Aktuelles

Statistiken – Daten und Analysen Q4-22

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

In der Artikelreihe zu den Entwicklungen im Bereich der Monetärstatistik wirft Thomas Pöchel diesmal einen Blick auf die Kreditvergabe der österreichischen Banken an inländische Unternehmen, welche im August 2022 die höchste nominelle Jahreswachstumsrate seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2003 erreichte. Dieser Anstieg war vergleichbar mit jenem der Inflationsrate. Das Wachstum wurde dabei besonders von kurzfristigeren Krediten getrieben. Dies war zum Teil in einer Intensivierung des Bedarfs an kurzfristiger Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln begründet. Langfristige Kredite waren damit im August erstmals seit längerem nicht der Haupttreiber für das Kreditwachstum im Unternehmensbereich. Gleichzeitig stiegen auch die Zinssätze von Unternehmenskrediten, welche jedoch weiterhin unter dem Euroraumdurchschnitt lagen.

Wie gewohnt werden Ihnen die aktuellen Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft bei einer Auswahl an Kreditmanagern von Banken von Gerald Hubmann präsentiert. Auch hier spiegelt sich die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen sowohl in der Angebots- als auch der Nachfrageseite der Kreditvergabe, aber auch in den Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen wider.

Nina Huber, Alexander Wiedermann und Wolfgang Klein informieren über die neue Erhebungsstruktur im außenwirtschaftsstatistischen Meldewesen. Die OeNB hat in diesem Zusammenhang neue internationale Anforderungen bzw. Entwicklungen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr umgesetzt und die Außenwirtschaftsstatistiken bzw. die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung in die Standard-OeNB-IT-Systemlandschaft zur statistischen Meldedatenverarbeitung integriert. Der Bericht fasst das Vorgehen der OeNB zur Implementierung der neuen außenwirtschaftsstatistischen Erhebungsstruktur zusammen und rundet damit die diesbezüglichen Kommunikationsmaßnahmen ab.

Paul Ehrlich analysiert die Entwicklung der Liquiditätsdeckungsquote österreichischer Banken, welche eine wesentliche Kategorie in der aufsichtsrechtlichen Beurteilung ist. Während der COVID-19-Pandemie kam es zu einem signifikanten Anstieg der Liquiditätsdeckungsquote, der offenbar auf die Notfallprogramme der EZB im Zuge der Pandemie zurückzuführen ist. Dabei zeigt sich auch, dass die Liquiditätsbereitstellung durch die Zentralbank wichtig für die Einhaltung der Liquiditätsdeckungsquote ist.

In ihrem Beitrag untersucht Nina Eder die Entwicklung der Bilanzsumme der österreichischen Versicherer. Sie kommt zum Ergebnis, dass diese im ersten Halbjahr 2022 von ihrem historischen Höchststand zum Jahresultimo 2021 kräftig einbrach. Zurückzuführen war dies auf die massiven Kursverluste der Wertpapierbestände der heimischen Versicherer. Waren im ersten Quartal noch Zukäufe bei Investmentfondsanteilen zu verzeichnen, kam es im zweiten Quartal 2022 bereits zu Verkäufen. Bei verzinslichen Wertpapieren blieben die seit dem zweiten Quartal 2019 fortdauernden Nettoverkäufe ungebrochen.

Im Rahmen der Betrachtung der aktuellen Entwicklungen der Investmentfonds kommen Predrag Ćetković und Jun Chao Zhan zum Schluss, dass sich Kurseinbrüche im ersten Halbjahr 2022 deutlich auf das österreichische Fondsvolumen durchschlagen. Trotz der ansteigenden Unsicherheiten investierten private Haushalte auch 2022 weiterhin netto in inländische Investmentzertifikate, wobei im zweiten Quartal 2022 ein deutlicher Rückgang der Dynamik zu beobachten war.

Predrag Ćetković und Patricia Walter berichten über die vorläufigen Ergebnisse der Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2022. So war Österreichs Außenwirtschaft im ersten Halbjahr 2022 von außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, insbesondere einer fortgesetzten Unterbrechung von Liefer- und Produktionsketten und rasch steigenden Energiepreisen, beeinflusst. Trotzdem konnte der Außenbeitrag noch positiv und stärker als im ersten Halbjahr 2021 zum Wirtschaftswachstum beitragen. Das war insbesondere dem Reiseverkehr geschuldet, der sich in der beginnenden Sommersaison 2022 äußerst positiv entwickelte.

Schließlich untersuchen Walter Waschiczek und Stefan Wiesinger in ihrer Analyse die Gesellschafterstruktur der österreichischen nichtfinanziellen Unternehmen mit der Rechtsform der GmbH im Jahr 2020. Sie kamen zum Schluss, dass der höchste Anteil am Volumen der Beteiligungen an GmbHs auf Beteiligungsvehikel entfiel, d. h. auf Unternehmen, deren Aufgabe es ist, sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Gemessen an der Anzahl der Beteiligungen waren private Haushalte mit einem Anteil von nahezu drei Viertel die zahlenmäßig größte Gruppe der Gesellschafter. Da das durchschnittliche Volumen einer Beteiligung der privaten Haushalte an einer GmbH allerdings relativ klein ist, hielten sie nur 20% des Beteiligungsvolumens. Ähnlich hoch war der Anteil der dritten Gruppe am Beteiligungsvolumen, der ausländischen Gesellschafter. Das Eigenkapital der GmbHs wies einen relativ hohen Konzentrationsgrad auf. Mehr als ein Drittel des Eigenkapitals aller GmbHs ist auf nur 100 Unternehmen konzentriert.

Ein Kurzbericht sowie eine Auswahl von 13 Tabellen ergänzen das vorliegende Heft.

Kurzbericht

Geldvermögen der Haushalte erstmals seit der Finanzkrise gesunken

Erza Aruqaj, Matthias Fuchs, Stefan Wiesinger 1

Das Geldvermögen der heimischen Haushalte ist vor dem Hintergrund des anhaltend herausfordernden Wirtschaftsumfelds erstmals seit der Finanzkrise 2008 gesunken und lag Ende des ersten Halbjahres 2022 mit 799 Mrd EUR um 3,4 % unter jenem des Jahresendes 2021. ­Insbesondere die ungünstigen Kursentwicklungen von Aktien und Investmentzertifikaten führten im ersten Halbjahr 2022 zu deutlichen Vermögensverlusten. Dennoch floss weiterhin ein ­erheblicher Teil der Finanzmittel in diese Anlageformen, während Einlagen nur in geringem Ausmaß aufgebaut wurden. Mit dem Pandemiebeginn hat sich auch die Struktur der Finanzinvestitionen deutlich verändert: Seit 2020 fließt nur noch jeder zweite Euro in Einlagen
(51 %), zwischen 2015 und 2019 waren es drei von vier Euro (73 %).

Die gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie prägten auch im zweiten Pandemiejahr 2021 die Investitionen und das Geldvermögen heimischer Haushalte 2 . 2021 stieg das nettoverfügbare Einkommen nominell gegenüber dem Vorjahr um 4,3% (real: 1,9%) auf 228,6 Mrd EUR und konnte damit den Vorjahresrückgang (2020 nominell: –1,4%, real: –2,9%) teilweise ­abfedern. Die WIFO-Konjunkturprognose von Anfang Oktober 3 lässt für 2022 allerdings ein Sinken des realen Einkommens erwarten. Der Konsum, der 2020 infolge gesundheitspolitischer Maßnahmen, insbesondere Lockdowns, in historischem Ausmaß eingebrochen war, ist 2021 nominell um 5,9% gewachsen und konnte den Einbruch des vorangegangenen Jahres (–6,6%) nur teilweise kompensieren. Dies beeinflusste auch das Sparen maßgeblich: Mit 12,0% lag die Sparquote 2021 zwar unter jener des Vorjahres (13,3%), sie verblieb aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau (Grafik 1). In den 2010er-Jahren lag sie nämlich durchschnittlich bei 7,9%.

Grafik 1 mit dem Titel „Sparquote verbleibt auf hohem Niveau, Konsum erholt sich“ bildet die jährliche Entwicklung des nettoverfügbaren Einkommens in Prozent zum Vorjahr sowie des Konsums in Prozent zum Vorjahr zwischen 2006 und 2021 in pro Jahr nebeneinanderstehenden Säulen ab. Zusätzlich ist auch die Entwicklung der Netto-Sparquote pro Jahr dargestellt, und zwar als Datenpunkte oberhalb der Säulenpaare. 

Quelle: Statistik Austria, Oesterreichische Nationalbank.

Im historischen Rückblick wird die außergewöhnlich hohe Summe an Finanzinvestitionen im Verlauf der COVID-19-Pandemie deutlich, während wirtschaftlich herausfordernde Zeiten bisher zu rückläufigen Finanzveranlagungen der Haushalte geführt hatten (Grafik 2). Der Anstieg des privaten Konsums im Jahr 2021 sowie im ersten Halbjahr 2022 schränkte das Potenzial für finanzielle Investitionen aber etwas ein. Daher fielen auch die Finanzinvestitionen 2021 mit 24,2 Mrd EUR ­etwas geringer aus als 2020 (28,3 Mrd EUR). Im ersten Halbjahr 2022 lag dieser Wert mit 7,2 Mrd EUR etwa auf dem Niveau des Vergleichszeitraums 2019. Gleichzeitig wurden Haushalte im ersten Halbjahr angesichts des Kriegs in der ­Ukraine und der Inflationsentwicklung neuerlich mit großen Unsicherheiten ­konfrontiert. Der Fokus der Finanzinvestitionen österreichischer Haushalte war im ersten Halbjahr 2022 vor allem auf den Kauf von Investmentzertifikaten und börsennotierten Aktien gerichtet (+5 Mrd EUR). Einlagen wurden hingegen nur in einem unüblich geringen Ausmaß aufgebaut (+0,7 Mrd EUR).

Die Struktur der Finanzinvestitionen hat sich mit Pandemiebeginn sichtlich verändert: Seit 2020 fließt nur noch jeder zweite Euro in Einlagen (51 %), ­zwischen 2015 und 2019 waren es drei von vier Euro (73 %). Investmentzertifikate und ­börsennotierte Aktien waren seit Pandemiebeginn deutlich stärker gefragt als ­bisher: Zwischen 2020 und dem ersten Halbjahr 2022 flossen knapp 40% der ­Finanzinvestitionen des Haushaltssektors in diese Anlageform (2015 bis 2019: 25%).

Grafik 2 mit dem Titel „Finanzinvestitionen im ersten Halbjahr 2022 auf Vor-Pandemie-Niveau“ zeigt die jährliche Entwicklung der Finanzinvestitionen von 2006 bis 2021 bzw. bis zum ersten Halbjahr 2022 in gestapelter Säulenform, gegliedert nach den Anlagekategorien „Einlagen“, „Investmentzertifikate und börsennotierte Aktien“, „Bargeld“, „Beteiligungen“, „Altersvorsorge“, „Verzinsliche Wertpapiere“ und „übrige Finanzinvestitionen“ (z. B. Nichtlebensversicherungen). Ein zusätzlicher Datenpunkt pro Säule stellt die Summe der Finanzinvestitionen im jeweils ersten Halbjahr dar.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Im bisherigen Verlauf der Pandemie (2020 und 2021) profitierten – bei aggregierter Betrachtung – Inhaberinnen und Inhaber von börsennotierten Aktien und Investmentzertifikaten von hohen Kursgewinnen. Insgesamt wurden 17 Mrd EUR an Investmentzertifikaten und börsennotierten Aktien zugekauft und im gleichen Zeitraum 16 Mrd EUR aus Kursgewinnen erzielt. In den fünf Jahren zuvor (2015 bis 2019) fiel sowohl die Nachfrage als auch die Kursdynamik deutlich verhaltener aus. Zukäufen von 16 Mrd EUR (insbesondere Investmentfonds) standen Kurs­gewinne von 12 Mrd EUR (insbesondere aus Aktien) gegenüber.

Aktieninvestitionen des Haushaltssektors richteten sich in den letzten Jahren verstärkt internationaler aus: Ausländische börsennotierte Aktien gewinnen langfristig an Bedeutung, so stieg deren Anteil von 56% im Jahr 2014 auf 65% im Jahr 2021. Bei Investmentzertifikaten dominieren weiterhin inländische Produkte (2021: 67%), die jedoch ihrerseits einen erheblichen Teil des Fondsvermögens im Ausland investieren. Bei Veranlagungen in ausländische Investmentfonds legen Haushalte seit 2019 ein verstärktes Augenmerk auf Exchange Traded Funds (ETFs 4 ). Im Jahr 2021 entfielen bereits mehr als 40% aller Netto-Zukäufe in ausländische Investmentzertifikate auf ETFs.

Im ersten Halbjahr 2022 führten Verwerfungen an den Finanzmärkten zu einer ungünstigeren Vermögensentwicklung österreichischer Aktionäre und Fondsanteilseigner. Im geopolitisch wie auch wirtschaftlich ungünstigen Umfeld, das durch zahlreiche Risikofaktoren wie den Krieg in der Ukraine, höhere Inflation und den daraus resultierenden geldpolitischen Kurswechsel geprägt war, ergaben sich ­aggregierte Kursverluste von 18 Mrd EUR. Dem gegenüber verblieben die Netto-Zukäufe des Haushaltssektors weiterhin auf hohem Niveau (+5 Mrd EUR).

Grafik 3 mit dem Titel „Geldvermögen im ersten Halbjahr 2022 erstmals seit Finanzkrise rückläufig“ zeigt die jährliche Entwicklung des Geldvermögens von 2006 bis 2021 bzw. bis zum ersten Halbjahr 2022 in gestapelter Säulenform, gegliedert nach den Anlagekategorien „täglich fällige Einlagen“, „Einlagen mit vereinbarter Laufzeit“, „Investmentzertifikate und börsennotiere Aktien“, „Bargeld“, „Beteiligungen“, „Altersvorsorge“, „verzinsliche Wertpapiere“ und „Übriges“ (z. B. Schillingbestände). Ein zusätzlicher Datenpunkt pro Säule stellt die Summe des Geldvermögens pro Jahr bzw. Halbjahr (2022) dar.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Insbesondere die beschriebenen ungünstigen Kursentwicklungen von Aktien und Investmentzertifikaten führten im ersten Halbjahr 2022 zu deutlichen Vermögensverlusten. Mit rund 799 Mrd EUR lag das Geldvermögen um 3,4% unter dem Jahresultimo 2021 (Grafik 3). Somit wurde erstmals seit der Finanzkrise 2008 ein Rückgang des Geldvermögens verzeichnet. Auch seine Struktur unterliegt langfristig einem deutlichen Wandel. Im Jahr 2006 – vor der Finanzkrise – wurde das Portfolio insbesondere durch Einlagen mit vereinbarter Laufzeit (28%) sowie durch Altersvorsorgeprodukte (19%) dominiert, während täglich fällige Einlagen (10%) von geringer Bedeutung waren. Derzeit haben hingegen täglich fällige ­Einlagen mit 27% das höchste Gewicht, gefolgt von Beteiligungen (22%) und ­Altersvorsorge (16%). Aktien und Investmentzertifikate erreichten durch die jüngst wieder verstärkte Nachfrage das Vorkrisenniveau von 2006.

1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, erza.aruqaj@oenb.at, matthias.fuchs@oenb.at, stefan.wiesinger@oenb.at.

2 Damit sind private Haushalte sowie private Organisationen ohne Erwerbszweck (wie Gewerkschaften, Vereine, Hilfseinrichtungen) gemeint. Die gesamte Analyse bezieht sich auf den Haushaltssektor.

3 https://www.wifo.ac.at/themen/konjunktur/kurz-_und_mittelfristige_prognosen/wifo-konjunkturprognose.

4 Exchange Traded Funds (ETF) sind börsengehandelte Fonds, welche die Entwicklung eines bestimmten Referenzindex wie z. B. des DAX nachbilden. Per Ende Dezember 2021 existieren keine ETFs mit österreichischer Ansässig­keit.

Analysen

Executive Summaries

Annual corporate loan growth reaches record level amid high inflation in ­August 2022

The stock of loans to domestic nonfinancial corporations outstanding at Austrian banks amounted to EUR 198.4 billion in August 2022. The nominal growth of corporate loans increased from 4.1% in August 2021 to 12.1% in August 2022, the highest value since the beginning of data recording in 1998. Similarly, the inflation rate – as measured by the year-on-year change in the Harmonised Index of Consumer Prices (HICP) – rose from 3.2% in August 2021 to 9.3% in August 2022. Corporate loan growth was driven, in particular, by short-term loans (maturity up to five years), which contributed a total of 6.5 percentage points to annual growth. This increase in short-term loans was, in part, attributable to the higher demand for the short-term financing of inventories and working capital as a result of the war in Ukraine. By international comparison, corporate loan growth in Austria (12.1%) continued to be well above the euro area average (8.7%) in August 2022. In Germany, corporate loan growth was even more dynamic at 13.0%. These elevated growth rates were accompanied by rising interest rates for corporate loans in Austria, which came to 1.65% for new loans and 1.58% for loans outstanding in August 2022. Still, both interest rates remained below the euro area average.

Demand for housing loans declines significantly. Austrian results of the euro area bank lending survey of October 2022

Demand for housing loans in Austria declined significantly in the third quarter of 2022, and banks surveyed expect a further pronounced decline for the fourth quarter of the year. Rising interest rates and uncertainty about the future course of the economy were given as the main reasons for the decline. Loans are becoming more expensive and less affordable, in particular in the currently difficult environment of high inflation and expectations of an economic slowdown. Banks substantially tightened their credit standards for housing loans in the third quarter of 2022, citing the risk situation and the Austrian regulation for sustainable lending standards for residential real estate financing as the reasons for this step. This legal provision has been in force since August 2022. Against the backdrop of strongly declining housing loan demand, banks also increasingly rejected applications for housing loans in the third quarter of 2022; this behavior must be seen in connection with the above-mentioned tighter lending standards and the difficult economic environment. Demand for corporate loans has been increasing for the last one and a half years. Since the fourth quarter of 2021, short-term financing needs for inventories and working capital have been the main reasons for this rise. Persistent global economic disruptions and the war in Ukraine have prompted precautionary inventory building in anticipation of supply chain issues and created higher liquidity needs in view of rising prices.

New reporting structure for external statistics

The Oesterreichische Nationalbank (OeNB) revised the reporting scheme for external statistics, which is based on national and international legislation and comprises direct investment, other investment, capital transfers, financial derivatives and portfolio investment. In this context, the OeNB implemented new international requirements, factoring in developments in cross-border capital transactions. Changes in the reporting scheme were made as part of the OeNB’s internal project “Technical Integration and Redesign of External Statistics and Financial Accounts Data Systems” (TIREX). In this project, IT systems for the processing of external statistics – and in particular balance of payments – data and financial accounts data were integrated into the OeNB’s standard IT architecture for reporting data processing. This contribution summarizes how the OeNB implemented its new reporting scheme for external statistics and thus complements previous related communication measures. ­Informing the public about relevant methodological changes is required to comply with the IMF’s ­Special Data Dissemination Standard (SDDS) Plus.

The development of Austrian banks’ liquidity coverage ratio

Banks’ liquidity position is a key category in supervisory assessment; it is measured and regulated by the liquidity coverage ratio, which measures the short-term coverage ratio of liquid funds under the assumption of a situation of economic stress. The ratio banks must comply with results from the relation of liquid assets to net liquidity outflows; it was introduced gradually in the wake of the global financial crisis. During the COVID-19 pandemic, banks’ liquidity coverage ratios went up. This contribution traces this development on the basis of data available from supervisory statistics.

Prices losses caused insurers’ total assets to slump in the first half of 2022

In the first half of 2022, Austrian insurers’ total assets dropped by EUR 12.7 billion to EUR 132.7 billion, following a historic high of EUR 145.4 billion recorded at end-2021. This decline was caused by massive price losses (of EUR 13.3 billion) affecting the securities portfolios held by domestic insurers. The most pronounced negative price effects in the first half of 2022 came from holdings of debt securities (–EUR 7.6 billion) and mutual fund shares (–EUR 5.3 billion). While Austrian insurers still recorded net ­acquisitions of mutual fund shares in the first quarter of 2022, the second quarter brought net sales of EUR 0.4 billion. Debt securities had continuously seen net sales since the second quarter of 2019, a trend which continued in the first half of 2022 with –EUR 0.8 billion. The events that affected domestic insurers were thus broadly in line with developments in the euro area insurance sector as a whole. The euro area aggregate differed from the Austrian insurance market only in terms of mutual fund shares, still recording net acquisitions (of EUR 39 billion) throughout the first half of the year.

Persistent price slumps clearly affected the total assets of Austrian mutual funds in the first half of 2022

Against the background of geopolitical tensions as well as recent price and interest rate hikes, Austrian mutual fund shares suffered high price losses throughout the first half of 2022, except in March. In total, these price losses came to –EUR 27.05 billion and were thus much larger than the price losses incurred during the early phase of the COVID-19 pandemic (first half of 2020: –EUR 7.97 billion). The large price losses were clearly reflected in the total assets of Austrian mutual funds. At EUR 203.93 billion in June 2022, the net asset value was clearly lower than at end-2021 (EUR 230.72 billion). Despite large price losses and growing uncertainty, Austrian households’ net investment in domestic mutual fund shares was still positive in the first half of 2022, though it visibly lost steam in the second quarter of 2022 (first quarter: +EUR 1.32 billion; second quarter: +EUR 0.58 billion). Households’ net investment in sustainable mutual fund shares carrying the Austrian Ecolabel for sustainable financial products (UZ 49) also declined, though, at +EUR 0.86 billion in the first half of 2022, it still ­accounted for nearly half of all net investment by households in Austrian mutual fund shares.

Austria’s external sector in turbulent times: preliminary balance of payments results for the first half of 2022

In the first half of 2022, Austria’s external sector had to face unusual conditions, in particular the continued disruption of supply and production chains and swiftly rising energy prices. Still, the contribution of net exports to economic growth remained positive and was even higher, at 1.7% of GDP, than in the first half of 2021. This positive contribution was attributable to tourism, in particular, which developed very favorably in the early summer season of 2022. According to recent information, for the first half of 2022 as a whole Austria’s tourism industry recorded an income surplus of EUR 4.5 billion on balance. The result for trade in goods, by contrast, was negative on balance at –EUR 0.8 billion. Overall, Austria’s total current account balance, including income flows, resulted in a moderate ­income surplus of just under EUR 1 billion (0.5% of GDP) vis-à-vis the rest of the world. Austria’s net international investment position was subject to strongly negative valuation effects, which caused ­liabilities at market value to decline at a faster pace than foreign assets at market value. As a result, Austria’s positive net international investment position posted a record high.

Shareholder structure of Austrian limited liability companies

This contribution analyzes the shareholder structure of Austrian nonfinancial corporations established under the legal form of limited liability companies (LLCs) in 2020. We find that we can broadly distinguish three categories of shareholders: (1) Holding corporations, i.e. enterprises whose purpose is to hold shares of other companies, accounted for the highest share in the total volume of LLC holdings (44%). (2) In terms of number of investments, households made up the largest group of shareholders, accounting for a share in the total number of investments of almost three-quarters. As the average volume of households’ LLC investments is relatively small, their share in the overall investment volume was only 20%. (3) Foreign shareholders held a share comparable to that of households. Overall, the equity capital of Austrian LLCs was found to be relatively highly concentrated, with more than one-third of LLC equity being held by no more than 100 companies. Moreover, LLCs mostly had just a few shareholders: More than 93% of Austrian LLCs were found to be owned by one to three shareholders at the most. In 43% of all shareholding relationships, all or more than 50% of a company‘s equity was held by a single shareholder.

Übersicht

Jahreswachstum von Unternehmenskrediten erreicht bei hoher Inflation im August 2022 Rekordwert

Der bei österreichischen Banken aushaftende Bestand von Krediten an inländische, nichtfinanzielle Unternehmen betrug im August 2022 198,4 Mrd EUR. Das nominelle Wachstum an Unternehmenskrediten stieg dabei im Vorjahresvergleich von 4,1% (August 2021) auf 12,1% und erreichte damit den höchsten Wert seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1998. Dieser Anstieg war vergleichbar mit jenem der Inflationsrate, welche – gemessen an der Vorjahresveränderung des harmonisierten Verbraucherpreisindexes – im Jahresvergleich von 3,2% (August 2021) auf 9,3% (August 2022) zulegte. Das Wachstum der Unternehmenskredite wurde dabei besonders von kurzfristigeren Krediten (Laufzeit bis fünf Jahre) getrieben, welche in Summe 6,5 Prozentpunkte zum Jahreswachstum beitrugen. Dies war zum Teil durch eine Intensivierung des Bedarfs an kurzfristiger Finanzierung von Lagerhaltung und ­Betriebsmitteln infolge des Ukraine-Kriegs begründet. Im internationalen Vergleich lag das heimische Unternehmenskreditwachstum im August mit 12,1% weiterhin deutlich über dem Euroraumdurchschnitt, für welchen ein Wert von 8,7% verzeichnet werden konnte. Eine noch dynamischere Entwicklung war mit 13,0% in Deutschland beobachtbar. Einhergehend mit den hohen Wachstumsraten stiegen auch die Zinssätze von Unternehmenskrediten in Österreich im August 2022 auf 1,65% (im Neugeschäft) bzw. 1,58% (im Bestand), womit sie aber weiterhin (in beiden Kategorien) unter dem Euroraumdurchschnitt lagen.

Deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten. Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2022

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2022 stark gesunken, und auch für das vierte Quartal 2022 erwarten die befragten Banken einen weiteren, starken Rückgang. Als Hauptgründe dafür wurden die steigenden Zinsen und die Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung genannt. Kredite werden teurer und weniger leistbar, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und der erwarteten Konjunkturabkühlung. Die Banken haben ihre Richtlinien für Wohnbaukredite im dritten Quartal 2022 deutlich verschärft. Als Gründe führten sie die Risikosituation an sowie die im August 2022 in Kraft getretene „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ (KIM-VO), die nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien festschreibt. Gleichzeitig mit dem starken Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten haben die Banken im dritten Quartal 2022 auch vermehrt Kreditanträge zur Wohnbaufinanzierung abgelehnt, was vor dem Hintergrund der verschärften Angebotspolitik und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zu betrachten ist. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten steigt bereits seit eineinhalb Jahren. Seit dem vierten Quartal 2021 ist der kurzfristige Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel der dominierende Grund dafür. Das ist eine Folge des Ukraine-Kriegs und der bereits länger bestehenden weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen (vorsorglicher Lageraufbau aufgrund von Lieferkettenproblemen, Liquiditätsbedarf aufgrund von Preisanstiegen).

Neue Erhebungsstruktur im außenwirtschaftsstatistischen Meldewesen

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat das auf nationalen und internationalen Rechtsvorschriften basierende außenwirtschaftsstatistische Meldewesen überarbeitet, welches die Bereiche ­Direktinvestitionen, Sonstige Investitionen, Vermögensübertragungen, Finanzderivate und Portfolio- bzw. Wertpapierinvestitionen umfasst. Die OeNB hat in diesem Zusammenhang neue internationale Anforderungen bzw. Entwicklungen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr umgesetzt. Die Änderungen der außenwirtschaftsstatistischen Erhebungsstruktur waren Teil des OeNB-internen Projektes „Technical Integration and Redesign of External Statistics and Financial Accounts Data Systems“ ­(TIREX), in welchem u. a. die IT-Systeme zur Datenverarbeitung betreffend Außenwirtschaftsstatistiken (insbesondere der Zahlungsbilanz) und der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung (GFR) in die Standard-OeNB-IT-Systemlandschaft zur statistischen Meldedatenverarbeitung integriert wurden. Der vorliegende Bericht fasst das Vorgehen der OeNB zur Implementierung der neuen außenwirtschaftsstatistischen Erhebungsstruktur zusammen und rundet damit die diesbezüglichen Kommunikationsmaßnahmen, die bei relevanten methodischen Änderungen auch zur Erfüllung der Vorgaben betreffend Metadaten des Special Data Dissemination Standard Plus (SDDS Plus: höchster IWF-Datenstandard) erforderlich sind, ab.

Entwicklung der Liquiditätsdeckungsquote österreichischer Banken

Die Liquiditätsausstattung einer Bank ist eine wesentliche Kategorie in der aufsichtsrechtlichen ­Beurteilung und wird unter anderem durch die Liquiditätsdeckungsquote gemessen und reglementiert. Diese misst dabei die kurzfristige Deckungsquote liquider Mittel unter der Annahme einer wirtschaftlichen Stresssituation. Die einzuhaltende Quote ergibt sich aus dem Verhältnis von liquiden Aktiva und des Nettoliquiditätsabflusses und wurde schrittweise nach der Finanzkrise eingeführt. Im Zuge der COVID-19-Pandemie kam es zu einem Anstieg der Liquiditätsdeckungsquote. In diesem Beitrag wird diese Entwicklung anhand der aus dem aufsichtsstatistischen Meldewesen verfügbaren Daten dargestellt.

Kursverluste lassen Bilanzsumme der Versicherer im ersten Halbjahr 2022 kräftig einbrechen

Im ersten Halbjahr 2022 sank die Bilanzsumme der österreichischen Versicherer von ihrem historischen Höchststand zum Jahresultimo 2021 von 145,4 Mrd EUR um 12,7 Mrd EUR auf 132,7 Mrd EUR. Zurückzuführen war dies auf die massiven Kursverluste der Wertpapierbestände der heimischen Versicherer (in Höhe von 13,3 Mrd EUR). Die österreichischen Versicherer erlitten in der ersten Jahres­hälfte vor allem negative Preiseffekte aus ihren Beständen an verzinslichen Wertpapieren (in Höhe von –7,6 Mrd EUR) sowie aus jenen an Investmentfondszertifikaten (in Höhe von –5,3 Mrd EUR). Waren im ersten Quartal noch Zukäufe bei Investmentfondsanteilen zu verzeichnen, kam es im zweiten Quartal 2022 zu Verkäufen in Höhe von 0,4 Mrd EUR. Bei verzinslichen Wertpapieren blieben die seit dem zweiten Quartal 2019 fortdauernden Nettoverkäufe ungebrochen und beliefen sich im ersten Halbjahr auf insgesamt –0,8 Mrd EUR. Die heimischen Versicherer spiegelten somit die Entwicklungen der Versicherer des gesamten Euroraums wider. Lediglich bei Investmentfondsanteilen unterschied sich das Euroraumaggregat vom österreichischen Versicherungsmarkt, indem es im Euroraum im ersten Halbjahr noch weiterhin zu Nettozukäufen (in Höhe von 39 Mrd EUR) kam.

Starke anhaltende Kurseinbrüche schlagen sich im ersten Halbjahr 2022 ­deutlich auf das österreichische Fondsvolumen durch

Infolge der geopolitischen Spannungen sowie der jüngsten Inflations- und Zinsentwicklungen erlitten inländische Investmentzertifikate im ersten Halbjahr 2022, mit Ausnahme des Monats März, durchgehend hohe Kursverluste, welche sich kumuliert auf insgesamt –27,05 Mrd EUR summierten und somit deutlich den Vergleichswert der ersten Phase der COVID-19-Pandemie (erstes Halbjahr 2020) in Höhe von –7,97 Mrd EUR übertrafen. Die hohen Kursverluste schlugen sich auch deutlich auf das aushaftende Volumen österreichischer Investmentfondsanteile durch, welches im Juni 2022 mit 203,93 Mrd EUR deutlich unter dem Jahresendstand 2021 (230,72 Mrd EUR) lag. Trotz der hohen Kursverluste und ansteigenden Unsicherheiten investierten private Haushalte auch in der ersten Hälfte des Jahres 2022 weiterhin netto in inländische Investmentzertifikate, wobei im zweiten Quartal 2022 ein deutlicher Rückgang der Dynamik zu beobachten war (erstes Quartal: +1,32 Mrd EUR; zweites Quartal: +0,58 Mrd EUR). Nettoinvestitionen privater Haushalte in mit dem UZ 49-Gütesiegel zertifizierte nachhaltige Investmentzertifikate gingen ebenfalls zurück, wobei diese mit +0,86 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2022 weiterhin fast die Hälfte aller Nettoinvestitionen privater Haushalte in inländische ­Investmentzertifikate ausmachten.

Österreichs Außenwirtschaft in einer bewegten Zeit. Vorläufige Ergebnisse der Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2022

Österreichs Außenwirtschaft war im ersten Halbjahr 2022 von außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, insbesondere einer fortgesetzten Disruption von Liefer- und Produktionsketten und rasch steigenden Energiepreisen beeinflusst. Trotzdem konnte der Außenbeitrag noch positiv und stärker als im ersten Halbjahr 2021 zum Wirtschaftswachstum beitragen (1,7% des BIP). Das war insbesondere dem Reiseverkehr geschuldet, der sich in der beginnenden Sommersaison 2022 äußerst positiv entwickelte. Im gesamten ersten Halbjahr belief sich der Einnahmenüberschuss des Tourismuslandes Österreichs nach ersten Informationen per saldo auf 4,5 Mrd EUR. Demgegenüber kippte der Güterhandel im Ergebnis in ein Minus (–0,8 Mrd EUR). Für die gesamte Leistungsbilanz Österreichs gegenüber dem Ausland, einschließlich der Einkommensströme, konnte ein mäßiger Einnahmenüberschuss im Ausmaß von knapp 1 Mrd EUR oder 0,5% des BIP verbucht werden. Die Vermögensposition Österreichs gegenüber dem Ausland wurde von stark negativen Bewertungseffekten beeinflusst, die zu einem deutlicheren Rückgang der bewerteten Verbindlichkeiten im Vergleich zu den Forderungen gegenüber dem Ausland führten. Das Ergebnis war ein Rekordwert der positiven Netto-Vermögensposition Österreichs.

Wer hält das Eigenkapital der österreichischen GmbHs?

Der vorliegende Beitrag untersucht die Gesellschafterstruktur der österreichischen nichtfinanziellen Unternehmen mit der Rechtsform „GmbH“ im Jahr 2020. Dabei lassen sich im Wesentlichen drei ­Kategorien von Gesellschaftern unterscheiden. Der höchste Anteil am Volumen der Beteiligungen an GmbHs entfiel mit 44% auf Beteiligungsvehikel, d. h. auf Unternehmen, deren Aufgabe es ist, sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Gemessen an der Anzahl der Beteiligungen umfassten private Haushalte mit einem Anteil von nahezu drei Viertel die zahlenmäßig größte Gruppe der Gesellschafter. Da das durchschnittliche Volumen einer Beteiligung von privaten Haushalten an einer GmbH allerdings relativ klein ist, hielten diese nur 20% des Beteiligungsvolumens. Ähnlich hoch war der Anteil der dritten Gruppe am Beteiligungsvolumen, der ausländischen Gesellschafter. Das Eigenkapital der GmbHs wies einen relativ hohen Konzentrationsgrad auf. Mehr als ein Drittel des Eigenkapitals aller GmbHs ist auf nur 100 Unternehmen konzentriert. Zudem hatten die GmbHs zumeist wenige Eigentümer – mehr als 93% hatten ein bis maximal drei Gesellschaftern. In 43% aller Beteiligungsverhältnisse wurde das Eigenkapital zur Gänze oder zu mehr als 50% von einem einzigen Gesellschafter gehalten.

Jahreswachstum von Unternehmenskrediten erreicht bei hoher Inflation im August 2022 Rekordwert

Thomas Pöchel 5

Der bei österreichischen Banken aushaftende Bestand von Krediten an inländische, nichtfinanzielle Unternehmen betrug im August 2022 198,4 Mrd EUR. Das nominelle Wachstum an Unternehmenskrediten stieg dabei im Vorjahresvergleich von 4,1% (August 2021) auf 12,1% und erreichte damit den höchsten Wert seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1998. Dieser Anstieg war vergleichbar mit jenem der Inflationsrate, welche – gemessen an der Vorjahresveränderung des harmonisierten Verbraucherpreisindex – im Jahresvergleich von 3,2% (August 2021) auf 9,3% (August 2022) zulegte. Das Wachstum der Unternehmenskredite wurde dabei ­besonders von kurzfristigeren Krediten (Laufzeit bis fünf Jahre) getrieben, welche in Summe 6,5 Prozentpunkte zum Jahreswachstum beitrugen. Dies war zum Teil durch eine Intensivierung des ­Bedarfs an kurzfristiger Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln infolge des ­Ukraine-Kriegs begründet.

Im internationalen Vergleich lag das heimische Unternehmenskreditwachstum im August mit 12,1% weiterhin deutlich über dem Euroraumdurchschnitt, für welchen ein Wert von 8,7% verzeichnet werden konnte. Eine noch dynamischere Entwicklung war mit 13,0% in Deutschland beobachtbar.

Einhergehend mit den hohen Wachstumsraten stiegen auch die Zinssätze von Unter­nehmenskrediten in Österreich im August 2022 auf 1,65% (im Neugeschäft) bzw. 1,58% (im Bestand), womit sie aber weiterhin (in beiden Kategorien) unter dem Euroraumdurchschnitt lagen.

Neuer nomineller Höchstwert beim Jahreswachstum von Unternehmenskrediten

Die Kreditvergabe österreichischer Banken an inländische, nichtfinanzielle Unternehmen verzeichnete im August 2022 mit einer Jahreswachstumsrate in Höhe von 12,1% den – nominell betrachtet – höchsten Anstieg seit Aufzeichnungsbeginn der EZB-Monetärstatistik (1998). Der aushaftende Kreditbestand betrug im August 198,4 Mrd EUR. Vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie belief sich dieser auf 163,9 Mrd EUR (Februar 2020), wobei seither durchgehend positive Jahreswachstumsraten verzeichnet wurden. Während das Kreditwachstum im August 2021 noch bei 4,1% lag, stieg es insbesondere Ende 2021 sowie seit Juni 2022 stark und kontinuierlich an, wie auch in Grafik 1 ersichtlich ist. Der nominelle Anstieg von 4,1% (August 2021) auf 12,1% (August 2022) war damit ähnlich stark wie jener des Preisniveaus, das – gemessen an der Vorjahresveränderung des harmonisierten Verbraucherpreisindex – im Jahresvergleich von 3,2% (August 2021) auf 9,3% (August 2022) zulegte. Zumindest Teile des Kreditwachstums wurden (in Form unterschiedlichster Wirkungskanäle) durch die dynamischen Preisanstiege der letzten Monate begründet.

Die nominelle Entwicklung im Jahr 2022 war jedoch besonders von kurzfristigeren Krediten getrieben, welche in den vergangenen Monaten einen zunehmenden Anteil am Kreditwachstum aufwiesen. Dies war zum Teil auf eine Intensivierung des Bedarfs an kurzfristiger Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln infolge des Ukraine-Kriegs zurückzuführen. 6 Der Anstieg von Krediten mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu einem Jahr beschleunigte sich dabei in den vergangenen Monaten stark und wies im August 2022 mit einer Jahreswachstumsrate in Höhe von 25,6% ebenfalls den höchsten Wert seit Aufzeichnungsbeginn auf. Diese ­dynamische Entwicklung führte auch zu einem entsprechenden Anstieg des ­gesamthaften Unternehmenskreditwachstums. Während Kredite mit einer ­Ursprungslaufzeit von bis zu einem Jahr im Mai noch 1,6 Prozentpunkte zum ­gesamten Jahreswachstum in Höhe von 8,7% beitrugen, stieg dieser Wert in den Folgemonaten sukzessive auf 3,6 Prozentpunkte (bei einer Jahreswachstumsrate in Höhe von 12,1% im August). Ein ähnlich überdurchschnittliches Wachstum war für Kredite mit einer Ursprungslaufzeit von ein bis fünf Jahren zu beobachten, deren Beitrag am Jahreswachstum von 1,8 (Mai 2022) auf 2,9 Prozentpunkte (August 2022) stieg. Längerfristige Kredite (mit einer Laufzeit von über fünf Jahren) wuchsen indes vergleichsweise konstant, folglich blieb ihr Beitrag am Gesamtjahreswachstum weitestgehend unverändert (5,6 Prozentpunkte im August bzw. 5,4 Prozentpunkte im Mai). Langfristige Kredite waren damit im August erstmals seit längerem nicht der Haupttreiber für das Kreditwachstum im Unternehmensbereich.

Grafik 1 mit dem Titel „Jahreswachstum der österreichischen Unternehmenskredite nach Ursprungslaufzeit“ stellt einerseits die Jahreswachstumsrate als Linie dar, sowie andererseits die Beiträge der jeweiligen Ursprungslaufzeiten zur Jahreswachstumsrate in Form eines gestapelten Säulendiagramm mit den drei Kategorien „hiervon Beitrag bis 1 Jahr“, „hiervon Beitrag 1 bis 5 Jahre“ und „hiervon Beitrag über 5 Jahre“. Der Beobachtungszeitraum auf der X-Achse reicht von August 2018 bis August 2022, die Y-Achse zeigt die Jahreswachstumsrate in Prozent auf einer Skala von minus 4 bis plus 14. Die Jahreswachstumsrate stieg dabei nach Werten im mittleren einstelligen Bereich im Vorjahr seit März 2022 (7,6%) sukzessive auf den derzeitigen Höchstwert (12,1% im August 2022). Während der Beitrag in der Kategorie „über 5 Jahre“ in den letzten Monaten vergleichsweise konstant bleibt (Mai 2022: 5,4; August: 5,6), stieg er in den beiden anderen Kategorien in diesem Zeitraum deutlich (in der Kategorie „1 bis 5 Jahre“ von 1,8 auf 2,9; in der der Kategorie „bis 1 Jahr“ von 1,6 auf 3,6).

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Wie in Grafik 2 ersichtlich, ist die dynamische Entwicklung bei kurzfristigen Krediten auf hohe Nettotransaktionen 7 im Juni (1,4 Mrd EUR), Juli (1,2 Mrd EUR) und August (1,3 Mrd EUR) zurückzuführen (welche in Summe über diese drei Monate in dieser Kategorie die gesamten Nettotransaktionen des Jahres 2021 in Höhe von 3,3 Mrd EUR überstiegen). Die reinen Neukreditvergaben mit kurzfristiger Laufzeit lagen im bisherigen Jahresverlauf mit insgesamt 18,9 Mrd EUR ­(Jänner bis August 2022) um rund 20% über dem Neuvergabevolumen im Vorjahresvergleichszeitraum (Jänner bis August 2021: 15,7 Mrd EUR). Bei langfristigen Krediten (mit einer Laufzeit von über fünf Jahren) ist – sowohl bei Betrachtung der Nettotransaktionen als auch jener der Neukreditvergaben – ein deutlich ­moderateres Wachstum ersichtlich. Die Neukreditvergaben bei langfristigen Krediten lagen im bisherigen Jahresverlauf mit 15,4 Mrd EUR um rund 7% über dem Vorjahresvergleichsniveau (Jänner bis August 2021: 14,3 Mrd EUR), wobei jener Teil mit einer Ursprungslaufzeit von über zehn Jahren mit –2% hierbei sogar leicht rückläufig war.

Grafik 2 mit dem Titel „Nettotransaktionen der österreichischen Unternehmenskredite nach Ursprungslaufzeit“ ist ein gestapeltes Säulendiagramm mit 3 Kategorien („bis 1 Jahr“, „1 bis 5 Jahre“, „über 5 Jahre“) mit dem Beobachtungszeitraum August 2019 bis August 2022. Die X-Achse ist eine Zeitachse und die Y-Achse zeigt die Nettotransaktionen in Milliarden Euro auf einer Skala von minus 3 bis plus 4. Die Nettotransaktionen lagen mit 2,5 Milliarden Euro (Juni 2022), 2,3 Milliarden Euro (Juli 2022) und 2,6 Milliarden Euro (August 2022) in den letzten drei Aufzeichnungsperioden auf einem überdurchschnittlich hohem Niveau im Vergleich zur Vergangenheit, welches insbesondere von den sehr hohen Werten in der Kategorie „bis 1 Jahr“ verursacht wurde (Juni 2022: 1,4 Milliarden Euro; Juli 2022: 1,2 Milliarden Euro; August 2022: 1,3 Milliarden Euro).

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.
Grafik 3 mit dem Titel „Ausnutzung der Kreditrahmen bei Überziehungen und revolvierenden Krediten“ stellt einerseits ein gestapeltes Säulendiagramm mit den beiden Kategorien „Ausgenützter Rahmen“ und „Nicht ausgenützter Rahmen“ sowie andererseits eine Linie mit dem Titel „Anteil [der] Ausnutzung“ dar. Der auf der X-Achse aufgetragene Beobachtungszeitraum enthält die Perioden Dezember 2019, Dezember 2020, Dezember 2021, März 2022, Juni 2022 und August 2022. Die Y-Achse zeigt auf der linken Seite die Volumina der ausgenützten bzw. nicht ausgenützten Rahmen in Milliarden Euro sowie auf der rechten Seite den Anteil der Ausnutzung in Prozent. Während der nicht ausgenützte Rahmen seit Dezember 2021 (17,9 Milliarden Euro) vergleichsweise konstant blieb (März 2022: 18,5 Milliarden Euro; Juni 2022: 18,5 Milliarden Euro; August 2022: 18,5 Milliarden Euro), stieg der ausgenützte Rahmen kontinuierlich (Dezember 2021: 31,6 Milliarden Euro; März 2022: 33,9 Milliarden Euro; Juni 2022: 35,5 Milliarden Euro; August 2022: 37,1 Milliarden Euro). Der Anteil der Ausnutzung stieg über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg sukzessive (Dezember 2019: 60%, Dezember 2020: 63%, Dezember 2021: 64%, März 2022: 65%, Juni 2022: 66%, August 2022: 67%).

