Philipp Sztankovits
Leiter der Devisenzentrale im Ersten Weltkrieg und späterer Direktor der OeNB
Geboren 28.03.1878 in Lébény Szent Miklós (Ungarn), gestorben 12.02.1937 in Wien
Nach Absolvierung einer Unterrealschule und der Wiener Handelsakademie war der bis 1919 als Adeliger geltende Philipp von Sztankovits fünfeinhalb Jahre Handelsangestellter bei einer Wiener Zuckerfabrik, ehe er 1901 als Beamtenaspirant in die Oesterreichisch-ungarische Bank (OeUB), Hauptanstalt Wien eintrat. Inzwischen zum definitiven Beamten ernannt, nahm er spätestens ab 1903 eine Nebentätigkeit als Assistent an der Gremial-Handelsfachschule der Wiener Kaufmannschaft auf.
1904 verehelichte sich Sztankovits mit Emilie Karoline Mortinger; die Ehe wurde jedoch nach sieben Jahren „aus Verschulden der Frau“ geschieden. Ebenfalls in diesem Jahr wurde er Sekretär des Pensionsfonds des Clubs der Beamten der Wiener Bank- und Credit-Institute.
1907-1908 war er als Saldant des Wiener Saldierungs-Vereins (ein ab 1864 bestehendes Clearinghaus, an dem u.a. die OeUB beteiligt war) tätig. Unmittelbar danach nahm er eine Assistentenstelle für die kaufmännischen Disziplinen an der behördlich autorisierten Privat-Handelsschule Allina an und legte 1909 die Staatsprüfung ab.
Unterdessen rückte Sztankovits in der OeUB weiter auf: Ab 1910 war er als Revident im Generalsekretariat tätig, wurde 1915 zum Kontrollor und vermutlich kurze Zeit später zum Oberkontrollor ernannt.
Seine große Stunde schlug mitten im Ersten Weltkrieg, als Sztankovits, inzwischen Hofrat, zum Leiter der 1916 eingerichteten mächtigen Devisenzentrale ernannt wurde. In dieser Behörde, für die Beamte der OeUB arbeiteten, wurde der gesamte Devisenverkehr Österreich-Ungarns geregelt. Um den Wert der eigenen Währung gegenüber dem Ausland stabil zu halten, veranlasste Sztankovits eine Festsetzung eines äußeren und eines inneren Kronenkurses. Dies führte zu Kursfestsetzungen für alle Devisen des befreundeten und neutralen Auslandes. Weiters sollten unnötige Importe verhindert, dagegen Exporte gefördert werden, wobei Unternehmen, die für Transaktionen mit dem Ausland Devisen benötigten, diese bei der Devisenstelle beantragen mussten.
Obwohl durch diese Maßnahmen der Absturz der Kronenwährung auf die Dauer nicht verhindert werden konnte, wurde Sztankovits nach dem verlorenen Krieg 1919 zum Direktor der deutschösterreichischen Devisenzentrale ernannt.
Mit der Gründung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) Ende 1922 wurde die Devisenzentrale in die neue Notenbank integriert. Sztankovits blieb deren Leiter, nunmehr im Rang eines Direktors und Leiters der Bankabteilung, welche die Bereiche Devisen-, Valuten- und Effektengeschäft, Börsevertretung, Konti der Bundesverwaltung mit Ausnahme der Girokonti umfasste.
In den folgenden Jahren gelang es Sztankovits durch eine geschickte Veranlagungspolitik den Devisenschatz der Nationalbank zu vermehren. Umso überraschender kam für die Öffentlichkeit sein Rücktritt 1927. Da er schon länger an einer Magenerkrankung litt, dürften gesundheitliche Gründe dafür maßgeblich gewesen sein. Bereits zehn Jahre später verstarb Philipp Sztankovits im 59. Lebensjahr in Wien.