Violine, Pierre Silvestre, Lyon, ca. 1830–1840, „ex Moser“
Das Instrument trägt einen nicht originalen Zettel von Carlo Bergonzi sowie einen handschriftlichen Reparaturzettel von Antonio Zorzi, Florenz, 1887. Die Geige ist nach dem Modell von Stradivari gearbeitet und eine typisch französische Arbeit aus dem 19. Jahrhundert. Sie wird heute Pierre Silvestre zugeschrieben. Die zweiteilige Decke zeigt mittelbreite Jahresringe mit regelmäßigem Verlauf. Die beiden Deckenhälften sind stammgleich, mittels Dendrochronologie konnte als spätester Jahresring 1763 festgestellt werden. Der Boden ist einteilig und weist breite, horizontal verlaufende Flammen auf. Die Zargen entsprechen in der Holzstruktur dem Boden. Wirbelkasten und Schnecke sind eng geflammt. Es handelt sich um ein großes Geigenmodell mit relativ flach angelegter Wölbung. Die sehr sauber geschnittenen F-Löcher im Stil Stradivaris besitzen gekehlte untere Klappen. Der Stil der Randeinlage erinnert an den Cremoneser Meister, wobei vor allem die Gestaltung der Ecken sehr typisch für das Vorbild ist. Hier läuft die Einlage in eine lange, nach innen gezogene Spitze aus, die im englischen Sprachgebrauch als „bee sting“ bezeichnet wird. Die Einlage ist weit innen positioniert, wodurch der breite Rand massiv wirkt. Wirbelkasten und Schnecke sind gut proportioniert, symmetrisch und sauber gearbeitet. An der Volute wurden Werkzeugspuren bewusst belassen. Die breite Fase war vermutlich ursprünglich geschwärzt. Über einem gelben Grund liegt ein kräftiger, rotbrauner Farblack, der am Boden und auf den Zargen noch reichlich vorhanden ist.
Namensgeber des Instruments ist der aus Oberösterreich gebürtige Geiger Andreas Moser (1859–1925), der 1878 Schüler von Joseph Joachim an der Hochschule für Musik in Berlin wurde. Später erhielt er selbst eine Professur an dieser Ausbildungsstätte und wirkte in Joachims Streichquartett als Bratschist mit. Moser verfasste mehrere musikpädagogische Werke und eine Biografie Joseph Joachims. Sein Instrument, das auch von Joachim sehr geschätzt wurde, blieb bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz.