Melchior (II.) Ritter von Steiner
Geschäftsführender Vizegouverneur der priv. oesterr. National-Bank von 1825 bis 1830
Getauft 21.11.1762 in Winterthur, Schweiz, gestorben 08.03.1837 in Wien.
Melchior (II.) Ritter von Steiner entstammte einer vermögenden und angesehenen Winterthurer Handels- und Industriellenfamilie. Sein Onkel, Melchior Steiner I. (1730-1786) hatte sich durch Errichtung einer Säbel- und Klingenfabrik, eines Kupferverarbeitungsbetriebes und einer Fabrik für die Erzeugung von Schmalte (Blaufarben) im niederösterreichischen Pottenstein um die Wirtschaft in Österreich verdient gemacht. Für die österreichische Regierung hatte er holländische Anleihen vermittelt und den Quecksilberexport ausgebaut. Da er kinderlos war, ließ er seinen Neffen, Melchior Steiner (II.), nach Wien kommen, der ihn an Initiative und wirtschaftlichem Erfolg noch übertreffen sollte.
Steiner, der bereits 1780 seine eigene Firma gegründet hatte, heiratete nach dem Tod des Onkels dessen Witwe und Erbin, Maria Josepha, geb. Eckhel (1745–1812), übernahm sein Handlungshaus und seine Industriebetriebe und konnte zunächst expandieren. Die Kriege gegen Frankreich brachten zwar schwere Rückschläge in der Kupferverarbeitung, jedoch erhielt Steiner ab 1797 staatliche Aufträge zur Herstellung von sog. Münzplätteln, dem Rohmaterial für die Münzprägung, sowie 1798 die Großhandlungsbefugnis. Zur finanziellen Absicherung seiner Pläne gründete er das Bankhaus Steiner & Co. und verschaffte 1809 gemeinsam mit anderen Wiener Banken dem Kaisertum Österreich größere Geldsummen aus dem Ausland zur Verpflegung der Truppen und zur raschen Beschaffung der Kontributionen. Dadurch konnte der vorzeitige Abzug der französischen Besatzung aus Wien erreicht werden. Auch vermittelte Steiner englische Hilfsgelder für den Widerstand in Tirol. Aufgrund seiner Verdienste um das Kaisertum Österreich wie auch in Würdigung der Leistungen seines Onkels wurde er 1811 in den Ritterstand erhoben.
1817 wurde Steiner Direktor der „privilegirten oesterreichischen National-Bank“, welche im Jahr davor, zum Teil auf seinen eigenen Ideen beruhend, gegründet worden war. In den Jahren 1820 bis zu seinem Tod 1837 war er Vizegouverneur der Nationalbank, wobei er 1825-1830 sogar als deren geschäftsführender Vizegouverneur fungierte.
1828 erhielt Steiner die Landesbefugnis zur Fabrikation von Metallwaren und Maschinen in Pottenstein, 1832 erweiterte er den Pottensteiner Betrieb um ein Walz- und Streckwerk zur Erzeugung von (Spinn-)Maschinen und Drähten aller Art. Steiner war auch Verwaltungsrat der Papierfabrik in Klein-Neusiedl und gehörte dem Vorsteherkollegium der evangelischen Gemeinde HB in Wien an. Nach seinem Tod bestanden die Firmen Melchior Steiners noch einige Jahre fort, ehe sie 1841 liquidiert wurden.