Anmerkung: Die durchgezogenen Linien zeigen die drei Quartile bzw. das 10-Prozent-Quantil (rote Linie) und die strichlierten Linien die mittleren PIT-Werte.
Grafik 5 mit dem Titel „Gegenüberstellung der PIT-Werte und Perzentile der Modellscores für die ausgefallenen Beobachtungen der verschiedenen finalen Modellalternativen Logit-Modell, Random Forest und XGBoost Modellalternativen“ zeigt ein Punktdiagramm, wobei jeder Punkt je Logit-Modell (basierend auf den drei Featuresets NUM, I und II) den PIT-Wert mit dem Perzentil der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen. Die y-Achse zeigt die PIT-Werte der ausgefallenen Modellscores und reicht von 0,00 bis 1,00. Die x-Achse stellt die Perzentile der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen dar. Die aneinander gereihten Punkte der drei Modellalternativen sind im Verlauf ähnlich und zeigen aber einen deutlichen Unterschied zwischen dem Logit-Modell und den beiden moderneren Modellalternativen. Dieser Unterschied zeigt sich speziell beim Vergleich der Werte in den Schnittpunkten mit der mittels vertikaler roter Linien eingezeichneten 10-Prozent-Quantils:  Während der PIT-Wert beim Gradient-Boosting-Modell bei 59,9 Prozent liegt, ist dieser beim Logit-Modell bei 53,3 Prozent. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.  

Anmerkung: Die durchgezogenen vertikalen Linien zeigen die drei Quartile bzw. das 10-Prozent-Quantil (rote Linie der Modellscores der ausgefallenen Beobachtungen.
Erklärbarkeit der Modelle

Eine wesentliche Herausforderung der modernen Methoden des maschinellen Lernens ist die Interpretierbarkeit der resultierenden Modellergebnisse, insbesondere welche Variablen wesentlich zur Klassifikation einzelner Datenpunkte führen und welchen Einfluss sie im Modell haben. Vergleichbar mit den Beta-Gewichten der numerischen Features eines Regressionsmodells, wie dem Logit-Modell (siehe oben), kann beim Random Forest die Feature Importance 84 herangezogen werden. Für das XGBoost-Modell stehen sogar mehrere Metriken zur Bewertung der Feature Importance zur Verfügung. Die drei gängigsten Metriken sind „Gain“, „Cover“ und „Weight“ 85 . Zur einheitlichen Darstellung und Beurteilung über alle Modellklassen hinweg wurde in vorliegender Studie das Konzept der Feature Importance verwendet. So zeigt Grafik 6 wie sich der mittlere PIT-Wert des VAL eines Modells je Modellvariable reduziert, wenn diese Modellvariable aus dem Modell entfernt wird, d. h. nicht zur Schätzung verwendet wird. Die Ergebnisse sind dabei für die meisten Modellvariablen sehr ähnlich, speziell für die Modelle Random Forest und XGBoost (Gradient Boosting). Weiters zeigt sich, dass die Dummyvariablen für bestimmte Unternehmenseigenschaften über alle Modellalternativen hinweg die Modellergebnisse deutlich geringer beeinflussen als die numerischen Modellvariablen. Als die drei wichtigsten Features erweisen sich die kurzfristige Vermögensstruktur, die Eigenmittelquote und die Netto-Entschuldungsfähigkeit.

Eine weitere Form der Messung und Darstellung der Bedeutung von einzelnen exogenen Variablen bieten Partial Dependence Plots (Friedman, 2001), mit deren Hilfe sich die univariate Bedeutung einer Variable in allen drei Modellklassen gleichermaßen interpretieren lässt. Der Plot zeigt pro Modellklasse und Modellvariable, wie sich der durchschnittliche relative Rang (das Perzentil) des Modellscores des TRAIN (y-Achse) ändert, wenn sich der Wert der Modellvariable (x-Achse) ceteris paribus ändert. Grafiken 7 und 8 zeigen den Plot für alle Features der finalen Modelle. Die Tatsache, dass nahezu alle Variablen in allen drei Modellvorschläge ähnliche Steigungen aufweisen – mit sinkendem Eigenkapital steigt z. B. die Ausfallwahrscheinlichkeit – lässt gemeinsam mit den ähnlichen Anteilen bei der Feature Importance auf vom ökonomisch-inhaltlichen Standpunkt „plausible“ Modellvorschläge in allen Modelklassen schließen.

Grafik 6 mit dem Titel „Feature Importance der Modellvariablen in den verschiedenen finalen Modellalternativen“ stellt ein Balkendiagramm dar, dass die Feature Importance der Modellvariablen in den drei finalen Modellalternativen zeigt. Die Feature Importance wird dabei anhand der Änderung des mittleren PIT-Werts des Validierungsdatensatzes eines Modells durch Wegfall der betrachteten Modellvariable gemessen (siehe y-Achse). Die Werte der y-Achse reichen von 0 bis 0,0105. Die x-Achse zeigt, sortiert nach der durchschnittlichen Feature Importance (über alle drei Modellalternativen), die verschiedenen Modellvariablen: Kurzfristige Vermögensstruktur, Eigenmittelquote, Netto-Entschuldungsfähigkeit, Dummy Baugewerbe, Eigenkapital, Dummy Immobilien, Veränderung Bilanzsumme, Liquiditätsquote, Veränderung Netto-Verschuldung, Dummy Kredit, Dummy Handel und Dummy Energie. Die Balken sind gruppiert, um die Ergebnisse der drei Modelle für jede Variable zu vergleichen, wobei der linke Balken je Modellvariable die Feature Importance des Logit-Modells, der mittlere Balken, die des Random Forests und der rechte Balken die des XGBoosts repräsentiert. Die Ergebnisse sind dabei für die meisten Modellvariablen sehr ähnlich, speziell für die Modelle Random Forest und XGBoost. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 7 mit dem Titel „Partial-Dependance-Plot der Modellvariablen in den verschiedenen finalen Modellalternativen“ zeigt zwölf Liniendiagramme, die die partiellen Abhängigkeiten verschiedener Modellvariablen mit jeweils einer Linie für die drei Modellalternativen darstellen. Konkret werden die Auswirkungen der Änderungen einer Modellvariable (siehe x-Achse; alle anderen bleiben unverändert) auf den durchschnittlichen relativen Rang (des Perzentils) des Modellscores des Trainingsdatensatzes gemessen (y-Achse).  Die Skalierung der x- und y-Achsen der Teilplots variieren je nach Variable. Die dargestellten Variablen sind: Dummy Baugewerbe, Dummy Energie, Dummy Handel, Dummy Immobilien, Dummy Kredit, Eigenkapital, Eigenmittelquote, Kurzfristige Vermögensstruktur, Liquiditätsquote, Netto-Entschuldungsfähigkeit, Veränderung Bilanzsumme und Veränderung Netto-Verschuldung. Generell zeigen die Linien innerhalb der Liniendiagramme ähnliche Verläufe – mit Ausnahme von Dummy Kredit, hier weisen weder Random Forest noch XGBoost eine Änderung auf. Bei den numerischen Variablen lässt sich klar die Nicht-Linearität des Random Forest- und XGBoost-Modells beobachten. Die Tatsache, dass nahezu alle Variablen in allen drei Modellvorschläge ähnliche Steigungen aufweisen – mit sinkendem Eigenkapital steigt z. B. die Ausfallwahrscheinlichkeit – lässt gemeinsam mit den ähnlichen Anteilen bei der Feature Importance auf vom ökonomisch-inhaltlichen Standpunkt „plausible“ Modellvorschläge in allen Modelklassen schließen.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

5 Conclusio

Die vorliegende Analyse zeigt, dass (basierend auf historischen Daten) Jahresabschlusskennzahlen Ausfälle im zweiten Jahr nach dem Bilanzstichtag gut vorhersagen können. Die Wahl der statistischen Modellklasse spielt für die Prognosegüte eine nachrangige Rolle, d. h. auch ein „einfaches“ logistisches Regressionsmodell liefert gute Ergebnisse. Aufgrund der Größe des zur Verfügung stehenden Kalibrierungsdatensatzes kann für die Performancemessung der unterschiedlichen Modelle ein klassisches Evaluierungsframework (Aufteilung des Kalibrierungsdatensatzes in Trainings- und Validierungsdatensatz via 60:40-Split der Unternehmen) genutzt werden. Basierend auf diesem Evaluierungsframework und auf Grundlage der (für die Beurteilung von Ratingsystemen) üblichen Trennschärfemaße wäre ein Gradient-Boosting-Modell bzw. ein Random-Forest-Modell einem logistischen Regressionsmodell aus statistischer Sicht zu bevorzugen.

Die Analyse zeigt zudem, dass rein durch Jahresabschlusskennzahlen eine gute Trennschärfe erreicht werden kann. Die zusätzliche Einbeziehung ausgewählter Unternehmenseigenschaften vermag die Modellvorhersagekraft weiter zu verbessern.

