Verlässliche Statistiken geben Orientierung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
Johannes Turner„Die bisherigen Erfahrungen aus der Krise haben gezeigt, dass Flexibilität sowohl im Rahmen der Datenerhebung wie auch als Leistungsattribut moderner Produkte und Services für unsere Kunden und Partner von größtem Stellenwert ist.“
Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik der OeNB
Die COVID-19-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, dass Wirtschaftskrisen – ob sie nun vom Bankensektor ausgehen wie 2008 oder im Gesundheitswesen ihren Ursprung haben wie derzeit – unsere gewohnten Vorstellungen eines kontinuierlichen und gut vorhersehbaren Wirtschaftslebens binnen kürzester Zeit in ihren Grundfesten erschüttern und unsere Gesellschaft vor völlig neue Herausforderungen stellen können.
Auch aus der Sicht der Wirtschafts- und Finanzstatistik ist die Pandemie seit März dieses Jahres das alles bestimmende Ereignis. Gut etablierte wirtschaftsstatistische Methoden und Prozesse werden in solch außergewöhnlichen Situationen bis an die Belastungsgrenzen getestet und haben den Beweis zu erbringen, dass sie auch unter diesen herausfordernden Rahmenbedingungen – für die sie mangels Vorhersehbarkeit nicht konzipiert wurden – ausreichend gut funktionieren. Speziell die effiziente Kommunikation mit statistischen Meldern – überwiegend Banken und nichtfinanzielle Unternehmen – erwies sich in dieser Zeit als entscheidend. Im Umfeld einer für Unternehmen existenzbedrohenden Krise ist ein hohes Maß an Flexibilität und Entgegenkommen gefragt, um den Aufwand für statistische Meldung möglichst gering zu halten, dabei aber den wesentlichen Aspekt der öffentlichen Statistik nicht aus den Augen zu verlieren: Verlässliche Daten und Fakten sind gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als Instrument der wirtschaftspolitischen Steuerung und Orientierung unerlässlich! Die exakte Kenntnis darüber, welche Auswirkungen die COVID-19-Krise auf Österreichs Außenwirtschaft, auf den Tourismus und andere Branchen, auf das Finanzverhalten privater Haushalte oder auf die Qualität der von Österreichs Banken vergebenen Kredite hat, ermöglicht es, zielgerichtete und treffsichere Maßnahmen zur Eindämmung der Krise zu ergreifen. Dabei ist entscheidend, möglichst schnell an verlässliche Zahlen zu gelangen, die einen Überblick über konkrete Maßnahmen, wie z. B. das Volumen der von Banken gewährten Kreditmoratorien oder der staatlich garantierten Kredite, geben. Gerade hier waren die guten Kontakte zu Banken enorm wichtig, um binnen kürzester Zeit ein situationsgerechtes, leistungsfähiges Meldewesen zu implementieren und dabei die Melder in dieser schwierigen Zeit nicht über Gebühr zu belasten.
Dieses Beispiel unterstreicht den hohen Stellenwert der gut gefestigten Beziehungen zu den Meldern von Daten. Genauso wichtig ist die langjährige lokale Marktkenntnis der heimischen Banken- und Unternehmerlandschaft. Wechselseitiges Vertrauen und kurze Kommunikationswege helfen enorm, um Fragen rasch zu klären und Missverständnisse auszuräumen. Neuerlich hat sich gezeigt, dass der persönliche Kontakt durch technische Hilfsmittel nicht vollständig zu ersetzen ist. Dennoch ist das lange vor Beginn der Krise definierte strategische Ziel, digitale Produkte und Services im Geschäftsfeld Statistik der OeNB massiv auszubauen, unvermindert relevant geblieben. Mehr noch: Zielgruppengerechte digitale Werkzeuge wie Dashboards, durch Kunden selbst gestaltbare Datenauswertungen oder die intelligente Verwaltung individueller Zugriffsrechte bieten den Nutzern ein erhöhtes Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit. Nicht zuletzt soll es durch den Ausbau von Metadaten in den nächsten Jahren gelingen, Kunden – z. B. aus dem Bereich der Forschung – granulare Daten von Banken und nichtfinanziellen Unternehmen in deutlich größerem Ausmaß zur Verfügung zu stellen, als dies derzeit möglich ist. Damit lässt sich das Potenzial des bereits heute enormen und – angesichts des internationalen Trends zur Bereitstellung von Mikrodaten – auch täglich wachsenden Datenschatzes großer Statistikproduzenten wie der OeNB noch weiter steigern.