Aktuelles

Statistiken – Daten und Analysen Q4-20

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Wie gewohnt beschäftigt sich der einleitende Artikel des vorliegenden Statistiken-Heftes mit den ­wichtigsten Entwicklungen der österreichischen Finanzinstitute. Darin analysiert Martin Bartmann die Zusammensetzung der Geldmenge M3 und deren Entwicklung im Euroraum bzw. den teilnehmenden Mitgliedsländern. Abermals waren es täglich fällige Einlagen, die für den Großteil des Geldmengenwachstums verantwortlich waren. Insbesondere die Entwicklung täglich fälliger Einlagen von nichtfinanziellen Unternehmen nahm seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie – sowohl in Österreich als auch im Euroraum – sprunghaft zu.

Die aktuellsten Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft bei einer Auswahl an Banken werden Ihnen von Gerald Hubmann präsentiert. Auch hier spiegelt sich die COVID-19-Pandemie sowohl in der Angebots- als auch der Nachfrageseite der Kreditvergabe, aber auch in den Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen wider. Staatliche Kreditgarantien waren neben anderen Unterstützungsmaßnahmen ein wichtiger Teil des Corona-Hilfspakets der Österreichischen Bundesregierung. Diese und auch internationale Maßnahmen der EZB und von Aufsichtsbehörden haben es den Banken ermöglicht, bei der Kreditvergabe weniger restriktiv zu sein.

Erza Aruqaj, Roberto Codagnone und Stefan Wiesinger nehmen in ihrem Beitrag eine sozio-­demographische Analyse der Österreichischen GmbHs vor. Einerseits wird die Eigentumsstruktur ­inländischer GmbHs beleuchtet und andererseits werden Unternehmensgröße, Branchen, „Lebenserwartung“ und regionale Unterschiede nach Bundesland vorgestellt.

Ebenfalls vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie beschreiben Matthias Wicho und Jun Chao Zhan die Entwicklung der österreichischen Wertpapieremissionen und -bestände im ersten Halbjahr 2020. Aus Sicht österreichischer Anlegerinnen und -anleger fielen die Kursverluste der ersten Phase der COVID-19-Pandemie aufgrund der raschen Kurserholung im zweiten Quartal 2020 geringer aus als im gesamten Jahr der Finanzkrise 2008. Weiters wurde ein historischer Rekordwert an neu ­begebenen bzw. aufgestockten Staatsanleihen verzeichnet.

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie haben auch die heimischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen im zweiten Quartal 2020 markant abgenommen. Der Saldo der Leistungsbilanz war allerdings nominell und im Verhältnis zum BIP de facto ausgeglichen. Dies und weitere Details ­werden in der Analyse zur Österreichischen Zahlungsbilanz von Erza Aruqaj und Patricia Walter präsentiert.

Zwei Kurzberichte sowie eine Auswahl von 13 Tabellen ergänzen das vorliegende Heft.

Kurzberichte

Anzahl der Zahlungskartentransaktionen steigt – bei sinkenden Durchschnittsbeträgen – im zweiten Quartal 2020 weiter

Patrick Thienel 1

Im zweiten Quartal 2020 stieg die Anzahl der Kartenzahlungstransaktionen deutlich um 7,3% (+18 Mio) auf 267 Mio, der Gesamtwert der Kartenzahlungen sank ­allerdings im Vergleich zum Vorjahr um –3,3% bzw. –381 Mio EUR auf 11,3 Mrd EUR. Dies ist u. a. auf den noch immer abgeschwächten Konsum (vor allem in ­bestimmten Branchen) aufgrund der COVID-19-Pandemie zurückzuführen.

Die wertmäßigen Rückgänge stammten hierbei hauptsächlich aus dem Bereich der Kreditkarten und E-Geld-Karten (Prepaid-Karten), während mit Debitkarten im zweiten Quartal sogar um 4,6% mehr umgesetzt wurde als im Vorjahr.

Beachtenswert ist, dass – wie Grafik 1 zeigt – vor allem die Kartenumsätze an Terminals ins Minus (–4,0%) rutschten, während die Umsätze im Fernabsatz­bereich eher stagnierten (+0,5%). Nach Branchen gegliedert gab es die größten Umsatzrückgänge im Vergleich zum Vorjahresniveau bei Zahlungen mit Karten bei Fluglinien (–92,8%), Leistungen von Reisebüros und Reiseveranstaltern (–81,7%) und Unterkünften aller Art (–79,7%). Diese Branchen generierten in Summe aber nur 2,2% aller Karten-Gesamtumsätze. Der Handel (ausgenommen ist der Versandhandel) war für 76% aller Karten-Umsätze verantwortlich; dieses Volumen erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresniveau um 20,1%.

Da insbesondere kleinere Ausgaben statt in bar immer häufiger mit Karte ­bezahlt werden, sank der durchschnittliche Kartenzahlungsbetrag im zweiten Quartal 2020 – wie in Grafik 2 ersichtlich – auf einen Tiefstwert von 42,36 EUR (im Vergleich dazu war dieser vor fünf Jahren noch bei 57,12 EUR gelegen).

Insbesondere der Rückgang der Durchschnittsbeträge bei Kreditkarten – ­sowohl mit als auch ohne Kreditfunktion – war markant (–11,0% bzw. –15,6%).

Eine Ausnahme stellte das Zahlen mit Kontaktlos-Funktion (NFC 2 ; also ohne Einstecken der Karten) dar (siehe Grafik 3), da mit 13. April 2020 die Betragsgrenze ohne PIN-Eingabe für eine zeitlich begrenzte Dauer von 25 EUR auf 50 EUR ­angehoben wurde. Dadurch stieg der entsprechende Durchschnittsbetrag auf einen Höchstwert von 31,67 EUR (vor fünf Jahren waren es durchschnittlich 20,14 EUR gewesen), mit einem Zuwachs von +13,5% im Vergleich zum Vor­jahresniveau.

Grundsätzlich zahlten die Österreicherinnen und Österreicher am Terminal schon seit längerem vorwiegend kontaktlos mit NFC-Technologie. Diese Entwicklung hat sich – nicht zuletzt auf Grund einer Initiative des Handels – nun weiter beschleunigt. Im zweiten Quartal 2020 wurden schon 78% aller Kartentrans­aktionen am Terminal (in Österreich) kontaktlos durchgeführt.

1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, patrick.thienel@oenb.at.

2 Near Field Communication.

Anzahl der Bankstellen und Zahl der ­Bankmitarbeitenden sinken weiter

Patrick Thienel 3

Ein höherer Ertragsdruck bedingt durch die jahrelang anhaltende Niedrigzinsphase sowie die stärkere Digitalisierung haben in Österreich das Tempo der Fusionen, Filialschließungen und auch des Abbaus von Mitarbeitenden im Bankensektor ­vorangetrieben. Die Corona-Pandemie hat diese laufende Entwicklung beschleunigt. So hat die Frequenz von Besucherinnen bzw. -besuchern in den Bankstellen durch die Pandemie weiter abgenommen und der Trend zum Ausbau der Online-Services hält weiter an – dies bedeutet aber wieder hohe Investitionen, nicht zuletzt in die Cybersicherheit.

Hier werden die Anzahl der Bankstellen von Kreditinstituten (linke Abbildung der Doppelgrafik) bzw. die Entwicklung der Beschäftigten (nach Köpfen) im österreichischen Bankwesen (rechte Abbildung der Doppelgrafik) zwischen 2009 und dem zweiten Quartal 2020 als Säulendiagramme dargestellt. In der linken Abbildung der Doppelgrafik werden die Hauptanstalten und Zweigstellen auf der linken Achse absolut dargestellt. So gab es 2009 923 Hauptanstalten und im zweiten Quartal 2020 572 bzw. 4556 (2009) und 3182 (zweites Quartal 2020) Zweigstellen. Auf der rechten Achse wird die Veränderung der Bankstellen (Hauptanstalten und Zweigstellen) in % angegeben (2009: –2,5%, zweites Quartal 2020: –8,3%). In der rechten Abbildung der Doppelgrafik werden auf der linken Achse die Beschäftigten (2009: 78.794, zweites Quartal 2020: 73.203) und auf der rechten Achse die Veränderung in % (2009: –1,87%, zweites Quartal 2020: –0,41%) angegeben. Quelle: OeNB.

Diese Einflussfaktoren sowie ein Sondereffekt bei einer Großbank 4 fanden im ersten Halbjahr 2020 auch ihren Niederschlag in der Anzahl der Bankstellen 5 . So reduzierte sich die Anzahl der Hauptanstalten auf 572 (eine Fusion 6 , eine Schließung und eine Neueröffnung), während die Anzahl der Zweigstellen um 339 (–9,6%) auf 3.182 sank. Im Jahr 2019 ging in Österreich die Zahl der Hauptanstalten um 24 zurück (davon 19 Fusionen), jene der Zweigstellen um 118.

Im 10-Jahresvergleich waren im Aktienbankensektor – abgesehen von den ­erwähnten Sondereffekten – (netto) rund 80 Neueröffnungen im Zehnjahres­vergleich 7 zu verzeichnen. Auch im Bausparkassensektor waren Zuwächse (+27) festzustellen. Rückgänge gab es vor allem im Raiffeisensektor (–343), im Volksbankensektor (–218) und im Sparkassensektor (–165).

Diese Rückgänge (bis 2019) dürften aber kaum Einschränkungen im Bereich der Bankdienstleistungen für die Kundinnen und Kunden mit sich gebracht haben. Laut einer von der OeNB 2019 durchgeführten Studie 8 gaben 95% der Befragten an, dass sie allgemein sehr oder eher zufrieden mit ihrer Bank sind. Diese sehr positive Beurteilung betrifft auch die Öffnungszeiten der Filialen, die ­Erreichbarkeit der nächsten Filiale, die Einschätzung der Qualität der Beratungsleistungen sowie das Onlinebanking-Angebot.

Laut dieser Umfrage der OeNB gaben weiters rund 58% der Bevölkerung an, Onlinebanking zu nutzen. Von den Bankkundinnen und -kunden, die Online­banking nicht verwenden, besuchen 61% zumindest einmal pro Monat einen Bankschalter, wohingegen dies auf nur 23% der Onlinebanking-Nutzenden ­zutrifft. Eine für die Zukunft zu erwartende steigende Onlinebanking-Nutzung dürfte daher mit einer weiteren Abnahme von Besuchen am Bankschalter einhergehen.

Auch der Stellenabbau bei den österreichischen Banken 9 hat sich 2019 weiterhin fortgesetzt. So verringerte sich die Zahl der Beschäftigten um 305 Personen auf 73.203. 2018 fielen 198 Stellen weg, 2017 waren es 837. Gegenüber dem Höchststand der letzten zehn Jahre, der im Jahr 2011 erreicht wurde, hat sich die Zahl der Mitarbeitenden um 6.503 reduziert – dies entspricht einem Minus von 8,2%. Die größten Rückgänge seit 2011 gab es in Kärnten mit 23,4% sowie Tirol und Niederösterreich mit 14,6% bzw. 14,5%. Anstiege waren in Salzburg (+1,9%) und Oberösterreich (+1,6%) zu verzeichnen. Regional gesehen waren 2019 35,1% ­aller Bankbeschäftigten in Wien, 15,1% in Oberösterreich und 10,7% in Niederösterreich tätig.

Hier werden die Kennzahlen für Kreditinstitute nach Gemeinschaftsrecht für ausgewählte Länder für die Jahre 2014–2019 mit Säulendiagrammen dargestellt. Auf der linken Seite der Doppelgrafik sind die Einwohnerinnen und Einwohner pro Bankstelle (2019: Frankreich 1.872, Spanien 1.972, Italien 2.474, Österreich 2.534, Portugal 2.545, Deutschland 3.124, Belgien 4.232, Ungarn 4.995, Schweden 7.122, Niederlande 13.816) und auf der rechten Seite der Doppelgrafik sind die Einwohnerinnen und Einwohner pro Bankmitarbeiter bzw. Bankmitarbeiterin (2019: Österreich 125, Deutschland 144, Frankreich 168, Portugal 202, Italien 215, Belgien 229, Schweden 232, Ungarn 246, Niederlande 249, Spanien 273) abgebildet. Quelle: EZB, Eurostat.

Trotz des kontinuierlichen Rückganges der Anzahl der Bankstellen haben die österreichischen Banken im europäischen Vergleich 10 eine hohe Bankstellendichte 11 , die auch durch die historische Entwicklung und die strukturelle Ausrichtung des Bankensystems auf Raiffeisenbanken und Sparkassen zu erklären ist. So kommen in Österreich 2.534 Einwohnerinnen und -einwohner auf eine Bankstelle, während es in Deutschland 3.124 und in den Niederlanden 13.816 sind. Eine noch höhere Bankenstellendichte weisen Frankreich mit 1.872, Spanien mit 1972 und Italien mit 2474 auf. Eine hohe Bankstellendichte hat auch Vorteile hinsichtlich der Nähe zu den Kundinnen und Kunden, wirkt sich aber nachteilig auf die Kostenstruktur aus. Durch die Schließung von Bankfilialen verringert sich das Geschäftsvolumen wegen der zumeist fortdauernden Geschäftsbeziehungen kaum, verbessert sich aber das Kosten-Ertragsverhältnis.

Auf Bankmitarbeitende umgelegt bedeutet das, dass in Österreich eine in einer Bank beschäftigte Person auf 125 Einwohnerinnen und -einwohner kommt; in Deutschland sind es 144, in Italien 203 und in den Niederlanden 249. Die Zahl der Beschäftigten in der österreichischen Bankenlandschaft ist im europäischen Vergleich ziemlich hoch, jedoch dürfte eine Rolle spielen, dass es in Österreich viele kleine Banken gibt und Österreich auch als Osteuropa-Knotenpunkt fungiert.

3 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, patrick.thienel@oenb.at.

4 Ein ähnlicher Sondereffekt fand im Jahr 2011 statt und wirkte sich damals in einem Anstieg der Zahl der Zweigstellen aus, während 2020 die Anzahl der Zweigstellen zurückging.

5 Hauptanstalten und Zweigstellen von Kreditinstituten gemäß Bankwesengesetz (BWG).

6 Inkl. Einbringungen des bankgeschäftlichen Unternehmens in eine andere Bank.

7 Ende 2009 bis Ende 2019.

8 Siehe auch Geschäftsbericht der OeNB 2019.

9 Kreditinstitute gemäß BWG inkl. Zweigstellen gemäß § 9 Institute BWG.

10 Structural Indicators for the EU Banking Sector 2019. https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ecb.pr200608~4613968937.en.html.

11 Vergleichszahlen beziehen sich auf Kreditinstitute nach Gemeinschaftsrecht und deren Zweigstellen.

Analysen

Executive Summaries

Strong monetary growth both in Austria and the euro area

This contribution discusses the composition of the monetary aggregate M3 and its growth, both in the euro area as a whole and in individual euro area countries. M3 growth in the euro area accelerated in 2020, coming to 9.5% in August 2020. At an annual growth rate of 7.9%, Austria’s contribution to euro area M3 growth also developed much more dynamically than at the beginning of 2020 (January 2020: 5.3%). Again, it was overnight deposits that were responsible for most of M3 growth (euro area: +13.7%; Austria: +11.0%). Remarkably, both Austria and the euro area saw strong flows into ­overnight deposits held by the corporate sector (+19.1% and +21.3%, respectively).

Government loan guarantees and the Eurosystem’s monetary policy support bank lending to businesses – Austrian results from the euro area bank lending survey published in October 2020

Government loan guarantees (an important part of the Austrian government’s coronavirus support package next to other measures) have allowed banks to be less restrictive in their lending policies than economic circumstances and regulatory provisions would have required them to be in the absence of such guarantees. Banks emphasized, however, that even if the government provides guarantees, they can only grant loans if corporate borrowers can be expected to be able to pay back their debt. In the course of the summer of 2020, the demand for guarantees visibly declined in terms of volume.

Thanks to their attractive conditions and beneficial effect on banks’ financial situation, the ­Euroystem’s targeted longer-term refinancing operations (TLTROs) are being very well received by banks. The funds made available through the TLTROs are also being used for lending, which is in line with the objectives of these monetary policy operations. According to the survey results, the Euro­system’s asset purchase programs have had a positive effect on Austrian banks’ liquidity and financing conditions but have negatively affected their profitability. The latter is also true for the ECB’s negative deposit facility rate. The burden caused for Austrian banks by the negative deposit facility rate has been reduced by the two-tier system for the remuneration of excess reserves introduced in fall 2019, ­however. For businesses and households, the ECB’s negative deposit facility rate has improved financing conditions, as it has prompted banks to lower interest on loans.

In the first three quarters of 2020, the margins on corporate loans were increased repeatedly, in particular for higher-risk loans. Moreover, in the third quarter of 2020, banks tightened the credit standards for corporate loans, citing the changed risk situation as the main reason.

Having seen an exceptionally steep rise in the first two quarters of 2020, corporate loan demand only saw a small increase in the third quarter of 2020. Greater demand is explained by companies’ need to stay solvent and keep their business up and running in the current crisis. Financing demand for fixed investment, on the other hand, has slumped.

Lending to households has been affected more moderately by the COVID-19 pandemic. In this segment, banks mostly tightened supply conditions in the second quarter of 2020 because of the changed risk situation. Compared to the second quarter of 2020, demand for housing loans was somewhat higher again in the third quarter, continuing a growth trend evident since 2019 and attributable to the low interest rate environment. The demand for consumer and other loans remained mostly ­stable in the third quarter of 2020, having visibly declined in the previous quarter. Banks attributed this decline to lower consumer confidence and reduced spending on durable goods.

Limited liability companies in Austria – a sociodemographic analysis

Financial accounts data document that business equity holdings (“other equity”) are an important part of Austrian households’ wealth, accounting for nearly 20% (EUR 144 billion) of households’ financial assets in 2019. Such equity stakes represent above all ownership in domestic limited liability companies (Gesellschaften mit beschränkter Haftung – GmbHs). Of the approximately 198,000 equity stakes recorded in Austria in 2019, 116,000 were accounted for by GmbHs. Against this background, this article for the first time analyzes sociodemographic aspects of the ownership structure of Austrian GmbHs. This analysis shows that one-quarter of equity stakes in Austrian GmbHs are being held by women and three-quarters by men. Furthermore, we see a 2.6 percentage point decline in the share held by women over time (2006: 25.3%; 2019: 22.7%). In 2019, more than 50% of all equity stakes in GmbHs were concentrated in three sectors of economic activity, i.e.: professional and technical ­activities (21.5%); wholesale and retail trade, repair of motor vehicles and motorcycles (18.6%); and real estate activities (12.8%).

Age is also a relevant factor in GmbH ownership structure: Between 2005 and 2019, we see a clear shift in the age structure of persons holding equity stakes in GmbHs. Fewer young people seem to have the courage to set up their own business. If we look at the statistics on Austrian GmbH foundations and closures over the same period, we find that companies that are active for at least three years tend to have a better chance of longer-term survival. Some 40% of all GmbHs founded and closed down ­between 2005 and 2019 did not reach the fourth year of business.

Securities issues and portfolio shifts in Austria’s economic sectors in the first half of 2020

In the first half of 2020, developments in securities issues and holdings in Austria were essentially ­influenced by the COVID-19 pandemic. Newly issued government bonds and government bond holdings recorded historic levels in the reporting period. Totaling EUR 54.5 billion, the gross issuance of ­government sector debt securities reached the highest six-month level since securities issues statistics were first compiled in 1997. Domestic mutual fund shares saw price losses of EUR 18.26 billion in the first quarter of 2020. Prices picked up by EUR 10.28 billion in the second quarter, however. Domestic mixed and real estate funds recorded positive net changes in shares issued even in times of high ­uncertainty. During the first stage of the COVID-19 pandemic, Austrian investors suffered smaller price losses than in the full year 2008 during the financial crisis, as prices recovered quickly in the second quarter of 2020. Against the background of the COVID-19 crisis, domestic credit institutions made net acquisitions of debt securities, with positive net transactions coming to EUR 3.65 billion and EUR 6.38 billion in the first two quarters of 2020, respectively. Austrian households took advantage of price losses during the COVID-19 pandemic to expand their portfolios by quoted shares and mutual fund shares. In the second quarter of 2020, households’ net transactions in mutual fund shares and quoted shares were positive (+EUR 1.42 billion and +EUR 1.13 billion, respectively), while their debt securities holdings saw a net reduction (–EUR 0.64 billion).

COVID-19 pandemic has visible impact on Austria’s external sector in the ­second quarter of 2020

According to initial calculations by Statistics Austria, the Austrian economy contracted by 14% in real terms, year on year, in the second quarter of 2020. International trade slowed down substantially during the COVID-19 pandemic, but trade activities had already been subdued in 2019, with geopolitical risks being present, Brexit imminent and protectionist measures already in place or looming. Initial calculations by the OeNB and Statistics Austria show that against this backdrop, domestic exports of goods and services went down markedly in the second quarter of 2020, namely by 22.6% to EUR 41.4 billion in nominal terms (year on year). Austria’s current account was almost in balance, both in nominal terms and in relation to GDP (–EUR 0.05 billion and –0.1% of GDP), recording a surplus of around EUR 5 billion (or 2.7% of GDP) in the first half of 2020. The financial account posted a net value of just under –EUR 5 billion and was thus clearly below the comparable 2019 figure. The impact of the COVID-19 pandemic is reflected in particular in the development of portfolio ­investment liabilities, which recorded a deficit of EUR 0.7 billion in the first half of 2020. These are preliminary figures. Late reporting and data revisions may occur as developments in the real economy and the financial sector are influenced by the COVID-19 pandemic.

Übersicht

Hohes Geldmengenwachstum in Österreich und im Euroraum

Der vorliegende Bericht beschäftigt sich mit der Zusammensetzung der Geldmenge M3 und deren ­Entwicklung im Euroraum bzw. in den teilnehmenden Mitgliedsländern. Das Geldmengenwachstum M3 im Euroraum beschleunigte sich im Jahr 2020 und belief sich im August 2020 auf 9,5%. Der ­österreichische Beitrag zum Geldmengenwachstum im Euroraum entwickelte sich mit einem Jahreswachstum von 7,9 % ebenfalls deutlich dynamischer als noch zu Beginn des Jahres (Jänner 2020: 5,3%). Abermals waren es täglich fällige Einlagen (Euroraum: +13,7%, Österreich: +11,0%), die für den Großteil des Geldmengenwachstums verantwortlich waren. Auffallend waren sowohl in ­Österreich (+19,1%) als auch im Euroraum (+21,3%) starke Zuflüsse bei täglich fälligen Unternehmenseinlagen.

Staatliche Kreditgarantien und geldpolitische Maßnahmen des Eurosystems unterstützen Kreditvergabe der Banken an Unternehmen – Österreich-­Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2020

Staatliche Kreditgarantien (neben anderen Unterstützungsmaßnahmen ein wichtiger Teil des Corona-Hilfspakets der Österreichischen Bundesregierung) haben es den Banken ermöglicht, bei der Kreditvergabe weniger restriktiv zu sein, als sie es ohne staatliche Garantien aus wirtschaftlichen und ­regulatorischen Gründen hätten sein müssen. Die Banken betonen jedoch, dass natürlich auch bei einer Vergabe mit Garantie die Rückzahlbarkeit des Kredits durch das kreditnehmende Unternehmen gegeben sein muss. Das nachgefragte Garantievolumen ist über den Sommer 2020 deutlich zurück­gegangen.

Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems werden von den Banken aufgrund der attraktiven Bedingungen sehr gut angenommen und wirken sich positiv auf ihre ­finanzielle Situation aus. Die durch die Geschäfte verfügbaren Mittel werden auch für die Kredit­vergabe verwendet, was den Zielsetzungen dieses Maßnahmenpakets entspricht. Den Umfrage­ergebnissen zufolge haben die Ankaufprogramme des Eurosystems positive Auswirkungen auf Liquidität und Finanzierungsbedingungen der österreichischen Banken, aber nachteilige Effekte auf ihre Ertragslage. Auch der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität bringt eine Belastung der Ertragslage der Banken mit sich. Das im Herbst 2019 eingeführte zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität verringert diese Belastung jedoch. Über gesunkene Kreditzinsen wirkt der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität vorteilhaft auf die Finanzierungsbedingungen von Unternehmen und privaten Haushalten.

Die Margen für Unternehmenskredite wurden in den ersten drei Quartalen 2020 laufend erhöht, besonders bei risikoreicheren Krediten. Im dritten Quartal 2020 wurden zudem die Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite verschärft. Die Verschärfungen begründeten die Banken vor allem mit einer geänderten Risikosituation.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist im dritten Quartal 2020 nur mehr leicht gestiegen. In den ersten beiden Quartalen 2020 gab es noch außergewöhnlich große Nachfragesteigerungen. Diese Anstiege sind auf den Bedarf der Unternehmen zur Aufrechterhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und ihres Betriebs in der aktuellen Krise zurückzuführen. Der Finanzierungsbedarf für Anlage­investitionen ist hingegen eingebrochen.

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie fallen im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten moderater aus. Die Banken haben aufgrund der geänderten Risikosituation ihre Angebotspolitik hier hauptsächlich im zweiten Quartal 2020 gestrafft. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2020 wieder etwas gestiegen (im Vergleich zum zweiten Quartal 2020). Damit setzte sich ein seit 2019 bestehender, mit dem niedrigen Zinsniveau begründeter, Trend fort. Die Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten blieb im dritten Quartal 2020 weitgehend unverändert, nachdem sie im zweiten Quartal 2020 deutlich zurückgegangen war. Dieser Einschnitt wurde mit gesunkenem Konsumentenvertrauen und geringeren Ausgaben für langlebige Wirtschaftsgüter begründet.

Österreichische GmbHs – eine soziodemografische Analyse

Aus Sicht der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sind Unternehmensbeteiligungen („Sonstige Anteilsrechte“) für private Haushalte in Österreich ein wichtiger Bestandteil des Geld­vermögens. Sie machten im Jahr 2019 knapp 20 % (144 Mrd EUR) des Geldvermögens aus, wobei vor allem Beteiligungen an Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs) von Bedeutung sind. Im Jahr 2019 wurden in Österreich etwa 198.000 Beteiligungen erfasst, welche sich auf etwa 116.000 GmbHs verteilen. Darauf basierend analysiert dieser Artikel erstmals den Aspekt der Eigentumsstruktur inländischer GmbHs, angereichert mit soziodemografischen Informationen. So zeigt sich, dass ein Viertel der Beteiligungen österreichischer GmbHs von Frauen gehalten werden, drei Viertel entfallen auf Männer. Darüber hinaus gab es über den Zeitverlauf einen prozentualen Rückgang von 2,6 Prozentpunkten bei Beteiligungen von Frauen (2006: 25,3%; 2019: 22,7 %). Im Jahr 2019 ließen sich mehr als 50 % aller GmbH-Beteiligungen auf drei Branchen zurückführen. Hierbei handelt es sich um die Branchen „Erbringung von freiberuflichen und technischen Dienstleistungen“ (21,5%), „Handel, ­Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (18,6%) und „Grundstücks- und Wohnungs­wesen“ (12,8%).

Auch das Alter der Beteiligten spielt eine relevante Rolle: Über die letzten 14 Jahre hinweg hat sich die Altersstruktur jener Personen, die an GmbHs beteiligt sind, deutlich verschoben. Dies lässt den Schluss zu, dass zunehmend weniger jüngere Gesellschafter und Gesellschafterinnen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Betrachtet man in einem Zeitraum von 14 Jahren die Gründungs- sowie Beendigungsstatistik von österreichischen GmbHs, zeigt sich, dass jene Unternehmen, die zumindest drei Jahre aktiv sind, tendenziell eine höhere Chance haben, längerfristig bestehen zu können. Knapp 40 % aller GmbHs, die zwischen 2005 und 2019 gegründet und beendet wurden, erreichten nicht das vierte Geschäftsjahr.

Wertpapieremissionen und Portfolioumschichtungen österreichischer Sektoren − Entwicklungen im ersten Halbjahr 2020

Die Entwicklung der österreichischen Wertpapieremissionen und -bestände im ersten Halbjahr 2020 war wesentlich von der COVID-19-Pandemie geprägt. Im ersten Halbjahr 2020 wurde ein historischer Rekordwert an neu begebenen bzw. aufgestockten Staatsanleihen verzeichnet. Der Sektor Staat ­verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 mit insgesamt 54,5 Mrd EUR den höchsten Halbjahreswert für Bruttoemissionen verzinslicher Wertpapiere seit dem Beginn der Erhebung der Emissionsstatistik im Jahr 1997. Die inländischen Investmentzertifikate erlitten im ersten Quartal 2020 an Kurswert­verluste in der Höhe von –18,26 Mrd EUR, wobei im zweiten Quartal +10,28 Mrd EUR wieder ­aufgeholt werden konnten. Inländische Misch- und Immobilienfonds konnten selbst in Zeiten großer Unsicherheiten positive Nettomittelveränderungen begebener Anteile vermelden. Aus Sicht der ­österreichischen Anlegerinnen und Anleger fielen die Kursverluste der ersten Phase der COVID-19-Pandemie aufgrund der raschen Kurserholung im zweiten Quartal 2020 geringer aus als im ­gesamten Jahr der Finanzkrise 2008. Inländische Kreditinstitute tätigten vor dem Hintergrund der Krise Nettoankäufe von verzinslichen Wertpapieren. In den ersten beiden Quartalen im Jahr 2020 wurde ein Nettotransaktionsvolumen von +3,65 Mrd EUR bzw. +6,38 Mrd EUR an verzinslichen Wertpapieren von inländischen Kreditinstituten verzeichnet. Österreichische Haushalte nutzten die Kurseinbrüche in der COVID-19-Pandemie, um ihr Portfolio um börsennotierte Aktien und ­Investmentzertifikate günstig aufzustocken. Im zweiten Quartal 2020 tätigten die Haushalte positive Nettotransaktionen in Investmentzertifikate (+1,42 Mrd EUR) und börsennotierte Aktien (+1,13 Mrd EUR), während verzinsliche Wertpapiere im Portfolio netto abgebaut wurden (–0,64 Mrd EUR).

Erkennbare Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Außenwirtschaft im zweiten Quartal 2020

Im zweiten Quartal 2020 ist Österreichs Wirtschaft ersten Berechnungen der Statistik Austria zufolge real um 14% im Vorjahresvergleich geschrumpft. International ist der Handel im Zuge der COVID-19-Pandemie markant zurückgegangen, doch bereits die Handelsentwicklung im Jahr 2019 verlief ­angesichts geopolitischer Risiken, des bevorstehenden Brexits sowie bereits verhängter bzw. drohender protektionistischer Maßnahmen gedämpft. Nach erster Berechnung von OeNB und Statistik Austria haben die heimischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen unter diesen Rahmenbedingungen im zweiten Quartal 2020 markant abgenommen (um 22,6% auf 41,4 Mrd EUR, nominell gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Der Saldo der Leistungsbilanz war nominell und im Verhältnis zum BIP beinahe ausgeglichen (–0,05 Mrd EUR bzw. –0,1% des BIP). Im ersten Halbjahr 2020 wurde ein Überschuss in Höhe von rund 5 Mrd EUR bzw. 2,7 % im Verhältnis zum BIP verzeichnet. Der Nettowert der ­Kapitalbilanz von knapp –5 Mrd EUR war deutlich geringer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie spiegeln sich insbesondere in der Entwicklung der ­Verpflichtungen aus Portfolioinvestitionen wider. Im ersten Halbjahr 2020 war ein Defizit von –0,7 Mrd EUR erkennbar. Die Zahlen sind als vorläufig zu interpretieren. Aufgrund der real- und ­finanzwirtschaftlichen Entwicklungen der COVID-19-Pandemie kann es zu Nachmeldungen bzw. ­Revisionen kommen.

