Daten sind wertvoller Rohstoff für wirtschaftlichen Erfolg

21.11.2022

Die Digitalisierung hat unsere Wirtschaft und Gesellschaft im letzten Jahrzehnt tiefgreifend verändert und wird dies auch künftig mit zunehmender Intensität tun. Im Zentrum dieses Wandels stehen Daten, die uns als Rohstoff für Innovationen in nahezu allen Lebensbereichen, z. B. der Medizin, der Mobilität, der Klimaökonomie oder dem Finanzwesen große Vorteile bringen können, sofern sie effizient genützt werden. Enorm komplexe, laufend wachsende und daher teils schwer überblickbare Datenmengen sowie technische, rechtliche und organisatorische Nutzungsbarrieren stellen derzeit die größten Herausforderungen bei der Entwicklung digitaler Anwendungen dar.

Auf europäischer Ebene sind bereits einzelne Schritte gesetzt worden, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Eine Schlüsselfunktion im Rahmen der europäischen Datenstrategie nimmt dabei der durch die Europäische Union (EU) jüngst vorgelegte Data Governance Act ein (EU-Verordnung 2022/868). Er zielt darauf ab, Daten besser zugänglich zu machen, indem die Weiterverwendung von öffentlich gespeicherten, geschützten Daten geregelt und der Austausch von Daten generell vereinfacht wird. Die uneigennützige Datenweitergabe soll dabei besonders gefördert werden.

Eine wichtige Maßnahme ist dabei der Aufbau einer zentralen Informations- und Koordinationsstelle in jedem Mitgliedsland, um den Datenschatz laufend überblicken und die nötigen Abstimmungen mit den zuständigen Dateninhabern (zuständigen Stellen) vornehmen zu können. Die zentrale Informationsstelle sollte dabei idealerweise unabhängig sein, über themenübergreifende Datenkompetenz verfügen und internationalen Standards folgen. Neben notwendigen politischen Entscheidungen ist auch ein Schulterschluss zwischen Institutionen, Gebietskörperschaften und Ministerien erforderlich, um sicherzustellen, dass künftig notwendige und rechtlich mögliche Datenverknüpfungen durchgeführt werden können. Insgesamt sollen diese Maßnahmen den Umfang, die Qualität sowie die Kombinationsmöglichkeiten von Daten aus verschiedenen Quellen deutlich erhöhen und damit evidenzbasierte Entscheidungen aller Wirtschaftsakteure und Bürger bestmöglich unterstützen. Gleichzeitig sollen Kooperationen mit Forschungseinrichtungen den wissenschaftlichen Diskurs sowie den Erkenntnisgewinn in vielen wissenschaftlichen Fragestellungen stärken und die Qualität der Daten weiter heben. Der Aufbau der dazu nötigen Strukturen wird jedenfalls den zielgerichteten Einsatz von staatlichen Investitionen erfordern, um mittelfristig Mehrwert aus der vorhandenen Datenfülle zu lukrieren. Die Umsetzung des DGA wird in Österreich solide Rahmenbedingungen zur Einrichtung eines international wettbewerbsfähigen Datenökosystems schaffen (vgl. hierzu den Gastbeitrag von Prof. Felbermayr im Standard vom 04.11.2022).

Dennoch ist darüber hinaus zwingend eine nationale Datenstrategie zu entwickeln, um diesen Rahmen unter Berücksichtigung der spezifischen Charakteristika des österreichischen statistischen Systems mit konkreten Inhalten zu füllen. Die innovative und verantwortungsvolle Datenbereitstellung und Datennutzung sollen dabei weiter gefördert und erhöht werden. Dabei sollten auch entsprechende Barrieren (z. B. durch die Schaffung einheitlicher Sicherheits-, Qualitäts- und Metadatenstandards) beseitigt werden. Es gilt also neue Potentiale zu nutzen und zugleich grundlegende Werte, Rechte und Freiheiten – insbesondere in Bezug auf personenbezogene Daten – unserer Gesellschaft zu wahren und datengestützte Innovationen bestmöglich zu realisieren.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) unterstützt als die führende Anbieterin von Finanz- und Wirtschaftsstatistiken Österreichs sämtliche Initiativen rund um die Optimierung von Datenflüssen sowie die Schaffung klarer Strukturen und bietet interessierten Nutzerinstitutionen eine Diskussionsplattform zum Zweck der Weiterentwicklung des Datenökosystems in Österreich. Hausintern wird die OeNB zukünftig einem umfassenden Data Governance Framework folgen. Der Kern dabei ist die unternehmensweite Steuerung von Daten und Datenflüssen mit klarer Kompetenzzuweisung inklusive der damit verbundenen Rechte und Pflichten innerhalb der Nationalbank. Die OeNB arbeitet daran, alle verfügbaren Daten, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten, bereichsübergreifend zu nutzen, um auch in der Zukunft in einer sich rasch ändernden Umwelt ihre Aufgaben weiterhin exzellent wahrnehmen zu können.

Dadurch soll Nutzer:innen im Rahmen gemeinsamer Projekte mit der OeNB – wie sie bereits seit einigen Jahren erfolgreich abgewickelt werden – ein hochwertiges, standardisiertes Arbeitsumfeld geboten und damit der gesellschaftliche Nutzen von Finanz- und Wirtschaftsdaten weiter erhöht werden. Darüber hinaus wird die OeNB die langjährige, äußerst erfolgreiche, synergiebringende Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt Statistik Österreich fortführen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des österreichischen Daten- und Statistikbestands nutzen.