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Ein wesentlicher Teil der gesamten Nettotransaktionen ging dabei auf zusätzlich ausgenützte Rahmen von Überziehungs- bzw. revolvierenden Krediten zurück, wie in Grafik 3 ersichtlich ist. Deren Bestand wuchs seit Jahresultimo 2021 von 31,6 Mrd EUR auf 37,1 Mrd EUR. Obwohl im bisherigen Jahresverlauf – mit 24,0 Mrd EUR – auch um rund 19% mehr neue Kreditrahmen (für revolvierende Kredite) an nichtfinanzielle Unternehmen als im Vorjahresvergleich vergeben wurden (Jänner bis August 2021: 20,2 Mrd EUR), stieg auch die Ausnützungsquote (Verhältnis des ausgenützten Rahmens zum Gesamtrahmen) seit Dezember 2021 von 64% auf 67%. Die Nettotransaktionen bei Über­ziehungs- bzw. revolvierenden Krediten österreichischer Unternehmen ­beliefen sich von ­Jänner bis August 2022 auf insgesamt 5,9 Mrd EUR, was rund 45% der gesamten Nettotransaktionen von Unternehmenskrediten im Jahresverlauf entsprach (13,2 Mrd EUR).

Überdurchschnittliches Kreditwachstum im Euroraumvergleich

Seit Beginn 2022 war im gesamten Euroraum eine deutliche Beschleunigung des Kreditwachstums bei Unternehmen beobachtbar. Im internationalen Vergleich lag das heimische Wachstum von Unternehmenskrediten im August 2022 mit 12,1% weiterhin deutlich über dem Euroraumdurchschnitt von 8,7%. Zwischen den Mitgliedsländern der Währungsunion waren jedoch unterschiedlich stark ausgeprägte Entwicklungen zu beobachten. Während sich die Wachstumsrate von Unternehmenskrediten in Frankreich ähnlich zum Euroraumdurchschnitt verhielt und im August mit 8,0% nahe diesem lag, war in Italien mit 5,0% ein deutlich moderateres Jahreswachstum beobachtbar. Eine – im Vergleich zum Inland – mittlerweile noch stärkere Entwicklung war mit 13,0% in Deutschland gegeben. Das Jahreswachstum stieg – nach einer Rate in Höhe von 1,7% im Vorjahr (August 2021) – seither deutlich stärker an als in Österreich.

Wie im Inland war auch im Euroraumdurchschnitt das Jahreswachstum dabei stark von kurzfristigen Krediten (bis ein Jahr) getrieben, welche im August eine Jahreswachstumsrate von 18,7% aufwiesen (Österreich: 25,6%).

Grafik 4 mit dem Titel „Jahreswachstum von Unternehmenskrediten im Euroraumvergleich“ ist eine Liniengrafik mit fünf Linien (Österreich, Euroraum, Deutschland, Frankreich, Italien) die den Beobachtungszeitraum August 2018 bis August 2022 darstellt. Die X-Achse ist eine Zeitachse und die Y-Achse zeigt die Jahreswachstumsrate in Prozent auf einer Skala von minus 4 bis plus 16. Die Werte stiegen insbesondere seit Dezember 2021 für alle Zeitreihen deutlich, jedoch auf unterschiedlichen Niveaus und in unterschiedlicher Stärke: in Österreich von 8,6% (im Dezember 2021) auf 12,1% (im August 2022); im Euroraum von 4,3% auf 8,7%; in Deutschland von 5,2% auf 13,0%; in Frankreich von 3,8% auf 8,0% und in Italien von 1,7% auf 5,0%. Die Werte für August stellten dabei für Österreich, den Euroraum und Deutschland die höchsten Jahreswachstumsraten im Beobachtungszeitraum dar.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Steigende Zinssätze im Neugeschäft und Bestand

Das Kreditwachstum im Unternehmenssektor ging – aufgrund der aktuellen ­Leit- und Referenzzinsentwicklungen – auch mit steigenden Zinsniveaus einher. Wie in Grafik 5 ersichtlich, stiegen die Zinsen für neue Unternehmenskredite (inklusive Neuverhandlungen) im August 2022 mit 1,65% auf den höchsten Wert seit ­Februar 2016 (1,68%). Dies führte – insbesondere seit Mitte dieses Jahres – auch zu einem deutlichen Anstieg des Zinsniveaus aushaftender Unternehmenskredite, welches im August auf 1,58% zulegte. Im internationalen Vergleich lagen die heimischen Unternehmenskreditzinssätze damit jedoch weiterhin etwas unter jenen des Euroraumdurchschnitts (welche ebenfalls vergleichbare Anstiege erfuhren). Diese ­wiesen im August für den aushaftenden Kreditbestand einen durchschnittlichen Zinssatz in Höhe von 1,76% aus (Österreich: 1,58%), während die Konditionen im Neugeschäft bei 1,80% lagen (Österreich: 1,65%).

Ebenfalls Anstiege – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau – waren bei Einlagen von nichtfinanziellen Unternehmen zu beobachten. So wurden täglich fällige Unternehmenseinlagen in Österreich im August 2022 mit 0,00% erstmals seit November 2020 nicht mehr negativ verzinst, was darauf hindeuten könnte, dass bei vielen Banken in Folge der Leitzinserhöhungen mittlerweile die sogenannten Verwahrentgelte im Unternehmenssegment wieder abgeschafft wurden.

Grafik 5 mit dem Titel „Unternehmenskreditzinssätze im Euroraumvergleich“ ist eine Liniengrafik mit 4 Linien (Bestand Österreich, Bestand Euroraum, Neugeschäft Österreich, Neugeschäft Euroraum) die den Beobachtungszeitraum August 2018 bis August 2022 darstellt. Die X-Achse ist eine Zeitachse und die Y-Achse zeigt den Zinssatz in Prozent auf einer Skala von 0,7 bis 2,3. Die Bestandszinssätze waren dabei bis Ende 2021 rückläufig und erreichten im Dezember 2021 1,45% (in Österreich) bzw. 1,59% (im Euroraum). Nach einer kurzen Phase der Stagnation stiegen sie seit Mai 2022 (1,48% bzw. 1,61%) jedoch deutlich und erreichten im August 2022 1,58% bzw. 1,76%. Die Neugeschäftszinssätze verweilten (bei gewisser Volatilität) bis Ende 2021 insgesamt auf konstantem Niveau und erreichten im Dezember 2021 1,03% in Österreich bzw. 1,24% im Euroraum, stiegen seither jedoch deutlich auf 1,65% bzw. 1,80% im August 2022.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

5 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, thomas.poechel@oenb.at.

6 Siehe hierzu auch: https://www.oenb.at/dam/jcr:0770f066-d40a-49bd-ba46-580279f490a7/05_Statistiken-q3-22_Erhoehter-Bedarf.pdf.

7 Die Nettotransaktionen beschreiben den Gesamteffekt der transaktionsbedingten Zu- und Abflüsse im Kredit­bestand, welcher sich hauptsächlich aus Tilgungen (negativ) und Neukreditvergaben bzw. steigender Rahmen­ausnützung (positiv) zusammensetzt.

Deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2022 1

Gerald Hubmann 2

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2022 stark gesunken, und auch für das vierte Quartal 2022 erwarten die befragten Banken einen weiteren, starken Rückgang. Als Hauptgründe dafür wurden die steigenden Zinsen und die Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung genannt. Kredite werden teurer und weniger leistbar, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und der erwarteten Konjunkturabkühlung.

Die Banken haben ihre Richtlinien für Wohnbaukredite im dritten Quartal 2022 deutlich verschärft. Als Gründe führten sie die Risikosituation an sowie die im August 2022 in Kraft getretene „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ (KIM-VO), die nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien festschreibt.

Gleichzeitig mit dem starken Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten haben die Banken im dritten Quartal 2022 auch vermehrt Kreditanträge zur Wohnbaufinanzierung ­abgelehnt, was vor dem Hintergrund der verschärften Angebotspolitik und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zu betrachten ist.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten steigt bereits seit eineinhalb Jahren. Seit dem vierten Quartal 2021 ist der kurzfristige Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel der dominierende Grund dafür. Das ist eine Folge des Ukraine-Kriegs und der bereits länger bestehenden weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen (vorsorglicher Lageraufbau aufgrund von Lieferkettenproblemen, Liquiditätsbedarf aufgrund von Preisanstiegen).

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft, die immer auch vor dem allgemeinen ­konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen sind, vollziehen sich weiterhin in einem Umfeld großer wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten (Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, Preisschocks, Abkühlung der Weltkonjunktur). Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) erwarten in ihren Prognosen vom 7. Oktober 2022 zwar noch ein Wachstum des realen BIP Österreichs von 4,8 % bzw. 4,7 % für das ­gesamte Jahr 2022 (nach einem Plus von 4,6 % im Jahr 2021), dies aber vor allem aufgrund des starken Wachstums im ersten Halbjahr. Im zweiten Halbjahr 2022 dürfte sich die österreichische Wirtschaft hingegen bereits in einer Stagflation ­befinden (Stagnation und hohe Inflation). Für 2023 gehen WIFO und IHS von einem BIP-Wachstum von nur mehr 0,2 % bzw. 0,3 % aus – bei einer VPI-Inflations­rate von 6,5 % bzw. 6,8 % (nach 8,3 % bzw. 8,5 % für 2022). Abhängig vom Verlauf des Ukraine-Kriegs und seinen Auswirkungen kann sich aber auch ein deutlich schlechteres Szenario ergeben; die Abwärtsrisiken sind erheblich.

Kapitel 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, Kapitel 2 das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten. Kapitel 3 hat die Refinanzierungs­situation der Banken zum Thema. In Kapitel 4 geht es um die Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems.

Detaillierte Umfrageergebnisse zu den einzelnen Quartalen seit dem Jahr 2018 sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen. Grafik 1 zeigt längerfristige Trends bei den Quartalsveränderungen hinsichtlich Kreditrichtlinien und Kreditnachfrage. Die Grafiken 2 und 3 stellen die Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten bzw. privaten Wohnbaukrediten und ihre jeweiligen Einflussfaktoren dar. Kasten 1 am Ende des Artikels enthält u. a. Erläuterungen zu ausgewählten Fachbegriffen.

1 Kreditnachfrage von Unternehmen steigt weiter

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist im dritten Quartal 2022 weiter gestiegen (Tabelle 1 und Grafik 1 3 ). Ein diesbezüglicher, ausgeprägter Trend besteht seit dem zweiten Quartal 2021 bzw. seit sechs Quartalen. Im dritten Quartal 2022 – und in den drei Quartalen davor – zeigte sich diese Entwicklung vor allem bei kurzfristigen Krediten und bei Krediten an große Unternehmen. Die Kreditnachfrage von kleinen und mittleren Unternehmen und jene nach langfristigen Krediten ist hingegen schwächer (und im letzten Quartal kaum noch) gewachsen. Die ­bestehende Entwicklung soll sich im vierten Quartal 2022 im Großen und Ganzen fortsetzen. Vor allem bei der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten erwarten die Banken einen weiteren Anstieg, die Nachfrage nach langfristigen Krediten könnte jedoch etwas sinken.

Seit dem vierten Quartal 2021 ist der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel der dominierende Grund für den Anstieg der Nachfrage nach (kurzfristigen) Krediten (Grafik 2). 4 Der langfristige Finanzierungsbedarf für ­Anlageinvestitionen ist in den letzten drei Quartalen hingegen viel schwächer und mit abnehmender Intensität gestiegen, wobei Impulse hauptsächlich von der Investitionstätigkeit großer Unternehmen ausgegangen sind. Im dritten Quartal 2022 hat sich – per saldo der Antworten der befragten Banken – sogar ein leichter Rückgang der Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen gegenüber dem Vorquartal ergeben (Anlageinvestitionen als Faktor mit leicht dämpfender Wirkung auf die Kreditnachfrage – siehe Grafik 2). Andere Gründe spielten in den letzten drei Quartalen kaum eine Rolle für die Veränderung der Kreditnachfrage von Unternehmen.

Im zweiten und besonders im dritten Quartal 2022 haben die Banken vermehrt Kreditanträge von kleinen und mittleren Unternehmen abgelehnt, während die Ablehnungsrate im Geschäft mit großen Unternehmen kaum gestiegen ist. 5

Die Richtlinien für Unternehmenskredite wurden im dritten Quartal 2022 erneut verschärft, nachdem sie bereits im zweiten Quartal 2022 etwas verschärft wurden. Für das vierte Quartal 2022 sind abermals strengere Richtlinien zu erwarten. Als Hauptgrund für die Verschärfungen in den letzten beiden Quartalen nannten die befragten Banken eine ungünstigere Risikoeinschätzung (Wirtschaftslage, Lage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen, in geringerem Ausmaß die Werthaltigkeit von Sicherheiten). Für das dritte Quartal 2022 sind zudem die Refinanzierungsbedingungen der Banken als Faktor mit leicht verschärfendem Einfluss auf die Kreditrichtlinien zu erwähnen.

Tabelle 1: Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen  
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 bis 8 Banken
2018 2019 2020 2021 2022
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q2 Q4
Kreditrichtlinien
Unternehmen gesamt 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –3 0 0 –1 –1 –1 –2 –3 –4
Kredite an kleine und mittlere
­Unternehmen
0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 –2 –2 –1 0 0 –1 –1 –2 –2 –3
Kredite an große Unternehmen 0 1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –2 1 0 –1 –1 –1 –2 –3 –3
Kurzfristige Kredite
(Laufzeit bis zu einem Jahr)
0 0 0 0 0 1 0 –1 0 –1 –3 –2 0 0 0 0 –1 0 –2 –3
Langfristige Kredite
(Laufzeit über ein Jahr)
0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –3 0 0 –1 0 –1 –2 –3 –3
Kreditbedingungen insgesamt
Unternehmen gesamt 1 1 0 0 –1 1 1 2 –2 –3 –2 –2 –1 0 0 –1 –2 –2 –3 ..
Kredite an kleine und mittlere
­Unternehmen
1 –1 0 0 –1 0 1 1 –2 –2 –2 –2 –1 0 0 –1 –2 –1 –2 ..
Kredite an große Unternehmen 2 1 1 0 0 2 1 2 –1 –3 –2 –1 –1 0 0 –1 –1 –2 –2 ..
Margen für durchschnittliche Kredite
Unternehmen gesamt 3 3 1 0 1 2 4 3 –3 –3 –3 –1 2 1 2 1 –2 –5 –6 ..
Kredite an kleine und mittlere
­Unternehmen
1 2 0 0 1 2 4 2 –1 –2 –3 –1 2 1 2 0 –1 –4 –5 ..
Kredite an große Unternehmen 3 4 2 1 0 2 5 3 –3 –5 –3 0 3 1 2 1 –1 –5 –5 ..
Margen für risikoreichere Kredite
Unternehmen gesamt 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –4 –6 –4 –3 –1 0 0 –1 –3 –4 –4 ..
Kredite an kleine und mittlere
­Unternehmen
–1 –1 –1 0 –1 0 0 0 –2 –4 –5 –3 –1 0 0 –1 –2 –3 –3 ..
Kredite an große Unternehmen 0 0 –1 0 –1 0 0 2 –4 –6 –4 –2 –1 0 0 0 –2 –4 –4 ..
Genehmigte Kreditanträge
Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen 0 0 –2 –1 –1 –1 –2 –1 0 0 –3 –1 0 0 –1 0 –1 –1 –3 ..
Kreditnachfrage
Unternehmen gesamt 4 5 2 3 –2 0 –1 1 5 6 2 –2 –1 3 2 3 2 4 2 3
Kredite an kleine und mittlere
­Unternehmen
3 3 1 3 –2 –1 –1 1 3 4 0 –3 –2 1 2 2 2 3 1 2
Kredite an große Unternehmen 2 5 3 3 –1 1 0 1 5 7 2 –2 –1 3 3 3 4 4 4 3
Kurzfristige Kredite
(Laufzeit bis zu einem Jahr)
2 3 0 2 0 2 1 1 6 5 1 –3 –2 2 0 4 3 7 6 5
Langfristige Kredite
(Laufzeit über ein Jahr)
5 6 4 3 –1 –1 –1 2 1 6 2 –1 0 3 2 2 1 1 1 –2
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
Positiv = Lockerung von Richtlinien, Bedingungen und Margen (geringere Margen), Anstieg der genehmigten Kreditanträge,
Anstieg der Nachfrage; negativ = umgekehrte Entwicklungen.

Die Margen für Unternehmenskredite wurden im zweiten und dritten Quartal 2022 von der überwiegenden Mehrheit der befragten Banken erhöht (verschärft). Bereits im ersten Quartal 2022 war es zu leichten Margenerhöhungen gekommen. Die Aussagen beziehen sich sowohl auf Margen für durchschnittliche Kredite als auch (etwas abgeschwächt) auf Margen für risikoreichere Kredite. Vereinzelt kam es im zweiten und dritten Quartal 2022 auch zu leichten Verschärfungen anderer Kreditbedingungen (z. B. Erfordernisse für Sicherheiten, Fristigkeit, Zusatz- oder Nebenvereinbarungen zu Kreditverträgen). Wesentliche Gründe für die angesprochenen Verschärfungen von Margen und anderen Kreditbedingungen in den ­letzten beiden Quartalen waren die Refinanzierungsbedingungen der Banken und ihre Risikoeinschätzung (Wirtschaftslage, Lage und Kreditwürdigkeit der Unter­nehmen). Als weitere Gründe nannten die Banken ihr Eigenkapital bzw. damit verbundene Kosten, ihre Liquiditätssituation (nur für das dritte Quartal als Grund genannt) und ihre Risikotoleranz.

Ergänzend wurden die Banken in dieser und in den beiden vorigen Umfragerunden auch zu den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und des Anstiegs der Energiekosten auf das Kreditgeschäft befragt. 6 Der Krieg hat die bereits vorher bestehenden Lieferkettenprobleme sowie den Preisauftrieb insbesondere bei Energie und Rohstoffen erheblich verschärft. Die gestiegene Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zur Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln (siehe weiter oben) ist eine unmittelbare Folge davon. Die Lieferkettenprobleme (die mittlerweile langsam zurückgehen) veranlassen Unternehmen, vorsorglich ihre Lagerbestände aufzubauen, um selbst produktions- und lieferfähig zu bleiben – ein Strategiewechsel von just-in-time zu just-in-case. Umfassende Preissteigerungen erhöhen generell den Liquiditätsbedarf der Unternehmen. Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung wirkt hingegen dämpfend auf die Nachfrage nach langfristigen Krediten, weil Unternehmen bei Investitionen vorsichtiger sind bzw. Investitionsprojekte verschieben. 7

Angebotsseitig veranlassen der Ukraine-Krieg und seine Folgen die Banken zu verschärften, an die Situation angepassten Risikoanalysen und zu strengeren ­Kreditvergabeentscheidungen. Hierbei spielt das Ausmaß der Abhängigkeit der Unternehmen von Energie bzw. Energiepreisen nunmehr eine wichtige Rolle. Grundsätzlich sind seitens der Banken aber genügend Mittel für die Kreditvergabe vorhanden. 8 Wenn die Unternehmen die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, kann die Kreditwirtschaft einen erhöhten Liquiditätsbedarf bedienen – sowohl für die kurzfristige Finanzierung von Betriebsmitteln als auch die Finanzierung langfristiger Investitionen.

2 Wohnbaukredite: Nachfrage stark gesunken, Angebotspolitik verschärft

Im Privatkundengeschäft haben die Banken ihre Richtlinien für Wohnbaukredite im dritten Quartal 2022 deutlich verschärft (nach leichten Verschärfungen im zweiten Quartal 2022). Für das vierte Quartal erwarten sie weitere, leichte Verschärfungen der Richtlinien (Tabelle 2 und Grafik 1). Als Gründe für die Verschärfungen im dritten Quartal 2022 führten sie eine ungünstigere Risikoeinschätzung (insbesondere bzgl. der Aussichten am Wohnimmobilienmarkt) und ihre Risikotoleranz an – sowie die im August 2022 in Kraft getretene „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ (KIM-VO), die eine neue Rechtslage für die Vergabe von Wohnbaukrediten 9 hergestellt hat. Ziel der Verordnung ist die ­Begrenzung von zunehmenden systemischen Risiken bei der Wohnimmobilien­finanzierung in einem herausfordernden Umfeld (Eintrübung der Wirtschaftslage, Zinswende, gestiegene Immobilienpreise und bisherige Kreditvergabepraxis). Der Fokus wird dabei auf die finanzielle Belastung bzw. Rückzahlungsfähigkeit der Kreditnehmenden gelegt.

Auch bei den Bedingungen für Wohnbaukredite ist es im dritten Quartal 2022 zu Verschärfungen gekommen, nachdem zuvor über längere Zeit hinweg nur ­vereinzelt Änderungen von Bedingungen gemeldet wurden. Im dritten Quartal 2022 haben die Banken die Erfordernisse für Sicherheiten erhöht und die Beleihungsquote gesenkt, was in Zusammenhang mit der KIM-VO zu sehen ist. Die Margen für Wohnbaukredite blieben dagegen im dritten Quartal 2022 unverändert. Sie wurden zuletzt im vierten Quartal 2020 nennenswert geändert bzw. erhöht (Verschärfung).

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2022 stark gesunken, und auch für das vierte Quartal 2022 erwarten die Banken einen weiteren, starken Rückgang. Das stellt einen deutlichen Bruch einer langjährigen, expansiven ­Entwicklung dar (seit ca. 2012 in den Umfrageergebnissen erkennbar; Stagnation bzw. leichtes Wachstum auf hohem Niveau in den letzten beiden Jahren). Als Hauptgrund für den Rückgang im dritten Quartal 2022 wurde das allgemeine Zinsniveau genannt (Grafik 3). Im Juli 2022 hat die EZB – nach Ankündigung im Juni 2022 – mit der schrittweisen Erhöhung ihrer Leitzinsen begonnen, wodurch das allgemeine Zinsniveau und somit auch die Zinsen für neue Wohnbaukredite bzw. die Finanzierungskosten für Wohnbau spürbar gestiegen sind. 10 Als weitere Gründe für den Nachfrageeinbruch wurden das in Folge des Ukraine-Kriegs und der erwarteten Konjunktureintrübung gesunkene Konsumentenvertrauen sowie die Aussichten und voraussichtliche Preisentwicklung am Wohnimmobilienmarkt genannt. 11 Auch die KIM-VO hat sich – gemäß den Angaben einiger Banken – im dritten Quartal dämpfend auf die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ausgewirkt, wobei dies in Zusammenhang mit der Leistbarkeit bzw. Verteuerung von Krediten zu sehen ist. 12

In den Umfrageergebnissen der letzten Runde (für das zweite Quartal 2022) waren vereinzelt bereits Auswirkungen der KIM-VO zu erkennen. Einzelne ­Banken berichteten für das zweite Quartal 2022 von diesbezüglichen Vorzieheffekten bei der Kreditnachfrage (vorgezogene Nachfrage, um den verschärften Regelungen zu entgehen). Zudem dürften die Banken die ab August 2022 geltenden Regelungen der KIM-VO teilweise schon im zweiten Quartal 2022 in ihrer Kreditangebotspolitik berücksichtigt haben.

Gleichzeitig mit dem starken Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2022 der Anteil der von den Banken abgelehnten Anträge für Wohnbaukredite deutlich gestiegen, was ein im langfristigen Vergleich äußerst auffälliges Ergebnis ist. 13 Vom ersten Quartal 2015 (erstmalige Fragestellung zum Thema) bis zum zweiten Quartal 2022 gab es nur vereinzelt Meldungen über ­Änderungen beim Anteil der abgelehnten Kreditanträge zur Wohnbaufinanzierung. Für die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Kreditanträge werden standardmäßig in der Umfrage keine Gründe erhoben. Die aktuell deutlich erhöhte Ablehnungsrate lässt sich jedoch gut vor dem Hintergrund der verschärften Angebotspolitik der Banken und des herausfordernden Umfelds (Leistbarkeit, Zinswende, Inflation, Unsicherheit) erklären.

Tabelle 2: Kredite an private Haushalte  
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 Banken
2018 2019 2020 2021 2022
Wohnbaukredite Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Kreditrichtlinien 0 –2 –1 0 –2 –2 –1 –1 0 –2 –1 –1 0 1 –1 –1 –1 –2 –4 –2
Kreditbedingungen insgesamt 1 –2 0 0 0 0 0 –1 0 –1 –1 –1 0 0 0 0 0 –1 –3 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 2 1 2 1 2 2 3 1 0 –2 0 –4 0 –1 0 0 0 0 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite –1 –1 –1 0 0 0 0 0 –2 –3 –1 –2 –1 –1 –1 –1 0 0 0 ..
Genehmigte Kreditanträge (Anteil
­bezogen auf das Gesamtvolumen)
0 –2 0 0 –1 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 0 –1 –1 –5 ..
Kreditnachfrage 1 0 –1 –1 1 1 2 2 3 –1 2 0 1 1 1 0 0 1 –5 –5
Konsumkredite und sonstige Kredite
Kreditrichtlinien 1 –1 0 –1 0 –2 –2 –1 0 –3 –2 –3 –1 –1 0 0 1 –1 –1 –2
Kreditbedingungen insgesamt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –1 –2 0 0 0 0 0 –1 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 0 0 0 1 0 0 1 1 0 –1 –1 –1 0 1 0 –1 0 1 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 –2 –2 –1 –2 –1 –1 –1 –2 –1 1 0 ..
Genehmigte Kreditanträge (Anteil
­bezogen auf das Gesamtvolumen)
1 0 0 0 0 1 –1 –1 0 –3 –3 –1 –1 –1 –2 0 0 0 –1 ..
Kreditnachfrage –1 0 0 0 1 0 1 0 0 –4 –1 0 0 1 0 0 2 2 1 0
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
Positiv = Lockerung von Richtlinien, Bedingungen und Margen (geringere Margen), Anstieg der genehmigten Kreditanträge,
Anstieg der Nachfrage; negativ = umgekehrte Entwicklungen.

Neben den Umfrageergebnissen zeigt auch ein Blick auf die Monetärstatistik abrupte Änderungen im Geschäft mit Wohnbaukrediten in Österreich. Von August 2021 bis Juli 2022 wurden neue Wohnbaukredite 14 im durchschnittlichen monatlichen Volumen von 2,4 Mrd EUR vergeben (Monatswerte immer zwischen 2 Mrd EUR und 3 Mrd EUR; 2,8 Mrd EUR im Juli 2022). Im August 2022 betrug das Neukreditvolumen nur mehr 1,4 Mrd EUR. Dieser Rückgang im August dürfte auf die oben beschriebene geänderte Angebots- und Nachfragesituation im dritten Quartal 2022 sowie auf Vorzieheffekte in den Vormonaten aufgrund der KIM-VO (siehe oben) und von erwarteten Zinsanstiegen zurückzuführen sein.

Bei Konsum- und sonstigen Krediten gab es im dritten Quartal 2022 keine nennenswerten Änderungen bei Angebot und Nachfrage (Tabelle 2 und Grafik 1). Für das vierte Quartal 2022 werden leicht strengere Richtlinien und eine unveränderte Nachfrage erwartet.

Gemäß Zusatzinformationen 15 der befragten Banken ist durch die hohe Inflation bzw. die steigenden Lebenshaltungskosten (finanzielle Belastung der Haushalte, Reallohnverluste) im dritten Quartal 2022 das Thema Leistbarkeit bzw. Rück­zahlungsfähigkeit von Krediten in den Fokus gerückt und wird im vierten Quartal 2022 wohl noch relevanter werden. Das führt zu restriktiveren Kreditvergabe­entscheidungen durch die Banken und wird auch die Kreditnachfrage der privaten Haushalte zunehmend dämpfen (siehe oben).

3 Refinanzierungsbedingungen für Banken weiter verschlechtert

Nach einer Phase mit laufenden Verbesserungen der allgemeinen Refinanzierungssituation der Banken (drittes Quartal 2020 bis viertes Quartal 2021) kam es in den ersten drei Quartalen 2022 zu wiederholten Verschlechterungen. Insbesondere die Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen war betroffen (Tabelle 3 16 ). Für das vierte Quartal 2022 erwarten die befragten Banken diesbezüglich weitere Verschlechterungen. Seit Jahresbeginn steigen allgemein die Zinsen auf den Anleihe­märkten.

Tabelle 3: Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen  
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 8 Banken
2018 2019 2020 2021 2022
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Retail-Refinanzierung
Kurzfristige Einlagen (bis zu einem Jahr) 3 0 0 1 1 3 0 0 –1 2 1 4 2 2 3 2 1 0 0 –1
Langfristige Einlagen (über ein Jahr) 2 –1 –2 –1 0 –1 –2 0 –4 0 0 3 3 1 0 0 0 –2 0 –2
Unbesicherter Interbankengeldmarkt
Sehr kurzfristiger Geldmarkt
(bis zu einer Woche)
2 0 1 0 1 0 0 0 –1 –1 2 2 0 1 0 0 0 1 –1 –1
Kurzfristiger Geldmarkt
(über eine Woche)
2 0 1 0 0 0 0 0 –5 –2 2 2 0 1 0 0 –1 1 –1 –2
Großvolumige Schuldtitel
Kurzfristige Schuldtitel3 1 0 0 0 1 0 0 0 –1 –1 0 1 0 0 0 0 –1 0 –1 –1
Mittel- bis langfristige Schuldtitel 3 0 –1 –3 3 4 3 1 –4 –4 3 5 5 2 3 1 –4 –5 –5 –3
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
Positiv = Verbesserung, negativ = Verschlechterung.
3 Antworten von 3 bis 6 Banken.

4 Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

Im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft werden die Banken halbjährlich zu den Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems befragt. Thematisiert werden dabei die Wertpapierankaufprogramme 17 , der (bis zum 26. Juli 2022) negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität und die ­gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte.

Im zweiten und dritten Quartal 2022 wirkten sich die Ankaufprogramme des Eurosystems gemäß den Umfrageergebnissen negativ auf die Ertragslage bzw. das Zinsergebnis der Banken aus. Ansonsten wurden für diesen Zeitraum kaum ­Effekte der Ankaufprogramme gemeldet. Aktiva, Liquidität, Finanzierungsbedingungen und Eigenkapital der Banken blieben davon weitgehend unbeeinflusst – wie auch die Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen für Unternehmen und private Haushalte.

Der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität stellte für die befragten Banken durchgehend vor allem eine Belastung ihrer Ertragslage bzw. ihres Zinsergebnisses dar – so auch im letzten Halbjahr (zweites und drittes Quartal 2022) bis zum Ende der Negativzinspolitik der EZB. Die Banken begrüßten allerdings das zweistufige System der EZB für die Verzinsung von Überschussliquidität, durch das die ­Ertragsbelastung gedämpft wurde. Der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität übte im zweiten und dritten Quartal 2022 bis zum Ende der Negativzinspolitik der EZB einen weiteren Abwärtsdruck auf die Zinsen für Unternehmenskredite, für private Wohnbaukredite sowie für Einlagen von Unternehmen und privaten Haushalten aus.

Von September 2019 bis Dezember 2021 wurden vom Eurosystem im Quartals­abstand zehn gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von jeweils drei Jahren durchgeführt (dritte Reihe der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte). Insgesamt wurden diese mit attraktiven Bedingungen ausgestatteten Geschäfte von den Banken sehr gut angenommen. Die Teilnahme an einzelnen Geschäften war stark. Für die Banken ergaben sich dadurch gemäß den Umfrageergebnissen durchwegs sehr positive Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation (betreffend Liquidität, Refinanzierungssituation, Profitabilität, Fähigkeit zur Erfüllung regulatorischer oder aufsichtlicher Anforderungen), die sich auch im zweiten und dritten Quartal 2022 fortgesetzt gezeigt haben – vor allem hinsichtlich Liquidität und Profitabilität. Weitere deutlich positive Effekte auf die Profitabilität werden für die kommenden sechs Monate (viertes Quartal 2022 und erstes Quartal 2023) erwartet. Gemäß den Ergebnissen aus früheren Umfragerunden haben die Banken die durch die Geschäfte erhaltenen Mittel vor allem für die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte verwendet – was dem erklärten Zweck dieser Geschäfte entspricht – sowie für die Liquiditätshaltung innerhalb des Eurosystems. 18

Grafik 1 zeigt die „Entwicklung der Kreditrichtlinien und der Kreditnachfrage“ in Österreich seit 2007 in acht Liniendiagrammen. Dabei werden Quartalsveränderungen als gleitender Durchschnitt des Nettoprozentsatzes der letzten vier Quartale dargestellt. Die Skala auf der y-Achse reicht jeweils von minus 100 bis plus 100. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (im Sinne einer Lockerung der Richtlinien und einem Anstieg der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung.

Der Nettoprozentsatz für die Richtlinien für Kredite an Unternehmen insgesamt war bis 2013 zumeist deutlich negativ. Es bildeten sich zwei ausgeprägte Kurventäler mit Minima von minus 65 Ende 2008 und minus 44 Anfang 2013. Danach schwankte der Nettoprozentsatz bis Anfang 2020 leicht um beziehungsweise unter der Nulllinie. Anschließend fiel er auf bis zu minus 25 im vierten Quartal 2020. Danach stieg er kontinuierlich bis auf minus 6 im vierten Quartal 2021. Bis zum dritten Quartal 2022 fiel er wieder kontinuierlich auf minus 22.

Der Nettoprozentsatz für die Kreditnachfrage von Unternehmen insgesamt fiel Mitte 2008 in den negativen Bereich und blieb dort bis Mitte 2016. Es bildeten sich drei ausgeprägte Kurventäler mit Minima von minus 40 im zweiten Quartal 2009, minus 45 im dritten Quartal 2012 und minus 25 im vierten Quartal 2014. Danach ist der Nettoprozentsatz fast durchgehend positiv. Zwei ausgeprägte Kurvengipfel mit Maxima von plus 47 Mitte 2018 und plus 44 im dritten Quartal 2020 charakterisieren die Entwicklung. Bis Mitte 2021 fiel der Nettoprozentsatz auf plus 6 und stieg dann auf plus 34 im zweiten und dritten Quartal 2022.

Die Entwicklung von Richtlinien und Nachfrage in den vier Unterkategorien Kredite an kleine und mittlere Unternehmen, Kredite an große Unternehmen, kurzfristige Kredite sowie langfristige Kredite entspricht grob den Entwicklungen insgesamt; mit teilweise abweichender Intensität der Schwankungen. Insbesondere bei der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zeigt sich die Entwicklung von 2010 bis Mitte 2019 weniger volatil als bei der Nachfrage insgesamt und bei jener nach langfristigen Krediten. Im dritten Quartal 2022 lag der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten bei plus 63 und somit über den plus 34 bei der Nachfrage insgesamt und den plus 16 bei der Nachfrage nach langfristigen Krediten.

Die Entwicklung der Richtlinien bei Wohnbaukrediten sowie bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte zeigt zumeist keine ausgeprägten Schwankungen. Der Nettoprozentsatz liegt von 2007 bis zum ersten Quartal 2022 jeweils in einem Bereich von minimal minus 32 bis maximal plus 11. Seit Mitte 2018 ist er nicht mehr positiv. Bei Wohnbaukrediten ist er im zweiten Quartal auf minus 18 und im dritten Quartal auf minus 29 gefallen.

Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Wohnbaukrediten fiel im dritten Quartal 2008 in den negativen Bereich und blieb bis zum ersten Quartal 2011 negativ. Es bildete sich ein ausgeprägtes Kurvental mit einem Minimum von minus 55 im zweiten Quartal 2009. Danach war der Nettoprozentsatz stark schwankend, aber fast immer positiv mit Werten von bis zu plus 34 im zweiten Quartal 2013. Im dritten Quartal 2022 lag er bei minus 14 und war damit so niedrig, wie seit dem vierten Quartal 2010 nicht mehr.

Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten entwickelte sich über weite Strecken ähnlich wie jener der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, allerdings ab 2012 restriktiver. Die Bandbreite des Nettoprozentsatzes der Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten reichte dabei zwischen 2012 und 2017 von einem Minimum von minus 20 bis zu einem Maximum von plus 25. Zwischen 2018 und 2021 schwankte er leicht um die Nulllinie, wobei er vom zweiten Quartal 2020 bis zum ersten Quartal 2021 mit Werten von bis zu minus 18 etwas nach unten ausbrach. Danach stieg er jedoch wieder und lag im dritten Quartal 2022 bei plus 18.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren seit 2017 als kombiniertes Diagramm aus einer Linie und gestapelten Säulen. Die Linie stellt die Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 100 bis plus 100 auf der linken y-Achse abgebildet ist. Die gestapelten Säulen stellen die Faktoren der Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 300 bis plus 300 auf der rechten y-Achse abgebildet ist. Die Quartalsveränderungen werden als Nettoprozentsatz dargestellt. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (im Sinne eines Anstiegs der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung.

Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen: 2017 und 2018 kam es zu einer Hochkonjunktur mit einer stark steigenden Kreditnachfrage. 2019 folgte eine abnehmende Konjunkturdynamik, und die Kreditnachfrage stieg nicht weiter an. Im Jahr darauf gab es einen hohen Bedarf an Überbrückungskrediten und Refinanzierungen infolge der COVID-19-Pandemie, wobei vor allem im zweiten Quartal 2020 ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen verzeichnet wurde. Seit dem zweiten Quartal 2021 nimmt die Kreditnachfrage wieder zu.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren seit 2017 als kombiniertes Diagramm aus einer Linie und gestapelten Säulen. Die Linie stellt die Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 100 bis plus 100 auf der linken y-Achse abgebildet ist. Die gestapelten Säulen stellen die Faktoren der Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 300 bis plus 300 auf der rechten y-Achse abgebildet ist. Die Quartalsveränderungen werden als Nettoprozentsatz dargestellt. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (im Sinne eines Anstiegs der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung. Zusätzlich enthält die Grafik die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Anträge für Wohnbaukredite als Linie analog zur Darstellung der Entwicklung der Nachfrage. Allerdings bezeichnen positive Werte hier einen Anstieg der Ablehnungen, also eine restriktive Entwicklung.

Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen: Von 2012 bis zum zweiten Quartal 2022 gab es eine expansive Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, die nur wenige Unterbrechungen aufwies. Auch die COVID-19-Pandemie und die diesbezüglichen Eindämmungsmaßnahmen ab März 2020 konnten die Nachfrageentwicklung nur kurz bremsen. Im dritten Quartal 2022 ist die Nachfrage jedoch stark gesunken. Das stellt einen deutlichen Bruch der langjährigen, expansiven Entwicklung dar. Gleichzeitig ist der Anteil der abgelehnten Kreditanträge im dritten Quartal 2022 deutlich gestiegen.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei werden rund 150 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich. Seit der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Fragebogen verwendet. Mit der Umfrage für das erste Quartal 2022 wurden einige der bestehenden Standardfragen erweitert.

Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien (sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen), die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite ­vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben (z. B. Margen, Nebenkosten, Sicherheitserfordernisse usw.).

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum wird bei einer Verringerung der Margen von einer Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von einer Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der ­Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Der Saldo aus positiven und negativen Antworten errechnet sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, ­Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Nettoprozentsatz ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn beispielsweise von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage gesunken ist und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von +1 bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5 (⅛). In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Der Artikel zur Umfrage über das Kreditgeschäft erscheint regelmäßig in der OeNB-Quartalspublikationsreihe „Statistiken – Daten und Analysen“ und wird vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen (https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft.html). Euroraum-Ergebnisse veröffentlicht die EZB (https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/index.en.html).

1 Das Eurosystem, bestehend aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der ­Länder des Euroraums (in Österreich die OeNB), führt jedes Quartal eine Umfrage durch, um Informationen über Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten zu erheben. ­Befragt werden dabei leitende Kreditmanagerinnen und Kreditmanager großer Banken. Methodisch ist die ­Umfrage eine qualitative Erhebung. Die Antworten werden auf einer Ordinalskala erfasst. Die Fragen beziehen sich auf Veränderungen, auf deren Gründe und bei einigen Fragen auch auf erwartete zukünftige Veränderungen. Die diesem Bericht zugrunde liegende Umfrage wurde in der zweiten Septemberhälfte 2022 durchgeführt. Redaktionsschluss für sonstige Daten: 20. Oktober 2022.

2 Oesterreichische Nationalbank, Referat Konjunktur, gerald.hubmann@oenb.at.

3 Grafik 1 stellt die Entwicklungen anhand des gleitenden Durchschnitts der letzten vier Quartale dar, wodurch die Ergebnisse geglättet werden. Eventuell von der Beschreibung abweichende Einzelquartalszahlen stellen daher ­keinen inhaltlichen Widerspruch dar.

4 Bezüglich der allgemeinen Nachfrage nach Unternehmenskrediten gab es im zweiten Quartal 2022 auch Vorzieheffekte aufgrund der Erwartung eines steigenden Zinsniveaus. Unternehmen wollten Kredite noch zu sehr günstigen Fixzinsen aufnehmen. Der EZB-Rat hat nach seiner geldpolitischen Sitzung am 9. Juni 2022 die schrittweise ­Erhöhung der Leitzinsen ab Juli 2022 angekündigt, was dann auch begonnen wurde.

5 In der Umfrage wird nach den vollständig abgelehnten Kreditanträgen gefragt. In Tabelle 1 sind diesbezügliche Ergebnisse invertiert enthalten (als genehmigte Kreditanträge), um expansive Entwicklungen einheitlich mit positiven Werten bzw. restriktive Entwicklungen einheitlich mit negativen Werten darzustellen.

6 Die diesbezüglichen Antworten aus den vorherigen Umfragerunden werden in der aktuellen Berichterstattung ­mitberücksichtigt. In der vorvorigen Umfrage („Umfrage vom April 2022“) wurde nach den erwarteten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Kreditgeschäft gefragt. Der Krieg begann am 24. Februar 2022. Die vorvorige ­Umfrage wurde in der ersten Märzhälfte 2022 durchgeführt.

7 Eine Bank hat jedoch auch angemerkt, dass derzeit verstärkt Investitionen in nachhaltige (Energie-)Projekte ­getätigt werden.

8 Siehe auch den Bericht zur vorletzten Umfrage über das Kreditgeschäft in der OeNB-Publikation „Statistiken – Daten & Analysen Q2/22“, S. 35–43, https://www.oenb.at/Publikationen/Statistik/Statistiken---Daten-und-Analysen.html , dort in Kapitel 4, S. 40, vorletzter Absatz zu den gezielten längerfristigen Refinanzierungs­geschäften des Eurosystems.

9 Durch die KIM-VO wurde für Wohnbaukredite eine maximale Beleihungsquote von 90 %, eine maximale Schulden­dienstquote von 40 % und eine maximale Laufzeit von 35 Jahren festgelegt, wobei Ausnahmen von ­diesen Vorgaben in beschränktem Umfang möglich sind. Siehe die Presseaussendung der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) vom 20. Juni 2022, https://www.fma.gv.at/fma-erlaesst-verordnung-fuer-nachhaltige-vergabestandards-bei-der-finanzierung-von-wohnimmobilien-kim-vo/.

10 Geldmarktzinsen (z. B. der Euribor), an die Zinsen für Wohnbaukredite häufig gebunden sind, steigen schon seit Jahresbeginn 2022. Die Zinsschritte der EZB bzw. ihre Ankündigung im Juni haben die Anstiege intensiviert.

11 Eine Bank hat zudem das Wegfallen von Umschuldungen angeführt. Vor der EZB-Zinswende wurden Umschuldungen von bestehenden Krediten auf neue Kredite mit niedrigeren Zinsen durchgeführt, was in einem Umfeld steigender Zinsen nun nicht mehr stattfindet.

12 Eine Bank hat z. B. die verminderte Fähigkeit der Haushalte zur Aufbringung des erforderlichen Eigenmittel­anteils bei der Kreditfinanzierung genannt. Über die Anforderungen zur maximalen Beleihungsquote ergibt sich implizit aus der KIM-VO ein minimal erforderlicher Eigenmittelanteil, was zusätzlich zur Zinswende (höhere ­Finanzierungskosten) und zur Inflation (höhere Lebenshaltungskosten) die Leistbarkeit von Krediten erschwert bzw. die Aussicht auf die Aufnahme von schwer leistbaren Krediten reduziert und die Kreditnachfrage sinken lässt. Der Zusammenhang zwischen Leistbarkeit (Zinswende, Inflation, KIM-VO) und Nachfrage wurde von mehreren an der Umfrage teilnehmenden Banken erwähnt.

13 In der Umfrage wird nach den vollständig abgelehnten Kreditanträgen gefragt. In Tabelle 2 sind diesbezügliche Ergebnisse invertiert enthalten (als genehmigte Kreditanträge), um expansive Entwicklungen einheitlich mit ­positiven Werten bzw. restriktive Entwicklungen einheitlich mit negativen Werten darzustellen.

14 Echte Neukreditvergabe ohne neuverhandelte Kredite österreichischer Banken an Ansässige im Euroraum, Quelle: EZB.

15 Erhoben im Zuge der ergänzenden Fragestellung nach den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und des Anstiegs der Energiekosten auf das Kreditgeschäft (siehe auch die letzten beiden Absätze in Kapitel 1).

16 Einige Refinanzierungsmöglichkeiten, nach denen standardmäßig gefragt wird (Verbriefung von Krediten, außerbilanzielle Übertragung von Kreditrisiken), haben zuletzt für die an der Umfrage teilnehmenden Banken nur eine untergeordnete Rolle gespielt und sind nicht in der Tabelle enthalten.

17 Seit Juli 2022 führt das Eurosystem keine Nettowertpapierkäufe mehr durch, Tilgungsbeträge von bereits gekauften Wertpapieren werden aber weiterhin reinvestiert.

18 Die Mittelverwendung wurde in der aktuellen Umfragerunde nicht mehr thematisiert.

Neue Erhebungsstruktur im außenwirtschaftsstatistischen Meldewesen

Nina Huber, Wolfgang Klein, Alexander Wiedermann 26

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat das auf nationalen und internationalen Rechtsvorschriften basierende außenwirtschaftsstatistische Meldewesen überarbeitet, welches die Bereiche Direktinvestitionen, Sonstige Investitionen, Vermögensübertragungen, Finanzderivate und Portfolio- bzw. Wertpapierinvestitionen umfasst. Die OeNB hat in diesem Zusammenhang neue internationale Anforderungen bzw. Entwicklungen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr umgesetzt.

Die Änderungen der außenwirtschaftsstatistischen Erhebungsstruktur waren Teil des OeNB-internen Projektes „Technical Integration and Redesign of External Statistics and Financial Accounts Data Systems“ (TIREX), in welchem u. a. die IT-Systeme zur Datenverarbeitung ­betreffend Außenwirtschaftsstatistiken (insbesondere der Zahlungsbilanz) und der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung (GFR) in die Standard-OeNB-IT-Systemlandschaft zur ­statistischen Meldedatenverarbeitung integriert wurden.

Der vorliegende Bericht fasst das Vorgehen der OeNB zur Implementierung der neuen außenwirtschaftsstatistischen Erhebungsstruktur zusammen und rundet damit die diesbezüglichen Kommunikationsmaßnahmen, die bei relevanten methodischen Änderungen auch zur Erfüllung der Vorgaben betreffend Metadaten des Special Data Dissemination Standard Plus (SDDS Plus: höchster IWF-Datenstandard) erforderlich sind, ab.

1 Vorgehensweise bzw. Änderungsansatz der OeNB zur Schaffung eines effizienten und redundanzfreien Meldewesens

Die OeNB ist in allen Bereichen um ein effizientes und redundanzfreies Meldewesen bemüht, bei dem der Meldeaufwand möglichst geringgehalten werden soll. Daher hat die OeNB schon sehr früh auf eine granulare Datenerhebung gesetzt. Auf diese Weise kann die Belastung der Meldenden bestmöglich minimiert werden, da flexibel auf neue Anforderungen reagiert werden kann. Notwendige Adaptierungen aufgrund geänderter internationaler Datenerfordernisse können somit in vielen Fällen ohne neue Erhebungen aus der granular zur Verfügung stehenden Datenbasis abgeleitet werden, ohne dass aufseiten der Meldenden Änderungen notwendig sind. Darüber hinaus ist die OeNB in der Lage, mit granularen Daten hausintern Berechnungen für die Erstellung der unterschiedlichen Statistiken und Kennzahlen anzustellen, die sonst von den Meldenden vorzunehmen und an die OeNB zu übermitteln wären.

Eine solche Strategie wird auch im Bereich der Außenwirtschaftsstatistik verfolgt, welche bereits über eine lange Zeitspanne seit der Implementierung des bestehenden außenwirtschaftsstatistischen Erhebungssystems – ohne wesentliche Anpassungserfordernisse – bestanden hat. Die neuen außenwirtschaftsstatistischen Erhebungen basieren weiterhin auf der bewährten Granularitätsstrategie. Vor diesem Hintergrund wurden durch die Neustrukturierung der außenwirtschaftsstatistischen Erhebungen die Meldungsinhalte in einer reduzierten Anzahl von Erhebungen mit dem Ziel zusammengefasst, den Meldenden eine konsistentere und damit leichter überschaubarere Erhebungslandschaft zur Verfügung zu stellen sowie eine komfortablere Meldungslegung zu ermöglichen.

2 Bedeutung der erhobenen Daten und Hintergrund für die neue Erhebungsstruktur

Die im Rahmen des außenwirtschaftsstatistischen Meldewesens von den Respondenten aufgrund ihrer geschäftlichen Aktivitäten zu meldenden Daten, welche die OeNB basierend auf dem Devisengesetz erfassen muss, sind eine wichtige Informationsgrundlage, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs innerhalb und außerhalb des Euroraums einschätzen zu können. Die erhobenen, verarbeiteten und aggregierten Daten fließen in eine Reihe von Statistiken und Kennzahlen ein, welche neben der OeNB von einer Reihe weiterer Institutionen – Europäische Zentralbank (EZB), Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Internationaler Währungsfonds (IWF) etc. – veröffentlicht werden. ­Darüber hinaus bilden sie die Grundlage für Exportstrategien und sind ein wichtiger Indikator für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich. Nicht zuletzt fließen diese Daten in die Berechnung der Wirtschaftsleistung Österreichs ein und sind eine wichtige Basis für die gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik in Europa. Des Weiteren enthalten sie wertvolle Informationen für die Geschäftstätigkeit der Meldepflichtigen (Detailinformationen zu Ländern, Marktsegmenten bzw. Wirtschaftssektoren, Finanzierungen etc.).

Zur Umsetzung neuer internationaler statistischer Anforderungen und neuer gesetzlicher Vorschriften wurde basierend auf dem Devisengesetz 2004 § 6 Absatz 3 die Meldeverordnung ZABIL 1/2022 der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die statistische Erfassung des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs (MVO ZABIL Kapitalverkehr 1/2022; BGBl. II Nr. 573/2020) erlassen. Mit dieser Verordnung wurde nach einem Begutachtungsverfahren (national und international – EZB) die Meldeverordnung ZABIL 1/2016 der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die statistische Erfassung des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs, mit der die Meldeverordnung ZABIL 1/2013 der Oesterreichischen Nationalbank novelliert wurde, angepasst. Die MVO ZABIL Kapitalverkehr 1/2022 ist am 1. Jänner 2022 in Kraft getreten.

Mit der neuen Verordnung sollen insbesondere statistische bzw. methodologische Unschärfen behoben und damit die Qualität der oben angeführten statistischen Produkte, welche für die Geld-, Finanz- und Wirtschaftspolitik sowie für die Markteilnehmenden am internationalen Kapitalverkehr von entscheidender Bedeutung sind, weiter erhöht werden.

3 Inhaltliche Schwerpunkte der Änderungen

Im Rahmen der Erhebung „Grenzüberschreitende Gesellschafter und Beteiligungen – Transaktionen“ (AWBET; vormals Erhebung D1) sind Anteile unter 10% bei Transaktionen über der Meldegrenze zu melden (wenn nicht in Form von Aktien gehalten; bisher im Bereich der „Sonstigen Investitionen“ zu melden). Weiters ist eine Unterteilung in Direktinvestitionstransaktionen mit und ohne Aktien sowie eine tiefere Untergliederung der Transaktionsarten erforderlich.

Im Rahmen der Stichprobenerhebung „Grenzüberschreitende Gesellschafter und Beteiligungen – Bestände“ (AWBES) wurden die Erhebungen zu Direktinvestitionsstanddaten (D6 und D7) zu einer Erhebung zusammengeführt. Weiters sind Bilanzdaten indirekter Beteiligungen und das entsprechende „Grenzübertrittsland“ zu melden. Bei indirekten Beteiligungen wurde darüber hinaus die Meldegrenze angepasst.

Im Rahmen der Erhebung „Grenzüberschreitende Forderungen und Verbindlichkeiten“ (AWFUV) wurden die Erhebungen betreffend „Sonstiger Investitionen“ (S1-S4, S5-S6, SA-SD) zu einer Erhebung zusammengeführt. Weiters ist pro Kredit der Zinssatz (ausgenommen Monetäre Finanzinstitute) und abhängig vom Geschäftsfall eine Counterpart-Gliederung zu melden.

Im Rahmen der Erhebung „Grenzüberschreitende Vermögensübertragungen und liegenschaftsbezogene Transaktionen“ (AWVLM; vormals Erhebung L4) wurde die Meldeposition „Grenzüberschreitende Miet- und Pachtzahlungen und Zahlungen zur Nutzung natürlicher Ressourcen“ aufgesplittet.

Im Rahmen der Erhebung „Grenzüberschreitende Finanzderivate“ (AWFDE; vormals Erhebung F1) wurde die Periodizität (monatlich), der Meldestichtag ­(Monatsultimo), der Meldetermin sowie die Meldegrenze (1 Mio EUR) vereinheitlicht. Die Bewertung hat nach beizulegendem Zeitwert (Fair Value) zu erfolgen.

Im Rahmen der „Erhebung Wertpapierdepots Inland“ (AWWPI; vormals Erhebung P1) sind Depotinhaberinnen und -inhaber nach volkswirtschaftlichen Sektoren zu gliedern (ESVG-Sektoren ersetzen Depotgruppen). Weiters werden Brutto- durch Nettotransaktionen ersetzt. Die separate Angabe von Stückzinsen, die „Hiervon“-Position „Short Bestände“ sowie die Meldung von Depots für Investmentfonds entfällt. Für Depots inländischer Haushalte und Privatstiftungen ist die Anzahl der Depotinhaber erforderlich.

Die Erhebung P4 zur „Meldung von echten Wertpapierpensions- und Wertpapierleihegeschäften (Geschäfte mit ausländischen Partnern)“ wurde eingestellt.

Im Rahmen der Erhebung „Wertpapierdepots Ausland, Eigenverwahrung und Kryptoanlagen (AWWPA; vormals Erhebung P2)“ wurde die Periodizität (Jahresmeldung entfällt), der Meldetermin sowie die Meldegrenze vereinheitlicht. Neu hinzugekommen ist die Angabe der Art der Verwahrung und des Landes, in dem das Auslandsdepot geführt wird. Die Meldung von Transkationen ist für diese ­Erhebung nicht mehr erforderlich.

Die zur Meldeverarbeitung notwendigen Stammdaten wurden aus den Erhebungsschaubildern herausgelöst und sind mittels der neuen Online-Applikation „MeldeWeb“ zu erfassen. Das gewährleistet erhebungsübergreifend korrekte Stammdaten. Weiters ist die Eingabe nur einmalig anstatt pro betreffender Erhebung erforderlich und die zentrale Angabe von Ident- und Beziehungsstammdaten vermeidet Dopplungen. Bei der Neuanlage ausländischer Einheiten ist die Angabe eines Fremdschlüssels notwendig.

Die zur Meldungslegung erforderlichen Begriffsbestimmungen und Ausprägungen werden auf der Website der OeNB als Teil des Ausweisrichtlinien-Wikis zur MVO ZABIL Kapitalverkehr 1/2022 zur Verfügung gestellt. Die Ausweisrichtlinie beschreibt weiters die zu meldenden Inhalte im Detail und enthält Beispiele, welche die Meldungslegung erleichtern bzw. unterstützen.

Nicht zuletzt wird durch die neue Erhebungsstruktur sowie die neue Applikation zur Meldungsabgabe (MeldeWeb) die standardisierte und ausschließlich elektronische Meldungslegung forciert.

Eine Übersicht und die Zeitpunkte der Gültigkeit der neuen Erhebungen sowie ein Erhebungsmapping in Bezug auf die vorhergehenden Erhebungen sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle 1: Übersicht neue Erhebungen – Zeitpunkte und Erhebungsmapping  
Erhebungs-
code alt
Erhebungsbezeichnung alt Erhebungs-
code neu
Erhebungsbezeichnung neu Zu melden ab Erster
Melde-
stichtag
Abgabe der ersten
Meldung bis
D1 Transaktionsmeldung zu
Direktinvestitionen
AWBET Grenzüberschreitende
Gesellschafter und
Beteiligungen –
Transaktionen
1. Jän. 2022 31. Dez. 2021 17. Jän. 2022
D6 Jahresbefragung zum Stand
der Direktinvestitionen −
passive Beteiligungen
AWBES Grenzüberschreitende
Gesellschafter und
Beteiligungen – Bestände
Auf Aufforderung ­(Bescheid) 31. Dez. 2020 Gemäß Frist auf Bescheid
D7 Jahresbefragung zum Stand
der Direktinvestitionen −
aktive Beteiligungen
S1-S4 SI-Forderungen und/oder
SI-Verpflichtungen (/gegen
ausländische
Konzern­unternehmen)
AWFUV Grenzüberschreitende
Forderungen und
Verbindlichkeiten
1. Jän. 2022 31. Dez. 2021 17.01.2022 (Erster Werktag
nach dem 15. Kalendertag des
Folgemonats bzw. für Banken:
10. BAT)
S5-S6 Zinsertrag und/oder
Zinsaufwand aus Sonstigen
Investitionen
SA-SD SI-Forderungen und/oder
SI-Verpflichtungen aus
­Handelskrediten (/gegen
ausländische
Konzern­unternehmen)
L4 Grenzüberschreitende
­liegenschaftsbezogene
Transaktionen und
­Vermögensübertragungen
AWVLM Grenzüberschreitende
Vermögensübertragungen
und Liegenschaftstransaktionen
1. Jän. 2022 31. Dez. 2021 17. Jän. 2022
F1 Finanzderivate AWFDE Grenzüberschreitende
Finanzderivate
1. Jän. 2022 31. Dez. 2021 17. Jän. 2022
P1 Wertpapier-
Depot­meldung für
inländische Depotführer
AWWPI Wertpapierdepots Inland 1. Jän. 2022 31. Dez. 2021 17. Jän. 2022 (Erster Werktag
nach dem 15. Kalendertag des
Folgemonats bzw. für Banken:
10. BAT)
P2 Wertpapiermeldung –
Wertpapiere, nicht auf
­Depots bei inländischen
Depotführern verwahrt
AWWPA Wertpapierdepots Ausland,
Eigenverwahrung und
­Kryptoanlagen
1. Jän. 2022 31. Dez. 2021 17. Jän. 2022
P4 Meldung von echten
Pensionsgeschäften mit
Wertpapieren und
Wertpapierleihegeschäften
(nur Geschäfte mit
ausländischen Partnern)
x Aufgelassen x x x
Quelle : OeNB.

4 Kommunikationsmaßnahmen

Um die Meldepflichtigen rechtzeitig über die bevorstehenden Änderungen in der außenwirtschaftsstatistischen Erhebungsstruktur zu informieren bzw. eine entsprechende Vorlaufzeit zur Umsetzung der Änderungen zu gewährleisten, wurde – neben einer Meldendenbefragung zur Neukonzeptionierung des außenwirtschaftlichen Meldewesens im Jahr 2018 – laufend über den jeweiligen Entwicklungsstand auf der Website der OeNB sowie mittels Informationsschreiben (Newsletter) und auf den Social-Media-Kanälen der OeNB informiert. Die Änderungen für Banken wurden darüber hinaus im Rahmen des regelmäßig stattfindenden ­Kommunikationsforums zwischen dem Bankensektor und der OeNB („Standing Committee“) kommuniziert. Externe Vorträge (z. B. Wirtschaftskammer Österreich etc.) waren ebenso Teil der Kommunikationsmaßnahmen.

Die MVO ZABIL Kapitalverkehr 1/2022 wurde im Dezember 2020 im Bundes­gesetzblatt (BGBl. II Nr. 573/2020) bzw. im Rechtsinformationssystem des Bundes veröffentlicht. Meldungen basierend auf der genannten MVO waren erstmals im Jänner 2022 für den Meldestichtag 31. Dezember 2021 zu übermitteln (mit Ausnahme der Direktinvestitionsbestandserhebung AWBES – diesbezüglich ist die Meldung in der neuen Erhebungsstruktur ab Bescheidzustellung zu legen). Ab November 2021 wurde eine freiwillige Friendly-User- bzw. Parallelphase angeboten.

Der Erhebungsumstieg bzw. die Produktivsetzung der neuen Erhebungsstruktur wurde von einer vierteiligen Webinar-Reihe begleitet (Juni, Juli und November 2021, Jänner 2022), in welcher den Meldepflichtigen die Änderungen der Erhebungsstruktur im Detail vorgestellt (inkl. der Möglichkeit Fragen zu stellen) sowie die wichtigsten Informationen im Zusammenhang mit dem Meldungsstart mitgegeben wurden. Die Webinar-Reihe ist auf großes Interesse gestoßen. In Summe gab es rund 2.800 Teilnehmende – die bislang größte Teilnehmenden-Anzahl bei OeNB-Onlineveranstaltungen.

Von Vorortterminen musste aufgrund der COVID-19-Pandemieumstände leider abgesehen werden.

Der außenwirtschaftsstatistische Meldewesenbereich auf der Website der OeNB wurde im Zusammenhang mit den Erhebungsstrukturänderungen überarbeitet. Unter Meldewesen > Meldebestimmungen > Außenwirtschaftsstatistik sind alle für die außenwirtschaftsstatistischen Erhebungen relevanten Informationen abrufbar (einschließlich eines Informationsfolders).

5 Grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr

Neben der MVO ZABIL Kapitalverkehr 1/2022 wurde auch die Meldeverordnung ZABIL-DL 1/2022 der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die statistische Erfassung des grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehrs neu erlassen (MVO ZABIL Dienstleistungsverkehr 1/2022; BGBl. II Nr. 510/2021). Bei den Meldeinhalten gab es gegenüber der MVO ZABIL Dienstleistungsverkehr 1/2012 grundsätzlich keine Änderungen. Diese beruhen nach wie vor auf den methodologischen IWF-Vorgaben des „Balance of Payments Manual 6“ (BPM 6) bzw. der Verordnung (EG) Nr. 184/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die ­gemeinschaftliche Statistik der Zahlungsbilanz, des internationalen Dienstleistungsverkehrs und der Direktinvestitionen. Geändert haben sich die angewandten Schwellenwerte zur Erhebung im nichtfinanziellen Sektor, die Nutzung von Zahlungskarteninformationen auf Basis der erweiterten EZB-Payment-Statistik sowie die Meldefristen (nur mehr Quartal) im finanziellen Sektor. Die MVO ZABIL Dienstleistungsverkehr 1/2022 ist am 1. Jänner 2022 in Kraft getreten.

26 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, nina.huber@oenb.at, wolfgang.klein@oenb.at, alexander.wiedermann@oenb.at.

Entwicklung der Liquiditätsdeckungsquote österreichischer Banken

Paul Ehrlich 27

Die Liquiditätsausstattung einer Bank ist eine wesentliche Kategorie in der aufsichtsrechtlichen Beurteilung und wird unter anderem durch die Liquiditätsdeckungsquote gemessen und reglementiert. Diese misst dabei die kurzfristige Deckungsquote liquider Mittel unter der Annahme einer wirtschaftlichen Stresssituation. Die einzuhaltende Quote ergibt sich aus dem Verhältnis von liquiden Aktiva und des Nettoliquiditätsabflusses und wurde schrittweise nach der Finanzkrise eingeführt. Im Zuge der COVID-19-Pandemie kam es zu einem Anstieg der Liquiditätsdeckungsquote. In diesem Beitrag wird diese Entwicklung anhand der aus dem aufsichtsstatistischen Meldewesen verfügbaren Daten dargestellt.

Einleitung und regulatorischer Überblick

Die Liquiditätsausstattung einer Bank ist eine wesentliche Kategorie in der ­aufsichtsrechtlichen Beurteilung und wird unter anderem durch die Liquiditätsdeckungsquote (LCR – Liquidity Coverage Ratio) gemessen und reglementiert. Diese misst die kurzfristige (Zeitraum von 30 Tagen) Deckungsquote liquider ­Mittel unter der Annahme einer wirtschaftlichen Stresssituation. Neben der LCR muss auch die „Stabile Refinanzierungsquote“ (NSFR – Net Stable Funding Ratio) eingehalten werden. Diese misst die Liquiditätsdeckung innerhalb eines Jahres. Dieser Artikel befasst sich mit der Analyse der LCR-Entwicklung. Die LCR wurde nach der Finanzkrise (ab 2007) vom Baseler Ausschuss 28 als Standard vorgeschlagen und in weiterer Folge in EU-Recht überführt. 29 Sowohl der Baseler Ausschuss als auch die EU-Kommission hielten fest, dass in der Finanzkrise Banken mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen hatten, obwohl ihre Kapitalausstattung eigentlich ­adäquat gewesen wäre. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen sind Institute dazu verpflichtet, Liquiditätsdeckungsanforderungen einzuhalten. Dies soll „die Abhängigkeit der Kreditinstitute von kurzfristigen Finanzierungen und der Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken sowie ihre Anfälligkeit für plötzliche Liquiditätsschocks verringern“ 30 . Ein Steuerungsmittel dieser Anforderung ist die LCR, wobei die von den Kreditinstituten eingehaltene Quote größer als 100% sein muss. Diese wird folgendermaßen berechnet:

Liquiditätspuffer

Der Liquiditätspuffer wird aus den regulatorisch adäquaten Vermögensgegenständen (liquide Aktiva) eines Institutes berechnet. Dabei werden diese in drei verschiedene Stufen (1, 2A und 2B) eingeteilt 32 , wobei Vermögensgegenstände, die als Stufe 1 anerkannt werden, die höchsten Anforderungen hinsichtlich ihrer Liquidität ­erfüllen müssen. Inhaltlich finden sich hier Vermögensgegenstände wie beispielsweise ­Bargeld, Forderungen gegenüber Zentralbanken und Staaten und bestimmte ­gedeckte Schuldverschreibungen. In der Stufe 2A finden sich z. B. Forderungen und gedeckte Schuldverschreibungen, die nicht die Anforderungen für Stufe 1 ­erfüllen. In der Stufe 2B finden sich dann z. B. weitere Schuldverschreibungen, Aktien und Zentralbankfazilitäten, die einer beschränkten Nutzung unterliegen. Bei der Einteilung in die verschiedenen Stufen sind die Spezifika (z. B. wem gegenüber die Forderung besteht) des Vermögengenstandes von wesentlicher Bedeutung, da Produkte derselben Art (z. B. gedeckte Schuldverschreibungen) in verschiedenen Stufen zu finden sein können. Prinzipiell unterliegen die­ Aktiva, die in den Liquiditätspuffer eingehen, Abschlägen, da sie nicht in voller Höhe anerkannt werden. Die Einteilung in Stufen ist wesentlich, da sie Einfluss auf die Höhe des Abschlags vom Markt- bzw. Buchwert und somit die Anrechenbarkeit des Vermögensgegenstandes ausübt. Die Abschläge reichen dabei von 0% (Teile von Stufe 1) bis
50 % bei Teilen von Stufe 2B. Zudem bestehen Grenzen, wie viele Prozent des Puffers auf die einzelnen Stufen entfallen. Grafik 1 zeigt die Höhe der Stufen und den tatsächlich anrechen­baren Betrag in der Praxis (für einen ­Zeitpunkt: Dezember 2021) für die ­österreichischen Banken.

In Grafik 1 ist der Liquiditätspuffer für einen Zeitpunkt (viertes Quartal 2021) in einem Säulendiagramm dargestellt. Es gibt jeweils eine Säule für „Liquide Aktiva“ der Stufe 1 und eine für Stufe 2, wobei der als Liquiditätspuffer anrechenbare Betrag extra markiert ist. Bei der Stufe 1 beträgt der Gesamtbetrag 256 Milliarden Euro und der anrechenbare Betrag 235,3 Milliarden Euro. Die Stufe 2 ist deutlich geringer, hier beträgt der Gesamtbetrag 4,7 Milliarden Euro und der anrechenbare Betrag 3,6 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Nettoliquiditätsabflüsse während einer Stressphase von 30 Kalendertagen

Der Divisor der Liquiditätsdeckungsquote sind die Nettoliquiditätsabflüsse, die unter Berücksichtigung von Stressszenarien 33 berechnet werden. Diese Nettoliquiditätsabflüsse unter Stress sind die Summe aus Liquiditätsabflüssen unter Stress minus den Liquiditätszuflüssen unter Stress (wobei die Zuflüsse mit 75 % bzw. 90 % der Abflüsse gedeckelt sind, d. h. sie können nicht höher als die Abflüsse sein). Die Delegierte Verordnung (EU) 2015/61 definiert „Stress“ als: „eine plötzliche oder erhebliche Verschlechterung der Solvenz oder Liquidität eines ­Kreditinstituts aufgrund von Veränderungen in den Marktbedingungen oder spezifischen Faktoren, durch die möglicherweise eine erhebliche Gefahr besteht, dass das Kreditinstitut nicht mehr in der Lage ist, seinen innerhalb der nächsten 30 Kalendertage fälligen ­Verpflichtungen nachzukommen“ 34 . Artikel 5 listet verschiedene Szenarien auf, die für Institute als Stress angesehen werden können. Dies sind zum Beispiel der Abfluss eines erheblichen Anteils der Privatkundeneinlagen oder eine erhöhte Volatilität der Märkte, die den Wert von Sicherheiten beeinflusst oder die Beschaffung zusätzlicher Sicher­heiten erfordert.

Als Abflüsse 35 sind prinzipiell aus Verbindlichkeiten und der operativen ­Geschäftstätigkeit resultierende Zahlungsverpflichtungen zu sehen. Dies umfasst auch einen Anteil der ausstehenden Privatkundeneinlagen sowie zugesagte Kredit- und Liquiditätsrahmen. Der Betrag der offenen Salden (das sind die theoretisch möglichen Abflüsse) wird dabei je nach Kategorie mit einer Abflussrate (<1) multipliziert, um den tatsächlich in die LCR eingehenden Abflussbetrag zu ermitteln.

Zuflüsse 36 sind vertragliche vereinbarte Zahlungen aus Forderungen, die ein Kreditinstitut erhält. Die Institute müssen laufend für einen Zeitraum von 30 Tagen bewerten, ob die vereinbarten Zahlungen wahrscheinlich sind. Zuflüsse dürfen nicht gleichzeitig als liquide Aktiva gezählt werden und unterliegen ebenso wie die anderen Variablen der LCR bestimmten Abschlagssätzen (einer Reduktion des ­Zuflusswertes). In Grafik 2 sind zum Stichtag Dezember 2021 diese Aggregate für die österreichischen Banken dargestellt. Diese untergliedern sich einerseits in die für die Berechnung der LCR relevanten, unter Stressannahmen ab- bzw. zufließenden Beträge, sowie andererseits in die gesamten offenen Salden bzw. vertraglichen Zahlungen, welche die Berechnungs­basis für die Liquiditätsflüsse darstellen. Dabei fällt auf, dass vor allem bei den Abflüssen ein großer Unterschied zwischen dem Liquiditätsabfluss und den offenen Salden besteht. Dies ist eine Folge von teilweise niedrigen prozentuellen Abflussraten für große offene Salden. So ist beispielsweise bei den Privat­kundeneinlagen standardmäßig eine Abflussrate von 5 % anzuwenden, allerdings kann die tatsächliche Abflussrate je nach Geschäftsfall unterschiedlich sein (z. B. ein erhöhter Satz für reine Internetkonten) 37 und beträgt in diesem Fall 7,2%.

In Grafik 2 sind die Nettoliquiditätsabflüsse für einen Zeitpunkt (viertes Quartal 2021) in einem Säulendiagramm dargestellt. Es gibt jeweils eine Säule für den Abfluss und den Zufluss, wobei die unter Stressannahmen ab- bzw. zufließende Beträge extra markiert sind. Beim Abfluss beträgt der Gesamtbetrag der möglichen Abflüsse 966,2 Milliarden Euro und der Abfluss unter Stressannahmen 189,1 Milliarden Euro. Beim Zufluss beträgt der Gesamtbetrag der möglichen Zuflüsse 94,7 Milliarden Euro und der Zufluss unter Stressannahmen 54,6 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Datenbasis

Die Daten über die Entwicklung der Liquiditätsdeckungsquote österreichischer Banken kommen aus dem aufsichtsstatischen Meldewesen. Diese wurden auf Grundlage der Durchführungsverordnung (EU) 2021/45 38 erhoben. In dieser Analyse werden die Daten der österreichischen Kreditinstitutsgruppen und ­Einzel­kreditinstitute in der jeweils höchsten verfügbaren Konsolidierungsstufe auf Quartalsbasis vom vierten Quartal 2016 bis zum ersten Quartal 2022 verwendet. Über den gesamten Zeitraum kommt es dabei immer wieder zu Änderungen im Sample der Banken. Es wird daher bei der Analyse der Daten das Hauptaugenmerk auf die langfristen Trends gelegt.

Entwicklung der Liquiditätsdeckungsquote

In Grafik 3 ist die Entwicklung der aggregierten Liquiditätsdeckungsquote 39 dargestellt. Diese bewegt sich für den gesamten Zeitraum über der auf Kreditinstituts(gruppen)-Ebene geforderten Mindestquote. Die Mindestquote wurde stufenweise 40 ab 2015 eingeführt und ist seit 2018 mit 100% einzuhalten. Bei der Quote selbst zeigt sich im Zuge der COVID-19-Pandemie ein deutlicher Anstieg. Betrug die durchschnittliche Quote bis zum März 2020 147 %, so beträgt sie von März 2020 bis zum März 2022 im Durchschnitt 170%.

In Grafik 3 ist die Entwicklung der aggregierten Liquiditätsdeckungsquote (LCR) und der stufenweisen Entwicklung der Mindestquote von 2017 bis 2022 in einem Liniendiagramm dargestellt. Die LCR bewegt sich für den gesamten Zeitraum über der auf Kreditinstituts(gruppen)-Ebene geforderten Mindestquote. Bei der Quote selbst zeigt sich im Zuge der COVID-19-Pandemie ein deutlicher Anstieg. Betrug die durchschnittliche Quote bis zum März 2020 147 %, so beträgt sie von März 2020 bis zum März 2022 im Durchschnitt 170%.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Grafik 4 zeigt die Bestandteile der Liquiditätsdeckungsquote im Zeitverlauf. Diese sind der Liquiditätspuffer und die Nettoliquiditätsabflüsse. Bei Betrachtung dieser Kennzahlen zeigt sich, dass beide Kennzahlen im Trend steigen, wobei der Anstieg des durchschnittlichen 41 Liquiditätspuffers seit der COVID-19-Pandemie (seit März 2020) mit 43,4%deutlich stärker ausfällt und somit den Anstieg der Nettoliquiditätsabflüsse mit 23,9% dominiert sowie zu einer steigenden Liquiditätsdeckungsquote führt.

Grafik 4 zeigt in einem Liniendiagramm die Bestandteile der Liquiditätsdeckungsquote im Zeitverlauf (2017 bis 2022). Diese sind der Liquiditätspuffer und die Nettoliquiditätsabflüsse. Es zeigt sich, dass beide Kennzahlen im Trend steigen, wobei der Anstieg des durchschnittlichen Liquiditätspuffers seit der COVID-19-Pandemie (seit März 2020) deutlich stärker mit 43,4% ausfällt und so den Anstieg der Nettoliquiditätsabflüsse mit 23,9% dominiert und damit zu einer steigenden Liquiditätsdeckungsquote führt. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Entwicklung des Liquiditätspuffers

Aus Grafik 3 wird ein deutlicher Anstieg der Liquiditätsdeckungsquote im Zuge der COVID-19-Pandemie ersichtlich und gemäß Grafik 4 lässt sich dieser auf den Liquiditätspuffer zurückführen. Grafik 5 zeigt nun die zeitliche Entwicklung der einzelnen Kategorien des Liquiditätspuffers, wobei die wesentlichen Summen alle der Stufe 1 angehören. Die zwei wichtigsten Kategorien über die gesamte Zeitreihe betrachtet sind die Zentralbankreserven (hier: im Sinne von Einlagen der Geschäftsbanken bei den Zentralbanken) und Forderungen gegenüber Zentralstaaten. Diese machen zu jedem Zeitpunkt einen Großteil des Liquiditätspuffers aus. Seit der COVID-19-Pandemie sind die Zentralbankreserven wesentlich angestiegen, während die Aktiva gegenüber dem öffentlichen Sektor im selben Zeitraum deutlich gesunken sind. Dadurch wird ersichtlich, dass die Entwicklung der Liquiditäts­deckungsquote maßgeblich auf dieser Erhöhung der Zentralbankreserven basiert. Diese steigen von durchschnittlich 64,4 Mrd EUR bis Februar 2020 auf 146,3 Mrd EUR seitdem an. Obwohl nicht explizit ausgewiesen, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Anstieg auf das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) 42 sowie in weiterer Folge auf das Pandemic Emergency longer-term refinancing operations (PELTROs) 43 -Programm der EZB, welche im Rahmen der COVID-19-Pandemie aufgelegt wurden, zurückzuführen ist. Dabei werden im Rahmen von geldpolitischen Operationen gleichzeitig Aktiva und Passiva in den Bankbilanzen 44 erzeugt (hierfür müssen allerdings Sicherheiten hinterlegt werden 45 ), die in Grafik 5 dann als Zentralbankreserven und Zentralbank-Aktiva als Teil des Liquiditätspuffers zu sehen sind.

Grafik 5 zeigt in einem Liniendiagramm die zeitliche Entwicklung der einzelnen Kategorien des Liquiditätspuffers. Die – über die gesamte Zeitreihe (2017 bis 2022) betrachtet – zwei wichtigsten Kategorien sind die Zentralbankreserven und Forderungen gegenüber Zentralstaaten. Diese machen zu jedem Zeitpunkt einen Großteil des Liquiditätspuffers aus. Seit der COVID-19-Pandemie sind die Zentralbankreserven wesentlich angestiegen, und zwar von durchschnittlich 64,4 Milliarden Euro bis Februar 2020 auf durchschnittlich 146,3 Milliarden Euro bis März 2022. Dem gegenüber sinken die Aktiva gegenüber dem öffentlichen Sektor im selben Zeitraum von durchschnittlich 71,5 Milliarden Euro auf durchschnittlich 54 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Nettoliquiditätsabflüsse

Der Anstieg bei den Nettoliquiditätsabflüssen seit der Pandemie fällt wie bereits beschrieben geringer aus als jener des Liquiditätspuffers. Aufgrund der Vielzahl von Meldepositionen und Gewichtungen sowie des Datenschutzes sind in Tabelle 1 die wichtigsten Kategorien von Abflüssen bzw. Zuflüssen, welche in die Liquiditätsdeckungsquote eingehen, tabellarisch aufgelistet. Bei den in die LCR eingehenden Abflüssen (das ist ein gewichteter Wert) sind die Abflüsse aus nicht-operativen Einlagen am höchsten – diese betragen durchgehend mehr als 60 Mrd EUR. Die anderen aufgeführten Kategorien bewegen sich zwischen 7 Mrd EUR und 35 Mrd EUR.

Bei den Zuflüssen sind die fälligen Zahlungen von Zentralbanken und Finanzkunden aus unbesicherten Geschäften bzw. Einlagen sowie die Zuflüsse aus Derivaten (aus unbesicherten Geschäften bzw. Einlagen) die wichtigsten Kategorien. Insgesamt bewegen sich die in der Tabelle dargestellten Zuflüsse zwischen 1 Mrd EUR und 30 Mrd EUR. Im Durchschnitt über den gesamten Analysezeitraum betragen die in die Liquiditätsdeckungsquote eingehenden Zuflüsse 30,2 % der Abflüsse.

Tabelle 1: Wichtigste Kategorien der Liquiditätsflüsse  
Abflüsse Zuflüsse
Nicht operative Einlagen1 Zuflüsse aus unbesicherten Geschäften/Einlagen - Fällige Zahlungen von Zentralbanken und
Finanzkunden2
Privatkundeneinlagen3 Zuflüsse aus unbesicherten Geschäften/Einlagen - Zuflüsse aus Derivaten4
Operative Einlagen5 Zuflüsse aus unbesicherten Geschäften/Einlagen - Fällige Zahlungen von Nichtfinanzkunden
(ausgenommen Zentralbanken)6
Zusätzliche Abflüsse7 Zuflüsse aus besicherten Kreditvergaben und Kapitalmarkttransaktionen - Gegenpartei ist
keine Zentralbank8
Zugesagte Fazilitäten9 Zuflüsse aus unbesicherten Geschäften/Einlagen - Andere Zuflüsse10
Quelle: OeNB.
1 Artikel 27 (5), 28 (1), 31 (9), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
2 Artikel 32 (2) (a), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
3 Artikel 24, 25, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
4 Artikel 32 (5), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
5 Artikel 27, Verordnung (EU) 2015/61.
6 Artikel 32 (3) (a), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
7 Artikel 30, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
8 Artikel 32 (3) (b), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
9 Artikel 29, 31, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.
10 Artikel 32 (2), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61 (nicht anderweitig gemeldet).

Fazit

Bei der Liquiditätsdeckungsquote handelt es sich um eine wichtige Kennzahl der Bankenaufsicht. Sie wird aus zwei Teilen gebildet, dem Liquiditätspuffer und
den Nettoliquiditätsabflüssen, wobei für eine ordnungsgemäße Einhaltung der Liquiditäts­puffer größer als die Nettoliquiditätsabflüsse sein müssen (die Quote ist somit größer als 100%). Die vorliegende Analyse stellt die Entwicklung der ­Liquiditätsdeckungsquote aggregiert für die österreichischen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute im Zeitraum Dezember 2016 bis März 2022 dar. Diese war im gesamten Betrachtungszeitraum größer als 100%. Während der COVID-19-Pandemie kam es zu einem signifikanten Anstieg der Liquiditätsdeckungsquote, der offenbar auf die Notfallprogramme der EZB im Zuge der Pandemie zurückzuführen ist. Dabei zeigt sich auch, dass die Liquiditätsbereitstellung durch die Zentralbank wichtig für die Einhaltung der Liquiditätsdeckungsquote ist.

27 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Aufsicht, Modelle und Bonitätsanalysen, paul.ehrlich@oenb.at.

28 Basel Committee on Banking Supervision; Basel III: The Liquidity Coverage Ratio and liquidity risk monitoring tools; Version Jänner 2013.

29 Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 über Aufsichts­anforderungen an Kreditinstitute bzw. Delegierte Verordnung (EU) 2015/61 der Kommission vom 10. Oktober 2014 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf die Liquiditätsdeckungsanforderung an Kreditinstitute.

30 Erwägungsgründe (1), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

31 Artikel 4 (1) bzw. Anhang I und II, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

32 Artikel 6 ff., Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

33 Artikel 5, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

34 Artikel 3 (11), Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

35 Artikel 22 ff., Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

36 Artikel 32 ff., Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

37 Artikel 24, Artikel 25 b, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

38 Durchführungsverordnung (EU) 2021/451 der Kommission vom 17. Dezember 2020 zur Festlegung technischer Durchführungsstandards für die Anwendung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates auf die aufsichtlichen Meldungen der Institute und zur Aufhebung der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 680/2014.

39 Dabei handelt es sich um die Summe der Liquiditätspuffer aller Banken im Sample geteilt durch die Summe der Nettoliquiditätsabflüsse dieser.

40 Artikel 38, Delegierte Verordnung (EU) 2015/61.

41 Der Durchschnittswert ist der Mittelwert des aggregierten Liquiditätspuffers bzw. der aggregierten Nettoliquiditäts­abflüsse über einen bestimmten Zeitraum. Es werden die Zeiträume Dezember 2016 bis Februar 2020 und März 2020 bis März 2022 miteinander verglichen.

Kursverluste lassen Bilanzsumme der Versicherer im ersten Halbjahr 2022 kräftig einbrechen

Nina Eder 46

Im ersten Halbjahr 2022 sank die Bilanzsumme der österreichischen Versicherer von ihrem historischen Höchststand zum Jahresultimo 2021 von 145,4 Mrd EUR um 12,7 Mrd EUR auf 132,7 Mrd EUR. Zurückzuführen war dies auf die massiven Kursverluste der Wertpapierbestände der heimischen Versicherer (in Höhe von 13,3 Mrd EUR). Die österreichischen Versicherer erlitten in der ersten Jahreshälfte vor allem negative Preiseffekte aus ihren Beständen an verzinslichen Wertpapieren (in Höhe von –7,6 Mrd EUR) sowie aus jenen an Investmentfondszertifikaten (in Höhe von –5,3 Mrd EUR). Waren im ersten Quartal noch Zukäufe bei Investmentfondsanteilen zu verzeichnen, kam es im zweiten Quartal 2022 zu Verkäufen in Höhe von 0,4 Mrd EUR. Bei verzinslichen Wertpapieren blieben die seit dem zweiten Quartal 2019 fortdauernden Nettoverkäufe ungebrochen und beliefen sich im ersten Halbjahr auf ­insgesamt –0,8 Mrd EUR. Die heimischen Versicherer spiegelten somit die Entwicklungen der Versicherer des gesamten Euroraums wider. Lediglich bei Investmentfondsanteilen unterschied sich das Euroraumaggregat vom österreichischen Versicherungsmarkt, indem es im Euroraum im ersten Halbjahr noch weiterhin zu Nettozukäufen (in Höhe von 39 Mrd EUR) kam.

1 Hohe Kursverluste sowohl bei heimischen Versicherern als auch bei jenen des Euroraums

Die Bilanzsumme der österreichischen Versicherungsunternehmen sank im ersten Halbjahr 2022 von ihrem historischen Höchststand zum Jahresultimo 2021 von 145,4 Mrd EUR um 12,7 Mrd EUR auf 132,7 Mrd EUR. Diese Entwicklung war auf die massiven Kursverluste in allen Veranlagungskategorien zurückzuführen und belief sich in der ersten Jahreshälfte auf –13,3 Mrd EUR für die österreichischen Versicherer (Grafik 1). Insbesondere die von der heimischen Versicherungsindustrie gehaltenen Bestände an verzinslichen Wertpapieren reduzierten sich aufgrund von Preiseffekten im ersten Halbjahr um 7,6 Mrd EUR. Auch die Bestände der österreichischen Versicherer an Investmentfondsanteilen erlitten im ersten Halbjahr massive Kurswertverluste in Höhe von 5,3 Mrd EUR. Die heimischen Versicherer spiegelten somit die Entwicklungen des ersten Halbjahrs der Versicherer des gesamten Euroraums wider, bei welchen es zu negativen Preiseffekten in Höhe von –854,6 Mrd EUR (Grafik 2) kam. Hievon entfielen –438,3 Mrd EUR auf verzinsliche Wertpapiere sowie –296,8 Mrd EUR auf Investmentfondszertifikate.

2 Entwicklung der transaktionsbedingten Jahreswachstumsraten der von Versicherern gehaltenen Veranlagungsinstrumente

Grafik 1 ist ein gestapeltes Säulendiagramm mit dem Titel „Veränderungskomponenten aller Aktiva österreichischer Versicherer“ mit dem Zeitverlauf zwischen dem zweiten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2022 auf der x-Achse und Euro-Beträgen zwischen minus 8 und plus 6 Milliarden auf der y-Achse. Es werden drei Veränderungskomponenten gegenübergestellt, Nettotransaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen. Im ersten Quartal 2022 betrugen die Preisveränderungen minus 6 Milliarden Euro und im zweiten Quartal 2022 lagen die negativen Preisveränderungen sogar bei minus 7, 3 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen kamen im zweiten Quartal 2022 nahezu zum Erliegen.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 2 mit dem Titel „Veränderungskomponenten aller Aktiva der Versicherer des Euroraums“ ist ebenso ein gestapeltes Säulendiagramm mit dem Zeitverlauf zwischen dem zweiten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2022 auf der x-Achse und Euro-Beträgen zwischen minus 600 Milliarden und plus 400 Milliarden auf der y-Achse. Auch hier werden die Veränderungskomponenten Nettotransaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen gegenübergestellt. Die Preisveränderungen beliefen sich im ersten Quartal 2022 auf minus 362,5 Milliarden Euro mit positiven Nettotransaktionen in Höhe von 60 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal 2022 betrugen die Preisveränderungen minus 492,2 Milliarden Euro mit gleichzeitigen negativen Nettotransaktionen in Höhe von 46,7 Milliarden Euro und positiven Reklassifikationen in Höhe von 82,9 Milliarden Euro.

Quelle: Europäische Zentralbank.

Vergleicht man die transaktionsbedingten Jahreswachstumsraten der wichtigsten Veranlagungsinstrumente der Versicherungsindustrie (verzinsliche Wertpapiere, Investmentfondsanteile sowie Aktien, sonstige Dividendenwerte und Beteiligungen) zwischen Österreich und dem Euroraum, so zeigte sich für den heimischen Versicherungsmarkt schon in den vergangenen drei Jahren ein negatives Jahreswachstum bei verzinslichen Wertpapieren, das zuletzt bei –2,8% (zweites Quartal 2022) lag. Das Euroraumaggregat hingegen verzeichnete erst seit dem zweiten Quartal 2021 eine negative Wachstumsrate in dieser Veranlagungskategorie, welche im Juni 2022 –1,4% betrug. Die transaktionsbedingten Jahreswachstumsraten von Aktien, sonstigen Dividendenwerten und Beteiligungen glichen sich nach teils diametralen Verläufen in den letzten Jahren zuletzt wieder an und lagen am Ende des zweiten Quartals für die heimischen Versicherer bei 1,0% und für das Euroraumaggregat bei 1,6%. Transaktionsbedingte Jahreswachstumsraten für Investmentfondsanteile verliefen nahezu parallel, wobei die Jahreswachstumsrate des Euroraumaggregats mit zuletzt 5,1% auf einem weitaus höheren Niveau lag als jene der österreichischen Versicherer mit 0,6%. Insgesamt zeigt die gesamte europäische Versicherungsindustrie in allen drei Veranlagungskategorien höhere transaktionsbedingte Jahreswachstumsraten als jene in Österreich (Grafik 3).

