Daniel Kissler
Bankenprüfer – Von der Privatwirtschaft in die OeNB. Warum?
Du bist seit Sommer 2020 in der OeNB als Senior Analyst im Bereich Bankenanalyse beschäftigt. Wie würdest du deinen Arbeitstag beschreiben?
Mein Arbeitstag beginnt üblicherweise zwischen 07.00 Uhr und 08.00 Uhr in der Früh und endet meist zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr am Abend. Selten, aber doch passiert es, dass ich erst später/früher beginne/aufhöre, was, dank flexibler Arbeitszeitgestaltung, kein Problem ist.
In der Regel bin ich Herr über meine Arbeitstage und kann mir meine Aufgaben selbst einteilen, was ich sehr schätze, da ich großen Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten lege.
Inhaltlich bin ich für bankaufsichtliche IT- bzw. IT-Security-Themen zuständig. Einerseits führen wir selbst Analysen mit Schwerpunkt IT bzw. IT-Security durch, um dadurch festzustellen, ob österreichische Institute die rechtlichen Anforderungen erfüllen, und andererseits stehen wir den Kolleginnen und Kollegen der Abteilung bei IT-spezifischen Fragestellungen mit Rat und Tat zur Seite.
Ergänzend dazu arbeiten wir auch mit anderen Organisationen (z. B. der FMA) und europäischen Gremien zusammen.
Der Job ist inhaltlich spannend, abwechslungsreich und vielseitig, da wir komplexe IT-Themen im finanzwirtschaftlichen Rahmen aus der aufsichtlichen Perspektive betrachten. Wir sprechen hier von klassischen Themen wie z. B. Informationssicherheit, aber auch von brandaktuellen Themen wie z. B. digitalen Währungen.
Du warst vorher viele Jahre in der Privatwirtschaft tätig. Unterscheidet sich das Arbeiten in einer Notenbank dazu und wenn ja, wie?
Das ist mit Abstand die meistgestellte Frage, die mir Verwandte, Freunde, Bekannte und ehemalige Arbeitskolleginnen und -kollegen stellen. :-)
Zu Beginn meiner Tätigkeit war mir selbst nicht klar, wie groß der Unterschied zwischen einem Unternehmen bzw. einer Bank im klassischen Sinne und der Oesterreichischen Nationalbank ist. Ein dementsprechendes „Aha-Erlebnis“ waren die ersten Monate in der OeNB. :-)
Man muss sich bewusst machen, dass die Oesterreichische Nationalbank eine Institution ist, die, in meinem Fall, zur Gewährleistung der Finanzmarktstabilität beiträgt und nicht die wirtschaftliche Profitabilität (der eigenen Organisation) als primäres Ziel verfolgt. Somit gibt es gewisse Tätigkeiten, die überaus spannend sind, die es in der Privatwirtschaft in der Form nicht gibt, beispielsweise die Mitarbeit in europäischen Gremien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) oder der Europäischen Kommission. Im tatsächlichen Arbeitsalltag kommen aber dieselben Methoden, Prozesse und Vorgehensweisen wie in anderen Unternehmen zum Einsatz; das übergeordnete Ziel ist lediglich ein anderes.
Kannst du deine vielfältigen Ausbildungen im Bereich der Informationssicherheit bzw. IT-Security direkt in der täglichen Arbeit verwenden? Musst du ständig weiterlernen?
Ja, ich kann meine Ausbildung und Erfahrung direkt in meiner täglichen Arbeit verwenden. Meine wirtschaftlichen Kenntnisse habe ich ein wenig erweitern müssen, da es gerade im Bereich der Bankaufsicht viele Aspekte gibt, die es zu berücksichtigen gilt und die sehr aufsichtsspezifisch sind.
Es versteht sich von selbst, dass gerade wir als Aufsicht uns laufend weiterbilden müssen, um – gerade was die technologischen Weiterentwicklungen im Finanzbereich betrifft (Stichwort: Blockchain, OpenBanking etc.) – am Puls der Zeit zu bleiben.
Ich persönlich sehe das als Pluspunkt, da wir Zeit und Möglichkeit haben, uns mit den aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen.
Hast du neben deiner aufwändigen Arbeit noch genügend Zeit und Energie für ein erfüllendes Privatleben?
Ja, es bleibt genügend Zeit und Energie für ein erfülltes Privatleben. Dank flexibler Arbeitszeitgestaltung und eigenverantwortlichen Arbeitens ist die Gestaltung von Beruf und Freizeit sehr gut gegeben. Abseits des Berufs bleibt noch ausreichend Zeit, um meinen Hobbies und meiner Tätigkeit als Lektor nachzugehen.
Könnte deine Work-Life-Balance besser sein?
Ich persönlich fange mit dem Begriff „Work-Life-Balance“ nichts an, weil ich meinen Beruf tatsächlich als Teil meines Lebens betrachte und nicht als notwendiges Übel. Für mich ist die Arbeit eine inhaltliche und spannende Herausforderung, wodurch für mich der tatsächliche Zeitaufwand nachrangig ist.
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