Während komplexere Modelle wie Random Forest oder Gradient Boosting häufig – wie auch in vorliegender Studie – eine Verbesserung der Trennschärfe liefern, sind sie in ihrer Struktur deutlich weniger transparent als Logit-Modelle, die eine intuitive Interpretation der Beziehungen zwischen den erklärenden Variablen und der Zielvariable ermöglichen. Um der vergleichsweisen verringerten Erklärbarkeit der komplexen Modelle entgegenzuwirken, kann auf Metriken wie der Feature Importance zurückgegriffen werden. Diese liefern ein genaueres Bild über den Einfluss verschiedener Features auf die Vorhersage. Sowohl die Analyse der Feature Importances als auch der Beta-Gewichte des Logit-Modells zeigen, dass sich in vorliegendem Datensatz die Kennzahlen kurzfristige Vermögensstruktur, Eigenmittelquote und Netto-Entschuldungsfähigkeit als einflussreichste Variablen für die Vorhersage von Insolvenzen nichtfinanzieller Unternehmen erweisen. Partial Dependence Plots ermöglichen (auch im multivariaten Setting) die Überprüfung von ökonomisch vorgegebenen Hypothesen.

Literaturverzeichnis

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Wukovits, S. 2016. Bonitätsbeurteilung von nicht-finanziellen Unternehmen – das Expertenmodell. In: Statistiken – Daten und Analysen Q1/16. 42–47.

60 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Aufsicht, Modelle und Bonitätsanalysen, thomas.kemetmüller@oenb.at, christoph.leitner@oenb.at, mahmoud.sakka@oenb.at.

61 Siehe § 277 UGB unter https://www.ris.bka.gv.at/eli/drgbl/1897/219/P277/NOR40248507.

62 Siehe Ediktsdatei unter https://edikte.justiz.gv.at/edikte/edikthome.nsf/homeSuche.

63 Sämtliche Kredite von Rechtsträgern iSd Art. 1(5) der AnaCredit-VO mit einem Engagement ab 25.000 EUR. Für Details siehe auch Hirsch, Kemetmüller und Lingo (2020).

64 Der Begriff Insolvenz umfasst hier alle Ausfallsereignisse, die den beiden Ausprägungen „Konkurs/Insolvenz“ und „Unter gerichtlicher Verwaltung, Zwangsverwaltung oder ähnlichen Maßnahmen“ gemäß EZB-Verordnung (EU) 2016/867 (kurz „AnaCredit-Verordnung“) entsprechen. Unter „Konkurs/Insolvenz“ fallen folgende Ausprägungen der Ediktsdatei: „Eröffnung Konkursverfahren“, „Konkursabweisung mangels Vermögens“, „Insolvenzabweisung mangels Kostendeckung“, Zurückweisung des Antrages auf Eröffnung des Konkurses“, „Zurückweisung des Antrages auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens“ und „Ausgleichsverfahren eröffnet“. Unter „Unter gerichtlicher Verwaltung, Zwangsverwaltung oder ähnlichen Maßnahmen“ fallen dabei folgende Ausprägungen der Ediktsdatei: „Einstweilige Vorkehrung“, „Eröffnung Sanierungsverfahren“ und „Eröffnung Europäisches Restrukturierungsverfahren“).

65 https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2024/05/20240508InsolvenzenRegistrierungenQ12024.pdf.

66 Unter „Supervised Learning“ bzw. „Machine-Learning-Modelle“ werden Modelle verstanden, die mittels eines Lernalgorithmus versuchen, eine Hypothese zu finden, die möglichst zielsichere Voraussagen trifft. Als Hypothese ist dabei eine Abbildung zu verstehen, die jedem Eingabewert den vermuteten Ausgabewert zuordnet. Für weitere Details siehe Hastie, Tibshirani und Friedman (2009).

67 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Logistische_Regression&oldid=230443566.

68 Diese Verfahren nutzen die kollektive Leistung mehrerer Machine-Learning-Modelle, um eine bessere Leistung zu erzielen als jedes einzelne Modell für sich allein (siehe z. B.: Ensembles im maschinellen Lernen: Das Kombinieren mehrerer ML-Modelle | dida blog ).

69 Siehe § 277 UGB unter https://www.ris.bka.gv.at/eli/drgbl/1897/219/P277/NOR40248507.

70 Der Begriff Insolvenz umfasst hier alle Ausfallsereignisse, die den beiden Ausprägungen „Konkurs/Insolvenz“ und „Unter gerichtlicher Verwaltung, Zwangsverwaltung oder ähnlichen Maßnahmen“ gemäß EZB-Verordnung (EU) 2016/867 (kurz „AnaCredit-Verordnung“) entsprechen. Unter „Konkurs/Insolvenz“ fallen folgende Ausprägungen der Ediktsdatei: „Eröffnung Konkursverfahren“, „Konkursabweisung mangels Vermögens“, „Insolvenzabweisung mangels Kostendeckung“, Zurückweisung des Antrages auf Eröffnung des Konkurses“, „Zurückweisung des Antrages auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens“ und „Ausgleichsverfahren eröffnet“. Unter „Unter gerichtlicher Verwaltung, Zwangsverwaltung oder ähnlichen Maßnahmen“ fallen dabei folgende Ausprägungen der Ediktsdatei: „Einstweilige Vorkehrung“, „Eröffnung Sanierungsverfahren“ und „Eröffnung Europäisches Restrukturierungsverfahren“).

71 Da Jahresabschlüsse nicht zum Bilanzstichtag veröffentlicht werden (sondern rund 6 bis 9 Monate später) kann diese Information in Bonitätsmodellen bzw. Prognosemodellen erst später genutzt werden.

72 Die Selektion erfolgt mithilfe univariater logistischer Regressionsmodelle: Ausgewählt wird bei ähnlichen Kennzahlen die Kennzahl mit dem höheren AUC-Wert der geschätzten Modellscores (siehe Kapitel 4.1).

73 Der Wert der Rangkennzahl entspricht dem relativen Rang des Kennzahlenwertes aller im Datensatz enthaltenen Werte.

74 Alle Kennzahlenwerte außerhalb von [1. Quartil(x) – 1,5 (3. Quartil(x) – 1. Quartil(x)); 1. Quartil(x) + 1,5 (3. Quartil(x) – 1. Quartil(x))] werden auf den entsprechenden Grenzwert gesetzt.

75 Exkl. Holdings und Konzernmütter, da Jahresabschlüsse dieser nicht ausreichend die Bonität des Unternehmens widerspiegeln. Für Details siehe Wukovits (2016).

76 Die Ausfallprognose soll anhand Daten eines „gesunden“ Unternehmens erfolgen (siehe auch Kapitel 3.1.).

77 Die Abdeckung dieses Datensatzes ist im Bereich der Kleinst- und Kleinunternehmen mit ca. 95% des österreichischen Unternehmenssektors sehr hoch. Wohingegen die Abdeckung bei den großen und mittelgroßen Unternehmen gering ist.

78 https://www.ksv.at/pressemeldungen/insolvenzursachen-2023-hapert-operativen-basics.

79 Ein Violinenplot ist eine statistische Grafik zum Vergleich von Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Dieser ist vergleichbar mit einem Boxplot, wobei auf jeder Seite ein gedrehtes Kerndichtediagramm dargestellt wird.

80 Acht Kerne und 16 logische Prozessoren.

81 Eine statistische Variablenselektion (etwa durch Backward Stepwise Selection) reduziert die Variablen nicht weiter.

82 Auf eine erneute statistische Variablenselektion wurde zugunsten der leichteren Modellvergleichbarkeit verzichtet.

83 Auf eine erneute statistische Variablenselektion wurde zugunsten der leichteren Modellvergleichbarkeit verzichtet.

84 Für den Random Forest wird die Feature Importance anhand des durchschnittlichen Rückgangs der Gini Impurity bzw. der Entropie gemessen (siehe Kapitel 2.2). Dies zeigt, wie stark ein Feature zur Verringerung des Spaltkriteriums beiträgt, wenn er zum Teilen der Daten verwendet wird.

85 Gain misst den durchschnittlichen Zuwachs an Genauigkeit, den ein Feature bei jeder Verwendung in einem Entscheidungsbaum bringt. Cover misst, wie oft ein Feature zur Aufteilung der Daten verwendet wird, gewichtet nach der Anzahl der Datenpunkte, die von dieser Aufteilung betroffen sind. Ein Feature mit hohem Cover wird oft in den Bäumen genutzt, um große Teile der Daten zu teilen. Das Gewicht (Weight) gibt an, wie häufig eine Variable in allen Entscheidungsbäumen verwendet wird.