Hohes Geldmengenwachstum in Österreich und im Euroraum

Entwicklung der Geldmenge M3 und deren Gegenposten in Österreich bzw. im Euroraum

Martin Bartmann 12

Der vorliegende Bericht beschäftigt sich mit der Zusammensetzung der Geldmenge M3 und deren Entwicklung im Euroraum bzw. in den teilnehmenden Mitgliedsländern. Das Geldmengen­wachstum M3 im Euroraum beschleunigte sich im Jahr 2020 und belief sich im August 2020 auf 9,5%. Der österreichische Beitrag zum Geldmengenwachstum im Euroraum entwickelte sich mit einem Jahreswachstum von 7,9% ebenfalls deutlich dynamischer als noch zu Beginn des Jahres (Jänner 2020: 5,3%). Abermals waren es täglich fällige Einlagen (Euroraum: +13,7%, Österreich: +11,0%), die für den Großteil des Geldmengenwachstums verantwortlich waren. Auffallend waren sowohl in Österreich (+19,1%) als auch im Euroraum (+21,3%) starke Zuflüsse bei täglich fälligen Unternehmenseinlagen.

Zusammensetzung der Geldmengenaggregate im Euroraum

Die Entwicklung der Geldmenge M3 ist für das System Europäischer Zentral­banken (ESZB) von zentraler Bedeutung, da sie eine wichtige Datengrundlage für ihre geldpolitischen Entscheidungen darstellt. Das zentrale Geldmengenaggregat M3 beinhaltet neben Bargeld auch kurzfristige Einlagenprodukte, begebene Geldmarktfondsanteile sowie auch begebene Wertpapiere mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Bei den beschriebenen Produkten handelt es sich immer um Geschäfte monetärer Finanzinstitute (MFIs) mit nichtmonetären Finanzinstituten. Somit handelt es sich bei der Geldmenge M3 um den Bestand an Geld, welcher von ­monetären Finanzinstituten begeben und von nichtmonetären Finanzinstituten (ausgenommen ist der Zentralstaat) gehalten wird. Zu den nichtmonetären Finanzinstituten zählen neben privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen auch der Staatssektor und sonstige Finanzintermediäre (inklusive Versicherungen und Pensionskassen).

Das Geldmengenaggregat M3 besteht aus den Sub-Aggregaten M1 und M2, die man auf Basis ihrer Liquidität bzw. Verfügbarkeit unterscheidet. Die Struktur der Geldmenge hat sich seit 2008 dramatisch verändert. Lag der Anteil des Geld­mengen­aggregats M1 – dieses beinhaltet neben dem Bargeldumlauf noch die täglich fälligen Einlagen von nichtmonetären Finanzinstituten – an der gesamten Geldmenge im Euroraum im Jahr 2008 noch bei ca. 42%, stieg dieser bis August 2020 auf über 70% an. In Österreich war die Entwicklung sogar noch stärker ausgeprägt. Der österreichische Beitrag zur Geldmenge im Euroraum bestand im Jahr 2008 zu rund 40% aus dem Geldmengenaggregat M1. Im Zeitverlauf stieg dieser Anteil – vor allem aufgrund der deutlichen Ausweitung von täglich fälligen Einlagen – auf ca. 77% an. Das Geldmengenaggregat M2 besteht neben dem Geldmengenaggregat M1 noch aus den sonstigen kurzfristigen Einlagen, welche neben Einlagen mit ­vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren noch Einlagen mit Kündigungsfrist 13 von bis zu drei Monaten beinhalten. Im Euroraum haben Einlagen mit Kündigungsfrist eine stärkere Relevanz als dies in Österreich der Fall ist und machen mit 2.418 Mrd EUR sogar einen Großteil (ca. 70%) der sonstigen kurzfristigen Einlagen aus. In Österreich bestehen die sonstigen kurzfristigen Einlagen fast ausschließlich (zu 96%) aus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Zählt man zum Geldmengenaggregat M2 noch die kurzfristigen marktfähigen Finanzinstrumente hinzu, ist die Definition der gesamten Geldmenge M3 vollständig. Zu den sonstigen marktfähigen Finanzinstrumenten zählen Repogeschäfte 14 , begebene Geldmarktfondsanteile bzw. begebene Wertpapiere mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Die sonstigen kurzfristigen Finanzinstrumente haben jedoch sowohl im Euroraum mit lediglich 697 Mrd EUR als auch in Österreich mit rund 3 Mrd EUR nur eine geringe ­Bedeutung.

Die Abbildung 1 zeigt die Zusammensetzung der Geldmenge M3 im Euroraum. Es wird dargestellt, dass das Geldmengenaggregat M3 aus den Sub-Aggregaten M1 (zusammengesetzt aus Bargeldumlauf und den täglich fälligen Einlagen von nichtmonetären Finanzinstituten) und M2, das sich aus M1 und sonstigen kurzfristigen Einlagen (Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten) zusammensetzt sowie den kurzfristigen marktfähigen Finanzinstrumenten (Repogeschäfte, begebene Geldmarktfondsanteile bzw. begebene Wertpapiere mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren) besteht. M1 umfasst 9.855 Mrd EUR, M2 13.324 Mrd. EUR und M3 14.017 Mrd EUR. Quelle: EZB.

Die größten Beiträge zum Euroraum-Geldmengenaggregat M3 leisteten mit 26% Deutschland bzw. mit 22% Frankreich (August 2020). Weitere signifikante Beiträge wiesen Italien (14%) und Spanien (11%) auf. Österreichs Beitrag zur Geldmenge im Euroraum lag mit 421,4 Mrd EUR bei exakt 3%. Im folgenden ­Abschnitt wird die Entwicklung der Geldmenge im Euroraum am aktuellen Rand – speziell seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie – näher analysiert und auf die unterschiedlichen Entwicklungen in den Euroraum-Mitgliedsländern eingegangen.

Das Tortendiagramm Grafik 1 zeigt die Beiträge der größten Mitgliedsländer zur Geldmenge M3 im Euroraum. Den größten Beitrag zur gesamten Geldmenge im Euroraum hatte mit 26% Deutschland. In Frankreich, Italien und Spanien lagen die Beiträge bei 22%, 14% bzw. 11%. Die restlichen Euroraum-Mitgliedsländer trugen in Summe 27% zur gesamten Geldmenge im Euroraum bei. Quelle: Europäische Zentralbank.

Dynamische Geldmengenentwicklung seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie

Der österreichische Beitrag zum Geldmengenwachstum M3 im Euroraum stieg im August 2020 mit einer Jahreswachstumsrate von 7,9% (+31,0 Mrd EUR) auf 421,4 Mrd EUR an. Die entsprechende Jahreswachstumsrate wies im Februar 2020 – vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie – noch 5,7% auf und stieg ab ­diesem Zeitpunkt deutlich an. Im Juli 2020 wurde mit einer M3-Ausweitung von 9,2% im Jahresvergleich der höchste Wert seit 2008 erreicht. Im Euroraum war eine noch dynamischere Entwicklung zu beobachten. Das Geldmengenwachstum lag im Februar 2020 im gesamten Euroraum mit 5,5% noch unter jenem Österreichs und erhöhte sich in den darauffolgenden Monaten bis Juli 2020 auf 10,1% – dies entsprach dem höchsten Wert seit 2008. Im August 2020 lag der ­entsprechende Prozentsatz bei 9,5%.

Alle Mitgliedsländer wiesen per August 2020 einen positiven Beitrag zum Geldmengenwachstum im Euroraum auf. Den größten Anteil am Geldmengenwachstum im Euroraum hatte Frankreich, wo sich die Geldmenge M3 im Jahresvergleich um 12,8% (+346,7 Mrd EUR) ausweitete. In Deutschland, welches mit 26% den höchsten Anteil an der gesamten Geldmenge im Euroraum hat, entwickelte sich das Geldmengenwachstum mit 7,1% (+246,2 Mrd EUR) hingegen nur unterdurchschnittlich.

Das Liniendiagramm in Grafik 2 zeigt das Jahreswachstum der Geldmenge M3 im Euroraum bzw. das Jahreswachstum der Beiträge zur Geldmenge M3 von Österreich, Deutschland und Frankreich zwischen August 2010 und August 2020. Die Skala auf der y-Achse reicht von –5% bis +20%. Zu Beginn der Periode stagnierte das Geldmengenwachstum in Österreich und in den folgenden Jahren stieg es auf bis zu 9,2% im Juli 2020 an. Der letzte verfügbare Wert für August 2020 lag bei 7,9%. Der entsprechende Euroraum-Vergleichswert entwickelte sich ähnlich wie jener Österreichs, wies jedoch im August 2020 mit 9,5% einen höheren Wert auf. Das M3-Wachstum Frankreichs verdoppelte sich seit Februar 2020 fast und lag im August 2020 bei 12,8%. In Deutschland lag das M3-Wachstum im August 2020 mit 7,1% unter jenem Österreichs. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Starker Anstieg täglich fälliger Einlagen

Betrachtet man die Einzelkomponenten der Geldmenge, so zeigt sich, dass sowohl in Österreich als auch im Euroraum weiterhin das Geldmengenaggregat M1 und im Speziellen die täglich fällige Einlagen – welche in Österreich mit 68,7% (289,4 Mrd EUR) bzw. im Euroraum mit 60,9% (8.532,4 Mrd EUR) jeweils den höchsten Anteil an der Geldmenge M3 ausmachen – für das deutlich positive Geldmengenwachstum verantwortlich waren. Täglich fällige Einlagen weiteten sich im Jahresverlauf in Österreich um 11,0% bzw. +28,5 Mrd EUR aus (Euroraum: +13,7% bzw. +1.034,7 Mrd EUR), wobei fast der gesamte Anstieg (90,3%) auf private Haushalte (+8,3% bzw. +14,4 Mrd EUR) und nichtfinanzielle Unternehmen (+19,1% bzw. +11,3 Mrd EUR) zurückzuführen war. Insbesondere die Entwicklung täglich fälliger Einlagen von nichtfinanziellen Unternehmen nahm seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie – sowohl in Österreich als auch im Euroraum – sprunghaft zu. Im Februar 2020 lagen die jeweiligen Wachstumsraten noch bei 6,1% (Österreich) bzw. 9,0% (Euroraum) um in weiterer Folge auf 19,1% bzw. 21,3% anzusteigen. Das Euroraum-Aggregat wurde insbesondere von Frankreich, das mit 35,1% das mit Abstand höchste Jahreswachstum aller Mitgliedsländer in diesem Segment aufwies, beeinflusst. Täglich fällige Einlagen von nichtfinanziellen Unternehmen in Deutschland stiegen hingegen mit 14,0% wesentlich geringer als im Euroraum-Durchschnitt bzw. in Österreich an.

Grafik 3 zeigt als Linien dargestellt den Verlauf (November 2017 bis August 2020) der Jahreswachstumsraten täglich fälliger Einlagen von privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen. Beide Linien werden sowohl für Österreich als auch für den Euroraum dargestellt. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0% bis +25%. Das Wachstum täglich fälliger Einlagen privater Haushalte startete im November 2017 in Österreich bei 11,7%, jenes im Euroraum bei 9,0%. Während sich die Wachstumsrate im Euroraum über den gesamten Zeitraum relativ konstant entwickelte und erst im Jahr 2020 auf bis zu 11,5% (August 2020) anstieg, stieg die Wachstumsrate Österreichs auf bis zu 16,7% im August 2018 an und reduzierte sich in weiterer Folge wieder auf 8,3% (August 2020). Das Einlagenwachstum nichtfinanzieller Unternehmen stieg seit Februar 2020 sowohl im Euroraum (von 9,0% auf 21,3% im August 2020) als auch in Österreich (von 6,0% auf 19,1% im Februar 2020) deutlich an. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Die sonstigen kurzfristigen Einlagen, welche in Österreich fast ausschließlich (zu 95,6%) aus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren bestehen, lieferten in Österreich mit einem Jahreswachstum von –1,0% bzw. –0,9 Mrd EUR einen geringen negativen Beitrag zum M3-Geldmengenwachstum. Den höchsten Anteil am Einlagenvolumen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren hatten in Österreich mit 69,0% bzw. 62,9 Mrd EUR private Haushalte, welche mit –4,6% bzw. –3,0 Mrd EUR ihr Einlagenvolumen in dieser Kategorie abbauten. Die Einlagenentwicklung ist in diesem Segment seit Jahren rückläufig, wobei sich die Rückgänge seit Dezember 2019 (–1,7%) deutlich verstärkten. ­Einlagen von privaten Haushalten mit vereinbarter Laufzeit von über zwei Jahren – diese sind nicht Teil der Geldmenge M3 – waren in Österreich im Jahres­vergleich mit –7,2% noch deutlicher rückläufig.

Für weitere Abflüsse bei Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren verantwortlich waren der Staatssektor 15 (–19,7% bzw. –1,2 Mrd EUR) bzw. sonstige Finanzintermediäre 16 (–21,0% bzw. –1,9 Mrd EUR). Lediglich der ­Unternehmenssektor wies eine ungewöhnlich hohe Ausweitung (+45,2% bzw. +5,0 Mrd EUR) seiner Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren aus. Die Hälfte der Ausweitung von Unternehmenseinlagen mit vereinbarter ­Laufzeit fand in der Kategorie bis 6 Monate (+46,9% bzw. +2,5 Mrd EUR) statt und steht damit dem Unternehmenssektor weiterhin sehr kurzfristig zur ­Verfügung.

Im Euroraum-Durchschnitt machten Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren lediglich 30,3% der sonstigen kurzfristigen Einlagen, die zu 69,7% aus Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten bestehen, aus. Im Euroraum kam es im August 2020 bei den sonstigen kurzfristigen Einlagen – anders als in Österreich – im Jahresvergleich (+0,4% bzw. +12,8 Mrd EUR) zu einem geringen Anstieg, wobei sich die beiden Unterkategorien unterschiedlich entwickelten. Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren waren im Euroraum mit –5,1% bzw. –56,2 Mrd EUR rückläufig. Diese Entwicklung wurde insbesondere von Spanien (–15,4% bzw. –27,7 Mrd EUR) und Luxemburg (–29,6% bzw. –9,1 Mrd EUR) beeinflusst. Trotzdem leisteten auch Spanien und Luxemburg einen positiven Beitrag zum Geldmengenwachstum im Euroraum, da der Anstieg bei täglich fälligen Einlagen in beiden Ländern (Spanien: +12,7% bzw. +133,7 Mrd EUR, Luxemburg: +9,9% bzw. +26,2 Mrd EUR) die soeben beschriebenen Rückgänge bei Einlagen mit vereinbarter Laufzeit überkompensierte. Einlagen mit Kündigungsfrist bis zu drei Monaten entwickelten sich im Euroraum mit +2,9% bzw. +68,9 Mrd EUR positiv. Mit einem Jahreswachstum von 7,6% bzw. 53,5 Mrd EUR wurde diese Einlagenkategorie insbesondere von Frankreich positiv beeinflusst.

Kurzfristige marktfähige Finanzinstrumente (Repogeschäfte, begebene Geldmarktfondsanteile, begebene Wertpapiere mit Laufzeit bis zu zwei Jahren) haben in Österreich kaum eine Bedeutung. Das gesamte aushaftende Volumen lag in dieser Kategorie bei 3,5 Mrd EUR, sodass auch deren Einfluss auf die Geldmenge zu ­vernachlässigen ist. Auch im Euroraum insgesamt haben kurzfristige marktfähige Finanzinstrumente nur einen geringen Anteil von 5,0% an der Geldmenge und leisteten im August 2020 – trotz eines Jahreswachstums von 8,3% – nur einen geringen positiven Beitrag in Höhe von 0,42 Prozentpunkten zum Geldmengenwachstum.

Einlagenzinssätze im Euroraum auf historischen Tiefstständen

Ein Grund für die Rückgänge bei Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bzw. den starken Anstieg täglich fälliger Einlagen von privaten Haushalten dürften die geringen Zinsaufschläge von gebundenen Einlagen gegenüber täglich fälligen Einlagen sein. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für Einlagen mit vereinbarter Laufzeit lag in Österreich im August 2020 mit 0,18% nur um 11 Basispunkte über ­jenem von täglich fälligen Einlagen (0,07%). Diese Entwicklung ist über alle Euroraum-Länder hinweg sehr ähnlich. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neu vergebene Einlagen mit vereinbarter Laufzeit lag im Euroraum im August 2020 mit 0,23% auf seinem historischen Tiefststand, während täglich fällige ­Einlagen nur noch mit 0,02% verzinst wurden.

Grafik 4 zeigt als Linien dargestellt den Verlauf (August 2012 bis August 2020) der Zinssätze täglich fälliger Einlagen bzw. neu vergebenen Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von privaten Haushalten. Beide Linien werden sowohl für Österreich als auch für den Euroraum dargestellt. Die Skala auf der y-Achse reicht von 0% bis 3%. Die Einlagenzinssätze für den Euroraum starteten bei 2,63% (Einlagen mit vereinbarter Laufzeit) bzw. 0,41% (täglich fällige Einlagen) und gingen im Verlauf der Zeitreihe konstant zurück. Im August 2020 lag der Zinssatz neuer Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bei 0,23%, jener für täglich fällige Einlagen bei 0,02%. In Österreich waren die Zinssätze im Verlauf der Zeitreihe ebenfalls rückläufig. Der täglich fällige Einlagenzinssatz ging von 0,56% (August 2012) bis auf 0,07% (August 2020) zurück, während sich jener von neuen Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von 1,19% (August 2012) bis 0,18% (August (2020) ebenfalls rückläufig entwickelte. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank.

Bei neuen Unternehmenseinlagen mit vereinbarter Laufzeit traten im Euroraum weiterhin negative Einlagenzinssätze auf. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neue Unternehmenseinlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu einem Jahr – in welche 97% aller neuen Unternehmenseinlagen mit vereinbarter Laufzeit fallen – erreichte im August 2020 im Euroraum mit –0,20% einen neuen ­historischen Tiefststand. Negative kapitalgewichtete Durchschnittszinssätze für Unternehmenseinlagen von bis zu einem Jahr waren dabei in sieben von 19 Mitgliedsländern zu beobachten, wobei Deutschland mit –0,34% den geringsten Zinssatz in diesem Segment aufwies. Auch in Österreich sind negative Einlagenzinssätze bei Unternehmenseinlagen seit einiger Zeit zu beobachten, wobei diese insbesondere bei sehr hohen Einlagen von Unternehmen mit Firmensitz in ­Ländern der sonstigen Währungsunion – wo es bereits seit längerem negative Einlagen­zinssätze gibt – auftraten. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neue Unternehmenseinlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu einem Jahr lag in ­Österreich im mit –0,07% noch deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt. Der Zinssatz täglich fälliger Unternehmenseinlagen war in Österreich mit 0,01% nur noch knapp positiv. Im Euroraum lag der entsprechende Wert hingegen schon bei 0,00% und in einigen Mitgliedsländern – wie zum Beispiel in Deutschland mit –0,08% – war der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für täglich fällige Unternehmenseinlagen bereits im negativen Bereich.

12 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, martin.bartmann@oenb.at.

13 Die vereinbarte Laufzeit ist jene Zeitspanne einer Einlage, vor deren Ablauf sie nicht, oder nur unter Inkaufnahme einer Vertragsstrafe, z. B. eines geringeren Zinssatzes, getilgt werden kann. Die Kündigungsfrist entspricht dem Zeitraum zwischen dem Zeitpunkt, zu dem der Inhaber seine Absicht, das Instrument abzulösen, bekannt gibt, und dem Zeitpunkt, zu dem der Inhaber die Anlage in Bargeld umwandeln kann, ohne eine Vertragsstrafe zahlen zu müssen. Einlagen werden nur dann gemäß der Kündigungsfrist erfasst, wenn es keine vereinbarte Laufzeit gibt.

14 Bei Repogeschäften handelt es sich um befristete Transaktionen auf Basis einer Rückkaufvereinbarung.

15 Sonstiger Staat = Bundesländer, Gemeinden, Sozialversicherungen.

16 Zum Sektor „sonstiger Finanzintermediäre“ zählen zum Beispiel firmeninterne Finanzierungseinrichtungen und Kapitalgeber, Investmentfonds, Versicherungen bzw. Pensionskassen.

Staatliche Kreditgarantien und geldpolitische Maßnahmen des Eurosystems unterstützen Kreditvergabe der Banken an Unternehmen

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2020 17

Gerald Hubmann 18

Staatliche Kreditgarantien (neben anderen Unterstützungsmaßnahmen ein wichtiger Teil des Corona-Hilfspakets der Österreichischen Bundesregierung) haben es den Banken ermöglicht, bei der Kreditvergabe weniger restriktiv zu sein, als sie es ohne staatliche Garantien aus wirtschaftlichen und regulatorischen Gründen hätten sein müssen. Die Banken betonen jedoch, dass natürlich auch bei einer Vergabe mit Garantie die Rückzahlbarkeit des Kredits durch das kreditnehmende Unternehmen gegeben sein muss. Das nachgefragte Garantievolumen ist über den Sommer 2020 deutlich zurückgegangen.

Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems werden von den Banken aufgrund der attraktiven Bedingungen sehr gut angenommen und wirken sich positiv auf ihre finanzielle Situation aus. Die durch die Geschäfte verfügbaren Mittel werden auch für die Kreditvergabe verwendet, was den Zielsetzungen dieses Maßnahmenpakets entspricht. Den Umfrageergebnissen zufolge haben die Ankaufprogramme des Eurosystems positive ­Auswirkungen auf Liquidität und Finanzierungsbedingungen der österreichischen Banken, aber nachteilige Effekte auf ihre Ertragslage. Auch der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität bringt eine Belastung der Ertragslage der Banken mit sich. Das im Herbst 2019 eingeführte zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität verringert diese Belastung ­jedoch. Über gesunkene Kreditzinsen wirkt der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität ­vorteilhaft auf die Finanzierungsbedingungen von Unternehmen und privaten Haushalten.

Die Margen für Unternehmenskredite wurden in den ersten drei Quartalen 2020 laufend erhöht, besonders bei risikoreicheren Krediten. Im dritten Quartal 2020 wurden zudem die Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite verschärft. Die Verschärfungen begründeten die Banken vor allem mit einer geänderten Risikosituation.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist im dritten Quartal 2020 nur mehr leicht gestiegen. In den ersten beiden Quartalen 2020 gab es noch außergewöhnlich große Nachfragesteigerungen. Diese Anstiege sind auf den Bedarf der Unternehmen zur Aufrecht­erhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und ihres Betriebs in der aktuellen Krise zurückzuführen. Der Finanzierungs­bedarf für Anlageinvestitionen ist hingegen eingebrochen.

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie fallen im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten moderater aus. Die Banken haben aufgrund der geänderten Risikosituation ihre Angebots­politik hier hauptsächlich im zweiten Quartal 2020 gestrafft. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2020 wieder etwas gestiegen (im Vergleich zum ­zweiten Quartal 2020). Damit setzte sich ein seit 2019 bestehender, mit dem niedrigen ­Zinsniveau begründeter, Trend fort. Die Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten blieb im dritten Quartal 2020 weitgehend unverändert, nachdem sie im zweiten Quartal 2020 deutlich zurückgegangen war. Dieser Einschnitt wurde mit gesunkenem Konsumenten­vertrauen und geringeren Ausgaben für langlebige Wirtschaftsgüter begründet.

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen ­konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen und sind demnach aktuell und wohl auch in nächster Zeit stark von den Folgen der COVID-19-Pandemie beeinflusst, die heuer zu einem massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung führen. Noch im ­Februar dieses Jahres war die OeNB in ihrer Kurzfristprognose für Österreich von einer leichten Konjunkturbelebung im ersten Halbjahr 2020 ausgegangen. Die von der Regierung mit März 2020 beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie führten dann jedoch zu einem massiven wirtschaftlichen Einbruch. Mit der Rücknahme der Einschränkungen ab Ostern 2020 hat das ­wirtschaftliche Aktivitätsniveau wieder zugenommen. Nach einer ersten ­Schätzung der OeNB lag das österreichische BIP (real) im dritten Quartal 2020 ca. 4,5 % unter dem Vorjahresniveau. In Kalenderwoche 14 (Woche ab dem 30. März 2020) betrug die BIP-Lücke gemäß dem wöchentlichen BIP-Indikator der OeNB 19 noch gut 26 %. In ihrer aktuellen Prognose (Juni 2020) erwartet die OeNB für die Jahre 2020 und 2021 BIP-Änderungen von –7,2 % und +4,9 %. Der Anstieg der Infektionszahlen ab September 2020 bringt jedoch konjunkturelle Abwärtsrisiken.

Abschnitt 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, ­Abschnitt 2 jenes mit privaten Haushalten. Abschnitt 3 hat die Refinanzierungs­situation der Banken zum Thema. In Abschnitt 4 geht es um die Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems. Vorab erfolgt der wichtige Hinweis, dass die Geldpolitik auf den Euroraum insgesamt ausgerichtet ist. Ihre generelle Wirksamkeit kann nicht anhand der hier präsentierten Österreich-Ergebnisse besprochen werden.

Punktuelle Ergebnisse für die einzelnen Quartale sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen, Grafik 1 zeigt längerfristige Trends bei den Quartalsveränderungen, Grafik 2 verdeutlicht den Kreditbestand österreichischer Banken ­gemäß EZB-­Monetärstatistik. Grafik 3 stellt die langfristige Entwicklung der ­Zinsen für Neukredite in Österreich und des allgemeinen Zinsniveaus dar, die Grafiken 4 bis 6 illustrieren die Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung für Neukredite in Österreich. Die Kästen 1 und 2 am Ende des Artikels enthalten ­Erläuterungen und eine kurze Übersicht über die aggregierten Euroraum-Ergebnisse der Umfrage.

1 Unternehmenskredite: Richtlinien verschärft, Margen erhöht

Das Kreditgeschäft der österreichischen Banken mit Unternehmen ist sehr stark von den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie betroffen. In den ­Umfrageergebnissen für die ersten drei Quartale 2020 zeigen sich auffällige ­Brüche und Änderungen bisheriger Entwicklungen. Durch die geänderte Risikosituation gestalten die ­Banken ihre Kreditangebotspolitik restriktiver.

Im dritten Quartal 2020 wurden die Kreditrichtlinien für Unternehmens­kredite ­verschärft. Davor gab es seit Mitte 2015 nur vereinzelt Änderungen (siehe Tabelle 1 und Grafik 1 20 ). Auch im zweiten Quartal 2020 blieben die Richtlinien im Aggregat der Antworten noch weitgehend unverändert – allerdings bei einer Streuung der individuellen Antworten der an der Umfrage teilnehmenden Banken. Für das vierte Quartal 2020 werden weitere, leichte Verschärfungen der Richtlinien ­erwartet. Die Anpassungen im dritten Quartal wurden vor allem mit einer ­geänderten Risikoeinschätzung begründet und auch mit der Risikotoleranz der Banken. Hinsichtlich der Risikoeinschätzung bezogen sich die befragten Banken auf die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage sowie der branchen- bzw. firmenspezifischen Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer, nicht jedoch auf die Werthaltigkeit von Sicherheiten.

Die Kreditbedingungen für neu vergebene Unternehmenskredite wurden sehr schnell an das geänderte wirtschaftliche Umfeld angepasst. Die Margen wurden in den ersten drei Quartalen 2020 laufend verschärft (höhere Margen), besonders bei risiko­reicheren Krediten. Begründet wurde das vor allem mit der geänderten ­Risikoeinschätzung und weiters mit Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen sowie mit der Risikotoleranz der Banken (siehe Tabelle 1 und Grafik 4). Vor den diesjährigen Verschärfungen war es ab Mitte 2016 fast durchgehend zu Lockerungen bei den Margen (sinkende Margen) für durchschnittliche Kredite (aufgrund der Wettbewerbssituation) gekommen. Jene für risikoreichere Kredite waren in diesem Zeitraum weitgehend unverändert geblieben, was eine zunehmende Differenzierung der Unternehmen aufgrund ihrer Bonität bedeutete, die sich jüngst fortgesetzt hat und auch in Zukunft fortdauern dürfte.

Vor allem im zweiten Quartal 2020 wurden neben den Margen auch andere Kreditbedingungen verschärft. Hauptsächlich wurden die Erfordernisse für Sicher­heiten erhöht. Weiters kam es zur restriktiveren Ausgestaltung bei Zusatz- oder Nebenvereinbarungen, der Höhe des Kredits bzw. des Kreditrahmens und der ­Fristigkeit.

Die Kreditnachfrage ist im dritten Quartal 2020 per saldo nur mehr leicht ­gestiegen (allerdings streuen die individuellen Antworten der an der Umfrage teilnehmenden Banken). In den ersten beiden Quartalen 2020 gab es noch außer­gewöhnlich große Nachfragesteigerungen. Für das vierte Quartal 2020 wird ein weiterer leichter Anstieg der Nachfrage erwartet. Diese Entwicklung ist auf den Bedarf der Unternehmen zur Aufrechterhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und ihres Betriebs in der aktuellen Krise zurückzuführen. Kredite wurden vermehrt für Lagerhaltung und Betriebsmittel sowie aufgrund von Refinanzierungen, Umschuldungen und Neuverhandlungen nachgefragt. Hingegen ist der Finanzierungsbedarf für Anlage­investitionen und für Umstrukturierungen stark zurückgegangen. Der dies­bezügliche Einbruch fand vor allem im zweiten Quartal 2020 statt. Von Ende 2016 bis Ende 2018 hatte es hingegen einen konjunkturell bedingten, ausgeprägten ­Kreditboom zur Finanzierung von Investitionen gegeben, der 2019 angesichts der Verlangsamung der Wirtschaftsdynamik abflaute. 21

Tabelle 1: Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 bzw. 8 Banken
2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Kreditrichtlinien (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Unternehmen gesamt –1 0 –1 –1 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –2
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 0 –1 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 –2 –2
Kredite an große Unternehmen –1 1 –1 –1 0 1 –1 1 0 1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –2
Kurzfristige Kredite (Laufzeit bis zu einem Jahr) –1 0 –1 0 0 1 –1 1 0 0 0 0 0 1 0 –1 0 –1 –3 –2
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) –1 –1 –1 –2 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –2
Kreditbedingungen insgesamt (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Unternehmen gesamt –1 0 2 0 1 0 1 0 1 1 0 0 –1 1 1 2 –2 –3 –2 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen –1 –1 1 0 1 0 1 0 1 –1 0 0 –1 0 1 1 –2 –2 –2 ..
Kredite an große Unternehmen –1 0 1 0 1 1 1 0 2 1 1 0 0 2 1 2 –1 –3 –2 ..
Margen für durchschnittliche Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Unternehmen gesamt –1 2 3 1 4 3 3 0 3 3 1 0 1 2 4 3 –3 –3 –3 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 1 2 2 3 3 1 0 1 2 0 0 1 2 4 2 –1 –2 –3 ..
Kredite an große Unternehmen –2 2 2 1 4 3 4 1 3 4 2 1 0 2 5 3 –3 –5 –3 ..
Margen für risikoreichere Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Unternehmen gesamt –2 0 1 0 0 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –4 –6 –4 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen –2 –1 0 0 0 0 0 –1 –1 –1 –1 0 –1 0 0 0 –2 –4 –5 ..
Kredite an große Unternehmen –2 0 2 0 1 1 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 2 –4 –6 –4 ..
Genehmigte Kreditanträge (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen –1 0 1 0 –1 1 –2 0 0 0 –2 –1 –1 –1 –2 –1 0 0 –3 ..
Kreditnachfrage (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Unternehmen gesamt –1 1 1 2 4 3 2 4 4 5 2 3 –2 0 –1 1 5 6 2 2
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen –1 1 1 3 3 1 2 3 3 3 1 3 –2 –1 –1 1 3 4 0 1
Kredite an große Unternehmen –1 1 –1 3 4 2 2 3 2 5 3 3 –1 1 0 1 5 7 2 2
Kurzfristige Kredite (Laufzeit bis zu einem Jahr) 0 0 1 1 1 2 0 3 2 3 0 2 0 2 1 1 6 5 1 2
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) –1 1 –1 3 5 4 6 6 5 6 4 3 –1 –1 –1 2 1 6 2 1
Einfluss der allgemeinen ­Wettbewerbssituation auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditbedingungen insgesamt –1 3 2 1 2 1 2 1 2 3 1 1 1 2 4 3 1 0 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite –1 2 2 0 2 2 2 2 2 3 3 2 2 2 4 3 1 0 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite –1 0 1 0 1 0 0 –1 0 2 0 0 1 1 2 2 1 0 0 ..
Einfluss von Refinanzierungskosten und ­bilanziellen Restriktionen auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditbedingungen insgesamt –3 –1 –1 –1 1 0 2 0 1 1 –1 0 –1 0 0 1 –2 –4 –1 ..
Margen für durchschnittliche Kredite –3 –1 –1 0 1 0 2 1 1 1 –1 0 –1 0 0 1 –2 –4 –2 ..
Margen für risikoreichere Kredite –4 –1 –1 –1 1 0 1 0 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –2 –4 –2 ..
Einfluss der Risikoeinschätzung auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditbedingungen insgesamt 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 –1 –3 –5 –3 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 –1 0 0 –1 –3 –4 –3 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –4 –5 –5 ..
Wirtschaftslage/Konjunkturaussichten allgemein p Richtlinien 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 –1 0 0 0 –2 –1 –3 ..
Lage/Aussichten firmen-/branchenspezifisch p Richtlinien 0 0 0 0 1 0 0 1 0 1 0 0 –2 0 0 –1 –2 –1 –3 ..
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
Fortsetzung Tabelle 1: Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 bzw. 8 Banken
2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Einfluss der Risikotoleranz der Banken auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditbedingungen insgesamt 0 0 0 –1 0 1 –1 0 0 –1 –1 0 –1 0 0 0 –1 –3 –2 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 0 0 0 –1 0 0 –1 1 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 –2 –3 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 0 –1 0 0 –1 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 –1 –3 –4 ..
Kreditrichtlinien –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 0 –1 0 0 –1 0 –1 –2 ..
Kreditnachfrage, ausgewählte ­Einflussfaktoren (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Anlageinvestitionen –1 0 –2 2 3 4 3 4 5 5 4 3 –2 0 –1 1 –1 –6 –2 ..
Lagerhaltung und Betriebsmittel –1 1 0 1 1 3 1 3 3 3 1 3 1 1 1 2 4 5 2 ..
Fusionen/Übernahmen und ­Unternehmensumstrukturierungen 0 1 1 1 1 0 1 2 4 3 3 2 1 1 1 0 –1 –4 –1 ..
Allgemeines Zinsniveau 0 0 1 1 1 0 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 0 0 ..
Refinanzierung, Umschuldung und ­Neuverhandlung 0 3 1 1 2 1 3 3 4 4 3 3 1 1 1 2 4 3 2 ..
Innenfinanzierung –3 –3 –2 –3 –1 –3 –1 0 0 1 2 1 0 0 0 0 1 2 1 ..
Kredite von anderen Banken 0 0 0 0 1 0 1 1 2 2 1 1 1 0 0 0 2 –1 1 ..
Begebung/Tilgung von Schuldverschreibungen –1 –1 –1 0 0 –1 3 2 3 3 3 2 1 2 0 1 2 0 –1 ..
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Anteil der vollständig abgelehnten Kreditanträge nahm im dritten Quartal 2020 zu, nachdem er in den ersten beiden Quartalen 2020 konstant geblieben war (siehe Tabelle 1 unter „Genehmigte Kreditanträge“ mit invertierten Werten 22 ).

