Der kurze Weg zum Bargeld

19.08.2024

Helmut Stix

Neue Daten zur Erreichbarkeit von Geldausgabegeräten in Österreich

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) analysiert regelmäßig die Erreichbarkeit von Geldausgabegeräten. Die neuesten Daten von Ende Februar 2024 bestätigen, dass die österreichische Bevölkerung im Durchschnitt weiterhin gut mit Geldausgabegeräten versorgt bleibt. Schlechter versorgte Gebiete sind nicht sehr häufig, am ehesten befinden sie sich in kleineren Gemeinden im ländlichen Raum.

Wir analysieren die Erreichbarkeit von Bargeldbezugsquellen anhand der Wegstrecke von der Wohnadresse zum nächstgelegenen Geldausgabegerät (GA) – es wurden dabei GA von Banken und unabhängigen Betreibern erfasst. Per Ende Februar 2024 hatten 66,6 % der Wohnbevölkerung weniger als 1 km, 82,6 % weniger als 2 km und 97,1 % weniger als 5 km zum nächstgelegenen GA. Im Vergleich zum Jahresende 2021 haben sich insbesondere die 1 km und die 2 km Kennzahlen etwas verschlechtert.

Erreichbarkeit des nächstgelegenen Geldausgabegeräts
 
in % der jeweiligen Bevölkerung
 
  
  < 1 km < 2 km < 5 km
   
2021/12 67,4 82,9 97,2
2024/02 66,6 82,6 97,1
 


Die Veränderung der letzten Jahre wird maßgeblich durch zwei Faktoren getrieben:

  1. Die Anzahl an GA ist im Vergleich zu 2021 um etwa 500 Stück gesunken. Ein Teil der nach 2021 weggefallenen GA waren oftmals nicht die einzigen Geräte in einem Ort. Aus diesem Grund hat sich die Verringerung der GA-Anzahl eher auf die 1-Kilometer- und die 2-Kilometer- und nicht stark auf die 5-Kilometer-Erreichbarkeitswerte ausgewirkt (von 2017 bis 2021 ist die Anzahl um ca. 420 GA gestiegen)
  2. Die Veränderung wäre stärker, wenn sich nicht die geografische Verteilung der Bevölkerung geändert hätte. Insbesondere ist die Bevölkerung seit 2021 vor allem in urbaneren Gebieten gewachsen. Da die Erreichbarkeit von GA im städtischen Raum deutlich besser als in ländlichen Gebieten ist, sind die Auswirkungen auf die 1-Kilometer- und 2-Kilometer-Erreichbarkeitswerte geringer als ohne Änderung der geografischen Verteilung der Bevölkerung.

Wiewohl es nicht viele Staaten gibt, die eine vergleichbare Methode zur Berechnung der Erreichbarkeit von Geldausgabegeräten verwenden (Straßendistanzen, 100-Meter-Rasterzellen), deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Versorgung der Bevölkerung im europäischen Vergleich weiterhin überdurchschnittlich gut ist. Dies entspricht auch der überdurchschnittlichen Bargeldnutzung in Österreich.

Verfügbarkeit von Geldausgabegeräten auf Gemeindeebene
Ende Februar 2024 gab es 343 Gemeinden, in denen kein Geldausgabegerät verfügbar war. Ende 2021 war dies in 315 Gemeinden der Fall. Jene Gemeinden, in denen von 2021 auf 2024 das letzte Gerät abgebaut wurde, haben im Durchschnitt 1.200 Einwohner:innen. Ende Februar 2024 hatten 832 Gemeinden genau ein Gerät.

Die OeNB setzt sich dafür ein, dass die Versorgung in Österreich auf dem derzeitigen sehr guten Niveau auch in Zukunft gesichert bleibt. Dafür ist vor allem wichtig, dass das jeweils letzte vorhandene GA in den betroffenen 832 Gemeinden erhalten wird. Aus diesem Grund ist es zu begrüßen, dass der Österreichische Gemeindebund und Österreichs Banken eine Absicherung bestehender Gerätestandorte für die nächsten fünf Jahre vereinbart haben.

Anzahl Geldautomaten auf Gemeindeebene  
  2024
 
2021
 
 
  Anzahl Gemeinden in % der Gemeinden Anzahl Gemeinden in % der Gemeinden
 
Kein Gerät 343 16,2 315 14,9
1 Gerät 832 39,3 830 39,2
2 Geräte 316 14,9 327 15,5
mehr als 2 Geräte 624 29,5 643 30,4
 


Ergebnisse auf Gemeindeebene
Auf Basis der vorliegenden Zahlen wurden auch (bevölkerungsgewichtete) durchschnittliche Wegstrecken pro Gemeinde berechnet – dabei bedeutet ein Wert von 3 km, zum Beispiel, dass ein Teil der Bevölkerung geringere Wegstrecken und ein anderer Teil weitere Wegstrecken haben kann.

