„Long-Term Perspectives for Economic Growth“
(, Wien)43. Volkswirtschaftliche Tagung der Oesterreichischen Nationalbank, 15. und 16. Juni
Acht Jahre nach dem Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise leiden viele Euroraumländer weiterhin unter schwachem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit. Das Eurosystem hat die Leitzinsen auf ein Niveau nahe null gesenkt und durch unkonventionelle Maßnahmen die Finanzierungsbedingungen weiter gelockert. Jüngste Wirtschaftsdaten deuten auf die Wirksamkeit der Maßnahmen hin, der volle Effekt bleibt aber noch abzuwarten. Die Budgetpolitik hat in vielen Ländern ihre Grenzen erreicht. Die EU hat eine Reihe ehrgeiziger struktureller Reformvorhaben in Angriff genommen, doch bleibt deren Implementierung teilweise unvollständig. Die Finanzmärkte sind zwar durch höhere Risikoneigung charakterisiert, schwache Unternehmensinvestitionen und hohe Arbeitslosigkeit bremsen jedoch den Aufschwung. Warum ist der Aufschwung – trotz jüngster erfreulicher Wirtschaftssignale – insgesamt so zögerlich? Hat die Krise das langfristige Potenzialwachstum dauerhaft gesenkt? Wie groß ist eine allfällige Output-Lücke derzeit? Steht die EU gar vor einer Periode der säkularen Stagnation, also einer Situation, in der zur Herstellung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zwischen Sparen und Investitionen die realen Zinsen über längere Zeit negativ sein müssen? Endgültige Antworten auf diese wichtigen Fragen stehen aus, ebenso fehlt es teilweise an überzeugenden Antworten der Wirtschaftspolitik.
Die 43. Volkswirtschaftliche Tagung der OeNB nimmt sich dieser Fragen an, (re)evaluiert die Quellen nachhaltigen Wirtschaftswachstums und diskutiert innovative Antworten der Wirtschaftspolitik. Die Tagung bringt dazu hochkarätige nationale und internationale Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker aus Politik, Wirtschaft, Finanzwesen und Wissenschaft zusammen.
Nach Eröffnungsworten durch Gouverneur Ewald Nowotny wird Staatssekretärin Sonja Steßl am Morgen des 15. Juni ein Eröffnungsreferat halten. Mit Spannung werden auch die anschließenden Vorträge von André Sapir vom Wirtschafts-Think Tank Bruegel sowie von WIFO-Chef Karl Aiginger erwartet, der Ergebnisse des Forschungsprojekts WWWforEurope präsentieren wird. EZB-Direktoriumsmitglied Peter Praet und der stellvertretende Generaldirektor der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der EU-Kommission, Maarten Verwey, werden diskutieren, wie die Geldpolitik zum Aufschwung beiträgt und welche Rolle Investitionen spielen sollten. Im Rahmen eines Kamingesprächs am Abend des ersten Konferenztags wird der Bundesminister für Finanzen, Hans Jörg Schelling, den Beitrag der Fiskalpolitik zu nachhaltigem Wachstum erörtern.
Der Nachmittag des ersten Konferenztags startet mit zwei Vorträgen renommierter Vertreter von zentralen wirtschaftspolitischen internationalen Institutionen. Thomas Helbling vom Internationalen Währungsfonds erläutert IWF-Analysen zur Entwicklung des Potenzialwachstums nach der Finanzkrise; Giuseppe Nicoletti von der OECD präsentiert Ideen zur künftigen Entwicklung des Wachstums. Wie ein Schuldenüberhang das Wachstum behindern kann und welche Gegenmaßnahmen getroffen werden sollten, werden im Anschluss Juan F. Jimeno von der Banco de España sowie Professor Ugo Panizza diskutieren.
Den zweiten Konferenztag eröffnet Professor Alexia Fürnkranz-Prskawetz mit einem Vortrag zur Frage, wie demografische Entwicklungen das Wirtschaftswachstum beeinflussen. Im Anschluss wird der Vize-Präsident der Europäischen Investitionsbank, Wilhelm Molterer, den Europäischen Investitionsplan erläutern. Die Konferenz schließt mit einer Diskussion zur Frage, inwieweit Europa von säkularer Stagnation bedroht ist. Professor Nicholas Crafts wird das Thema aus historischer Perspektive darstellen, während Carl Christian von Weizsäcker vom Max Planck Institut Maßnahmen zur Vermeidung säkularer Stagnation präsentieren wird.