Grafik 8 mit dem Titel „Partial-Dependance-Plot der Modellvariablen in den verschiedenen finalen Modellalternativen“ zeigt zwölf Liniendiagramme, die die partiellen Abhängigkeiten verschiedener Modellvariablen mit jeweils einer Linie für die drei Modellalternativen darstellen. Konkret werden die Auswirkungen der Änderungen einer Modellvariable (siehe x-Achse; alle anderen bleiben unverändert) auf den durchschnittlichen relativen Rang (des Perzentils) des Modellscores des Trainingsdatensatzes gemessen (y-Achse).  Die Skalierung der x- und y-Achsen der Teilplots variieren je nach Variable. Die dargestellten Variablen sind: Dummy Baugewerbe, Dummy Energie, Dummy Handel, Dummy Immobilien, Dummy Kredit, Eigenkapital, Eigenmittelquote, Kurzfristige Vermögensstruktur, Liquiditätsquote, Netto-Entschuldungsfähigkeit, Veränderung Bilanzsumme und Veränderung Netto-Verschuldung. Generell zeigen die Linien innerhalb der Liniendiagramme ähnliche Verläufe – mit Ausnahme von Dummy Kredit, hier weisen weder Random Forest noch XGBoost eine Änderung auf. Bei den numerischen Variablen lässt sich klar die Nicht-Linearität des Random Forest- und XGBoost-Modells beobachten. Die Tatsache, dass nahezu alle Variablen in allen drei Modellvorschläge ähnliche Steigungen aufweisen – mit sinkendem Eigenkapital steigt z. B. die Ausfallwahrscheinlichkeit – lässt gemeinsam mit den ähnlichen Anteilen bei der Feature Importance auf vom ökonomisch-inhaltlichen Standpunkt „plausible“ Modellvorschläge in allen Modelklassen schließen.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Haushalte reagieren auf Zinsentwicklungen

Die Oesterreichische Nationalbank präsentierte im Rahmen einer Pressekonferenz 86 aktuelle Entwicklungen des Finanzvermögens österreichischer Haushalte

Matthias Fuchs, Lisa Reitbrecht

Das Geldvermögen privater Haushalte 87 ist nach einem Rückgang im Jahr 2022 jüngst wieder gewachsen und hat im Juni 2024 nominell mit 872 Mrd EUR einen neuen Höchststand erreicht. Durch die zuletzt hohe Teuerung verlor es jedoch seit 2022 real an Wert. Im Umfeld eines rasch steigenden Zinsniveaus rückten gebundene Einlagen verstärkt in den Fokus der Anleger:innen, während Kreditnehmer:innen ihr Engagement insbesondere in der Immobilienfinanzierung reduzierten. Stagnierender Konsum und eine weiterhin erhöhte Sparneigung zeugen von einem generell vorsichtigen Verhalten der privaten Haushalte.

Ein deutlich geändertes Zinsumfeld brachte Bewegung in das Anlage- und Finanzierungsverhalten privater Haushalte: Anleger:innen haben prompt auf den raschen Anstieg des Zinsniveaus reagiert und gebundene Einlagen zulasten täglich fälliger Produkte aufgebaut. Hohe Volumina wurden vor allem im Jahr 2023 bewegt, als 26,1 Mrd EUR an gebundenen Einlagen aufgebaut und 22,4 Mrd EUR an täglich fälligen Einlagen jeweils netto abgestoßen wurden. Im ersten Halbjahr 2024 schwächte sich diese Entwicklung vor dem Hintergrund einer abwärts gerichteten Zinsperspektive etwas ab.

Grafik 1 mit dem Titel „Einlagenumschichtung der Haushalte“ zeigt die Entwicklung täglich fälliger Einlagen und Einlagen mit vereinbarter Laufzeit als Säulen in Milliarden Euro sowie den EZB-Leitzinssatz als Linie in Prozent im Zeitraum 2019 bis zum ersten Halbjahr 2024. Während bis 2022 täglich fällige Einlagen durchwegs aufgebaut und täglich fällige Einlagen im Wesentlichen geringfügig abgebaut wurden, kehrt sich diese Entwicklung 2023 um. Mit dem Anstieg des Leitzinssatzes im zweiten Halbjahr 2022 investierten private Haushalte nun verstärkt in gebundene Einlagen (erstes Halbjahr 2023: plus 10,7 Milliarden Euro) und stießen täglich fällige Produkte ab (erstes Halbjahr 2023: minus 9,6 Milliarden Euro). Auch am aktuellen Rand (erstes Halbjahr 2024) werden weiterhin gebundene Einlagen (plus 7,9 Milliarden Euro) nachgefragt, der Abbau täglich fälliger Einlagen wurde jedoch gestoppt. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Gefragt blieben weiterhin Wertpapiere, die im ersten Halbjahr 2024 im Ausmaß von 5,1 Mrd EUR gekauft wurden. Der Anlageschwerpunkt lag dabei auf verzinslichen Titeln (+3,3 Mrd EUR). Bevorzugt wurden inländische Produkte, auf die im zweiten Quartal 2024 87 % des Volumens entfielen. Während sich die Veranlagung im ersten Quartal 2024 noch überwiegend auf Bankanleihen konzentrierte (93 %) und nicht mehr als 0,7 Mrd EUR erreichte, hat sie sich im zweiten Quartal 2024 auf 2,0 Mrd EUR fast verdreifacht und mehrheitlich (56 %) auf staatlich begebene Bundesschatzscheine erstreckt.

Das seit 2022 lebhafte Interesse an verzinslichen Wertpapieren stellt einen Wendepunkt im Anlageverhalten der privaten Haushalte dar. Zuvor waren diese Produkte über knapp ein Jahrzehnt hinweg per saldo durchgehend abgestoßen worden.

Grafik 2 mit dem Titel „Wertpapierzu- und -verkäufe des Haushaltssektors“ zeigt Investmentzertifikate, börsennotierte Aktien sowie verzinsliche Wertpapiere als Säulen sowie Wertpapiere insgesamt als Linie in Milliarden Euro für den Zeitraum 2018 bis zum ersten Halbjahr 2024. Verzinsliche Wertpapiere, die bis 2021 per saldo abgestoßen worden waren, wurden danach wieder aufgebaut, wobei der Zukauf 2023 (plus 6,7 Milliarden Euro) massiv ausfiel und sich im ersten Halbjahr 2024 (plus 3,3 Milliarden Euro) unverändert fortsetzte. Gleichzeitig hat das Interesse an Investmentzertifikaten, die im Umfeld der COVID-19-Pandemie dominiert hatten, nachgelassen. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Abgeschwächt hat sich im ersten Halbjahr 2024 hingegen die Nachfrage nach Investmentzertifikaten (+1,5 Mrd EUR), die im Umfeld der COVID-19-Pandemie noch massiv gekauft worden waren (2021: +9,6 Mrd EUR, 2022: +6,1 Mrd EUR).

Insgesamt investierten österreichische Haushalte im ersten Halbjahr 2024 11,7 Mrd EUR in Finanzprodukte, womit die Veranlagung des gesamten Jahres 2023 (10,2 Mrd EUR) bereits deutlich übertroffen wurde. Die Sparquote erreichte 2023 8,7 %, Prognosen lassen für das Jahr 2024 sogar 11,4 % erwarten.

Damit erreichte das Geldvermögen im Juni 2024 mit 872,1 Mrd EUR nominell einen neuen Höchststand. Das Wachstum von +2,6 % spiegelt auch Kursgewinne wider, von denen Wertpapieranleger:innen infolge der günstigen Börsenentwicklung profitierten. Inflationsbereinigt war im ersten Halbjahr 2024 jedoch ein realer Verlust des Geldvermögens von 0,7 % zu verzeichnen, der im Jahr 2023 5,1 % und 2022 sogar 10 % erreichte.

Im historischen Rückblick entwickelten sich die nominellen Finanzaktiva der Haushalte seit 1995 nur zweimal rückläufig: im Jahr 2008 (–1,5 %) als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie 2022 (–2,3 %) aufgrund geopolitischer Konflikte und ihrer Auswirkungen auf die Finanzmärkte.

Die Finanzverpflichtungen der österreichischen Haushalte sind 2023 (–2 %) sowie im ersten Halbjahr 2024 (–1 %) etwas gesunken. Im Juni 2024 lag die Verschuldung der Haushalte bei 215,2 Mrd EUR. Diese Entwicklung wurde vor allem durch höhere Finanzierungskosten hervorgerufen, die zu einer rückläufigen Kreditaufnahme privater Haushalte führten.

87 Damit sind private Haushalte sowie private Organisationen ohne Erwerbszweck (wie Gewerkschaften, Vereine, Hilfseinrichtungen) gemeint. Der gesamte Text bezieht sich auf den Haushaltssektor.