Staatliche Garantien für Unternehmenskredite spielten und spielen in der ­COVID-Krisenzeit eine wesentliche Rolle im Kreditgeschäft. Sie sind ein Teil des ­Corona-Hilfspakets der Österreichischen Bundesregierung. Durch die Garantien sollen Unternehmen mit Liquiditätsproblemen infolge der COVID-19-Pandemie leichter und günstig 23 an Bankkredite kommen. Die an der Umfrage teilnehmenden Banken messen den Garantien eine hohe Bedeutung bei. 24 Die Garantien erlaubten den Banken, dem hohen Bedarf an Überbrückungs- und Refinanzierungen nachzukommen. Die Banken konnten weniger restriktiv sein, als sie es ohne staatliche Unterstützungsmaßnahmen hätten sein müssen. Ohne staatliche Garantien wäre die Vergabe vieler Kredite aus wirtschaftlichen und regulatorischen Gründen nicht möglich gewesen (Risikosituation, bilanzielle Auswirkungen). Die Banken betonen jedoch, dass natürlich auch bei einer Vergabe mit Garantie die Rückzahlbarkeit des Kredits durch das kreditnehmende Unternehmen gegeben sein muss.

Je nach Verlauf der Pandemie werden staatliche Kreditgarantien auch weiterhin wichtig sein. In den letzten Monaten hat die Nachfrage nach Unternehmens­krediten mit staatlichen Garantien allerdings abgenommen. Bis Ende Juni 2020 wurden in ­Österreich ca. 5,8 Mrd EUR an Haftungen für von Banken an Unternehmen ­vergebene Überbrückungskredite vom Bund übernommen. Bis Mitte ­September 2020 erhöhte sich diese Summe nur mehr auf ca. 6,7 Mrd EUR (alle Abwicklungsstellen, alle Haftungen, Quelle: BMF). Es soll angemerkt werden, dass die Zuführung von Fremdkapital betriebswirtschaftliche Grenzen hat und ein Unternehmen darüber hinaus keine zusätzlichen Kredite – mit oder ohne ­Garantien – mehr ­aufnehmen kann (siehe oben die angesprochene Rückzahlbarkeit) und daher auch andere Unterstützungsmöglichkeiten genutzt werden sollten (z. B. Eigenkapital).

Neben den Kreditgarantien sind auch Kreditstundungen ein wichtiges Mittel zur ­Unterstützung der Liquidität der Unternehmen. Die Banken erwähnen hier die schnelle und einfache Anwendbarkeit. Wie bei den Garantien ist der Bedarf an Kredit­stundungen zuletzt zurückgegangen und wird in weiterer Folge vom Verlauf der Pandemie bzw. wirtschaftlichen Erholung abhängen.

Zusammenfassend wird festgehalten, dass – gemäß den Umfrageergebnissen – die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie eine geänderte und teilweise erhöhte Nachfrage nach Unternehmenskrediten bewirkt haben, die von den Banken – unterstützt durch staatliche Maßnahmen – bisher auch gut erfüllt ­werden konnte. Andererseits haben die Banken ihre Kreditangebotspolitik risikobedingt verschärft, was gleichbedeutend mit einer Verschlechterung der Finanzierungs­bedingungen bzw. einer Verteuerung der Kredite für die Unternehmen ist.

Unterstützend wirkt die Geldpolitik des Eurosystems (unkonventionelle Maßnahmen, siehe Abschnitt 4, und Senkungen der Leitzinsen ab Oktober 2008), durch die den Banken und somit mittelbar der Wirtschaft insgesamt umfassende Liquidität zur Verfügung steht und das allgemeine Zinsniveau historisch niedrig ist. Die Zinsen für Neukredite österreichischer Banken an nichtfinanzielle Unternehmen sind von über 5 % im Jahr 2008 bis auf rund 1,3 % Anfang 2020 gefallen und bis August 2020 geringfügig auf etwas über 1,4 % gestiegen (unter Ein­beziehung der sehr günstigen mit staatlichen Garantien versehenen Kredite). Die Geldmarktzinsen befinden sich nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im ­Frühling 2020 mittlerweile wieder auf Tiefstständen (siehe Grafik 3). Der Drei-Monats-­Euribor lag ­Anfang Oktober 2020 bei Werten um –0,5 % und damit so tief wie nie zuvor. Neben den Angaben der Banken zu den Margen (siehe oben) lässt sich auch daraus eine Verteuerung von Unternehmenskrediten abseits von staatlich ­garantierten Krediten ableiten (sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ zum Zinsniveau) – jedoch auf einem bereits seit Jahren sehr günstigen Niveau.

2 Kredite an private Haushalte: Nachfrage nach Wohnbaukrediten leicht gestiegen

Anders als im Unternehmenskundengeschäft fallen die Auswirkungen der COVID-19-­Pandemie im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten in Österreich moderat aus – vor allem bei den Wohnbaukrediten. Aber auch im Privatkundengeschäft zeigen sich in den Umfrageergebnissen restriktive Entwicklungen als Folge der geänderten Risikosituation (siehe Tabelle 2 und Grafik 1).

Die Richtlinien für Wohnbaukredite wurden ab dem zweiten Quartal 2020 leicht ­verschärft, was die Banken mit ihrer Risikoeinschätzung und ihrer Risikotoleranz begründeten. Im längerfristigen Vergleich ist das aber nicht auffällig, da die Richtlinien bereits seit 2018 tendenziell verschärft wurden. Für das vierte Quartal 2020 werden weitgehend unveränderte Richtlinien erwartet.

Hinsichtlich der Bedingungen für Wohnbaukredite gab es im dritten Quartal 2020 kaum Änderungen bei den Margen. Im zweiten Quartal kam es noch zu leichten Verschärfungen der Margen (höhere Margen) für durchschnittliche Kredite, nachdem diese von 2017 bis 2019 aufgrund der Wettbewerbssituation durchgehend gelockert worden waren (gesunkene Margen). Die Margen für risikoreichere ­Kredite wurden in den ersten beiden Quartalen 2020 verschärft. In den vier ­Jahren davor wurden diesbezüglich nur vereinzelte Verschärfungen gemeldet. Wie bei den Unternehmenskrediten kam es somit zu einer zunehmenden Differenzierung der Kreditkunden gemäß ihrer Kreditwürdigkeit, die bei den Wohnbaukrediten aber etwas geringer ausfiel als bei den Unternehmenskrediten. Als Gründe für die ­Verschärfungen in den ersten beiden Quartalen 2020 wurden Refinanzierungs­kosten und bilanzielle Restriktionen sowie die Risikoeinschätzung genannt (siehe Tabelle 2 und Grafik 5). Hinsichtlich anderer Bedingungen für Wohnbaukredite erhöhten die Banken im dritten Quartal 2020 die Erfordernisse für Sicherheiten leicht.

Tabelle 2: Kredite an private Haushalte
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 Banken
2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Kreditrichtlinien (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Wohnbaukredite 0 –2 1 0 0 –1 1 –1 0 –2 –1 0 –2 –2 –1 –1 0 –2 –1 –1
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 0 1 0 0 0 1 –1 1 –1 0 –1 0 –2 –2 –1 0 –3 –2 –1
Kreditbedingungen insgesamt (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Wohnbaukredite 0 –1 0 1 0 –1 1 0 1 –2 0 0 0 0 0 –1 0 –1 –1 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –1 ..
Margen für durchschnittliche Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Wohnbaukredite 1 1 1 0 1 2 2 1 2 1 2 1 2 2 3 1 0 –2 0 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite –1 0 0 1 0 0 –1 1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 –1 –1 ..
Margen für risikoreichere Kredite (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Wohnbaukredite –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –1 –1 0 0 0 0 0 –2 –3 –1 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite –1 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –2 –2 –1 ..
Genehmigte Kreditanträge (Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen) (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Wohnbaukredite 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 –2 0 0 –1 –1 0 0 0 0 0 ..
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 1 0 0 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 –1 –1 0 –3 –3 ..
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
Fortsetzung Tabelle 2: Kredite an private Haushalte
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 Banken
2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Kreditnachfrage (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Wohnbaukredite 1 1 0 0 2 2 3 1 1 0 –1 –1 1 1 2 2 3 –1 2 0
Konsumkredite und sonstige Kredite 0 0 1 1 2 3 0 0 –1 0 0 0 1 0 1 0 0 –4 –1 0
Einfluss der allgemeinen Wettbewerbssituation auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditbedingungen insgesamt bei ­Wohnbaukrediten 0 1 1 2 1 1 1 1 1 1 3 1 1 3 3 2 1 0 1 ..
Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite 1 2 1 1 1 2 1 1 3 1 3 1 3 3 4 0 1 0 1 ..
Einfluss von Refinanzierungskosten und ­bilanziellen Restriktionen auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite –1 0 0 –1 0 0 1 0 0 0 –1 0 1 1 1 0 0 –2 –1 ..
Margen für risikoreichere Wohnbaukredite –1 0 0 –1 0 1 1 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 –2 –2 ..
Einfluss der Risikoeinschätzung auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditbedingungen insgesamt bei ­Wohnbaukrediten 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 –1 –2 –2 –2 ..
Kreditbedingungen insgesamt bei Konsum- und sonstigen Krediten 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –1 –1 –1 –2 –3 ..
Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –2 –1 –1 ..
Margen für durchschnittliche Konsum- und sonstige Kredite 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 –1 –1 –1 –1
Margen für risikoreichere Wohnbaukredite 0 0 –1 0 0 1 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 –1 –2 –2 –2 ..
Margen für risikoreichere Konsum- und sonstige Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –2 –2 –2 ..
Wirtschaftslage/Konjunkturaussichten allgemein p Richtlinien für Wohnbaukredite 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 0 –1 0 0 –2 –1 ..
Wirtschaftslage/Konjunkturaussichten allgemein p Richtlinien für Konsum- und sonstige Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 –3 –1 ..
Kreditwürdigkeit der Haushalte p Richtlinien für Konsum- und sonstige Kredite 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 0 –1 –1 –2 ..
Einfluss der Risikotoleranz der Banken auf: (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Kreditrichtlinien für Wohnbaukredite 0 0 0 0 0 –1 0 0 0 –2 0 0 –1 –1 0 –1 –1 –2 –1 ..
Kreditrichtlinien für Konsum- und sonstige ­Kredite 0 0 1 0 0 0 1 –1 1 –1 –1 –1 0 –2 –2 –1 –1 –3 –2 ..
Nachfrage nach Wohnbaukrediten, ­ausgewählte Einflussfaktoren (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und ­voraussichtliche Entwicklung der Preise für Wohneigentum 0 0 0 0 1 1 2 1 0 1 0 0 0 –1 –1 –1 –1 –1 0 ..
Konsumentenvertrauen 2 1 1 1 1 2 3 2 0 1 0 0 0 0 0 0 0 –2 0 ..
Allgemeines Zinsniveau 2 1 1 1 2 0 2 1 0 0 0 0 2 3 3 3 3 1 2 ..
Nachfrage nach Konsumkrediten und ­sonstigen Krediten, ausgewählte ­Einflussfaktoren (Einfluss auf Veränderung, positiv/negativ gemäß der erklärten Position)
Ausgaben für langlebige Konsumgüter wie Pkw, Möbel usw. 0 0 0 0 1 1 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 –3 –2 ..
Konsumentenvertrauen 0 0 0 0 0 1 1 2 0 0 1 0 0 0 0 0 –2 –2 –1 ..
Allgemeines Zinsniveau 0 0 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 1 0 2 0 1 1 1 ..
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2020 wieder etwas gestiegen (im Vergleich zum zweiten Quartal 2020). Damit setzte sich ein seit 2019 bestehender Trend fort, der im zweiten Quartal 2020 unterbrochen war. Zu ­Beginn der COVID-19-Pandemie in Österreich wurde noch ein starker Einbruch der Nachfrage für das zweite Quartal 2020 erwartet, der dann aber nicht einge­treten ist. Es blieb im Rückblick bei einer vorübergehenden Stagnation aufgrund von gesunkenem Konsumentenvertrauen. Der darauffolgende Anstieg (wie auch der angesprochene Trend insgesamt) wurde vor allem mit dem niedrigen Zinsniveau begründet. Im Ausblick auf das vierte Quartal erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken eine unveränderte Nachfrage nach Wohnbaukrediten.

Der Anteil der vollständig abgelehnten Anträge für Wohnbaukredite hat sich seit Mitte 2018 kaum verändert (siehe Tabelle 2 unter „Genehmigte Kreditanträge“ mit invertierten Werten 25 ).

Für Konsumkredite und sonstige Kredite wurden die Richtlinien im zweiten und ­dritten Quartal 2020 verschärft. Wie bei den Wohnbaukrediten besteht ein entsprechender Trend seit 2018, wurden die jüngsten Verschärfungen mit der Risiko­einschätzung und der Risikotoleranz begründet und werden für das vierte Quartal 2020 weitgehend unveränderte Richtlinien erwartet. Die Verschärfungen der beiden letzten Quartale sind jedoch im Vergleich auffälliger.

Die Margen für risikoreichere Konsum- und sonstige Kredite wurden in den ersten beiden Quartalen 2020 leicht angehoben – hauptsächlich aufgrund einer geänderten Risikoeinschätzung. Ansonsten gab es 2020 keine nennenswerten Margenänderungen. Von 2016 bis 2019 waren die Margen für Konsum- und sonstige Kredite ­allgemein weitgehend unverändert geblieben (siehe Tabelle 2 und Grafik 6). Wie bei den Wohnbaukrediten erhöhten die österreichischen Banken auch bei den ­Konsum- und sonstigen Krediten die Erfordernisse für Sicherheiten im dritten Quartal 2020 leicht.

Die Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten hatte sich von Mitte 2017 bis zum ersten Quartal 2020 kaum geändert, bevor sie im zweiten Quartal 2020 ­deutlich zurückging – aufgrund geringerer Ausgaben für langlebige Konsumgüter 26 und eines gesunkenen Konsumentenvertrauens. Im dritten Quartal 2020 blieb die Nachfrage weitgehend unverändert. Auch für das vierte Quartal 2020 werden keine Änderungen erwartet.

3 Refinanzierungsbedingungen für Banken verbessert

Die Refinanzierungssituation für die österreichischen Banken hat sich im dritten Quartal 2020 verbessert (siehe Tabelle 3). Es kam zu allgemeinen Verbesserungen bei der Refinanzierung am Geldmarkt und zu Verbesserungen am Kapitalmarkt bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen. Bei den Kunden­einlagen gab es kaum Änderungen. Im Ausblick auf das vierte Quartal erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken eine weitere Verbesserung der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Einlagen und ansonsten eine weitgehend unveränderte ­Situation.

Im ersten Halbjahr 2020 war es hingegen zu auffälligen Verschlechterungen bei der Refinanzierung am Geldmarkt, am Kapitalmarkt und über Einlagen gekommen, die durch die Verbesserungen im dritten Quartal 2020 nur teilweise ausgeglichen wurden.

Andere Refinanzierungsmöglichkeiten, nach denen standardmäßig gefragt wird (Verbriefung von Krediten, außerbilanzielle Übertragung von Kreditrisiken), spielten zuletzt für die an der Umfrage teilnehmenden Banken nur eine unter­geordnete Rolle.

Tabelle 3: Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 8 Banken
2016 2017 2018 2019 2020
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Retail-Refinanzierung (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Kurzfristige Einlagen (bis zu einem Jahr) 1 2 1 1 2 1 2 1 3 0 0 1 1 3 0 0 –1 2 1 1
Langfristige Einlagen (über ein Jahr) 1 –1 0 0 0 1 1 –1 2 –1 –2 –1 0 –1 –2 0 –4 0 0 0
Unbesicherter Interbankengeldmarkt (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Sehr kurzfristiger Geldmarkt (bis zu einer Woche) 0 0 0 1 2 1 2 1 2 0 1 0 1 0 0 0 –1 –1 2 0
Kurzfristiger Geldmarkt (über eine Woche) –1 –1 0 2 2 1 1 0 2 0 1 0 0 0 0 0 –5 –2 2 0
Großvolumige Schuldtitel (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Kurzfristige Schuldtitel3 –2 0 –1 0 0 2 2 1 1 0 0 0 1 0 0 0 –1 –1 0 0
Mittel- bis langfristige Schuldtitel –4 –2 0 0 3 3 4 4 3 0 –1 –3 3 4 3 1 –4 –4 3 2
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
3 Antworten von 3 bis 6 Banken.

4 Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

Seit 2015 werden die Banken im Rahmen dieser Umfrage halbjährlich zu den ­Auswirkungen der seit Oktober 2014 in verschiedenen Ausformungen laufenden Vermögensankaufprogramme des Eurosystems befragt (auch unter Berücksichtigung des Pandemie-Notfallankaufprogramms 27 ). Ebenso enthält die Umfrage halbjährlich Fragen zu den Auswirkungen des seit Mitte 2014 negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität, der die Untergrenze des Zinskorridors bildet und mit dem die Geldmarktzinsen im Gleichlauf gesunken sind. (Der Euribor, an den viele variabel verzinste Kredite gebunden sind, ist seit Februar 2016 in allen Fristigkeiten ­negativ.) Ab diesem Jahr werden auch die Auswirkungen des zweistufigen Systems für die Verzinsung von Überschussreserven erhoben. 28 Schließlich behandelt die Umfrage auch die Neuauflage (dritte Reihe) der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems. 29

Die Programme zum Ankauf von Vermögenswerten haben seit 2018 zu Reduktionen der Bestände von Staatsanleihen des Eurosystems in den Aktiva der österreichischen Banken geführt, was eine naheliegende Konsequenz der durch diese Programme bedingten umfangreichen Aktivität des Eurosystems an den Anleihemärkten ist. Die an der Umfrage teilnehmenden Banken berichten weiters bereits seit 2015 nahezu durchgehend von positiven Auswirkungen dieser Programme auf ihre Liquidität und ihre Finanzierungsbedingungen – jedoch auch durchgehend von negativen Aus­wirkungen auf ihre Ertragslage aufgrund geschrumpfter Zinsergebnisse. Auf ­letzteres haben die Banken in der aktuellen Umfrage wieder sehr deutlich hin­gewiesen. Das Eigenkapital der Banken war bisher kaum von den Ankaufprogrammen betroffen. Auch die Auswirkungen auf das Kreditangebotsverhalten der ­Banken und das vergebene Kreditvolumen waren bisher gering.

Sehr deutlich äußern sich die Banken zum negativen Zinssatz der EZB-Einlage­fazilität und berichten seit 2016 von für sie nachteiligen Auswirkungen auf ihr Zinsergebnis und dadurch auf ihre Ertragslage. Durch den negativen EZB-Einlagensatz sind auch die Kreditzinsen und Kreditmargen gesunken – besonders für Unternehmenskredite und Wohnbaukredite an private Haushalte, in geringerem Ausmaß auch für Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Auf Kreditnebenkosten und das vergebene Kreditvolumen hatte der negative EZB-Einlagensatz bisher kaum Auswirkungen. Die Banken haben in den letzten vier Quartalen (für die Zeit davor wurden sie hierzu nicht befragt) ihre Einlagenzinsen aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität gesenkt – vor allem für Einlagen von Unternehmen, weniger für Einlagen von privaten Haushalten.

Das zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität wird von den Banken begrüßt, weil es die oben angesprochenen negativen Auswirkungen auf Zinsergebnis und Ertragslage dämpft.

Die dritte Reihe der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRG) wird von den österreichischen Banken gut angenommen, wie die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen. Auch die beiden früheren Reihen dieser Geschäfte hatten großen Zuspruch gefunden. Die Beteiligung war vor allem am bisher vorletzten GLRG (Juni 2020) sehr hoch, am bisher letzten GLRG (September 2020) bestand deutlich geringeres Interesse. Als Teilnahmegründe führten die Banken vor allem die attraktiven ­Bedingungen dieser Geschäfte an, aber auch Vorsichtsmotive (Reduzierung/Vermeidung von Liquiditätsengpässen). Die durch die Teilnahmen erhaltenen finanziellen Mittel wurden und werden von den Banken für Refinanzierungszwecke (hier vor allem als Ersatz für Mittel aus der zweiten Reihe der GLRG) und für die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte verwendet. In den letzten Monaten wurden große Teile der abgerufenen Mittel auch als Liquidität innerhalb des Eurosystems gehalten. Die Banken schreiben den GLRG durchwegs positive Aus­wirkungen auf ihre finanzielle Situation zu – vor allem eine Stärkung ihrer Liquidität und ihrer Profitabilität. Auch ihre Refinanzierungsbedingungen am Markt und ihre Fähigkeit, Anforderungen der Bankenaufsicht und -regulierung zu erfüllen, haben sich durch die GLRG verbessert.

Grafik 1 zeigt die „Entwicklung der Kreditrichtlinien und der Kreditnachfrage“ in Österreich seit 2007 in acht Liniendiagrammen. Dabei werden Quartalsveränderungen als Nettoprozentsatz (gleitender Durchschnitt der letzten vier Quartale) dargestellt. Die Skala auf der y-Achse reicht jeweils von –100 bis +100. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (Lockerung der Richtlinien, Anstieg der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung. Der Nettoprozentsatz für die Richtlinien für Kredite an Unternehmen insgesamt liegt im ersten Quartal 2007 bei –20 und fällt bis zum vierten Quartal 2008 auf –65, um bis zum zweiten Quartal 2010 auf +5 zu steigen. Ab dem zweiten Quartal 2011 fällt er wieder, bis auf –44 im ersten Quartal 2013. Danach steigt er wieder bis auf –7 im vierten Quartal 2013. Vom ersten Quartal 2014 bis zum vierten Quartal 2019 schwankt er zwischen –16 und +3.2020 fällt er von –6 im ersten Quartal 2020 auf –19 im dritten Quartal. Der Nettoprozentsatz für die Kreditnachfrage von Unternehmen insgesamt liegt im ersten Quartal 2007 bei +10 und fällt bis zum zweiten Quartal 2009 auf –40, um anschließend wieder zu steigen. Vom ersten Quartal 2010 bis zum dritten Quartal 2011 liegt er weitgehend bei –15. Danach fällt er bis zum dritten Quartal 2012 auf –45, um anschließend bis zum zweiten Quartal 2014 auf –7 zu steigen. Einem kurzen Rückgang auf –25 im vierten Quartal 2014 folgt ein längerer Anstieg auf +47 im zweiten und dritten Quartal 2018. Anschließend fällt er durchgehend bis auf –6 im vierten Quartal 2019, um im ersten Quartal 2020 wieder auf +16, im zweiten Quartal 2020 auf +34 und im dritten Quartal 2020 weiter auf +44 zu steigen. Die Entwicklung von Richtlinien und Nachfrage in den Unterkategorien Kredite an kleine und mittlere Unternehmen, Kredite an große Unternehmen, kurzfristige Kredite sowie langfristige Kredite entspricht grob den Entwicklungen insgesamt – mit teilweise abweichender Intensität der Schwankungen. Insbesondere bei der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zeigt sich die Entwicklung ab 2010 weniger volatil als bei der Nachfrage insgesamt und nach langfristigen Krediten, ist aber ab dem dritten Quartal 2019 expansiver als jene bei der Nachfrage nach langfristigen Krediten. Der Entwicklung der Richtlinien bei Wohnbaukrediten sowie bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte zeigt keine ausgeprägten Schwankungen. Der Nettoprozentsatz liegt seit 2007 jeweils in einem Bereich von –25 bis +11. Zuletzt ist er von Werten um 0 im Jahr 2017 bis auf Werte von –21 bis –14 in den letzten fünf Quartalen gefallen. Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Wohnbaukrediten fällt von +20 im zweiten Quartal 2007 bis auf –55 im zweiten Quartal 2009, um anschließend wieder deutlich zu steigen. Dabei werden mehrere Spitzen erreicht (+20 im dritten und vierten Quartal 2011, +34 im zweiten Quartal 2013, +25 im dritten Quartal 2015, +29 im vierten Quartal 2017). Dazwischen fällt er immer wieder, bleibt aber zumeist positiv. Im ersten Quartal 2020 liegt er nach einem Anstieg über mehrere Quartale hinweg bei +29. Dannach fällt er auf +21 im zweiten und dritten Quartal 2020. Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten entwickelt sich zumeist ähnlich wie jener der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, allerdings ab 2012 leicht restriktiver. Die Bandbreite reicht dabei ab 2012 von –20 bis +25. Vom ersten Quartal 2018 bis zum ersten Quartal 2020 schwankt er leicht zwischen –4 und +7. Im zweiten Quartal 2020 fällt er auf –11 und im dritten Quartal 2020 weiter auf –18. Quelle: OeNB.
Grafik 2 zeigt oben den „Kreditbestand österreichischer Banken (in Mrd EUR)“ seit 2007 als Liniendiagramm auf der Basis von Monatswerten. Dargestellt werden Unternehmenskredite (Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen), Wohnbaukredite an private Haushalte sowie Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Kredite verstehen sich als Kredite in allen Währungen von in Österreich ansässigen monetären Finanzinstituten an Ansässige im Euroraum. Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 250 Mrd EUR. Die Unternehmenskredite steigen von ca. 130 Mrd EUR Anfang 2007 kontinuierlich auf ca. 157 Mrd EUR im Jahr 2009 an. Danach stagniert die Entwicklung bis Ende 2016 mit Kreditbeständen zwischen 155 und 167 Mrd EUR. Seit Anfang 2017 steigen die Kreditbestände wieder stetig an, von ca. 158 Mrd EUR im Jänner 2017 auf ca. 197 Mrd EUR im August 2020. Die Bestände an Wohnbaukrediten steigen nahezu ungebrochen und kontinuierlich an, von ca. 62 Mrd EUR im Jänner 2007 auf um die 120 Mrd EUR seit Ende 2019. Bei den Konsumkrediten und sonstigen Krediten zeigt sich überwiegend eine Seitwärtsbewegung im Bereich von 52 bis 62 Mrd EUR mit leichter Tendenz nach unten: 58 Mrd EUR im Jänner 2007, 56 Mrd EUR im August 2020. Anmerkung: Zeitreihenbrüche bei den Kreditbeständen im Dezember 2014 und Oktober 2016 aufgrund von Methodik-Änderungen, mit deutlich sichtbaren Auswirkungen bei den Unternehmenskrediten. Quelle: OeNB, EZB. Grafik 2 zeigt unten den „Kreditbestand österreichischer Banken (in % des BIP)“ seit 2007 als Liniendiagramm auf der Basis von Quartalswerten (Quartalsendstände in % des BIP der jeweils letzten vier Quartale, Kredite an Ansässige im Euroraum, alle Währungen). Dargestellt werden Unternehmenskredite (Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen), Wohnbaukredite an private Haushalte, Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte auf der linken Achse sowie das nominelle BIP der jeweils letzten vier Quartale (in Mrd EUR) auf der rechten Achse. Die Skala auf der linken y-Achse geht von 0 bis 60%, auf der rechten y-Achse von 0 bis 600 Mrd EUR. Der Bestand an Unternehmenskrediten in % des BIP liegt im ersten Quartal 2007 bei 47%, steigt bis auf 54% im Jahr 2009, um danach einige Jahre zu stagnieren bzw. leicht zu fallen, auf 50% im Jahr 2014. Anschließend fällt er weiter bis auf 44% Anfang 2017 und steigt schließlich wieder auf bis zu 49% im ersten Quartal 2020 und weiter auf 52% im zweiten Quartal 2020. Der Bestand an Wohnbaukrediten in % des BIP steigt nahezu durchgehend, von 23% im ersten Quartal 2007 auf 27% im vierten Quartal 2010 und schließlich auf 29% im vierten Quartal 2017. Vom ersten Quartal 2018 bis zum ersten Quartal 2020 verharrt er bei um die 30%. Im zweiten Quartal 2020 steigt er auf über 31%. Der Bestand an Konsumkrediten und sonstigen Krediten in % des BIP fällt von 22,5% im ersten Quartal 2007 auf 21% im Jahr 2010 und anschließend stärker auf um die 14% seit Ende 2017 (zuletzt knapp 15% im zweiten Quartal 2020). Das nominelle BIP steigt von 271 Mrd EUR im ersten Quartal 2007 kontinuierlich an und liegt dann von Mitte 2008 bis Mitte 2010 um die 290 Mrd EUR. Danach steigt es abermals kontinuierlich an – auf bis zu 398 Mrd EUR im vierten Quartal 2019. 2020 fällt es – zuletzt auf 382 Mrd EUR im zweiten Quartal 2020. Anmerkung: Zeitreihenbrüche bei den Kreditbeständen im Dezember 2014 und Oktober 2016 aufgrund von Methodik-Änderungen, mit deutlich sichtbaren Auswirkungen bei den Unternehmenskrediten. Quelle: OeNB, EZB, Eurostat.
Grafik 3 zeigt die „Entwicklung der Zinsen für neue Kredite in Österreich“ seit 2000 als Liniendiagramm auf der Basis von Monatswerten. Dargestellt werden Kreditzinsen für nichtfinanzielle Unternehmen, Kreditzinsen für Wohnbaukredite an private Haushalte, Kreditzinsen für Konsumkredite an private Haushalte, Kreditzinsen für sonstige Kredite an private Haushalte, der EZB-Hauptrefinanzierungssatz, der EZB-Einlagensatz und der 3-Monats-Euribor. Dargestellt werden: Kreditzinsen im Neugeschäft (inkl. Neuverhandlungen) in % – gleitender Durchschnitt der letzten drei Monatswerte, Leitzinsen und Euribor – Monatsendstände, „Haushalte“ bezeichnet den Haushaltssektor. Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte werden im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft als eine gemeinsame Kategorie abgefragt, in der Zinsstatistik sind sie getrennt ausgewiesen. Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 8%. Die Grafik zeigt, wie sich die Kreditzinsen im Vergleich zu den Leitzinsen und dem Euribor entwickelt haben. In Konsequenz der Senkungen der Leitzinsen sind auch die Kreditzinsen gefallen. Die Zinsen für Unternehmenskredite sind von über 5% Ende 2008 auf 1,4% im August 2020 gefallen (zwischenzeitlich auf 1,3% Anfang 2020), jene für Wohnbaukredite von über 5,5% Ende 2008 auf 1,3% im August 2020, jene für sonstige Kredite von ca. 6% Ende 2008 auf 1,7% im August 2020 und jene für Konsumkredite von ca. 7% Ende 2008 auf 5,4% im August 2020 (zwischenzeitlich auf 4,9% im zweiten Quartal 2020), wobei die Zinsen für Konsumkredite seit 2011 zumeist um 5% herum schwanken. Quelle: OeNB, Macrobond, EZB.
Grafik 4 zeigt die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Krediten an Unternehmen“ als gestapelte Säulen (Quartalswerte ab 2007, Nettoprozentsätze). Die Skala auf der y-Achse geht von –100 bis +100. Als Beiträge zur Margenentwicklung werden Wettbewerbssituation, Refinanzierungskosten und bilanzielle Restriktionen, Risikoeinschätzung, Risikotoleranz sowie unerklärte Beiträge oder sonstige Faktoren dargestellt. Veränderungen bei den Margen werden bis zum vierten Quartal 2019 vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation erklärt, 2020 vor allem aufgrund der Risikoeinschätzung, der Risikotoleranz sowie von Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen. Quelle: OeNB.
Grafik 5 zeigt die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Wohnbaukrediten an private Haushalte“ und die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte“ als gestapelte Säulen (Quartalswerte ab 2007, Nettoprozentsätze). Die Skala auf der y-Achse geht von –100 bis +100. Als Beiträge zur Margenentwicklung werden Wettbewerbssituation, Refinanzierungskosten und bilanzielle Restriktionen, Risikoeinschätzung, Risikotoleranz sowie unerklärte Beiträge oder sonstige Faktoren dargestellt. Veränderungen bei den Margen werden bis zum vierten Quartal 2019 vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation erklärt, 2020 vor allem aufgrund der Risikoeinschätzung, der Risikotoleranz sowie von Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen. Quelle: OeNB.
Grafik 6 zeigt die „Beiträge der Faktoren der Margenentwicklung bei neuen Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte“ als gestapelte Säulen (Quartalswerte ab 2007, Nettoprozentsätze). Die Skala auf der y-Achse geht von –100 bis +100. Als Beiträge zur Margenentwicklung werden Wettbewerbssituation, Refinanzierungskosten und bilanzielle Restriktionen, Risikoeinschätzung, Risikotoleranz sowie unerklärte Beiträge oder sonstige Faktoren dargestellt. Veränderungen bei den Margen werden bis zum vierten Quartal 2019 vor allem aufgrund der Wettbewerbssituation erklärt. Quelle: OeNB.