Grafik 3 mit dem Titel „Transaktionsbedingte Jahreswachstumsraten der von Versicherern gehaltenen Veranlagungsinstrumente – Österreich gegenüber dem Euroraum“ zeigt ein Liniendiagramm mit der x-Achse als Zeitachse vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und der y-Achse mit Jahreswachstumsraten von minus 6% bis plus 8%. Die Linien vergleichen die transaktionsbedingten Jahreswachstumsraten der Veranlagungsinstrumente verzinsliche Wertpapiere mit Aktien, sonstigen Dividendenwerten und Beteiligungen sowie mit Investmentfondsanteilen, einerseits gehalten von österreichischen Versicherern und andererseits gehalten von den Versicherern des Euroraums. Im zweiten Quartal 2022 lag die transaktionsbedingte Jahreswachstumsrate für Investmentfondanteile gehalten von Versicherern des Euroraums mit plus 5,1% am höchsten, wogegen jene für österreichische Versicherer bei plus 0,6% lag. Für Veranlagungen in Aktien, sonstige Dividendenwerte und Beteiligungen lag die transaktionsbedingte Jahreswachstumsrate für Versicherer des Euroraums mit plus 1,6% auf einem ähnlichen Niveau wie für österreichische Versicherer mit plus 1,0%. Die transaktionsbedingte Jahreswachstumsrate für Veranlagungen in verzinsliche Wertpapiere durch österreichische Versicherer lag mit minus 2,8% deutlich negativer als jene für Versicherer des Euroraums mit minus 1,4%.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

3 Entwicklung der von Versicherern gehaltenen verzinslichen Wertpapiere

Die verzinslichen Wertpapiere repräsentierten mit 31% (AT: 41,6 Mrd EUR) bzw. 36% (Euroraum: 3.022,5 Mrd EUR) der Bilanzsumme immer noch die wichtigste Veranlagungskategorie, obwohl deren Bedeutung im Laufe der letzten Jahre von ihrem Höchststand von 41% im zweiten Quartal 2019 – sowohl in Österreich als auch im Euroraum – sukzessive abnahm. Seit mittlerweile drei Jahren verringerten sich die Bestände an verzinslichen Wertpapieren der heimischen Versicherer aufgrund von Nettoverkäufen; alleine im ersten Halbjahr 2022 veräußerten sie verzinsliche Wertpapiere in Höhe von 0,8 Mrd EUR.

Bei einer genaueren Betrachtung der Nettotransaktionen verzinslicher Wertpapiere nach der regionalen bzw. sektoralen Zugehörigkeit der Emittenten zeigte sich, dass die österreichischen Versicherer innerhalb der letzten beiden Jahre vor allem verzinsliche Wertpapiere, welche vom privaten Sektor des Euroraums begeben wurden, veräußerten. Seit dem zweiten Quartal 2020 kam es zu einem Abfluss von transaktionsbedingt 3,3 Mrd EUR aus diesem Sektor, auch wenn es im zweiten Quartal 2022 zu geringen Zukäufen in Höhe von 64 Mio EUR kam. Lagen die Nettotransaktionen der österreichischen Versicherer in verzinsliche Wertpapiere, begeben von öffentlichen Haushalten des Euroraums, bis Anfang 2021 durchwegs im positiven Bereich, gab es im zweiten Quartal 2022 hohe negative Nettotransaktionen in Höhe von –0,4 Mrd EUR, die damit 85% der gesamten Nettoabflüsse der verzinslichen Wertpapiere während dieser Periode ausmachten. Veranlagungen in verzinsliche Wertpapiere begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten spielten mit rund 8% der Summe der Aktiva eine vergleichsweise geringe Rolle, dennoch betrugen auch hier die Nettotransaktionen im ersten Halbjahr 2022 rund –0,3 Mrd EUR (Grafik 4).

Grafik 4 mit dem Titel „Nettotransaktionen verzinslicher Wertpapiere gehalten von österreichischen Versicherern nach Emittentensektor“ ist ein Kombinationsdiagramm aus einem Liniendiagramm für die gesamten Nettotransaktionen und einem gestapelten Säulendiagramm für die Kategorien: „begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten“, „begeben vom privaten Sektor des Euroraums“ und „begeben von öffentlichen Haushalten des Euroraums“. Die x-Achse zeigt den Zeitablauf vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und auf der y-Achse werden Euro-Beträge zwischen minus 1,0 und plus 0,6 Milliarden gezeigt. Die gesamten Nettotransaktionen in verzinsliche Wertpapiere durch österreichische Versicherer sind über den gesamten dargestellten Zeitraum negativ und betrugen im zweiten Quartal 2022 minus 0,4 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen von verzinslichen Wertpapieren begeben vom privaten Sektor des Euroraums lagen bis auf das dritte Quartal 2021 und das zweite Quartal 2022 mit jeweils plus 0,1 Milliarden Euro über den gesamten Zeitraum im negativen Bereich. Die Nettotransaktionen von verzinslichen Wertpapieren begeben von öffentlichen Haushalten des Euroraums waren vom ersten Quartal 2020 bis zum ersten Quartal 2021 sowie im ersten Quartal 2022 positiv, im zweiten Quartal 2022 jedoch stark negativ mit minus 0,4 Milliarden Euro. Nettotransaktionen von verzinslichen Wertpapieren begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten waren vom zweiten Quartal 2019 bis zum ersten Quartal 2021 negativ, entwickelten sich vom zweiten Quartal bis zum vierten Quartal 2021 leicht positiv und betrugen im zweiten Quartal 2022 wieder minus 0,1 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Im Euroraumaggregat betrugen die Nettoabflüsse der verzinslichen Wertpapiere im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 29,1 Mrd EUR, wovon rund 25 Mrd EUR nur auf das zweite Quartal zurückzuführen waren. Insbesondere im zweiten. Quartal 2022 kam es zu höheren Verkäufen von Wertpapieren (28,4 Mrd EUR), welche von öffentlichen Haushalten im Euroraum begeben wurden, wogegen sehr wohl in verzinsliche Wertpapiere von Nicht-Euroraum-Emittenten, wenn auch nur im Ausmaß von 4,6 Mrd EUR, investiert wurde (Grafik 5).

Grafik 5 mit dem Titel „Nettotransaktionen verzinslicher Wertpapiere gehalten von Versicherern des Euroraums nach Emittentensektor“ ist ein Kombinationsdiagramm aus einem Liniendiagramm für die gesamten Nettotransaktionen und einem gestapelten Säulendiagramm für die Kategorien: „begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten“, „begeben vom privaten Sektor des Euroraums“ und „begeben von öffentlichen Haushalten des Euroraums“. Die x-Achse zeigt den Zeitablauf vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und auf der y-Achse werden Euro-Beträge zwischen minus 40 und plus 40 Milliarden gezeigt. Die gesamten Nettotransaktionen in verzinsliche Wertpapiere durch die Versicherer des Euroraums sind ab dem zweiten Quartal 2021 durchwegs negativ und betrugen im zweiten Quartal 2022 minus 25,1 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen von verzinslichen Wertpapieren begeben vom privaten Sektor des Euroraums waren im ersten Halbjahr 2022 negativ und beliefen sich im zweiten Quartal 2022 auf minus 1,3 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen von verzinslichen Wertpapieren begeben von öffentlichen Haushalten des Euroraums waren seit dem zweiten Quartal 2021 im negativen Bereich und betrugen im zweiten Quartal 2022 satte minus 28,4 Milliarden Euro. 

Quelle: Europäische Zentralbank.

4 Entwicklung der von Versicherern gehaltenen Investmentfondsanteile

Lag der Anteil der Investmentfondsanteile gemessen an der Summe der Aktiva zu Erhebungsbeginn der EZB-Versicherungsstatistik 2016 noch bei 22% (Euroraum: 1.706,5 Mrd EUR) bzw. 24% (Österreich: 34,1 Mrd EUR), so stieg deren Bedeutung in den letzten Jahren stark an und belief sich zuletzt auf 28% (Euroraum: 2.376,2 Mrd EUR) bzw. 26% (Österreich: 34,8 Mrd EUR) der Bilanzsumme. Sowohl die österreichischen Versicherer als auch jene des gesamten Euroraums investierten traditionell nahezu ausschließlich in Investmentfondsanteile begeben von Emittenten des Euroraums. Insgesamt beliefen sich die Nettotransaktionen der österreichischen Versicherer im ersten Halbjahr 2022 auf –0,2 Mrd EUR (Grafik 6), was insbesondere an den hohen Nettoverkäufen im zweiten Quartal 2022 (–0,4 Mrd EUR) lag. Im Gegensatz dazu waren die Nettotransaktionen des Euroraumaggregats im zweiten Quartal 2022 mit 16,3 Mrd EUR, wenn auch auf geringerem Niveau als in den Vorquartalen, noch durchwegs positiv.

Grafik 6 mit dem Titel „Nettotransaktionen der Investmentfondsanteile gehalten von österreichischen Versicherern nach Emittentenregion“ ist ein Kombinationsdiagramm aus einem Liniendiagramm für die gesamten Nettotransaktionen und einem gestapelten Säulendiagramm für die Kategorien: „begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten“ und „begeben von Euroraum-Emittenten“. Die x-Achse zeigt den Zeitablauf vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und auf der y-Achse werden Euro-Beträge zwischen minus 0,4 und plus 0,4 Milliarden gezeigt. Die gesamten Nettotransaktionen in Investmentfondsanteile durch österreichische Versicherer waren im Zeitablauf sowohl positiv als auch negativ, im zweiten Quartal 2022 zeigten sie einen Negativrekordwert von minus 0,4 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen in Investmentfondsanteile begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten waren über den gesamten dargestellten Zeitablauf marginal. Die Nettotransaktionen in Investmentfondsanteile begeben von Euroraum-Emittenten entwickelten sich zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem ersten Quartal 2022 durchwegs positiv, im zweiten Quartal 2022 verzeichneten sie jedoch einen negativen Rekordwert von minus 0,4 Milliarden Euro. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 7 mit dem Titel „Nettotransaktionen der Investmentfondsanteile gehalten von Versicherern des Euroraums nach Emittentenregion“ ist ein Kombinationsdiagramm aus einem Liniendiagramm für die gesamten Nettotransaktionen und einem gestapelten Säulendiagramm für die Kategorien: „begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten“ und „begeben von Euroraum-Emittenten“. Die x-Achse zeigt den Zeitablauf vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und auf der y-Achse werden Euro-Beträge zwischen minus 10 und plus 50 Milliarden gezeigt. Die gesamten Nettotransaktionen in Investmentfondsanteile durch Versicherer des Euroraums waren im dargestellten Zeitablauf positiv, verzeichneten aber seit dem dritten Quartal 2021 einen Abwärtstrend und betrugen im zweiten Quartal 2022 plus 16,3 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen in Investmentfondsanteile begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten waren über den gesamten dargestellten Zeitablauf marginal. Die Nettotransaktionen in Investmentfondsanteile begeben von Euroraum-Emittenten entwickelten sich über den gesamten Zeitablauf positiv mit einem Höchstwert im dritten Quartal 2021 von plus 46,8 Milliarden Euro, sanken seither aber sukzessive und betrugen im zweiten Quartal 2022 nur noch plus 18 Milliarden Euro.  

Quelle: Europäische Zentralbank.

5 Entwicklung der von Versicherern gehaltenen Aktien, sonstigen Dividendenwerte und Beteiligungen

Der Anteil der Aktien, sonstigen Dividendenwerte und Beteiligungen war sowohl im Euroraum als auch bei den österreichischen Versicherern in den letzten Jahren im Steigen begriffen und belief sich zuletzt auf 20% (Österreich: 26,1 Mrd EUR) bzw. 13% (Euroraum: 1.133,6 Mrd EUR). Auch hier wurde traditionell großteils in Werte des Euroraums veranlagt. Lediglich im vierten Quartal 2020 kam es auf dem heimischen Versicherungsmarkt zu einer außergewöhnlich hohen Transaktion in Beteiligungen außerhalb des Euroraumes aufgrund der Übernahme von nicht gebietsansässigen Versicherungsunternehmen durch eine österreichische Versicherungsgesellschaft (Grafik 8). Die Nettotransaktionen der heimischen Versicherer beliefen sich im ersten Halbjahr 2022 auf +0,4 Mrd EUR und jene des Euroraumaggregats auf –3,2 Mrd EUR, was ausschließlich auf Nettotransaktionen in Höhe von –5,0 Mrd EUR im zweiten Quartal 2022 zurückzuführen war (Grafik 9).

Grafik 8 mit dem Titel „Nettotransaktionen von Aktien, sonstigen Dividendenwerten und Beteiligungen gehalten von österreichischen Versicherern nach Emittentenregion“ ist ein Kombinationsdiagramm aus einem Liniendiagramm für die gesamten Nettotransaktionen und einem gestapelten Säulendiagramm für die Kategorien: „begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten“ und „begeben von Euroraum-Emittenten“. Die x-Achse zeigt den Zeitablauf vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und auf der y-Achse werden Euro-Beträge zwischen minus 1,0 und plus 2,0 Milliarden gezeigt. Die gesamten Nettotransaktionen sind im dargestellten Zeitablauf gering. Im vierten Quartal wurden außergewöhnlich hohe Nettotransaktionen in Anteilswerte begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten in der Höhe von plus 1,5 Milliarden Euro sowie sehr hohe negative Nettotransaktionen in Anteilswerte begeben von Euroraum-Emittenten in Höhe von minus 0,6 Milliarden Euro verzeichnet. Im ersten Halbjahr 2022 waren die Nettotransaktionen in Anteilswerte begeben von Euroraum-Emittenten positiv mit plus 0,2 Milliarden Euro im ersten Quartal und plus 0,3 Milliarden Euro im zweiten Quartal. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 9 mit dem Titel „Nettotransaktionen von Aktien, sonstigen Dividendenwerten und Beteiligungen gehalten von Versicherern des Euroraums nach Emittentenregion“ ist ein Kombinationsdiagramm aus einem Liniendiagramm für die gesamten Nettotransaktionen und einem gestapelten Säulendiagramm für die Kategorien: begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten und begeben von Euroraum-Emittenten. Die x-Achse zeigt den Zeitablauf vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2022 und auf der y-Achse werden Euro-Beträge zwischen minus 20 und plus 25 Milliarden gezeigt. Die gesamten Nettotransaktionen sind im dargestellten Zeitablauf volatil mit einer stark negativen Entwicklung im ersten Quartal 2020 in Höhe von minus 13,8 Milliarden Euro und einer stark positiven Entwicklung im vierten Quartal 2020 in Höhe von plus 21,6 Milliarden Euro. Seit dem dritten Quartal 2021 zeigten die Nettotransaktionen einen Abwärtstrend mit minus 5,0 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2022. Nettotransaktionen in Anteilswerte begeben von Nicht-Euroraum-Emittenten fanden im dargestellten Zeitablauf im Vergleich zu jenen in Anteilswerte begeben von Euroraum-Emittenten nur gering statt. Nettotransaktionen in Anteilswerte begeben von Euroraum-Emittenten betrugen nach positiven Werten seit dem dritten Quartal 2020 im zweiten Quartal 2022 minus 4,7 Milliarden Euro. 

Quelle: Europäische Zentralbank.

6 Entwicklung der von Versicherern gehaltenen sonstigen Aktivposten

Die sonstigen Aktivposten sind jene, die nicht unter den Veranlagungskategorien verzinsliche Wertpapiere, Investmentzertifikate oder Aktien, sonstige Dividendenwert und Beteiligungen subsumiert sind. Konkret fallen – unter anderem – (gereiht nach ihrer Höhe in der Bilanz der österreichischen Versicherungsindustrie zum zweiten Quartal 2022) Immobilienbestände (Österreich: 11 Mrd EUR, Euroraum: 148,4 Mrd EUR), Kredite (Österreich: 7,6 Mrd EUR, Euroraum: 584,3 Mrd EUR) sowie Bargeld und Einlagen (Österreich: 4 Mrd EUR, Euroraum: 388,8 Mrd EUR) in diese Kategorie. Im Aggregat entwickelten sich diese sonstigen Komponenten der Aktivseite der EZB-Versicherungsstatistik in Österreich insofern unterschiedlich zu den zuvor beschriebenen größten Teilen der Bilanzsumme, als es hier deutliche transaktionsbedingte Zuwächse gab. Insgesamt erhöhten sich diese bei den österreichischen Versicherern im ersten Halbjahr 2022 um 1,2 Mrd EUR auf einen Bestand von 30,1 Mrd EUR (Juni 2022). Gleichzeitig traten während des ersten Halbjahres 2022 bei den sonstigen Aktivposten auch negative Preiseffekte in Höhe von 0,6 Mrd EUR auf (Grafik 10).

Grafik 10 mit dem Titel „Veränderungskomponenten der sonstigen Aktivposten österreichischer Versicherer“ ist ein gestapeltes Säulendiagramm mit dem Zeitverlauf zwischen dem zweiten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2022 auf der x-Achse und Euro-Beträgen zwischen minus 2,0 Milliarden und plus 2,0 Milliarden auf der y-Achse. Es werden die Veränderungskomponenten „Nettotransaktionen“, „Preisveränderungen“ und „Reklassifikationen“ gegenübergestellt. Die Preisveränderungen waren nach positiven Werten im dargestellten Zeitablauf im ersten Halbjahr negativ und beliefen sich im ersten Quartal 2022 auf minus 0,2 Milliarden Euro und im zweiten Quartal 2022 auf minus 0,4 Milliarden Euro. Die Nettotransaktionen waren im vierten Quartal 2020 mit minus 1,5 Milliarden Euro auffallend negativ und drehten im ersten Halbjahr 2022 ins Positive mit plus 0,8 Milliarden Euro im ersten Quartal und plus 0,4 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2022. Zu Reklassifikationen kam es im gesamten dargestellten Zeitraum nur in sehr geringem Ausmaß. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Auch bei den Versicherern des Euroraums waren in dieser Kategorie im ersten Halbjahr 2022 außerordentlich hohe negative Preiseffekte in Höhe von –75,7 Mrd EUR zu verzeichnen. Im Gegensatz zum heimischen Versicherungsmarkt haben die Versicherer des gesamten Euroraums während der ersten sechs Monate jedoch nur in vergleichsweise geringem Umfang in sonstige Aktivposten investiert (Netto­transaktionen: +5,8 Mrd EUR). Die stark positiven Transaktionen des ersten Quartals wurden durch ähnlich hohe negative Transaktionen im zweiten Quartal weitestgehend aufgehoben (Grafik 11).

Grafik 11 mit dem Titel „Veränderungskomponenten der sonstigen Aktivposten der Versicherer des Euroraums“ ist ein gestapeltes Säulendiagramm mit dem Zeitverlauf zwischen dem zweiten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2022 auf der x-Achse und Euro-Beträgen zwischen minus 100 Milliarden und plus 100 Milliarden auf der y-Achse. Es werden die Veränderungskomponenten Nettotransaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen gegenübergestellt. Die Preisveränderungen waren im dargestellten Zeitablauf sowohl positiv als auch negativ, im ersten Halbjahr 2022 jedoch ausschließlich negativ mit minus 35,0 Milliarden Euro im ersten Quartal und minus 40,8 Milliarden Euro im zweiten Quartal. Die Nettotransaktionen betrugen im ersten Quartal 2022 plus 38,8 Milliarden Euro und drehten im zweiten Quartal 2022 mit minus 33,0 Milliarden Euro ins Negative.  Zu Reklassifikationen kam es im gesamten dargestellten Zeitraum nur in sehr geringem Ausmaß. 

Quelle: Europäische Zentralbank.

46 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, nina.eder@oenb.at.

Starke anhaltende Kurseinbrüche schlagen sich im ersten Halbjahr 2022 deutlich auf das österreichische Fondsvolumen durch

Predrag Ćetković, Jun Chao Zhan 47

Infolge der geopolitischen Spannungen sowie der jüngsten Inflations- und Zinsentwicklungen erlitten inländische Investmentzertifikate im ersten Halbjahr 2022, mit Ausnahme des Monats März, durchgehend hohe Kursverluste 48 , welche sich kumuliert auf insgesamt –27,05 Mrd EUR summierten und somit deutlich den Vergleichswert der ersten Phase der COVID-19-Pandemie (erstes Halbjahr 2020) in Höhe von –7,97 Mrd EUR übertrafen. Die hohen Kursverluste schlugen sich auch deutlich auf das aushaftende Volumen österreichischer Investmentfondsanteile durch, welches im Juni 2022 mit 203,93 Mrd EUR deutlich unter dem Jahresendstand 2021 (230,72 Mrd EUR) lag. Trotz der hohen Kursverluste und ansteigenden Unsicherheiten investierten private Haushalte auch 2022 weiterhin netto in inländische Investmentzertifikate, wobei im zweiten Quartal 2022 ein deutlicher Rückgang der Dynamik zu beobachten war (erstes Quartal: +1,32 Mrd EUR; zweites Quartal: +0,58 Mrd EUR). 49 Nettoinvestitionen privater Haushalte in mit dem UZ 49-Gütesiegel zertifizierte nachhaltige Investmentzertifikate gingen ebenfalls zurück, wobei diese mit +0,86 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2022 weiterhin fast die Hälfte aller Nettoinvestitionen privater Haushalte in inländische Investmentzertifikate ausmachten.

Das erste Halbjahr 2022 zeichnet sich durch einen anhaltenden negativen Trend in Form von starken Kurseinbrüchen und Nettomittelabflüssen aus. Inländische ­Investmentfonds erlitten im ersten Halbjahr 2022, mit Ausnahme des Monats März, durchgehend hohe Kursverluste 50 . Die kumulierten Kursverluste beliefen sich im ersten Halbjahr 2022 auf insgesamt –27,05 Mrd EUR und übertrafen somit deutlich den Vergleichswert von –7,97 Mrd EUR, welcher in der ersten Phase der COVID-19-Pandemie (erstes Halbjahr 2020 51 ) auftrat. Die hohen Kursverluste schlugen auch deutlich auf das aushaftende Volumen österreichischer Investmentfondsanteile durch, welches im Juni 2022 mit 203,93 Mrd EUR deutlich unter dem Jahresendstand 2021 (230,72 Mrd EUR) lag. Betrachtet man die Entwicklung der Nettoinvestitionen in österreichische Investmentzertifikate, so führte der Russland-Ukraine-Krieg im Februar 2022, erstmals seit März 2020, zu negativen Nettotransaktionen (–0,2 Mrd EUR). Auch im Mai und Juni 2022 waren negative Nettotransaktionen in inländische Fonds zu beobachten, wobei letztere mit
–1,39 Mrd EUR besonders deutlich ausfielen und in Verbindung zu den zusätzlichen Zinsschritten der FED 52 bzw. den steigenden Rezessionsängsten stehen. Die geringen bzw. teilweise negativen Nettoinvestitionen in inländische Investmentfonds schlugen sich in einem deutlichen Rückgang der transaktionsbedingten ­Jahreswachstumsrate inländischer Investmentzertifikate nieder, welche von +7,3% im vierten Quartal 2021 auf +2,7% im zweiten Quartal 2022 zurückging.

Grafik 1 mit dem Titel „Entwicklung inländischer Investmentzertifikate“ besteht aus einem gestapelten Balkendiagramm für Kurseffekte und Nettotransaktionen und einem Liniendiagramm für das Bestandsvolumen inländischer Investmentzertifikate. Der Beobachtungszeitraum (X-Achse) liegt zwischen Jänner 2020 und Juni 2022 (in monatlicher Frequenz). Der Minimumwert der Kurseffekte lag im März 2020 bei minus 16,48 Milliarden Euro. Der Minimumwert der Nettotransaktionen lag im März 2020 bei minus 3,11 Milliarden Euro. Der Minimumwert der Bestände lag im März 2020 bei 174,19 Milliarden Euro. Die höchsten Kurseffekte wurden im April 2020 mit 6,35 Milliarden Euro und November 2022 mit 6,74 Milliarden Euro verzeichnet. Die höchste Nettotransaktion lag im April 2021 bei 3,21 Milliarden Euro. Der höchste Bestandswert lag im Dezember 2021 bei 230,63 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2022 waren die Balken für die Kurseffekte in allen Monaten bis auf den Monat März negativ. Die Balken für die Nettotransaktionen waren im Jänner 2022 (1,5 Milliarden Euro) und April 2022 (0,52 Milliarden Euro) positiv.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Österreichische Investmentfonds halten zwar einen beträchtlichen Anteil an ausländischen Wertpapieren in ihrem Wertpapierportfolio 53 , russische Wertpapiere spielen für inländische Fonds aber nur eine untergeordnete Rolle. Im Dezember 2021 hielten österreichische Investmentfonds ein Bestandsvolumen von 0,67 Mrd EUR an russischen Wertpapieren in ihrem Portfolio (0,5% aller Anleihen und ­Anteilsrechte). Dieser Anteil sank im Juni 2022 weiter auf 0,22 Mrd EUR (0,2 %).

Bei einer genaueren Betrachtung nach den wichtigsten Fondskategorien 54 zeigt sich, dass sowohl Rentenfonds als auch Aktienfonds in beiden Quartalen der ersten Jahreshälfte 2022 negative Nettotransaktionen verzeichneten. Inländische Rentenfonds erlitten im Zuge der steigenden Leitzinsen im zweiten Quartal 2022 besonders hohe negative Nettoabflüsse in Höhe von –1,17 Mrd EUR. Mischfonds wiesen im ersten Halbjahr 2022 trotz hoher Kursverluste weiterhin positive Nettotransaktionen auf, wobei im zweiten Quartal bereits eine deutliche Abschwächung der Dynamik gegenüber dem ersten Quartal zu beobachten war. Immobilienfonds sind in der Regel von Kursschwankungen an den Wertpapiermärkten in geringerem Ausmaß betroffen und wiesen auch 2022 in Österreich unverändert positive Nettotrans­aktionen auf.

Tabelle 1: Entwicklung nach Fondskategorien  
Bestand Kurseffekte1 Nettotransaktion
Q4 21 Q2 22 Q1 22 Q2 22 Q1 22 Q2 22
in Mrd EUR (Marktwert)
Aktienfonds 44,92 37,09 –3,14 –4,31 –0,11 –0,27
Rentenfonds 68,51 59,75 –3,53 –3,81 –0,18 –1,17
Mischfonds 105,88 95,28 –5,09 –7,24 1,48 0,19
Immobilienfonds 11,03 11,40 0,00 0,05 0,14 0,16
Quelle: OeNB.
1 Preis- und Wechselkurseffekte.

Positive Nettoinvestitionen privater Haushalte in inländische Investmentzertifikate trotz Kursverlusten

Im ersten Halbjahr 2022 waren alle Gläubigersektoren von hohen Kurswertverlusten aufgrund negativer Entwicklungen an den internationalen Börsen betroffen. Haushalte erlitten im ersten Halbjahr 2022 Kursverluste von insgesamt –7,05 Mrd EUR, wobei dies einem prozentuellen Wertverlust von –11,82% gegenüber dem Bestandsultimo des vierten Quartals 2021 entspricht. Die höchsten prozentuellen Kursverluste gegenüber dem Vorjahresbestand waren bei den inländischen Versicherungen mit –14,85% (–4,38 Mrd EUR) zu beobachten.

Tabelle 2: Entwicklung nach Gläubigersektoren  
Bestand Jahreswachstumsrate1 Kurseffekte2 Nettotransaktion
Q4 21 Q2 22 Q4 21 Q2 22 Q4 21 Q2 22 Q4 21 Q2 22
in Mrd EUR (Marktwert) in % in Mrd EUR (Marktwert)
Private Haushalte3 59,63 54,45 11,4 9,4 –2,79 –4,25 1,32 0,58
Nichtfinanzielle Unternehmen 15,10 14,13 16,9 14,1 –0,99 –0,99 0,23 0,47
Staat 12,62 11,74 6,0 3,8 –0,42 –0,61 0,04 0,05
Versicherungen 29,48 25,04 0,5 –0,3 –2,01 –2,37 0,12 –0,22
Pensionskassen 19,96 17,03 –4,0 –5,5 –1,11 –1,45 0,25 –0,52
Monetäre Finanzinstitute 7,10 6,45 –3,0 0,5 –0,30 –0,23 –0,02 –0,05
Investmentfonds 32,55 27,31 12,7 –2,9 –1,93 –2,47 –0,49 –0,63
Sonstige Finanzinstitute4 22,80 20,24 17,1 5,4 –0,89 –1,33 0,22 –0,23
Ausländische Gläubiger 31,47 27,56 1,2 –2,4 –1,27 –1,62 –0,35 –0,51
Quelle: OeNB.
1 Jahreswachstumsrate in % bereinigt um Preis- und Wechselkurseffekte.
2 Preis- und Wechselkurseffekte.
3 Private Haushalte und Private Organisationen ohne Erwerbszweck.
4 Sonstige Finanzinstitute gemäß ESVG (S.125-127).

Private Haushalte investierten im ersten Halbjahr 2022 trotz hoher Kurs­verluste und anwachsender Unsicherheiten weiterhin netto in inländische Investment­zertifikate. 55 Allerdings war im zweiten Quartal 2022 ein deutlicher Rückgang zu beobachten, was dazu führte, dass sich die Jahreswachstumsrate der gehaltenen Investmentzertifikate von +11,4% im vierten Quartal 2021 auf +9,4% im zweiten Quartal 2022 etwas abflachte. Neben privaten Haushalten investierten inländische nichtfinanzielle Unternehmen und staatliche Gläubiger weiterhin netto in inländische Investmentzertifikate. Die Nettotransaktionen nichtfinanzieller Unternehmen stiegen im zweiten Quartal 2022 an und entsprachen mit 0,47 Mrd EUR in etwa dem Vorjahreswert (zweites Quartal 2021: +0,41 Mrd EUR). Inländische Versicherungen und Pensionskassen, welche einen substanziellen Anteil ihrer Assets in ­inländischen Investmentfonds veranlagen, schichteten ihr Portfolio hingegen im zweiten Quartal 2022 um. Während inländische Versicherungen ihre Erlöse aus ihren Nettoverkäufen in Einlagen (zweites Quartal 2022: +0,6 Mrd EUR) umwandelten, investierten Pensionskassen vermehrt in ausländische Investmentzertifikate (zweites Quartal 2022: +0,38 Mrd EUR). Die höchsten negativen Nettotransaktionen im ersten Halbjahr 2022 waren bei Fonds-in-Fonds-Veranlagungen (–1,12 Mrd EUR) zu verzeichnen, welche ebenfalls durch Portfolioumschichtungen und Mittelabflüsse über diverse Dachfonds bzw. Kapitalanlagegesellschaften ­getrieben waren.

Fast die Hälfte der Nettoinvestitionen privater Haushalte fließen in nachhaltige Investmentzertifikate

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten Finanzprodukte als nachhaltig einzustufen. Bedeutende Klassifizierungsmethoden sind zum Beispiel Taxonomien, internationale bzw. nationale Klassifikationen und Richtlinien oder intern entwickelte Klassifikationen (NGFS 2022 56 ). Taxonomien haben in der Regel einen offiziellen rechtlichen Status und sind von Mitgliedstaaten auch verpflichtend zu implementieren (z. B. „EUR-Lex. Der Zugang zum EU-Recht“ 57 ). Internationale/nationale Klassifikationen und Richtlinien (z. B. ICMA, The Principles 58 ) haben hingegen einen unverbindlichen Charakter. Intern entwickelte Klassifikationen werden von den Finanzinstitutionen selbst festgelegt, orientieren sich aber in der Praxis auch an internationalen bzw. nationalen Klassifikationen. In der Praxis werden aus den Bereichen Enviromental, Social und Governance (ESG) gegenwärtig hauptsächlich der Umweltbereich thematisiert, wobei hier wiederum zumeist auf Klimathemen (z. B. Reduktion von CO2-Emissionen und Anpassung an den Klimawandel) fokussiert wird.

Im Hinblick auf die Zertifizierung von nachhaltigen Investmentfonds ist die Charakterisierung derzeit mangels eines weitreichend etablierten EU-Nach­haltigkeitslabels („EU Ecolabel“) 59 für Finanzprodukte komplex, da die Fonds selbst bestimmte Verfahren wählen müssen, um die gehaltenen Finanzprodukte in ihrem Portfolio zu klassifizieren. In Österreich ist bei nachhaltigen Investmentzertifikaten das UZ 49-Gütesiegel bei privaten Anlegerinnen und Anlegern von Bedeutung. Es sorgt durch seine öffentlich zugängliche Vergaberichtlinie 60 und unabhängige ­Gutachterinnen und Gutachter für verstärkte Transparenz bei Finanzprodukten, die in ihrer Vermarktung mit Nachhaltigkeitselementen (z. B. Enviromental, Social und Governance) werben. Die UZ 49-Richtlinie umfasst unterschiedliche Finanzprodukte, die anhand von bestimmten Kriterien als nachhaltig eingestuft werden können. Bei den UZ 49-zertifizierten Produkten handelt es sich in den meisten Fällen um Investmentfonds.

Für Investmentfonds gliedern sich die Auswahlkriterien der UZ 49-Richtlinie für Anlagen grundsätzlich in drei Bereiche, die wiederum unterschiedliche ­Themenbereiche umfassen: 1. Unternehmen, 2. Staatsanleihen und staatsnahe Unternehmen sowie 3. Immobilien. Unter den unternehmensspezifischen Themen­bereichen sind unter anderem umwelt- und klimabezogene Prozesse und Produkte zu finden. Bei den Staatsanleihen und staatsnahen Emittenten werden die Bereiche in „Umwelt und Klima“, „Gesundheit und Soziales“ sowie „Wirtschaft und Governance“ untergliedert. Für die Immobilien wird ebenfalls zwischen Umwelt und Klima (Energieeffizienz, Ressourceneinsatz etc.) oder Gesundheit und Soziales (Schadstoffe und Belastungen, Benutzung und Infrastruktur etc.) unterschieden.

Für die jeweiligen drei Bereiche werden Ausschlusskriterien definiert, die ­bestimmte nicht-ESG-konforme Unternehmen und Projekte vom Anlageuniversum der nachhaltigen Fonds ausschließen. Darunter fallen etwa Investitionen in Unternehmen im Bereich der Atomkraft, Rüstung, fossile Brennstoffe und Gentechnik. Private Haushalte halten durch ihre Veranlagung in Investmentzertifikate einen indirekten Anteil an den in der Investitionskette darunter liegenden Aktien und Schuldverschreibungen. Eine Auflistung der Top-10-Unternehmen im indirekten Besitz privater Haushalte via inländische zertifizierte Fonds befindet sich in der Tabelle 3 im Anhang. Die Information dort soll zeigen, dass der Ausschluss von nicht-ESG-konformen Unternehmen von den UZ 49-Fonds tatsächlich eingehalten wurde.

Der Fondsprospekt und das „Key Investor Information Document (KIID)“ sind die wichtigsten Dokumente für die Vermarktung am Retailmarkt. Um einen Einblick in die Begriffshäufung in diesen Dokumenten zu gewinnen, wurden die öffentlichen Prospekte der einzelnen Fonds nach mit Nachhaltigkeit in Beziehung stehenden Begriffen durchforstet. 61 Abbildung 1 zeigt eine Word-Cloud mit den Begriffen, die am häufigsten in den Prospektinformationen der mit dem UZ 49-Güte­siegel zertifizierten Fonds zu finden sind. Die Prospekte nennen eine breite Palette an spezifischeren Themen, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind. Es ist zu erkennen, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ am häufigsten genannt wird und somit ein wichtiges Schlagwort in der Kommunikation mit Investoren darstellt.

Abbildung 1 mit dem Titel „Häufigkeit nachhaltigkeitsbezogener Begriffe in Prospekten von Fonds mit UZ 49-Zertifikat“ zeigt eine Word-Cloud, die die Häufigkeit der diversen Begriffe in Form der Schriftgröße der dargestellten Wörter widerspiegelt.  Am häufigsten ist in den Prospekten der Begriff „Nachhaltigkeit“ zu finden, unter anderem gefolgt von „Responsible“, „Governance“ oder „Ethik“.

Die Nachfrage nach zertifizierten nachhaltigen Investmentzertifikaten ist bei privaten Haushalten in den letzten Jahren rasant gestiegen. 62 Trotz der deutlichen Abschwächung der Netto­investitionen im ersten Halbjahr 2022 entfiel in diesem Zeitraum fast die Hälfte (+0,86 Mrd EUR von 1,9 Mrd EUR) aller Nettoinvestitionen privater Haushalte in inländische Investmentzertifikate auf Produkte, die mit dem UZ 49-Gütesiegel zertifiziert sind. Bei einer Jahresbetrachtung bis zum Ende des zweiten Quartals 2022 lag dieser Anteil sogar bei 54,6%. Der Bestand nachhaltiger inländischer Investmentzertifikate, welcher von privaten Haushalten gehalten wird, erhöhte sich in diesem Zeitraum von 7,86 Mrd EUR (zweites Quartal 2021) auf 9,39 Mrd EUR (zweites Quartal 2022). Gemessen am Gesamtbestand der von privaten Haushalten gehaltenen inländischen Investmentzertifikate (zweites Quartal 2022: 54,45 Mrd EUR) entspricht dies einem Anteil von 17,2%, und stellt einen leichten Zuwachs gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres (14,3%) dar. Im Juni 2022 betrug die bereinigte Jahreswachstumsrate der von privaten Haushalten gehaltenen zertifizierten inländischen Investment­zertifikate 36,1% und lag somit weiterhin – wenn auch bei einer deutlichen ­Abschwächung der Dynamik gegenüber dem Vorjahresultimo 63 – über jener der nicht zertifizierten Fonds (5%).

Grafik 2 mit dem Titel „Nettotransaktion privater Haushalte in nachhaltige Investmentzertifikate“ ist ein gestapeltes Balkendiagramm. Der Beobachtungszeitraum (X-Achse) liegt zwischen dem dritten Quartal 2021 und dem zweiten Quartal 2022 (in quartalsweisen Abständen). Die gestapelten Balken setzen sich aus den Anteilen der zertifizierten und nicht zertifizierten Fonds zusammen. Der Maximalwert des Diagramms beträgt 1,95 Milliarden Euro im vierten Quartal 2022, wovon 1,35 Milliarden EUR auf zertifizierte Fonds entfallen. Der niedrigste Wert beträgt 0,58 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2022, wovon zertifizierte Fonds 0,29 Milliarden Euro ausmachen.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Oesterreichische Kontrollbank.

Anhang

Um einen genaueren Einblick zu erhalten in welche Unternehmen private Haushalte indirekt über die mit dem UZ 49-Gütesiegel zertifizierten Fonds veranlagen, wurde eine „Look-through-Analyse“ durchgeführt 64 . Private Haushalte hielten per zweitem Quartal 2022 ein Bestandsvolumen von 9,4 Mrd EUR an nachhaltigen inländischen Investmentzertifikaten. Diese nachhaltigen Fonds investieren wiederum aktivseitig in diverse Anteilsrechte, Schuldverschreibungen und andere ­Investmentzertifikate. Der von privaten Haushalten gehaltene prozentuelle Anteil wird anteilsmäßig auf die Aktivpositionen dieser Fonds angewandt, um den indirekten Besitz privater Haushalte zu ermitteln. Durch die Fonds-in-Fonds-Anteile wird zusätzlich noch einmal durchgeschaut, um die zugrunde liegenden Anteilsrechte und Schuldverschreibungen privater Haushalte an der untersten Investitionskette zu ermitteln.

Das von privaten Haushalten indirekt über die zertifizierten Fonds gehaltene Vermögen besteht aus 3,5 Mrd EUR an Anleihen und 5,2 Mrd EUR an Anteilsrechten. Die Differenz zu den oben genannten 9,4 Mrd EUR an direkt gehaltenem Fondsvolumen besteht aus Kassenbeständen, Immobilien und sonstigen Nicht-Wertpapierpositionen der Fonds.

Tabelle 3 listet die Anteilsrechte der Top-10-Unternehmen auf, die von privaten Haushalten indirekt über den Kanal der inländischen zertifizierten Fonds gehalten werden. Zusätzlich bietet die Tabelle Weblinks zu Berichten und Veröffentlichungen der aufgelisteten Unternehmen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeitsbemühungen.

Tabelle 3: Indirekte Veranlagung privater Haushalte in Anteilsrechte via Fonds mit UZ 49-Gütesiegel: Top-10-Unternehmen (zweites Quartal 2022)  
NAME Nachhaltigkeitsberichte
in Mio EUR
Microsoft Corporation 77,1 https://www.microsoft.com/en-us/corporate-responsibility/sustainability/report
SCHNEIDER ELECTRIC SE 53,8 https://www.se.com/ww/en/about-us/sustainability/sustainability-reports/
Alphabet Inc. 48,7 https://sustainability.google/reports/
Roche Holding AG 43,0 https://www.roche.com/about/sustainability/approach/
Xylem Inc. 41,8 https://www.xylem.com/en-us/sustainability/
Vestas Wind Systems AS 41,4 https://www.vestas.com/en/investor/reports-and-presentations/esg-related
Cisco Systems Inc. 41,3 https://www.cisco.com/c/en/us/about/csr/environmental-sustainability.html
Apple Inc. 40,4 https://www.apple.com/environment/pdf/Apple_Environmental_Progress_Report_2022.pdf
salesforce.com Inc. 39,8 https://www.salesforce.com/company/sustainability/
Accenture PLC 39,5 https://www.accenture.com/at-de/about/responsible-business/responsible-company-citizen
Quelle: OeNB.

47 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, predrag.cetkovic@oenb.at, junchao.zhan@oenb.at.

48 Preis- und Wechselkurseffekte.

49 Zusätzlich investierten private Haushalte im ersten Halbjahr 2022 +1,7 Mrd EUR in ausländische Investmentzertifikate und +1,4 Mrd EUR in börsennotierte Aktien.

50 Preis- und Wechselkurseffekte.

51 Im März 2020 betrugen die Kursverluste inländischer Investmentzertifikate –16,5 Mrd EUR, was einen Rekordverlust für einen Monat darstellte. Die Kurse erholten sich jedoch in den darauffolgenden Monaten rasch.

52 Im Juni erhöhte die FED den Leitzins um weitere 0,75 Prozentpunkte auf 1,75%, gleichzeitig wurde die baldige Zinswende der EZB von internationalen Börsen antizipiert.

53 106,5 Mrd EUR an ausländischen Anleihen und Anteilsrechten befanden sich zum zweiten Quartal 2022 im ­direkten Besitz inländischer Fonds.

54 Hedge- und sonstige Fonds wurden in der Tabelle 1 aufgrund ihrer geringen Relevanz nicht berücksichtigt.

55 Zusätzlich investierten private Haushalte im ersten Halbjahr 2022 +1,7 Mrd EUR in ausländische Investmentzertifikate und +1,4 Mrd EUR in börsennotierte Aktien.

56 https://www.ngfs.net/en/capturing-risk-differentials-climate-related-risks-progress-report.

57 https://eur-lex.europa.eu/eli/reg/2020/852/oj?locale=de.

58 https://www.icmagroup.org/sustainable-finance/.

59 https://www.umweltzeichen.at/de/produkte/finanzprodukte/aktuelle-entwicklungen-auf-nationaler-und-europischer-ebene.

60 https://www.umweltzeichen.at/file/Richtlinie/UZ%2049/Long/UZ49%20Nachhaltige%20Finanzprodukte%202020.pdf.

61 Dazu wurden die Prospekte jener Fonds, die mit Stichtag 30. Juni 2022 lt. der Vereinigung Österreichischer ­Investmentgesellschaften (VÖIG) mit dem UZ 49-Kennzeichen zertifiziert waren, in ein maschinenlesbares ­Textformat übersetzt und in Folge auf das Vorkommen von nachhaltigkeitsbezogenen Begriffen untersucht.

62 https://www.oenb.at/Publikationen/Statistik/statistik-im-fokus/investitionen-privater-haushalte.html.

63 Im Dezember 2021 betrug die Jahreswachstumsrate der von privaten Haushalten gehaltenen zertifizierten Fonds 53,8%.

64 Eine detailliertere Beschreibung des Look-through-Ansatzes siehe: https://www.oenb.at/dam/jcr:ca1dd0b2-fd6e-49a7-88d5-f3e40c674e96/05_statistiken_q2_2019_Entwicklung-des-liquiden-Finanzvermoegens.pdf.

Österreichs Außenwirtschaft in einer bewegten Zeit

Vorläufige Ergebnisse der Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2022

Predrag Ćetković, Patricia Walter 65

Österreichs Außenwirtschaft war im ersten Halbjahr 2022 von außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, insbesondere einer fortgesetzten Disruption von Liefer- und Produktionsketten und rasch steigenden Energiepreisen beeinflusst. Trotzdem konnte der Außenbeitrag noch positiv und stärker als im ersten Halbjahr 2021 zum Wirtschaftswachstum beitragen (1,7% des BIP). Das war insbesondere dem Reiseverkehr geschuldet, der sich in der beginnenden Sommersaison 2022 äußerst positiv entwickelte. Im gesamten ersten Halbjahr belief sich der Einnahmenüberschuss des Tourismuslandes Österreichs nach ersten Informationen per saldo auf 4,5 Mrd EUR. Demgegenüber kippte der Güterhandel im Ergebnis in ein Minus (–0,8 Mrd EUR). Für die gesamte Leistungsbilanz Österreichs gegenüber dem Ausland, einschließlich der Einkommensströme, konnte ein mäßiger Einnahmenüberschuss im Ausmaß von knapp 1 Mrd EUR oder 0,5% des BIP verbucht werden. Die Vermögensposition Österreichs gegenüber dem Ausland wurde von stark negativen Bewertungseffekten beeinflusst, die zu einem deutlicheren Rückgang der bewerteten Verbindlichkeiten im Vergleich zu den Forderungen gegenüber dem Ausland führten. Das Ergebnis war ein Rekordwert der positiven Netto-Vermögensposition Österreichs.

