OeNB hat im Geschäftsjahr 2015 Gewinn mehr als verdoppelt
(, Wien)Deutlich höhere Beteiligungserträge aufgrund von Einmaleffekten
„Trotz der insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und v. a. des anhaltend niedrigen Zinsniveaus erwirtschaftete die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) im Jahr 2015 wiederum ein sehr beachtliches Betriebsergebnis“, hob Präsident Dr. Claus J. Raidl bei der Pressekonferenz zur Generalversammlung, zum Geschäftsbericht und zur Jahresbilanz 2015 der OeNB einleitend hervor. Mit 1.171 Mio EUR wurde das Betriebsergebnis von 2014 um 360 Mio EUR übertroffen. Ausschlaggebend dafür sind vor allem wesentlich höhere Beteiligungserträge von 635 Mio EUR (2014: 280 Mio EUR), wobei diese vor allem durch Einmaleffekte geprägt sind:
- Der größte Anteil der Beteiligungserträge ist auf die phasenkongruente Gewinnausschüttung der Münze Österreich AG 2015 in Höhe von 564 Mio EUR (2014: Beteiligungserträge 252,5 Mio EUR, davon phasenkongruent 184,8 Mio EUR) zurückzuführen. Darin enthalten sind rund 393 Mio EUR aus der Scheidemünzengesetz-Novelle 2016 und 83 Mio EUR resultieren aus der gesetzlichen Übertragung der von der Münze gehaltenen Anteile an der Casinos Austria AG (CASAG) an die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (ÖBIB).
- Des Weiteren entfallen 40 Mio EUR auf die Gewinnausschüttung der BLM Betriebs-Liegenschafts-Management GmbH. Diese veräußerte im Jahr 2015 die letzten in ihrem Eigentum stehenden Wohnhausanlagen mit Bankwohnungen um rund 8 Mio EUR.
- Weitere Erträge resultieren aus der regulären Dividende der Münze mit 89 Mio EUR, der Gewinnvorauszahlung der EZB in Höhe von 23 Mio EUR, der Gewinnausschüttung der EZB aus dem verbliebenen Gewinn des Jahres 2014 in Höhe von rund 4 Mio EUR und den Erträgen aus anderen Beteiligungen der OeNB in Höhe von 4,5 Mio EUR.
Nach der Zuführung zur Risikorückstellung in Höhe von 350 Mio EUR und Abschreibungen auf Fremdwährungen und Wertpapiere von zusammen 69 Mio EUR beläuft sich das geschäftliche Ergebnis 2015 auf 753 Mio EUR. Dieses lag um 121 % über dem des Jahres 2014.
„Der Bund erhält vom geschäftlichen Ergebnis 696 Mio EUR (2014: 315 Mio EUR), wovon 188 Mio EUR auf die Körperschaftsteuer und 508 Mio EUR auf den 90%igen Gewinnanteil entfallen“, führt Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny weiter aus. „Seit 2006 hat der Bund somit 2,8 Mrd EUR an Gewinnanteil (2,0 Mrd EUR) und Körperschaftsteuer (0,8 Mrd EUR) von der OeNB erhalten“. Auf mittlere Sicht wird jedoch erwartet, dass aufgrund der geldpolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Ertragsentwicklung der OeNB gedämpft ausfallen dürfte.
So fiel das Nettozinsergebnis, bedingt durch das sehr niedrige Zinsniveau, auch im Jahr 2015 – das dritte Jahr in Folge – mit 634 Mio EUR (2014: 778 Mio EUR) um rund 144 Mio EUR oder um 18,5 % geringer aus als im Vorjahr.
Inklusive der im Jahr 2015 erwähnten Dotierung der Risikorückstellung hat die OeNB seit 2006 3,5 Mrd EUR an Risikorückstellungen aufgebaut. Die gesamten Risikovorsorgen (inklusive Mittel zur Verlustabdeckung) liegen bei 7,1 Mrd EUR.
Der Bilanzgewinn beträgt im Jahr 2015 56 Mio EUR. Laut heutigem Beschluss der Generalversammlung werden 1,2 Mio EUR für die Ausschüttung einer 10%igen Höchstdividende auf das Grundkapital von 12 Mio EUR an den Alleineigentümer Bund verwendet. Des Weiteren werden für den Jubiläumsfonds Förderungsmittel von 10 Mio EUR bereitgestellt sowie 6 Mio EUR der Jubiläumsfonds-Rücklage zugeführt. Die verbleibenden 39 Mio EUR werden der Gewinnglättungsrücklage zugeführt.