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 143 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

Ab der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Frage­bogen verwendet. Einige der aktuell erhobenen Daten sind daher erst ab 2015 verfügbar.

Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien – sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen –, die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben (z. B. Margen, Nebenkosten, Sicherheitserfordernisse usw.).

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen dieser Umfrage wird bei einer Verringerung der Margen von Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Saldo aus positiven und negativen Antworten: Die Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Nettoprozentsatz: Der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn z. B. von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage ­gesunken ist und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von plus eins bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5 (⅛). In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Der Artikel zur Umfrage über das Kreditgeschäft erscheint regelmäßig in der OeNB-Quartalspublikationsreihe „Statistiken – Daten und Analysen“ und wird vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen (https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/­umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft.html).

Euroraum-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft

Die Ergebnisse für den Euroraum sind den Österreich-Ergebnissen in wesentlichen Punkten ähnlich. Die geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems führten zu verbesserten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und private Haushalte im Euroraum insgesamt. Die ­Kreditvergabe der Banken wurde in den letzten zwei Quartalen durch die Liquidität aus den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems stark unterstützt und wird voraussichtlich auch weiterhin expansiv davon beeinflusst sein.

Im dritten Quartal 2020 wurden im Euroraum die Richtlinien für Unternehmenskredite aufgrund der Risikosituation verschärft. Im zweiten Quartal 2020 waren sie noch weitgehend unverändert geblieben. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist im dritten Quartal 2020 leicht zurückgegangen, nachdem sie im ersten Halbjahr 2020 massiv gestiegen war. Die Entwicklungen dieses Jahres sind dabei vom Bedarf für Überbrückungsfinanzierungen in der COVID-19-Pandemie getrieben. Der Finanzierungsbedarf für Investitionen ist eingebrochen.

Detaillierte Ergebnisse und Berichte werden von der EZB auf ihrer Website veröffentlicht (https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/index.en.html).

17 Das Eurosystem (die EZB und die nationalen Zentralbanken der Länder des Euroraums – in Österreich die OeNB) führt jedes Quartal eine Umfrage durch, um Informationen über Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten zu erheben. Befragt werden dabei leitende Kreditmanagerinnen und Kreditmanager großer Banken. Methodisch ist die Umfrage eine qualitative Erhebung. Die Antworten werden auf einer Ordinalskala erfasst. Die Fragen beziehen sich auf Veränderungen in der Vergangenheit, auf Gründe für diese Veränderungen und bei einigen Fragen auch auf erwartete zukünftige Veränderungen. Die diesem Bericht ­zugrunde liegende Umfrage wurde in der zweiten Septemberhälfte 2020 durchgeführt. Redaktionsschluss für ­sonstige Daten: 16. Oktober 2020.

18 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, gerald.hubmann@oenb.at.

19 Veröffentlicht auf der Website der OeNB: https://www.oenb.at/Publikationen/corona.html.

20 Hinweis: Grafik 1 stellt die Entwicklungen anhand des gleitenden Durchschnitts der letzten vier Quartale dar, wodurch die Ergebnisse geglättet werden. Eventuell von der Beschreibung abweichende Einzelquartalszahlen ­stellen daher keinen inhaltlichen Widerspruch dar.

21 Für eine Besprechung der langfristigen Entwicklung der Niveaus von Kreditrichtlinien und Kreditnachfrage in ­Österreich siehe den Bericht zur Umfrage in Statistiken – Daten & Analysen Q2/19 (40-52).

22 In der Umfrage wird nach den vollständig abgelehnten Kreditanträgen gefragt. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse invertiert enthalten (als genehmigte Kreditanträge), um expansive Entwicklungen einheitlich mit positiven ­Werten bzw. restriktive Entwicklungen einheitlich mit negativen Werten darzustellen.

23 Beispielsweise werden Kredite mit einer staatlichen Garantie von 100% in den ersten beiden Jahren mit höchstens 0% verzinst (Kreditzinssatz als 3-Monats-Euribor + 75 Basispunkte, aber in den ersten beiden Jahren höchstens 0%).

24 Die in Österreich an der Umfrage teilnehmenden Banken wurden im Rahmen der aktuellen Umfragerunde auch um ihre Einschätzungen bzgl. Themen im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie gebeten (vor allem bzgl. staatlicher Kreditgarantien). Diese Fragestellung erfolgte seitens der OeNB und war nicht Teil der standardisierten euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft.

25 In der Umfrage wird nach den vollständig abgelehnten Kreditanträgen gefragt. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse invertiert enthalten (als genehmigte Kreditanträge), um expansive Entwicklungen einheitlich mit positiven ­Werten bzw. restriktive Entwicklungen einheitlich mit negativen Werten darzustellen.

26 Anmerkung: geringere Konsummöglichkeiten aufgrund der Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie, ­geringerer finanzieller Spielraum der Konsumentinnen und Konsumenten (Einkommensverluste aufgrund der ­wirtschaftlichen Folgen der Pandemie).

27 Im März 2020 hat das Eurosystem aufgrund der COVID-19-Pandemie ein temporäres Notfallankaufprogramm (PEPP – Pandemic Emergency Purchase Programme) ins Leben gerufen, um den durch die Pandemie entstehenden Risiken für die geldpolitische Transmission, die Preisstabilität und die Konjunktur im Euroraum zu begegnen.

28 Um die geldpolitische Transmission über den Bankenkanal zu unterstützen, wurde mit der am 30. Oktober 2019 beginnenden Mindestreserveperiode ein zweistufiges System für die Verzinsung von Überschussreserven eingeführt, bei dem Teile der von den Banken bei der EZB gehaltenen Überschussliquidität von der Anwendung des negativen Einlagensatzes ausgenommen sind. Banken können seither Überschussliquidität im Ausmaß von vorerst des Sechsfachen ihrer Mindestreservepflicht zu einem Zinssatz von 0 % bei der EZB halten.

29 Das Eurosystem führte von September 2014 bis März 2017 zwei Reihen gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (engl. Targeted Longer-Term Refinancing Operations) mit Laufzeiten von bis zu vier Jahren durch. Diese Geschäfte wurden beginnend mit September 2019 neu aufgelegt. In dieser dritten Reihe werden von September 2019 bis März 2021 sieben Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von jeweils drei Jahren durchgeführt. Die Inanspruchnahme der attraktiven Bedingungen der Geschäfte ist an die Kreditvergabe der teilnehmenden Banken gebunden, wobei die Vergabe von Wohnbaukrediten an private Haushalte nicht angerechnet wird. Damit soll die Kreditvergabe der Banken gefördert und die Erreichung der geldpolitischen Ziele des Eurosystems unterstützt ­werden.

Österreichische GmbHs – eine soziodemografische Analyse

Erza Aruqaj, Roberto Codagnone, Stefan Wiesinger 30

Aus Sicht der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sind Unternehmensbeteiligungen („Sonstige Anteilsrechte“) für private Haushalte in Österreich ein wichtiger Bestandteil des Geldvermögens. Sie machten im Jahr 2019 knapp 20% (144 Mrd EUR) des Geldvermögens aus, wobei vor allem Beteiligungen an Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs) von Bedeutung sind. Im Jahr 2019 wurden in Österreich etwa 198.000 Beteiligungen erfasst, ­welche sich auf etwa 116.000 GmbHs verteilen. Darauf basierend analysiert dieser Artikel erstmals den Aspekt der Eigentumsstruktur inländischer GmbHs, angereichert mit sozio­demografischen Informationen.

So zeigt sich, dass ein Viertel der Beteiligungen österreichischer GmbHs von Frauen ­gehalten werden, drei Viertel entfallen auf Männer. Darüber hinaus gab es über den Zeit­verlauf einen prozentualen Rückgang von 2,6 Prozentpunkten bei Beteiligungen von Frauen (2006: 25,3%; 2019: 22,7%).

Im Jahr 2019 ließen sich mehr als 50% aller GmbH-Beteiligungen auf drei Branchen zurück­führen. Hierbei handelt es sich um die Branchen „Erbringung von freiberuflichen und technischen Dienstleistungen“ (21,5%), „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (18,6%) und „Grundstücks- und Wohnungswesen“ (12,8%).

Auch das Alter der Beteiligten spielt eine relevante Rolle: Über die letzten 14 Jahre hinweg hat sich die Altersstruktur jener Personen, die an GmbHs beteiligt sind, deutlich verschoben. Dies lässt den Schluss zu, dass zunehmend weniger jüngere Gesellschafter und Gesellschafterinnen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Betrachtet man in einem Zeitraum von 14 Jahren die Gründungs- sowie Beendigungs­statistik von österreichischen GmbHs, zeigt sich, dass jene Unternehmen, die zumindest drei Jahre aktiv sind, tendenziell eine höhere Chance haben, längerfristig bestehen zu können. Knapp 40% aller GmbHs, die zwischen 2005 und 2019 gegründet und beendet wurden, ­erreichten nicht das vierte Geschäftsjahr.

In der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung werden sowohl die finanziellen Forderungen (wie beispielsweise Einlagen und Anteilsrechte) als auch ­Verbindlichkeiten (wie beispielsweise Kredite) sektoral abgebildet. 31 So wird ­ersichtlich, dass private Haushalte mit Ende 2019 ihr Geldvermögen vor allem in Einlagen (266 Mrd EUR bzw. 37% des Geldvermögens) und sonstige Anteilsrechte (144 Mrd EUR bzw. 20% des Geldvermögens) veranlagt hatten. Unter „sonstigen Anteilsrechten“ versteht man Beteiligungen an Unternehmen, die nicht die Rechtsform Aktiengesellschaft haben, wobei für Österreichs private Haushalte insbesondere Beteiligungen an Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs) von Bedeutung sind. Die Position „sonstige Anteilsrechte“ enthält jedoch auch ­Beteiligungen an Privatstiftungen sowie Beteiligungen im Ausland.

Dieser Artikel analysiert, basierend auf Primärdatenquellen der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung, einen alternativen Aspekt und betrachtet die Eigentumsstruktur inländischer GmbHs, angereichert mit soziodemografischen Informationen. Damit liefert dieser Beitrag nicht bloß eine Bestandsaufnahme, sondern eine breite Analyse über die soziodemografische Entwicklung der Eigentumsstrukturen bei österreichischen GmbHs, eine der am häufigsten gewählten Rechtsform 32 im nichtfinanziellen Unternehmenssektor in Österreich.

In Kapitel 1 werden die verwendeten Daten und die Methodik beschrieben. Kapitel 2 erläutert die allgemeine Entwicklung von GmbH-Beteiligungen über den Zeitverlauf von 2006 bis 2019. In Kapitel 3 werden Charakteristika nach Größe und Branche der GmbHs dargestellt. Kapitel 4 beschreibt regionale Unterschiede nach Bundesland. Kapitel 5 vergleicht die Differenzen in der Altersstruktur, ­während Kapitel 6 die „Lebenserwartung“ österreichischer GmbHs mit privater Beteiligung präsentiert. In Kapitel 7 werden die Schlussfolgerungen gezogen. Im Anhang sind weitere Informationen zur Analyse ergänzt.

1 Verwendete Daten und Methodik

Die Basis für die vorliegende Analyse bilden Daten auf Mikroebene aus dem ­österreichischen Firmenbuch, welche für die Zeitspanne der Jahre 2006 bis 2019 ausgewertet wurden. Im Fokus stehen hierbei jene Unternehmen in Österreich, welche die Rechtsform einer GmbH haben und diejenigen Anteilseigner und ­Anteilseignerinnen, die in Österreich wohnhaft sind. Durch die Eintragungen im Firmenbuch stehen somit unternehmensspezifische Daten wie beispielweise die Höhe des nominellen Eigenkapitals, die wirtschaftliche Tätigkeit (Branche) und der Sitz zur Verfügung. Auf Beteiligungsseite können auf die eingetragenen Namen der beteiligten Personen, das Geschlecht 33 , das Geburtsdatum, den Wohnsitz und den Anteil am nominellen Beteiligungskapital zurückgegriffen werden.

In einem weiteren Schritt wurde der Datensatz mit einer Kennzeichnung für kleine und mittelständische Unternehmen („KMUs“ 34 ) angereichert. Die Aus­prägungen dieser Variablen kategorisieren die Unternehmen als „Kleinstunter­nehmen“, „kleines Unternehmen“, „mittleres Unternehmen“, „kein KMU“ und „nicht beurteilt“. Des Weiteren wurde auf Basis des nominellen Beteiligungskapitals am Gesamtkapital des Unternehmens eine Variable eingeführt, welche beschreibt, ob die beteiligte Person als Alleineigentümer/in (hält 100% des Gesamtkapitals), Mehrheitseigentümer/in (hält mehr als 50% des Gesamtkapitals) oder Minderheits­eigentümer/in (hält weniger als 50% des Gesamtkapitals) der GmbH auftritt. In einem letzten Schritt wurden die Postleitzahlen der Unternehmen und der ­Beteiligten dem entsprechenden Bundesland zugeordnet. Die zur Verknüpfung ­relevanten Daten wurden von der österreichischen Post öffentlich zur Verfügung gestellt.

Basierend auf diesem angereicherten und repräsentativen Datensatz ist es ­möglich, demografische Faktoren, wie beispielweise Geschlecht, Alter und Wohnort der Anteilseigner und Anteilseignerinnen mit deren gehaltenem Kapital an GmbHs und der Branche in einen Zusammenhang zu bringen und über einen längeren Zeitraum zu analysieren.

2 Allgemeine Entwicklung

Wie einleitend beschrieben, bildet die Grundlage der Analyse eine Mikro-Datenbank, basierend auf dem österreichischen Firmenbuch und angereichert mit ­Informationen zum Geschlecht der beteiligten Person mittels der Namensstatistik von Statistik Austria, wodurch eine entsprechende geschlechtsspezifische ­Gliederung der Beteiligungen möglich war. In der folgenden Analyse werden nur jene Beteiligungen erfasst, die eindeutig einem Mann bzw. einer Frau zugeordnet werden.

Betrachtet man die Entwicklung der (eindeutig zuordenbaren) Beteiligungen an österreichischen GmbHs über die letzten 14 Jahre insgesamt, gegliedert nach Frauen und Männern, zeigt sich ein eindeutiges Bild (siehe Grafik 1): Zwar ist die absolute Anzahl an Beteiligungen über den Zeitverlauf von 140.893 im Jahr 2006 auf 193.251 im Jahr 2019 angestiegen, jedoch spiegelt sich dieser Anstieg bei ­Beteiligungen von Männern und Frauen unterschiedlich wider. Im Jahr 2006 ­waren 105.304 Männer an GmbHs beteiligt (74,7% der Gesamtbeteiligungen), die Anzahl der Beteiligungen von Frauen betrug 35.589 (25,3% der Gesamt­beteiligung). Per Ultimo 2019 lag die Anzahl an Beteiligungen, die von Männern gehalten wurden, bei 149.439 (77,3% der Gesamtbeteiligungen), jene von Frauen bei 43.812 (22,7 % der Gesamtbeteiligungen). Somit ergab sich im Zeitverlauf ein prozentualer Rückgang von 2,6 Prozentpunkten bei Beteiligungen, die von Frauen gehalten werden.

Das linke Panel zeigt die Beteiligungen nach Geschlecht für den Zeitraum 2006 bis 2018 in absoluten Werten. Hierbei werden die Beteiligungen von Frauen, Männern und die Gesamtbeteiligungen ausgewiesen. Die Beteiligungen von Männern und die Gesamtbeteiligungen sind konstant gestiegen, die Beteiligungen von Frauen sind sehr schwach gestiegen. Das rechte Panel zeigt die Aufteilung der Beteiligungen nach Geschlecht in prozentualen Werten für den Zeitraum 2006 bis 2018. Im Jahr 2006 wurden 25,26 Prozent der Beteiligungen von Frauen gehalten und 74,74 Prozent von Männern. Im Jahr 2006 wurden 22,67 Prozent der Beteiligungen von Frauen gehalten und 77,33 Prozent von Männern. Quelle: OeNB.

Diese Entwicklung wird auch in der relativen Wachstumsrate (Veränderung in Prozent gegenüber dem Vorjahr) innerhalb der Geschlechterkategorien deutlich (Tabelle 1): Im Schnitt lag die relative Wachstumsrate der Anzahl an Beteiligungen von Frauen im Zeitraum zwischen 2007 und 2019 bei 1,6%, während jene von Männern bei ca. 2,7% lag. Wie aus der Tabelle ersichtlich, weisen die Wachstumsraten in den Jahren 2013 und 2014 starke Abweichungen auf, die möglicherweise auf das Gesellschaftsrechtsänderungsgesetz 2013 zurückzuführen sind, das Neugründungen von GmbHs mit einem gründungsprivilegierten Stammkapital von 10.000 EUR ermöglichte. 35

Tabelle 1: Wachstumsrate der Beteiligungen nach Geschlecht
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
in %
Frauen 1,52 1,22 1,62 0,53 0,56 0,81 2,41 3,17 1,68 1,76 1,52 2,12 2,07
Männer 3,40 3,07 2,39 2,22 1,57 1,63 3,21 4,18 2,87 2,34 2,72 2,93 2,97
Quelle: OeNB.

Des Weiteren wurde auf Basis des nominellen Beteiligungskapitals am Gesamtkapital der GmbH eine Variable eingeführt, welche beschreibt, ob die beteiligte Person als Alleineigentümer/in (hält 100% des Gesamtkapitals), Mehrheitseigentümer/in (hält mehr als 50% des Gesamtkapitals) oder Minderheitseigentümer/in auftritt.

Betrachtet man die dahinterliegenden Beteiligungsformen, gemessen in Prozent der Gesamtbeteiligungen, so erkennt man, dass – wie bereits beschrieben – der gesamte Anteil an Beteiligungen von Frauen (2006: 25%, 2019: 23%) über den Zeitverlauf rückläufig war. Gleichzeitig blieb jedoch der Anteil beim Allein­eigentum (2006: 3%, 2019: 4%) relativ konstant und ist der Anteil beim Minderheitseigentum (2006: 18%, 2019: 16%) über den Zeitverlauf zurückgegangen. Bei den Beteiligungen von Männern zeigt sich das komplementäre Bild: Die gesamten Beteiligungen in Prozent der Gesamtanzahl sind von 75% im Jahr 2006 auf 77% im Jahr 2019 ­gestiegen. Auch Alleineigentum gewann über die Zeit bei Männern deutlich an ­Bedeutung (2006: 17%, 2019: 24%). Die Rolle von Minderheitseigentum spielt zwar weiterhin die wichtigste Rolle (2006: 48%, 2019: 44%), war jedoch in den letzten 14 Jahren zurückgehend.

Die Beteiligungsform als Mehrheitseigentum ist bei Frauen bzw. Männern über den Zeitverlauf relativ konstant bei durchschnittlich 4% bzw. 10%.

Tabelle 2: Beteiligungsformen nach Geschlecht, relativ
Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
in %
Frau 25 25 25 24 24 24 24 24 23 23 23 23 23 23
Alleineigentümerin 3 3 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
Mehrheitseigentümerin 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
Minderheitseigentümerin 18 18 17 17 17 17 17 17 16 16 16 16 16 16
Mann 75 75 75 76 76 76 76 76 77 77 77 77 77 77
Alleineigentümer 17 18 19 19 20 20 21 21 22 22 23 23 24 24
Mehrheitseigentümer 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10
Minderheitseigentümer 48 47 47 46 46 46 45 45 44 44 44 44 44 44
Gesamtergebnis 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
Quelle: OeNB.

3 Charakteristika nach Größe und Branche der GmbH

Im Jahr 2019 konnten mehr als 50% (101.563 Beteiligungen) aller in der Analyse umfassten Beteiligungen auf drei Branchen zurückgeführt werden. An erster Stelle steht hierbei die „Erbringung von freiberuflichen und technischen Dienstleistungen“, welche im Zeitverlauf erheblich an Relevanz gewinnen konnte und im Jahr 2019 mit 21,5% aller Beteiligungen die größte Gruppe umfasste (2006: 19,2%). Die Branche „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ verzeichnete mit 18,6% die zweithäufigsten Beteiligungen, erfuhr jedoch im Vergleich zum Jahr 2006 (22,6 %) einen Rückgang am Gesamtanteil. Das „Grundstücks- und Wohnungswesen“ stellt mit 12,8% die drittgrößte Gruppe an Beteiligungen dar und konnte ebenfalls einen starken Anstieg verzeichnen (2006: 7,1%).

Bei Betrachtung der GmbH-Größe zeigt sich, dass vor allem Kleinstunter­nehmen in Alleineigentümerschaft sind. Sowohl unter den Alleineigentümern als auch den Alleineigentümerinnen waren im Jahre 2018 36 50,6% in Kleinstunter­nehmen veranlagt. Kleine Unternehmen spielen für Alleineigentümerschaften ebenfalls eine wichtige Rolle. 16,7% der Frauen, welche im Jahre 2018 Alleineigentümerinnen sind, sind an kleinen Unternehmen beteiligt. Für Männer liegt dieser Wert mit 20,5% etwas höher. Bei einem direkten Vergleich der Alleineigentümerschaften über die Jahre 2006–2018 zeigt sich eine ähnliche Tendenz.

Sowohl Männer als auch Frauen sind vorwiegend in den Branchen „Handel, ­Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (20,2% der Frauen, 17,9% der Männer) und „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ (19,8% der Frauen, 21,8% der Männer) veranlagt, wobei sich eine interessante Entwicklung abzeichnet (Grafik 2).

Das linke Panel zeigt die Beteiligungen von Frauen in den drei relevantesten Branchen in absoluten Werten für den Zeitraum von 2006 bis 2018. Die Branche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen verzeichnet hierbei die meisten Beteiligungen über die gesamte Zeitreihe. Dahinter stehen die Branchen Grundstücks- und Wohnungsbau und die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Das rechte Panel zeigt die Beteiligungen von Männern in den drei relevantesten Branchen in absoluten Werten für den Zeitraum von 2006 bis 2018. Die Branche Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen verzeichnet seit dem Jahr 2010 die meisten Beteiligungen. Dahinter stehen die Branchen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Bau. Quelle: OeNB.

Die Schaubilder beschreiben die Entwicklung der absoluten Beteiligungen für Männer und Frauen in den drei relevantesten Branchen für das jeweilige Geschlecht. Die Branche „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ steht für Anteilseignerinnen seit dem Jahre 2006 an erster Stelle und bewegt sich ­konstant bei einem Wert von circa 9.000 Beteiligungen. Die Branche „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ und „Grundstücks- und Wohnungsbau“ konnten hingegen stark an Beteiligungen ­gewinnen und folglich scheint – falls sich der Trend so weiterentwickelt – der „Grundstücks- und Wohnungsbau“ die attraktivste Branche für Anteilseignerinnen zu werden. Für Anteilseigner zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Bis zum Jahre 2010 stellte die Branche „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ die relevanteste Beteiligungsbranche dar (23.474 Beteiligungen). In den folgenden Jahren hat die Branche „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ an Bedeutung gewonnen und bildet ­seitdem die bedeutendste Branche für Beteiligungen, die von Männern gehalten werden. Im Jahr 2019 waren 32.618 von Männern gehaltene Anteile in dieser Branche zu finden. An dritter Stelle findet sich die Branche „Bau“, welche in den letzten Jahren, gemessen in absoluten Zahlen, an Bedeutung gewinnen konnte.

Betrachtet man die relativen Anteile der Veranlagungen (Grafik 3) nach ­Geschlecht und Branche, so zeigt sich, dass die „Branche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ für beide Geschlechter an Bedeutung ­verliert. Im Jahre 2006 waren noch 24,7% der von Frauen gehaltenen und 20,8% der von Männern gehaltenen ­Beteiligungen in dieser Branche zu finden. Im Jahre 2019 ­haben sich diese Werte für von Frauen gehaltene Beteiligungen auf 20,2% und für von Männern gehaltene Beteiligungen auf 17,9% reduziert.

Das linke Panel zeigt die Beteiligungen von Frauen in den drei relevantesten Branchen in prozentuellen Werten für den Zeitraum von 2006 bis 2018. Die Branche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen verzeichnet hierbei relativ die meisten Beteiligungen über die gesamte Zeitreihe, weist aber eine negative Steigung auf. Dahinter stehen die Branchen Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen und Grundstücks- und Wohnungswesen mit einer positiven Steigung. Das rechte Panel zeigt die Beteiligungen von Männern in den drei relevantesten Branchen in prozentuellen Werten für den Zeitraum von 2006 bis 2018. Die Branche Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen verzeichnet seit dem Jahr 2010 die meisten Beteiligungen in prozentuellen Werten und hat die Branche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen von der ersten Position verdrängt . An dritter Stelle steht die Branch Bau mit einem konstanten Anteil von ungefähr 12 Prozent. Quelle: OeNB.

Bei den Beteiligungen, die von Männern gehalten werden, lässt sich erkennen, dass in absoluten Werten die Branche „Bau“ zwar gestiegen ist, relativ gesehen ­jedoch relativ konstant geblieben ist (2006: 12,4%, 2019: 11,8%). Somit lassen sich die Zunahmen für Beteiligungen in der Branche „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“, die von Männern ­gehalten werden, nicht nur auf eine gesamte Anzahl an Beteiligungszuwächsen zurückführen, sondern auch auf eine mögliche Umschichtung aus anderen ­Branchen. Für weibliche Beteiligungen sind die Veränderungen in der Branchennachfrage vor allem auf mögliche Umschichtungen zurückzuführen, da sich die Anzahl an weiblichen Beteiligungen im Betrachtungszeitraum nur marginal erhöht hat. 37

4 Betrachtung nach Bundesländern

Der Vergleich der Bundesländer in Relation zur gesamten Anzahl von Beteiligungen im Jahr 2019 (Tabelle 3) zeigt, dass Wien mit 24% deutlich an der Spitze ist, ­gefolgt von Niederösterreich mit 18%, was jedoch teilweise auf die geografische Nähe zu Wien zurückzuführen ist, während Vorarlberg mit 4% und das Burgenland mit 3% die Schlusslichter bei der Anzahl an Beteiligungen bilden. Auch die Daten für das Jahr 2006 zeigen ein ähnliches Bild: Wien lag mit 24% an der Spitze, gefolgt von Niederösterreich mit 19%, die Schlusslichter stellten Vorarlberg bzw. das Burgenland mit den gleichen Prozentwerten wie im Jahr 2019 dar. Dieses ­Ranking korreliert mit der Größe der Bundesländer: Je mehr Einwohnerinnen und Einwohner das Bundesland aufweist, desto mehr Beteiligungen gibt es dort.

Tabelle 3: Beteiligungen von Männern und Frauen pro Bundesland
2019 2006
Frauen Männer in Summe (100%) Gesamtanzahl Frauen Männer in Summe (100%) Gesamtanzahl
Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %
Wien 11.027 24 34.892 76 45.919 24 Wien 9.238 27 24.848 73 34.086 24
Nieder­österreich 8.589 24 26.785 76 35.374 18 Nieder­österreich 8.022 29 19.308 71 27.330 19
Ober­österreich 5.615 20 21.913 80 27.528 14 Ober­österreich 5.153 25 15.525 75 20.678 15
Steiermark 5.419 22 19.739 78 25.158 13 Steiermark 4.522 24 14.100 76 18.622 13
Tirol 3.919 22 14.122 78 18.041 9 Tirol 1.839 18 8.655 82 10.494 7
Salzburg 3.749 24 12.135 76 15.884 8 Salzburg 3.118 27 8.635 73 11.753 8
Kärnten 2.432 22 8.786 78 11.218 6 Kärnten 1.465 19 6.116 81 7.581 5
Vorarlberg 1.582 19 6.686 81 8.268 4 Vorarlberg 916 16 4.770 84 5.686 4
Burgenland 1.388 25 4.123 75 5.511 3 Burgenland 1.153 29 2.801 71 3.954 3
Keine ­Zuordnung 92 258 350 0 Keine ­Zuordnung 163 546 709 1
Gesamt­anzahl der Beteiligungen 43.812 149.439 193.251 100 Gesamt­anzahl der Beteiligungen 35.589 105.304 140.893 100
Quelle: OeNB.

Eine nennenswerte Entwicklung ist hinsichtlich der relativen Anzahl an Beteiligungen von Frauen und Männern je Bundesland für 2006 und 2019 (ebenfalls Tabelle 3) festzustellen: Während im Jahr 2006 jeweils 29% der Beteiligungen in Niederösterreich und im Burgenland sowie 27,1% der Beteiligungen in Wien von Frauen gehalten wurden, lagen die entsprechenden Kennzahlen im Jahr 2019 für Niederösterreich und Wien bei jeweils 24%, und für das Burgenland bei 25%. Die Schlusslichter unter den Bundesländern hinsichtlich der relativen Beteiligungen von Frauen waren im Jahr 2006 Tirol (17,5%) und Vorarlberg (16%), im Jahr 2019 hingegen Oberösterreich (20,4%) und Vorarlberg (19%). Gleichzeitig ist ­beobachtbar, dass bei einem Vergleich der Beteiligungen, die von Frauen gehalten werden, in Relation zur Anzahl je Bundesland alle Bundesländer Rückgänge verzeichnen, mit Ausnahme des Burgenlands (+3 Prozentpunkte) und Vorarlbergs (+2 Prozentpunkte).

