Gouverneur Nowotny – Interview mit „Österreich“
31. März 2014, WienWirtschaftslage hat sich deutlich verbessert.
ÖSTERREICH: Unsere Wirtschaft wächst heuer laut aktueller Prognose der Wirtschaftsforschungsinstitute um 1,7 %. Ist der Aufschwung jetzt da?
Ewald Nowotny: Ja, das ist eine deutliche Verbesserung der Wirtschaftslage. 2013 lag das Wachstum ja nur bei 0,4 %. Es ist auch für den gesamten Euroraum mit einem positiven Wachstum zu rechnen, während wir 2013 negativ waren. In diesem Sinne ist die Rezession überwunden. Das heißt aber nicht, dass alle Probleme weg sind.
ÖSTERREICH: Wie sieht Ihre Prognose für heuer aus?
Nowotny: Unsere letzte Prognose für Österreich und für 2014 war 1,6 %, aber ich glaube, dass auch wir das hinaufrevidieren werden. Wir glauben, dass es besser wird als unsere ursprünglichen Erwartungen.
ÖSTERREICH: Nicht so positiv ist die Situation bei der Neuverschuldung. Jetzt heißt es, dass wir 2014 wegen der Hypo über 3 % kommen könnten...
Nowotny: Das ist leider nicht unplausibel. Es ist aber als Sondereffekt zu sehen und geht daher nicht in ein strukturelles Defizit.
ÖSTERREICH: Wie wird sich das dann 2015 entwickeln?
Nowotny: Ich glaube, dass wir in einer Größenordnung von unter 2 % Defizit sein werden. Das hängt auch von der weiteren Entwicklung bei den Banken ab.
ÖSTERREICH: Stichwort Hypo. Ist die geplante Abbaugesellschaft eine gute Lösung?
Nowotny: Ja, das ist die richtige Lösung. Jetzt muss das in die Praxis umgesetzt werden, das ist nicht einfach. Es erfordert Gesetzesänderungen und neue Strukturen.
ÖSTERREICH: Wie sieht der Zeitplan aus?
Nowotny: Die Abbaugesellschaft muss spätestens mit 1. September 2014 stehen. Je früher, desto besser – jeder Tag früher erspart uns Geld.
ÖSTERREICH: Kann man einen Betrag nennen, was uns die Hypo alles in allem kostet?
Nowotny: Es ist vernünftiger, sich bewusst zu machen, worin die Kosten bestehen. Da geht es um Bewertungsfragen beim Übergang von der jetzigen Hypo in die Abbaugesellschaft. Konkret: Wenn etwas in der Hypo-Bilanz mit 100 angesetzt ist – kann es auch mit 100 in die Abbaubank übertragen werden? Oder nur mit 80? Das müssen Wirtschaftsprüfer prüfen. Erst danach kann man die Kosten seriös beziffern.
ÖSTERREICH: Ist das Image des Finanzplatzes Österreich durch die Hypo angekratzt?
Nowotny: Nein. Durch die Entscheidung für eine Abbaugesellschaft ist der österreichische Finanzplatz international als solid eingestuft. Das hat auch zur Folge, dass sich der Staat derzeit so billig refinanzieren kann wie nie zuvor. Bei einer Entscheidung für einen Konkurs der Hypo hätte es hingegen ein erhebliches Imageproblem gegeben.