1 Reale Außenwirtschaft

Das erste Halbjahr 2022 war wirtschaftlich von den globalen Friktionen der ­anhaltenden COVID-19-Pandemie und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit darauffolgenden internationalen Sanktionen geprägt. Unterbrochene Liefer- und Produktionsketten und ein hoher Preisauftrieb, ­geschuldet vor allem dem Preisdruck bei Brennstoffen und Energie, waren die sichtbarsten Auswirkungen. Im Euroraum erreichte die Inflation im Juni vorläufig den höchsten Wert seit Ein­führung der gemeinsamen Währung in Europa (8,6%). 66 Die EZB erhöhte die Leitzinsen im Juli 2022 erstmals seit elf Jahren. Nachdem sich die Weltwirtschaft im Lauf des Jahres 2021 langsam von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie erholt hatte, was bis ins erste Quartal 2022 andauerte, geht der IWF von einer neuerlichen Verringerung der globalen Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal aus (IWF, 2022). Neben den unmittelbaren wirtschaftlichen ­Folgen globaler Friktionen stand die Welt im ersten Halbjahr vor großen sozialen Herausforderungen, wie dem Flüchtlingsstrom aus der Ukraine, dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise und den sozial wie wirtschaftlich sichtbaren Folgen der ­Klimakrise in Form von Trockenheit, Bränden und Sturmkatastrophen.

Österreichs Wirtschaft wuchs unter diesen herausfordernden Rahmenbedingungen im ersten Quartal 2022 noch kräftig (+9,3% real gegenüber dem Jahr davor). Im zweiten Quartal nahm die Wirtschaftsdynamik ab, blieb aber deutlich im Plus (+6,0%), auch gegenüber dem Zeitraum vor Ausbruch der globalen Friktionen (2019: +3,9%). Der Außenhandel mit Gütern ergab im ersten Halbjahr 2022 laut vorläufigem Ergebnis der Zahlungsbilanz per saldo einen Mittelabfluss in Höhe von rund –0,8 Mrd EUR. Zum Vergleich: Noch im zweiten Jahr der Pandemie, 2021, war ein Handelsbilanzüberschuss erzielt worden (0,7 Mrd EUR). Vor Ausbruch der ­COVID-19-Pandemie, 2019, bilanzierte Österreichs Güterhandel noch im Milliardenausmaß positiv (2,2 Mrd EUR). Der Dienstleistungsverkehr ergab im ersten Halbjahr 2022 einen deutlichen Überschuss, was hauptsächlich auf die Erholung im Reiseverkehr zurückzuführen ist (4,4 Mrd EUR). In Summe trug der Außenbeitrag damit positiv und stärker als noch im ersten Halbjahr 2021 zum Wachstum in Österreich bei, nämlich zu 1,7% des BIP. Ein hoher Beitrag zur Wertschöpfung, wie vor dem Ausbruch der globalen Friktionen, konnte allerdings nicht erreicht werden (2019: 4,0%). Die gesamte Leistungs­bilanz Österreichs, einschließlich Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie ­laufenden Transfers vis-a-vis der übrigen Welt ­(Primär- und Sekundäreinkommen), bilanzierte geringfügig positiv im Ausmaß von knapp 1 Mrd EUR oder 0,5% des BIP, und kehrte damit, nach dem Defizit im ersten Halbjahr 2021, wieder zu einem Einnahmenüberschuss zurück.

In Grafik 1 mit dem Titel „Zusammensetzung der Leistungsbilanz, jeweils im ersten Halbjahr“ ist der Leistungsbilanzsaldo in Prozent des BIP auf der Sekundärachse als Punkt/Raute markiert. Die einzelnen Teile des Saldos sind als gestapelte Säulen in Milliarden Euro auf der Primärachse dargestellt. Der Saldo setzt sich zusammen aus „Güterbilanz“, „Reiseverkehr“, „Sonstigen Dienstleistungen“ und „Einkommen im weitesten Sinn“. Die Zeitspanne auf der x-Achse umfasst fünf Halbjahre, von 2018 bis 2022. Im Gegensatz zum ersten Halbjahr 2021 bilanzierte die Leistungsbilanz 2022 wieder positiv im Ausmaß von 0,5% des BIP. Das ist auf die Erholung im Dienstleistungsverkehr zurückzuführen, während die Güter- und die Einkommensbilanz ein Minus ergaben. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Bis 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 vorläufige Daten.

1.1 Güterhandel

Im Warenverkehr, der im Rahmen der Außenhandelsstatistik zum Zeitpunkt des Grenzübertritts der Waren erhoben wird, wuchs das Handelsdefizit Österreichs gegenüber dem Rest der Welt im ersten Halbjahr 2022 auf –8,8 Mrd EUR. ­Insgesamt waren die Warenverkehre nominell von einer hohen Dynamik gekennzeichnet, die bei den Einfuhren noch stärker ausfiel als bei den Ausfuhren aus ­Österreich. Im überwiegenden Teil der Außenhandelssparten wurden Einnahmendefizite verzeichnet; Ausnahmen stellen die Getränkemittel, die bearbeiteten ­Waren bzw. die Vorleistungen für die Industrie und Maschinen und Fahrzeuge
dar. Die höchsten Wachstumsbeiträge zu den Ausfuhren aus Österreich im ­Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 kamen von bearbeiteten Waren und von ­Waren der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Auch zur Entwicklung der ­Einfuhren nach Österreich trugen diese Industriebereiche maßgeblich bei, vor ­allem aber die Bereiche Brennstoffe und Energie. Insgesamt lag der Wert der ­Ausfuhren um rund ein Viertel und jener der Einfuhren um rund ein Drittel über dem Niveau des ersten Halbjahres 2019, also vor Ausbruch der globalen Friktionen. Dahinter stehen einerseits Nachfrageeffekte, insbesondere im Anschluss an die erste Lockdown-Phase 2020 und das folgende Auffüllen von Lagerbeständen, und andererseits Angebotsschocks, insbesondere der Preisauftrieb bei Rohstoffen und Energie. Im Lauf des Jahres 2021 setzte eine außerordentliche Preisrallye ein und die Rohstoff- und Energiepreise verdoppelten sich in einigen Monaten im Jahresabstand. Nachholeffekte nach der ersten Lockdown-Phase, insbesondere der ­folgende Digitalisierungsschub, die Angebotsstrategie der OPEC, die Wechselkursentwicklung des Euro zum US-Dollar und schließlich der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit den folgenden Restriktionen, insbesondere für Gas­lieferungen, haben eine Art „Superzyklus“ befeuert. In Österreich spiegelt sich dieser seit dem zweiten Quartal 2021 in drastisch steigenden Einfuhrwerten von Brennstoffen und Energie wider, während gleichzeitig die Einfuhrmengen, vor ­allem im Vergleich zur Zeit vor den globalen Friktionen, 2019, gesunken sind. ­Insgesamt hat sich der Preisauftrieb der Importe Österreichs im Verlauf der Jahre 2021 und 2022 sukzessive beschleunigt. Die Weitergabe des Preisdrucks in den Exporten erfolgte bislang nur mäßig, sodass sich die Terms of Trade, das reale ­Austauschverhältnis zwischen Exporten und Importen, drastisch verschlechtert haben, auf den niedrigsten Wert seit Beginn der 2000er-Jahre. Das schlug sich in Folge auf die Handelsbilanz – und auf die Preisentwicklung in Österreich – nieder.

Grafik 2 trägt den Titel „Entwicklung der Einfuhr von Brennstoffen und Energie“ und ist eine Doppelgrafik. Die linke Grafik ist ein Liniendiagramm, das die Entwicklung der internationalen Rohstoffpreise darstellt. Auf der y-Achse sind der gesamte Rohstoffpreisindex für den Euroraum sowie der Index ohne Energiestoffe in Milliarden Euro aufgetragen. Die x-Achse zeigt den Zeitraum zwischen Jänner 2019 und Juni 2022. In der rechten Grafik ist die Entwicklung der Einfuhr von Brennstoffen und Energie in Österreich dargestellt. Auf der Primärachse sind die Einfuhrwerte in Millionen Euro als Säulendiagramm aufgetragen; auf der Sekundärachse die Mengen in Tausend Tonnen als rechteckige Markierung. Die x-Achse erfasst den Zeitraum zwischen erstem Quartal 2019 und zweiten Quartal 2022. Die drastischen Preissteigerungen spiegeln sich in Österreich seit dem zweiten Quartal 2021 in rasch steigenden Einfuhrwerten von Brennstoffen und Energie wider, während gleichzeitig die Einfuhrmengen, vor allem im Vergleich zur Zeit vor den globalen Friktionen, 2019, gesunken sind.  

Quelle: HWWI, Macrobond; Statistik Austria.

Der Außenhandel, wie er bei Grenzübertritt in Österreich erfasst wird, ist zwar ein wesentlicher Teil der realen Außenwirtschaft, bildet diese aber nicht ­vollständig ab. Abgesehen vom Dienstleistungsverkehr, der im nächsten Abschnitt thematisiert wird, gibt es Gütertransaktionen, die entweder keinen Import oder Export im Sinn eines Eigentumsübertritts gegenüber dem Ausland darstellen und deshalb vom Außenhandel abgezogen werden müssen, und Gütertransaktionen, die nicht die österreichische Grenze passieren und zusätzlich berücksichtigt ­werden müssen. Korrigiert werden müssen die Einfuhrwerte von Waren um die Kosten von Transport und Versicherung zwischen dem Herkunftsland und Österreich, und die Einfuhren und Ausfuhren um den Wert jener Waren, die nur zur Weiterverarbeitung zwischen Österreich und anderen Ländern verschickt werden. ­Ergänzend zum klassischen Außenhandel ist der Transithandel zu berücksichtigen, bei dem der österreichische Händler auf eigene Rechnung als Handelsvermittler zwischen anderen Ländern fungiert und die Ware nicht nach Österreich kommt. Der Nettoerlös aus diesen Transaktionen ist im ersten Halbjahr 2022 deutlich ­gestiegen, was auf die Überwälzung des Preisdrucks bei Rohstoffen und Energieprodukten zurückgeführt werden muss, und hat sich im Vergleich zu 2021 und 2019 annähernd verdoppelt (4,1 Mrd EUR). Hinzu kommen Gütertransaktionen, die aus der globalisierten Produktion von Waren resultieren, nämlich Käufe von Vorleistungen und Verkäufe von Endprodukten, die von österreichischen Unternehmen über Drittstaaten organisiert werden (Warenverkehr ohne Grenzübertritt). Der statistisch approximierte Handelsüberschuss daraus betrug in den ersten sechs Monaten 2022 auf Basis vorläufiger Informationen 2,6 Mrd EUR und lag damit etwas über dem Niveau vor Ausbruch der globalen Friktionen, 2019. Der Höhepunkt aber, der im ersten Halbjahr 2021 verzeichnet worden war und
vor allem aus der gestiegenen Nachfrage nach High-Tech-Gütern im Zuge des ­Digitalisierungsschubs resultierte, wurde deutlich unterschritten. Liefer- und ­Produktionsschwierigkeiten könnten dafür den Ausschlag gegeben haben. Schließlich sind nicht alle Unternehmen, die Außenhandel in Österreich melden, tatsächlich hier gebietsansässig, sondern in anderen EU-Staaten, und es kann im Zuge der ­Zusammenführung aller ­statistischen Meldungen eines Unternehmens auf mögliche Unter- oder Überfassungen im Außenhandel geschlossen werden. Diese notwendigen Korrekturen der Warenausfuhren und Einfuhren ergaben im ersten Halbjahr in Summe einen zusätzlichen Einnahmenüberschuss in Höhe von
1,3 Mrd EUR. Damit wies die gesamte ­Güterhandelsbilanz Österreichs laut Zahlungsbilanzstatistik ein Einnahmendefizit in Höhe von –0,8 Mrd EUR aus. Die Importe wuchsen im Vergleich zu den Exporten stärker, was gegenüber dem ersten Halbjahr 2019, als Maßstab für die nominellen Werte vor Ausbruch der globalen Verzerrungen, ein Wachstum um 29% bzw. 24% bedeutet.

Grafik 3 trägt den Titel „Zusammensetzung der Güterbilanz, jeweils im ersten Halbjahr“ und ist ein gestapeltes Säulendiagramm. Auf der y-Achse sind die einzelnen Teile der Güterbilanz als Säulen in Milliarden Euro dargestellt. Sie setzen sich zusammen aus „grenzüberschreitendem Warenverkehr im engeren Sinn“, „Korrektur um Transport und Versicherung“, „Transithandel“, „Warenverkehr ohne Grenzübertritt“, „Korrektur um ausländische Einheiten“, „VGR-Abstimmung“ und „Sonstige Warenverkehre (Zollgebühren, Hafendienste, Schattenwirtschaft, Hilfslieferungen, wertvolle Güter im Reiseverkehr, nicht monetäres Gold)“. Zusätzlich wird der Wert der gesamten Güterbilanz als Markierungspunkt in Form einer Raute sichtlich gemacht. Die x-Achse umfasst die Halbjahre 2018 bis 2022. Es zeigt sich im ersten Halbjahr 2022 der hohe negative Beitrag des Warenverkehrs im engeren Sinn (minus 10,2 Milliarden EUR), der vor allem vom Transithandel (4,1 Milliarden EUR) und Warenverkehr ohne Grenzübertritt (2,6 Milliarden EUR) teilkompensiert wird.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Bis 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 vorläufige Daten.

In einer regionalen Betrachtung stellt das erste Halbjahr 2022 eine ­Zäsur im Güterhandel dar, indem der Handel mit Ländern außerhalb der EU, traditionell Herkunftsmarkt einer positiven Handelsbilanz, in ein Defizit im Ausmaß von rund –1 Mrd EUR kippte. Die hohe Zunahme des Einfuhrwerts der Güter gab dafür den Ausschlag. Das Minus konnte durch den geringen Handelsüberschuss mit den übrigen Mitgliedstaaten der EU nicht kompensiert werden (0,1 Mrd EUR). Unter den wichtigsten Handelspartnern Österreichs außerhalb der EU wurde der ­Handelsüberschuss mit den USA ausgebaut (5,4 Mrd EUR), während jener mit dem Vereinigten Königreich schrumpfte (0,3 Mrd EUR). Fast verzehnfacht hat sich das Handelsdefizit mit Russland (–3,2 Mrd EUR) und auch das Minus im ­Güterverkehr mit China ­weiterte sich aus (–4,6 Mrd EUR). Innerhalb der EU drückten die Handelsbeziehungen mit Deutschland verstärkt negativ auf die Güter­bilanz (–4,6 Mrd EUR), was durch eine breite positive Entwicklung der Handelsergebnisse, sowohl mit den Erweiterungsländern der EU, insbesondere mit Ungarn, als auch mit den übrigen ­EU-Staaten, wie Frankreich, den ­Niederlanden und Italien, kompensiert wurde.

Der wirtschaftliche Ausblick auf das zweite Halbjahr 2022 weist auf eine ­Abkühlung der Exportkonjunktur hin. Der IWF hat seine jüngste globale Wachstumsprognose für 2022 nach unten revidiert und geht von einer weiteren ­Beschleunigung der inflationären Entwicklung aus, was zu einer Verschärfung der eindämmenden geldpolitischen Maßnahmen führen dürfte (IWF, 2022). Dies stellt zusammen mit der fortgesetzten Disruption der Liefer- und Produktions­ketten überwiegend Abwärtsrisiken für den internationalen Handel dar. In Österreich prognostiziert auch das WIFO eine Eintrübung der Konjunktur im zweiten Halbjahr und sieht das Risiko einer möglichen Verringerung der heimischen Ausfuhren bei gleichzeitig steigenden Inputkosten (Glockner und Schiman, 2022).

1.2 Dienstleistungsverkehr

Das positive Wirtschaftswachstum in Österreich im ersten Halbjahr 2022 wurde neben einer soliden Entwicklung der Industrie vor allem von der Belebung im Dienstleistungssektor und hier im Besonderen von den Bereichen Beherbergung und Gastronomie getragen. Die Dienstleistungsbilanz Österreichs mit dem Ausland wies nominell ein Exportwachstum im Jahresvergleich von 45% und eine Importentwicklung von 27% auf. Damit lagen die Transaktionswerte auch über dem Niveau des ersten Halbjahres 2019. Neben dem Reiseverkehr, der im Folgenden gesondert als Teil der privaten Nachfrage dargestellt wird, bildet die breite Gruppe von Marktdienstleistungen, die hauptsächlich zwischen Unternehmen erbracht werden und zu einem guten Teil im Zusammenhang mit dem Warenverkehr bzw. mit konzerninternen Transaktionen von multinationalen Unternehmen stehen, den anderen Teil. 67 Im ersten Halbjahr 2022 wurden aus unternehmensbezogenen Dienstleistungen per saldo 0,9 Mrd EUR erwirtschaftet. Der seit dem Jahr 2019 zu beobachtende Trend hin zu einem Einnahmendefizit wurde damit vorläufig unterbrochen. Getragen wurde das positive Handelsergebnis hauptsächlich von der Gruppe der technologiebezogenen Dienstleistungen, insbesondere von Ingenieursleistungen und Leistungen der Forschung und Entwicklung. Auch im Transport- und Finanzwesen verzeichnete Österreich Einnahmenüberschüsse. Im Transport ist insbesondere eine Belebung des Personentransports, der seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie und den in Folge verhängten Reiseverkehrsbeschränkungen erodiert war, zu beobachten. Und während Versicherungen deutlich gestiegene Ausgaben für die Rückversicherung im Ausland nur teilweise durch Mehreinnahmen in der ­direkten Schaden- und Unfallversicherung kompensieren konnten, bilanzierten Österreichs Banken nach vorläufigen Informationen positiv, vor allem durch indirekt verrechnete Gebühren. Insgesamt lagen die Exporteinnahmen aus unternehmensbezogenen Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2022 um rund 20% über dem nominellen Niveau vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie, 2019; die Importe um 16%. Getragen wurde das Exportwachstum vom Transport- und dem Technologiesektor. Innerhalb der technologiebezogenen Dienstleistungen haben sich die Einnahmen aus Telekommunikations-, Computer- und Informationsdienstleistungen seit 2019 am stärksten entwickelt.

Grafik 4 trägt den Titel „Wachstumsbeiträge zum Export unternehmensbezogener Dienstleistungen, jeweils im ersten Halbjahr“ und ist ein gestapeltes Säulendiagramm. Auf der Primärachse sind die Beiträge der geclusterten Dienstleistungsarten zur Gesamtentwicklung unternehmensbezogener Dienstleistungen in Prozentpunkten dargestellt. Dazu zählen „Warenbezogene Dienstleistungen“, „Transport“, „Technologiebezogene Dienstleistungen“, „Beratungsleistungen“, „Versicherungs- und Finanzdienstleistungen“ sowie „Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen“. Auf der Sekundärachse ist die Gesamtentwicklung in Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor in Form von Markierungspunkten als Raute dargestellt. Auf der x-Achse sind die Halbjahre 2018 bis 2022 aufgetragen. Während der Handelsbilanzüberschuss im ersten Halbjahr 2022 in absoluten Werten von der Gruppe der Technologiebezogenen Dienstleistungen getragen wurde, kam die deutlichste Erholung bzw. der höchste Wachstumsbeitrag zu den Exporten vom Transport (11,2 Prozentpunkte).

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Bis 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 vorläufige Daten.

Der regionale Strukturbruch zwischen den Handelsbeziehungen mit Ländern innerhalb und außerhalb der EU, der bei den Gütern zu beobachten ist, vollzog sich im ersten Halbjahr 2022 auch im unternehmensbezogenen Dienstleistungs­verkehr. Die Mitgliedsländer der EU wurden zur Quelle eines ­Einnahmenüberschusses (0,1 Mrd EUR), während aus Ländern außerhalb der EU im Gegensatz zu den Vergleichsjahren ein Einnahmendefizit bzw. ein annähernd ausgeglichenes ­Ergebnis zu verzeichnen war. Die nominellen Exporteinkünfte aus der EU lagen um rund ein Viertel über jenen des Vergleichszeitraums 2019, die Entwicklung aus Drittstaaten blieb hingegen gedämpft. So zeigt sich, dass der ­Aufschwung aus den Zielmärkten innerhalb der EU breit gestreut war, während aus den Hauptpartnerländern außerhalb der EU hauptsächlich gegenüber den USA eine positive ­Einnahmenentwicklung zu beobachten ist.

Fokus Reiseverkehr

In den ersten fünf Monaten 2022 konnte mit der zunehmenden Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie weltweit eine starke Wiederbelebung des internationalen Tourismus beobachtet werden (UNWTO, 2022). Im Vergleich zu 2021 haben sich die weltweiten Ankünfte ausländischer Touristinnen und Touristen (zur Übernachtung in einem anderen Land) ­annähernd verdreifacht. Trotzdem blieb deren Zahl noch zu mehr als 50% unter dem Niveau vor Ausbruch der globalen Friktionen, 2019. In Österreich wurden zwischen ­Jänner und Mai 2022 8,7 Millionen Ankünfte ausländischer Gäste gezählt. Das stellt eine Vervielfachung des Auslandstourismus im Vergleich zum Jahr 2021 dar, in dem der Lockdown erst im Mai endete. Im Vergleich zum selben Zeitraum vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie, 2019, lagen die Ankünfte noch um knapp ein Drittel darunter. Das zeigt jedoch die starke Erholung des heimischen Tourismus im Vergleich zum weltweiten Trend. Im Juni, dem zweiten Monat der Sommervorsaison 2022, lag die Zahl der internationalen Ankünfte in Österreich nur noch um 17% unter dem Zeitraum vor Ausbruch der Pandemie.

Die gezählten Übernachtungen ausländischer Gäste in Österreich beliefen sich zwischen Jänner und Juni 2022 auf 45,2 Millionen, knapp 22% unter dem ­Vergleichsniveau des Jahres 2019. Getrennt nach den Monaten der Wintersaison (Jänner bis April) und den beiden Monaten der Sommervorsaison 2022 (Mai und Juni) zeigt sich, dass die Erholung vor allem der beginnenden Sommersaison ­geschuldet ist, die nur um 10% das Ergebnis des Jahres 2019 unterschritt. Seit Mitte Mai 2022 gilt für die Einreise nach Österreich keine Nachweis-, Registrierungs- oder Quarantänepflicht mehr, ausgenommen ist nur die Einreise aus Staaten und Gebieten mit sehr hohem epidemiologischem Risiko. Zum Vergleich nächtigten inländische Gäste im Mai und Juni im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie ­bereits häufiger in Österreich. In Summe attestiert Statistik Austria der diesjährigen ­Sommervorsaison das drittbeste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen in ­Österreich (nach 2019 und 2018; Statistik Austria, 2022). In den einzelnen ­Bundesländern verlief die Entwicklung im ersten Halbjahr 2022 aber noch sehr unterschiedlich. Die führenden Tourismusländer, Tirol und Salzburg, konnten ­bereits Auslandsnächtigungen im Ausmaß von rund 80% des Niveaus vor Pandemie­beginn verzeichnen. Bereits für das erste Quartal 2021 stellt das WIFO damit eine kräftige wirtschaftliche Erholung in den tourismusintensiven Bundesländern fest (Piribauer, 2022). Hingegen lagen die Nächtigungen in Wien noch um mehr als 40% unter jenen des ersten Halbjahres 2019. Damit wurde Wien als drittbedeutendstes Tourismusziel innerhalb Österreichs von Vorarlberg abgelöst.

Insgesamt betrugen die Reiseverkehrseinnahmen Österreichs im ersten Halbjahr 2022 aus den Bereichen Übernachtung, Gastronomie, Transport innerhalb Österreichs und allen touristischen Nebenausgaben der ausländischen Gäste – wozu auch Geschäftsreisende, Tagestouristinnen und -touristen, Studierende, pendelnde Personen und Saisonniers zählen – nach erster Schätzung 8,2 Mrd EUR. Das ist um knapp ein Viertel weniger als noch im Vergleichszeitraum des Jahres 2019. Der Hauptanteil der Einnahmen, nämlich knapp 50%, kam von Gästen aus dem Nachbarland Deutschland. Diese haben ihren Marktanteil in Österreich ­damit deutlich ausgebaut. Die Mindereinnahmen aus Deutschland im Vergleich zum Jahr vor Ausbruch der Pandemie, 2019, betrugen noch in etwa 14%. Auch niederländische Gäste, die zweitgrößte, hinter Deutschland mit Abstand wichtigste Guppe, haben an Bedeutung gewonnen (rund 10%), und deren Ausgaben in Österreich sind in etwa bereits auf dem Niveau vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie. Im Vergleich dazu haben fast alle Überseemärkte Marktanteile eingebüßt und der ­österreichische Tourismus hatte aus diesen Regionen deutliche Mindereinnahmen zu verzeichnen, unter anderem aus den USA (–39,3%). Die Reiseverkehrs­ein­nahmen aus China, Japan und Russland sind regelrecht erodiert. Auch aus dem Vereinigten Königreich gab es deutliche Rückgänge (–36%). Damit setzte sich im Jahr 2022 der Rückgang der langfristigen, regionalen Diversifikation im öster­reichischen Tourismus fort. Auf die Gesamteinkünfte hat dies insofern Einfluss, als Touristinnen und Touristen aus Übersee tendenziell ausgabefreudiger sind ­(gemessen an den Nächtigungen in 4- bzw. 5-Sterne-Unterkünften) und ­häufiger Städtereisen als Freizeitaktivitäten in ländlichen Regionen unternehmen. Insgesamt lagen die Durchschnittsausgaben pro gezählter Übernachtung in Österreich um rund 2% unter jenen des ersten Halbjahres 2019. Zu berücksichtigen ist dabei der Preisauftrieb, der auch im Bereich der Beherbergung und insbesondere in der Gastro­nomie stattgefunden hat. Laut dem Preisindex des WIFO sind die ­Exportpreise im heimischen Tourismus im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um rund 14% gestiegen. Das heißt, die Ausgaben der ausländischen Gäste sind in ­realer Rechnung im ersten Halbjahr 2022 deutlich zurückgegangen.

Grafik 5 zeigt die „Entwicklung der Reiseverkehrseinnahmen aus den elf wichtigsten Herkunftsländern und China, jeweils im ersten Halbjahr“. Es handelt sich um ein Balkendiagramm. Auf der y-Achse ist die Entwicklung für die Halbjahre 2019 bis 2022 dargestellt in % gegenüber dem Vorjahr für 2019 und in % gegenüber 2019 für die Folgejahre. Auf der x-Achse sind die einzelnen Herkunftsmärkte dargestellt, und zwar Deutschland, Niederlande, Schweiz, Vereinigtes Königreich, Ungarn, Italien, Tschechien, Belgien, USA, Polen, Russische Föderation und China. Insgesamt betrugen die Reiseverkehrseinnahmen Österreichs im ersten Halbjahr 2022 nach erster Schätzung 8,2 Milliarden EUR. Das ist um knapp ein Viertel weniger als noch im Vergleichszeitraum des Jahres 2019. Der Hauptanteil der Einnahmen, nämlich knapp 50%, kam von Gästen aus dem Nachbarland Deutschland. Die Mindereinnahmen aus Deutschland im Vergleich zum Jahr vor Ausbruch der Pandemie, 2019, betrugen noch in etwa 14%.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria. Bis 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 vorläufige Daten.

Nach den ersten beiden Jahren der Pandemie, in denen noch eine Vielzahl von Beschränkungen des Reiseverhaltens bestand, ist die Zahl der Urlaubsreisen der Österreicherinnen und Österreicher mit mindestens einer Übernachtung im ­ersten Halbjahr 2022 wieder auf das Niveau vor Ausbruch der Pandemie, 2019, ­gestiegen (9,8 Millionen; Statistik Austria, 2022). Vor allem in den beiden ­Monaten der Sommervorsaison, Mai und Juni, verstärkte sich die Reisetätigkeit deutlich. Insgesamt wurde im ersten Halbjahr 2022 beinahe die Hälfte der Urlaubsreisen wieder im Ausland verbracht, was in etwa den Reisegewohnheiten vor Ausbruch der Pandemie, 2019, entspricht. Zum Vergleich dazu führte im ersten Halbjahr 2021 nur knapp jede vierte Urlaubsreise ins Ausland. Die gesamten Reiseverkehrsausgaben der Österreicherinnen und Österreicher im Ausland – einschließlich ­Geschäftsreisen, Tagestourismus, Studierenden, pendelnden Personen und Saisonniers – betrugen in den ersten sechs Monaten 2022 schätzungsweise 3,7 Mrd EUR und damit um rund 17% weniger als noch 2019. Und wie bei den Herkunftsmärkten im heimischen Tourismus gewann Deutschland auch als Reiseziel der Österreicherinnen und Österreicher markant an Bedeutung und kam auf knapp 40% der gesamten touristischen ­Ausgaben im Ausland. Hier und in einigen wenigen anderen Destinationen der Österreicherinnen und Österreicher – Zypern, Türkei, Irland – wurden im ersten Halbjahr 2022 auch höhere Ausgaben getätigt als noch vor ­Ausbruch der Pandemie. Hingegen lagen die touristischen Ausgaben in den im Jahr 2019 noch beliebtesten Fernreisezielen der Österreicherinnen und Österreicher – USA, Thailand, Ägypten – noch zwischen rund einem und zwei Drittel unter dem Niveau vor der ­COVID-19-Pandemie. Insgesamt belief sich der Überschuss der Reiseverkehrs­einnahmen des Tourismuslandes Österreich im ersten Halbjahr 2022 per saldo auf 4,5 Mrd EUR. Dieses Ergebnis steht im Vergleich zu einer nahezu nivellierten Bilanz im ersten Halbjahr 2021, lag jedoch nominell noch um fast 2 Mrd EUR unter jenem der ersten sechs Monate des Jahres 2019.

In den beiden Monaten der Sommerhochsaison, Juli und August 2022, setzte sich die positive Entwicklung im österreichischen Tourismus mit einem Plus an Nächtigungen ausländischer Gäste um rund 15% gegenüber dem Jahr davor und nur noch einer Lücke von rund 2% zum Aufkommen des Jahres 2019 fort. Der weitere Ausblick auf das zweite Halbjahr 2022, insbesondere auf die Wintersaison 2022/23, ist jedoch mit hoher Unsicherheit behaftet. Zwar bedeutet die Auf­wertung des US-Dollar gegenüber dem Euro zusammen mit aktuell geringen ­COVID-19-Reiseauflagen grundsätzlich einen positiven Stimulus für den Zustrom von Gästen aus Übersee, doch stehen dem eine Reihe von Abwärtsrisiken gegenüber. Dazu zählen die Furcht vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, die Fortsetzung des allgemeinen Preisauftriebs und folgender Zins­erhöhungen, was das verfügbare Einkommen und folglich die Ausgaben für Luxusgüter, wozu auch der Reiseverkehr zählt, verringert. Weitere Abwärtsrisiken stellen die Kapazitätsengpässe im internationalen Flugverkehr, die prekäre Beschäftigungssituation im Tourismus und schließlich die Gefahr einer neuerlichen Pandemiewelle mit entsprechenden Reisebeschränkungen dar. Diese Unsicherheit stellt auch das WIFO im Konjunkturtest von August 2022 fest (Hölzl et.al., 2022). Die Unternehmen beklagen vor allem den Arbeitskräftemangel und sehen die ­Gefahr einer Einschränkung der Gaslieferungen aus Russland. Damit ist nicht nur eine nachfrageseitige Dämpfung des Reiseverkehrs in Österreich wahrscheinlich, sondern auch eine Einschränkung auf der Angebotsseite aufgrund der Energieknappheit möglich.

2 Kapitalverkehr und Vermögenseinkommen

Die Kapitalbilanz weist für das erste Halbjahr 2022 ein Defizit in Höhe von –1,2 Mrd EUR auf. Das unterschiedliche Vorzeichen von Kapitalbilanz und Leistungsbilanz, für die in der Theorie bis auf die Vermögensübertragungen eine Gleichheit gelten sollte, kann insbesondere bei niedrigen Absolutbeträgen des Saldos vorkommen. Die Unterschiede sind einerseits auf die vorläufigen Daten, anderseits auf Unschärfen in den Zuschätzungen, auf Meldegrenzen sowie auch auf das Nichterfassen von grenzüberschreitendem Kapitalverkehr wie bspw. der grenzüberschreitenden ­Bargeldmitnahme, zurückzuführen und sind in der statistischen Differenz enthalten. Für das Defizit in der Kapitalbilanz war vor allem das zweite Quartal verantwortlich (Grafik 6). Die Entwicklung der „Sonstigen Investitionen“ hat sich im Vergleich zu den Vorperioden sichtbar beruhigt. Aus dem rechten Teil der Grafik ist auch ­ersichtlich, dass das erste Quartal im Saldo durch hohe Bewertungseffekte bei den Portfolioinvestitionen geprägt war, während im zweiten Quartal bei den Direktinvestitionen die Bewertungseffekte dominierten.

2.1 Portfolioinvestitionen

Grafik 6 mit dem Titel „Kapitalbilanz und Bewertungseffekte“ beinhaltet zwei gestapelte Säulendiagramme. Das erste Diagramm zeigt die Bestandteile der Kapitalbilanz nach Saldo der funktionalen Kategorien. Das zweite Diagramm stellt für die funktionalen Kategorien die Bewertungseffekte dar. In beiden Fällen handelt es sich um eine Quartalsdarstellung vom ersten Quartal 2020 bis zum zweiten Quartal 2022. Die y-Achsen umfassen den Wertebereich von minus 20 bis plus 20 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 7 stellt die Transaktionen der Portfolioinvestitionen dar und untergliedert sich in zwei gestapelte Säulendiagramme für Forderungen und Verpflichtungen. In beiden Diagrammen sind die Portfolioinvestitionen nach Aktien, Investmentfondsanteilen und verzinslichen Wertpapieren unterteilt. Der dargestellte Zeitbereich geht vom ersten Quartal 2020 bis zum zweiten Quartal 2022. Bei den Forderungen bewegt sich die x-Achse zwischen minus 4 bis plus 10 Milliarden Euro, bei den Verbindlichkeiten von minus 10 bis plus 25 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Den größten Beitrag zum negativen Saldo in der Kapitalbilanz des ersten Halb­jahres lieferten die Portfolioinvestitionen mit einem Nettodefizit von rund –3,5 Mrd EUR (Grafik 7). Es gab einen Anstieg bei der Anschaffung verzinslicher Wertpapiere durch inländische Gläubigerinnen und Gläubiger. Die starke Dynamik bei den Nettozukäufen ausländischer Aktien und Investmentfonds der Vorperioden wurde zwar im ersten Halbjahr 2022 sichtbar gebremst, die Transaktionen bleiben jedoch im positiven Bereich.

Sowohl Anteilspapiere als auch verzinsliche Wertpapiere erlebten massive ­Bewertungsverluste in Form von Preisänderungen, die im zweiten Quartal etwas stärker ausfielen als im ersten. Im Letzteren war der Rückgang jedoch in einer ähnlichen Größenordnung wie im ersten Quartal 2020, in das der Ausbruch der Pandemie fiel. Es sollte hier jedoch beachtet werden, dass der Bestand seit Mitte 2020 stark gestiegen ist, und somit die Basis für absolute Bewertungsverluste ­größer war als vor der Pandemie. Einen gegensätzlichen Effekt gab es durch ­Bewertungsgewinne in Form von Wechselkurs-Effekten, die in den ersten sechs Monaten in Summe etwas stärker ausfallen als im gesamten Vorjahr. Die positiven Wechselkurseffekte sind im mehrjährigen Vergleich auffällig stark, bleiben aber deutlich unter den negativen Preiseffekten im laufenden Jahr.

Aufseiten der Verbindlichkeiten gab es in beiden Quartalen des laufenden ­Jahres einen starken Anstieg in den Transaktionen der verzinslichen Wertpapiere. Der Transaktionswert liegt bereits auf einer ähnlichen Höhe wie im ersten Pandemie­jahr 2020. Den größten Beitrag zu diesem Anstieg lieferte der Staat ­sowie die Kreditinstitute. Letztere emittierten im Vergleich zu den Vorjahren ­beachtlich viel in Form verzinslicher Wertpapiere. Im Hinblick auf den Marktwert des Bestandes der inländischen verzinslichen Wertpapiere, die vom Ausland gehalten werden, gab es einen enormen Rückgang aufgrund steigender Zinsen bzw. sinkender Wertpapierkurse. Die Verbindlichkeiten in Form von Aktien und Investmentfondsanteilen zeigen ebenfalls deutliche Bewertungsverluste.

2.2 Direktinvestitionen

In Grafik 8 sind die Transaktionen der Forderungen und Verpflichtungen von Direktinvestitionen in jeweils einem gestapelten Säulendiagramm dargestellt. Die Säulen sind in beiden Diagrammen in die Instrumente „Eigenkapital“ und „Sonstiges Kapital“ untergliedert. Die x-Achsen zeigen in beiden Diagrammen Quartale vom ersten Quartal 2020 bis zum zweiten Quartal 2022, die y-Achsen Werte von minus 12 bis plus 10 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Der Saldo der Transaktionen bei den Direktinvestitionen zeigt über das erste Halbjahr 2022 betrachtet eine im Vergleich zu den Vorperioden geringere Bedeutung. Die Transaktionen bei den Direktinvestitionen weisen über das erste Halbjahr 2022 betrachtet, sowohl forderungs- als auch verbindlichkeitsseitig einen relativ geringen Wert auf. Auf beiden Seiten war im ersten Quartal ein Plus und im ­zweiten Quartal ein Minus zu beobachten, wobei die Forderungen deutlich höhere Absolutwerte aufweisen als die Verbindlichkeiten. In beiden Fällen war die ­Entwicklung zu einem größeren Teil durch Bewegungen im Eigenkapital bestimmt.

Wegen der aktuellen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine und dem damit verbundenen Energiepreisanstieg wurde ersichtlich, wie stark sich die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern in der EU auf den wirtschaftlichen ­Ausblick auswirken kann. Dadurch entsteht auch ein erster Eindruck über die künftigen Herausforderungen, die mit der Transition zu einer klimaneutralen Ökonomie bzw. klimapolitischen Maßnahmen bevorstehen. Grafik 9 zeigt auf der linken Seite die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen im Ausland, die in klimapolitikrelevanten Sektoren 68 angesiedelt sind. Rund 27% der gesamten aktiven Direktinvestitionen sind in Branchen bzw. Sektoren angesiedelt, deren ­Gewinnaussichten durch klimapolitische Maßnahmen negativ beeinflusst werden könnten. Den höchsten Wert dabei haben Unternehmen, die in der vorliegenden Klassifikation dem energieintensiven Sektor zuzurechnen sind, gefolgt von jenen, die unter „fossile Brennstoffe“ subsumiert sind.

Grafik 9 hat den Titel „Aktive Direktinvestitionen, Exposure gegenüber Klimarisiken“ und unterteilt sich in zwei Diagramme. Das erste Diagramm ist ein gruppiertes Säulendiagramm, dass das Exposure aktiver Direktinvestitionen im Ausland nach sogenannten klimapolitikrelevanten Sektoren darstellt. Diese Sektoren gliedern sich in „Fossile Brennstoffe“, „Versorgungsunternehmen“, „Energieintensive Bereiche“, „Gebäude“, „Verkehr“, „Landwirtschaft“ und „nicht relevant“. Die Sektoren sind entlang der x-Achse aufgetragen, während die y-Achse den Absolutbetrag der jeweiligen Investitionen ausweist und den Wertebereich null bis 30 Milliarden Euro erfasst. Den größten Investitionsbetrag haben nicht relevante Sektoren mit rund 168 Milliarden Euro, der zugehörige Balken ist beim Maximalwert der x-Achse jedoch abgeschnitten.

Beim zweiten Diagramm handelt es sich um ein Blasendiagramm, das ein sogenanntes „Physisches Risiko“ für die aktiven Direktinvestitionen nach Kontinent und dazugehörigen Ländern darstellt. Entlang der x-Achse sind die sechs Kontinente aufgetragen, die dazugehörigen Länder sind in Blasen dargestellt und erstrecken sich entlang der y-Achse, die den Risikoindikator in Form eines Index von null bis 10 erfasst. Die Blasengrößen für die einzelnen Länder stellen dabei den relativen Anteil an den gesamten aktiven Direktinvestitionen dar.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Internationaler Währungsfonds – Climate Change Indicators Dashboard nach Battiston (2017) bzw. eigene Berechnungen.

Die rechte Seite der Grafik 9 zeigt hingegen ein Maß für das physische Risiko in Form eines Index. 69 Dargestellt ist die Bandbreite der Indizes nach einer regionalen Verteilung der aktiven Direktinvestitionen nach Kontinenten, wobei die einzelnen Blasen die entsprechenden Länder repräsentieren sollen und die Größe der Blasen den relativen Anteil der Länder als Destination angibt. Es zeigt sich, dass die ­meisten Direktinvestitionen in europäischen Ländern angesiedelt sind und dass sich die größten Investitionen in Ländern befinden, die einem geringeren Risiko gegenüber wetterbedingten Schäden ausgesetzt sind. Es sollte hier aber darauf ­hingewiesen werden, dass der dargestellte Indikator ein Risiko auf Länderebene repräsentiert. Direktinvestitionen bzw. Unternehmensstandorte sind aber grundsätzlich auch innerhalb einer Region bzw. eines Landes einem unterschiedlichen Risiko gegenüber wetterbedingten Schäden ausgesetzt, wodurch eine Evaluierung auf Basis von geocodierten Standorten ein deutlich schärferes Ergebnis liefern würde. Ähnliches gilt auch für das Transitionsrisiko, da Unternehmen innerhalb der gleichen Branche unterschiedliche Emissionsintensitäten aufweisen können und daher eine Risikoeinschätzung mithilfe granularer Daten zu wesentlich genaueren Ergebnissen führt.

Bedeutung klimabezogener Daten für die Zahlungsbilanz

Die steigende Bedeutung klimarelevanter bzw. nachhaltiger Wirtschaftspolitik geht einher mit einem steigenden Bedarf an Daten zu deren Evaluierung. Es gibt einige internationale Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, entsprechende Datenlücken zu ermitteln und Lösungswege zu deren Schließung bereitzustellen. Damit verbunden ist auch oft die Aufgabe, die erforderlichen Daten nach bestimmten Kriterien zu gliedern. Eine wesentliche Bedeutung auf dieser Ebene kommt der Data Repository des NGFS zu (NGFS 2022). Auch im Rahmen der Überarbeitungen des BOP Manuals 70 kommt der Einschätzung grenzüberschreitender Klimarisiken eine Bedeutung zu und führt ebenfalls zu wesentlichen Herausforderungen an die Datengenerierung bzw. -kompilierung.

Eine wesentliche Herausforderung bezüglich der Daten ist deren Granularität. Für die Zahlungsbilanz ist vor allem die regionale Genauigkeit von wesentlicher Bedeutung. Wie ­bereits beim Fall der Direktinvestitionen erwähnt wurde, ist die Einschätzung physischer ­Risiken abhängig davon wie genau Betriebsstandorte lokalisiert werden können. Aber auch für die Komponenten der Leistungsbilanz ist eine granulare Betrachtung bedeutend, vor allem im Hinblick auf den Handel im Rahmen von Wertschöpfungsketten. Eine genaue Information über die Region, in die exportiert oder aus der importiert wird, liefert hier einen bedeutenden Mehrwert für die Risikoeinschätzung von Lieferketten-Unterbrechungen, die durch umweltbedingte Schäden resultieren können.

2.3 Sonstige Investitionen

Bei den „Sonstigen Investitionen“ werden die Transaktionen weitgehend durch den Interbankenmarkt dominiert. Der Anstieg bei den Forderungen der Kreditinstitute in Form von Bargeld und Einlagen ist im Vergleich zu den letzten Jahren relativ hoch. Mit Ausbruch der Finanzkrise zeigte die Entwicklung in diesem Bereich grundsätzlich eine negative Tendenz. Außerdem gab es auch bei den Forderungen der „Sonstigen Investitionen“ einen im Vergleich zu den Vorjahren relativ starken Anstieg der Bestände über Wechselkurseffekte. Aufseiten der Verbindlichkeiten ist über die ersten sechs Monate des laufenden Jahres in Summe der Target-Saldo der OeNB (unter „OeNB: Bargeld und Einlagen“ in Grafik 10) relativ unauffällig ausgefallen. Ähnlich wie bei den Forderungen haben bei den Verbindlichkeiten die Wechselkurseffekte auch einen im Zeitverlauf relativ starken Anstieg der Bestände verursacht.