Insgesamt gab es im Jahr 2019 mit 193.251 Beteiligungen um 52.358 mehr als im Jahr 2006, die einem Mann bzw. einer Frau zugeordnet werden konnten. Den stärksten Zuwachs an Beteiligungen gab es in Wien (+11.833 im Vergleich zu 2006, hiervon 10.044 Männern zuzuordnen) und Tirol (+7.547, hiervon 5.467 Männern zuzuordnen), den geringsten Anstieg im Burgenland (+1.557, hiervon 1.322 Männern zuzuordnen). Von diesem insgesamten Anstieg waren 84% Beteiligungen, die von Männern gehalten werden und lediglich 16% Beteiligungen, die Frauen zugeordnet werden.

Auch die prozentuelle Verteilung der Beteiligungen je Bundesland zwischen Männern und Frauen zeigt im Vergleich zwischen 2006 und 2019 ein bemerkenswertes Phänomen: Absolut betrachtet gab es in allen neun Bundesländern einen Anstieg an Beteiligungen von Frauen. Doch die einzigen drei Bundesländer, die – relativ zur Gesamtanzahl im Bundesland betrachtet – einen Zuwachs an von Frauen gehaltenen Beteiligungen im Vergleich zu 2006 aufweisen, sind Tirol (+4 Prozentpunkte), Vorarlberg (+3 Prozentpunkte) und Kärnten (+2 Prozentpunkte).

5 Altersstruktur der österreichischen Eigentümerinnen und Eigentümer

Neben Informationen zur Branche und Bundesland bietet die Datenbank auch ­Informationen zum Thema Altersstruktur: Über die letzten 14 Jahre hinweg hat sich die Altersstruktur jener Personen, die an GmbHs beteiligt sind, deutlich ­verschoben. Dies lässt den Schluss zu, dass immer weniger jüngere Gesellschafter und Gesellschafterinnen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

So wurden 2006 38,1% aller Beteiligungen (140.893) von über 50-jährigen Männern und Frauen gehalten, 2019 lag der entsprechende Anteil bei 52,1% aller Beteiligungen (193.251), wie Grafik 4 zu Veränderungen in der Altersstruktur im Vergleich von 2006 und 2019, gegliedert nach Geschlecht, verdeutlicht.

Das linke Panel zeigt die Beteiligungen von Frauen in absoluten Werten, aufgegliedert nach der Altersstruktur. Verglichen werden in einem Balkendiagramm die Jahre 2006 und 2019 für Altersgruppen im Zehn-Jahres-Intervall. Im Jahr 2006 wurden die meisten Beteiligungen von Frauen im Alter von 41 bis 50 Jahren gehalten. Im Jahr 2019 wurden die meisten Beteiligungen von Frauen im Alter von 51 bis 60 Jahren gehalten. Das rechte Panel zeigt die Beteiligungen von Männern in absoluten Werten, aufgegliedert nach der Altersstruktur. Verglichen werden in einem Balkendiagramm die Jahre 2006 und 2019 für Altersgruppen im Zehn-Jahres-Intervall. Im Jahr 2006 wurden die meisten Beteiligungen von Männern im Alter von 41 bis 50 Jahren gehalten. Im Jahr 2019 wurden die meisten Beteiligungen von Männern im Alter von 51 bis 60 Jahren gehalten. Quelle: OeNB.

Eine detailliertere Betrachtung zeigt diese demografische Verschiebung noch deutlicher: Im Jahr 2006 waren 15% der gesamten Beteiligungen Frauen im Alter bis 50 Jahren zugordnet, hiervon 1,6 Prozentpunkte Frauen im Alter bis zu 30 Jahren. Knapp 47% der gesamten Beteiligungen waren Männern im Alter bis 50 Jahren zugeordnet, wobei hiervon 4,1 Prozentpunkte der Beteiligungen auf Männer im Alter bis zu 30 Jahren entfielen. 2019 hat sich die Altersstruktur ­deutlich geändert: 10,5% aller Beteiligungen (193.251) wurden von Frauen im Alter bis 50 Jahren gehalten, hiervon 1,3 Prozentpunkte von Frauen in einem ­Alter bis 30 Jahren. 37,4% der Beteiligungen wurden von bis zu 50-­jährigen ­Männern gehalten, hiervon unverändert 4,1 Prozentpunkte von Männern im Alter bis 30 Jahren.

Analysiert man die Altersstruktur innerhalb der Beteiligungen, die von Frauen bzw. Männern gehalten werden, so zeigt sich diese Entwicklung noch klarer ­(Grafik 5). Während im Jahr 2006 die Beteiligungen, die von bis 50-jährigen Frauen gehalten wurden, rund 59% ausmachten, lag dieser Wert für 2019 bei rund 46%. Die Beteiligungen, die von über 50-jährigen Frauen gehalten wurden, machten im Jahr 2006 41% bzw. im Jahr 2019 54% aus.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Beteiligungen, die von Männern ­gehalten werden: So hielt die Gruppe der bis 50-Jährigen rund 63% der Beteiligungen im Jahr 2006, jedoch sank der Wert auf 48,4% im Jahr 2019. Komplementär dazu lagen jene Beteiligungen, die von über 50-jährigen Männern gehalten wurden, im Jahr 2006 bei 37%, während jene für 2019 51,6% ausmachten.

Bei dieser Betrachtung ist zu berücksichtigen, dass die jüngeren Personen aus dem Jahr 2006 im Jahr 2019 zum Teil in die Gruppe der über 50-Jährigen fallen, jedoch zeigt sich auch in Grafik 4, dass die Anzahl bzw. der Anteil von jungen Eigentümerinnen und Eigentümern rückläufig sind.

Das linke Panel zeigt die Beteiligungen von Frauen in prozentuellen Werten, aufgegliedert nach der Altersstruktur. Verglichen werden in einem Balkendiagramm die Jahre 2006 und 2019 für Altersgruppen im Zehn-Jahres-Intervall. Im Jahr 2006 wurden mit über 30 Prozent die meisten Beteiligungen von Frauen im Alter von 41 bis 50 Jahren gehalten. Im Jahr 2019 wurden die meisten Beteiligungen von Frauen im Alter von 51 bis 60 Jahren gehalten, mit einem Prozentsatz von ungefähr 30 Prozent. Das rechte Panel zeigt die Beteiligungen von Männern in prozentuellen Werten, aufgegliedert nach der Altersstruktur. Verglichen werden in einem Balkendiagramm die Jahre 2006 und 2019 für Altersgruppen im Zehn-Jahres-Intervall. Im Jahr 2006 wurden mit ungefähr 33 Prozent die meisten Beteiligungen von Männern im Alter von 41 bis 50 Jahren gehalten. Im Jahr 2019 wurden die meisten Beteiligungen von Männern im Alter von 51 bis 60 Jahren gehalten, mit einem Prozentsatz von ungefähr 31 Prozent. Quelle: OeNB.

6 Die Lebenserwartung österreichischer GmbHs mit privater Beteiligung

Die Anzahl jener Firmen, die im (Teil-)Besitz österreichischer Haushalte sind, ­erhöhte sich von 77.000 im Jahr 2004 auf über 117.000 im Jahr 2018. Werden dazu jene GmbHs gegenübergestellt, die in diesem Zeitraum beendet wurden 38 , zeigt sich folgendes Bild: Während vor 2005 noch rund 5,8% aller bestehenden GmbHs mit Haushaltsbeteiligung beendet wurden, sank dieser Wert im Jahr 2019 auf 4,7%.

Grafik 6 zeigt, in welchem Lebensjahr einer GmbH eine Beendigung des Unternehmens am häufigsten zu verzeichnen war. Jene GmbHs, die öfter als ­einmal im Beobachtungszeitraum 39 beendet wurden, sowie jene, die vor Beginn des Beobachtungszeitraums gegründet wurden, sind in dieser Darstellung nicht enthalten. Rückschließend könnte zusammengefasst werden, dass GmbHs mit bis zu drei Jahren Bestandsdauer die höchste Wahrscheinlichkeit aufweisen, beendet zu werden. Ab dem dritten Jahr sinkt die Beendigungswahrscheinlichkeit signifikant.

Abbildung 6 zeigt die Alter der GmbHs bei Beendigung ihrer Geschäftstätigkeiten in prozentuellen Werten in einem Balkendiagramm. Ungefähr 16 Prozent aller GmbHs, welche ihre Geschäftstätigkeiten beenden, tun dies nach einer Lebensdauer von drei Jahren. An zweiter und dritter Stelle stehen GmbHs mit einer Lebensdauer von 2 und 4 Jahren mit ungefähr 14 Prozent. Nach einer Lebensdauer von vier Jahren nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Beendigung signifikant ab. Quelle: OeNB.

Unter Berücksichtigung der Branchengliederung dieser analysierten GmbH-Beendigungen zeigt sich ebenfalls ein interessantes Bild: Etwas mehr als die Hälfte der beendeten GmbHs stammten aus den Branchen „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (21,4%), „Erbringung von freiberuflichen, ­wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ (17,0%) sowie „Bauwesen“ (12,3%). Besonders beim „Handel“ könnte die fortgeschrittene Digitalisierung ­sowie die daraus resultierende Etablierung des Onlinehandels haupt­verantwortlich dafür sein, dass in den letzten 15 Jahren jede fünfte beendete GmbH aus dieser Branche stammte.

Eine Detailanalyse der weiter oben erwähnten beendeten GmbHs im Zeitraum zwischen 2005 und 2019 nach Geschlecht und Alter ergibt folgendes Ergebnis: Rund 80% aller beendeten GmbHs weisen von Männern gehaltene Beteiligungen auf, 20% von Frauen gehaltene. Damit zeigt sich zwar ein ähnliches Bild wie bei der Gesamtverteilung aller Beteiligungen (Frauen: 25%, Männer: 75%), wobei von Frauen gehaltene Beteiligungen in diesem Vergleich allerdings eine statistisch gesehen bessere Chance haben, ihre GmbH vor einer Beendigung zu bewahren.

Jede dritte beendete GmbH war im Besitz eines einzigen Gesellschafters (bei Frauen: 6%, bei Männern: 26%). Wie in Tabelle 4 dargestellt, unterscheiden sich die einzelnen Besitzmöglichkeiten von Gesellschaften allerdings im Vergleich zur ­Gesamtverteilung. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine GmbH, welche im Alleineigentum steht, beendet wird, ist höher als bei geteilter Eigentümerschaft. Alleineigentümerinnen weisen eine höhere Beendigungsquote (6%) auf als in der ­Gesamtansicht, bei der nur ca. 4% aller Beteiligungen aus Alleineigentümerinnen besteht. Bei Männern ist der Vergleichswert aus der Gesamtverteilung mit durchschnittlich 21% über den gesamten Beobachtungszeitraum zwar ebenfalls unter der Beendigungsquote von 26%, allerdings nicht so ausgeprägt wie bei ihren weiblichen Pendants.

Tabelle 4: Beteiligungsformen sowie Beendigungen nach Geschlecht
Frauen Männer Gesamtergebnis
Summe Allein­eigentum Mehr­heits­eigentum Minder­heits­eigentum Summe Allein­eigentum Mehrheitseigentum Minder­heits­eigentum
in %
Beteiligungen,
im Durchschnitt ­zwischen 2006–2019
24 4 3 17 76 21 10 45 100
Beendigungen, im Durchschnitt ­zwischen 2006–2019 20 6 2 11 80 26 8 46 100
Quelle: OeNB.

Wird als weiteres Kriterium von GmbH-Beendigungen die Altersstruktur in die geschlechterspezifische Analyse miteinbezogen, so zeigen sich hier nur ­marginale Unterschiede. Wie in Grafik 7 ersichtlich, werden die meisten GmbHs von Gesellschafterinnen bzw. Gesellschaftern beendet, die zwischen 31 und 50 Jahren alt sind. Es lässt sich allerdings zu einem gewissen Maße ableiten, dass diese Gesellschafterinnen bzw. Gesellschafter ihre Beteiligungen an GmbHs wohl nicht aus Gründen des Ruhestands beendet haben. In der jüngeren Altersgruppe (21-30 Jahre) ist der Anteil weiblicher Gesellschafterinnen höher, während in den restlichen Altersgruppen entweder eine Gleichverteilung oder ein leichter Überhang an männlichen Gesellschaftern vorherrscht.

Grafik 7: Abbildung 7 zeigt die Beendigungen von GmbHs nach Altersgruppen als prozentuellen Wert der gesamten Beteiligungen nach Geschlecht in einem Balkendiagramm. Die meisten Beendigungen werden von Beteiligten im Alter von 41 bis 50 Jahren getätigt. Dies bezieht sich sowohl auf Männer als auch auf Frauen. Quelle: OeNB.

7 Zusammenfassung

Aus Sicht der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sind Beteiligungen in Form von sonstigen Anteilsrechten für private Haushalte in Österreich ein ­wichtiger Bestandteil des Geldvermögens. So machten sie im Jahr 2019 knapp 20% (144 Mrd EUR) des Geldvermögens aus, wobei vor allem Beteiligungen an Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs) von Bedeutung sind. Im Jahr 2019 wurden in Österreich etwa 198.000 Beteiligungen erfasst, welche sich auf etwa 116.000 GmbHs verteilen. Darauf basierend analysiert dieser Artikel ­erstmals den Aspekt der Eigentumsstruktur für inländische GmbHs, angereichert mit ­soziodemografischen Informationen. So zeigt sich, dass ein Viertel der Beteiligungen österreichischer GmbHs von Frauen gehalten werden, drei Viertel entfallen auf Männer. Darüber hinaus gab es einen prozentualen Rückgang von 2,6 Prozentpunkten über den Zeitverlauf bei Beteiligungen, die von Frauen gehalten werden (2006: 25,3%; 2019: 22,7%).

Im Jahr 2019 ließen sich mehr als 50% aller GmbH-Beteiligungen auf drei Branchen zurückführen. Hierbei handelt es sich um die Branchen „Erbringung von freiberuflichen und technischen Dienstleistungen“ (21,5%), „Handel, Instand­haltung und Reparatur von Kraftfahrzeigen“ (18,6%) und „Grundstücks- und Wohnungswesen“ (12,8%).

Über die letzten 14 Jahre hinweg hat sich die Altersstruktur jener Personen, die an GmbHs beteiligt sind, deutlich nach oben verschoben. Dies lässt den Schluss zu, dass zunehmend weniger jüngere Gesellschafter und Gesellschafterinnen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Beachtet man in einem Zeitraum von 14 Jahren die Gründungs- sowie Beendigungsstatistik von österreichischen GmbHs, so zeigt sich, dass jene Unternehmen, die zumindest drei Jahre aktiv sind, tendenziell eine höhere Chance haben, längerfristig bestehen zu können. Knapp 40% aller GmbHs, die zwischen 2005 und 2019 gegründet und beendet wurden, erreichten nicht das vierte Geschäftsjahr.

Annex:

Branchenbeteiligungen nach Branche insgesamt bzw. von Frauen und Männern, über den Zeitverlauf 2006–2019:

Tabelle 5: Beteiligungen nach Branche
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 376 411 557 607 672 778 827 960 1124 1196 1318 1379 1462 1511
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 278 279 288 273 270 256 256 254 253 258 267 261 257 259
Herstellung von Waren 14145 14277 14470 14515 14511 14074 13871 13855 13930 13893 13918 14011 14035 14125
Energieversorgung 1383 1411 1554 1651 1830 1995 2084 2194 2246 2306 2328 2268 2304 2374
Wasserversorgung, ­Abwasser- und ­Abfallentsorgung und ­Beseitigung von ­Umweltverschmutzungen 539 523 502 497 538 511 505 520 541 537 537 552 560 551
Bau 17344 17526 17695 17829 18005 18238 18536 18820 19422 19733 20034 20490 21006 21537
Handel, Instandhaltung und Reparatur von ­Kraftfahrzeugen 30705 31115 31364 31792 32256 32685 32781 33250 34476 34792 35009 35244 35491 35652
Verkehr und Lagerei 7059 7233 7332 7458 7440 7532 7540 7736 7944 8040 8062 7960 8095 7871
Beherbergung und ­Gastronomie 8933 9216 9628 9806 10003 10071 10177 10524 11069 11314 11612 11905 12243 12497
Information und ­Kommunikation 7120 7058 7311 7684 7885 8364 8595 9077 9723 10269 10793 11315 11762 12077
Erbringung von Finanz- und Versicherungs­dienstleistungen 2799 3084 3446 4136 3907 3450 3250 3131 3110 2991 2992 3011 3082 3184
Grundstücks- und ­Wohnungswesen 9585 10547 11808 12444 13214 14860 15766 16815 18057 19244 20410 21936 23435 24606
Erbringung von ­frei­beruflichen wissen­schaftlichen und technischen Dienstleistungen 26003 26784 28109 28870 29825 30644 31715 33157 35210 36688 37577 38521 40096 41305
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen ­Dienstleistungen 4335 4540 5192 5352 5447 5565 5668 5875 6189 6337 6452 6620 6872 7084
Öffentliche Verwaltung, Verteidugung, ­Sozialversicherung 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 2
Erziehung und Unterricht 842 858 885 952 996 1031 1022 1046 1120 1141 1137 1151 1176 1210
Gesundheits- und ­Sozialwesen 1105 1154 1219 1244 1292 1359 1410 1435 1506 1551 1582 1579 1619 1646
Kunst, Unterhaltung und Erholung 1787 1972 2146 2242 2347 2409 2483 2535 2633 2686 2702 2783 2819 2900
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 1417 1434 1497 1500 1498 1469 1469 1528 1540 1524 1530 1552 1587 1607
Private Haushalte mit Hauspersonal, ­Herstellung und Erbringung von ­Dienstleistungen durch private Haushalte 0 2 4 0 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0
Quelle: OeNB.
Tabelle 6: Beteiligungen von Frauen nach Branche
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 97 105 150 163 165 202 212 253 290 304 333 343 359 366
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 72 70 71 64 61 57 54 56 57 56 59 56 57 59
Herstellung von Waren 3643 3610 3568 3533 3492 3359 3280 3215 3205 3150 3134 3122 3106 3067
Energieversorgung 155 153 170 192 212 254 274 300 310 320 332 332 348 365
Wasserversorgung, ­Abwasser- und ­Abfallentsorgung und ­Beseitigung von ­Umweltverschmutzungen 131 121 114 106 110 104 101 100 102 108 104 107 113 108
Bau 4271 4217 4133 4106 4027 4003 3983 3935 3918 3887 3884 3903 3893 3930
Handel, Instandhaltung und Reparatur von ­Kraftfahrzeugen 8782 8801 8731 8713 8782 8781 8721 8809 9043 9013 8958 8930 8895 8857
Verkehr und Lagerei 1714 1744 1760 1819 1778 1801 1845 1897 1915 1910 1912 1883 1904 1798
Beherbergung und ­Gastronomie 2800 2859 2994 3063 3089 3077 3107 3227 3376 3465 3550 3623 3744 3832
Information und ­Kommunikation 1269 1221 1233 1307 1310 1350 1380 1436 1507 1535 1585 1628 1664 1662
Erbringung von Finanz- und Versicherungs­dienstleistungen 581 657 738 882 815 729 677 649 642 616 604 599 608 636
Grundstücks- und ­Wohnungswesen 2564 2754 3096 3231 3452 3885 4111 4362 4700 5011 5347 5701 6090 6370
Erbringung von ­freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 5627 5797 6013 6177 6291 6449 6651 6930 7402 7731 7923 8059 8372 8687
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen ­Dienstleistungen 1161 1182 1355 1416 1429 1431 1456 1513 1593 1614 1643 1654 1686 1733
Öffentliche Verwaltung, Verteidugung, ­Sozialversicherung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Erziehung und Unterricht 229 242 242 260 276 280 281 285 320 324 329 323 331 348
Gesundheits- und ­Sozialwesen 333 343 376 384 406 445 457 472 494 508 526 515 538 546
Kunst, Unterhaltung und Erholung 376 399 433 445 456 479 496 509 518 537 535 584 595 619
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 505 508 534 550 544 533 542 563 574 553 568 577 590 582
Private Haushalte mit Hauspersonal, Herstellung und Erbringung von Dienstleistungen durch private Haushalte 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Quelle: OeNB.
Tabelle 7: Beteiligungen von Männern nach Branche
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 279 306 407 444 507 576 615 707 834 892 985 1036 1103 1145
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 206 209 217 209 209 199 202 198 196 202 208 205 200 200
Herstellung von Waren 10502 10667 10902 10982 11019 10715 10591 10640 10725 10743 10784 10889 10929 11058
Energieversorgung 1228 1258 1384 1459 1618 1741 1810 1894 1936 1986 1996 1936 1956 2009
Wasserversorgung, ­Abwasser- und ­Abfallentsorgung und Beseitigung von ­Umweltverschmutzungen 408 402 388 391 428 407 404 420 439 429 433 445 447 443
Bau 13073 13309 13562 13723 13978 14235 14553 14885 15504 15846 16150 16587 17113 17607
Handel, Instandhaltung und Reparatur von ­Kraftfahrzeugen 21923 22314 22633 23079 23474 23904 24060 24441 25433 25779 26051 26314 26596 26795
Verkehr und Lagerei 5345 5489 5572 5639 5662 5731 5695 5839 6029 6130 6150 6077 6191 6073
Beherbergung und ­Gastronomie 6133 6357 6634 6743 6914 6994 7070 7297 7693 7849 8062 8282 8499 8665
Information und ­Kommunikation 5851 5837 6078 6377 6575 7014 7215 7641 8216 8734 9208 9687 10098 10415
Erbringung von Finanz- und Versicherungs­dienstleistungen 2218 2427 2708 3254 3092 2721 2573 2482 2468 2375 2388 2412 2474 2548
Grundstücks- und ­Wohnungswesen 7021 7793 8712 9213 9762 10975 11655 12453 13357 14233 15063 16235 17345 18236
Erbringung von ­freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 20376 20987 22096 22693 23534 24195 25064 26227 27808 28957 29654 30462 31724 32618
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen ­Dienstleistungen 3174 3358 3837 3936 4018 4134 4212 4362 4596 4723 4809 4966 5186 5351
Öffentliche Verwaltung, Verteidugung, ­Sozialversicherung 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 2
Erziehung und Unterricht 613 616 643 692 720 751 741 761 800 817 808 828 845 862
Gesundheits- und ­Sozialwesen 772 811 843 860 886 914 953 963 1012 1043 1056 1064 1081 1100
Kunst, Unterhaltung und Erholung 1411 1573 1713 1797 1891 1930 1987 2026 2115 2149 2167 2199 2224 2281
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 912 926 963 950 954 936 927 965 966 971 962 975 997 1025
Private Haushalte mit Hauspersonal, Herstellung und Erbringung von Dienstleistungen durch private Haushalte 0 2 4 0 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0
Quelle: OeNB.

30 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, erza.aruqaj@oenb.at, roberto.codagnone@oenb.at, stefan.wiesinger@oenb.at.

31 Die Zeitreihe zu den Finanzverflechtungen der volkswirtschaftlichen Sektoren sind auf der OeNB-Homepage ­verfügbar: https://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen/gesamtwirtschaftliche-finanzierungs­rechnung/volkswirtschaftliche-sektoren.html.

32 Laut Wirtschaftskammer Österreich war die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) mit 16,3% die am zweithäufigsten gewählte Rechtsform der WKÖ-Mitglieder im Jahr 2019. Die am häufigsten gewählte Rechtsform ist das Einzelunternehmen, welches aber makrostatistisch dem Haushaltssektor zugeordnet wird: http://wko.at/statistik/jahrbuch/mg-rf.pdf (Abruf: 31.08.2020).

33 Hierzu wurde eine von der Statistik Austria öffentlich bereitgestellte Liste mit vergebenen männlichen und ­weiblichen Vornamen genutzt und mit den Vornamen aus dem Firmenbuch verknüpft. Durch dieses Vorgehen konnten 97% der Beteiligungen im Jahre 2019 (Gesamtbeteiligungen: 198.056), die eindeutig einer in Österreich lebenden Person zugeordnet sind, einer Frau bzw. einem Mann zugeordnet werden.

34 Die KMU-Definition deckt sich mit der Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 (bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2003) 1422).

35 Informationen zu Gründungsprivilegierung bei neu gegründeten GmbHs: https://www.wko.at/service/wirtschaftsrecht-gewerberecht/Gesellschaft_mit_beschraenkter_Haftung_(GmbH).html (Abruf: 31.08.2020).

36 Aufgrund der zeitlichen Verzögerung benötigter Daten zur KMU-Klassifikation werden hier Ergebnisse aus 2018 beschrieben.

37 Drei weitere Tabellen mit der Entwicklung aller Branchen befinden sich im Anhang.

38 Eine Beendigung kann unterschiedliche Gründe haben, wie beispielsweise Beendigung aufgrund von Insolvenz oder Gesellschafterentscheidungen. In dieser Analyse wird lediglich die Beendigung insgesamt ­betrachtet.

39 Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich von 2005 bis 2019.

Wertpapieremissionen und Portfolioumschichtungen österreichischer Sektoren − Entwicklungen im ersten Halbjahr 2020

Matthias Wicho, Jun Chao Zhan 40

Die Entwicklung der österreichischen Wertpapieremissionen und -bestände im ersten Halbjahr 2020 war wesentlich von der COVID-19-Pandemie geprägt. Im ersten Halbjahr 2020 wurde ein historischer Rekordwert an neu begebenen bzw. aufgestockten Staatsanleihen verzeichnet. Der Sektor Staat verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 mit insgesamt 54,5 Mrd EUR den höchsten Halbjahreswert für Bruttoemissionen verzinslicher Wertpapiere seit dem Beginn der Erhebung der Emissionsstatistik im Jahr 1997. Die inländischen Investmentzertifikate erlitten im ersten Quartal 2020 an Kurswertverluste in der Höhe von –18,26 Mrd EUR, wobei im zweiten Quartal +10,28 Mrd EUR wieder aufgeholt werden konnten. Inländische Misch- und Immobilienfonds konnten selbst in Zeiten großer Unsicherheiten positive Nettomittel­veränderungen begebener Anteile vermelden. Aus Sicht der österreichischen Anlegerinnen und Anleger fielen die Kursverluste der ersten Phase der COVID-19-Pandemie aufgrund der raschen Kurserholung im zweiten Quartal 2020 geringer aus als im gesamten Jahr der Finanzkrise 2008. Inländische Kreditinstitute tätigten vor dem Hintergrund der Krise Nettoankäufe von verzinslichen Wertpapieren. In den ersten beiden Quartalen im Jahr 2020 wurde ein Nettotransaktionsvolumen von +3,65 Mrd EUR bzw. +6,38 Mrd EUR an verzinslichen Wertpapieren von inländischen Kreditinstituten verzeichnet. Österreichische Haushalte nutzten die Kurseinbrüche in der ­COVID-19-Pandemie, um ihr Portfolio um börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate günstig aufzustocken. Im zweiten Quartal 2020 tätigten die Haushalte positive Nettotransaktionen in Investmentzertifikate (+1,42 Mrd EUR) und börsennotierte Aktien (+1,13 Mrd EUR), während verzinsliche Wertpapiere im Portfolio netto abgebaut wurden (–0,64 Mrd EUR).

Einleitung

Die Wertpapieremissionen und -bestände österreichischer Sektoren im ersten Halbjahr 2020 wurden in einem historischen Ausmaß durch die aktuellen Ereignisse rund um die COVID-19-Pandemie beeinflusst. Außerordentliche staatliche Emissionen zur Stützung der Realwirtschaft und historische Kurseinbrüche an den internationalen Börsen kennzeichneten die diesbezüglichen Entwicklungen. Der vorliegende Artikel untersucht im ersten Teil der Analyse die Emission ver­zinslicher Wertpapiere 41 inländischer Schuldnersektoren im ersten Halbjahr 2020 auf Basis von verfügbaren Einzelwertpapier-Daten der OeNB. Anschließend ­werden die Kurswertveränderungen und Nettomittelveränderungen inländisch emittierter Investmentzertifikate in einer historischen Zeitreihe ab dem Jahr 2008 dargestellt.

Im zweiten Teil der Analyse werden von inländischen Gläubigern gehaltene verzinsliche Wertpapiere, börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate untersucht. Diese drei Wertpapierkategorien decken den Großteil der an der Börse ­handelbaren Wertpapiere ab. Im Folgenden wird darauf eingegangen, wie sich Nettotransaktionen – vor dem Hintergrund von volatilen Preiseffekten und ­unsicheren wirtschaftlichen Aussichten 42 – in der jüngsten Vergangenheit zwischen 2019 und 2020 entwickelt haben. Um Portfolioumschichtungen inländischer ­Gläubiger zu beleuchten, werden dazu die Preiseffekte und Nettotransaktionen des ersten Halbjahres 2020 jenen des Jahres 2008 43 gegenübergestellt. Im Speziellen werden Kreditinstitute und Haushalte als Gläubigersektoren gesondert betrachtet. 44 Eine Aufstellung der Bestände, Nettotransaktionen sowie Preiseffekte für das erste Halbjahr 2020 ist in Form einer Übersichtstabelle für diverse Gläubigersektoren in Tabelle 4 im Anhang zu finden. Als Datenbasis der Analyse werden dafür die ­Aggregate der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung herangezogen. Eine umfassende Übersicht über aktuelle und historische Wertpapierinformationen ist auf der OeNB-Homepage in Form von standardisierten Tabellen publiziert. 45

Emissionen verzinslicher Wertpapiere österreichischer Sektoren

Das erste Halbjahr 2020 war von einem signifikanten Anstieg des Bruttoemissionsvolumens (entspricht den Neuemissionen und Aufstockungen zu Nominalwerten) verzinslicher Wertpapiere im Sektor Staat aufgrund von staatlichen Stützungs­maßnahmen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie geprägt. Anteilsmäßig ­betrachtet setzte sich das gesamte Bruttoemissionsvolumen verzinslicher Wertpapiere österreichischer Emittenten im ersten Halbjahr 2020 zu 59% aus Staatsemissionen, zu 34% aus Bankenemissionen sowie zu 6% aus Emissionen von nichtfinanziellen Unternehmen zusammen. Bruttoemissionen der restlichen volkswirtschaftlichen Sektoren spielten mit ca. 1% nur eine untergeordnete Rolle.

Im zweiten Quartal 2020 wurde ein historischer Rekordwert an neu begebenen bzw. aufgestockten Staatsanleihen in Höhe von 37,64 Mrd EUR ausgewiesen ­(erstes Quartal 2020: 16,85 Mrd EUR). Der Sektor Staat verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 mit insgesamt 54,5 Mrd EUR somit den höchsten Halbjahreswert für Bruttoemissionen seit Erhebung der Emissionsstatistik im Jahr 1997. 46 Neben dem Sektor Staat wiesen die heimischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2020 mit 31,1 Mrd EUR ebenfalls ein höheres Bruttoemissionsvolumen im Vergleich zu den jüngsten Vorjahreswerten auf (erstes Halbjahr 2019: 27,28 Mrd EUR; erstes Halbjahr 2018: 23,30 Mrd EUR). 47

Linke Abbildung der Doppelgrafik „Emission/Tilgung verzinslicher Wertpapiere“: Bruttoemissionen, Tilgungen und Nettoemissionen werden zwischen dem Zeitraum Jänner 2019 und Juni 2020 dargestellt. Die X-Achse zeigt die Perioden in monatsabständen. Bruttoemissionen und Tilgungen in Mrd EUR werden als Säulendiagramme nebeneinander dargestellt und auf der linken Y-Achse abgebildet. Die Nettoemissionen werden als Liniendiagramm dargestellt auf der rechten Achse abgebildet. Juni 2020: Bruttoemissionen 26,9 Mrd EUR; Tilgungen 9,6 Mrd EUR; Nettoemissionen 17,4 Mrd EUR. Rechte Abbildung der Doppelgrafik „Bruttoemissionen verzinslicher Wertpapiere (1. Halbjahr 2020): Die Bruttoemissionen im ersten Halbjahr wird in einem Kreisdiagramm nach Sektor aufgeteilt. Staat: 54,5 Mrd EUR (59%); Kreditinstitute (MFI): 31,1 Mrd EUR (34%); Nichtfinanzielle Unternehmen: 5,3 Mrd EUR (6%); Sonstige Finanzinstitute: 0,8 Mrd EUR (1%). Quelle: OeNB.