DATEN

Redaktionsschluss: 8. November 2024

Die jeweils aktuellsten Daten sowie weitere Indikatoren können auf der OeNB-Website www.oenb.at abgerufen werden:

Statistische Daten: www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen.html

Benutzerdefinierte Abfrage: www.oenb.at/isaweb/dyna1.do?lang=DE&go=initHierarchie

Webservice: www.oenb.at/Statistik/Benutzerdefinierte-Tabellen/webservice.html

Veröffentlichungskalender: www.oenb.at/isaweb//releasehierarchie.do?lang=DE

Tabelle 1: Österreichischer Beitrag1 zu den Euro-Geldmengen M3  
Periodenendstand 2021 2022 2023 Apr. 24 Mai 24 Juni 24 Juli 24 Aug. 24 Sep. 24
in Mio EUR
M3 (M2 + 1. + 2. + 3.) 422.446 435.354 436.732 440.585 438.608 440.390 436.883 439.635 440.852
1. Einlagen aus Repo-Geschäften2 x x x x x x x x x
2. Begebene Geldmarktfondsanteile3 x x x x x x x x x
3. Begebene Schuldverschreibungen von
bis zu 2 Jahren3
3.672 4.025 5.988 6.400 5.973 5.554 6.542 6.453 8.280
M2 (M1 + 4. + 5.) 418.743 431.276 430.646 434.133 432.577 434.761 430.287 433.147 432.508
4. Einlagen mit Bindungsfrist von bis zu
2 Jahren
85.203 100.378 130.111 136.678 136.666 136.031 137.753 138.362 138.531
5. Einlagen mit Kündigungsfrist von bis
zu 3 Monaten
2.641 1.262 1.407 1.412 1.378 1.377 1.387 1.406 1.364
M1 (6.) 330.898 329.635 299.128 296.043 294.533 297.354 291.148 293.380 292.613
6. Täglich fällige Einlagen 330.898 329.635 299.128 296.043 294.533 297.354 291.148 293.380 292.613
Längerfristige finanzielle
Verbindlichkeiten
Einlagen mit Bindungsfrist von über
2 Jahren von Nicht-MFIs im Euroraum
39.751 36.746 39.251 39.664 40.011 40.146 40.288 40.396 40.590
Einlagen mit Kündigungsfrist von über
3 Monaten von Nicht-MFIs (ohne
Zentralstaaten) im Euroraum
475 296 111 113 113 113 115 114 114
Begebene Schuldverschreibungen von
über 2 Jahren3
98.068 100.591 120.126 126.210 127.828 127.717 129.273 130.684 130.372
Kapital und Rücklagen4 91.773 95.925 103.530 103.211 102.455 103.387 104.064 104.323 109.917
Forderungen5 an Nicht-MFIs im
Euroraum
Öffentliche Haushalte 166.478 148.238 156.788 149.847 151.497 151.198 147.855 148.701 151.876
Sonstige Nicht-MFIs 485.540 507.090 516.647 514.394 514.261 516.335 516.697 515.787 517.808
Buchkredite 437.335 462.016 467.339 465.987 465.586 467.498 467.765 466.867 468.519
Nettoforderungen gegenüber
Ansässigen außerhalb des Euroraums
53.565 55.794 45.862 45.101 45.039 52.993 49.228 48.466 56.266
Quelle: OeNB.
1 Ohne Bargeldumlauf.
2 Exklusive Repo-Geschäfte mit Clearinghäusern.
3 Positionen sind um entsprechende Forderungen an im Euroraum ansässige Monetäre Finanzinstitute (MFIs) konsolidiert.
4 Die Position „Kapital und Rücklagen“ ist um Aktien und sonstige Anteilsrechte an im Euroraum ansässigen MFIs konsolidiert.
5 Forderungen beinhalten Kredite, gehaltene Schuldverschreibungen, Aktien und sonstige Anteilsrechte und Investmentfondsanteile.

