Die Sammlung Leypold

Ein wissenschaftliches Kleinod
Übernahme der Sammlung Leypold

Aus Anlass der Rückholung der Sammlung Leypold in die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ist das „Besondere Objekt“ diesmal ausnahmsweise einem ganzen Sammlungsbestand gewidmet.

Anfang September 2017 ging eine auch für Museen nicht unbedingt alltägliche Aktion über die Bühne – der Transfer einer ganzen Münzsammlung. Die Sammlung Leypold umfasst 2.942 provinzialrömische Münzen und war Teil des numismatischen Lebenswerkes von Primar Dr. Franz Leypold, der der numismatischen Fachwelt u. a. als ausgewiesener Experte für den Maria-Theresien-Taler bekannt war. Außerdem beschäftigte er sich intensiv mit provinzialrömischen Münzen und trug im Lauf der Jahre Österreichs größte einschlägige private Sammlung auf diesem Gebiet zusammen.

Kurz vor dem Tod von Dr. Leypold konnte die OeNB dessen Sammlung erwerben und so der Nachwelt erhalten. Die Sammlung befand sich damals in der Obhut des Wiener Münzkabinetts und verblieb auch die folgenden 13 Jahre als Dauerleihgabe für wissenschaftliche Zwecke im Kunsthistorischen Museum.

Der vorliegende Bestand an provinzialrömischen Münzen ist in Österreich in dieser Form und Dichte einmalig. Auch ist er von hoher wissenschaftlicher Bedeutung, da ein Großteil der Stücke lange nicht oder nur unzureichend publiziert war. Aus diesem Grund wurden der Sammlung in den Jahren 2000 und 2004 auch die beiden bislang einzigen österreichischen SNG-Bände gewidmet. Die international renommierte Reihe „Sylloge Nummorum Graecorum“ (SNG) wurde von der British Academy initiiert und steht unter dem Patronat der Union Académique Internationale sowie der Internationalen Numismatischen Kommission.

Bei den sogenannten provinzialrömischen Münzen (engl. Greek Imperials) handelt es sich um ein eher unbekanntes Kapitel aus der römischen Geld- und Wirtschaftsgeschichte. Zwar wurde mit der Münzreform unter Kaiser Augustus (14 v. – 27 n. Chr.) eine reichsweit gültige Leitwährung geschaffen, doch die griechischsprachigen Provinzen im Osten behielten einen Sonderstatus. Weit vom römischen Kernland entfernt wurden in lokalen Münzstätten weiterhin eigene Münzen geprägt. Diese meist aus unedlen Metallen gefertigten Stücke nehmen in ihrer Bild- und Legendensprache eine Zwitterstellung zwischen römischen und lokalen griechischen Münzen ein.

Auf der Vorderseite ist meist der römische Kaiser oder ein Mitglied seiner Familie dargestellt, die Legenden sind aber in der Regel Griechisch. Aber auch Stadtgottheiten und Heroen begegnen uns auf den Vorderseiten dieser Münzen. Die Rückseiten dagegen beschäftigen sich mit lokalen religiösen Kulten, Bauwerken, Festen und Wettkämpfen.

Verantwortlich für diese Prägungen dürften reiche Bürger oder Beamte gewesen sein, die Gewinne aus dem Umtausch regulärer römischer Münzen in das lokale Kleingeld zogen.


Literaturhinweise

Szaivert W. und C. Daburon (2000). Sylloge Nummorum Graecorum Österreich. Sammlung Leypold. Kleinasiatische Münzen der Kaiserzeit. Band I: Pontus - Lydien. Wien.

W. Szaivert und C. Daburon (2004). Sylloge Nummorum Graecorum Österreich. Sammlung Leypold. Kleinasiatische Münzen der Kaiserzeit. Band II: Phrygien – Kommagene. Wien.