Der Personalaufwand für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Aktivstand stieg unter Berücksichtigung der per 1. April 2015 erfolgten Erhöhungen der Schemabezüge und Zulagenkomponenten leicht auf 142 Mio EUR (2014: 139 Mio EUR). Während die Gehälter (2015: 117 Mio EUR; 2014: 118 Mio EUR) leicht gesunken sind, verzeichneten die Aufwendungen für Abfertigungen und Leistungen an betriebliche Mitarbeitervorsorgekassen einen Anstieg um 3,4 Mio EUR auf 5,7 Mio EUR (2014: 2,3 Mio EUR). Leicht erhöht haben sich auch die Aufwendungen für gesetzlich vorgeschriebene Sozialabgaben sowie vom Entgelt abhängige Abgaben und Pflichtbeiträge um 0,3 Mio EUR auf 20,6 Mio EUR.
Die Sachaufwendungen haben sich im Bilanzjahr 2015 leicht auf 85 Mio EUR (2014: 84 Mio EUR) erhöht, bleiben aber seit 2012 nahezu stabil.
Die Nettowährungsposition der OeNB reduzierte sich von 18,5 (2014) auf 14,3 Mrd EUR im Jahr 2015. Dabei wirkten sich risikoreduzierende Absicherungsgeschäfte mit -5,1 Mrd EUR aus. Von der Nettowährungsposition entfallen 8,8 Mrd EUR auf Goldbestände.
Umfangreiche geldpolitische Maßnahmen 2015 und Anfang 2016
„Die schleppende Konjunkturentwicklung und das niedrige Inflationsniveau haben im Jahr 2015 die Geldpolitik neuerlich besonders gefordert“, so Gouverneur Nowotny“. „Das Eurosystem reagierte auf die gestiegenen Risiken dauerhaft niedriger Inflation und schwachen Wirtschaftswachstums mit neuen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen. So wurde die Politik der langfristigen und großzügigen Liquiditätszuteilung fortgesetzt, die Leitzinsen wurden weiter gesenkt und die bestehenden Programme zum Ankauf von Vermögenswerten erweitert“.
Auch im laufenden Jahr 2016 zeichnet sich ab, dass die jährliche Inflationsrate neuerlich deutlich unter dem Preisstabilitätsziel des Eurosystems von unter, aber nahe 2 % zu liegen kommen wird. Gleichzeitig bleibt die wirtschaftliche Erholung 2016 aufgrund gebremster Nachfrage aus den Schwellenländern verhalten, das Wachstum zieht zwar an, bleibt aber unter dem langjährigen Durchschnitt – sowohl im Euroraum als auch in Österreich. Gouverneur Nowotny: „Der EZB-Rat entschied sich daher Anfang März 2016 zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung im Euroraum. Der Leitzinssatz wurde auf 0 % gesenkt, jener der Einlagefazilität um 10 Basispunkte auf -0,40 % reduziert, die Ankaufprogramme volumensmäßig erhöht und die Laufzeit bis März 2017 festgelegt. Ferner wurde die Neuauflage eines gezielten längerfristigen, ein auf vier Jahre laufendes Refinanzierungsgeschäft beschlossen“.
Herausforderndes Umfeld für die Profitabilität der Banken
Die Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds, das anhaltend schwache Wirtschaftswachstum, die geringe Kreditqualität (insbesondere in der Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE)) und die Kostenstruktur (hohe Bankstellendichte) in Österreich sind eine Herausforderung für die österreichischen Banken. Die Banken haben bereits begonnen ihre Geschäftsmodelle an das neue Umfeld anzupassen. Im Jahr 2015 erzielten die österreichischen Kreditinstitute ein positives konsolidiertes Jahresergebnis in Höhe von 5,2 Mrd EUR. Somit verbesserte es sich verglichen mit dem Jahresergebnis 2014 (623,1 Mio EUR) um 4,6 Mrd EUR, weil weniger Risikovorsorgen gebildet werden mussten und auch geringere Abschreibungen auf Firmenwerte und andere immaterielle Vermögenswerte notwendig waren. (Details siehe OeNB Presseaussendung vom 13. April 2016).
Aufsichtspolitik stärkt Finanzmarktstabilität
In der makroprudenziellen Aufsicht wurden in Österreich im letzten Jahr wesentliche Schritte gesetzt: Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) hat auf Initiative der OeNB den Systemrisikopuffer für die österreichischen Banken beschlossen. Weiters unterstützt die OeNB die Schaffung einer rechtlichen Grundlage für makroprudenzielle Aufsichtsinstrumente, um künftig das Risiko kreditgetriebener Immobilienpreisblasen zu reduzieren.
Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism (SSM)) nahm im November 2014 seine Tätigkeit auf und konnte im ersten Jahr mit der Einrichtung gemeinsamer Aufsichtsteams, der Operationalisierung der Zusammenarbeit mit den nationalen Aufsichtsbehörden und dem erstmaligen Abschluss des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses nach einer einheitlichen Methode wichtige Schritte zur Harmonisierung der Aufsichtsmethoden setzen. Mit 1. Jänner 2016 wurde der Einheitliche Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism (SRM)) in vollem Umfang umgesetzt. Vor Vollendung der Bankenunion durch das einheitliche Europäische Einlagensicherungssystem (European Deposit Insurance Scheme (EDIS)), müssen die auf europäischer Ebene heterogenen rechtlichen Voraussetzungen noch vereinheitlicht werden.
2015 holte OeNB 15 Tonnen Gold nach Österreich zurück, bis 2020 sollen 140 Tonnen hier lagern
Anlässlich der regelmäßigen Evaluierungen hat sich das Gold-Lagerstellenkonzept der OeNB im Jahr 2015 geändert. Nach dem neuen Konzept wird spätestens im Jahr 2020 die Hälfte des OeNB-Goldbestands in Österreich lagern. Ende 2015 holte die OeNB bereits die ersten 15 Tonnen ihres Goldes in die eigenen Tresore zurück. Nach Beendigung der Rückholung werden rund 140 Tonnen in Österreich liegen. Die im Ausland verbleibenden 140 Tonnen werden sich auf Großbritannien und Schweiz mit voraussichtlich rund 84 und 56 Tonnen verteilen. Ende 2015 lagerten von den insgesamt 280 Tonnen Gold 23% in Österreich, 75% im Vereinigten Königreich und 2% in der Schweiz.
Optimierungsanalyse stellt Weichen für nachhaltig kosteneffiziente Notenbank
Ende Juni 2015 wurde das Optimierungsprojekt OPAL innerhalb der OeNB planmäßig abgeschlossen. Damit wurden die Weichen für eine nachhaltige Reduktion der Kosten, das Auflassen von Aufgaben, eine noch effizientere Prozessgestaltung und eine optimierte Organisationsstruktur gestellt. Konkrete Maßnahmen umfassen unter anderem Kosteneinsparungen bei Geldbearbeitung, IT und Telefonie, die Schließung der Zweiganstalten Süd (Graz) und Nord (Linz) sowie der Repräsentanz New York. Die kumulierten Einsparungen bis 2020 werden rund 96 Mio EUR betragen bzw. ist die Zielsetzung, die Kosten ab 2020 jährlich um mindestens 20 Mio EUR zu senken. Die aus OPAL resultierenden Einsparungseffekte im Bereich der Personal- und Sachkosten werden erstmals im Jahr 2016 wirksam. Trotz der Kostenkürzungen bleiben Umfang und Qualität des Leistungsangebots der OeNB ebenso erhalten wie die Attraktivität als Arbeitgeberin für hoch qualifizierte Fachleute.
„Vor wenigen Tagen hat die OeNB“, so Gouverneur Nowotny, „einen weiteren wichtigen Reformschritt vollzogen: Am 1. April 2016 trat das gemeinsam mit dem Betriebsrat festgelegte Maßnahmenpaket zur Redimensionierung der Sozialleistungen in Kraft“.
Anfang Juni 2016 wird die OeNB 200 Jahre
Am 1. Juni 1816 wurde die „privilegirte oesterreichische National-Bank“ gegründet und zählt damit zu den ältesten Notenbanken der Welt. „Wir haben anlässlich dieses 200-Jahr-Jubiläums verschiedene Aktivitäten geplant“, informiert Präsident Raidl. „Bereits Anfang des Jahres hat die OeNB eine Sondermünze, eine Sonderbriefmarke und zwei Jubiläums-Geschichtsbücher präsentiert. Kürzlich wurde eine Sonderausstellung im Geldmuseum „Die Währungshüterin – 200 Jahre Oesterreichische Nationalbank“ eröffnet. In diesen Tagen ist die European Association for Banking and Financial History in der OeNB zu Gast und hält ihre Jahrestagung ab. Am 2. Juni 2016 findet im Wiener Rathaus ein Festakt mit hochkarätigen Rednern statt. Unmittelbar davor wird der EZB-Rat seine geldpolitische Sitzung in Wien abhalten. Im September wird eine gemeinsame Konferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und OeNB den Abschluss der 200-Jahr-Aktivitäten bilden.“
Am Ende der Pressekonferenz dankten Präsident Raidl und Gouverneur Nowotny im Namen des Generalrates und des Direktoriums allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre besonderen Leistungen im Geschäftsjahr 2015 im Dienste der Preis- und Finanzmarktstabilität in Österreich und im Euroraum.
Details zum Jahresabschluss 2015 sowie zu den Aktivitäten in den Geschäftsfeldern der OeNB sind im Geschäftsbericht 2015 verfügbar. Dieser beinhaltet als Nachhaltigkeitsbericht auch Eckdaten zur Wissensbilanz und zur Umweltbilanz 2015.