Tabelle 2: Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums  
Periodenendstand 2021 2022 2023 Apr. 24 Mai 24 Juni 24 Juli 24 Aug. 24 Sep. 24
in Mio EUR
Kredite in Österreich
Nichtfinanzielle Unternehmen 184.548 201.358 206.027 206.836 206.598 208.113 208.371 207.821 208.875
Private Haushalte 184.181 190.865 187.243 184.793 184.634 185.615 185.338 184.925 185.919
Kredite für Konsumzwecke 16.977 17.167 16.898 17.042 17.215 17.479 17.641 17.472 17.760
Kredite für Wohnbau 129.799 135.314 132.104 129.833 129.484 130.021 129.768 129.525 129.965
Sonstige Kredite 37.405 38.384 38.240 37.918 37.935 38.115 37.929 37.928 38.194
Öffentliche Haushalte 25.419 22.842 23.555 24.097 25.088 23.240 23.392 23.772 23.643
Versicherungen und Pensionskassen 49 54 45 44 x 46 49 84 45
Sonstige Finanzintermediäre1 16.610 16.406 17.763 18.358 18.293 18.143 17.897 17.754 18.161
Kredite in der sonstigen Währungsunion
Nichtfinanzielle Unternehmen 30.072 28.460 30.146 30.246 30.322 30.178 30.226 30.199 30.130
Private Haushalte 8.046 8.797 8.506 8.346 8.337 8.312 8.299 8.269 8.250
Kredite für Konsumzwecke 211 205 201 187 187 186 185 183 185
Kredite für Wohnbau 6.098 6.843 6.558 6.447 6.435 6.437 6.427 6.411 6.401
Sonstige Kredite 1.738 1.749 1.747 1.712 1.715 1.689 1.687 1.675 1.665
Öffentliche Haushalte 330 344 392 379 304 325 314 342 352
Versicherungen und Pensionskassen x x x x x x 52 x x
Sonstige Finanzintermediäre1 13.754 16.007 17.539 17.294 17.290 17.022 17.515 17.746 17.073
Kredite außerhalb des Euroraums
Banken 25.282 28.141 27.229 35.639 36.808 39.036 38.507 37.801 36.674
Nichtbanken 42.301 43.612 37.075 39.061 38.370 37.788 37.720 37.734 37.653
Quelle: OeNB.
1 Der Begriff „sonstige Finanzintermediäre“ subsumiert alle Einheiten der ESVG-Sektoren 125 bis 127;
hierunter fallen unter anderem Holdinggesellschaften, Finanzierungsleasinggesellschaften sowie Stiftungen.
Tabelle 3: Kundenzinssätze1 – Neugeschäft  
2021 2022 2023 Apr. 24 Mai 24 Juni 24 Juli 24 Aug. 24 Sep. 24
in %
Einlagenzinssätze2
von privaten Haushalten mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,11 0,52 2,78 3,31 3,12 3,09 3,08 2,95 2,85
1 bis 2 Jahre 0,18 0,68 2,71 2,94 2,87 2,9 2,83 2,6 2,56
über 2 Jahre 0,45 1,04 2,88 2,78 2,72 2,72 2,71 2,77 2,77
von nichtfinanziellen Unternehmen mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr –0,36 0,36 3,19 3,67 3,61 3,53 3,45 3,41 3,32
Kreditzinssätze2
an private Haushalte
für Konsum 5,63 6,28 8,51 8,74 8,76 8,72 8,77 8,71 8,50
Effektivzinssatz3 7,38 7,76 9,61 9,78 9,76 9,74 9,82 9,74 9,46
Wohnbau 1,20 1,87 3,88 3,98 3,99 3,98 3,94 3,90 3,88
Effektivzinssatz3 1,57 2,18 4,20 4,47 4,47 4,45 4,44 4,37 4,26
für sonstige Zwecke 1,61 2,14 4,70 4,97 4,97 4,87 4,68 4,67 4,71
freie Berufe 1,72 2,28 4,85 5,03 5,15 4,99 4,82 4,91 4,84
an nichtfinanzielle Unternehmen
Kredite bis 1 Mio EUR 1,63 2,08 4,74 5,25 5,24 5,10 4,98 4,84 4,74
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,69 2,17 5,14 5,58 5,73 5,60 5,55 5,42 5,34
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,61 2,05 4,64 5,15 5,05 4,96 4,84 4,67 4,59
Kredite über 1 Mio EUR 1,34 1,82 4,51 5,21 4,88 4,73 4,93 4,72 4,56
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 0,79 1,35 4,35 4,97 5,00 4,82 4,93 4,60 4,54
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,55 2,03 4,56 5,30 4,83 4,71 4,94 4,78 4,57
Quelle: OeNB.
1 Der Zinssatz ist der vereinbarte annualisierte Jahreszinssatz in Prozent pro Jahr. In diesem Zinssatz
sind nur etwaige unterjährige Zinskapitalisierungen, aber keine sonstigen Kosten enthalten.
2 In Euro.
3 Ohne „Private Organisationen ohne Erwerbszweck“.
Tabelle 4: Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand 2021 2022 2023 Q3 23 Q4 23 Q1 24 Q2 24
Ausgewählte Bilanzpositionen
Aktiva in Mio EUR
Kassenbestand und Guthaben bei
Zentralbanken
186.146 161.125 151.789 155.005 151.789 157.664 147.703
Darlehen und Kredite 787.015 813.886 819.194 832.447 819.194 832.287 843.710
Schuldverschreibungen 137.988 146.048 163.555 162.175 163.555 171.402 171.246
Eigenkapitalinstrumente 8.709 8.873 9.511 9.298 9.511 9.814 9.934
Materielle Vermögenswerte 23.669 10.859 12.813 11.040 12.813 12.883 13.150
Immaterielle Vermögenswerte 3.165 3.066 3.129 3.040 3.129 3.102 3.127
Beteiligungen an nicht voll- oder
quotenkonsolidierten
Tochterunternehmen
22.840 23.051 25.155 24.353 25.155 25.515 25.847
Sonstige Aktiva 27.061 32.729 30.389 31.038 30.389 29.809 28.715
Summe Aktiva/Passiva 1.196.594 1.199.636 1.215.536 1.228.397 1.215.536 1.242.477 1.243.432
Passiva
Einlagen von Zentralbanken 96.059 62.953 24.743 30.506 24.743 11.757 7.133
Einlagen von Kreditinstituten 106.308 106.193 112.621 128.941 112.621 132.751 128.836
Einlagen von Nichtbanken 686.238 709.345 716.723 711.311 716.723 723.551 734.052
Begebene Schuldverschreibungen 152.233 162.538 195.480 190.520 195.480 204.494 203.746
Rückstellungen 13.773 11.747 11.995 11.421 11.995 11.993 11.985
Eigenkapital und Minderheitenanteile 101.447 107.711 117.507 116.382 117.507 120.657 120.947
Sonstige Passiva 40.537 39.149 36.467 39.315 36.467 37.273 36.734
Summe Aktiva/Passiva 1.196.594 1.199.636 1.215.536 1.228.397 1.215.536 1.242.477 1.243.432
Quelle: OeNB.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten
Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
Die im oben stehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu
Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner
Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen kommen.
Anmerkung: Ab Berichtstermin März 2021 sind Unternehmen, die bloß nach BWG (aber nicht nach CRR)
Kreditinstitute sind (u. a. Kapitalanlagegesellschaften, Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften und
Betriebliche Vorsorgekassen) nicht mehr enthalten. BWG = Bankwesengesetz; CRR = Capital
Requirements Regulation/Kapitaladäquanzverordnung.
Tabelle 5: Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand Q2 23 Q3 23 Q4 23 Q1 24 Q2 24
in Mio EUR
Eigenmittel 106.687 105.483 111.678 110.557 115.286
Kernkapital (T1) 95.939 94.766 101.117 99.430 104.212
Hartes Kernkapital (CET1) 90.438 89.127 95.473 94.165 98.490
Zusätzliches Kernkapital 5.501 5.639 5.644 5.265 5.723
Ergänzungskapital (T2) 10.748 10.717 10.560 11.127 11.073
Gesamtrisikobetrag 545.432 544.907 542.161 547.755 556.103
Risikogewichtete Positionsbeträge für das
Kredit-, das Gegenparteiausfall- und das
Verwässerungsrisiko sowie Vorleistungen
472.953 473.546 463.636 465.588 473.391
Risikopositionsbetrag für Abwicklungs-
und Lieferrisiken
40 17 23 26 23
Gesamtrisikobetrag für Positions-,
Fremdwährungs- und Warenpositionsrisiken
15.348 14.486 16.354 17.754 18.769
Gesamtrisikobetrag für operationelle
Risiken
50.656 50.309 55.971 58.062 58.286
Zusätzlicher Risikopositionsbeitrag
aufgrund fixer Gemeinkosten2
0 0 0 0 0
Gesamtrisikobetrag aufgrund Anpassung
der Kreditbewertung
1.387 1.325 1.162 1.275 1.295
Gesamtrisikobetrag in Bezug auf Großkredite
im Handelsbuch
0 0 0 0 0
Sonstige Risikopositionsbeträge 5.047 5.225 5.015 5.051 4.340
in %
Harte Kernkapitalquote (CET1) 16,58 16,36 17,61 17,19 17,71
Kernkapitalquote (T1) 17,59 17,39 18,65 18,15 18,74
Gesamtkapitalquote 19,56 19,36 20,60 20,18 20,73
Quelle: OeNB.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen
und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von
Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
2 Risikopositionsbeträge von regulatorisch konsolidierten Wertpapierfirmen.
Tabelle 6: Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand Q2 23 Q1 24 Q2 24
Ausgewählte Ertragsdaten in Mio EUR
Zinsergebnis 12.302 6.431 12.829
Provisionsergebnis 4.848 2.379 4.789
Auf Anforderung rückzahlbare Aufwendungen für
Aktienkapital
0 0 0
Dividendenerträge 345 119 456
Handelserfolg und sonstige Bewertungsergebnisse 323 109 203
Sonstiges betriebliches Ergebnis 531 299 491
BETRIEBSERTRÄGE 18.349 9.337 18.768
Verwaltungs- und sonstige Aufwendungen 8.511 4.241 8.431
Abschreibungen und Wertminderungen von immateriellen
Vermögenswerten und Sachanlagen
707 659 1.193
BETRIEBSERGEBNIS 9.132 4.438 9.144
Wertminderungen/Wertaufholungen und Rückstellungen
für das Kreditrisiko
399 217 571
Sonstige Rückstellungen 398 70 326
Gewinn/Verlust aus nicht voll- oder quotenkonsolidierten
Tochterunternehmen
1.121 434 1.032
Gewinn/Verlust aus zur Veräußerung eingestuften
Vermögenswerten aus fortgeführten Geschäftsbereichen
–2 –7 –8
Sonstiges Ergebnis –28 –39 –33
