Uniformität oder Diversität in Dream-Teams?
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Paul Schweinzer, Universität KlagenfurtIm Rahmen des Jubiläumsfonds wurde das Projekt „Systematische Fehler in Organisations-Entscheidungsprozessen“ im Jahr 2021 gefördert. Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Paul Schweinzer, Vorstand des Instituts für Volkswirtschaftslehre an der Universität Klagenfurt, vermittelt einen Einblick in das Projekt.
Wie setzt sich Ihr Projektteam zusammen?
Unser Dream-Team besteht aus Bora Evci, Postdoc an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und durch das OeNB Projekt direkt gefördert, Alex Gershkov von der Universität Jerusalem, Israel, und mir. Im Laufe des Projektes sind auch Bettina Klose (Purdue University, USA) und Daniel Rehsmann (AAU Klagenfurt) mit Ideen für Erweiterungen und Anwendungen mit an Bord gekommen.
Was genau wurde mit den Mitteln finanziert?
Die Mittel des OeNB-Jubiläumsfonds finanzierten die Postdoc-Stelle des Projektmitarbeiters Bora Evci. Reisen wären ebenfalls geplant und im Finanzierungsplan berücksichtigt gewesen, wurden aber leider durch die COVID-19-Pandemie verunmöglicht.
Was haben Sie untersucht?
Wir versuchen herauszufinden, wie sich die Zusammensetzung eines Teams auf dessen Leistungsfähigkeit auswirkt. Dazu gibt es natürlich sehr viele verschiedene Blickwinkel, aus denen wir uns nur einige wenige herausgesucht haben. So interessieren wir uns besonders für die Auswirkungen von Konflikten in Entscheidungssituationen, wenn das Team beispielsweise versucht, aus mehreren Möglichkeiten die beste auszuwählen. In solchen Situationen zeigen wir, dass die Meinungsverschiedenheiten zwischen recht ähnlich qualifizierten Personen häufig die höchsten Reibungsverluste erzeugen, während völlig verschieden gelagerte Spezialisierungen oft schneller zur Entscheidung gelangen.
Was haben Sie herausgefunden?
Unser Projekt zeigt schlüssig, dass unter relativ allgemeinen, aber trotzdem hinreichend realistischen Umständen ein in allen Elementen überlegenes Projektteam nicht immer die Leistung eines niedriger qualifizierten Teams übertreffen kann. Es stellt sich heraus, dass – wenn Konflikte im Projektplan einkalkuliert werden müssen – es unter bestimmten Umständen besser ist, die Auflösung dieser Konflikte schon in der ursprünglichen Team-Zusammensetzung einzuplanen. Wenn die am besten Qualifizierten auch die größten Egos mitbringen, dann sollte man sich überlegen, wie viele Superstars ein Team zum Erfolg benötigt und ab wann sie sich gegenseitig im Weg stehen.
Warum beschäftigen Sie sich mit diesem Thema?
Dem Sprichwort „zu viele Köche verderben den Brei“, das in vielen Kulturen bekannt ist (siehe Abbildung), steht immer auch „je mehr, desto besser“ gegenüber. Wir fragen uns ganz einfach unter welchen einigermaßen realistischen Umständen welche der beiden Blickweisen die bessere ist. Und da es sowohl intuitiv als auch ökonomisch recht einfach ist, durch mehr Inputs auch mehr Outputs zu erzeugen, haben wir uns in diesem Projekt mit dem etwas komplizierteren Fall beschäftigt.
Wie geht es nun weiter?
„Wir haben im Projekt die Frage, unter welchen Umständen das sogenannte Apollo-Syndrom zu erwarten ist, ganz gut beantworten können. Im Rahmen des Apollo-Raumfahrtprogrammes der USA hat man beobachtet, dass Teams mit vielen hochtalentierten Menschen nicht immer die besten Leistungen erbringen. Aber die allgemeine Frage, welche Synergien, Komplementaritäten und Substitutionseffekte in welchen Teams und Produktionsumgebungen zu erwarten sind, ist natürlich viel umfangreicher und auch schwieriger zu beantworten. Da gibt es noch sehr viel Forschungsbedarf. Zurzeit beschäftigt sich beispielsweise mein Doktorand Daniel Rehsmann mit der optimalen Setzliste für Tennis- oder Sumoteams, je nach Spielstärke der Spieler*innen, die der Trainerin zur Verfügung stehen. Dieses Problem hat sich direkt aus dem Projekt ergeben und ist eine von mehreren Fragen, die wir in diesem Zusammenhang in den nächsten Monaten beantworten wollen.