Grafik 10 zeigt die Transaktionen der Sonstigen Investitionen in jeweils einem gestapelten Säulendiagramm für Forderungen und Verpflichtungen für den Zeitraum erstes Quartal 2020 bis zweites Quartal 2022. Dabei werden die Säulen einerseits nach den Sektoren „Oesterreichische Nationalbank“, „Kreditinstitute“ und „Andere Sektoren“ gegliedert. Zusätzlich werden für die Sektoren jeweils die Instrumente „Bargeld und Einlagen“, „Kredite“ und „Sonstige“ betrachtet. Die y-Achsen reichen in beiden Diagrammen von minus 25 Milliarden bis plus 25 Milliarden Euro.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

2.4 Internationale Vermögensposition

Die Marktbewertung der Bestände, sowohl der Forderungen als auch der Verbindlichkeiten, wurde aufgrund von negativen Preiseffekten sichtbar beeinflusst, vor allem bei den Portfolioinvestitionen. Letztere resultierten aus den Effekten negativer Börsendynamik auf Aktienbestände und sinkender Kurse von verzinslichen Wertpapieren durch steigende Zinsen. Demgegenüber standen Bestandserhöhungen bei Forderungen und Verbindlichkeiten aufgrund von Wechselkurseffekten infolge der Abwertung des Euro. Diese fallen in Absolutwerten jedoch deutlich geringer aus als die Preiseffekte und konnten diesen dadurch nicht in einem bedeutenden ­Ausmaß entgegenwirken. In Summe sanken die Stände der Verbindlichkeiten
in Absolutwerten vor allem aufgrund der relativ hohen Bedeutung der Portfolioinvestitionsverbindlichkeiten, wesentlich stärker als jene der Forderungen. Trotz des Krisenumfelds resultierte daraus seit Jahresbeginn ein beachtlicher Anstieg der Netto-Vermögensposition um rund 29% auf einen Rekordwert von 77 Mrd EUR.

2.5 Vermögenseinkommen

Die Nettovermögenseinkommen sind im ersten Halbjahr mit rund 755 Mio EUR sichtbar geringer ausgefallen als in den Vergleichsperioden der letzten beiden Jahre. Ein signifikanter Teil der Reduktion geht dabei auf einen Rückgang im Saldo
der Einkommen aus Direktinvestitionen zurück, wobei sowohl Forderungen als auch ­Verbindlichkeiten gesunken sind. Ein bedeutender Faktor für die Reduktion des Einkommenssaldos ist ein starker Anstieg bei den Zahlungen ans Ausland, die mit Portfolioinvestitionen in Zusammenhang stehen. Diese gehen auf einen hohen ­Betrag an ausgeschütteten Dividenden inländischer Aktiengesellschaften ans ­Ausland zurück.

3 Aktualisierung der Außenwirtschaftszahlen

Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal eines Jahres ­revidiert die OeNB auch die Zeitreihe der Zahlungsbilanz für die vergangenen drei Jahre. Das geschieht in Abstimmung mit den Arbeiten an der „Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ durch Statistik Austria, um die Ergebnisse der beiden Datenquellen zu harmonisieren, denn die Leistungsbilanz stellt im Speziellen das Außenkonto zur Ermittlung des BIP dar.

Für das Berichtsjahr 2019 wurden die Ergebnisse der Input-/Output-Analyse für Österreich in der Zahlungsbilanz berücksichtigt. Hierbei handelt es sich um eine Strukturbereinigung, nachdem alle realwirtschaftlichen Meldungen der Unternehmen verfügbar werden und abgestimmt werden können. Dadurch ­werden Unter- oder Übererfassungen in der Leistungsbilanz erkennbar. Für das Jahr 2019 ist es dadurch zu einer Erhöhung des nominellen Einnahmenüberschusses in der Güterbilanz gekommen. Des Weiteren wurden die abgeschlossenen Ergebnisse administrativer Datenquellen, insbesondere der Sozialversicherungs- und Einkommenssteuerstatistik herangezogen. Diese haben insbesondere Relevanz für die Schätzung von grenzüberschreitendem Erwerbseinkommen und Gastarbeitsüberweisungen. Hinzu kommen abschließende Spiegeldaten anderer Länder. Durch diese Revisionen konnte die betragsmäßige Divergenz zwischen dem ­Finanzierungssaldo (Leistungsbilanz und Vermögensübertragungen) und dem ­Kapitalverkehr verringert werden.

Im Rahmen der Jahresbefragung 2020 gab es bei den Direktinvestitionen ­wichtige Revisionen. Die bedeutendsten Veränderungen bei den aktiven Direktinvestitionsbeständen fanden bei der Borealis AG und Holdinggesellschaften statt. Die Borealis AG übernahm im Jahr 2020 den restlichen 50-Prozent-Anteil an dem Joint Venture Novealis Holdings GmbH mit dem kanadischen Unternehmens Nova Chemicals Corp. Durch die Sitzverlegungen von Holdinggesellschaften von ­Österreich nach Luxemburg kam es zu beachtlichen Bestandsveränderungen. Bei den Eigenkapitaltransaktion passiver Direktinvestitionen ist der Erwerb der Allianz SE an einem Teil des Versicherungsgeschäfts der polnischen Aviva-Gruppe um
2,7 Mrd EUR zu erwähnen.

Die Zahlungsbilanzdaten für das Jahr 2020 werden im September 2023 letztmalig revidiert werden und die Ergebnisse der Jahre 2021 und 2022 sind bislang als vorläufig (vorläufig revidiert) zu betrachten. Zwar sind bereits die Erkenntnisse der Input-/Output-Abstimmung für das Jahr 2019 eingeflossen, ebenso Korrekturen des Reiseverkehrs (insbesondere Spiegeldaten für Tagestourismus und Neugewichtung der Ergebnisse
der Urlaubs- und Geschäftsreisen der ­Österreicherinnen und Österreicher durch verfügbare Mobilfunkdaten), doch ist die Revisionsanfälligkeit in Zeiten von Strukturumbrüchen, wie sie durch die COVID-19-Pandemie und die Energiekrise ausgelöst wurden, ­höher als in Vergleichsjahren. Für 2022 wurde auch die Schätzung von Gastarbeitsüberweisungen aus Österreich um die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, die in Österreich Asyl beantragt ­haben, angepasst. Zahlen der Sozial­versicherungs- und Lohnzettelstatistik waren jedoch bislang noch nicht verfügbar. Die reinvestierten Gewinne wurden ebenfalls revidiert und betrugen im Jahr 2021 bei den aktiven Direktinvestitionen 5,5 Mrd EUR sowie 6,6 Mrd EUR bei den passiven Direktinvestitionen. Somit fielen sie um einiges höher aus als die vorhergegangenen Schätzungen.

Tabelle 1: Zahlungsbilanz, jeweils im ersten Halbjahr  
2019 2020 2021 2022
Salden in Mio EUR
Leistungsbilanz 4.740 6.150 –1.357 997
Güter 2.215 1.320 675 –834
Dienstleistungen 5.527 4.992 –77 4.400
Primäreinkommen –1.018 1.787 52 –1.309
Sekundäreinkommen –1.983 –1.951 –2.007 –1.260
Vermögensübertragungen –154 –121 –74 –323
Kapitalbilanz 6.169 2.486 1.567 –1.161
Direktinvestitionen 2.423 2.474 1.442 –790
Portfolioinvestitionen –2.755 –20.541 –2.094 –3.521
Sonstige Investitionen 6.195 20.286 2.413 3.881
Finanzderivate 111 –104 356 –1.609
Währungsreserven 195 370 –551 879
Statistische Differenz 1.583 –3.542 2.996 –1.835
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkungen: 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 provisorische Daten.

4 Literatur

Battiston, S., A. Mandel, I. Monasterolo, F. Schütze und G. Visentin. 2017. A climate stress-test of the EU financial system. In: Nature Climate Change 7. 283–88.

Battiston, S., M. Guth, I. Monasterolo, B. Neudorfer und W. Pointner. 2020. Austrian Banks’ exposure to climate-related transition risk. In: Financial Stability Report 40. OeNB. 31–44.

Glocker, C. und S. Schiman. 2022. Wirtschaftliche Erholung verliert an Schwung, Prognose für 2022 und 2023, WIFO-Konjunkturprognose, 2022, (2), Juni 2022.

Hölzl, W., J. Bierbaumer, M. Klien und A. Kügler. 2022. Konjunktur verliert an Dynamik, Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom August 2022, WIFO-Konjunkturtest, 2022, (8), ­August 2022.

IWF. 2022. World Economic Outlook Update, Juli 2022.

NGFS. 2022. Final Report on Bridging Data Gaps. Network for Greening the Financial System.

Piribauer, P. 2022. Kräftige Erholung in den tourismusintensiven Bundesländern, Regionale ­Konjunkturentwicklung im I. Quartal 2022, Presseaussendungen, 20.09.2022.

Statistik Austria. 2022. Mehr als 19 Mio. Nächtigungen im ersten Drittel der Tourismus-­Sommersaison, Rekordniveau von Mai/Juni 2019 und 2018 fast wieder erreicht, Pressemitteilung: 12.860-158/22, 22.07.2022.

Statistik Austria. 2022. Zahl der Urlaubsreisen im 1. Halbjahr 2022 wieder auf Vor-Pandemie-Niveau, Fast die Hälfte der Reisen der österreichischen Bevölkerung ging ins Ausland, Pressemitteilung: 12 898-196/22, 23.09.2022.

UNWTO. 2022. World Tourism Barometer, Volume 20, Issue 4, Juli 2022.

65 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, predrag.cetkovic@oenb.at, patricia.walter@oenb.at. Die Autorin und der Autor bedanken sich für die Unterstützung von Thomas Cernohous und Stephanie Ofure Ijieh.

66 Im August, dem letztverfügbaren Zeitraum für die vorliegende Publikation, lag die Veränderung des harmonisierten Verbraucherpreisindex des Euroraums zum Vorjahr bei 9,1%.

67 In der Dienstleistungsbilanz sind darüber hinaus auch persönliche und Regierungsleistungen erfasst. Diese stellen aber wertmäßig einen geringen Anteil dar. Per saldo ergaben sich in diesem Bereich im ersten Halbjahr 2022 ­Mittelabflüsse in Höhe von –0,2 Mrd EUR.

68 Unter klimapolitikrelevanten Sektoren (climate policy relevant sectors; CPRS) werden solche ökonomische ­Aktivitäten verstanden, die unter einer ungeordneten Transition positiven oder negativen Folgen ausgesetzt wären. Mithilfe der Klassifikation können ökonomische Risiken und Finanzrisiken ermittelt werden, die sich für Unternehmen ergeben würden, deren Aktivität nicht an relevante Klimaziele (z. B. Übereinkommen von Paris) angepasst ist. Für weitere Informationen siehe Battiston et al. (2017), Battiston et al. (2020) oder https://www.finexus.uzh.ch/en/projects/CPRS.html.

69 Beim verwendeten Index handelt es sich um den Climate-driven INFORM Risk Index, der im IMF Climate Change Indicators Dashboard (https://climatedata.imf.org/) verfügbar ist und eine klimarelevante Erweiterung bzw. ­Spezifizierung des „INFORM Risk Index“ (https://drmkc.jrc.ec.europa.eu/inform-index/INFORM-Risk) darstellt. Von den drei verfügbaren Teildimensionen wurde in Grafik 9 der „Climate-driven hazard & exposure“ gewählt, der sich auf die Aussetzung gegenüber Wetterereignissen fokussiert. Die anderen beiden Dimensionen sind „Vulnerability“ sowie „Lack of coping capacity“. Zusätzlich gibt es einen Gesamtindikator über die drei Dimensionen.

70 Draft Guidance Note B.6. Sustainable Finance: Integrating Climate Change Risks into External Sector Statistics, https://www.imf.org/en/Data/Statistics/BPM/BPTT.

Wer hält das Eigenkapital der österreichischen GmbHs?

Walter Waschiczek, Stefan Wiesinger 71

Der vorliegende Beitrag untersucht die Gesellschafterstruktur der österreichischen nicht­finanziellen Unternehmen mit der Rechtsform „GmbH“ im Jahr 2020. Dabei lassen sich im Wesentlichen drei Kategorien von Gesellschaftern unterscheiden. Der höchste Anteil am ­Volumen der Beteiligungen an GmbHs entfiel mit 44% auf Beteiligungsvehikel, d. h. auf Unternehmen, deren Aufgabe es ist, sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Gemessen an der Anzahl der Beteiligungen umfassten private Haushalte mit einem Anteil von nahezu drei Viertel die zahlenmäßig größte Gruppe der Gesellschafter. Da das durchschnittliche ­Volumen einer Beteiligung von privaten Haushalten an einer GmbH allerdings relativ klein ist, hielten diese nur 20% des Beteiligungsvolumens. Ähnlich hoch war der Anteil der dritten Gruppe am Beteiligungsvolumen, der ausländischen Gesellschafter. Das Eigenkapital der GmbHs wies einen ­relativ hohen Konzentrationsgrad auf. Mehr als ein Drittel des Eigen­kapitals aller GmbHs ist auf nur 100 Unternehmen konzentriert. Zudem hatten die GmbHs zumeist wenige Eigen­tümer – mehr als 93% hatten ein bis maximal drei Gesellschafter. In 43% aller Beteiligungsverhältnisse wurde das Eigenkapital zur Gänze oder zu mehr als 50% von einem einzigen Gesellschafter gehalten.

Die Frage der Gesellschafterstruktur 72 von Unternehmen ist aus verschiedenen ­Gesichtspunkten von Relevanz. Aufgrund seiner Risikotragfähigkeit und seines langfristigen Charakters ist Eigenkapital ein wesentlicher Faktor sowohl für die Krisenresilienz von Unternehmen als auch für die Finanzierung risikoreicher und langfristiger Investitionsprojekte. Zwar hat sich die Eigenkapitalquote österreichischer Unternehmen in den Jahren vor der COVID-19-Pandemie deutlich verbessert (Beer/Waschiczek, 2019; Breyer et al., 2021), und auch die Befürchtungen bezüglich Gewinneinbrüchen und steigenden Unternehmensinsolvenzen als Folge der ­Pandemie – und den damit verbundenen Effekten auf das unternehmerische Eigenkapital – haben sich zumindest bis dato nicht materialisiert. Gleichwohl hat die Funktion von Eigenkapital im Finanzierungsmix der Unternehmen im aktuellen Umfeld anhaltend erhöhter Unsicherheiten an Bedeutung gewonnen. Die Frage der Eigentümerstruktur hat auch Relevanz für die Governance der Unternehmen. Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen, die an einem Unternehmen ­beteiligt sind, unterscheiden sich hinsichtlich ihres Geschäftsmodells und damit in Bezug auf die Zielsetzungen und Strategien, die sie mit ihrer Beteiligung verbinden. Diese Unterschiede können einen Einfluss haben auf die Art und Weise der Allokation von Beteiligungskapital, des Monitorings der Unternehmen, an denen sie beteiligt sind, und des Entscheidungsfindungsprozesses innerhalb des Unter­nehmens. Es ist zu vermuten, dass bei Engagements in GmbHs der unmittelbare unternehmerische Aspekt im Vordergrund steht und weniger die ausschließliche Partizipation am Unternehmenserfolg. 73 Dafür spricht, dass die an einer GmbH eingegangenen Beteiligungen nicht auf geregelten Märkten (Börsen) handelbar sind und sich daher weniger als Aktien für reine „Portfolio-Investitionen“ eignen. 74

Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Beitrag die Eigentumsstruktur österreichischer nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften in der Rechtsform einer GmbH für das Jahr 2020 (in weiterer Folge als „GmbHs“ bezeichnet). Es handelt sich nach unserem Wissen um die erste derartig umfassende Analyse für die Gesamtheit ­aller GmbHs in Österreich. 75 Die Einbeziehung aller GmbHs ermöglicht einerseits ein sehr repräsentatives Bild deren Gesellschafterstruktur, schränkt aber andererseits die Anzahl der Variablen ein, die in die Analyse einbezogen werden können. Aufgrund der deutlich geringeren Meldeverpflichtungen kleiner GmbHs liegen für diese – und damit die Gesamtheit der GmbHs – nur sehr wenige Bilanzvariablen vor. Daher wurde aus den Bilanzdaten lediglich die Eigenkapitalquote verwendet.

Die weitere Struktur der Ausarbeitung ist wie folgt: Der erste Abschnitt gibt einen Überblick über die Datengrundlage sowie die in diesem Beitrag angewendete Klassifizierung der GmbHs und ihrer Gesellschafter. Das darauffolgende ­Kapitel stellt kurz wesentliche Charakteristika der GmbHs in Österreich dar. Der dritte Abschnitt geht der Frage nach, welche institutionellen Sektoren das Eigenkapital der GmbHs besitzen und welche Unterschiede diesbezüglich im Hinblick auf einige mögliche Determinanten der Gesellschafterstruktur bestehen. Das vierte Kapitel analysiert die Bedeutung von Mehrheitseigentümern von GmbHs. Das Schlusskapitel fasst die Ergebnisse zusammen.

1 Beschreibung der Datenbasis

Die für diese Analyse verwendeten Daten wurden aus Bilanzdaten, Firmenbuchdaten sowie OeNB-internen Stammdaten 76 zusammengeführt.

Bilanzdaten wurden von einem Drittanbieter erworben und um für die Statistik relevante Unternehmen ergänzt. Die letztverfügbaren Bilanzdaten stammen aus dem Berichtsjahr 2020. 77 Die Bilanzdaten sind Einzelabschlüsse und wurden nach den Vorgaben des österreichischen Unternehmensgesetzbuches (UGB) erstellt. Daraus wurden die Bilanzsumme und das Eigenkapital der einzelnen GmbHs in die Analyse einbezogen. Eigenkapital umfasst sowohl das von außen durch die ­Gesellschafter eingezahlte Stammkapital als auch das in Form von thesaurierten Gewinnen innerhalb des Unternehmens erwirtschaftete Kapital. Eine Aufteilung, aus welcher dieser beiden Quellen das Eigenkapital der betrachteten Unternehmen stammt, ist mit den zur Verfügung stehenden Daten nicht für alle GmbHs möglich und kann daher nicht in die Untersuchung einbezogen werden.

Die österreichischen Bilanzierungsvorschriften sehen vor, dass die Aktiva des Buchwerts laut UGB auf Grund des Vorsichtprinzips (§201(2) UGB ) nicht mit Marktwert 78 bewertet werden dürfen. Aus dem daraus entstehenden Unterschied zwischen Buchwert laut UGB und dem tatsächlichen Marktwert ergeben sich „stille Reserven“, die in dieser Analyse aufgrund mangelnder Datenverfügbarkeit nicht enthalten sind. Die stillen Reserven entstehen beispielsweise, wenn ein Wirtschaftsgut schneller abgeschrieben wird als es tatsächlich an Wert verloren hat
(z. B. durch Sonderabschreibungen), oder wenn sein Wert im Laufe der Zeit ­zugenommen hat (z. B. bei einer Immobilie). Stille Reserven können eine Ursache dafür sein, dass das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital negativ ist. Ein anderer Grund für negatives Eigenkapital kann sein, dass sich das Unternehmen in einer Anlaufphase befindet und umfangreiche finanzielle Mittel verwendet hat, um ­Produkte und Infrastruktur zu schaffen, die später Gewinne abwerfen. Darüber hinaus können Tochterunternehmen eines Konzerns aufgrund von Kapitalverflechtungen auch negative Eigenkapitalquoten aufweisen. Während in vielen Fällen ein negatives Eigenkapital aus der Bilanzierung von aus früheren Jahren aufgelaufenen Verlusten stammt, ist ein Unternehmen also nicht zwangsläufig überschuldet, wenn es ein negatives Eigenkapital hat.

Aus dem Firmenbuch wurden Informationen über die Beteiligten an den GmbHs, Alter oder Branche der Unternehmen ermittelt. Firmenbuchdaten sind wesentlich aktueller als Bilanzdaten, da sie in wöchentlicher Frequenz aktualisiert werden. Die Bilanzdaten wurden allerdings mit Firmenbuchdaten aus 2020 verknüpft, um eine zeitlich konsistente Datenbasis zu erstellen.

Aus den OeNB-internen Stammdaten wurden Informationen zur Zugehörigkeit der GmbHs und der Gesellschafter zum institutionellen Sektor gemäß ESVG ­entnommen.

Um Aussagen bezüglich der Beteiligungsstruktur der GmbHs tätigen zu können, wurden Bilanz- und Firmenbuchdaten verknüpft. Dabei kann allerdings nur die unmittelbare (direkte) Beziehung eines Gesellschafters zu einer GmbH erfasst werden, nicht die allenfalls hinter diesen stehenden mittelbaren oder ultimativen Eigentümer und somit auch keine Verflechtungen zwischen Unternehmen durch Beteiligungen, die einen unternehmerischen Einfluss ermöglichen.

Die GmbHs wurden anhand der Informationen über die Zugehörigkeit zu einem institutionellen Sektor und des NACE-Codes 79 in zwei Kategorien unterteilt.

  • Holdings und Head Offices (NACE 70.1). Hierbei handelt es sich um Unter­nehmen, deren primärer Zweck das Halten von Unternehmensanteilen darstellt. Aufgrund ihrer besonderen betriebswirtschaftlichen Strukturen, aber auch ­wegen ihrer hohen Anteile an der Bilanzsumme der GmbHs wurden diese als eigene Kategorie betrachtet. In weiterer Folge werden diese Einheiten mit dem Branchen­code M(B) gekennzeichnet, da sie aus dem Abschnitt M „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ herausgelöst wurden. Die restlichen Einheiten aus dem Abschnitt M werden nachfolgend als M(A) bezeichnet. Dieser Teilabschnitt beinhaltet hauptsächlich bestimmte freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten (z. B.: Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung).
  • Nichtfinanzielle Unternehmen im engeren Sinne: Alle anderen Unternehmen.

Während im Rahmen dieses Beitrags nur GmbHs aus dem nichtfinanziellen Unternehmenssektor betrachtet werden, können Gesellschafter prinzipiell aus allen ­Sektoren stammen und auch andere Rechtsformen als die einer GmbH besitzen. Im Rahmen dieses Artikels werden „Gesellschafter“ und „Investoren“ synonym verwendet. Die für diese Analyse verwendete Gliederung der Gesellschafter unterscheidet im Wesentlichen vier Hauptgruppen:

  • Privater Haushaltssektor: Dieser umfasst private Haushalte, Einzelunternehmen und private Organisationen ohne Erwerbszweck.
  • Beteiligungsvehikel (einschließlich Privatstiftungen): Darunter wurden im Rahmen dieses Beitrags neben den Management- und Beteiligungsgesellschaften (NACE 70.1) alle anderen institutionellen Sektoren zusammengefasst, deren primärer Zweck das Halten von Unternehmensanteilen darstellt. Die Zusammensetzung dieses Aggregats wird im Anhang genauer beschrieben.
  • Sonstige inländische Gesellschafter: In dieser Gruppe wurden alle anderen ­inländischen institutionellen Sektoren zusammengefasst, da sie einzeln betrachtet eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen. Konkret handelt sich dabei um:
    • Nichtfinanzielle Unternehmen im engeren Sinne: Alle anderen Unter­nehmen – Abgrenzung wie oben bei den GmbHs.
    • Finanzsektor: Alle Finanzinstitutionen mit Ausnahme von Beteiligungs­vehikeln (einschließlich Privatstiftungen). 80 Diese Gruppe umfasst zum einen Banken und zum anderen institutionelle Investoren wie Versicherungen, Investmentfonds, Pensionskassen und sonstige Einheiten im Finanzsektor 81 .
    • Sektor Staat: Dieser enthält Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger.
  • Ausland: Alle Gesellschafter, deren dauerhafter Sitz sich nicht in Österreich ­befindet 82 . Im Prinzip gehören auch ausländische Gesellschafter einem der zuvor genannten Sektoren an, die verfügbaren Daten erlauben jedoch keine Zuordnung zu diesen.

Aufgrund der Datenverfügbarkeit kann jedoch keine Aussage über die relative ­Bedeutung von Beteiligungen am Veranlagungsvolumen der Gesellschafter getroffen werden. Die für Gesellschafter vorliegenden Daten enthalten zwar Informationen darüber, welchem institutionellen Sektor und welcher Branche sie angehören und in welchem Land sie ihren Sitz haben, ermöglichen aber keine detailliertere ­Beschreibung des gesamten Vermögens. Zusätzlich hindert die sektorale Abgrenzung der Gesellschafter daran, zusätzliche Attribute für Vergleiche mitzuberücksichtigen. Das betrifft sowohl Unternehmenscharakteristika wie Bilanzsumme oder Unternehmensalter als auch Beteiligungen an nicht österreichischen GmbHs.

2 Einige Charakteristika der GmbHs und ihrer Gesellschafter

Insgesamt liegen für 129.983 nichtfinanzielle Unternehmen mit der Rechtsform „GmbH“ Bilanzdaten vor. Diese verfügten im Jahr 2020 in Summe über eine buchhalterische Bilanzsumme von 778,4 Mrd EUR. Die durchschnittliche Bilanzsumme einer GmbH belief sich somit auf knapp 6 Mio EUR. Bei nahezu 90% der GmbHs lag die Bilanzsumme unter diesem Durchschnittswert, während etwas mehr als 1.000 GmbHs – das waren rund 0,8% – eine Bilanzsumme von mehr als 100 Mio EUR aufwiesen (davon 74 mehr als 1 Mrd EUR). 43% hatten eine Bilanzsumme zwischen 100.000 EUR und 1 Mio EUR, und weitere 32% eine Bilanzsumme von 1 Mio EUR bis 10 Mio EUR (Grafik 1).

Nahezu ein Fünftel der GmbHs waren Handelsbetriebe (Abschnitt G). Die zweithöchste Anzahl repräsentierte die Branche des Grundstücks- und Wohnungswesens (Abschnitt L) mit einem Anteil von 15%, gefolgt von der Branche „fachspezifische Dienstleistungen“ (Abschnitt M(A)) mit einem Anteil von knapp 14% und der Bauwirtschaft (Abschnitt F) mit 11%. Insgesamt waren mehr als neun von zehn GmbHs nichtfinanzielle Unternehmen (i.e.S.), rund 8% waren Holdings und Head Offices. Der Anteil der Holdings und Head Offices an der Bilanzsumme aller GmbHs war mit 32% allerdings vier Mal so hoch wie ihr Anteil an der Anzahl der GmbHs, da deren durchschnittliche Bilanzsumme mit 23 Mio EUR ebenfalls ­nahezu vier Mal so groß war wie die der GmbHs insgesamt (und nahezu sechs Mal so groß wie jene der nichtfinanziellen Unternehmen i.e.S.). Noch größer waren im Durchschnitt Energieversorgungsbetriebe (Abschnitt D) mit einer Bilanzsumme von 24 Mio EUR. Demgegenüber wiesen Unternehmen der Branchen „fachspezifische Dienstleistungen“ (Abschnitt M(A)) und Gastronomie (Abschnitt I) Bilanzsummen von durchschnittlich jeweils weniger als 2 Mio EUR auf.

Die durchschnittliche GmbH war 13 Jahre alt, bezogen auf das Erstein­tragungsdatum ins Firmenbuch. Nur 1.549 GmbHs (das sind 1,2% aller im Datenset enthaltenen Unternehmen) waren älter als 50 Jahre. Der Median der Eigen­kapitalquote der untersuchten GmbHs betrug 40,5%. 18% der GmbHs wiesen eine negative Eigenkapitalquote auf, weitere 7% hatten eine positive Eigenkapitalquote von weniger als 8%. Das ist einer der beiden Schwellenwerte gemäß Unternehmensreorganisationsgesetz, die die Eröffnung eines Reorganisationsverfahrens auslösen könnten. 83

Grafik 1 enthält vier Einzelgrafiken, drei Säulendiagramme und ein Balkendiagramm und hat den Titel „Nichtfinanzielle Unternehmen in der Rechtsform der GmbH“. Das Diagramm links oben ist ein Säulendiagramm und zeigt die Verteilung der GmbHs nach Bilanzsumme. Die y-Achse enthält die Anteile in %, die x-Achse zeigt die Größenklassen „bis 100.000 Euro“, „100.000 bis 1 Millionen Euro“, „1 bis 10 Millionen Euro“, „10 bis 100 Millionen Euro“ und „über 100 Millionen Euro“. Den höchsten Anteil haben mit 43% GmbHs der Größenklasse „100.000 bis 1 Millionen Euro“, gefolgt von GmbHs mit 1 bis 10 Millionen Euro mit einem Anteil von 32%. Das Diagramm rechts oben ist ein Balkendiagramm und zeigt die Verteilung der GmbHs nach der NACE-Klassifizierung. Auf der x-Achse sind die Anteile in % aufgetragen, die y-Achse enthält die Kurzbezeichnungen der einzelnen Branchenabschnitte mit dem jeweiligen Großbuchstaben. Die höchsten Werte entfallen auf den Abschnitt G mit 19%, den Abschnitt L mit 15% und M(B) mit 14%. Das Diagramm links unten ist ein Säulendiagramm und zeigt die Verteilung der GmbHs nach Altersgruppen. Die y-Achse enthält die Anteile in %, die x-Achse zeigt 11 Altersgruppen: „2 bis 5 Jahre“ und dann 9 Altersgruppen mit jeweils 5 Jahren bis zur Gruppe „45 bis 50 Jahre“, und die Klasse „über 50 Jahre“. Die Werte steigen von 18% für die Klasse „2 bis 5 Jahre“ auf 24% für die Klasse „5 bis 10 Jahre“ und sinken danach kontinuierlich auf rund 1% für die Gruppe „über 50 Jahre“. Lediglich im Bereich „41 bis 45 Jahre“ ist ein leichter Anstieg von 2% auf 3% zu verzeichnen. Das Diagramm enthält den Hinweis, dass die Kurzform der Branchenabschnitte im Annex (A2) angeboten wird. Das Diagramm rechts unten ist ein Säulendiagramm und zeigt die Verteilung der GmbHs nach Eigenkapitalquote (kumuliert). Die y-Achse enthält die Anteile in %, die x-Achse zeigt 16 Größenklassen der Eigenkapitalquoten, von „kleiner 0%“, „0 bis 8%“, „8 bis 10%“, dann in 8 Fünferschritten bis 50% und in weiteren 5 Zehnerschritten bis 100%. Das Diagramm zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der einzelnen Werte von 18% in der untersten Kategorie auf 100% in der obersten Kategorie. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

Im Jahr 2020 hielten insgesamt 183.081 verschiedene Institutionen, Unter­nehmen und Einzelpersonen Anteile an österreichischen nichtfinanziellen Unternehmen in der Rechtsform einer GmbH. Davon stammten 22.872 aus dem Ausland und 160.210 aus dem Inland. Nahezu drei Viertel aller Gesellschafter (und mehr als drei Viertel aller inländischen Investoren) stammten aus dem Haushaltssektor, von denen wiederum mehr als 99% Einzelpersonen (private Haushalte) waren. 84 Bezogen auf den Bevölkerungsstand im Jahresdurchschnitt 2020 hielten damit 1,5% der österreichischen Bevölkerung Anteile an inländischen nichtfinanziellen Unternehmen in der Rechtsform einer GmbH. Rund 5% der Gesellschafter waren (inländische) Beteiligungsvehikel und 8% nichtfinanzielle Unternehmen im ­engeren Sinne. Der weitaus überwiegende Teil der Gesellschafter, nämlich 152.245 oder 83%, hielt nur eine Beteiligung an einer GmbH. Etwas mehr als 11% hielten zwei GmbH-Beteiligungen. 378 GmbHs wiesen zehn Gesellschafter auf. Bezogen auf die Anzahl der Beteiligungsverhältnisse hielt ein Gesellschafter somit rund 1,3 GmbH-Beteiligungen. Die – gemessen am Eigenkapital –größten fünf Gesellschafter hielten 7,4% des Eigenkapitals der österreichischen GmbHs. Die größten 100 ­Gesellschafter vereinigten knapp 36% des Eigenkapitals auf sich. Insgesamt wies das Eigenkapital der GmbHs damit einen relativ hohen Konzentrationsgrad auf.

3 Struktur der Beteiligungen an österreichischen GmbHs

In Summe verfügten die österreichischen GmbHs im Jahr 2020 über ein Eigen­kapital in Höhe von 392,9 Mrd EUR. 85 Bezogen auf die 239.789 Beteiligungs­verhältnisse belief sich der durchschnittliche Betrag einer Beteiligung somit auf rund 1,6 Mio EUR (siehe „A3: Tabellen“ im Anhang). In 42 Fällen lag dieser Wert über 1 Mrd EUR. In knapp 27.000 Fällen war der Beteiligungswert negativ. Mehr als die Hälfte der GmbHs stand im Eigentum eines Gesellschafters, rund 30% hatten zwei und weitere 9% drei Gesellschafter, in 24 Fällen betrug dieser Wert 100 oder mehr.

Grafik 2 enthält zwei Tortendiagramme und ein Säulendiagramm und hat den Titel „Beteiligungen an österreichischen GmbHs nach sektoraler Zuordnung der Gesellschafter“. Das Diagramm links ist ein Tortendiagramm und zeigt das Volumen in Millionen Euro für den Haushaltssektor: 77,4; Beteiligungsvehikel: 172,3; Sonstige inländische Gesellschafter: 65,2; Ausland: 78,0. Das Diagramm in der Mitte ist ein Tortendiagramm und zeigt die Anzahl für Haushaltssektor: 164.242; Beteiligungsvehikel: 17.851; Sonstige inländische Gesellschafter: 32.961; Ausland: 24.735. Das Diagramm rechts ist ein Säulendiagramm mit dem Titel „Durchschnittlicher Betrag“. Die x-Achse reicht von 0 bis 10. Der Wert der Beteiligungsvehikel ist mit 9,7 Millionen Euro deutlich höher als jener der anderen Kategorien. Der zweithöchste Wert ist jener für das Ausland mit 3,2 Millionen Euro. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

Etwas mehr als 10% der Beteiligungsverhältnisse wurden von ausländischen Investoren gehalten (Grafik 2). Da der durchschnittliche Betrag einer ausländischen Beteiligung mit 3,2 Mio EUR mehr als doppelt so hoch war wie eine Beteiligung inländischer Investoren (1,5 Mio EUR), betrug der Auslandsanteil an den Beteiligungsvolumina 20%. Mit 36% entfiel davon der weitaus größte Anteil auf Deutschland, knapp 20% auf die Niederlande. Insgesamt entfielen nahezu drei Viertel des von ausländischen Gesellschaftern gehaltenen Eigenkapitals auf Investoren aus der EU. Von den Ländern außerhalb der EU war die Schweiz mit etwas mehr als 8% das wichtigste Herkunftsland.

Von inländischer Seite wurden die Beteiligungen an GmbHs in sehr hohem Ausmaß von Beteiligungsvehikeln (inkl. Privatstiftungen) gehalten. Diese hielten 2020 in Summe mit 172,3 Mrd EUR knapp 44% des gesamten Eigenkapitals der GmbHs. Mit nahezu 10 Mio EUR war die durchschnittliche Größe einer Beteiligung von Beteiligungsvehikeln rund sechs Mal so groß wie der Gesamtdurchschnitt. Rund 13% des Eigenkapitals der österreichischen GmbHs wurden im Jahr 2020 von sonstigen nichtfinanziellen Unternehmen (d. h. Beteiligungen von Unter­nehmen an anderen Unternehmen) gehalten. Dazu zählen sowohl strategische ­Beteiligungen an anderen Unternehmen als auch Beteiligungen innerhalb von Unternehmensgruppen, wobei eine Unterscheidung mit den zur Verfügung ­stehenden Daten nicht möglich ist. Mehr als zwei Drittel der gesamten Beteiligungsverhältnisse wurde von privaten Haushalten gehalten. Da eine durchschnittliche Beteiligung privater Haushalte mit 471.000 EUR nur etwas mehr als ein Viertel des Gesamtdurchschnitts ausmachte, betrug deren Anteil am Eigenkapital der österreichischen GmbHs nur rund 20%. Eine sehr untergeordnete Rolle in der Eigenkapitalfinanzierung der österreichischen GmbHs spielen der Staat und der Finanzsektor, die in direkter Form jeweils weniger als 2% des Eigenkapitals ­hielten; indirekte Beteiligungen können wie erwähnt nicht erfasst werden.

Analog zu ihrem großen Anteil an der Bilanzsumme entfiel 2020 nahezu die Hälfte (44,9%) des Eigenkapitals der österreichischen GmbHs auf Holdings und Head Offices (Abschnitt M(B)). Beteiligungen an diesen unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von Beteiligungen an nichtfinanziellen GmbHs. Zum einen ist eine durchschnittliche Beteiligung an diesen mit 8,8 Mio EUR nahezu neunmal so groß wie eine an einer sonstigen nichtfinanziellen GmbH (1,0 Mio EUR) 86 . Zum anderen wies die Investorenstruktur der Holdings und Head Offices höhere Anteile an Kapitalgebern aus dem Ausland und von inländischen Beteiligungsvehikeln auf, während das Eigenkapital von nichtfinanziellen GmbHs in deutlich ­höherem Ausmaß von privaten Haushalten und sonstigen inländischen Gesellschaftern gehalten wurde.

Betrachtet man alle GmbHs insgesamt, zeigen sich deutliche Unterschiede in der Gesellschafterstruktur nach Branche (Grafik 3):

  • In einigen Branchen wurde ein sehr hoher Anteil des Eigenkapitals der GmbHs von inländischen Beteiligungsvehikeln gehalten. In der Sachgütererzeugung (Abschnitt C), in der Information, Kommunikation und Technologie (IKT)-Branche (Abschnitt J) und in der Energiewirtschaft (Abschnitt D) war es jeweils mehr als die Hälfte, auch die realitätenbezogenen Branchen Bau (Abschnitt F) und Grundstücks- und Wohnungswesen (Abschnitt L) wiesen sehr hohe Anteile inländischer Beteiligungsvehikel zwischen 30% und 40% auf.
  • Der Sektor der privaten Haushalte ist als Kapitalgeber in besonders hohem Maße für die Gastronomiebranche (Abschnitt I) relevant. Mehr als drei Viertel (76%) des entsprechenden Eigenkapitals wird von diesem gehalten. Das Eigenkapital der GmbHs im Bereich „fachspezifische Dienstleistungen“ (Abschnitt M(A); 47%) sowie in der Bauwirtschaft (Abschnitt F; 43%) wird nahezu zur Hälfte von privaten Haushalten gehalten.
  • Der Sektor Staat spielte nur im Bereich Verkehr (Abschnitt H) mit 21% des Eigenkapitals der GmbHs aus dieser Branche eine größere Rolle; rund die Hälfte davon wurde von Gemeinden gehalten.
  • Den mit Abstand höchsten Auslandsanteil der einzelnen Abschnitte wies der Handel (Abschnitt G) mit 35% auf. Über dem Durchschnitt lag der Auslandsanteil auch in der IKT-Branche (Abschnitt J). Demgegenüber war der Auslandsanteil in der Energiewirtschaft (Abschnitt D), in der Gastronomie (Abschnitt I) und in der Baubranche (Abschnitt F) mit jeweils rund 2% bis 5% sehr gering.
    Grafik 3 enthält zwei Balkendiagramme und hat den Titel „Gesellschafterstruktur nach Branchenzugehörigkeit der GmbHs“. Das linke Diagramm hat den Titel „Anteile an der Anzahl der Beteiligungen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 100%, die y-Achse enthält die Kurzbezeichnungen der einzelnen Branchenabschnitte mit dem jeweiligen Großbuchstaben. Die einzelnen Balken enthalten für die einzelnen Branchenabschnitte jeweils Werte für Haushaltssektor, Beteiligungsvehikel, sonstige inländische Gesellschafter und Ausland. Für alle Branchenabschnitte ist der Wert für den Haushaltssektor mit jeweils mehr als 50% der höchste. Das rechte Diagramm hat den Titel „Anteile am Beteiligungsvolumen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 100%, die y-Achse enthält die Kurzbezeichnungen der einzelnen Branchenabschnitte mit dem jeweiligen Großbuchstaben. Die einzelnen Balken enthalten für die einzelnen Branchenabschnitte jeweils Werte für „Haushaltssektor“, „Beteiligungsvehikel“, „sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. Für den überwiegenden Teil der Branchen ist der Wert der Beteiligungsvehikel am höchsten, in drei Fällen, nämlich F, I und M(A), ist der Wert für den Haushaltssektor der höchste, für H sind es die sonstigen inländischen Gesellschafter und für G das Ausland. Das Diagramm enthält den Hinweis, dass die Kurzform der Branchenabschnitte im Annex (A2) angeboten wird. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

Einen Hinweis auf das Ausmaß der Verschachtelung in den Eigentumsverhältnissen der GmbHs kann das Ausmaß der Konzentration der Beteiligungen durch inländische Gesellschafter aus der eigenen Branche geben (Grafik 4). Am höchsten ist dieses bei den Holdings und Head Offices, von denen 12% von anderen (inländischen) Beteiligungsvehikeln gehalten wurden. Ähnlich hohe Anteile waren im Grundstücks- und Wohnungswesen (Abschnitt L; 11%) und im Energiebereich (Abschnitt D; 9%) zu verzeichnen. Beteiligungen innerhalb der eigenen Branche wiesen im Durchschnitt ein deutlich höheres Volumen auf als der allgemeine Durchschnitt – bei Holdings und Head Offices sowie im Energiebereich, aber auch im Bereich Verkehr (Abschnitt H) und in der Sachgütererzeugung (Abschnitt C) war es jeweils mehr als viermal so hoch. Daher befand sich das Volumen des von inländischen Gesellschaftern gehaltenen Eigenkapitals der Holdings und Head ­Offices zu etwas mehr als der Hälfte und der Energiebranche zu knapp 40% in den Händen von Gesellschaftern aus der eigenen Branche. Insgesamt belief sich der ­Anteil der Beteiligungen innerhalb der eigenen Branche zwar nur auf 6%, bezogen auf die Anzahl der Beteiligungsverhältnisse aber auf 29% des Beteiligungskapitals.

Grafik 4 enthält zwei Balkendiagramme und hat den Titel „Beteiligungen innerhalb der eigenen Branche*“ Die Fußnote lautet „Beteiligungen von inländischen Gesellschaftern“. Das linke Diagramm hat den Titel „Anteile an der Anzahl der Beteiligungen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 14%, die y-Achse enthält die Kurzbezeichnungen der einzelnen Branchenabschnitte mit dem jeweiligen Großbuchstaben. Die Werte reichen von 12% für M(B) bis 2% für I, etwas abgesetzt davon der Wert für „Sonstige“ mit 5%. Das rechte Diagramm hat den Titel „Anteile am Beteiligungsvolumen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 60%, die y-Achse enthält die Kurzbezeichnungen der einzelnen Branchenabschnitte mit dem jeweiligen Großbuchstaben. Die Reihenfolge der Branchen entspricht jener in der linken Grafik, die höchsten Werte haben M(B) mit 51% und D mit 38%. Alle anderen Werte liegen unter 20%. Das Diagramm enthält den Hinweis, dass die Kurzform der Branchenabschnitte im Annex (A2) angeboten wird. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

Markante Unterschiede bestehen in der Gesellschafterstruktur hinsichtlich der Größe der GmbHs (Grafik 5). Hierzu wurden die GmbHs nach dem Bilanzsummenkriterium der KMU-Definition der EU-Kommission in Kleinstunternehmen, kleine, mittlere und große Unternehmen gegliedert. 87 Während knapp 90% des Eigenkapitals von Kleinstunternehmen (bis 2 Mio EUR Bilanzsumme) in der Rechtsform einer GmbH auf die privaten Haushalte entfielen, waren es bei den Großunternehmen (Bilanzsumme von über 43 Mio EUR) nur 9%. Umgekehrt war die Situation bei den Beteiligungsvehikeln, die lediglich 1% des Eigenkapitals von Kleinst-GmbHs, aber mehr als die Hälfte des Eigenkapitals von GmbHs mit einer Bilanzsumme von über 43 Mio EUR hielten. Ähnlich verhielt es sich beim Auslandsanteil, der bei den Großunternehmen mit 23% mehr als zehn Mal so hoch war wie bei den Kleinstunternehmen (2%).