PERIODENERGEBNIS VOR STEUERN UND
MINDERHEITENANTEILEN
9.425 4.539 9.238
Ertragssteuern 1.519 849 1.721
Außerordentlicher Gewinn/Verlust 8 2 5
Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen
nach Steuern
0 0 0
Den Minderheitenanteilen zurechenbar 628 310 556
PERIODENERGEBNIS NACH STEUERN UND
MINDERHEITENANTEILEN
7.287 3.382 6.966
Quelle: OeNB.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten
Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
Die im oben stehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu
Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition
einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen
Meldestichtagen kommen.
Anmerkung: Werte für das gesamte bisherige Geschäftsjahr in Mio EUR.
Tabelle 7: Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE1 und FinStab2  
Q4 21 Q4 22 Q4 23 Q1 24 Q2 24
GKE – Inländische Schuldner nach ÖNACE
2008-Abschnitten
in Mio EUR
A – Land- & Forstwirtschaft; Fischerei 2.997 3.189 3.238 3.207 3.224
B – Bergbau, Gewinnung von Steinen & Erden 747 835 623 626 640
C – Herstellung von Waren 40.517 42.770 44.177 43.190 42.535
D – Energieversorgung 7.466 11.061 11.131 10.517 10.401
E – Wasserversorgung, Abwasser-/
Abfallentsorgung
3.155 3.248 3.185 3.182 3.122
F – Bauwesen 26.540 28.816 29.666 29.329 29.172
G – Handel, Instandhaltung & Reparatur (Kfz) 27.578 30.038 30.794 30.760 30.953
H – Verkehr & Lagerei 11.670 11.059 11.928 11.507 11.456
I – Beherbergung & Gastronomie 14.490 14.330 14.699 14.551 14.761
J – Information & Kommunikation 2.350 2.329 2.409 2.747 2.964
K – Erbringung von Finanz- &
Versicherungs-DL
363.023 350.129 347.049 357.877 347.321
L – Grundstücks- & Wohnungswesen 99.910 105.790 108.573 109.683 110.365
M – Erbringung von freiberuflichen,
wissenschaftlichen & technischen DL
41.652 47.500 48.594 46.116 46.656
N – Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen
DL
12.074 12.493 13.059 13.036 11.331
O – Öffentliche Verwaltung, Verteidigung,
Sozialversicherung
46.427 42.783 44.749 47.822 48.928
P – Erziehung & Unterricht 382 395 457 459 388
Q – Gesundheits- & Sozialwesen 5.457 5.107 5.049 5.017 5.021
R – Kunst, Unterhaltung & Erholung 1.379 1.350 1.310 1.295 1.211
S – Erbringung von sonstigen DL 3.197 3.124 2.989 2.815 2.795
T – Private Haushalte 56.358 61.359 57.266 55.731 55.797
U – Exterritoriale Organisationen &
Körperschaften
5 3 4 5 5
GKE – Sonstige inländische Schuldner
(ohne ÖNACE 2008-Zuordnung)
1.594 1.542 1.501 1.485 1.491
GKE – Schuldner aus Euro-Teilnehmerländern
ohne Österreich
147.305 158.285 171.997 174.951 179.991
GKE – Sonstige ausländische Schuldner 113.959 115.816 112.693 121.287 121.065
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab –
Rechtsträger3
1.681 1.835 1.796 1.766 1.725
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab –
natürliche Personen
156.516 157.467 153.131 152.335 152.083
Kreditrisikobehaftete Instrumente
insgesamt
1.188.430 1.212.651 1.222.068 1.241.294 1.235.399
Quelle: OeNB.
1 Die Granulare Kreditdaten-Erhebung (GKE) hat gemäß § 75 Bankwesengesetz (BWG) die
Erhebung von Kreditdaten und Kreditrisikodaten zum Inhalt und wird auf Basis der GKE-V
erhoben.
2 Verordnung der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die Erfassung von Kredit- und
Länderrisiken, Restlaufzeiten und Fremdwährungskredite sowie Finanzinformationen von
Auslandstochterbanken – Meldeverordnung FinStab (Finanzmarktstabilität), welche als
sogenannte „Delta-Erhebung“ zur GKE erhoben wird. Auf der Schuldnerseite erfolgt lediglich
eine Differenzierung in Rechtsträger und natürliche Personen, sodass für diese Datenbasis
keine Aufgliederung in ÖNACE 2008-Abschnitte möglich ist.
3 Definition im Sinne des Artikels 1(5) der AnaCredit-VO.
Anmerkung: DL = Dienstleistungen. Als kreditrisikobehaftete Instrumente werden für die Zwecke
der Granularen Kreditdaten-Erhebung (GKE) folgende Instrumentarten herangezogen:
Einlagen bei anderen Instituten, Umgekehrte Pensionsgeschäfte, Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen, Revolvierende Kredite, Überziehungskredite,
Kreditkartenkredite, Kreditlinien ohne revolvierende Kredite, Finanzierungsleasing, Andere
Kredite, Schuldverschreibungen inkl. CLN, Sonstige Wertpapiere, Verbriefungstranchen,
Einlagentermingeschäfte, Sonstige Zusagen sowie Finanzgarantien exkl. Kreditderivate. In
Abhängigkeit der Meldebestimmungen sowie der jeweiligen Instrumentart
errechnet sich für den jeweiligen Melderkreis (CRR-Kreditinstitute, CRR-Finanzinstitute)
das dargestellte Engagement gemäß GKE auf Basis der Summierung folgender
Wertarten: Ausstehender Nominalwert, Außerbilanzieller Wert (=Nicht-ausgenutzter
Rahmen), Buchwert, Nominale. Die „Delta-Erhebung“ zur GKE steht auf Basis der
FinStab nur für CRR-Kreditinstitute sowie Sonderbanken zur Verfügung.
Tabelle 8: Sonstige Finanzintermediäre  
Periodenendstand 2021 2022 2023 Q1 23 Q2 23 Q3 23 Q4 23 Q1 24 Q2 24
Investmentfonds in Mio EUR
Bereinigtes Fondsvolumen (abzüglich
der „Fonds-in-Fonds“-Veranlagungen)
198.201 173.346 183.522 176.015 179.270 176.733 183.522 189.110 190.984
Veränderung des bereinigten
Fondsvolumens
22.961 –24.855 10.177 2.669 3.254 –2.537 6.789 5.597 1.875
Bereinigte Nettomittelveränderung 11.909 512 –1.655 –20 692 –144 –2.184 58 149
Kapitalveränderung durch
Ausschüttungen zum Ex-Tag
1.288 1.586 1.130 265 221 198 447 248 251
Kapitalveränderung durch
Kurswertveränderungen und Erträge
12.340 –23.781 12.962 2.954 2.783 –2.195 9.420 5.787 1.977
Pensionskassen
Vermögensbestand 27.334 24.959 26.718 25.379 25.905 25.574 26.718 27.528 27.935
Inländische Investmentzertifikate 19.591 16.409 17.657 16.620 17.191 16.673 17.657 18.470 18.763
Ausländische Investmentzertifikate 6.498 7.063 7.627 7.116 7.284 7.556 7.627 7.716 7.757
Sonstige Vermögenswerte 1.246 1.486 1.434 1.643 1.430 1.345 1.434 1.342 1.415
Versicherungen
Summe der Aktiva 145.358 127.714 131.927 131.623 131.269 129.344 131.927 134.122 132.840
Verzinsliche Wertpapiere 50.007 38.883 40.072 39.832 39.686 38.813 40.072 40.092 39.307
begeben von Ansässigen im Inland 11.749 8.320 8.502 8.488 8.511 8.389 8.502 8.447 8.414
begeben von Ansässigen im
sonstigenEuroraum
26.237 20.647 21.428 21.266 21.037 20.459 21.428 21.454 20.995
begeben von Ansässigen in der
übrigenWelt
12.021 9.916 10.141 10.078 10.138 9.965 10.141 10.191 9.899
Aktien und sonstige Anteilsrechte 25.514 26.518 28.332 27.258 27.537 27.810 28.332 28.423 28.305
begeben von Ansässigen im
Inland
17.412 18.653 19.488 19.084 19.131 19.308 19.488 19.527 19.433
begeben von Ansässigen im
sonstigenEuroraum
2.134 2.246 2.483 2.321 2.450 2.505 2.483 2.487 2.517
begeben von Ansässigen in der
übrigenWelt
5.968 5.620 6.360 5.853 5.957 5.996 6.360 6.409 6.355
börsennotierte Aktien 1.370 1.240 1.298 1.278 1.350 1.190 1.298 1.388 1.419
nicht börsennotierte Aktien 18.400 18.942 20.531 19.599 19.740 20.222 20.531 20.653 20.565
sonstige Anteilsrechte 5.744 6.336 6.503 6.381 6.447 6.398 6.503 6.382 6.321
Investmentfondsanteile 40.280 33.756 35.865 34.193 34.766 34.287 35.865 36.570 36.707
Quelle: OeNB.
Fortsetzung Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2024  
Nicht-
finanzielle
Unter-
nehmen
Finanzielle
Kapital-
gesell-
schaften
davon
Monetäre
Finanz-
institute
davon
Investment-
fonds
davon
sonstige
nicht-
monetäre
Finanz-
institute
davon
Versiche-
rungen
davon
Pensions-
kassen
Private
Haushalte
Private
Organisa-
tionen
ohne
Erwerbs-
zweck
Übrige
Welt
(gegen-
über
Österreich)
Geldvermögensbildung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und
Sonderziehungsrechte
(SZR)
x –9 –9 x x x x x x 0
Bargeld 63 117 125 0 –10 2 0 –2.439 0 3.208
Täglich fällige Einlagen –1.567 –6.142 –6.186 104 –222 298 –137 –12.453 –401 147
Sonstige Einlagen 5.459 2.679 2.825 –443 196 41 60 22.658 599 –6.241
Kurzfristige Kredite 799 –3.106 –3.358 32 968 –748 0 56 0 –281
Langfristige Kredite 3.225 3.439 5.315 29 –1.876 –27 –2 –2 0 –353
Handelskredite –5.643 –197 0 0 –195 –2 0 9 –14 2.103
Kurzfristige verzinsliche
Wertpapiere
53 –1.323 –1.265 –115 39 17 0 924 0 756
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
565 –2.336 –5.902 3.488 806 –962 234 4.967 64 36.021
Börsennotierte Aktien –122 –912 371 –840 –548 106 0 169 –6 1.283
Nicht börsennotierte
Aktien
–2.382 –97 –323 –67 316 –25 1 138 0 1.120
Investmentzertifikate 152 –1.799 –1.260 –1.455 753 –587 750 1.854 28 –1.327
Sonstige Anteilsrechte 7.979 692 288 211 226 –32 0 298 –15 3.927
