Bitcoin und Co in Österreich: Bekanntheit groß, Verbreitung klein

12.07.2024

Beat Weber

Wer besitzt in Österreich eigentlich Bitcoin und andere Kryptowerte und warum? Wie viele Personen sind es und was tun sie damit? Wie praxisrelevant sind die im Kryptosektor üblichen Marketing-Bezeichnungen wie „Kryptowährung“ oder „Kryptogeld“ eigentlich? Gibt es reguläre wirtschaftliche Leistungen im Alltag, die für Bitcoin anstelle von Euro angeboten und bezahlt werden?

Wir haben bei Österreichs Haushalten nachgefragt, welche Rolle Bitcoin & Co für sie wirklich spielen. In einer gemeinsam mit meinem Kollegen Pirmin Fessler verfassten Studie über eine Ende 2022 durchgeführte repräsentative Erhebung verraten wir die Details.

Bescheidene Verbreitung, bescheidene Mengen
3 % der Bevölkerung in Österreich halten Kryptowerte in ihrem Portfolio. Dabei handelt es sich in 90 % der Fälle um Werte in Höhe von wenigen tausend Euro, die durchwegs höchstens ein Drittel am Finanzvermögen des jeweiligen Haushalts ausmachen.

Kursspekulation im Vordergrund
Nach ihren Motiven befragt, nennen die meisten Krypto-Besitzer:innen als häufigsten Grund die Spekulation auf Kurssteigerungen sowie technische Neugier und Portfoliodiversifizierung. Auch wenn ein kleiner Teil der Krypto-Besitzer:innen Misstrauen gegen das Finanzsystem als Motiv nennt, hat  niemand aus dieser kleinen Minderheit sein bzw. ihr gesamtes Finanzvermögen in Krypto verlagert bzw. veranlagt. Mindestens ebenso bemerkenswert ist, dass niemand angibt, Kryptowerte erworben zu haben, um sie als Zahlungsmittel zu nutzen.

Auch junge Männer werden älter
Wer sind die Menschen, die Krypto gekauft haben? Krypto-Besitz lässt sich in unserer Auswertung weder aus den Faktoren Bildung noch aus Job, Einkommen oder Wohnort ableiten. Wer Krypto besitzt, bleibt im Durchschnitt nach wie vor am besten als „männlich und eher jünger“ beschrieben.

Allerdings nicht mehr ganz so jung wie noch vor einigen Jahren: Ein eher überraschendes Ergebnis der Erhebung ist, dass auch das Krypto-Publikum mittlerweile in die Jahre gekommen scheint. Der bisherige, in offizieller Währung notierte Kursverlauf von Bitcoin und anderen Kryptowerten auf Kryptobörsen ist von oft mehrmonatigen spektakulären Aufwärtsbewegungen geprägt, bevor oft ebenso spektakuläre Abwärtsbewegungen folgen. Aufwärtsbewegungen galten bisher als Zugpferde für Neukund:innenzulauf und umgekehrt. Etwa drei Viertel der heimischen Krypto-Besitzer:innen in unserer Untersuchung haben ihre (ersten) Bestände aber 2019 oder davor erworben. Das erst 2021 folgende historische Bitcoin-Kurshoch (und, so bleibt nur zu vermuten, auch das darauffolgende Anfang 2024) hat also weniger bleibende Neuankömmlinge im Kryptomarkt hinterlassen als deren Vorläufer, das Kurshoch im Jahr 2017. Am einst so jungen Kryptomarkt scheint hierzulande mittlerweile eine Generation von Krypto-Veteranen zu dominieren.

Kryptodaten: den Nebel lichten
Die unserer Studie zugrunde liegende Erhebung war ein Testlauf für die nächste heimische Runde der thematisch breiter angelegten und aufwändigeren regelmäßigen Erhebungen zum Haushaltsvermögen, die nationale Zentralbanken im Rahmen des Eurosystem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) in Intervallen weniger Jahre durchführen. Sobald diese umfassenderen und qualitativ noch hochwertigeren Daten verfügbar sind, sind aufschlussreiche Aktualisierungen unserer Ergebnisse zu erwarten. Wir hoffen, dass regelmäßig aktualisierte Daten zu Kryptovermögen in Österreichs Haushalten die Daten zum Finanzvermögen im Privatsektor ergänzen und bei wirtschaftlichen Analysen und dem frühzeitigen Erkennen gesamtwirtschaftlicher Stabilitätsrisiken helfen.

Vor allem wegen starker Kursschwankungen und einem Mangel an banküblichen Garantiemechanismen stellen Kryptowerte hochriskante Veranlagungsobjekte dar. Aufgrund der bislang geringen Gesamtgröße des Marktes und einer geringen Verflechtung mit dem Finanzsektor waren bislang keine gesamtwirtschaftlichen Finanzstabilitätsrisiken erkennbar. Unsere Ergebnisse über die Lage in Privathaushalten aus dem Jahr 2022 fügt diesem Bild keine Hinweise auf bedeutende neue Risikoquellen hinzu. Damit das auch so bleibt, wäre eine fortwährende regelmäßige Beobachtung und Verbesserung der bisher schlechten Datenlage sinnvoll.

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht zwingend mit den Ansichten der OeNB bzw. des Eurosystems übereinstimmen.