Eine Detailbetrachtung der Bruttoemissionen der verzinslichen Wertpapiere nach Währung und Ursprungslaufzeit zeigt, dass der Sektor Staat im ersten Halbjahr 2020 einen signifikant hohen Anteil an kurzfristigen verzinslichen Wertpapieren mit einer Ursprungslaufzeit unter einem Jahr begeben hat. Dieser Anteil betrug im ersten Halbjahr 2020 26,3 Mrd EUR, bzw. 48,5% der gesamten Bruttoemissionen des Staatssektors. Der Vergleichswert im ersten Halbjahr 2019 betrug lediglich
7,4 Mrd EUR bzw. 36,8%. Der Sektor Staat wies außerdem in beiden Jahren einen relativ hohen Fremdwährungsanteil – hauptsächlich in USD begebene Emissionen bei kurzfristigen verzinslichen Wertpapieren – auf (erstes Halbjahr 2020: 11,4 Mrd EUR bzw. 44,4%). Der hohe Fremdwährungsanteil ist auf ausländische Investoren zurückzuführen, die vorwiegend in USD investieren. Innerhalb der beiden längerfristigen Laufzeitkategorien wurden hingegen kaum Fremd­währungs­emissionen vom Sektor Staat begeben.

Die Kreditinstitute wiesen im ersten Halbjahr 2020 mit 31,1 Mrd EUR um 3,82 Mrd EUR höhere Bruttoemissionsvolumina gegenüber dem Vorjahr auf. Eine Aufgliederung der begebenen Emissionen nach Ursprungslaufzeitkategorien zeigt eine gleichförmige Aufteilung in kurz-, mittel- und langfristige Anleihen. Emissionen in Fremdwährungen wurden hauptsächlich für kurz- und mittelfristige Anleihen mit einer Laufzeit bis zu fünf Jahren begeben. Über alle Ursprungslaufzeitkategorien betrachtet betrug der Fremdwährungsanteil im ersten Halbjahr 2020 7,7 Mrd EUR bzw. 25%. Die Vergleichswerte des Jahres 2019 war mit 8,9 Mrd EUR bzw. 32,7% höher.

Die Doppelgrafik „Bruttoemissionen verzinslicher Wertpapiere nach Ursprungslaufzeit“ zeigt in Form von gestapelten und gruppierten Balkendiagrammen die Bruttoemissionen (in Mrd EUR zu Nominalwerten) nach Ursprungslaufzeit (<1 Jahr, 1-5 Jahre, >5 Jahre) für drei Emittentensektoren. Säulendiagramme sind gestapelt nach EUR und Fremdwährungsanteil und gruppiert nach Ursprungslaufzeit. Linke Abbildung: 1. Halbjahr 2020, Rechte Abbildung: 1. Halbjahr. Quelle: OeNB.

Ab dem ersten Quartal 2020 übertraf das gesamte Bruttoemissionsvolumen österreichischer Emittenten das Tilgungsvolumen deutlich. Das Nettoemissionsvolumen inländischer Emittenten (entspricht den Bruttoemissionen minus Tilgungen zu Nominalwerten) betrug im ersten Quartal 2020 insgesamt +11,33 Mrd EUR, wobei +7,58 Mrd EUR auf den Sektor Staat und +3,9 Mrd EUR auf die Kreditinstitute entfielen. 48 Im zweiten Quartal 2020 wuchsen die Nettoemissionen auf +32,97 Mrd EUR an, wobei +24,85 Mrd EUR der Sektor Staat, +4,42 Mrd EUR die Kreditinstitute und +3,1 Mrd EUR die nichtfinanziellen Unternehmen ­beisteuerten. Die Nettoemissionen der ­Kreditinstitute waren in der quartalsweisen Betrachtung seit 2018 durchwegs positiv. Ein stabiles Niveau der Bruttoemissionen und ein relativ ­geringes ­Tilgungsvolumen trugen seit 2018 zum positiven Nettoemissions­volumen der Kreditinstitute bei. Das ausstehende Umlaufvolumen verzinslicher Wertpapiere der Kreditinstitute stieg dadurch in den letzten zwei Jahren von 125,8 Mrd EUR im Juni 2018 auf 149,7 Mrd EUR im Juni 2020.

Tabelle 1: Umlaufvolumen und Nettoemissionen nach Sektoren
H1 18 H2 18 H1 19 H2 19 H1 20
in Mrd EUR zu Nominalwerten
Umlaufvolumen
Kreditinstitute (MFI) 125,8 130,4 136,3 141,7 149,7
Sonstige Finanzinstitute 15,2 16,6 16,7 21,4 21,8
Nichtfinanzielle Unternehmen 39,3 39,4 41,6 35,7 39,0
Staat 261,6 257,3 251,9 249,9 282,4
Gesamt 441,9 443,7 446,4 448,8 492,8
Nettoemissionen
Kreditinstitute (MFI) 1,7 6,2 5,0 4,9 8,3
Sonstige Finanzinstitute –0,5 –0,5 0,2 1,1 0,3
Nichtfinanzielle Unternehmen –0,7 0,2 2,2 –2,3 3,2
Staat 1,4 –4,3 –5,5 –2,0 32,4
Gesamt 2,0 1,5 1,8 1,6 44,3
Quelle: OeNB.
Anmerkung: ESVG 2010 Sektoren: Nichtfinanzielle Unternehmen (S.11), Kreditinstitute (MFI) (S.122), Staat
(S.13), Sonstige Finanzinstitute (S.125-129).

Investmentzertifikate inländischer Investmentfonds

Die Entwicklung inländischer Investmentzertifikate (inklusive begebener Zertifikate der alternativen Investmentfonds gemäß AIFMG 2018, § 1 Abs. 5) war im ersten Halbjahr 2020 von beträchtlichen Kursschwankungen geprägt. Inländische Fonds erlitten einen Kursverlust von insgesamt –18,26 Mrd EUR im ersten Quartal 2020, wobei –7,1 Mrd EUR auf Aktienfonds, –8,0 Mrd EUR auf Mischfonds und –3,2 Mrd EUR auf Rentenfonds entfielen. Eine Betrachtung der Zeitreihe ab der Finanzkrise im Jahr 2008 zeigt, dass der negative Preiseffekt im ersten Quartal 2020 in seiner Intensität jedes der einzelnen Quartale im Krisenjahr 2008 übertraf. Einen Unterschied zum Jahr 2008 stellt jedoch die relativ kurze Dauer des ­negativen Preisschocks dar, während 2008 das Finanzsystem über das ganze Jahr hinweg eine tiefgreifende Krise durchlief. Im März 2020 verzeichneten die ­inländischen Investmentzertifikate einen historischen Rekordverlust mit einem ­negativen Preiseffekt von –16,48 Mrd EUR innerhalb eines einzelnen Monats, ­sowie ca. –3,27 Mrd EUR an Nettomittelabflüssen.

Eine Erholung der Kurswerte inländischer Investmentzertifikate setzte im zweiten Quartal 2020 rasch ein. Die Marktkurse der inländischen Fonds zogen bereits im April 2020 mit +6,35 Mrd EUR wieder kräftig an, zusätzlich wurden positive Nettomittelveränderungen von +1,14 Mrd EUR verzeichnet. Insgesamt konnte im zweiten Quartal 2020 +10,28 Mrd EUR von im Vorquartal erlittenen Kurswert­verlusten in Höhe von –18,26 Mrd wieder aufgeholt werden. Der Nettomittelzufluss im zweiten Quartal (+2,89 Mrd EUR) überstieg den Nettomittelabfluss des Vorquartals­wertes (–2 Mrd EUR) und deutet auf eine verstärkte Nachfrage der Investoren nach inländischen Fonds bei tiefstehenden Preisen hin. Inländische Misch- und Immobilienfonds konnten selbst im volatilen ersten Quartal 2020 durch positive Nettomittelveränderungen hervorstechen. Insbesondere konnten die inländischen Mischfonds im zweiten Quartal 2020 starke Zuflüsse verzeichnen. Der Marktbestand inländischer Investmentzertifikate erholte sich infolge der positiven Entwicklungen im zweiten Quartal 2020 und erreichte im Juni 2020 ein Volumen von 187,13 Mrd EUR.

Die Grafik 3 „Entwicklung inländischer Investmentfondsanteile“ zeigt für den Zeitraum zwischen dem 1. Quartal 2008 und dem 2. Quartal 2020 (X-Achse) in Quartalsabständen die Entwicklung von Nettomittelveränderung und Preiseffekt als gestapelte Säulendiagrammen (linke Achse). Der Bestand wird als Liniengraphik auf der rechten Achse aufgetragen. Minimum Nettomittelveränderung: –4,83 Mrd EUR (4. Quartal 2008); Maximum Nettomittelveränderung: +3,36 Mrd EUR (4. Quartal 2019). Minimum Preiseffekt: –18,26 Mrd EUR (1. Quartal 2020); Maximum Preiseffekt: 10,28 Mrd EUR (1. Quartal 2020). Minimum Bestand: 123 Mrd EUR (1. Quartal 2009); Maximum Bestand: 195 Mrd EUR (4. Quartal 2019). Quelle: OeNB.
Tabelle 2: Entwicklung inländischer Investmentfondszertifikate
Bestand Nettomittelveränderung Kurswertveränderung
Q4 19 Q1 20 Q2 20 Q4 19 Q1 20 Q2 20 Q4 19 Q1 20 Q2 20
in Mrd EUR zum Marktwert
Aktienfonds 33,5 24,9 28,8 1,1 –0,8 0,7 2,0 –7,1 3,5
Immobilienfonds 9,2 9,4 9,6 0,1 0,2 0,1 0,1 0,1 0,0
Mischfonds 83,5 76,5 82,2 2,1 0,5 1,2 1,3 –8,0 4,2
Rentenfonds 68,1 62,9 66,2 0,1 –1,8 0,8 –0,2 –3,2 2,5
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Volumen inklusive „Alternative Investmentfonds“ gemäß AIFMG 2018, § 1 Abs. 5.

Von österreichischen Gläubigern gehaltene Wertpapiere

Der Wertpapierbestand inländischer Gläubiger im Juni 2020 wird mit 393,64 Mrd EUR von verzinslichen Wertpapieren dominiert, wobei das Verhältnis zwischen inländischen Emissionen mit 193,33 Mrd EUR und ausländischen Emissionen mit 200,31 Mrd EUR relativ ausgeglichen ist. Der größte Gläubigersektor verzinslicher Wertpapiere ist der inländischen Finanzsektor, im Speziellen die Zentralbank und die inländischen Kreditinstitute. Für börsennotierte Aktien ist das Verhältnis ­zwischen in- und ausländischen Emissionen mit 57,31 Mrd EUR zu 53,37 Mrd EUR ebenfalls relativ ausgeglichen. Für das Finanzierungsinstrument Investmentzertifikate hingegen liegt der Fokus inländischer Gläubiger primär auf inländischen Emissionen. Deren Bestand von 163,42 Mrd EUR übersteigt jenen im Ausland (84,27 Mrd EUR) deutlich. Bestände, Transaktionen sowie Preiseffekte für das erste Halbjahr 2020 sind in Form einer Übersichtstabelle für diverse Gläubigersektoren im Anhang in Tabelle 4 ersichtlich. 49 Vor dem Hintergrund volatiler Preise sowie negativer wirtschaftlichen Aussichten haben vor allem inländische Kreditinstitute und private Haushalte Umschichtungen ihrer Wertpapierbestände im ­ersten Halbjahr 2020 vorgenommen. Inländische Kreditinstitute tätigten positive Nettotransaktionen vor allem bei den ausländischen verzinslichen Wertpapieren (+7,76 Mrd EUR), während private Haushalte netto in Investmentzertifikate (+1,67 Mrd EUR) sowie börsennotierte Aktien (+1,35 Mrd EUR) investierten. In den folgenden beiden Abschnitten werden inländische Kreditinstitute und private Haushalte als Gläubigersektoren näher beleuchtet und die jüngsten Entwicklungen mit jenen des Jahres 2008 verglichen.

Von österreichischen Kreditinstituten gehaltene Wertpapiere

Inländische Kreditinstitute stellen im Vergleich zu anderen volkswirtschaftlichen Sektoren einen der größten Gläubiger verzinslicher Wertpapiere dar (siehe Tabelle 4 im Anhang). Inländische Anleiheemissionen von Kreditinstituten, die gleichzeitig vom eigenen Kreditinstitut gehalten werden, wurden in der Statistik bereinigt. Abbildung 4 geht auf die Entwicklung der Preiseffekte und Nettotransaktionen ­inländischer Kreditinstitute als Gläubigersektor näher ein. Der linke Teil der ­Abbildung 4 zeigt die Entwicklungen der Preiseffekte (nach Finanzierungsinstrument) und Nettotransaktionen (verzinsliche Wertpapiere, börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate in Summe) seit Ende 2018. Der rechte Teil der ­Abbildung stellt die Entwicklung der aggregierten Preiseffekte und Nettotransaktionen in den Jahren 2008, 2019 und dem ersten Halbjahr 2020 gegenüber. Die Finanzkrise im Jahr 2008 erreichte ihren Höhenpunkt im Hinblick auf die Kurseinbrüche erst in der zweiten Jahreshälfte. Hierbei ist zu beachten, dass sich die kumulierten Preiseffekte und Nettotransaktionen im Jahr 2008 50 in der Abbildung aus vier Quartalen und im ersten Halbjahr 2020 nur aus zwei Quartalen zusammensetzen.

Die Kursverluste der börsennotierten Aktien und Investmentzertifikate fielen aufgrund ihres niedrigen Anteils im Portfolio der Kreditinstitute im ersten ­Quartal 2020 relativ schwach aus. Inländische Kreditinstitute nutzten die Krise am aktuellen Rand ähnlich wie im Jahr 2008, um hohe Nettoankäufe verzinslicher Wertpapiere zu tätigen. Bestände von Investmentzertifikaten und börsennotierten Aktien ­verzeichneten im ersten Halbjahr 2020 daher nur leicht negative Nettoabflüsse (–0,32 Mrd EUR für börsennotierte Aktien und –0,2 Mrd EUR für Investmentzertifikate). Der Nettoankauf an verzinslichen Wertpapieren war bereits im ersten Quartal 2020 ersichtlich und gewann im zweiten Quartal 2020 zusätzlich an ­Dynamik. In den ersten beiden Quartalen 2020 wurden netto +3,65 Mrd EUR bzw. +6,38 Mrd EUR an verzinslichen Wertpapieren angekauft. Eine nähere Untersuchung des Nettotransaktionsvolumens im ersten Halbjahr 2020 zeigt, dass vermehrt in ausländische Banken (+1,7 Mrd EUR) und ausländische Staatsanleihen (+2,65 Mrd EUR) investiert wurde. Im Jahr 2008 spielten hingegen Nettoankäufe inländischer Bankenanleihen eine deutlich dominante Rolle (+27,48 Mrd EUR). Im Vergleich zu den beiden Vergleichsperioden wurde im Jahr 2019 für gehaltene verzinsliche Wertpapiere ein leicht negatives Nettotransaktionsvolumen in Höhe von –1,46 Mrd EUR verzeichnet.

Von österreichischen privaten Haushalten gehaltene Wertpapiere

Ausgehend vom letzten Börsencrash im vierten Quartal 2018 kam es in den folgenden Quartalen bis hin zum Jahresende 2019 zu einem durchwegs positiven Wert­zuwachs im Wertpapierbestand inländischer Haushalte. Da inländische Haushalte in ihrem Portfolio einen hohen Anteil an Investmentzertifikaten halten, kommen negative Preiseffekte vor allem in diesem Segment sowie bei börsennotierten ­Aktien deutlich zum Vorschein.

Trotz der starken Kurseinbrüche im ersten Quartal 2020 zeigten die Transaktionen der von Haushalten gehaltenen handelbaren Finanzinstrumente positive Nettosalden. Verzinsliche Wertpapiere wurden im ersten Quartal 2020 in Höhe von –0,89 Mrd EUR netto abgestoßen, wohingegen börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate Nettoankäufe in Höhe von +0,47 Mrd EUR bzw. +0,26 Mrd EUR verzeichnen konnten. Die positiven Nettotransaktionen zeigen, dass österreichische Haushalte im ersten Quartal 2020 die Kurseinbrüche zu Beginn der COVID-19-Pandemie bereits nutzten, um ihr Portfolio um börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate günstig aufzustocken. Dieser Trend setzte sich danach im zweiten Quartal 2020 im Zuge rasch aufholender Preise fort. Im zweiten Quartal 2020 investierten die Haushalte weiterhin vermehrt netto in Investmentzertifikate (+1,42 Mrd EUR) und börsennotierte Aktien (+1,13 Mrd EUR), während Bestände verzinslicher Wertpapiere netto abgebaut wurden (–0,64 Mrd EUR). Eine nähere Untersuchung der Nettozukäufe im ersten Halbjahr 2020 zeigt, dass Nettoinvestitionen durch inländische börsennotierte Aktien von nichtfinanziellen Unternehmen (+475 Mio EUR) sowie inländische Misch- und Aktienfonds (Mischfonds: +359 Mio EUR, Aktienfonds: +326 Mio EUR) getrieben waren, wohingegen inländische Bankenanleihen in den Portfolios der Haushalte netto abgebaut wurden (–716 Mio EUR).

Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass die Richtungen der Portfolioumschichtungen der Haushalte in den beiden Jahren 2008 und 2020 sehr unterschiedlich ausgeprägt waren. Während das positive Nettotransaktionsvolumen am aktuellen Rand hauptsächlich auf Nettoankäufe von Investmentzertifikaten und börsennotierten Aktien zurückführbar war, setzte sich das positive Nettotransaktionsvolumen im Jahr 2008 hauptsächlich aus größeren Nettoankäufen verzinslicher Wertpapiere zusammen (+4,7 Mrd EUR), wohingegen Investmentzertifikate im hohen Ausmaß abgestoßen wurden (–3,6 Mrd EUR). Hierbei stellen Nettoankäufe bei den inländischen Banken und Staatsanleihen in Höhe von +2,52 Mrd EUR bzw. +1,66 Mrd EUR, sowie Nettoabflüsse bei den inländischen Investmentzertifikaten (–3,55 Mrd EUR) die größten Treiber hinter der damaligen Umschichtung dar.

Tabelle 3: Nettotransaktionen Wertpapiere ­privater Haushalte
2008 2019 H1 20
in Mrd EUR zum Marktwert
Verzinsliche Wertpapiere 4,70 –0,92 –1,53
Börsennotierte Aktien 0,66 0,84 1,60
Investmentzertifikate –3,64 2,58 1,67
Gesamt 1,72 2,50 1,74
Quelle: OeNB.

Zusammenfassung

Zur Stützung der Realwirtschaft im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde im ersten Halbjahr 2020 ein historischer Rekordwert an neu begebenen bzw. aufgestockten Staatsanleihen seit der Finanzkrise im Jahr 2008 verzeichnet. Inländische Investmentfonds verbuchten den stärksten Kurswertverlust in einem einzelnen Quartal seit dem Jahr 2008, wobei eine Erholung der Marktwerte bereits im April 2020 ­einsetzte und ein Großteil der Verluste im zweiten Quartal wieder ausgeglichen werden konnte. Inländische Misch- und Immobilienfonds konnten selbst in Zeiten starker Unsicherheiten positive Nettomittelveränderungen vermelden. Inländische Kreditinstitute und private Haushalte lassen sich durch Umschichtungen und ­positive Nettotransaktionen ihrer Wertpapierbestände am aktuellen Rand charakterisieren. Die Kreditinstitute investierten netto vermehrt in ausländische Banken- und Staatsanleihen, während im Jahr 2008 hauptsächlich inländische Banken­anleihen angekauft wurden. Ein differenziertes Bild in den beiden Jahren 2008 und 2020 ist auch bei den privaten Haushalten ersichtlich. Österreichische Haushalte nutzten die Kurseinbrüche in der COVID-19-Pandemie, um ihr Portfolio vor allem um börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate günstig aufzustocken. Im Jahr 2008 wurden hingegen inländische Investmentzertifikate noch im großen Ausmaß von privaten Haushalten zugunsten von verzinslichen Wertpapieren ­umgeschichtet.

Anhang

Tabelle 4: Entwicklungen handelbarer Wertpapiere im ersten Halbjahr 2020
Gläubiger
Nicht­finanzielle Unter­nehmen Kredit­institute (MFI) Investmentfonds Versicherungen und Pensionskassen Staat Private Haushalte Sonstige Sektoren
im Inland1
Ausland
in Mrd EUR zum Marktwert
H1 20 – Bestand
Verzinsliche Wertpapiere – Inland 3,67 41,33 10,68 14,31 24,66 19,80 2,27 359,44
Verzinsliche Wertpapiere – Ausland 2,12 61,42 72,36 39,65 2,41 6,53 1,91 x
Börsennotierte Aktien – Inland 15,14 3,09 2,74 0,86 14,20 8,72 12,59 38,97
Börsennotierte Aktien – Ausland 8,57 0,76 25,23 0,06 0,00 16,57 2,18 x
Investmentzertifikate – Inland 11,25 5,40 24,50 45,91 10,60 43,88 20,34 23,36
Investmentzertifikate – Ausland 2,56 1,27 34,82 11,23 0,45 20,22 6,63 x
H1 20 – Nettotransaktionen
Verzinsliche Wertpapiere – Inland 0,07 2,26 –0,08 –0,42 0,42 –1,66 –0,16 27,76
Verzinsliche Wertpapiere – Ausland 0,58 7,76 0,38 –0,58 –0,17 0,13 0,08 x
Börsennotierte Aktien – Inland 0,33 –0,02 1,85 –0,43 –0,01 0,41 –1,08 –0,43
Börsennotierte Aktien – Ausland –0,10 –0,30 0,27 –0,01 –0,00 0,94 0,05 x
Investmentzertifikate – Inland 0,22 –0,12 –0,88 –0,31 0,28 0,76 0,24 1,38
Investmentzertifikate – Ausland 0,23 –0,08 –0,77 0,40 –0,06 0,92 –0,20 x
H1 20 – Preiseffekte
Verzinsliche Wertpapiere – Inland –0,07 –0,17 –0,00 0,15 0,78 –0,46 –0,05 4,31
Verzinsliche Wertpapiere – Ausland –0,01 –0,10 –0,99 0,00 –0,02 –0,22 –0,06 x
Börsennotierte Aktien – Inland –3,35 –0,35 0,92 0,54 –5,47 –2,86 –4,90 –15,58
Börsennotierte Aktien – Ausland –0,57 0,09 –2,82 –0,01 –0,00 –1,20 –0,14 x
Investmentzertifikate – Inland –0,46 –0,16 –1,33 –2,35 –0,34 –2,34 –0,72 –1,08
Investmentzertifikate – Ausland –0,09 –0,02 –2,45 –0,51 –0,02 –1,09 0,91 x
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Gehaltene Bestände und Transaktionen eigener Anleiheemissionen von inländischen Kreditinstituten wurden in der Statistik bereinigt.
1 Geldmarktfonds, Sonstige Finanzinstitute, Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten, Firmeneigene Finanzierungseinrichtungen und Kapitalgeber, Private Organisationen ohne
Erwerbszweck.

40 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, matthias.wicho@oenb.at, junchao.zhan@oenb.at.

41 Die Begrifflichkeiten „verzinsliche Wertpapiere“ und „Anleihen“ werden im Artikel synonym verwendet, um den ­Lesefluss im Text zu erleichtern.

42 Die Position „Preiseffekte“ im Artikel beinhaltet auch Veränderungen aufgrund von Wechselkursen.

43 Die kumulierten Preiseffekte und Nettotransaktionen des gesamten Jahres 2008 werden dabei als Vergleichswert herangezogen. Die Finanzkrise erreichte ihren Höhepunkt im Hinblick auf die Kurseinbrüche erst in der zweiten Jahreshälfte.

44 Der Sektor „Private Haushalte“ entspricht S.14, der Sektor „Kreditinstitute“ entspricht der Definition von monetären Finanzinstituten (MFI) bzw. S.122 gemäß ESVG 2010.

45 https://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen/Wertpapiere.html.

46 Der zweithöchste Halbjahreswert für Bruttoemissionen im Sektor Staat wurde für das erste Halbjahr 2010 mit 27,18 Mrd EUR erzielt.

47 Der höchste Halbjahreswert für Bruttoemissionen im Bankensektor seit 2008 wurde im zweiten Halbjahr 2008 mit 69, 44 Mrd EUR erzielt.

48 Ein negatives Nettoemissionsvolumen wurde im ersten Quartal 2020 bei den sonstigen finanziellen Instituten ­verzeichnet (–294 Mio EUR). Die Nettoemissionen nichtfinanzieller Unternehmen betrugen in diesem Zeitraum +140 Mio EUR.

49 Kreditinstitute halten eigene Anleiheemissionen oft im Rahmen des Collateral Managements, um sie als Sicherheiten beim ESZB zu hinterlegen. Oft wird für diese Eigenbestände auch ein sogenannter Collateral Swap abgeschlossen, um andere zulässige Collaterals, wie z.B. Staatsanleihen, zu erlangen.

50 Aufgrund von Datenrevisionen bei Investmentzertifikaten gehalten von inländischen Gläubigern in der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung in Perioden vor 2012 ist es bei gleichbleibenden Beständen und Transaktionen zu einer größeren Verschiebung innerhalb der nichttransaktionsbedingten Veränderungen von sonstigen ­Veränderungen hin zu Preiseffekten gekommen. Dadurch sind vor allem im Jahr 2008 die Preiseffekte mit
–28 Mrd EUR deutlich negativer als die in vorangegangenen Analysen ausgewiesenen –13,6 Mrd EUR, vgl. ­Wicho (2019): Grafik 4. Aktuellste Daten der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung zu Investment­zertifikaten sind auch unter https://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen/gesamtwirtschaftliche-­finanzierungsrechnung/finanzierungsinstrumente/investmentzertifikate.html abrufbar.

Erkennbare Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Außenwirtschaft im zweiten Quartal 2020

Erza Aruqaj, Patricia Walter 51

Im zweiten Quartal 2020 ist Österreichs Wirtschaft ersten Berechnungen der Statistik Austria zufolge real um 14% im Vorjahresvergleich geschrumpft. International ist der Handel im Zuge der COVID-19-Pandemie markant zurückgegangen, doch ­bereits die Handelsentwicklung im Jahr 2019 verlief angesichts geopolitischer Risiken, des ­bevorstehenden Brexits sowie bereits verhängter bzw. drohender protektionistischer Maß­nahmen gedämpft.

Nach erster Berechnung von OeNB und Statistik Austria haben die heimischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen unter diesen Rahmenbedingungen im zweiten Quartal 2020 markant abgenommen (um 22,6% auf 41,4 Mrd EUR, nominell gegenüber dem Vorjahres­zeitraum). Der Saldo der Leistungsbilanz war nominell und im Verhältnis zum BIP beinahe ausgeglichen (–0,05 Mrd EUR bzw. –0,1% des BIP). Im ersten Halbjahr 2020 wurde ein Überschuss in Höhe von rund 5 Mrd EUR bzw. 2,7% im Verhältnis zum BIP verzeichnet.

Der Nettowert der Kapitalbilanz von knapp –5 Mrd EUR war deutlich geringer als im ­Vergleichszeitraum des Vorjahres, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie spiegeln sich insbesondere in der Entwicklung der Verpflichtungen aus Portfolioinvestitionen wider. Im ersten Halbjahr 2020 war ein Defizit von –0,7 Mrd EUR erkennbar.

Die Zahlen sind als vorläufig zu interpretieren. Aufgrund der real- und finanzwirtschaft­lichen Entwicklungen der COVID-19-Pandemie kann es zu Nachmeldungen bzw. Revisionen kommen.

Entwicklungen in der Leistungsbilanz

Im zweiten Quartal 2020 ist Österreichs Wirtschaft ersten Berechnungen der ­Statistik Austria zufolge real um 14% im Vorjahresvergleich geschrumpft. International ist der Handel im Zuge der COVID-19-Pandemie markant zurückgegangen, doch bereits die Handelsentwicklung im Jahr 2019 verlief angesichts geopolitischer Risiken, des bevorstehenden Brexits sowie bereits verhängter bzw. drohender ­protektionistischer Maßnahmen gedämpft.

Im zweiten Quartal 2020 verordneten nicht nur Österreich, sondern viele europäische und globale Handelspartner Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der ­COVID-19-Pandemie, die bis zum Juni sukzessive gelockert wurden. COVID-19 hat die weltweiten Handelspartner, Reisedestinationen und Herkunftsmärkte in unterschiedlichem Ausmaß und zu unterschiedlichen Zeitpunkten ­getroffen. ­Zudem unterscheiden sich die international verabschiedeten Maßnahmen (Produktions-, Dienstleistungs-, Verkehrs- und Reisebeschränkungen). Dies beeinflusst neben der Unsicherheit über die weitere ­Entwicklung und Dauer der Pandemie den Handel, die Tourismusbranche und ­insgesamt die globalen Wertschöpfungsketten negativ.

Die heimischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen haben unter diesen Rahmenbedingungen im zweiten Quartal 2020 markant abgenommen (um 22,6% auf 41,4 Mrd EUR, nominell gegenüber dem Vorjahreszeitraum). Die Exporterlöse innerhalb der EU-28 schrumpften um rund 24% gegenüber dem Vorjahr, die Erlöse aus Drittstaaten um rund 20%. Die Leistungsbilanz war nach erster Berechnung von OeNB und Statistik Austria nominell und im Verhältnis zum BIP beinahe ausgeglichen (–0,05 Mrd EUR bzw. –0,1% des BIP). Im ersten Halbjahr 2020 wurde ein Überschuss in Höhe von rund 5 Mrd EUR bzw. 2,8% im Verhältnis zum BIP verzeichnet. Die Zahlen sind als vorläufig zu interpretieren. Aufgrund der real- und finanzwirtschaftlichen Entwicklungen der COVID-19-Pandemie kann es zu Nachmeldungen von Unternehmen und aufgrund der Strukturbrüche zu ­Revisionen von Einkommens- und Güterströmen kommen, die in erster ­Rechnung geschätzt wurden.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Leistungsbilanzsalden vom zweiten Quartal 2008 bis zum zweiten Quartal 2020, gegliedert nach den Kategorien Güter, Reiseverkehr, übrige Dienstleistungen sowie Einkommen. Zusätzlich ist der Leistungsbilanzsaldo in Prozent des BIP abgebildet. Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Der Güterhandel (laut Zahlungsbilanz-Definition 52 ) ergab im zweiten Quartal 2020 einen Nettoüberschuss im Ausmaß von rund 1 Mrd EUR. Die zugrunde­liegenden Handelsströme nahmen jedoch rapide ab. Den Berechnungen von OeNB und Statistik Austria zufolge war dies im Import noch stärker der Fall (–21,0%) als im Export (–19,5%, jeweils nominell). Der Tiefpunkt der Handelsentwicklung wurde dabei im April 2020 durchschritten (saison- und arbeitstägig bereinigt). Die Entwicklung der einzelnen Sparten des Außenhandels im zweiten Quartal 2020 verdeutlicht die unterschiedlichen Effekte der COVID-19-Pandemie auf die ­heimische Industrie. Während der Export der Hauptausfuhren Österreichs, ­Maschinen und Fahrzeuge, aber auch der Export bearbeiteter Waren für die ­Industrie bzw. von Konsumgütern herbe Einbußen verzeichneten, nahm der Wert der Ausfuhren ­chemischer und pharmazeutischer Erzeugnisse zu. Der Wert der Ausfuhren von Nahrungsmitteln stieg geringfügig, während die Getränkeindustrie ein Minus zu verzeichnen hatte. Der Index der Außenhandelspreise ist im zweiten Quartal 2020 export- und importseitig gefallen – ein Trend, der bereits seit dem zweiten Halbjahr 2019 zu beobachten ist. Da sich die Ölpreise im Durchschnitt im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Jahr davor halbierten und der Außenwert des Euro ab Mitte Mai in eine Aufwertungsphase geriet, war der Effekt auf der ­Importseite deutlich ausgeprägter (–3,8% im Verhältnis zu –1,2% exportseitig), sodass sich die „Terms of Trade“, das reale Austauschverhältnis im österreichischen Außen­handel, verbessert haben. Ein anhaltender Aufwertungstrend des Euro könnte ­jedoch die Exporterholung im weiteren Jahresverlauf dämpfen. Neben dem allgemeinen Außenhandel hat auch der Transithandel im zweiten Quartal 2020 unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gelitten. Die Handelsströme sind wertmäßig deutlich eingebrochen (–25,8% in den angekauften Waren und –22,4% in den weiterverkauften Waren). Im Ergebnis konnten jedoch die Transithandelsspanne und damit die Nettoerlöse gegenüber dem Vergleichszeitraum erhöht werden.