Grafik 5 enthält zwei Balkendiagramme und hat den Titel „Gesellschafterstruktur nach Bilanzsumme der GmbHs“. Das linke Diagramm hat den Titel „Anteile an der Anzahl der Beteiligungen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 100%, die y-Achse enthält die Größenklassen „Bis 2 Millionen Euro“, „2 bis 10 Millionen Euro“, „10 bis 43 Millionen Euro“ „Über 43 Millionen Euro“ und Summe. Die einzelnen Balken enthalten für die einzelnen Größenklassen jeweils Werte für „Haushaltssektor“, “Beteiligungsvehikel“, „sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. In allen Größenklassen weist der Haushaltssektor die höchsten Werte auf. Das rechte Diagramm hat den Titel „Anteile am Beteiligungsvolumen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 100%, die y-Achse enthält die Größenklassen „Bis 2 Millionen Euro“, „2 bis 10 Millionen Euro“, „10 bis 43 Millionen Euro“, „Über 43 Millionen Euro“ und Summe. Die einzelnen Balken enthalten für die einzelnen Größenklassen jeweils Werte für „Haushaltssektor“, „Beteiligungsvehikel“, „sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. Die Werte für den Haushaltssektor steigen von 8% für die Größenklasse „Über 43 Millionen Euro“ bis auf 89% für die Größenklasse „Bis 2 Millionen Euro“. Die Werte für Beteiligungsvehikel sinken von 52% für die Größenklasse „Über 43 Millionen Euro“ bis auf 1% für die Größenklasse „Bis 2 Millionen Euro“. Die Werte für das Ausland sinken von 23% für die Größenklasse „Über 43 Millionen Euro“ bis auf 2% für die Größenklasse „Bis 2 Millionen Euro“ Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

Deutlich geringere Unterschiede hinsichtlich der Gesellschafterstruktur bestanden in Bezug auf das Alter der GmbHs. Der Auslandsanteil nimmt mit zunehmendem Alter tendenziell ab – für unter 20 Jahre alte GmbHs lag er im Durchschnitt bei 23%, für ältere bei 16%. Im Gegenzug ist der Anteil des Staates und der inländischen Beteiligungsvehikel (inkl. Privatstiftungen) bei älteren GmbHs höher. Die durchschnittliche Größe einer Beteiligung an einer GmbH hat im ­ersten Vierteljahrhundert ihres Bestehens einen positiven Zusammenhang mit ihrem Alter. Ein Faktor hierfür dürfte der Umstand sein, dass der Anteil des im Unternehmen intern (via thesaurierte Gewinne) generierten Eigenkapitals mit der Dauer des ­Bestehens des Unternehmens üblicherweise ansteigt. Gemessen am Eigenkapital ist eine durchschnittliche Beteiligung an einer 25-jährigen GmbH 88 mehr als vier Mal so groß wie an einer 5-jährigen, aber nahezu gleich groß wie eine Beteiligung an einer 45-jährigen GmbH (Grafik 6). Mögliche Gründe für dieses Abflachen des Zusammenhangs zwischen Beteiligungsvolumen und Alter könnten sein, dass in bereits länger bestehenden Unternehmen vermehrt Gewinne ausgeschüttet werden anstatt sie im Unternehmen zu belassen, oder auf Grund von Abnützungen ­verstärkt Investitionen in das Anlagevermögen getätigt werden müssen. Die rechte Seite von Grafik 6 gliedert die Beteiligungsverhältnisse nach Inland und Ausland anhand der Medianwerte. Sie zeigt, dass bei Beteiligungsanteilen, die von einem inländischen Gesellschafter gehalten werden, dieser Zusammenhang bis zu einem Unternehmensalter von etwa 20 Jahren sogar etwas ausgeprägter ist, während bei GmbH-Anteilen im Auslandsbesitz dieser Zusammenhang zunächst weniger stark ausgeprägt, für Unternehmen mit einem Alter zwischen 18 und 25 Jahre hingegen deutlich stärker ist. Die markanten Unterschiede zwischen Durchschnitt und ­Median bringen die Schiefe der Verteilung der Beteiligungsverhältnisse zum Ausdruck, die daraus resultieren, dass es sehr viele kleine GmbHs bzw. Beteiligungsverhältnisse und einen hohen Anteil von GmbHs mit negativem Eigenkapital gibt.

Grafik 6 hat den Titel „Beteiligungsvolumen und Alter einer GmbH“ und enthält zwei Diagramme. Das linke Diagramm ist ein Säulendiagramm und hat den Titel „Durchschnittliches Beteiligungsvolumen“. Die y-Achse reicht von 0 bis 3 Millionen Euro, die x-Achse zeigt das Alter in Jahren (5-Jahresdurchschnitte), gruppiert in „2 bis 5 Jahre“ und dann in acht Fünferschritten bis 45 Jahre. Die Werte steigen von rund 700 für „2 bis 5 Jahre“ auf rund 2.650 für die Klasse „21 bis 25 Jahre“ und liegen in den folgenden Gruppen zwischen 2.000 und 2.500. Das rechte Diagramm hat den Titel „Median Beteiligungsvolumen“ und ist ein Liniendiagramm. Die y-Achse reicht von 0 bis 200.000 Euro, die x-Achse zeigt das Alter in Jahren von 2 bis 30 Jahren. Die Linien zeigen ausländische Beteiligungen und inländische Beteiligungen. Die Linie für ausländische Beteiligungen steigt mit einigen Schwankungen bis 23 Jahre bis 189 Tausend Euro und fällt danach wieder. Die Linie für inländische Beteiligungen steigt bis 16 Jahre auf 118 Tausend Euro und verläuft danach relativ flach. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

In Bezug auf die Eigenkapitalquote der GmbHs waren keine sehr großen ­Divergenzen in der Struktur der Beteiligungsverhältnisse zu beobachten (Grafik 7). In rund 17% aller Beteiligungsverhältnisse war die Eigenkapitalquote negativ, in weiteren knapp 7% lag sie zwischen 0% und 8%, sodass in rund 24% der Beteiligungsverhältnisse die Eigenkapitalquote unter dem 8%-Kriterium des URG lag, ab dem Reorganisationsbedarf besteht (siehe Fußnote 13). In je rund einem weiteren Viertel lag sie zwischen 8% und 35%, 35% und 70% bzw. über 70%. 89

Gemessen an der Anzahl der Beteiligungsverhältnisse wies die Gesellschafterstruktur nur geringe Unterschiede nach Eigenkapitalquoten auf. Ausländische ­Gesellschafter hielten in etwas höherem Ausmaß gering kapitalisierte GmbHs. ­Private Haushalte hatten einen etwas geringeren Anteil. Gemessen am Beteiligungsvolumen wiesen die privaten Haushalte allerdings merklich höhere Anteile an GmbHs mit niedrigen Eigenkapitalquoten (kleiner als 8%), während die Beteiligungsvehikel höhere Anteile bei GmbHs mit höheren Eigenkapitalquoten auf­wiesen.

Grafik 7 hat den Titel „Gesellschafterstruktur nach Eigenkapitalquote der GmbHs“ und zeigt zwei Balkendiagramme. Das linke Diagramm hat den Titel „Anteile an der Anzahl der Beteiligungen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 100%, die y-Achse enthält vier Gruppierungen der Eigenkapitalquote, nämlich „Kleiner als 8%“, „8 bis 35%“, „35 bis 70%“, „Über 70%“ und die „Summe“. Die einzelnen Balken enthalten für die einzelnen Klassen jeweils Werte für „Haushaltssektor“, „Beteiligungsvehikel“, „sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. In allen Klassen weist der Haushaltssektor die höchsten Werte auf. Das rechte Diagramm hat den Titel „Anteile am Beteiligungsvolumen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 100%, die y-Achse enthält vier Gruppierungen der Eigenkapitalquote, nämlich „Kleiner als 8%“, „8 bis 35%“, „35 bis 70%“, „Über 70%“ und die „Summe“. Die einzelnen Balken enthalten für die einzelnen Klassen jeweils Werte für „Haushaltssektor“, „Beteiligungsvehikel“, „sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. In allen Klassen weisen die Beteiligungsvehikel die höchsten Werte auf. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

Zuletzt werden noch die 100 größten Beteiligungsverhältnisse den Beteiligungen insgesamt gegenübergestellt. 49 der 100 größten Beteiligungen an österreichischen GmbHs wurden im Jahr 2020 von inländischen privaten Haushalten gehalten ­(Grafik 8). Damit war ihr Anteil zwar um 25 Prozentpunkte niedriger als an den Beteiligungsverhältnissen insgesamt, bei Betrachtung des Beteiligungsvolumens war der Anteil im Segment der 100 größten Beteiligungsverhältnisse aber mit 42% mehr als doppelt so hoch wie an allen Beteiligungsverhältnissen. Das entsprach 15% des gesamten Eigenkapitals der GmbHs. Bei Beteiligungsvehikeln war hingegen der Anteil an der Anzahl der Beteiligungsverhältnisse deutlich höher und an den Volumina geringer als im Gesamtaggregat. Bei ausländischen Gesellschaftern war nur eine geringe Differenz zwischen den größten 100 und der Gesamtheit der Beteiligungsverhältnisse zu registrieren.

Grafik 8 enthält zwei Balkendiagramme und hat den Titel „Gesellschafterstruktur der GmbHs“. Das linke Diagramm hat den Titel „Nach der Anzahl der Beteiligungen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 80%, die y-Achse enthält vier Gruppierungen, nämlich „Private Haushalte“, „Beteiligungsvehikel inkl. Privatstiftungen“, „Sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. Für jede Gruppierung enthält das Diagramm zwei Balken, „Alle“ und „Top 100“. Für beide ist der Wert der privaten Haushalte deutlich höher als für andere Gruppierungen. Das rechte Diagramm hat den Titel „Nach dem Beteiligungsvolumen“. Die x-Achse reicht von 0 bis 50%, die y-Achse enthält vier Gruppierungen, nämlich „Private Haushalte“, „Beteiligungsvehikel inkl. Privatstiftungen“, „Sonstige inländische Gesellschafter“ und „Ausland“. Für jede Gruppierung enthält das Diagramm zwei Balken, „Alle“ und „Top 100“. Für „Alle“ ist der Wert der „Beteiligungsvehikel inkl. Privatstiftungen“ mit 44% der höchste, für „Top 100“ der Wert für „Private Haushalte“ mit 42%. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen.

4 Die Struktur der Kontrollverhältnisse bei österreichischen GmbHs

Beteiligungen können anhand des anteilsmäßig eingezahlten Nominalkapitals in unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden. Wie in Tabelle 1 ersichtlich, sind mehr als die Hälfte der hier betrachteten enthaltenen GmbHs unter der Kontrolle eines Gesellschafters (Alleineigentum). Ein weiteres Viertel der Unternehmen hat zwar mehrere Gesellschafter, aber mit einem Mehrheitseigentümer. Rund zehn Prozent sind in gleichwertige Partnerschaften aufgeteilt. Wenn man die Beteiligungen einzeln zählt, zeigt sich allerdings ein leicht verändertes Bild, da nur jede dritte Beteiligung einem Alleineigentümer zuzurechnen ist. Der Großteil (32%) aller Beteiligungen enthält einen Mehrheitseigentümer mit einem oder mehreren Minderheitseigentümern. Partnerschaften machen, ähnlich wie aus der GmbH-Perspektive, rund zehn Prozent aller Beteiligungen aus. Ebenfalls in der ­Tabelle ausgewiesen sind jene Beteiligungsverhältnisse, die aufgrund mangelnder oder fehlerhafter Informationen keiner Gruppe zugeteilt werden können. Der Anteil dieser Gruppe liegt aber sowohl aus Unternehmens- als auch Gesellschaftersicht bei unter einem Prozent.

Tabelle 1: Anzahl von GmbHs und Beteiligungen nach ­Kontrollverhältnis  
GmbHs Beteiligungs-
verhältnisse
Alleineigentum 71.363 71.363
Mehrheitsbeteiligungen inkl.
Minderheitsbeteiligungen
31.230 76.030
Nur Minderheitsbeteiligungen 13.743 64.990
Partnerschaften (50/50) 12.784 25.568
Zuordnung nicht möglich 863 1.838
Gesamt 129.983 239.789
Quelle: OeNB.

Im weiteren Verlauf dieses Abschnitts wird ausschließlich auf Mehrheitseigentümer (Anteil am Nominalkapital ist höher als 50%) eingegangen, da der Großteil der hier analysierten GmbHs dieses Kontrollverhältnis aufweist.

Die knapp 240.000 Beteiligungsverhältnisse an österreichischen GmbHs sind zu 43% 90 Mehrheitsbeteiligungen. Bei den Branchen Energieversorgung (Abschnitt D) sowie Verkehr (Abschnitt H) ist nur ca. eine von vier Beteiligungen eine Mehrheitsbeteiligung. Auf der anderen Seite weist die Baubranche (Abschnitt F) mit 49% sowie der Handel (Abschnitt G) mit 48% einen größeren Anteil von Mehrheitseigentümern in ihrer Gesellschafterstruktur auf.

Eine Gliederung in Beteiligungen durch inländische sowie ausländische Gesellschafter zeigt, dass in Summe die Mehrheitsbeteiligungen auf gleichem Niveau ­liegen (Inland 42%; Ausland 43%). Obwohl der Anteil der Mehrheitsbeteiligungen ähnlich ist, unterscheidet sich die Anzahl der Beteiligungen eklatant. Auf jede ­ausländische Mehrheitsbeteiligung kommen neun inländische. Wie in Grafik 9 ­ersichtlich, weisen besonders die Bauwirtschaft (Abschnitt F), die Branche Verkehr (Abschnitt H) sowie die Gastronomie (Abschnitt I) tendenziell einen höheren ­Anteil inländischer Mehrheitsbeteiligungen auf. Auf der anderen Seite dominiert der Anteil ausländischer Mehrheitsbeteiligungen die Branchen Handel (Abschnitt G) sowie IKT (Abschnitt J).

Grafik 9 enthält vier Einzelgrafiken, zwei Säulendiagramme und zwei Balkendiagramme und hat den Titel „Branchen an denen Mehrheitseigentümer beteiligt sind“. Das Diagramm links oben ist ein Säulendiagramm und zeigt den prozentuellen Anteil der Mehrheitseigentümer an einzelnen Branchen. Die y-Achse enthält die Anteile in %, die x-Achse die einzelnen Branchen mit einer zusätzlichen Unterscheidung nach inländischen und ausländischen Gesellschaftern. Das Diagramm rechts oben ist ein Balkendiagramm mit der Überschrift „Anzahl der Mehrheitseigentümer“. Die y-Achse zeigt hier die unterschiedlichen Branchen, die x-Achse die Anzahl der Mehrheitseigentümer. Dabei kommt auf jede ausländische Beteiligung neun inländische. Das Diagramm links unten besteht aus einem Balkendiagramm und trägt den Titel „Anteil am Eigenkapital“. Dabei zeigt die y-Achse den prozentuellen Anteil der Mehrheitsbeteiligungen. Die x-Achse hingegen beschreibt die unterschiedlichen Branchen mit einer zusätzlichen Unterscheidung nach In- und Ausland. Dabei lässt sich ableiten, dass der Großteil, das sind im Durchschnitt über 80%, des gehaltenen Eigenkapitals über Mehrheitsbeteiligungen gehalten wird. Das Diagramm rechts unten trägt den Titel „Beteiligungsvolumen“. Auf der y-Achse sind die einzelnen Branchen abgebildet, auf der x-Achse das durchschnittliche Beteiligungsvolumen mit einer zusätzlichen Unterscheidung nach In- und Ausland. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Das über Mehrheitsbeteiligungen gehaltene Eigenkapital österreichischer Unternehmen liefert weitere interessante Erkenntnisse: Fast neun von zehn Euro Eigenkapital (86%) werden über Mehrheitsbeteiligungen gehalten. Knapp die Hälfte aller Beteiligungen machen somit den Großteil des gehaltenen Eigenkapitals aus. Wie in Grafik 9 ersichtlich, halten ausländische Mehrheitsbeteiligungen ­tendenziell höhere prozentuelle Anteile des Eigenkapitals als inländische. In Summe ist allerdings zu erwähnen, dass das Eigenkapital von inländischen Mehrheitseigentümern ca. viermal so hoch ist wie jenes ihrer ausländischen Pendants.

Bei der Branche Verkehr (Abschnitt H) werden lediglich 67% des gesamten Eigenkapitals von Mehrheitsbeteiligungen abgedeckt, sodass diese somit deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Im Gegenzug dazu wird rund 90% des Eigen­kapitals österreichischer GmbHs in der IKT-Branche (Abschnitt J) von Mehrheitsbeteiligungen kontrolliert.

Während bei der Anzahl der Mehrheitsbeteiligungen noch teilweise nennenswerte Unterschiede zwischen In- und Ausland existieren, zeigt sich beim gehaltenen Eigenkapitalvolumen ein durchgängig ausländisch dominiertes Bild. Lediglich bei der Energieversorgung (Abschnitt D) sowie bei der Herstellung von Waren ­(Abschnitt C) wird anteilig mehr Eigenkapital über inländische Mehrheitsbeteiligungen gehalten. Auch hier sei zu erwähnen, dass nur jeder fünfte Euro des über Mehrheitsbeteiligungen gehaltenen Eigenkapitals von ausländischen Beteiligungen stammt.

Beteiligungsvehikel weisen keine nennenswerten Besonderheiten bei der Mehrheitsbeteiligung auf. Jede zweite Beteiligung von Beteiligungsvehikeln entspricht somit einer Mehrheitsbeteiligung.

5 Zusammenfassung

Dieser Beitrag analysiert die Eigentümerstruktur der österreichischen nichtfinanziellen Unternehmen in der Rechtsform der GmbH im Jahr 2020 anhand eines erstmals zur Verfügung stehenden Datensatzes. Dabei zeigt sich, dass drei Kategorien von Gesellschaftern den Besitz von österreichischen GmbHs dominierten. Den höchsten Anteil am Beteiligungsvolumen hatten mit einem Anteil von rund 45% sogenannte Beteiligungsvehikel, d. h. Unternehmen, deren Aufgabe es ist, sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Das geht vor allem darauf zurück, dass Beteiligungsvehikel in hohem Ausmaß großvolumige Beteiligungen halten – ihr Anteil am Eigenkapital der GmbHs ist nahezu sechsmal so groß wie ihr Anteil an der Anzahl der Beteiligungen. Die zweitgrößte Gruppe waren ausländische ­Gesellschafter mit einem Anteil von 20% am Beteiligungsvolumen. Gemessen an der Anzahl der Beteiligungen waren private Haushalte mit einem Anteil von ­nahezu drei Viertel die zahlenmäßig größte Gesellschafterkategorie. Haushalte ­halten zwar viele, aber eher kleine Beteiligungen. Ihr Anteil am Beteiligungskapital war mit knapp 20% daher weniger als halb so hoch wie jener der Beteiligungs­vehikel. In einigen Branchen ist der Kapitalanteil der Haushalte allerdings deutlich höher, vor allem die Gastronomie ist fest in der Hand der Haushalte. Das Eigenkapital der GmbHs wies einen relativ hohen Konzentrationsgrad auf. Die größten 100 Gesellschafter vereinigten 36% des Eigenkapitals auf sich. Sowohl der ­Umstand, dass der weitaus überwiegende Teil der GmbHs sehr wenige Gesellschafter umfasst, als auch der hohe Anteil an Mehrheitseigentum am Eigenkapital der GmbHs lässt vermuten, dass im Regelfall die Eigentümer stark in die Unternehmensentscheidung involviert sein dürften und die mit der Trennung von Eigentum und Kontrolle einhergehenden Agency-Probleme zumeist weniger relevant sein dürften als z. B. bei hohem Streubesitz.

Wie erwähnt, wurde die Einbeziehung aller im Firmenbuch erfassten GmbH mit einem relativ geringen Umfang an zur Verfügung stehenden Informationen aus der Bilanz gewonnen. Da mit diesem Datensatz nur direkte Beteiligungsverhältnisse an den GmbHs erfasst wurden, waren keine Aussagen darüber möglich, ob es sich bei den GmbHs bzw. den Gesellschafter um eigenständige Unternehmen oder um Teile einer Gruppe handelt. Es ließen sich daher keine Abhängigkeiten oder Verflechtungen zwischen den GmbHs bzw. zu anderen Unternehmen (mit anderer Rechtsform bzw. Sitz im Ausland) – und damit deren Letzteigentümer – ermitteln. Man kann aber davon ausgehen, dass die privaten Haushalte, die gemessen an der Anzahl – aber nicht in Bezug auf die Volumina – den größten Anteil an den Beteiligungsverhältnissen innehaben, in der Regel das letzte Glied einer Verflechtungskette bilden. Anders dürfte es sich bei Beteiligungsvehikeln, bei anderen nichtfinanziellen Unternehmen (worauf die zum Teil sehr hohe Konzentration auf Unternehmen der eigenen Branche hindeuten würde), bei ausländischen Gesellschaftern und beim Finanzsektor verhalten. Auch Aussagen betreffend die aus ­Governance-Sicht relevante Frage, ob Einzelpersonen, die Gesellschafter einer GmbH sind, gleichzeitig auch eine Management-Funktion in dem betreffenden Unternehmen ausüben (und inwieweit sich diesbezüglich Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen unterscheiden), lassen sich nicht treffen.

Gleichwohl bietet der hier vorgestellte Datensatz eine Reihe von Ansatzpunkten für weitergehende vertiefende Analysen zu spezifischen Aspekten, etwa hinsichtlich der Beziehungen zwischen den einzelnen zur Verfügung stehenden Variablen. Darüber hinaus könnten unter Einbeziehung zusätzlicher Daten hier offen gebliebene Fragen analysiert werden. Sollte es gelingen, die stillen Reserven zu quantifizieren, könnten die Konzernverflechtungen analysiert werden, um zusätzliche Erkenntnisse über den Konzentrationsgrad des unternehmerischen Vermögens zu gewinnen. Ein weiteres Thema wäre das Phänomen, dass nach den ersten 20 Jahren des Bestehens einer GmbH die Zunahme des durchschnittlichen Beteiligungs­volumen deutlich abflacht. Für einen sehr großen Teil der betrachteten GmbHs sollte es auch möglich sein, Ausschüttungen zu berechnen. Damit könnte untersucht werden, inwieweit ein geändertes Ausschüttungsverhalten ein möglicher Grund für diese Entwicklung sein könnte.

Anhang

Beteiligungsvehikel (inkl. Privatstiftungen)

Unter dem Begriff „Beteiligungsvehikel (inkl. Privatstiftungen)“ wurden im ­Rahmen dieses Beitrags jene institutionellen Sektoren zusammengefasst, deren primärer Zweck das Halten von Unternehmensanteilen darstellt. Derartige Unternehmen werden im ESVG sowohl im Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (S.11) als auch im Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften (S.12) ­erfasst. Dabei lässt sich grob zwischen Holdings (NACE 64.2), Head Offices (NACE 70.1) sowie Privatstiftungen nach dem Privatstiftungsgesetz unterschieden. Alle drei Einheitentypen können sowohl im finanziellen als auch im nichtfinanziellen Sektor klassifiziert werden. Die korrekte Zuordnung für Holdings und Head ­Offices wird anhand des Entscheidungsbaums im Handbuch zur „Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung“ getroffen. 91 Da Privatstiftungen auf Grund des Privatstiftungsgesetzes §2 in ihrem Namen „Privatstiftung“ beinhalten müssen, können sie über ihren Namen identifiziert werden. Gemeinnützige Privat­stiftungen werden dem Sektor „Private Organisationen ohne Erwerbszweck“ ­zugeordnet, der Rest in dem Finanzsektor. Die primäre Aufgabe von Holding­gesellschaften (NACE 64.2) besteht darin Beteiligungen zu halten, ohne zusätzliche Aufgaben für die Unternehmensgruppe zu tätigen. Head Offices halten ebenfalls hauptsächlich Beteiligungen, sind aber in das operative Geschäft der Unternehmens­gruppe eingebunden. Sie haben oftmals die Funktion, Finanzierungen für eine Unternehmensgruppe aufzunehmen und sie dann innerhalb eines Konzerns zu ­verteilen. Da das Halten von Beteiligungen für alle drei Unternehmenstypen ­essenziell ist, wurden diese im Rahmen dieser Analyse zusammengefasst. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass aus der Perspektive der GmbHs nur nicht finanzielle Unternehmen herangezogen werden und somit finanzielle Holdings, Head Offices und Privatstiftungen exkludiert sind. Aus der Perspektive der Gesellschafter gibt es hier keine Einschränkung.

Da die Haupttätigkeit von Holdings und Head Offices das Halten von Beteiligungen ist, wurden diese beiden Gruppen im Rahmen dieses Beitrags aus den ­jeweiligen NACE-Abschnitten, denen sie zugeordnet werden (M „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ und (K ­„Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“), herausgerechnet.

Tabelle A1: NACE-Codes der Branchen und Kurzform  
Code Langfassung Kurzform
A LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, FISCHEREI Landwirtschaft
B BERGBAU UND GEWINNUNG VON STEINEN UND ERDEN Bergbau
C HERSTELLUNG VON WAREN Herstellung von Waren
D ENERGIEVERSORGUNG Energie
E WASSERVERSORGUNG; ABWASSER- UND ABFALLENTSORGUNG
UND BESEITIGUNG VON ­UMWELTVERSCHMUTZUNGEN
Wasser
F BAU Bau
G HANDEL; INSTANDHALTUNG UND REPARATUR VON KRAFTFAHRZEUGEN Handel
H VERKEHR UND LAGEREI Verkehr
I BEHERBERGUNG UND GASTRONOMIE Gastronomie
J INFORMATION UND KOMMUNIKATION IKT
K ERBRINGUNG VON FINANZ- UND VERSICHERUNGSDIENSTLEISTUNGEN Finanzdienstleistungen
L GRUNDSTÜCKS- UND WOHNUNGSWESEN Grundstücks- und
­Wohnungswesen
M ERBRINGUNG VON FREIBERUFLICHEN, WISSENSCHAFTLICHEN UND
TECHNISCHEN ­DIENSTLEISTUNGEN
Fachspezifische
­Dienstleistungen
N ERBRINGUNG VON SONSTIGEN WIRTSCHAFTLICHEN DIENSTLEISTUNGEN Sonstige wirtschaftliche
Dienstleistungen
O ÖFFENTLICHE VERWALTUNG, VERTEIDIGUNG; SOZIALVERSICHERUNG Öffentliche Verwaltung
P ERZIEHUNG UND UNTERRICHT Unterrricht
Q GESUNDHEITS- UND SOZIALWESEN Gesundheit und Soziales
R KUNST, UNTERHALTUNG UND ERHOLUNG Kunst und Unterhaltung
S ERBRINGUNG VON SONSTIGEN DIENSTLEISTUNGEN Sonstige Dienstleistungen
A, B, E, K, O, P, Q, R, S Sonstige
64.2 Beteiligungsgesellschaften Holdings
70.1 Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben Head Offices
64.2 und 70.1 Holdings und Head Offices
Quelle: Statistik Austria.
Tabelle A2: Beteiligungsvolumina  
Gesellschafter
Haushalts­sektor Beteiligungsvehikel inkl. Privatstiftungen Sonstige inländische
­Gesellschafter
Private ­Haushalte und
private ­Organisationen
ohne ­Erwerbszweck
Beteiligungs­vehikel Privat­stiftungen Summe Nichtfinanzielle
Unternehmen ohne
Beteiligungs­vehikel
Staat
VGR Sektor 14+15 11+1260B
+1270A
1270B 11 13
NACE 70.1 (ohne 70.1)
GmbHs in Tsd EUR
Holdings und Head Offices M(B) 24.963.715 69.209.914 18.826.950 88.036.864 16.672.283 1.008.553
Herstellung von Waren C 6.640.096 29.619.039 2.831.696 32.450.734 9.334.214 122.347
Energie D 348.357 3.987.478 1.310.412 5.297.890 4.185.837 367.622
Bau F 4.554.664 3.131.861 251.827 3.383.688 1.985.379 17.354
Handel G 9.747.557 7.747.874 823.365 8.571.239 5.408.292 13.276
Verkehr H 1.632.280 1.633.946 124.468 1.758.414 1.643.753 1.457.845
Gastronomie I 3.159.289 386.603 173.478 560.081 203.111 25.601
IKT J 1.513.044 4.510.608 178.156 4.688.763 730.219 93.537
Grundstücks- u.
­Wohnungswesen
L 14.639.651 13.719.140 6.205.991 19.925.131 7.817.040 1.778.119
Fachspezifische Dienstleistungen M(A) 6.123.612 1.423.712 512.854 1.936.566 1.882.366 156.477
Sonstige wirtschaftliche
­Dienstleistungen
N 1.877.392 2.311.986 211.603 2.523.589 1.139.191 176.168
Sonstige Sonstige 2.206.811 2.654.239 533.542 3.187.781 1.247.708 534.068
Nichtfinanzielle
Unternehmen (i.e.S.)
52.442.754 71.126.485 13.157.391 84.283.876 35.577.113 4.742.414
Summe 77.406.469 140.336.399 31.984.341 172.320.740 52.249.396 5.750.967
Quelle: Eigene Berechnungen.
Fortsetzung: Tabelle A2: Beteiligungsvolumina  
Gesellschafter
Sonstige inländische ­Gesellschafter Summe Inland Ausland Summe
(Inland + Ausland)
Finanzsektor Summe
VGR Sektor 12 (ohne 1260B+
1270A+1270B)
20
NACE
GmbHs in Tsd EUR
Holdings und Head Offices M(B) 4.398.935 22.079.771 135.080.351 41.151.923 176.232.274
Herstellung von Waren C 138.412 9.594.973 48.685.803 10.953.673 59.639.477
Energie D 2.703 4.556.163 10.202.410 161.652 10.364.062
Bau F 24.231 2.026.964 9.965.316 577.598 10.542.914
Handel G 29.223 5.450.792 23.769.588 12.880.873 36.650.461
Verkehr H 35.496 3.137.095 6.527.788 485.361 7.013.149
Gastronomie I 7.982 236.694 3.956.064 199.254 4.155.318
IKT J 53.269 877.025 7.078.832 2.080.018 9.158.850
Grundstücks- u. ­Wohnungswesen L 2.129.461 11.724.620 46.289.403 5.216.376 51.505.779
Fachspezifische Dienstleistungen M(A) 207.373 2.246.216 10.306.394 2.432.033 12.738.427
Sonstige wirtschaftliche
­Dienstleistungen
N 159.506 1.474.865 5.875.846 1.203.697 7.079.543
Sonstige Sonstige 10.421 1.792.197 7.186.789 669.426 7.856.215
Nichtfinanzielle Unternehmen (i.e.S.) 2.798.078 43.117.604 179.844.234 36.859.960 216.704.194
Summe 7.197.013 65.197.375 314.924.585 78.011.883 392.936.468
Quelle: Eigene Berechnungen.
Tabelle A3: Anzahl der Beteiligungen  
Gesellschafter
Haushalts­sektor Beteiligungsvehikel inkl. Privatstiftungen Sonstige inländische
­Gesellschafter
Private ­Haushalte und
private ­Organisationen
ohne
­Erwerbszweck
Beteiligungs­vehikel Privat­stiftungen Summe Nichtfinanzielle
Unternehmen ohne
Beteiligungs­vehikel
Staat
VGR Sektor 14+15 11 + 1260B +
1270A
1270B 11 13
NACE 70.1 (ohne 70.1)
GmbHs Anzahl
Holdings und Head Offices M(B) 11.635 2.062 983 3.045 1.933 118
Herstellung von Waren C 12.361 1.552 167 1.719 1.598 28
Energie D 2.267 261 36 297 724 143
Bau F 17.645 1.624 154 1.778 3.100 66
Handel G 30.551 1.936 238 2.174 3.229 30
Verkehr H 6.785 426 50 476 1.063 211
Gastronomie I 11.275 590 84 674 1.035 48
IKT J 10.212 892 105 997 1.654 111
Grundstücks- u. ­Wohnungswesen L 22.097 3.688 1.166 4.854 6.013 352
Fachspezifische Dienstleistungen M(A) 24.383 1.309 257 1.566 3.025 274
Sonstige wirtschaftliche
­Dienstleistungen
N 5.907 23 66 89 1.667 153
Sonstige Sonstige 9.124 31 151 182 2.350 605
Nichtfinanzielle Unternehmen (i.e.S.) 152.607 12.332 2.474 14.806 25.458 2.021
Summe 164.242 14.394 3.457 17.851 27.391 2.139
Quelle: Eigene Berechnungen.
Tabelle A3: Anzahl der Beteiligungen  
Gesellschafter
Sonstige inländische ­Gesellschafter Summe Inland Ausland Summe
(Inland + Ausland)
Finanzsektor Summe
VGR Sektor 12 (ohne 1260B+
1270A+1270B)
20
NACE
GmbHs Anzahl
Holdings und Head Offices M(B) 727 2.778 17.458 2.631 20.089
Herstellung von Waren C 45 1.671 15.751 1.773 17.524
Energie D 42 909 3.473 307 3.780
Bau F 124 3.290 22.713 1.079 23.792
Handel G 100 3.359 36.084 6.291 42.375
Verkehr H 118 1.392 8.653 1.690 10.343
Gastronomie I 58 1.141 13.090 2.035 15.125
IKT J 484 2.249 13.458 1.988 15.446
Grundstücks- u. ­Wohnungswesen L 1.230 7.595 34.546 2.930 37.476
Fachspezifische Dienstleistungen M(A) 198 3.497 29.446 2.139 31.585
Sonstige wirtschaftliche
­Dienstleistungen
N 191 2.011 8.007 970 8.977
Sonstige Sonstige 114 3.069 12.375 902 13.277
Nichtfinanzielle Unternehmen (i.e.S.) 2.704 30.183 197.596 22.104 219.700
Summe 3.431 32.961 215.054 24.735 239.789
Quelle: Eigene Berechnungen.
Tabelle A4: Durchschnittlicher Betrag einer Beteiligung  
Gesellschafter
Haushalts­sektor Beteiligungsvehikel inkl. Privatstiftungen Sonstige inländische
­Gesellschafter
Private ­Haushalte und
private ­Organisationen ohne
­Erwerbszweck
Beteiligungs­vehikel Privat­stiftungen Summe Nicht­finanzielle
Unternehmen ohne
Beteiligungs­vehikel
Staat
VGR Sektor 14+15 11 + 1260B +
1270A
1270B 11 13
NACE 70.1 (ohne 70.1)
GmbHs in Tsd EUR
Holdings und Head Offices M(B) 2.146 33.564 19.153 28.912 8.625 8.547
Herstellung von Waren C 537 19.084 16.956 18.878 5.841 4.370
Energie D 154 15.278 36.400 17.838 5.782 2.571
Bau F 258 1.928 1.635 1.903 640 263
Handel G 319 4.002 3.460 3.943 1.675 443
Verkehr H 241 3.836 2.489 3.694 1.546 6.909
Gastronomie I 280 655 2.065 831 196 533
IKT J 148 5.057 1.697 4.703 441 843
Grundstücks- u.
­Wohnungswesen
L 663 3.720 5.322 4.105 1.300 5.051
Fachspezifische Dienstleistungen M(A) 251 1.088 1.996 1.237 622 571
Sonstige wirtschaftliche
­Dienstleistungen
N 318 100.521 3.206 28.355 683 1.151
Sonstige Sonstige 242 85.621 3.533 17.515 531 883
Nichtfinanzielle Unternehmen (i.e.S.) 344 5.768 5.318 5.693 1.397 2.347
Summe 471 9.750 9.252 9.653 1.908 2.689
Quelle: Eigene Berechnungen.
Fortsetzung: Tabelle A4: Durchschnittlicher Betrag einer Beteiligung  
Gesellschafter
Sonstige inländische ­Gesellschafter Summe Inland Ausland Summe
(Inland + Ausland)
Finanzsektor Summe
VGR Sektor 12 (ohne 1260B+
1270A+1270B)
20
NACE
GmbHs in Tsd EUR
Holdings und Head Offices M(B) 6.051 7.948 7.737 15.641 8.773
Herstellung von Waren C 3.076 5.742 3.091 6.178 3.403
Energie D 64 5.012 2.938 527 2.742
Bau F 195 616 439 535 443
Handel G 292 1.623 659 2.048 865
Verkehr H 301 2.254 754 287 678
Gastronomie I 138 207 302 98 275
IKT J 110 390 526 1.046 593
Grundstücks- u. ­Wohnungswesen L 1.731 1.544 1.340 1.780 1.374
Fachspezifische Dienstleistungen M(A) 1.047 642 350 1.137 403
Sonstige wirtschaftliche
­Dienstleistungen
N 835 733 734 1.241 789
Sonstige Sonstige 91 584 581 742 592
Nichtfinanzielle Unternehmen (i.e.S.) 1.035 1.429 910 1.668 986
Summe 2.098 1.978 1.464 3.154 1.639
Quelle: Eigene Berechnungen.

6 Literatur

Aruqaj, E., R. Codagnone und S. Wiesinger. 2020. Österreichische GmbHs – eine ­soziodemografische Analyse. In: Statistiken – Daten & Analysen Q4/20. OeNB. 49–64.

Beer, C. und W. Waschiczek. 2019. Equity ratios of Austrian nonfinancial corporations – ­evidence from balance sheet data. In: Monetary Policy and the Economy Q3/19. OeNB. 25–41.

Breyer, P. E. Endlich, D. Huber, D. Oswald, C. Prenner, L. Reiss, M. Schneider und W. Waschiczek. 2021. Eigenkapitalausstattung österreichischer Unternehmen – Hindernisse und Handlungsoptionen. In: Monetary Policy and the Economy Q3/21. OeNB. 1–22.

Eurostat. 2013. Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen – ESVG 2010.

OeNB. 2018. Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung (Finanzielle Sektorkonten der VGR) nach ESVG 2010. Handbuch zu Definitionen, Quellen und Berechnungsmethoden. (https://www.oenb.at/dam/jcr:509e5d0d-fbd3-4419-9aea-faca7d90e375/gfr_finanzielle-sektorkonten_handbuch-2018-06.pdf)

71 Oesterreichische Nationalbank, Referat Geldpolitik, walter.waschiczek@oenb.at; Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, stefan.wiesinger@oenb.at.

72 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit sowie aufgrund des Umstandes, dass sowohl natürliche als auch juristische Personen Beteiligungsanteile an GmbHs halten können, wird in diesem Beitrag der Begriff „Gesellschafter“ durchgehend im generischen Maskulinum verwendet. Ähnliches gilt in weiterer Folge für die Begriffe „Eigentümer“ und „Investoren“.

73 Ausgenommen sind stille Gesellschafter, die gegen eine Vermögenseinlage am Gewinn beteiligt, aber nach außen nicht als Gesellschafter erkennbar sind.

74 Prinzipiell dürfen GmbH-Gesellschafter zu jedem Zeitpunkt ihre Anteile veräußern (außer es gibt anderslautende Vereinbarungen im Gesellschaftsvertrag).

75 Aruqaj et al. (2020) analysieren soziodemografische Aspekte der Beteiligungen an österreichischen GmbHs der ­privaten Haushalte in den Jahren 2006 bis 2019.

76 Diese Datenquelle beinhaltet zusätzliche Informationen einzelne Unternehmen betreffend, wie beispielsweise den volkswirtschaftlichen Sektor.

77 Diese Daten beinhalten Unternehmen mit einem Bilanzstichtag im Jahr 2020, welcher nicht zwingend der 31.12.2020 ist.

78 In Makrostatistiken ist das ausgewiesene Eigenkapital in der Regel zu Marktwerten auszuweisen.

79 Statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft. Das Akronym NACE geht auf die französische Bezeichnung „Nomenclature statistique des activités économiques dans la Communauté européenne“ zurück. Einige Branchen, die sehr geringe Eigenkapitalvolumina aufwiesen, wurden zur Gruppe „sonstige“ zusammen­gefasst. Konkret waren dies die NACE-Abteilungen A, B, E, K, O, P, Q, R, S sowie jene GmbHs, für die keine Angabe betreffend die Branchenzugehörigkeit vorliegt und auf die jeweils weniger als 1% des Eigen­kapitals (in Summe 2%) entfielen. Eine Erläuterung der NACE-Abteilungen ist im Anhang zu finden.

80 Statistisch gesehen handelt sich hierbei um alle Einheiten aus dem Sektor S.12 (finanzielle Kapitalgesellschaften) mit Ausnahme jener Sektoren, die für unsere Zwecke den Beteiligungsvehikeln inkl. Privatstiftungen zugerechnet wurden (firmeneigene Finanzinstitute, finanzielle Head Offices und Privatstiftungen).

81 Dazu zählen insbesondere der institutionelle Sektor „Sonstige Finanzinstitute (ohne Versicherungsgesellschaften und Altersvorsorgeeinrichtungen)“ sowie Sparkassenstiftungen und konzerninterne Finanzierungseinrichtungen.

82 Eine Privatperson wird im Rahmen der Statistik dem Ausland zugeordnet, sobald sie ihren Wohnsitz länger als ein Jahr im Ausland hat.

83 §22 (1) URG beschreibt die insolvenzrechtliche Haftung von Gesellschaftern, die zwei Jahre vor der tatsächlichen Insolvenz eine Eigenkapitalquote unter 8% sowie eine fiktive Schuldentilgungsdauer von 15 Jahre vorwiesen, aber kein Reorganisationsverfahren einleiteten.

84 Der Rest entfiel auf private Organisationen ohne Erwerbszweck.

85 Da – wie weiter oben ausgeführt – das Eigenkapital einer GmbH nicht nur positiv, sondern auch negativ sein kann, handelt es sich bei diesem Betrag um die Summe aller positiven und negativen Werte für Eigenkapital.

86 Lediglich bei GmbHs aus der Sachgütererzeugung (Abschnitt C) und aus der Energiewirtschaft (Abschnitt D) lag das durchschnittliche Beteiligungsvolumen mit 3,4 Mio EUR bzw. 2,7 Mio EUR deutlich darüber.

87 Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der ­kleinen und mittleren Unternehmen (Amtsblatt der EU L 124/36 vom 20.05.2003). Aus den weiter oben diskutierten Gründen stehen die Daten für die weiteren dafür erforderlichen Kriterien (Beschäftigtenzahl und Umsatz) nicht zur Verfügung.

88 Um die Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren auszugleichen, werden hier 5-Jahresdurchschnitte verwendet.

89 Da die Eigenkapitalvolumina bei GmbHs mit hohen Eigenkapitalquoten naturgemäß höher sind, war der Anteil der Beteiligungen mit höheren Eigenkapitalquoten an den Beteiligungsvolumina deutlich höher und betrug 65%.

90 Damit ist die Relation aller Alleineigentümer (71.363) sowie aller Mehrheitseigentümer (31.230) zur Summe ­aller Beteiligungsverhältnisse (239.789) gemeint.