In 318 Gemeinden muss eine durchschnittliche Wegstrecke von mehr als 3 km zum nächsten GA zurückgelegt werden, in 87 Gemeinden eine von mehr als 5 km. Letztere Gemeinden finden sich, mit Ausnahme von Wien, in allen Bundesländern und sind im Durchschnitt mit 800 Einwohner:innen eher klein.  

Die durchschnittliche Wegstrecke pro Gemeinde erhöht sich (im Mittelwert über alle Gemeinden) um etwa 1,8 km, wenn kein GA vorhanden ist. Weite durchschnittliche Wegstrecken sind allerdings nicht notwendigerweise nur auf die Nicht-Verfügbarkeit eines GA zurückzuführen. Unter den Gemeinden mit mehr als 3 km durchschnittlicher Wegstrecke haben etwa 20 % einen GA. Es handelt sich dabei zum Beispiel um alpine Tal-Lagen oder um Gemeinden mit verstreuten Ortschaften. In Gemeinden ohne GA ist daher immer im Einzelfall zu analysieren, ob ein neu aufgestelltes Gerät tatsächlich zu einer signifikanten Reduktion der Wegstrecke führen kann.

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Quelle: OeNB, Gemeindedaten Statistik Austria - data.statistik.gv.at.
Anmerkung: Die Karte zeigt die durchschnittliche Distanz zum nächstgelegenen Geldausgabegerät pro Gemeinde in km. Orange bzw. rote Farben symbolisieren weitere Wegstrecken. Datenstand: Ende Februar 2024.

Dashboard bietet weitere Ergebnisse
Die interaktive Web-Anwendung „Wie weit zum nächsten Geldausgabegerät“ fasst die Hauptergebnisse zusammen. Für alle Gemeinden werden die durchschnittliche Wegstrecke, die durchschnittliche Wegzeit sowie der Anteil der Bevölkerung mit einer Wegstrecke über 5 km tabellarisch aufgelistet. Weiters wird erläutert, wie die Wegstrecken ermittelt wurden.

Weshalb beschäftigt sich die OeNB mit der Erreichbarkeit von GA?
Bargeld ist nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Überdies ist es für einen hohen Anteil der Bevölkerung wichtig, weiterhin die Option zu haben, mit Bargeld bezahlen zu können. Aus volkswirtschaftlicher Sicht gibt es eine Reihe von Gründen, weshalb Bargeld breit verfügbar sein soll – Bargeld ist das gesetzliche Zahlungsmittel; es ist schnell, sicher, inklusiv (kann von jeder/jedem genutzt werden); es kann ohne Beteiligung von Dritten zur Wertaufbewahrung verwendet werden; es erhöht die Resilienz im Hinblick auf Krisen, Blackouts sowie Cyberattacken; die Eintauschbarkeit von privatem Geld (von Banken geschaffenes Geld) in Bargeld (Zentralbankgeld) erhöht das Vertrauen. Es liegt deshalb im öffentlichen Interesse für eine starke Rolle des Bargeldes einzutreten.

Die Europäische Zentralbank und die nationalen Notenbanken des Euroraums, somit auch die OeNB, haben sich zum Ziel gesetzt, dass Bargeld gut verfügbar und nutzbar bleibt. Die Erhaltung eines einfachen und bequemen Zugangs zu Bargeld ist eine Voraussetzung zur Verhinderung einer potenziellen Abwärtsspirale (weniger Geräte à geringere Bargeldnutzung à weniger Geräte). Auf EU-Ebene wurde eine Verordnung vorgeschlagen, die eine hinreichende und wirksame Versorgung mit Bargeld sicherstellen soll. Die Mitgliedstaaten müssten demnach die Situation überwachen und jährlich bewerten.

Vor diesem Hintergrund evaluiert die OeNB die Versorgungslage in Österreich. Die vorliegende Analyse ermöglicht, die insgesamte Situation zu erheben, schlechter versorgte Gebiete zu identifizieren und die Veränderung über die Zeit zu beobachten.

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht zwingend mit den Ansichten der OeNB bzw. des Eurosystems übereinstimmen. Wir bedanken uns bei den GA-Betreibern für die Zurverfügungstellung der Daten. Im Hinblick auf die große Anzahl an Datenpunkten sind, trotz gründlicher Prüfung, etwaige Ungenauigkeiten nicht gänzlich auszuschließen. Diese dürften die bundesweiten Ergebnisse nicht maßgeblich beeinflussen. Unter Umständen können jedoch die Ergebnisse für einzelne Gemeinden betroffen sein.