Die Nächtigungen ausländischer Gäste in Österreich brachen im zweiten ­Quartal 2020 Corona-bedingt fast vollständig ein. Im April und Mai gab es Betriebsschließungen. Die wenigen Übernachtungen, die in offiziellen Unterkünften gezählt wurden, entfielen auf berufsbedingte Gäste, unter anderem auf Saisonarbeit ­leistende Personen. Daneben gab es Aufenthalte in privaten Unterkünften, wie Ferienwohnungen. Im Juni entwickelte sich der klassische Urlaubstourismus ausländischer Gäste in Österreich, gemessen an den gezählten Nächtigungen, noch sehr zögerlich (–73,8%). Nebenausgaben im Tourismus, unter anderem für kulturelle oder sportliche Veranstaltungen, Bergbahnen, Fremdenführungen wurden durch die Eindämmungsmaßnahmen ebenfalls erodiert. Damit hat sich nicht nur das Ausmaß, sondern auch die Struktur des Tourismus in Österreich komplett ­geändert. Insgesamt ist eine dramatische Entwicklung in den Reiseverkehrseinnahmen im zweiten Quartal 2020 zu beobachten, nämlich ein Minus von rund 82% auf 0,6 Mrd EUR. Das entspricht einem Rückgang um fast drei Prozentpunkte auf 0,7% im Verhältnis zum BIP.

Grafik 2 zeigt die Rückgänge der Reiseverkehrseinnahmen im ersten und zweiten Quartal 2020 in Prozent gegenüber dem Vorjahr. Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Die Zusammensetzung der ausländischen Gästenächtigungen im Juni zeigt zwar einen starken Rückgang aus allen Herkunftsmärkten im Vergleich zum Jahr davor, doch war das Ausmaß aus dem wichtigsten Herkunftsmarkt, Deutschland (–64,8%), bereits geringer als aus anderen Ländern wie Frankreich, dem Vereinigten Königreich, der Russischen Föderation und Überseemärkten, die jeweils ein Minus von mehr als 90% aufwiesen. Ein Ausblick in die Hauptmonate des Sommertourismus, Juli und August 2020, zeigt, dass die Nächtigungszahlen ausländischer Gäste in Österreich zwar weiterhin unter dem Niveau der Vorjahre ­lagen, doch wurde die negative Entwicklung gebremst (–26,1%), was vor allem auf deutsche Urlaubsgäste in Österreich zurückzuführen ist (einziges Herkunftsland mit einer Zunahme an Gästenächtigungen im August). Von besonderer ­Bedeutung für die heimischen Tourismusbetriebe waren die inländischen Gäste, die die Möglichkeit zu urlauben verstärkt innerhalb Österreichs nutzten (+19%), wobei die Nachfrage im August ihren Höhepunkt erreichte. Die Entwicklung ­verlief jedoch in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich. Im Juli, für den zum Zeitpunkt der Analyse Detaildaten letztverfügbar waren, hatten die ­Tourismushochburgen Salzburg (–21,2%) und Tirol (–14,4%) im Jahresvergleich deutliche Einbußen in den Gästenächtigungen zu verzeichnen. Der Rückgang bei ausländischen Gästen konnte vom gestiegenen Inlandstourismus nicht ausgeglichen werden. Demgegenüber wurden sowohl im Burgenland (+4,1%) als auch in der Steiermark (+3,5%) insgesamt Nächtigungsgewinne verzeichnet. In Kärnten war das Ergebnis im Jahresvergleich annähernd ausgeglichen. Die höchsten ­Einbußen hatte Wiens Städtetourismus zu verzeichnen (–72,2%). Die weitere Entwicklung des Auslandstourismus in Österreich wird von der neuerlichen ­Ausbreitung der COVID-19-Pandemie im Herbst und von den ausgesprochenen Reisewarnungen, insbesondere jener Deutschlands, überschattet. Die Auswirkungen werden vor ­allem vom Ausmaß (bislang ist der Städtetourismus betroffen) und der Dauer der Reisewarnungen abhängen, also ob sich diese in die wichtigen Reisemonate ­Dezember und Jänner ­erstrecken werden.

Laut der Welttourismusorganisation waren bis Mitte Juni noch die Grenzen von 65% aller weltweiten Tourismusdestinationen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie für internationale Gäste geschlossen. Erst 48 Destinationen (22%, davon die meisten in Europa) hatten ihre Lockdown-Maßnahmen für internationale Reisende bereits gelockert. Österreich hatte wie andere ­Länder Reisewarnungen ausgesprochen und Quarantäne-Maßnahmen für Rück­kehrende aus den betroffenen Destinationen verhängt. Vor diesem Hintergrund sind die Reiseverkehrsausgaben der Österreicherinnen und Öster­reicher im Ausland noch stärker zurückgegangen als die Einnahmen des heimischen Tourismus aus dem internationalen Reiseverkehr (–89,7%). Der Einnahmensaldo blieb damit trotz stark geschrumpfter Bruttoströme im zweiten Quartal im Plus (rund 0,3 Mrd EUR).

Der Austausch übriger kommerzieller Dienstleistungen war im Export (–15,7%) und im Import (–16,1%, ­jeweils nominell) im zweiten Quartal 2020 annähernd in demselben relativen ­Ausmaß zum Vergleichszeitraum 2019 rückläufig. Per saldo gab es einen Mittelabfluss (rund –0,5 Mrd EUR). Abgesehen von Sonderentwicklungen und der ­Abhängigkeit von einzelnen Großtransaktionen (Beispiel Bau) zeigt sich, ähnlich wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise, dass Telekommunikations-, Computer- und Informationsdienstleistungen am wenigsten unter den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie gelitten haben. Besonders stark getroffen wurden der Transport und einzelne Dienstleistungen, die im Zusammenhang mit Waren­verkehr ­stehen (z. B. Reparaturleistungen), aber auch alle persönlichen und kulturellen Dienstleistungen.

Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Hauptsegmente sonstiger Dienstleistungen (ohne Reiseverkehr) im ersten und zweiten Quartal 2020 in Prozent gegenüber dem Vorjahr. Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Krisenbedingte Effekte auch im Kapitalverkehr erkennbar

Die Zahlungsbilanz stellt eine Erfassung der grenzüberschreitenden Transaktionen Österreichs mit dem Ausland dar. Sie setzt sich aus einem realwirtschaftlichen Teil, der bereits beschriebenen Leistungsbilanz inkl. Vermögensübertragungen, und einem finanzwirtschaftlichen Teil, der Kapitalbilanz, zusammen. Die Aus­wirkungen der COVID-19-Pandemie sind auch in der Kapitalbilanz ersichtlich, vor allem die Entwicklungen im zweiten Quartal 2020 beeinflussten das Gesamtergebnis des internationalen Kapitalverkehrs im ersten Halbjahr.

Im zweiten Quartal 2020 verzeichnete die Kapitalbilanz einen Saldo von –5 Mrd EUR und war damit deutlich niedriger als im Vergleichszeitraum des ­Vorjahres (+2,1 Mrd EUR). Negative Treiber der Kapitalbilanz im zweiten Quartal waren die Portfolioinvestitionen in Form von Aktien, Investmentzertifikaten und verzinslichen Wertpapieren, (–12,6 Mrd EUR), die Direktinvestitionen in Form von strategischen Unternehmensbeteiligungen (–2,1 Mrd EUR) sowie die Währungs­reserve (–0,5 Mrd EUR). Einen positiven Beitrag bewirken die Sonstigen Investitionen in Form von v.a. Einlagen und Krediten (+9,9 Mrd EUR) und die Finanzderivate (+0,3 Mrd EUR).

Grafik 4 zeigt die Entwicklung der Kapitalbilanzsalden vom zweiten Quartal 2008 bis zum zweiten Quartal 2020, gegliedert nach den funktionalen Kategorien Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, Finanzderivaten, sonstigen Investitionen sowie Währungsreserven. Zusätzlich ist der Kapitalbilanzsaldo abgebildet. Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Der Saldo der Portfolioinvestitionen beeinflusste mit rund –12,6 Mrd EUR die Kapitalbilanz deutlich negativ. Einer Erhöhung der Forderungen in Höhe von 9,1 Mrd EUR stand eine Zunahme der Verpflichtungen in Höhe von 21,7 Mrd EUR gegenüber. Treiber hinter der Zunahme der Verpflichtungen waren krisenbedingte staatliche Emissionen von verzinslichen Wertpapieren im Ausland in Höhe von 13,4 Mrd EUR. Der Unternehmenssektor emittierte mit rund 3 Mrd EUR ebenfalls eine hohe Summe an verzinslichen Wertpapieren. Ein wesentlicher Beitrag zum Anstieg der Forderungen kam von monetären Finanzinstituten, die mit rund +4,5 Mrd EUR deutlich mehr in verzinsliche Wertpapiere investierten.

Hinsichtlich der Internationalen Vermögenspositionen (IVP) spielten forderungsseitig neben den zuvor erwähnten Transaktionen auch Bewertungseffekte bei Aktien und Investmentfonds eine bedeutende Rolle. Diese Effekte stellen im ­Wesentlichen eine Korrektur der negativen Preiseffekte im ersten Quartal 2020 dar. Bei den Verpflichtungen hatten solche Bewertungseffekte im Vergleich zu den Forderungen ein geringeres Gewicht. Insgesamt stieg der Bestand an Wertpapieren im Vergleich zum Vorquartal von 302,4 Mrd EUR auf 326,8 Mrd EUR, jener der Verpflichtungen von 375 Mrd EUR auf 409,1 Mrd EUR, wodurch sich die Netto-IVP durch Portfolioinvestitionsbedingte Effekte um rund 9,7 Mrd EUR (auf 48,4 Mrd EUR) verschlechterte.

Der Direktinvestitionssaldo zeigte im zweiten Quartal 2020 ein Defizit von –2,1 Mrd EUR, der aus einem Forderungsabbau in Höhe von –6 Mrd EUR und einem Abbau von Verbindlichkeiten in Höhe von –4 Mrd EUR resultiert. Im ­Vergleich dazu lag der Saldo der Direktinvestitionen im Vorjahreszeitraum bei rund 3 Mrd EUR (Forderungen: 6,9 Mrd EUR, Verbindlichkeiten 3,9 Mrd EUR). Diese Entwicklung wurde von einigen wenigen großen Transaktionen beeinflusst.

Der Saldo der sonstigen Investitionen (im Wesentlichen grenzüberschreitende Kredite und Einlagen) ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gewachsen und belief sich auf 9,9 Mrd EUR im zweiten Quartal 2020 (1,3 Mrd EUR im ­zweiten Quartal 2019). Diese Entwicklung ist insbesondere auf einen hohen Abbau der Verbindlichkeiten im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen, während die Forderungen mit 4,6 Mrd EUR im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (zweites Quartal 2019: 4,3 Mrd EUR) relativ stabil blieben. Die Verbindlichkeiten aus ­sonstigen Investitionen lagen mit –5,2 Mrd EUR deutlich unter dem Vorjahreswert (zweites Quartal 2019: 2,9 Mrd EUR). Diese Entwicklungen wurden vor allem vom Bankensektor bestimmt.

Der Saldo der Finanzderivate lag im zweiten Quartal 2020 bei 0,3 Mrd EUR, während jener der Währungsreserven –0,5 Mrd EUR betrug.

Datenrevisionen für die Berichtsjahre 2017–2019

Entsprechend einem tourlichen Revisionsplan, der mit EZB und EUROSTAT akkordiert ist, wurden mit der Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse des zweiten Quartals 2020 die Zahlungsbilanz und die Internationale Vermögens­position im Einklang mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für die Jahre 2017 bis 2019 revidiert (siehe Tabelle 1). Insbesondere flossen in diese Revision die Ergebnisse der Jahresbefragung über Direktinvestitionen und die aktuellen Ergebnisse der Input-Output-Statistik ein. Zudem wurden Reklassifikationen der ­Auslandsaktivitäten großer, multinationaler Unternehmen berücksichtigt.

Der Leistungsbilanzsaldo für 2017 wurde um –0,7 Mrd EUR, jener für 2018 um –4,1 Mrd EUR und jener für 2019 um +0,8 Mrd EUR revidiert. Diese ­Revisionen kommen vor allem aus aktualisierten Daten für Güter und Primär­einkommen.

Der Gütersaldo für 2017 wurde um –0,4 Mrd EUR, jener für 2018 um –1,5 Mrd EUR und jener für 2019 um –0,8 Mrd EUR revidiert. Die Revisionen gehen ­insbesondere auf den Güterexport durch die Input-Output-Rechnung 53 zurück. Diese Revisionen resultieren aus dem Einbezug aktueller Daten von Statistik ­Austria.

Zwei Entwicklungen haben den Saldo der Primäreinkommen verändert: Die Revisionen in den Vermögenseinkommen stammen vor allem aus den aktualisierten Befragungsergebnissen der Direktinvestitionen 54 für das Berichtsjahr 2018. So belief sich die daraus resultierende Revision in den Vermögenseinkommen 2018 und 2019 auf über 2 Mrd EUR. Bei den Arbeitnehmerentgelten kam es aufgrund der Integration der finalen Werte aus der Lohnzettelstatistik 2017 55 und den ­Werten basierend auf dem bilateralen Datenaustausch für die Jahre 2017 bis 2019 zu Revisionen.

Wie bereits erwähnt, werden die Revisionen in der Kapitalbilanz im Wesentlichen von den Direktinvestitionen bestimmt. Bei den Direktinvestitionen liegt seit der letzten Datensendung eine aktualisierte Datenbasis vor. Die nun vorliegenden Befragungsergebnisse für das Berichtsjahr 2018 erklären daher vielmals die ­Revisionen in den Direktinvestitionen. Zusätzlich kam es zu Revisionen im Bereich der sonstigen Investitionen (im Wesentlichen grenzüberschreitende Einlagen und Kredite), welche auf Korrekturen in den Spiegeldaten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich 56 (BIZ) zu grenzüberschreitenden Krediten und Einlagen sowie Nachmeldungen einzelner großer Transaktionen von nichtfinanziellen Unter­nehmen zurückzuführen sind.

Tabelle 1: Revisionen der Jahre 2017 bis 2019
2017 2018 2019
bisher1 aktuell Differenz bisher1 aktuell Differenz bisher1 aktuell Differenz
in Mrd EUR
Leistungsbilanz Exporte 229,7 229,2 –0,4 248,7 245,0 –3,7 253,9 256,4 2,6
Leistungsbilanz Importe 223,9 224,2 0,2 239,8 240,2 0,4 243,4 245,1 1,7
Leistungsbilanz Saldo 5,7 5,1 –0,7 9,0 4,8 –4,1 10,5 11,3 0,8
hiervon
Güter 1,5 1,1 –0,4 3,6 2,1 –1,5 3,8 3,0 –0,8
Dienstleistungen 10,3 10,1 –0,1 10,3 10,0 –0,3 10,4 9,8 –0,6
Primäreinkommen –3,3 –3,5 –0,2 –1,1 –3,5 –2,4 –0,2 2,0 2,2
Sekundäreinkommen –2,7 –2,7 0,0 –3,9 –3,7 0,1 –3,5 –3,5 0,0
Vermögens­übertragungen Saldo –0,3 –0,3 –0,0 –0,2 –2,3 –2,1 –0,1 –0,3 –0,1
Kapitalbilanz Saldo 8,1 8,6 0,5 10,3 6,8 –3,5 11,8 16,9 5,1
hiervon
Direktinvestitionen –3,0 –3,0 0,0 2,7 1,8 –1,0 5,7 6,7 1,0
Portfolioinvestitionen 19,4 19,3 –0,0 3,5 3,5 –0,0 –7,2 –5,3 1,9
Finanzderivate –0,9 –0,9 0,0 –0,8 –0,8 –0,0 1,4 1,4 0,0
Sonstige Investitionen –4,3 –3,8 0,5 2,7 0,2 –2,6 12,2 14,4 2,2
Währungsreserven –3,1 –3,1 0,0 2,1 2,1 0,0 –0,2 –0,2 0,0
Quelle: Statistik Austria, OeNB.
1 Revisionen gegenüber den Daten im April 2020.

51 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, erza.aruqaj@oenb.at, patricia.walter@oenb.at. Die Autorinnen bedanken sich für die Unterstützung von Thomas Cernohous und Predrag Cetkovic.

52 Im Gegensatz zum Außenhandel wird in der Zahlungsbilanz das Kriterium des Eigentumsübergangs und nicht des Grenzübertritts einer Ware angewandt. Zudem sind die Güterströme auf der Export- und Importseite f.o.b. bewertet und es wird der Transithandel berücksichtigt.

53 Hierbei handelt es sich um endgültige Input-Output-Korrekturen von Statistik Austria für das Jahr 2017 auf ­Einheitenebene, die auf Unstimmigkeiten zwischen Außenhandelsstatistik, der Leistungs- und Strukturerhebung, Geschäftsberichten und der Gütereinsatzstatistik beruhen.

54 Aufgrund des Auftretens einiger Sonderfälle.

55 Bei den Arbeitnehmerentgelten ist der Einbau der finalen Lohnzettelstatistik 2017 und die Fortschreibung der Werte von 2017 für 2018 und 2019 verantwortlich für die Revisionen auf der Debet-Seite („bezahlte Arbeit­nehmerentgelte“). Auf der Credit-Seite („erhaltene Arbeitnehmerentgelte) handelt es sich um revidierte Spiegeldaten.

56 Da der Revisionszyklus der BIZ nicht mit jenem der EZB und EUROSTAT akkordiert ist, kann es hier zu größeren Korrekturen kommen.

DATEN

DATEN

Redaktionsschluss: 6. November 2020

Die jeweils aktuellsten Daten sowie weitere Indikatoren können auf der OeNB-Website www.oenb.at abgerufen werden:

Statistische Daten: www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen.html

Dynamische Abfrage: www.oenb.at/isaweb/dyna1.do ?lang=DE&go=initHierarchie

Veröffentlichungskalender: www.oenb.at/isaweb // releasehierarchie.do ?lang=DE

Tabellenübersicht

1 Österreichischer Beitrag zu den Euro-Geldmengen M3

2 Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums

3 Kundenzinssätze – Neugeschäft

4 Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen
Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute

5 Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in
Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute

6 Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen
Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute

7 Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE und FinStab

8 Sonstige Finanzintermediäre

9 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung –
Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2020

10 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung –
Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2020