Lebensversicherungs-
ansprüche
x x x x x x x –1.208 x –45
Nicht-Lebensversicherungs-
ansprüche
–778 –224 0 0 0 –224 0 –990 0 52
Kapitalgedeckte
Pensionsansprüche
x x x x x x 0 617 x 0
Ansprüche auf andere
Leistungen als
Altersversicherungs-
leistungen
0 –141 0 0 0 0 –141 1.192 0 0
Übrige Forderungen inkl.
Finanzderivate
–664 –6.659 –6.412 –83 –293 166 –36 774 –17 –6.032
Geldvermögensbildung in
Summe (Transaktionen)
7.140 –16.017 –15.790 860 160 –1.977 730 16.567 237 34.339
Nettogeldvermögen –339.009 3.962 33.824 –4.503 –39.482 12.885 1.238 642.060 14.847 –104.797
Finanzierungssaldo –3.304 7.713 3.143 2.159 –665 2.787 289 19.580 237 –8.573
Quelle: OeNB.
Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2024  
Nicht-
finanzielle
Unter-
nehmen
Finanzielle
Kapital-
gesell-
schaften
davon
Monetäre
Finanz-
institute
davon
Invest-
ment-
fonds
davon
sonstige
nicht-
monetäre
Finanz-
institute
davon
Versiche-
rungen
davon
Pensions-
kassen
Private
Haushalte
Private
Organisa-
tionen
ohne
Erwerbs-
zweck
Übrige
Welt
(gegen-
über
Österreich)
Geldvermögen Bestände in Mio EUR
Währungsgold und
Sonderziehungsrechte
(SZR)
x 26.657 26.657 x x x x x x 6.762
Bargeld 2.414 3.671 3.655 0 15 1 0 19.708 0 19.282
Täglich fällige Einlagen 64.693 156.798 140.333 5.806 7.737 2.477 445 187.597 6.264 121.281
Sonstige Einlagen 37.768 230.786 212.684 675 16.300 856 272 122.740 2.586 60.849
Kurzfristige Kredite 31.790 63.709 52.515 92 9.373 1.723 5 1.972 0 25.024
Langfristige Kredite 139.835 515.928 480.490 266 29.818 5.336 18 262 0 107.013
Handelskredite 53.944 54 33 0 17 5 0 22 11 27.429
Kurzfristige verzinsliche
Wertpapiere
122 5.161 4.453 608 42 58 0 1.437 1 21.231
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
5.721 337.243 207.661 84.561 4.777 39.192 1.052 30.264 983 353.379
Börsennotierte Aktien 43.714 76.976 6.284 50.157 19.071 1.465 0 44.900 876 56.371
Nicht börsennotierte
Aktien
72.419 69.326 24.221 83 36.150 8.809 63 5.166 71 22.691
Investmentzertifikate 20.366 176.898 15.080 72.260 27.369 35.397 26.791 96.635 3.539 29.042
Sonstige Anteilsrechte 245.387 116.658 42.308 4.820 63.416 6.092 22 194.173 2.583 167.612
Lebensversicherungs-
ansprüche
x x x x x x x 63.622 x 1.387
Nicht-Lebens-
versicherungsansprüche
3.505 2.968 0 0 0 2.968 0 4.461 0 1.437
Kapitalgedeckte
Pensionsansprüche
x x x x x x 0 48.035 x 0
Ansprüche auf andere
Leistungen als
Altersversicherungsleistungen
0 13 0 0 0 0 13 19.980 0 0
Übrige Forderungen
inkl. Finanzderivate
15.455 42.478 38.975 46 907 2.439 111 13.832 381 28.076
Finanzvermögen in
Summe (Bestände)
737.132 1.825.324 1.255.349 219.374 214.991 106.818 28.793 854.806 17.294 1.048.864
Quelle: OeNB.
Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2024  
Verbindlichkeiten Bestände in Mio EUR
Währungsgold und
Sonderziehungsrechte
(SZR)1
x 6.762 6.762 x x x x x x 26.657
Bargeld x 44.399 44.399 x x x x x x 768
Täglich fällige Einlagen x 533.783 533.783 x x x x x x 20.499
Sonstige Einlagen x 305.486 305.486 x x x x x x 174.525
Kurzfristige Kredite 39.130 18.319 0 529 17.082 706 2 6.764 264 58.302
Langfristige Kredite 351.048 41.937 0 1.187 39.016 1.734 0 202.384 1.943 160.879
Handelskredite 48.415 376 19 0 303 55 0 144 2 28.438
Kurzfristige verzinsliche
Wertpapiere
423 6.998 6.998 x 0 0 0 x x 4.062
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
34.015 199.823 185.146 0 10.481 4.195 0 x x 194.798
Börsennotierte Aktien 101.640 43.004 31.992 x 4.650 6.362 x x x 102.099
Nicht börsennotierte
Aktien
65.479 54.638 46.202 176 1.886 6.374 0 x x 70.432
Investmentzertifikate x 221.825 0 221.825 0 0 x x x 117.868
Sonstige Anteilsrechte 401.422 182.944 22.508 72 160.214 150 0 x 13 159.527
Lebensversicherungs-
ansprüche
x 59.785 x x 0 59.785 x x x 5.224
Nicht-Lebens-
versicherungsansprüche
x 10.316 x x 0 10.316 x x x 2.054
Kapitalgedeckte
Pensionsansprüche
11.335 36.226 6.087 x 0 2.586 27.553 x x 0
Ansprüche auf andere
Leistungen als Alters-
versicherungsleistungen
0 19.993 13 0 19.980 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen
inkl. Finanzderivate
23.624 34.762 32.143 87 861 1.671 0 3.453 224 27.529
Verbindlichkeiten in
Summe (Bestände)
1.076.532 1.821.375 1.221.538 223.877 254.472 93.933 27.555 212.746 2.446 1.153.661
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Fortsetzung Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2024  
Finanzierung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und
Sonderziehungsrechte
(SZR)1
x 0 0 x x x x x x –9
Bargeld x 690 690 x x x x x x 259
Täglich fällige Einlagen x –21.818 –21.818 x x x x x x –449
Sonstige Einlagen x –5.272 –5.272 x x x x x x 40.143
Kurzfristige Kredite –2.762 –1.390 0 –61 –1.130 –201 2 –392 1 2.491
Langfristige Kredite 8.941 620 0 431 583 –394 0 –2.309 75 –618
Handelskredite –2.698 10 –7 0 –8 25 0 –5 1 –1.323
Kurzfristige verzinsliche
Wertpapiere
–84 –1.466 –1.461 x –5 0 0 x x –2.364
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
–1.886 14.846 15.112 x 783 –1.049 0 x x 5.186
Börsennotierte Aktien 2.171 –409 –222 x –187 0 0 x x –1.345
Nicht börsennotierte
Aktien
1.521 251 227 x 27 –15 0 x x –2.757
Investmentzertifikate x –1.602 0 –1.602 0 0 0 x x 374
Sonstige Anteilsrechte 5.849 –320 –1 9 –312 –15 0 x 0 8.085
Lebensversicherungs-
ansprüche
x –1.303 0 x 0 –1.303 0 x x 50
Nicht-Lebensversicherungs-
ansprüche
x –1.722 0 x 0 –1.722 0 x x –217
Kapitalgedeckte
Pensionsansprüche
208 419 29 x 0 –50 439 x x 0
Ansprüche auf andere
Leistungen als Alters-
versicherungsleistungen
0 1.052 –141 0 1.192 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl.
Finanzderivate
–760 –6.456 –6.209 –88 –119 –40 0 –307 –77 –4.593
Finanzierung in Summe
(Transaktionen)
10.500 –23.871 –19.074 –1.299 825 –4.764 441 –3.013 0 42.912
Nettogeldvermögen –339.009 3.962 33.824 –4.503 –39.482 12.885 1.238 642.060 14.847 –104.797
Finanzierungssaldo –3.304 7.713 3.143 2.159 –665 2.787 289 19.580 237 –8.573
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Tabelle 11: Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global  
2021 2022 2023 Q3 23 Q4 23 Q1 24 Q2 24
in Mio EUR
Leistungsbilanz Netto 7.048 –3.862 6.345 980 3.792 8.116 681
Credit 273.501 325.194 329.504 79.880 82.660 84.207 80.463
Debet 266.451 329.056 323.159 78.900 78.868 76.091 79.783
Güter Netto 49 –8.770 4.005 1.220 2.596 3.972 3.337
Credit 167.841 198.489 197.588 46.688 48.176 48.712 48.012
Debet 167.792 207.259 193.583 45.468 45.580 44.740 44.675
Dienstleistungen Netto 3.155 6.246 5.504 240 1.223 5.231 –764
Credit 60.166 78.850 83.536 21.304 21.325 23.456 19.235
Debet 57.010 72.605 78.032 21.064 20.102 18.225 19.999
Primäreinkommen Netto 6.700 2.015 193 267 892 254 –967
Credit 38.711 40.181 40.427 9.941 11.040 10.165 11.234
Debet 32.011 38.166 40.235 9.675 10.148 9.912 12.202
Sekundäreinkommen Netto –2.857 –3.353 –3.356 –747 –918 –1.341 –925
Credit 6.782 7.673 7.953 1.946 2.120 1.873 1.981
Debet 9.638 11.026 11.309 2.693 3.038 3.214 2.907
Vermögensübertragungen Netto 162 –227 2.047 461 965 –708 –326
Credit 1.474 2.211 4.816 1.298 1.376 440 387
Debet 1.312 2.436 2.768 837 411 1.148 713
Kapitalbilanz Netto 4.600 –8.831 5.061 2.620 2.399 3.806 –250
Direktinvestitionen i. w. S. Netto 8.574 88 5.043 1.486 –1.689 4.253 –2.113
Forderungen Netto 24.868 13.466 7.777 1.588 2.211 8.255 –3.262
Verpflichtungen Netto 16.292 13.378 2.734 102 3.900 4.001 –1.149
Direktinvestitionen i. e. S. Netto 6.099 –212 4.517 1.103 –1.615 3.750 –1.888
im Ausland Netto 21.568 15.477 10.792 2.083 1.188 5.184 –929
in Österreich Netto 15.469 15.689 6.275 980 2.803 1.434 959
Portfolioinvestitionen Netto 12.293 1.064 –14.323 –5.292 –28 –21.779 –5.488
Forderungen Netto 17.197 16.931 21.176 2.388 5.934 –6.650 1.290
Anteilspapiere und
Investmentzertifikate
Netto 13.241 5.415 4.535 –207 –1.387 –283 1.117
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
Netto 2.809 15.121 14.717 3.799 3.981 –4.470 2.777
Geldmarktpapiere Netto 1.146 –3.604 1.925 –1.204 3.340 –1.897 –2.603
Verpflichtungen Netto 4.903 15.868 35.498 7.680 5.961 15.129 6.779
Anteilspapiere und
Investmentzertifikate
Netto 3.083 –2.110 –1.109 7 –765 –371 –100
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
Netto 4.148 15.378 34.094 1.126 4.640 20.129 10.127
Geldmarktpapiere Netto –2.326 2.600 2.514 6.547 2.087 –4.630 –3.248
Sonstige Investitionen Netto –20.990 –11.497 17.517 6.566 4.671 21.816 7.357
Forderungen Netto 10.726 21.875 24.652 12.787 –9.620 27.530 7.406