91 OeNB, 2018, S. 31.

DATEN

Redaktionsschluss: 7. November 2022

Die jeweils aktuellsten Daten sowie weitere Indikatoren können auf der OeNB-Website www.oenb.at abgerufen werden:

Statistische Daten: www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen.html

Benutzerdefinierte Abfrage: www.oenb.at/isaweb/dyna1.do?lang=DE&go=initHierarchie

Webservice: www.oenb.at/Statistik/Benutzerdefinierte-Tabellen/webservice.html

Veröffentlichungskalender: www.oenb.at/isaweb//releasehierarchie.do?lang=DE

Tabelle 1: Österreichischer Beitrag1 zu den Euro-Geldmengen M3  
Periodenendstand 2019 2020 2021 Apr. 22 Mai 22 Juni 22 Juli 22 Aug. 22 Sep. 22
in Mio EUR
M3 (M2 + 1. + 2. + 3.) 367.733 402.894 422.446 431.317 423.755 424.444 430.612 432.519 437.927
1. Einlagen aus Repo-Geschäften2 x x x x x x x x x
2. Begebene Geldmarktfondsanteile3 x x x x x x x x x
3. Begebene Schuldverschreibungen
von bis zu 2 Jahren3
2.107 3.223 3.672 3.223 3.242 2.649 2.265 2.786 3.684
M2 (M1 + 4. + 5.) 365.565 399.695 418.743 427.578 420.184 421.708 428.111 429.505 434.277
4. Einlagen mit Bindungsfrist von bis zu 2 Jahren 92.691 90.407 85.203 86.200 85.347 86.472 87.499 87.809 89.221
5. Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten 3.760 4.012 2.641 2.277 2.266 2.224 2.274 2.181 2.301
M1 (6.) 269.114 305.276 330.898 339.101 332.571 333.012 338.338 339.515 342.756
6. Täglich fällige Einlagen 269.114 305.276 330.898 339.101 332.571 333.012 338.338 339.515 342.756
Längerfristige finanzielle Verbindlichkeiten
Einlagen mit Bindungsfrist von über 2 Jahren
von Nicht-MFIs im Euroraum
43.489 41.564 39.751 38.159 37.647 37.554 37.410 36.930 36.779
Einlagen mit Kündigungsfrist von über 3 Monaten
von Nicht-MFIs (ohne Zentralstaaten) im Euroraum
295 325 475 377 357 359 361 361 323
Begebene Schuldverschreibungen von über 2 Jahren3 98.079 97.916 98.315 101.083 103.925 104.807 104.736 107.367 110.137
Kapital und Rücklagen4 85.197 88.057 93.085 94.189 93.156 94.197 95.086 94.437 92.874
Forderungen5 an Nicht-MFIs im Euroraum
Öffentliche Haushalte 118.269 147.136 166.423 165.769 164.892 163.881 167.415 162.121 155.872
Sonstige Nicht-MFIs 444.751 456.180 485.815 491.806 494.387 497.771 502.150 504.108 505.723
Buchkredite 391.951 407.226 437.335 444.852 447.629 451.785 455.392 457.966 460.680
Nettoforderungen gegenüber
Ansässigen außerhalb des Euroraums
60.235 61.098 54.676 52.515 55.647 55.152 53.309 58.566 58.854
Quelle: OeNB.
1 Ohne Bargeldumlauf.
2 Exklusive Repo-Geschäfte mit Clearinghäusern.
3 Positionen sind um entsprechende Forderungen an im Euroraum ansässige Monetäre Finanzinstitute (MFIs) konsolidiert.
4 Die Position „Kapital und Rücklagen“ ist um Aktien und sonstige Anteilsrechte an im Euroraum ansässigen MFIs konsolidiert.
5 Forderungen beinhalten Kredite, gehaltene Schuldverschreibungen, Aktien und sonstige Anteilsrechte und Investmentfondsanteile.
Tabelle 2: Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums  
Periodenendstand 2019 2020 2021 Apr. 22 Mai 22 Juni 22 Juli 22 Aug. 22 Sep. 22
in Mio EUR
Kredite in Österreich
Nichtfinanzielle Unternehmen 162.890 169.765 184.548 189.042 190.045 192.655 195.700 198.388 199.378
Private Haushalte 168.823 174.502 184.181 186.339 187.606 189.268 189.942 190.479 191.049
Kredite für Konsumzwecke 17.954 16.712 16.717 16.605 16.866 17.256 17.379 17.465 17.335
Kredite für Wohnbau 117.183 121.195 130.058 131.745 132.528 133.640 134.380 134.693 135.365
Sonstige Kredite 33.685 36.595 37.406 37.989 38.211 38.372 38.183 38.322 38.349
Öffentliche Haushalte 23.568 24.718 25.419 25.791 25.200 24.105 23.667 23.943 23.844
Versicherungen und Pensionskassen 13 47 49 56 66 88 50 50 71
Sonstige Finanzintermediäre1 16.485 16.329 16.610 16.745 16.519 16.655 16.022 16.096 16.064
Kredite in der sonstigen Währungsunion
Nichtfinanzielle Unternehmen 28.227 28.005 30.072 28.738 28.608 28.172 28.640 28.779 29.722
Private Haushalte 4.692 6.314 8.046 8.333 9.099 9.225 9.286 8.690 8.740
Kredite für Konsumzwecke 266 226 210 204 887 873 855 202 208
Kredite für Wohnbau 2.624 4.334 6.098 6.421 6.514 6.620 6.725 6.774 6.821
Sonstige Kredite 1.801 1.753 1.738 1.708 1.698 1.733 1.706 1.713 1.711
Öffentliche Haushalte 228 139 330 341 340 339 339 340 334
Versicherungen und Pensionskassen x x x x x x x x x
Sonstige Finanzintermediäre1 10.785 12.186 13.754 15.526 15.614 15.649 15.681 15.413 15.586
Kredite außerhalb des Euroraums
Banken 37.726 29.350 25.282 39.731 40.412 35.760 40.083 45.701 37.701
Nichtbanken 45.307 42.263 42.301 43.093 43.925 44.040 44.257 45.600 46.506
Quelle: OeNB.
1 Der Begriff „sonstige Finanzintermediäre“ subsumiert alle Einheiten der ESVG-Sektoren 125 bis 127; hierunter fallen unter anderem
Holdinggesellschaften, Finanzierungsleasing­gesellschaften sowie Stiftungen.
Tabelle 3: Kundenzinssätze1 – Neugeschäft  
2019 2020 2021 Apr. 22 Mai 22 Juni 22 Juli 22 Aug. 22 Sep. 22
in %
Einlagenzinssätze2
von privaten Haushalten mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,18 0,14 0,11 0,1 0,08 0,12 0,23 0,37 0,8
1 bis 2 Jahre 0,4 0,25 0,18 0,13 0,22 0,33 0,44 0,5 0,63
über 2 Jahre 0,53 0,45 0,45 0,66 0,68 0,83 0,72 0,98 1,13
von nichtfinanziellen Unternehmen mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0 –0,12 –0,36 –0,22 –0,31 –0,14 0,11 0,26 1
Kreditzinssätze2
an private Haushalte
für Konsum 5,08 5,22 5,63 5,77 5,96 6,01 6,31 6,40 6,43
Effektivzinssatz3 7,35 7,16 7,38 7,23 7,44 7,50 7,86 7,89 7,96
Wohnbau 1,63 1,34 1,20 1,36 1,50 1,64 1,76 1,93 2,03
Effektivzinssatz3 2,05 1,73 1,57 1,73 1,87 2,02 2,10 2,27 2,32
für sonstige Zwecke 1,88 1,73 1,61 1,63 1,74 1,88 1,92 2,06 2,24
freie Berufe 2,03 1,83 1,72 1,67 1,92 2,04 2,09 2,27 2,36
an nichtfinanzielle Unternehmen
Kredite bis 1 Mio EUR 1,80 1,59 1,63 1,73 1,69 1,70 1,78 1,97 2,12
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,49 1,74 1,69 1,75 1,57 1,77 1,85 2,02 2,44
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,92 1,82 1,61 1,73 1,71 1,68 1,76 1,95 2,05
Kredite über 1 Mio EUR 1,32 1,36 1,34 1,43 1,41 1,36 1,49 1,62 2,06
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,01 0,98 0,79 0,87 0,71 0,78 0,84 1,16 1,76
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,64 1,58 1,55 1,68 1,66 1,62 1,74 1,92 2,19
Quelle: OeNB.
1 Der Zinssatz ist der vereinbarte annualisierte Jahreszinssatz in Prozent pro Jahr. In diesem Zinssatz sind nur etwaige unterjährige
Zinskapitalisierungen, aber keine sonstigen Kosten ­enthalten.
2 In Euro.
3 Ohne „Private Organisationen ohne Erwerbszweck“.
Tabelle 4: Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand 2019 2020 2021 Q2 19 Q2 20 Q2 21 Q2 22
AKTIVA in Mio EUR
Kassenbestand und Guthaben bei Zentralbanken 75.246 163.796 186.146 74.901 125.139 194.914 189.971
Darlehen und Kredite 743.862 752.165 787.015 729.198 756.148 764.260 819.877
Schuldverschreibungen 130.068 133.908 137.988 132.455 141.829 139.095 144.554
Eigenkapitalinstrumente 6.789 8.803 8.709 6.329 6.440 8.439 9.220
Derivate inklusive für Sicherungsmaßnahmen
mit positivem Marktwert
21.006 22.811 18.258 22.477 24.082 18.229 20.813
Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und
assoziierten Unternehmen, die nicht voll- oder
quotenkonsolidiert werden
21.639 21.234 22.840 21.159 20.506 21.498 22.480
Materielle Vermögenswerte 12.292 11.587 23.669 12.091 11.759 10.905 10.773
Immaterielle Vermögenswerte 2.957 2.968 3.165 2.989 2.874 2.962 3.059
Steueransprüche und sonstige Vermögenswerte 18.423 19.155 8.803 17.365 18.237 8.326 10.618
Summe Aktiva/Passiva 1.032.283 1.136.427 1.196.594 1.018.964 1.107.015 1.168.625 1.231.364
PASSIVA
Einlagen von Zentralbanken 20.906 73.834 96.059 21.924 66.260 95.482 98.839
Einlagen von Kreditinstituten 101.249 102.410 106.308 111.500 107.413 109.969 117.085
Einlagen von Nichtbanken 615.430 655.729 686.238 595.036 630.692 671.022 708.959
Begebene Schuldverschreibungen 150.394 152.876 152.233 146.307 152.785 149.653 151.946
Derivate inkl. für Sicherungsmaßnahmen
mit negativem ­Marktwert
14.364 16.745 12.545 15.590 17.037 12.296 17.558
Lieferverpflichtungen eines Leerverkäufers 729 1.023 1.035 688 816 1.198 1.143
Auf Anforderung rückzahlbares Aktienkapital2 0 0 0 0 0 0 0
Als zur Veräußerung gehalten eingestufte, den
­Veräußerungsgruppen zugeordnete Verbindlichkeiten2
554 236 11.571 518 435 1 4
Steuerschulden und sonstige finanzielle und
nichtfinanzielle
Verbindlichkeiten
23.437 24.743 15.385 25.327 26.711 17.387 20.208
Rückstellungen 13.072 12.954 13.773 12.701 12.925 12.508 11.408
Eigenkapital und Minderheitenanteile 92.148 95.878 101.447 89.373 91.941 99.109 104.214
davon: Kumuliertes sonstiges Ergebnis2 –7.040 –8.488 –8.602 –6.885 –7.854 –8.463 –7.515
davon: Minderheitenanteile 6.312 6.486 7.137 6.530 6.307 6.817 7.159
Summe Aktiva/Passiva 1.032.283 1.136.427 1.196.594 1.018.964 1.107.015 1.168.625 1.231.364
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 20. September 2022. Ab Berichtstermin März 2021 sind Unternehmen, die bloß nach BWG (aber nicht nach CRR)
Kreditinstitute sind (u. a. Kapitalanlage­gesellschaften, Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften und Betriebliche Vorsorgekassen) nicht mehr
enthalten. BWG = Bankwesengesetz; CRR = Capital Requirements Regulation/­Kapitaladäquanzverordnung.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter
Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund ­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können
im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition
einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen kommen.
2 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
Tabelle 5: Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand Q2 21 Q3 21 Q4 21 Q1 22 Q2 22
in Mio EUR
Eigenmittel 96.399 96.080 99.223 96.851 101.018
Kernkapital (T1) 85.223 85.172 88.030 86.520 90.652
Hartes Kernkapital (CET1) 80.277 80.275 82.527 81.019 85.125
Zusätzliches Kernkapital 4.946 4.898 5.503 5.501 5.527
Ergänzungskapital (T2) 11.176 10.908 11.194 10.331 10.366
Gesamtrisikobetrag 498.516 509.657 514.690 533.383 538.988
Risikogewichtete Positionsbeträge für das
Kredit-, das Gegenparteiausfall- und das
Verwässerungsrisiko sowie Vorleistungen
436.963 444.077 449.376 461.716 469.415
Risikopositionsbetrag für Abwicklungs- und
Lieferrisiken
2 0 7 30 197
Gesamtrisikobetrag für Positions-,
Fremdwährungs- und Warenpositionsrisiken
12.113 11.091 9.921 13.752 13.505
Gesamtrisikobetrag für operationelle Risiken 44.416 45.244 47.082 49.045 48.445
Zusätzlicher Risikopositionsbeitrag aufgrund
fixer Gemeinkosten2
0 0 0 0 0
Gesamtrisikobetrag aufgrund Anpassung
der Kreditbewertung
1.470 1.421 1.500 1.487 1.671
Gesamtrisikobetrag in Bezug auf Großkredite
im Handelsbuch
0 0 0 0 0
Sonstige Risikopositionsbeträge 3.552 7.824 6.805 7.352 5.753
in %
Harte Kernkapitalquote (CET1) 16,10 15,75 16,03 15,19 15,79
Kernkapitalquote (T1) 17,10 16,71 17,10 16,22 16,82
Gesamtkapitalquote 19,34 18,85 19,28 18,16 18,74
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 20. September 2022.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten
Einzelkreditinstituten unter Berück­sichtigung von Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
2 Risikopositionsbeträge von regulatorisch konsolidierten Wertpapierfirmen.
Tabelle 6: Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und ­Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand Q2 21 Q2 22
in Mio EUR
Zinsergebnis, netto 7.814 8.725
davon: Zinsen und ähnliche Erträge 10.937 13.177
davon: (Zinsen und ähnliche Aufwendungen) 3.124 4.452
(Auf Anforderung rückzahlbare Aufwendungen für Aktienkapital)2
0 0
Dividendenerträge 235 271
Provisionsergebnis, netto 3.858 4.703
davon: Provisionserträge 4.997 5.966
davon: (Provisionsaufwand) 1.139 1.263
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung von nicht erfolgswirksam
zum beizulegenden Zeitwert ­bewerteten finanziellen Vermögenswerten
und Verbindlichkeiten, netto
61 –54
Gewinne oder (–) Verluste aus Ausbuchungen von Anteilen an Tochter-,
Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen
–2 –18
Gewinne oder (–) Verluste aus zu Handelszwecken gehaltenen finanziellen
Vermögenswerten und ­Verbindlichkeiten, netto
–362 –279
Gewinne oder (–) Verluste aus nicht zum Handelsbestand gehörenden
finanziellen Vermögenswerten, die erfolgswirksam zum beizulegenden
Zeitwert zu bewerten sind, netto2
37 –338
Sonstige Bewertungsergebnisse nach IFRS und nGAAP FINREP 668 867
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung nichtfinanzieller
Vermögenswerte, netto
16 22
Sonstige betriebliche Erträge 1.836 1.751
(Sonstige betriebliche Aufwendungen) 1.379 1.319
Betriebserträge, netto 12.783 14.332
(Verwaltungsaufwendungen) 6.644 7.036
davon: (Personalaufwendungen) 4.182 4.279
davon: (Sachaufwendungen) 2.462 2.757
(Barbeiträge zu Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssystemen)3 560 729
(Abschreibungen) 685 688
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nichtfinanziellen
Vermögenswerten)
3 –13
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei Beteiligungen an
Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen)
–39 1.779
Betriebsergebnis 4.929 4.113
(Zahlungsverpflichtungen gegenüber Abwicklungsfonds und
Einlagensicherungssystemen)3
112 35
(Rückstellungen oder (–) Wertaufholung für Kreditrisiko) 23 7
(Sonstige Rückstellungen) 97 60
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung für mit Anschaffungskosten
bewerteten Darlehen, Kredite und Schuldtitel)
306 629
(Sonstige Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht erfolgswirksam
zum beizulegenden Zeitwert und nicht zu fortgeführten Anschaffungskosten
bewerteten finanziellen Vermögenswerten)
–16 12
Erfolgswirksam erfasster negativer Geschäfts- oder Firmenwert 0 0
Anteil des Gewinns oder (–) Verlusts aus Beteiligungen an Tochter-,
Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen, die nicht voll- oder
quotenkonsolidiert sind
570 848
Gewinn oder (–) Verlust aus als zur Veräußerung gehalten eingestuften
langfristigen Vermögenswerten und Veräußerungsgruppen, die nicht die
Voraussetzungen für eine Einstufung als aufgegebene Geschäftsbereiche erfüllen2
–5 9
Änderungsgewinne oder -verluste (–), netto für IFRS2 –18 –13
Periodenergebnis vor Steuern und Minderheitenanteilen 4.952 4.214
(Ertragssteuern) 906 1.008
Periodenergebnis nach Steuern und vor Minderheitenanteilen 4.047 3.206
Außerordentlicher Gewinn oder (–) Verlust nach Steuern für UGB-/BWG-Melder 11 373
Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen nach Steuern2 1 454
(Den Minderheitenanteilen zurechenbar) 312 191
Periodenergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen 3.746 3.841
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Werte für das gesamte bisherige Geschäftsjahr in Mio EUR – Abzugsposten sind in Klammern dargestellt.
Datenstand: 20. September 2022. Ab Berichtstermin März 2021 sind Unternehmen, die bloß nach BWG
(aber nicht nach CRR) Kreditinstitute sind (u. a. Kapitalanlagegesellschaften,
Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften und Betriebliche Vorsorgekassen) nicht mehr enthalten.
BWG = Bankwesengesetz; CRR = Capital Requirements Regulation/Kapitaladäquanzverordnung.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten
Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund ­regulatorischer Konsolidierung.
Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen
vor dem 1. Quartal 2018 anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die
angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen kommen.
2 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards)
bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
3 In dieser Position sind nur Daten von Kreditinstitutsgruppen bzw. Einzelkreditinstituten, die gemäß Artikel 9
der Durchführungsverordnung 680/2014 oder Artikel 5, 7 und 11 der EZB-VO 2015/534 (mit Ausnahme
jener nach Artikel 11 Absatz 6) melden, enthalten.
Tabelle 7: Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE1 und FinStab2  
Q4 19 Q4 20 Q4 21 Q1 22 Q2 22
GKE – Inländische Schuldner nach
ÖNACE-2008-Abschnitten
in Mio EUR
A – Land- & Forstwirtschaft; Fischerei 2.410 2.683 2.997 2.959 3.041
B – Bergbau, Gewinnung von Steinen & Erden 668 712 747 732 757
C – Herstellung von Waren 36.419 39.203 40.517 40.466 41.209
D – Energieversorgung 6.293 7.130 7.466 9.485 9.241
E – Wasserversorgung, Abwasser-/Abfallentsorgung 3.336 3.262 3.155 3.151 3.195
F – Bauwesen 22.548 24.797 26.540 27.158 27.582
G – Handel, Instandhaltung & Reparatur (Kfz) 25.115 26.420 27.578 28.005 28.821
H – Verkehr & Lagerei 11.024 11.540 11.670 11.483 11.370
I – Beherbergung & Gastronomie 12.243 13.668 14.490 14.388 14.322
J – Information & Kommunikation 2.003 2.405 2.350 2.286 2.267
K – Erbringung von Finanz- & Versicherungsdienstleistungen 258.418 344.368 363.023 361.746 364.626
L – Grundstücks- & Wohnungswesen 87.089 92.066 99.910 100.936 103.690
M – Erbringung von freiberuflichen,
wissenschaftlichen & technischen DL
36.127 37.860 41.652 42.322 45.166
N – Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen DL 10.852 11.399 12.074 11.395 12.281
O – Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 48.643 47.257 46.427 43.778 44.645
P – Erziehung & Unterricht 399 433 382 392 383
Q – Gesundheits- & Sozialwesen 4.912 5.283 5.457 5.407 5.457
R – Kunst, Unterhaltung & Erholung 1.350 1.381 1.379 1.315 1.312
S – Erbringung von sonstigen DL 2.674 3.039 3.197 3.139 3.011
T – Private Haushalte 42.605 47.982 56.358 59.372 62.108
U – Exterritoriale Organisationen & Körperschaften 7 5 5 4 4
GKE – Sonstige inländische Schuldner
(ohne ÖNACE-2008-Zuordnung)
1.759 1.702 1.594 1.566 1.553
GKE – Schuldner aus Euro-Teilnehmerländern ohne Österreich 140.198 144.859 147.305 150.869 159.425
GKE – Sonstige ausländische Schuldner 116.302 109.651 113.959 120.867 122.540
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab –
Rechtsträger3
1.724 1.629 1.681 1.808 1.827
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab –
natürliche Personen
150.396 151.192 156.516 157.853 158.805
Kreditrisikobehaftete Instrumente insgesamt 1.025.511 1.131.929 1.188.430 1.202.882 1.228.640
Quelle: OeNB.
Anmerkung: DL = Dienstleistungen. Als kreditrisikobehaftete Instrumente werden für die Zwecke der Granularen Kreditdaten-Erhebung (GKE)
folgende Instrumentarten herangezogen: Einlagen bei anderen Instituten, Umgekehrte Pensionsgeschäfte, Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen, Revolvierende Kredite, Überziehungskredite, Kreditkarten­kredite, Kreditlinien ohne Revolvierende Kredite,
Finanzierungsleasing, Andere Kredite, Schuldverschreibungen inkl. CLN, Sonstige Wertpapiere, Verbriefungstranchen, ­
Einlagentermingeschäfte, Sonstige Zusagen sowie Finanzgarantien exkl. Kreditderivate. In Abhängigkeit der Meldebestimmungen
sowie der jeweiligen Instrumentart errechnet sich für den jeweiligen Melderkreis (CRR-Kreditinstitute, CRR-Finanzinstitute)
das dargestellte Engagement gemäß GKE auf Basis der Summierung folgender Wertarten: ­Ausstehender Nominalwert,
Außerbilanzieller Wert (= Nicht-ausgenutzter, Rahmen), Buchwert, Nominale. Die „Delta-Erhebung“ zur GKE steht auf Basis
der FinStab nur für CRR-Kreditinstitute sowie Sonderbanken zur Verfügung. CLN = Credit Linked Note; CRR = Capital Requirements
Regulation/Kapitaladäquanzverordnung.
1 Die GKE hat gemäß § 75 Bankwesengesetz (BWG) die Erhebung von Kreditdaten und Kreditrisikodaten zum Inhalt und wird auf
Basis der GKE-V erhoben.
2 Verordnung der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die Erfassung von Kredit- und Länderrisiken, Restlaufzeiten und
Fremdwährungskredite sowie Finanzinformationen von ­Auslandstochterbanken – Meldeverordnung FinStab (Finanzmarktstabilität),
welche als sogenannte „Delta-Erhebung“ zur GKE erhoben wird. Auf der Schuldnerseite erfolgt lediglich eine Differenzierung in Rechtsträger
und natürliche Personen, sodass für diese Datenbasis keine Aufgliederung in ÖNACE-2008-Abschnitte möglich ist.
3 Definition im Sinne des Artikels 1(5) der AnaCredit-VO.
Tabelle 8: Sonstige Finanzintermediäre  
Periodenendstand 2019 2020 2021 Q1 21 Q2 21 Q3 21 Q4 21 Q1 22 Q2 22
Investmentfonds in Mio EUR
Bereinigtes Fondsvolumen (abzüglich der
„Fonds-in-Fonds“-Veranlagungen)
168.013 175.239 198.201 180.991 187.810 191.326 198.201 190.055 176.644
Veränderung des bereinigten ­Fondsvolumens 19.081 7.217 22.961 5.752 6.820 3.517 6.875 –8.146 –13.410
Bereinigte Nettomittelveränderung 4.349 5.570 11.909 2.794 2.800 2.961 3.355 1.911 –453
Kapitalveränderung durch ­Ausschüttungen
zum Ex-Tag
1.266 1.138 1.288 225 186 281 595 427 348
Kapitalveränderung durch
­Kurs­wertveränderungen und Erträge
15.998 2.785 12.340 3.183 4.206 837 4.115 –9.630 –12.609
Pensionskassen
Vermögensbestand 24.705 25.391 27.334 25.909 26.631 26.821 27.334 26.307 24.930
Inländische Investmentzertifikate 19.201 19.119 19.591 19.644 20.130 20.077 19.591 18.730 16.747
Ausländische Investmentzertifikate 4.306 5.051 6.498 5.165 5.349 5.655 6.498 6.413 6.846
Sonstige Vermögenswerte 1.199 1.221 1.246 1.099 1.152 1.089 1.246 1.164 1.337
Versicherungen
Summe der Aktiva 138.416 141.097 145.358 142.665 144.108 144.992 145.358 140.023 132.674
Verzinsliche Wertpapiere 54.689 54.332 50.007 52.394 51.356 51.075 50.007 46.176 41.602
begeben von Ansässigen im Inland 14.841 13.942 11.749 13.395 12.706 12.336 11.749 10.939 9.633
begeben von Ansässigen im ­
sonstigen Euroraum
26.874 28.037 26.237 26.967 26.626 26.667 26.237 24.159 21.943
begeben von Ansässigen in
der ­übrigen Welt
12.973 12.352 12.021 12.033 12.025 12.072 12.021 11.078 10.025
Aktien und sonstige Anteilsrechte 19.413 21.178 25.514 22.914 23.601 24.608 25.514 25.735 26.060
begeben von Ansässigen im Inland 13.562 13.810 17.412 15.249 15.691 16.411 17.412 17.453 18.180
begeben von Ansässigen im
­sonstigen Euroraum
1.708 1.848 2.134 1.966 2.020 2.099 2.134 2.439 2.480
begeben von Ansässigen in
der ­übrigen Welt
4.143 5.521 5.968 5.699 5.891 6.098 5.968 5.844 5.401
börsennotierte Aktien 1.226 1.120 1.370 1.234 1.371 1.434 1.370 1.251 1.222
nicht börsennotierte Aktien 13.996 15.453 18.400 16.877 17.408 18.021 18.400 18.732 18.794
sonstige Anteilsrechte 4.190 4.605 5.744 4.802 4.823 5.153 5.744 5.753 6.044
Investmentfondsanteile 37.498 37.702 40.280 38.354 39.266 39.608 40.280 37.999 34.868
Quelle: OeNB.
Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im ­zweiten Quartal 2022  
Nicht­finan­zielle
Unter­nehmen
Finanzielle
Kapital­gesell­schaften
davon Mone­­täre
Finanz­institute
davon
Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige
nicht­monetäre
Finanz­institute
davon
Versiche­rungen
davon
Pensions­kassen
Private
Haus­halte
Private Organisa­tionen
ohne Erwerbs­zweck
Übrige Welt
(gegenüber
Öster­reich)
Geldvermögen Bestände in Mio EUR
Währungsgold und
­Sonderziehungsrechte (SZR)
x 22.767 22.767 x x x x x x 7.034
Bargeld 921 15.314 15.296 0 17 1 0 26.678 0 4.370
Täglich fällige Einlagen 74.911 203.245 180.129 9.630 8.987 3.856 643 206.211 6.835 107.869
Sonstige Einlagen 24.413 245.783 231.750 775 12.898 163 197 89.981 1.294 47.830
Kurzfristige Kredite 35.839 70.346 61.270 29 6.987 2.058 2 2.858 0 33.869
Langfristige Kredite 134.947 497.757 463.245 245 28.902 5.328 37 159 0 99.927
Handelskredite 56.421 82 30 0 53 0 0 23 12 26.495
Kurzfristige verzinsliche
­Wertpapiere
33 7.830 7.311 504 5 10 0 534 0 27.587
Langfristige verzinsliche
­Wertpapiere
4.917 337.849 214.493 78.286 3.127 41.176 766 20.563 857 296.908
Börsennotierte Aktien 44.039 59.407 3.507 39.241 15.390 1.269 0 34.023 1.151 47.784
Nicht börsennotierte Aktien 47.839 70.119 24.356 227 35.077 10.409 51 9.536 65 17.925
Investmentzertifikate 18.631 161.096 13.566 66.050 23.570 34.372 23.537 78.638 3.117 28.111
Sonstige Anteilsrechte 195.444 110.552 39.421 2.696 63.725 4.709 0 166.809 2.558 147.541
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x 66.888 x 1.648
Nicht-
Lebensversicherungs­ansprüche
3.277 3.540 0 0 0 3.540 0 4.171 0 1.295
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 45.533 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen
als Altersversicherungsleistungen
0 0 0 0 0 0 0 16.813 0 0
Übrige Forderungen inkl.
­Finanzderivate
11.015 21.319 12.808 74 6.229 1.819 388 13.228 266 6.438
Finanzvermögen in Summe
(Bestände)
652.647 1.827.006 1.289.951 197.757 204.966 108.710 25.622 782.647 16.155 902.631
Quelle: OeNB.
Fortsetzung: Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im ­zweiten Quartal 2022  
Nicht­finan­zielle
Unter­nehmen
Finanzielle
Kapital­gesell­schaften
davon
Mone­­täre
Finanz­institute
davon
Invest­ment-
fonds
davon
­sonstige nicht­monetäre
Finanz­institute
davon
Versiche­rungen
davon
Pensions­kassen
Private
Haus­halte
Private Organisa­tionen Übrige Welt
(gegenüber
Öster­reich)
Geldvermögensbildung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und
­Sonderziehungsrechte (SZR)
x 4.690 4.690 x x x x x x 4.561
Bargeld 605 2.245 2.244 0 2 0 0 282 0 432
Täglich fällige Einlagen 1.098 –28.505 –28.420 1.673 –1.800 –36 77 11.862 601 24.825
Sonstige Einlagen 2.910 18.619 16.904 –79 1.969 –189 15 –4.650 8 3.635
Kurzfristige Kredite –402 6.460 6.174 –1 160 131 –4 24 0 3.979
Langfristige Kredite 16.433 31.849 29.066 66 3.295 –575 –2 –4 0 7.150
Handelskredite 6.307 6 –4 0 10 0 0 –5 3 3.760
Kurzfristige verzinsliche
­Wertpapiere
7 2.489 2.309 176 4 0 0 88 0 4.139
Langfristige verzinsliche
­Wertpapiere
289 32.102 29.879 2.770 328 –1.023 147 –727 5 5.059
Börsennotierte Aktien 6.953 1.217 –13 849 403 –23 0 2.161 –25 1.788
Nicht börsennotierte Aktien –1.405 2.665 –818 231 3.358 –131 25 –226 0 650
Investmentzertifikate 2.753 –3.778 –787 –68 –3.110 471 –283 8.478 241 1.936
Sonstige Anteilsrechte –2.560 4.456 819 133 3.208 296 0 666 3 2.024
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x –531 x –60
Nicht-
Lebensversicherungs­ansprüche
–174 82 0 0 0 82 0 –221 0 168
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 264 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen
als Altersversicherungsleistungen
0 0 0 0 0 0 0 1.256 0 0
Übrige Forderungen inkl.
­Finanzderivate
–3.686 –688 –269 36 –922 510 –42 1.495 –13 –825
Geldvermögensbildung in
Summe (Transaktionen)
29.128 73.911 61.773 5.786 6.905 –487 –66 20.212 824 63.218
Nettogeldvermögen –321.916 7.860 36.035 –7.641 –35.577 12.021 3.022 564.709 13.681 –76.985
Finanzierungssaldo –11.734 –354 1.508 –2.718 1.306 –222 –228 11.084 949 6.774
Quelle: OeNB.
Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2022  
Nicht­finan-­zielle
Unternehmen
Finanzielle
Kapital­gesellschaften
davon
Monetäre Finanz­institute
davon
Invest­mentfonds
davon
sonstige nicht­monetäre
Finanz­institute
davon
Versicherungen
davon
Pensionskassen
Private
Haus­halte
Private Organisationen
ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt
(gegenüber
Österreich)
Verbindlichkeiten Bestände in Mio EUR
Währungsgold und
­Sonderziehungsrechte (SZR)1
x 7.034 7.034 x x x x x x 22.767
Bargeld x 44.952 44.952 x x x x x x 2.411
Täglich fällige Einlagen x 617.343 617.343 x x x x x x 25.564
Sonstige Einlagen x 324.143 324.143 x x x x x x 92.573
Kurzfristige Kredite 47.408 23.872 0 333 22.511 1.028 0 8.502 332 61.447
Langfristige Kredite 331.975 38.170 0 176 36.193 1.794 6 206.040 1.838 148.751
Handelskredite 48.153 99 3 0 96 0 0 104 12 32.895
Kurzfristige verzinsliche
­Wertpapiere
513 5.976 5.975 x 0 0 0 x x 7.009
Langfristige verzinsliche
­Wertpapiere
39.412 157.317 139.372 0 12.603 5.342 0 x x 186.983
Börsennotierte Aktien 103.585 28.211 19.512 x 3.794 4.906 x x x 80.407
Nicht börsennotierte Aktien 46.097 65.622 55.883 176 3.132 6.431 0 x x 63.203
Investmentzertifikate x 204.354 0 204.354 0 0 x x x 97.577
Sonstige Anteilsrechte 322.975 162.173 19.223 73 142.806 71 0 x 12 143.300
Lebensversicherungsansprüche x 63.321 x x 0 63.321 x x x 5.216
Nicht-
Lebensversicherungs­ansprüche
x 9.975 x x 0 9.975 x x x 2.308
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 13.783 31.635 6.478 x 0 2.564 22.593 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen
als Altersversicherungsleistungen
0 16.813 0 0 16.813 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl.
­Finanzderivate
20.662 18.135 13.997 286 2.596 1.257 0 3.291 281 7.204
Verbindlichkeiten in Summe
­(Bestände)
974.563 1.819.145 1.253.915 205.398 240.543 96.689 22.600 217.938 2.475 979.616
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Fortsetzung: Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2022  
Nicht­finan-­zielle
Unternehmen
Finanzielle
Kapital­gesellschaften
davon
Monetäre Finanz­institute
davon
Invest­mentfonds
davon
sonstige nicht­monetäre
Finanz­institute
davon
Versicherungen
davon
Pensionskassen
Private
Haus­halte
Private Organisationen
ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt
(gegenüber
Österreich)
Finanzierung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und
­Sonderziehungsrechte (SZR)1
x 4.561 4.561 x x x x x x 4.690
Bargeld x 3.330 3.330 x x x x x x 226
Täglich fällige Einlagen x 17.720 17.720 x x x x x x 984
Sonstige Einlagen x 20.757 20.757 x x x x x x 87
Kurzfristige Kredite 8.978 828 0 –136 1.031 –67 –1 412 –2 1.274
Langfristige Kredite 30.008 682 0 23 815 –155 –1 8.981 –91 14.461
Handelskredite 3.596 65 0 0 64 0 0 –102 5 5.966
Kurzfristige verzinsliche
­Wertpapiere
–16 1.250 1.251 x –1 0 0 x x 1.631
Langfristige verzinsliche
­Wertpapiere
–4.070 13.023 11.575 x 628 820 0 x x 12.774
Börsennotierte Aktien 1.661 17 0 x 17 0 0 x x 10.414
Nicht börsennotierte Aktien 352 227 438 x –91 –141 –24 x x 998
Investmentzertifikate x 8.489 0 8.489 0 0 0 x x 1.669
Sonstige Anteilsrechte 1.996 1.518 –322 3 1.866 –29 0 x 2 1.342
Lebensversicherungsansprüche x –819 0 x 0 –819 0 x x 228
Nicht-
Lebensversicherungs­ansprüche
x –46 0 x 0 –46 0 x x –99
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche –27 295 107 x 0 1 187 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen
als Altersversicherungsleistungen
0 1.256 0 0 1.256 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl.
­Finanzderivate
–1.616 1.113 848 80 15 170 0 –164 –39 –198
Finanzierung in Summe
­(Transaktionen)
40.862 74.265 60.265 8.504 5.599 –265 162 9.128 –125 56.444
Nettogeldvermögen –321.916 7.860 36.035 –7.641 –35.577 12.021 3.022 564.709 13.681 –76.985
Finanzierungssaldo –11.734 –354 1.508 –2.718 1.306 –222 –228 11.084 949 6.774
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Tabelle 11: Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global  
2019 2020 2021 Q3 21 Q4 21 Q1 22 Q2 22
in Mio EUR
Leistungsbilanz Netto 9.471 11.345 1.439 1.862 934 1.435 –438
Credit 255.851 229.454 265.007 68.855 72.778 72.204 75.471
Debet 246.380 218.109 263.568 66.993 71.845 70.769 75.909
Güter Netto 4.369 3.394 –337 224 –1.236 –1.322 488
Credit 152.776 139.930 167.969 41.968 44.465 46.771 49.750
Debet 148.407 136.535 168.306 41.744 45.701 48.092 49.262
Dienstleistungen Netto 9.655 8.048 2.449 1.366 1.161 3.526 874
Credit 68.460 56.744 59.080 17.425 17.345 18.096 17.268
Debet 58.806 48.696 56.631 16.059 16.185 14.570 16.394
Primäreinkommen Netto –1.137 3.379 1.826 435 1.338 –214 –1.095
Credit 28.908 26.369 31.220 7.363 9.141 5.547 6.501
Debet 30.045 22.990 29.394 6.928 7.803 5.760 7.595
Sekundäreinkommen Netto –3.415 –3.476 –2.499 –163 –329 –555 –705
Credit 5.707 6.412 6.739 2.100 1.827 1.791 1.952
Debet 9.122 9.888 9.238 2.263 2.156 2.347 2.657
Vermögensübertragungen Netto –67 –410 106 38 141 –465 142
Credit 1.680 420 1.474 354 659 310 572
Debet 1.747 830 1.368 315 518 774 430
Kapitalbilanz Netto 14.691 4.494 –4.048 –247 –5.367 5.961 –7.122
Direktinvestitionen i. w. S. Netto 4.650 10.729 7.302 4.843 1.017 3.465 –4.255
Forderungen Netto –6.681 1.064 17.990 6.858 9.087 5.213 –6.444
Verpflichtungen Netto –11.330 –9.666 10.688 2.014 8.070 1.748 –2.189
Direktinvestitionen i. e. S. Netto 6.771 14.102 4.056 3.280 392 2.672 –4.344
im Ausland Netto 11.153 5.915 15.465 4.460 4.837 5.396 –5.001
in Österreich Netto 4.382 –8.187 11.409 1.180 4.445 2.724 –657
Portfolioinvestitionen Netto –3.414 –13.258 9.878 757 11.216 –2.059 –1.462
Forderungen Netto 10.946 18.745 16.503 3.246 4.615 8.079 2.929
Anteilspapiere und
Investmentzertifikate
Netto 7.853 7.544 12.872 3.094 –454 2.543 254
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
Netto 3.358 3.999 2.485 341 –71 7.341 4.190
Geldmarktpapiere Netto –266 7.202 1.146 –188 5.139 –1.806 –1.515
Verpflichtungen Netto 14.360 32.003 6.624 2.489 –6.601 10.138 4.391
Anteilspapiere und
Investmentzertifikate
Netto 2.526 4.203 3.717 771 1.002 277 –829
Langfristige verzinsliche
Wertpapiere
Netto 9.848 12.591 5.234 –4.165 –3.371 7.112 5.481
Geldmarktpapiere Netto 1.986 15.209 –2.327 5.883 –4.232 2.749 –261
Sonstige Investitionen Netto 12.247 4.433 –25.964 –10.629 –17.749 4.644 –763
Forderungen Netto 12.665 –6.663 7.173 7.686 –3.013 3.148 11.239
davon Handelskredite Netto –38 –375 5.639 1.179 4.202 1.763 –1.503
davon Kredite Netto 1.483 1.061 8.442 2.288 4.798 –144 3.529
davon Bargeld und Einlagen Netto 10.713 –7.992 –7.768 3.860 –13.079 2.398 8.224
Verpflichtungen Netto 418 –11.096 33.137 18.315 14.736 –1.496 12.002
davon Handelskredite Netto –890 2.665 3.160 1.129 2.516 131 –1.564
davon Kredite Netto –3.145 –1.181 3.901 1.523 2.761 2.029 1.019
davon Bargeld und Einlagen Netto 4.247 –12.294 21.271 11.003 9.416 –3.621 12.207
Finanzderivate Netto 1.398 1.105 583 201 25 –920 –689
Offizielle Währungsreserven Netto –190 1.484 4.153 4.580 123 832 47
Statistische Differenz Netto 5.287 –6.441 –5.593 –2.147 –6.442 4.991 –6.826
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 provisorische Daten.
Tabelle 12: Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland  
Q3 20 – Q2 21 Q3 21 – Q2 22
Credit Debet Netto Credit Debet Netto
in Mio EUR
Dienstleistungen 52.577 49.598 2.979 70.134 63.208 6.927
Gebühren für Lohnveredelung 1.648 2.572 –925 2.112 2.778 –666
Reparaturdienstleistungen 684 813 –129 793 924 –131
Transport 14.451 14.759 –307 18.719 18.451 268
Internationaler Personentransport 1.054 454 600 1.846 1.093 755
Frachten 10.891 13.464 –2.572 13.617 16.146 –2.530
Transporthilfsleistungen 1.529 424 1.105 2.018 729 1.290
Post- und Kurierdienste 978 418 560 1.237 485 753
Reiseverkehr 6.153 3.352 2.801 15.299 8.735 6.563
Geschäftsreisen 1.319 783 537 2.158 1.511 647
Urlaubsreisen 4.835 2.571 2.264 13.140 7.225 5.917
Bauleistungen 825 678 148 904 698 206
Versicherungsdienstleistungen 549 1.119 –571 826 1.588 –762
Finanzdienstleistungen 2.156 1.806 349 2.690 1.648 1.042
Finanzdienstleistungen im engeren Sinn 1.025 839 185 1.200 744 455
unterstellte Bankgebühr (FISIM) 1.131 968 163 1.492 905 587
Patente, Lizenzen, Franchise und Handelsmarken 1.395 1.395 2 1.488 1.662 –173
Telekommunikations-, EDV- und
Informationsdienstleistungen
8.000 7.269 730 8.700 8.600 101
Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen 15.571 14.304 1.267 17.311 16.409 904
Forschungs- und Entwicklungsleistungen 2.425 1.183 1.242 2.812 1.401 1.411
Rechts- und Wirtschaftsdienste,
Werbung und Marktforschung
3.702 4.538 –835 4.206 5.513 –1.307
Technische Dienstleistungen 4.743 2.688 2.056 5.138 2.754 2.382
Dienstleistungen für Landwirtschaft,
Bergbau und Recycling
212 100 111 251 153 98
Operational leasing 701 674 29 733 715 18
Handelsleistungen 1.170 1.448 –276 1.281 1.647 –366
Übrige unternehmensbezogene Dienstleistungen 2.617 3.676 –1.061 2.891 4.224 –1.333
Dienstleistungen für persönliche Zwecke,
für Kultur und Erholung
527 1.398 –872 570 1.542 –973
Regierungsleistungen, a. n. g. 616 130 486 719 174 546
Dienstleistungsverkehr nach Regionen
EU-271 37.941 37.184 758 52.866 47.834 5.031
davon Euroraum-19 31.631 28.434 3.197 44.239 36.968 7.271
davon Deutschland 20.702 14.752 5.950 28.994 18.453 10.540
davon Italien 2.537 1.999 538 3.185 3.337 –152
davon Ungarn 1.273 1.538 –264 1.660 1.789 –128
Extra-EU-27 14.634 12.415 2.221 17.269 15.375 1.894
davon Vereinigtes Königreich 2.197 2.420 –222 2.672 2.790 –117
davon Schweiz 4.311 2.278 2.033 4.900 2.764 2.134
davon USA 1.583 1.979 –396 2.234 2.613 –378
davon Russische Föderation 870 735 135 811 767 44
davon China 531 497 34 522 625 –103
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2019 endgültige Daten, 2020 und 2021 revidierte Daten, 2022 provisorische Daten.
1 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen,
Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die
entsprechenden europäischen Organisationen.
Tabelle 13: Transaktionen aktiver Direktinvestitionen  
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.752 11.153 5.915 15.465
Eigenkapital Netto 7.268 –3.040 3.772 –4.489 6.568 245 6.210 –22 11.327
Neuinvestitionen (+) Netto 20.310 32.554 16.723 21.291 20.583 15.489 39.432 24.973 23.792
Desinvestitionen (–) Netto 13.042 35.595 12.951 25.779 14.015 15.244 33.222 24.995 12.465
Reinvestierte Gewinne Netto 1.306 –1.114 650 5.025 4.294 1.997 4.096 3.069 5.465
Sonstiges DI-Kapital1 Netto 3.152 3.607 1.913 –2.373 –1.788 2.509 847 2.868 –1.327
Forderungen (+) Netto 4.502 3.263 1.851 –1.982 –530 3.109 1.260 4.508 1.676
Verbindlichkeiten (–) Netto 1.351 –345 –62 391 1.258 600 413 1.640 3.003
Nach Zielregion
Global 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.752 11.153 5.915 15.465
EU-275 8.420 2.308 3.682 4.709 8.551 –670 5.389 –1.176 14.248
Deutschland 2.924 –805 543 1.160 1.676 –1.978 978 2.146 390
Italien –949 –339 508 734 –149 567 –219 168 731
Niederlande 5.335 5.183 –910 6.227 4.457 –1.581 11.819 –7.432 1.455
Ungarn –357 –214 661 –753 298 626 543 579 113
Tschechien 819 356 610 –922 492 495 1.125 786 1.678
Rumänien 789 –1.056 1.195 –918 671 1.023 400 425 40
Extra-EU-27 3.306 –2.856 2.653 –6.546 523 5.421 5.764 7.090 1.217
Vereinigtes Königreich 1130 –806 –15 747 –187 –249 601 424 640
Schweiz –210 362 589 1119 –709 1111 776 7002 –208
Türkei –1.503 428 191 –2.430 –1.111 300 93 160 97
USA 1.602 1.115 583 –193 220 1.292 181 1.069 2.017
Russland 917 247 392 –468 1.210 504 889 –422 –325
China4 –440 –173 127 243 526 368 77 –1.945 4
Europa 11.143 1.579 5.182 3.684 7.062 720 7.879 6.412 13.131
Euroraum-19 6.965 3.808 794 10.144 6.059 –2.878 2.973 –4.227 3.890
CESEE3 2.464 –3.254 4.423 –6.360 3.672 3.440 4.372 3.980 10.381
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2019 endgültige Daten, 2020 revidierte Daten, 2021 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien,
Russland, Serbien, Slowakei, ­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta,
Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Fortsetzung: Tabelle 13: Transaktionen passiver Direktinvestitionen  
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 4.308 3.450 1.341 –7.687 13.237 4.564 4.382 –8.187 11.409
Eigenkapital Netto 5.113 4547 2.729 –6.039 5.977 2.836 –1.819 –4.493 2.045
Neuinvestitionen (+) Netto 11.456 21.327 13.250 8.727 19.600 28.890 18.477 16.146 17.166
Desinvestitionen (–) Netto 6.343 16.781 10.521 14.766 13.623 26.054 20.296 20.639 15.121
Reinvestierte Gewinne Netto –2.654 –2.564 570 3.148 6.697 3.732 4.382 328 6.548
Sonstiges DI-Kapital2 Netto 1.849 1.468 –1.958 –4795 563 –2003 1819 –4022 2815
Forderungen (–) Netto –265 658 –726 5.244 873 1.915 214 3.690 –104
Verbindlichkeiten (+) Netto 1.584 2125 –2685 449 1.435 –89 2.033 –332 2.711
Nach Herkunftsregionen
Global 4.308 3.450 1.341 –7.687 13.237 4.564 4.382 –8.187 11.409
EU-275 –1.369 443 7.090 –10.128 9.086 7.851 2.065 260 6.132
Deutschland 1.309 –1.421 3.460 –125 4.400 6.368 685 –742 2.630
Italien –1.724 –1.019 1.207 –6.904 606 132 –241 –35 359
Niederlande 1.127 1.183 1.708 –3.769 1.740 14 244 637 731
Luxemburg 1.081 926 814 777 1.869 43 1.083 133 1.125
Belgien –311 24 –28 –31 –89 70 0 10 52
Spanien –66 –444 –193 239 19 34 –2 448 37
Frankreich –678 196 –442 –258 499 –458 284 –152 414
Extra-EU-27 5.677 3.007 –5.748 2.442 4.151 –3.287 2.317 –8.447 5.277
Vereinigtes Königreich 430 –1.221 614 52 397 180 –761 –1.573 99
Schweiz 311 –349 103 712 1.251 116 573 720 123
USA –565 155 –3.193 116 –5.011 –2.674 –1.293 –972 2.062
Russland 3.663 559 69 –211 5.797 –2.204 668 –4.228 3.074
Japan –30 773 –207 –57 –134 87 1.380 –75 345
Europa 2.954 –620 8.061 –9.478 15.801 5.949 2.762 –4.405 10.390
Euroraum-19 108 521 7.045 –10.363 9.078 7.531 2.012 –288 5.782
CESEE3 3.561 511 188 –121 5.772 –2.066 618 –4.037 3.407
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2019 endgültige Daten, 2020 revidierte Daten, 2021 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien,
Russland, Serbien, Slowakei, ­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta,
Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
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