11 Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global

12 Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland

13 Direktinvestitionen

Tabelle 1: Österreichischer Beitrag1 zu den Euro-Geldmengen M3
Periodenendstand 2017 2018 2019 Apr. 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug. 20 Sep. 20
in Mio EUR
M3 (M2 + 1. + 2. + 3.) 325.630 351.557 367.774 382.400 383.332 381.338 391.308 388.214 384.342
1. Einlagen aus Repo-Geschäften2 x x x x x x x x x
2. Begebene Geldmarktfondsanteile3 47 30 x x x x x x x
3. Begebene Schuldverschreibungen
von bis zu 2 Jahren3
1.120 1.438 2.107 1.494 1.422 2.798 3.302 3.469 1.407
M2 (M1 + 4. + 5.) 324.360 350.058 365.580 380.852 381.845 378.510 387.841 384.714 382.873
4. Einlagen mit Bindungsfrist von bis zu 2 Jahren 94.412 91.888 92.690 94.459 94.798 92.315 91.263 91.137 90.388
5. Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten 3.926 3.984 3.803 4.284 3.958 4.037 4.148 4.161 4.270
M1 (6.) 226.022 254.186 269.088 282.109 283.089 282.158 292.430 289.417 288.214
6. Täglich fällige Einlagen 226.022 254.186 269.088 282.109 283.089 282.158 292.430 289.417 288.214
Längerfristige finanzielle Verbindlichkeiten
Einlagen mit Bindungsfrist von über 2 Jahren
von Nicht-MFIs im Euroraum
44.466 43.121 43.430 42.559 42.607 42.307 42.006 41.961 42.362
Einlagen mit Kündigungsfrist von über 3 Monaten
von Nicht-MFIs (ohne Zentralstaaten) im Euroraum
50 56 295 357 448 323 319 324 326
Begebene Schuldverschreibungen von über 2 Jahren3 88.121 91.100 98.271 98.583 98.094 99.550 98.274 97.256 113.527
Kapital und Rücklagen4 78.784 81.369 85.444 86.822 86.704 87.404 87.864 87.992 88.536
Titrierte und nicht titrierte Kredite an Nicht-MFIs im Euroraum
Öffentliche Haushalte 122.406 120.801 118.192 127.572 132.526 135.072 136.873 137.143 139.753
Sonstige Nicht-MFIs 397.600 424.892 445.065 451.857 452.918 454.884 451.607 453.424 453.961
Buchkredite 353.331 373.722 391.966 400.045 400.749 402.531 402.681 404.557 406.193
Nettoforderungen gegenüber
Ansässigen außerhalb des Euroraums
55.536 57.501 60.235 69.541 66.352 75.647 67.542 68.086 71.051
Quelle: OeNB.
1 Ohne Bargeldumlauf.
2 Exklusive Repo-Geschäfte mit Clearinghäusern.
3 Positionen sind um entsprechende Forderungen an im Euroraum ansässige Monetäre Finanzinstitute (MFIs) konsolidiert.
4 Die Position „Kapital und Rücklagen“ ist um Aktien und sonstige Anteilsrechte an im Euroraum ansässigen MFIs konsolidiert.
Tabelle 2: Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums
Periodenendstand 2017 2018 2019 Apr. 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug. 20 Sep. 20
in Mio EUR
Kredite im Euroraum
Nichtfinanzielle Unternehmen 166.882 179.100 191.119 197.371 198.147 198.456 196.658 196.884 196.981
Private Haushalte 160.540 166.368 173.516 174.037 174.349 175.981 176.349 177.596 178.767
Kredite für Konsumzwecke 18.386 18.346 18.445 17.340 17.320 17.628 17.390 17.742 17.663
Kredite für Wohnbau 107.354 112.930 119.314 118.976 119.369 120.143 120.940 121.721 122.888
Sonstige Kredite 34.800 35.092 35.757 37.720 37.661 38.210 38.020 38.132 38.216
Öffentliche Haushalte 24.762 24.816 23.804 25.456 26.124 24.760 24.151 24.180 23.873
Versicherungen und Pensionskassen 35 836 21 47 52 57 61 64 80
Sonstige Finanzintermediäre1 25.873 27.347 27.283 28.608 28.273 28.110 29.586 29.987 30.338
Kredite außerhalb des Euroraums
Banken 33.411 38.366 37.726 38.833 38.608 40.209 35.925 35.675 37.158
Nichtbanken 41.934 42.785 45.308 46.058 46.626 46.768 45.921 44.896 44.960
Öffentliche Haushalte 2.645 3.408 2.819 2.820 2.974 3.012 2.893 2.872 2.568
Quelle: OeNB.
1 Der Begriff „sonstige Finanzintermediäre“ subsummiert alle Einheiten der ESVG-Sektoren 125 bis 127; hierunter fallen unter anderem Holdinggesellschaften,
Finanzierungsleasing­gesellschaften sowie Stiftungen.
Tabelle 3: Kundenzinssätze1 – Neugeschäft
2017 2018 2019 Apr. 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug. 20 Sep. 20
in %
Einlagenzinssätze2
von privaten Haushalten mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,25 0,21 0,18 0,13 0,11 0,15 0,15 0,12 0,12
1 bis 2 Jahre 0,35 0,34 0,4 0,25 0,18 0,22 0,22 0,2 0,2
über 2 Jahre 0,66 0,63 0,54 0,47 0,41 0,63 0,42 0,43 0,51
von nichtfinanziellen Unternehmen mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,1 0,12 0 –0,01 –0,08 –0,03 –0,09 –0,07 –0,36
Kreditzinssätze2
an private Haushalte
für Konsum 4,96 5,11 5,08 4,68 4,92 5,17 5,46 5,62 5,61
Effektivzinssatz3 6,79 7,29 7,36 6,96 6,80 7,15 7,33 7,41 7,51
Wohnbau 1,89 1,83 1,63 1,40 1,36 1,41 1,34 1,31 1,28
Effektivzinssatz3 2,27 2,26 2,05 1,86 1,77 1,77 1,74 1,69 1,66
für sonstige Zwecke 2,01 1,97 1,88 1,89 1,65 1,62 1,68 1,68 1,73
freie Berufe 2,18 2,13 2,03 2,02 1,70 1,68 1,77 1,76 1,78
an nichtfinanzielle Unternehmen
Kredite bis 1 Mio EUR 1,80 1,82 1,80 1,82 1,34 1,33 1,47 1,54 1,57
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,42 1,49 1,74 1,61 1,77 1,67 1,74 1,79 1,59
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,94 1,92 1,82 1,85 1,29 1,25 1,43 1,50 1,57
Kredite über 1 Mio EUR 1,45 1,38 1,32 1,35 1,29 1,48 1,42 1,39 1,31
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,08 1,01 0,98 0,94 1,12 1,19 0,91 0,88 0,93
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,72 1,64 1,58 1,59 1,39 1,58 1,56 1,52 1,51
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Aufgrund der Änderung bei der Methodik der Meldungserhebung kommt es im Jänner 2017 zu Zeitreihenbrüchen.
1 Der Zinssatz ist der vereinbarte annualisierte Jahreszinssatz in Prozent pro Jahr. In diesem Zinssatz sind nur etwaige unterjährige Zinskapitalisierungen, aber keine sonstigen Kosten
­enthalten.
2 In Euro.
3 Ohne „Private Organisationen ohne Erwerbszweck“.
Tabelle 4: Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1
Periodenendstand 2017 2018 2019 Q2 17 Q2 18 Q2 19 Q2 20
AKTIVA in Mio EUR
Kassenbestand und Guthaben bei Zentralbanken 71.381 75.051 75.246 83.250 73.089 74.901 106.018
Darlehen und Kredite 668.229 703.613 743.862 654.660 684.833 729.198 775.274
Schuldverschreibungen 130.021 131.620 130.068 141.428 130.827 132.455 141.829
Eigenkapitalinstrumente 8.745 5.908 6.789 8.785 6.346 6.329 6.440
Derivate inklusive für Sicherungsmaßnahmen
mit positivem Marktwert
21.540 19.389 21.006 24.736 20.515 22.477 24.082
Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen, die nicht voll- oder quotenkonsolidiert werden 19.871 20.894 21.639 18.910 20.275 21.159 20.508
Materielle Vermögenswerte 9.709 10.334 12.292 9.827 16.965 12.091 11.759
Immaterielle Vermögenswerte 2.970 2.939 2.957 2.723 2.906 2.989 2.874
Steueransprüche und sonstige Vermögenswerte 16.818 16.233 18.423 17.726 16.693 17.365 18.238
Summe Aktiva/Passiva 949.283 985.981 1.032.283 962.044 972.449 1.018.964 1.107.021
PASSIVA
Einlagen von Zentralbanken 23.952 24.993 20.906 20.793 24.049 21.924 66.260
Einlagen von Kreditinstituten2 101.023 103.179 101.249 113.235 106.264 111.500 107.413
Einlagen von Nichtbanken 558.610 583.670 615.430 547.276 565.658 595.036 630.692
Begebene Schuldverschreibungen2, 5 120.449 141.375 150.394 131.761 136.682 146.307 152.785
Derivate inkl. für Sicherungsmaßnahmen
mit negativem ­Marktwert
14.752 12.471 14.364 16.975 13.388 15.590 17.037
Lieferverpflichtungen eines Leerverkäufers 774 781 729 722 921 688 816
Nachrangige Verbindlichkeiten4 15.926 x x 18.105 x x x
Auf Anforderung rückzahlbares Aktienkapital3 0 0 0 0 0 0 0
Als zur Veräußerung gehalten eingestufte, den ­Veräußerungsgruppen zugeordnete Verbindlichkeiten3 109 1.049 554 3 8.070 518 435
Steuerschulden und sonstige finanzielle und
nichtfinanzielle ­Verbindlichkeiten5
19.826 19.552 23.437 21.886 21.464 25.327 26.711
Rückstellungen 12.165 12.488 13.072 12.253 12.214 12.701 12.925
Eigenkapital und Minderheitenanteile 81.698 86.423 92.148 79.035 83.740 89.373 91.947
davon: Kumuliertes sonstiges Ergebnis3 –3.423 –6.811 –7.040 –3.458 –5.966 –6.885 –7.854
davon: Minderheitenanteile 6.338 6.402 6.312 6.114 6.182 6.530 6.307
Summe Aktiva/Passiva 949.283 985.981 1.032.283 962.044 972.449 1.018.964 1.107.021
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 2. Oktober 2020.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund
­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018
anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen
Meldestichtagen ­kommen.
2 Bis zum 4. Quartal 2017 wurden hier nachrangige Verbindlichkeiten exkludiert und in einer separaten Position dargestellt. Ab dem 1. Quartal 2018 sind hier nachrangige Verbindlich­keiten inkludiert.
3 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
4 Diese Position ist nur bis zum 4. Quartal 2017 verfügbar.
5 Bis zum 4. Quartal 2017 wurden sonstige finanzielle Verbindlichkeiten als Teil der Position „Begebene Schuldverschreibungen, sonstige finanzielle Verbindlichkeiten“ dargestellt.
Seit dem 1. Quartal 2018 sind diese Teil der Position „Steuerschulden und sonstige finanzielle und nichtfinanzielle Verbindlichkeiten“.
Tabelle 5: Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1
Periodenendstand Q2 19 Q3 19 Q4 19 Q1 20 Q2 20
in Mio EUR
Eigenmittel 89.403 88.977 90.928 88.817 90.679
Kernkapital (T1) 77.818 77.451 79.294 78.203 79.475
Hartes Kernkapital (CET1) 74.171 73.928 75.759 74.171 75.449
Zusätzliches Kernkapital 3.647 3.524 3.535 4.032 4.026
Ergänzungskapital (T2) 11.584 11.526 11.633 10.614 11.204
Gesamtrisikobetrag 478.683 487.517 486.507 491.960 487.227
Risikogewichtete Positionsbeträge für das Kredit-, das Gegenparteiausfall- und das Verwässerungsrisiko sowie Vorleistungen 420.633 428.889 426.959 431.600 425.731
Risikopositionsbetrag für Abwicklungs- und Lieferrisiken 6 178 62 24 12
Gesamtrisikobetrag für Positions-,
Fremdwährungs- und Warenpositionsrisiken
8.500 8.648 8.027 9.484 10.529
Gesamtrisikobetrag für operationelle Risiken 43.600 43.803 44.696 44.520 45.226
Zusätzlicher Risikopositionsbeitrag aufgrund
fixer Gemeinkosten2
0 0 0 0 0
Gesamtrisikobetrag aufgrund Anpassung
der Kreditbewertung
2.032 2.105 1.911 2.164 1.868
Gesamtrisikobetrag in Bezug auf Großkredite
im Handelsbuch
0 0 0 0 0
Sonstige Risikopositionsbeträge 3.912 3.895 4.852 4.169 3.860
in %
Harte Kernkapitalquote (CET1) 15,49 15,16 15,57 15,08 15,49
Kernkapitalquote (T1) 16,26 15,89 16,30 15,90 16,31
Gesamtkapitalquote 18,68 18,25 18,69 18,05 18,61
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 2. Oktober 2020.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter
Berück­sichtigung von Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
2 Risikopositionsbeträge von regulatorisch konsolidierten Wertpapierfirmen.
Tabelle 6: Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und ­Einzelkreditinstitute1
Periodenendstand Q2 19 Q2 20
in Mio EUR
Zinsergebnis, netto 7.681 7.824
davon: Zinsen und ähnliche Erträge 11.979 11.583
davon: (Zinsen und ähnliche Aufwendungen) 4.298 3.759
(Auf Anforderung rückzahlbare Aufwendungen für Aktienkapital)2 0 0
Dividendenerträge 321 151
Provisionsergebnis, netto 3.494 3.487
davon: Provisionserträge 4.648 4.645
davon: (Provisionsaufwand) 1.154 1.158
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung von nicht erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert ­
bewerteten finanziellen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten, netto
167 9
Gewinne oder (–) Verluste aus Ausbuchungen von Anteilen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten ­Unternehmen, netto für UGB-Banken 0 0
Gewinne oder (–) Verluste aus zu Handelszwecken gehaltenen finanziellen Vermögenswerten und ­Verbindlichkeiten, netto –239 276
Gewinne oder (–) Verluste aus nicht zum Handelsbestand gehörenden finanziellen Vermögenswerten,
die erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert zu bewerten sind, netto2
194 –55
Sonstige Bewertungsergebnisse nach IFRS und nGAAP FINREP 373 –238
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung nicht finanzieller Vermögenswerte, netto 3 7
Sonstige betriebliche Erträge 1.612 1.634
(Sonstige betriebliche Aufwendungen) 1.510 1.280
Betriebserträge, netto 12.097 11.815
(Verwaltungsaufwendungen) 7.083 6.747
davon: (Personalaufwendungen) 4.224 4.246
davon: (Sachaufwendungen) 2.860 2.501
(Barbeiträge zu Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssystemen)3 x 389
(Abschreibungen) 646 670
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht finanziellen Vermögenswerten) 36 43
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten ­Unternehmen) 138 693
Betriebsergebnis 4.194 3.273
(Zahlungsverpflichtungen gegenüber Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssystemen)3 x 100
(Rückstellungen oder (–) Wertaufholung für Kreditrisiko) –71 102
(Sonstige Rückstellungen) 113 40
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung für mit Anschaffungskosten bewerteten Darlehen, Kredite und ­Schuldtitel) 64 1.604
(Sonstige Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert und nicht zu fortgeführten Anschaffungskosten bewerteten finanziellen Vermögenswerten) –13 22
Erfolgswirksam erfasster negativer Geschäfts- oder Firmenwert 1 5
Anteil des Gewinns oder (–) Verlusts aus Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten ­Unternehmen, die nicht voll- oder quotenkonsolidiert sind 528 132
Gewinn oder (–) Verlust aus als zur Veräußerung gehalten eingestuften langfristigen Vermögenswerten und ­Veräußerungsgruppen, die nicht die Voraussetzungen für eine Einstufung als aufgegebene Geschäftsbereiche ­erfüllen2 1 11
Änderungsgewinne oder -verluste (–), netto für IFRS2 8 –67
Periodenergebnis vor Steuern und Minderheitenanteilen 4.638 1.487
(Ertragssteuern) 787 498
Periodenergebnis nach Steuern und vor Minderheitenanteilen 3.850 989
Außerordentlicher Gewinn oder (–) Verlust nach Steuern für UGB-/BWG-Melder 2 4
Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen nach Steuern2 3 1
(Minderheitenanteile) 334 106
Periodenergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen 3.521 887
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Werte für das gesamte bisherige Geschäftsjahr in Mio EUR – Abzugsposten sind in Klammern dargestellt.
Datenstand: 2. Oktober 2020.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund
­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018
anders benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen
kommen.
2 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
3 In dieser Position sind nur Daten von Kreditinstitutsgruppen bzw. Einzelkreditinstituten, die gemäß Artikel 9 der Durchführungsverordnung 680/2014 oder Artikel 5, 7 und 11 der
EZB-VO 2015/534 (mit Ausnahme jener nach Artikel 11 Absatz 6) melden, enthalten.
Tabelle 7: Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE1 und FinStab2
Q3 19 Q4 19 Q1 20 Q2 20
GKE – Inländische Schuldner nach ÖNACE 2008-Abschnitten in Mio EUR
A – Land- & Forstwirtschaft; Fischerei 2.338 2.362 2.362 2.444
B – Bergbau, Gewinnung von Steinen & Erden 719 664 671 674
C – Herstellung von Waren 36.008 35.812 36.696 38.444
D – Energieversorgung 6.396 6.375 6.433 6.554
E – Wasserversorgung, Abwasser-/Abfallentsorgung 3.344 3.353 3.275 3.259
F – Bauwesen 22.709 22.746 23.163 23.716
G – Handel, Instandhaltung & Reparatur (KFZ) 25.431 25.383 26.059 26.856
H – Verkehr & Lagerei 11.064 11.103 10.901 11.476
I – Beherbergung & Gastronomie 12.056 12.131 12.219 12.931
J – Information & Kommunikation 2.054 1.997 2.241 2.121
K – Erbringung von Finanz- & Versicherungs-DL 247.996 259.140 269.602 303.510
L – Grundstücks- & Wohnungswesen 85.465 86.292 87.685 88.648
M – Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen
& technischen DL
37.713 36.793 37.661 38.642
N – Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen DL 9.856 10.357 10.811 10.674
O – Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 51.727 48.718 48.485 50.065
P – Erziehung & Unterricht 390 387 406 414
Q – Gesundheits- & Sozialwesen 4.885 4.971 4.891 5.189
R – Kunst, Unterhaltung & Erholung 1.304 1.290 1.303 1.332
S – Erbringung von sonstigen DL 2.844 2.663 2.733 2.894
T – Private Haushalte 41.790 42.791 43.922 45.141
U – Exterritoriale Organisationen & Körperschaften 7 7 7 5
GKE – Sonstige inländische Schuldner
(ohne ÖNACE 2008-Zuordnung)
1.763 1.755 1.722 1.719
GKE – Schuldner aus Euro-Teilnehmerländern ohne ­Österreich 141.121 140.553 144.028 149.594
GKE – Sonstige ausländische Schuldner 123.702 116.236 121.857 121.600
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab – Rechtsträger3 1.551 1.725 1.690 1.548
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab –
natürliche Personen
149.715 150.402 150.674 149.155
Kreditrisikobehaftete Instrumente insgesamt 1.023.948 1.026.007 1.051.497 1.098.605
Quelle: OeNB.
Anmerkung: DL = Dienstleistungen. Als kreditrisikobehaftete Instrumente werden für die Zwecke der Granularen Kreditdaten-Erhebung (GKE)
­folgende Instrumentarten herangezogen: Einlagen bei anderen Instituten, Umgekehrte Pensionsgeschäfte, Forderungen aus Lieferungen
und ­Leistungen, Revolvierende Kredite, Überziehungskredite, Kreditkartenkredite, Kreditlinien ohne revolvierende Kredite,
Finanzierungsleasing, Andere Kredite, Schuldverschreibungen inkl. CLN, Sonstige Wertpapiere, Verbriefungstranchen,
Einlagentermingeschäfte, Sonstige Zusagen sowie Finanz­garantien exkl. Kreditderivate. In Abhängigkeit der Meldebestimmungen
sowie der jeweiligen Instrumentart errechnet sich für den jeweiligen Melderkreis (CRR-Kreditinstitute, CRR-Finanzinstitute) das
dargestellte Engagement gemäß GKE auf Basis der Summierung folgender Wertarten: Aus­stehender Nominalwert, Außerbilanzieller
Wert (=Nicht-ausgenutzter Rahmen), Buchwert, Nominale. Die „Delta-Erhebung“ zur GKE steht auf Basis der FinStab nur für
CRR-Kreditinstitute sowie Sonderbanken zur Verfügung.
1 Die Granulare Kreditdaten-Erhebung (GKE) hat gemäß § 75 Bankwesengesetz (BWG) die Erhebung von Kreditdaten und Kreditrisikodaten
zum Inhalt und wird auf Basis der GKE-V erhoben.
2 Verordnung der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die Erfassung von Kredit- und Länderrisiken, Restlaufzeiten und Fremdwährungs­kredite
sowie Finanzinformationen von Auslandstochterbanken – Meldeverordnung FinStab (Finanzmarktstabilität), welche als sogenannte
„Delta-Erhebung“ zur GKE erhoben wird. Auf der Schuldner-Seite erfolgt lediglich eine Differenzierung in Rechtsträger und natürliche Personen,
sodass für diese Datenbasis keine Aufgliederung in ÖNACE 2008-Abschnitte möglich ist.
3 Definition im Sinne des Artikels 1(5) der AnaCredit-VO.
Tabelle 8: Sonstige Finanzintermediäre
Periodenendstand 2017 2018 2019 Q1 19 Q2 19 Q3 19 Q4 19 Q1 20 Q2 20
Investmentfonds in Mio EUR
Bereinigtes Fondsvolumen (abzüglich der „Fonds-in-Fonds“-Veranlagungen) 156.179 148.930 168.013 156.315 159.561 163.383 168.013 151.986 162.658
Veränderung des bereinigten ­Fondsvolumens 7.495 –7.245 19.081 7.385 3.246 3.821 4.630 –16.027 10.673
Bereinigte Nettomittelveränderung 3.383 1.149 4.349 420 579 741 2.610 –330 2.178
Kapitalveränderung durch ­Ausschüttungen zum Ex-Tag 1.417 1.353 1.266 253 214 191 608 251 206
Kapitalveränderung durch ­Kurs­wertveränderungen und Erträge 5.529 –7.041 15.998 7.218 2.881 3.271 2.628 –15.446 8.701
Pensionskassen
Vermögensbestand 22.234 21.494 24.341 22.652 23.125 23.684 24.341 22.403 23.733
in Euro 21.770 21.045 23.512 21.945 22.340 22.836 23.512 21.708 23.193
in Fremdwährung 464 448 829 707 785 848 829 695 540
Inländische Investmentzertifikate 18.197 17.010 18.897 17.844 18.104 18.359 18.897 16.574 17.976
Ausländische Investmentzertifikate 3.001 3.369 4.418 3.826 4.165 4.437 4.418 4.550 4.600
Versicherungen1
Inländische Schuldverschreibungen 16.157 15.342 14.832 15.550 15.487 15.607 14.832 14.215 14.435
Ausländische Schuldverschreibungen 39.459 38.488 39.846 40.048 40.783 41.634 39.846 38.543 39.336
Inländische Anteilswerte und sonstige inländische Wertpapiere 15.929 14.176 13.557 14.110 13.749 13.046 13.557 12.067 12.282
Ausländische Anteilswerte und ­sonstige ausländische Wertpapiere 5.330 5.500 5.820 5.681 5.687 5.737 5.820 5.056 5.406
Investmentfondsanteile 34.877 33.414 37.242 35.108 35.958 36.655 37.242 33.774 35.623
Summe der Aktiva 137.412 133.255 138.171 138.102 138.713 139.786 138.171 132.115 135.950
Quelle: OeNB.
1 Seit dem 3. Quartal 2016 wird die Versicherungsstatistik gem. EZB-VO 2014/50 anhand der aufsichtsrechtlichen Solvency II-Daten gem. RL 2009/138/EG erhoben.
Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2020
Nicht­finan­zielle Unter­nehmen Finanzielle Kapital­gesell­schaften davon Mone­­täre Finanz­institute davon Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versiche­rungen davon Pensions­kassen Private Haus­halte Private Organisa­tionen ohne Erwerbs­zweck Übrige Welt (gegenüber Öster­reich)
Geldvermögen Bestände in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR) x 16.286 16.286 x x x x x x 2.132
Bargeld 742 10.604 10.555 0 48 1 0 25.952 0 5.201
Täglich fällige Einlagen 66.149 171.411 151.108 7.642 9.372 2.608 682 174.326 6.455 82.763
Sonstige Einlagen 24.539 217.001 203.524 1.093 11.480 439 465 96.860 1.340 45.309
Kurzfristige Kredite 33.210 70.335 61.659 13 7.583 1.075 5 2.309 0 33.844
Langfristige Kredite 110.114 450.200 416.775 185 27.983 5.193 64 134 12 86.211
Handelskredite 58.700 55 0 0 55 0 0 30 7 18.966
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 164 4.438 3.863 547 28 0 0 1.553 5 19.822
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 5.621 328.829 189.417 82.487 2.971 53.411 543 24.779 1.182 339.616
Börsennotierte Aktien 23.702 46.542 3.847 27.968 13.810 918 0 25.287 968 38.974
Nicht börsennotierte Aktien 41.114 73.375 23.278 208 42.699 6.954 236 7.187 17 24.284
Investmentzertifikate 13.816 155.805 15.292 59.322 24.054 34.690 22.449 64.106 2.917 23.360
Sonstige Anteilsrechte 176.236 104.888 37.349 2.149 60.747 4.643 0 147.348 2.326 135.921
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x 83.924 x 1.808
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche 3.434 3.665 0 0 0 3.665 0 4.371 0 1.262
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 46.461 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0 13.488 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 12.151 14.199 6.126 4 6.361 1.204 505 13.393 207 6.866
Finanzvermögen in Summe
(Bestände)
569.688 1.667.636 1.139.080 181.618 207.188 114.802 24.949 731.511 15.437 866.337
Quelle: OeNB.
Fortsetzung: Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2020
Nicht­finan­zielle Unter­nehmen Finanzielle Kapital­gesell­schaften davon Mone­­täre Finanz­institute davon Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versiche­rungen davon Pensions­kassen Private Haus­halte Private Organisa­tionen ohne Erwerbs­zweck Übrige Welt (gegenüber Öster­reich)
Geldvermögensbildung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR) x 8 8 x x x x x x 0
Bargeld –874 3.107 3.112 0 29 –33 0 1.946 0 383
Täglich fällige Einlagen 8.012 45.672 44.598 1.101 –392 203 163 14.927 495 –14.731
Sonstige Einlagen 6.337 40.990 41.376 5 –368 –25 1 –3.610 2 –2.518
Kurzfristige Kredite –367 –7.552 –5.624 8 –2.048 117 –4 44 0 12.132
Langfristige Kredite 2.834 31.151 27.254 –5 3.933 –41 10 –16 0 –3.371
Handelskredite 753 –30 –2 0 –28 0 0 24 5 –848
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 105 2.058 1.823 254 –19 0 0 –296 5 8.589
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 502 20.378 20.926 1.549 –56 –2.179 138 –1.853 –114 23.612
Börsennotierte Aktien 580 129 –335 615 –113 –37 0 1.612 5 655
Nicht börsennotierte Aktien 1.129 1.603 610 111 521 117 244 63 –3 391
Investmentzertifikate 999 742 –99 106 572 168 –5 3.706 66 2.528
Sonstige Anteilsrechte 1.048 –17.901 706 181 –18.727 –61 0 2.839 –3 –25.659
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x –1.034 x –39
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche 170 49 0 0 0 49 0 217 0 87
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 485 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0 1.158 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 1.042 665 153 49 126 103 235 2.163 27 –5.282
Geldvermögensbildung in
Summe (Transaktionen)
22.271 121.069 134.503 3.974 –16.571 –1.619 782 22.374 485 –4.072
Nettogeldvermögen –302.053 28.232 43.198 –6.133 –16.770 5.430 2.507 532.905 12.123 –48.356
Finanzierungssaldo 3.720 3.420 4.816 –1.648 500 –636 389 16.498 248 –8.287
Quelle: OeNB.
Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2020
Nicht­finan-­zielle Unternehmen Finanzielle Kapital­gesellschaften davon Monetäre Finanz­institute davon
Invest­mentfonds
davon sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versicherungen davon Pensionskassen Private Haus­halte Private Organisationen ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt (gegenüber
Österreich)
Verbindlichkeiten Bestände in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR)1 x 2.132 2.132 x x x x x x 16.286
Bargeld x 39.137 39.137 x x x x x x 3.434
Täglich fällige Einlagen x 513.007 513.007 x x x x x x 32.326
Sonstige Einlagen x 293.265 293.265 x x x x x x 100.221
Kurzfristige Kredite 43.311 21.041 0 170 19.368 1.503 0 8.917 375 61.408
Langfristige Kredite 288.683 32.696 0 161 31.437 1.091 8 186.769 2.657 130.714
Handelskredite 54.444 38 0 0 38 0 0 11 1 20.757
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 488 4.802 4.800 x 2 0 0 x x 4.320
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 40.561 164.202 141.763 0 19.052 3.387 0 x x 195.991
Börsennotierte Aktien 70.464 25.843 18.620 x 2.819 4.403 x x x 53.367
Nicht börsennotierte Aktien 37.082 64.888 51.245 586 8.010 4.867 180 x x 67.340
Investmentzertifikate x 186.780 0 186.780 0 0 x x x 84.269
Sonstige Anteilsrechte 302.833 143.921 16.758 54 127.072 37 0 x 10 128.051
Lebensversicherungsansprüche x 80.971 x x 0 80.971 x x x 4.761
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche x 9.993 x x 0 9.993 x x x 2.739
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 13.229 33.117 8.374 x 0 2.490 22.253 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 13.488 0 0 13.488 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 20.645 10.081 6.779 1 2.673 628 0 2.909 272 8.709
Verbindlichkeiten in Summe ­(Bestände) 871.741 1.639.404 1.095.882 187.751 223.958 109.372 22.441 198.605 3.314 914.693
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Fortsetzung: Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten ­Quartal 2020
Nicht­finan-­zielle Unternehmen Finanzielle Kapital­gesellschaften davon Monetäre Finanz­institute davon
Invest­mentfonds
davon sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versicherungen davon Pensionskassen Private Haus­halte Private Organisationen ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt (gegenüber
Österreich)
Finanzierung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR)1 x 0 0 x x x x x x 8
Bargeld x 3.753 3.753 x x x x x x 811
Täglich fällige Einlagen x 78.404 78.404 x x x x x x 533
Sonstige Einlagen x 37.554 37.554 x x x x x x 2.922
Kurzfristige Kredite –510 7.635 0 45 7.675 –85 0 –488 92 –6.195
Langfristige Kredite 18.664 –3.271 0 –94 –3.176 –2 0 5.488 73 9.705
Handelskredite 1.828 1 0 0 1 0 0 9 0 –1.754
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere –73 –300 –229 x –71 0 0 x x 1.866
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 914 10.236 10.350 x –249 135 0 x x 7.039
Börsennotierte Aktien 1.898 –332 –87 x –251 6 0 x x 1.412
Nicht börsennotierte Aktien 10 –240 341 x –628 –13 0 x x 3.414
Investmentzertifikate x 5.589 0 5.589 0 0 0 x x 2.975
Sonstige Anteilsrechte –2.955 –19.885 562 3 –20.451 0 0 x 0 –16.740
Lebensversicherungsansprüche x –1.301 0 x 0 –1.301 0 x x 228
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche x 418 0 x 0 418 0 x x 105
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 33 457 37 x 0 26 393 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 1.158 0 0 1.158 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate –1.259 –2.226 –998 17 –1.078 –168 0 866 71 –2.114
Finanzierung in Summe ­(Transaktionen) 18.551 117.649 129.687 5.622 –17.071 –982 393 5.876 237 4.215
Nettogeldvermögen –302.053 28.232 43.198 –6.133 –16.770 5.430 2.507 532.905 12.123 –48.356
Finanzierungssaldo 3.720 3.420 4.816 –1.648 500 –636 389 16.498 248 –8.287
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Tabelle 11: Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global
2017 2018 2019 Q3 19 Q4 19 Q1 20 Q2 20
in Mio EUR
Leistungsbilanz Netto 5.075 4.846 11.301 1.973 4.407 5.043 –45
Credit 229.228 245.032 256.449 63.270 65.154 59.249 46.232
Debet 224.153 240.186 245.148 61.297 60.747 54.206 46.277
Güter Netto 1.086 2.103 2.982 838 911 1.326 1.049
Credit 140.058 150.278 152.545 37.327 37.844 36.798 31.033
Debet 138.972 148.176 149.563 36.489 36.933 35.471 29.984
Dienstleistungen Netto 10.135 9.964 9.815 1.442 2.661 5.030 –76
Credit 59.403 64.137 68.187 17.177 17.563 17.954 10.361
Debet 49.268 54.173 58.372 15.735 14.902 12.924 10.437
Primäreinkommen Netto –3.463 –3.506 1.983 553 1.447 –252 –228
Credit 24.286 25.263 30.190 7.381 8.265 3.191 3.445
Debet 27.749 28.769 28.207 6.828 6.818 3.444 3.673
Sekundäreinkommen Netto –2.682 –3.714 –3.479 –860 –613 –1.061 –790
Credit 5.481 5.354 5.527 1.384 1.482 1.307 1.393
Debet 8.163 9.068 9.005 2.245 2.094 2.367 2.182
Vermögensübertragungen Netto –280 –2.296 –256 –66 49 –161 –38
Credit 295 490 1.705 1.162 315 114 112
Debet 575 2.786 1.960 1.229 266 275 150
Kapitalbilanz Netto 8.563 6.803 16.920 5.302 3.665 4.318 –4.997
Direktinvestitionen i.w.S. Netto –2.962 1.771 6.663 1.379 3.100 1.847 –2.062
Forderungen Netto 8.863 –23.559 –827 11.778 –21.377 1.031 –6.012
Verpflichtungen Netto 11.825 –25.330 –7.489 10.398 –24.477 –815 –3.950
Direktinvestitionen i.e.S. Netto –4.162 275 8.867 5.574 3.468 938 –1.384
im Ausland Netto 9.074 4.752 9.732 4.982 1.233 –744 –1.953
in Österreich Netto 13.237 4.477 864 –592 –2.235 –1.682 –569
Portfolioinvestitionen Netto 19.338 3.509 –5.324 204 –1.818 –8.419 –12.626
Forderungen Netto 9.673 –390 10.241 2.237 2.780 –267 9.069
Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 11.270 2.755 7.143 699 2.763 –1.633 3.132
Langfristige verzinsliche Wertpapiere Netto –351 –3.765 3.363 1.722 143 629 4.356
Geldmarktpapiere Netto –1.245 620 –265 –184 –125 736 1.581
Verpflichtungen Netto –9.664 –3.899 15.564 2.033 4.598 8.151 21.696
Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 4.486 –3.190 2.630 463 1.754 211 1.864
Langfristige verzinsliche Wertpapiere Netto –9.561 –2.540 10.948 5.027 –954 7.242 12.282
Geldmarktpapiere Netto –4.589 1.830 1.986 –3.457 3.799 698 7.550
Sonstige Investitionen Netto –3.806 159 14.377 3.023 2.181 10.424 9.888
Forderungen Netto 3.736 5.414 13.419 –355 –8.954 10.933 4.640
davon Handelskredite Netto 1.449 94 –17 –32 –380 376 –519
davon Kredite Netto –1.333 5.140 2.219 767 –3.697 3.644 1.368
davon Bargeld und Einlagen Netto 4.577 641 10.637 –934 –5.547 7.399 3.591
Verpflichtungen Netto 7.542 5.256 –958 –3.378 –11.135 509 –5.248
davon Handelskredite Netto 1.265 776 –894 21 –715 –58 –350
davon Kredite Netto 746 1.805 –4.818 –4.365 347 2.570 278
davon Bargeld und Einlagen Netto 6.364 2.912 4.372 426 –10.182 –1.721 –5.386
Finanzderivate Netto –899 –761 1.394 406 877 –429 328
Offizielle Währungsreserven Netto –3.108 2.125 –190 290 –675 895 –525
Statistische Differenz Netto 3.769 4.253 5.875 3.395 –791 –564 –4.914
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2017 endgültige Daten, 2018 und 2019 revidierte Daten, 2020 provisorische Daten.
Tabelle 12: Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland
Q3 18 – Q2 19 Q3 19 – Q2 20
Credit Debet Netto Credit Debet Netto
in Mio EUR
Dienstleistungen 66.220 57.042 9.178 63.055 53.998 9.057
Gebühren für Lohnveredelung 1.593 2.554 –960 1.666 2.499 –832
Reparaturdienstleistungen 812 1.022 –211 747 1.012 –265
Transport 15.428 16.004 –575 14.869 15.319 –451
Internationaler Personentransport 2.217 2.084 133 2.130 1.635 494
Frachten 10.622 12.591 –1.970 10.227 12.437 –2.211
Transporthilfsleistungen 1.804 965 839 1.655 856 800
Post- und Kurierdienste 786 367 419 857 391 466
Reiseverkehr 19.920 10.272 9.649 16.987 7.683 9.304
Geschäftsreisen 2.866 1.498 1.368 2.392 1.163 1.229
Urlaubsreisen 17.055 8.773 8.281 14.595 6.519 8.076
Bauleistungen 804 678 123 967 695 273
Versicherungsdienstleistungen 487 938 –450 457 916 –460
Finanzdienstleistungen 2.380 1.995 387 2.385 2.128 255
Finanzdienstleistungen im engeren Sinn 1.095 1.024 72 1.135 1.110 25
unterstellte Bankgebühr (FISIM) 1.286 971 315 1.249 1.018 231
Patente, Lizenzen, Franchise und Handelsmarken 1.199 2.004 –805 1.255 1.458 –202
Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen 7.023 6.154 868 7.581 6.713 868
Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen 15.442 13.910 1.532 14.994 14.070 923
Forschungs- und Entwicklungsleistungen 2.612 971 1.641 2.490 1.160 1.330
Rechts- und Wirtschaftsdienste, Werbung und Marktforschung 3.774 4.645 –870 3.761 4.641 –880
Technische Dienstleistungen 3.984 2.717 1.269 3.946 2.457 1.490
Dienstleistungen für Landwirtschaft, Bergbau und Recycling 201 89 111 223 79 144
Operational leasing 1.113 812 301 699 734 –36
Handelsleistungen 1.151 1.356 –204 1.170 1.370 –200
Übrige unternehmensbezogene Dienstleistungen 2.605 3.321 –716 2.705 3.629 –924
Dienstleistungen für persönliche Zwecke, für Kultur und Erholung 601 1.409 –807 597 1.390 –793
Regierungsleistungen, a.n.g. 529 100 429 551 115 436
Dienstleistungsverkehr nach Regionen
EU-271 47.642 42.212 5.429 45.138 39.754 5.384
davon Euroraum-19 39.744 32.439 7.305 37.617 30.124 7.493
davon Deutschland 26.216 16.700 9.517 24.430 15.231 9.197
davon Italien 2.907 2.929 –21 2.717 2.257 461
davon Vereinigtes Königreich 3.227 2.926 302 3.171 2.962 209
davon Ungarn 1.678 1.692 –15 1.623 1.607 17
Extra-EU-27 18.577 14.829 3.750 17.917 14.244 3.673
davon Schweiz 5.096 2.215 2.880 4.859 2.150 2.709
davon USA 2.066 2.279 –213 1.803 2.049 –245
davon Russische Föderation 1.040 758 282 1.067 888 178
davon China 722 509 211 679 522 156
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2017 endgültige Daten, 2018 und 2019 revidierte Daten, 2020 provisorische Daten.
1 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen,
­Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Tabelle 13: Transaktionen aktiver Direktinvestitionen
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 15.763 10.203 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.752 9.732
Eigenkapital Netto 12.341 5.523 7.268 –3.040 3.772 –4.489 6.568 245 5.551
Neuinvestitionen (+) Netto 21.981 20.457 20.310 32.554 16.723 21.291 20.583 15.489 34.034
Desinvestitionen (–) Netto 9.640 14.934 13.042 35.595 12.951 25.779 14.015 15.244 28.483
Reinvestierte Gewinne Netto 2.091 947 1.306 –1.114 650 5.025 4.294 1.997 3.155
Sonstiges DI-Kapital1 Netto 1.332 3.733 3.152 3.607 1.913 –2.373 –1.788 2.509 1.026
Forderungen (+) Netto –1.261 1.415 4.502 3.263 1.851 –1.982 –530 3.109 1.400
Verbindlichkeiten (–) Netto –2.592 –2.318 1.351 –345 –62 391 1.258 600 373
nach Zielregion
Global 15.763 10.203 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.752 9.732
EU-285 7.125 3.215 9.549 1.502 3.666 5.455 8.364 –918 3.693
Deutschland 3.476 –952 2.924 –805 543 1.160 1.676 –1.978 1.666
Italien –137 699 –949 –339 508 734 –149 567 7
Vereinigtes Königreich 1.090 –208 1.130 –806 –15 747 –187 –249 –28
Niederlande –44 –4352 5335 5183 –910 6227 4457 –1581 8734
Ungarn 390 227 –357 –214 661 –753 298 626 –338
Tschechien 371 1.400 819 356 610 –922 492 495 314
Rumänien 744 825 789 –1.056 1.195 –918 671 1.023 290
Extra-EU-28 8.638 6.988 2.176 –2050 2.668 –7292 710 5.670 6.039
Schweiz 590 1.294 –210 362 589 1.119 –709 1.111 666
Türkei 1.676 1.540 –1.503 428 191 –2.430 –1.111 300 –41
USA 791 537 1.602 1.115 583 –193 220 1.292 529
Russland 1.386 686 917 247 392 –468 1.210 504 145
China4 624 –263 –440 –173 127 243 526 368 258
Europa 12.114 8.659 11.143 1.579 5.182 3.684 7.062 720 4.427
Euroraum-19 3.390 84 6.965 3.808 794 10.144 6.059 –2.878 3.288
CESEE3 6.165 4.928 2.464 –3.254 4.423 –6.360 3.672 3.440 893
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2017 endgültige Daten, 2018 revidierte Daten, 2019 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei,
­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-28: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen,
­Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Zypern und die entsprechenden europäischen ­Organisationen.
Fortsetzung: Tabelle 13: Transaktionen passiver Direktinvestitionen
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 7.636 3.105 4.308 3.450 1.341 –7.687 13.237 4.477 864
Eigenkapital Netto 7.418 1753 5.113 4.547 2.729 –6.039 5.977 2.836 –3.427
Neuinvestitionen (+) Netto 13.825 7.152 11.456 21.327 13.250 8.727 19.600 28.890 15.952
Desinvestitionen (–) Netto 6.407 5.399 6.343 16.781 10.521 14.766 13.623 26.054 19.379
Reinvestierte Gewinne Netto 1.839 237 –2.654 –2.564 570 3.148 6.697 3.775 3.433
Sonstiges DI-Kapital2 Netto –1.620 1.114 1.849 1468 –1958 –4795 563 –2134 859
Forderungen (–) Netto 4.012 –279 –265 658 –726 5.244 873 2.045 –582
Verbindlichkeiten (+) Netto 2.392 835 1584 2.125 –2.685 449 1.435 –89 277
nach Herkunftsregionen
Global 7.636 3.105 4.308 3450 1341 –7687 13237 4477 864
EU-285 3.846 2.962 –939 –778 7703 –10076 9482 8075 –732
Deutschland 2.490 2.466 1309 –1421 3460 –125 4400 6368 –129
Italien 273 –689 –1724 –1019 1207 –6904 606 138 –26
Vereinigtes Königreich 433 –325 430 –1.221 614 52 397 180 –1.424
Niederlande –235 485 1.127 1.183 1.708 –3.769 1.740 14 446
Luxemburg 74 147 1081 926 814 777 1869 43 713
Belgien 63 –281 –311 24 –28 –31 –89 70 –30
Spanien 64 320 –66 –444 –193 239 19 34 –15
Frankreich 123 110 –678 196 –442 –258 499 –458 271
Extra-EU-28 3.791 142 5.247 4.228 –6.362 2.390 3.754 –3.598 1.597
Schweiz 701 –355 311 –349 103 712 1251 116 329
USA –559 –609 –565 155 –3193 116 –5011 –2674 –2140
Russland 591 624 3.663 559 69 –211 5.797 –2204 1.608
Japan 174 51 –30 773 –207 –57 –134 87 1711
Europa 5.990 3.061 2.954 –620 8.061 –9.478 15.801 5.992 1.474
Euroraum-19 3.116 3.038 108 521 7.045 –10.363 9.078 7.574 899
CESEE3 824 603 3.561 511 188 –121 5.772 –2066 1.366
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2017 endgültige Daten, 2018 revidierte Daten, 2019 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei,
­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-28: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen,
­Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Zypern und die entsprechenden europäischen ­Organisationen.
Inhalt