davon Handelskredite Netto 5.937 –1.683 –3.794 –642 –374 985 –560
davon Kredite Netto 9.860 5.113 –2.196 1.659 –2.201 –5 –1.368
davon Bargeld und Einlagen Netto –7.404 18.238 30.308 11.748 –8.345 27.336 9.331
Verpflichtungen Netto 31.715 33.373 7.136 6.222 –14.291 5.714 49
davon Handelskredite Netto 3.283 –1.251 –534 659 960 306 –242
davon Kredite Netto 2.916 5 –224 926 –1.270 442 –1.488
davon Bargeld und Einlagen Netto 20.875 34.123 7.976 4.218 –13.613 5.056 1.487
Finanzderivate Netto 569 943 818 –108 274 –291 –35
Offizielle Währungsreserven Netto 4.152 572 –3.993 –31 –830 –193 30
Statistische Differenz Netto –2.612 –4.743 –3.333 1.179 –2.359 –3.602 –604
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2012 endgültige Daten, 2013–2021 endgültige Daten (Benchmark Revision 2024),
2022–2023 revidierte Daten, 2024 provisorische Daten.
Tabelle 12: Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland  
Q3 22 – Q2 23 Q3 23 – Q2 24
Credit Debet Netto Credit Debet Netto
in Mio EUR
Dienstleistungen 83.084 76.708 6.376 85.320 79.390 5.930
Gebühren für Lohnveredelung 2.225 3.223 –999 2.329 3.325 –994
Reparaturdienstleistungen 895 1.189 –293 994 1.313 –320
Transport 20.832 20.990 –159 19.587 19.499 87
Internationaler Personentransport 2.550 1.884 666 2.632 1.959 674
Frachten 14.724 17.662 –2.939 13.137 16.029 –2.893
Transporthilfsleistungen 2.375 974 1.402 2.547 1.076 1.471
Post- und Kurierdienste 1.185 471 713 1.272 435 836
Reiseverkehr 21.781 13.227 8.554 23.681 14.779 8.903
Geschäftsreisen 3.146 1.625 1.520 3.399 1.616 1.783
Urlaubsreisen 17.538 11.129 6.408 19.098 12.493 6.606
Bauleistungen 1.061 939 123 1.080 878 201
Versicherungsdienstleistungen 696 1.022 –327 764 1.046 –281
Finanzdienstleistungen 2.646 1.938 705 2.449 2.195 254
Finanzdienstleistungen im engeren
Sinn
1.165 888 277 1.232 831 402
unterstellte Bankgebühr (FISIM) 1.480 1.051 428 1.217 1.365 –149
Patente, Lizenzen, Franchise und
Handelsmarken
1.650 1.868 –217 1.782 1.933 –151
Telekommunikations-, EDV- und
Informationsdienstleistungen
10.504 10.389 114 10.821 11.102 –281
Sonstige unternehmensbezogene
Dienstleistungen
19.280 19.829 –551 20.258 21.073 –814
Forschungs- und
Entwicklungsleistungen
3.113 1.484 1.630 3.336 1.600 1.736
Rechts- und Wirtschaftsdienste,
Werbung und Marktforschung
4.719 6.892 –2.172 4.739 7.303 –2.564
Technische Dienstleistungen 5.366 3.256 2.110 5.482 3.480 2.001
Dienstleistungen für Landwirtschaft,
Bergbau und Recycling
228 115 112 250 136 113
Operational leasing 842 837 7 893 884 8
Handelsleistungen 1.436 1.789 –353 1.404 1.877 –473
Übrige unternehmensbezogene
Dienstleistungen
3.575 5.458 –1.882 4.154 5.791 –1.639
Dienstleistungen für persönliche
Zwecke, für Kultur und Erholung
711 1.904 –1.195 785 2.057 –1.273
Regierungsleistungen, a. n. g. 802 185 618 786 187 599
Dienstleistungsverkehr nach Regionen
EU-271 62.198 57.283 4.917 64.214 59.118 5.095
davon Euroraum-20 52.569 46.141 6.428 54.374 47.751 6.623
davon Deutschland 33.510 21.231 12.280 34.826 22.201 12.624
davon Italien 3.963 4.027 –63 4.161 4.271 –112
davon Ungarn 2.033 2.248 –216 2.118 2.323 –205
Extra-EU-27 20.886 19.426 1.460 21.106 20.273 835
davon Vereinigtes Königreich 3.236 3.190 48 3.299 3.562 –263
davon Schweiz 5.864 3.208 2.654 5.886 3.410 2.478
davon USA 2.937 3.821 –883 3.269 3.945 –675
davon Russische Föderation 585 532 53 370 419 –49
davon China 612 671 –59 520 608 –88
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
1 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland,
Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien,
Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Anmerkung: 2013–2021 endgültige Daten (Benchmark Revision 2024), 2022–2023 revidierte Daten,
2024 provisorische Daten.
Tabelle 13: Transaktionen aktiver Direktinvestitionen  
2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 7.640 –2.419 7.734 4.000 10.502 7.099 21.568 15.477 10.792
Eigenkapital Netto 4.852 –4.489 5.263 245 5.637 239 11.670 428 3.277
Neuinvestitionen (+) Netto 16.723 21.291 20.583 15.489 39.432 24.973 23.792 x x
Desinvestitionen (–) Netto 12.951 25.779 14.015 15.244 33.222 24.995 12.465 x x
Reinvestierte Gewinne Netto 650 5.025 4.294 1.997 4.096 3.178 9.872 11.112 3.627
Sonstiges DI-Kapital1 Netto 2.138 –2.955 –1.823 1.758 769 3.683 26 3.938 3.888
Forderungen (+) Netto 2.075 –2.801 –996 2.378 1.099 5.251 2.078 4.203 3.992
Verbindlichkeiten (–) Netto –62 155 827 620 330 1.568 2.052 265 104
nach Zielregion
Global 7.640 –2.419 7.734 4.000 10.502 7.099 21.568 15.477 10.792
EU-275 4.942 3.836 7.388 –1.469 4.753 –863 16.329 9.855 6.585
Deutschland 1.623 1.176 1.387 –1.978 901 2.681 –208 1.571 1.593
Italien 508 717 –210 –167 –217 135 455 851 212
Niederlande –910 6.227 4.457 –1.581 11.819 –7.421 2.115 1.318 364
Ungarn 672 –765 288 626 543 554 528 1.066 2.074
Tschechien 615 –919 471 494 1.124 732 1.617 946 –320
Rumänien 1.195 –1.118 695 1.051 423 313 742 1.542 –407
Extra-EU-27 2.698 –6.255 346 5.469 5.749 7.962 5.239 5.622 4.207
Vereinigtes Königreich –15 747 –187 –249 601 458 588 2.164 –361
Schweiz 589 1.117 –716 1.099 771 6.973 464 74 957
Türkei 191 –2.430 –1.111 397 57 113 256 665 123
USA 583 –263 110 1.291 181 1.722 1.364 635 1.967
Russland 392 –468 1.210 504 889 –622 1.088 1.702 –617
China4 127 243 526 368 77 –1.765 351 185 –398
Europa 6.487 3.068 5.828 –6 7.197 6.512 18.556 13.829 7.582
Euroraum-19 1.939 10.111 4.994 –3.638 2.280 –3.553 3.960 5.349 4.232
CESEE3 4.647 –7.278 3.482 3.363 4.380 3.411 14.645 7.098 354
Quelle: OeNB.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen
abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen
abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien,
Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine,
Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland,
Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden,
Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Anmerkung: Bis 2012 endgültige Daten, 2013–2021 endgültige Daten (Benchmark Revision 2024),
2022–2023 revidierte Daten.
Fortsetzung Tabelle 13: Transaktionen passiver Direktinvestitionen  
2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 2.348 –7.152 14.138 5.012 4.414 –8.474 15.469 15.689 6.275
Eigenkapital Netto 3.810 –5.740 6.721 3.117 –1.767 –4.452 3.883 –1.051 2.378
Neuinvestitionen (+) Netto 13.250 8.727 19.600 28.890 18.477 16.146 17.166 x x
Desinvestitionen (–) Netto 10.521 14.766 13.623 26.054 20.296 20.639 15.121 x x
Reinvestierte Gewinne Netto 571 3.148 6.643 4.155 4.382 –12 7.777 10.275 4.030
Sonstiges DI-Kapital2 Netto –2.033 –4.560 774 –2.260 1.799 –4.010 3.809 6.465 –133
Forderungen (–) Netto –726 5.324 843 2.113 211 3.771 –1.388 –3.052 325
Verbindlichkeiten (+) Netto –2.759 764 1.617 –147 2.011 –239 2.420 3.413 192
nach Herkunftsregionen
Global 2.348 –7.152 14.138 5.012 4.414 –8.474 15.469 15.689 6.275
EU-275 8.110 –9.753 9.138 7.427 1.841 951 6.752 8.300 4.098
Deutschland 3.397 388 4.614 6.790 814 –171 3.392 2.221 625
Italien 1.216 –6.988 607 153 –219 –687 478 758 613
Niederlande 2.789 –3.718 1.740 14 236 –44 555 653 179
Luxemburg 801 776 1.772 31 715 587 1.061 2.759 677
Belgien –28 –31 –89 70 0 20 70 58 3
Spanien –193 239 19 34 –2 1.403 –149 –840 130
Frankreich –459 –258 494 –458 284 –169 172 243 1.260
Extra-EU-27 –5.762 2.601 5.000 –2.415 2.573 –9.425 8.717 7.389 2.177
Vereinigtes Königreich 682 47 322 –33 –738 –1.754 890 609 –1.211
Schweiz 103 661 1.171 355 690 709 854 1.437 –139
USA –3.193 138 –4.959 –2.670 –1.293 –960 2.057 403 43
Russland –16 –226 6.602 –1.587 578 –4.082 –158 3.057 1.180
Japan –207 –57 –134 88 1.355 32 570 192 1.065
Europa 9.066 –9.174 16.504 6.167 2.588 –3.750 10.856 13.392 4.351
Euroraum-19 8.038 –9.988 9.139 7.107 1.788 425 6.339 7.678 3.648
CESEE3 131 –136 6.575 –1.449 527 –3.856 103 3.282 1.385
Quelle: OeNB.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der
Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der
Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen,
Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei,
Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande,
Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn,
Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Anmerkung: Bis 2012 endgültige Daten, 2013–2021 endgültige Daten (Benchmark Revision
2024), 2022–2023 revidierte Daten.
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