OeNB Report 2024/16: Was halten die Menschen in Österreich von Green Finance?
Andreas Breitenfellner, Heider Kariem 1
Der vorliegende Bericht analysiert die Ergebnisse des OeNB-Barometers aus dem Jahr 2022, einer für Österreich repräsentativen Umfrage, zum Thema Green Finance bzw. nachhaltiger Finanzmarkt. Dieses stark wachsende Marktsegment gewinnt auch für die Finanzaufsicht an Bedeutung. Die Mehrheit der Befragten erwartet, dass sich ihre finanzielle Situation durch den Klimawandel in den nächsten 15 Jahren verschlechtern wird. Gleichzeitig deuten die Antworten auf eine überwiegend positive Meinung und Einstellung gegenüber nachhaltigeren Finanzprodukten bzw. Unternehmen hin. Solche Ansichten findet sich häufiger bei Frauen sowie bei Personen mit höherer Bildung, mittlerem Einkommen und ausgeprägterem Sparverhalten. Das Alter, der Beschäftigungsstatus, die Größe des Wohnorts sowie der Grad an Finanzbildung scheinen dagegen eine geringe Rolle zu spielen. Der Einfluss dieser und einiger weiterer soziodemografischen und einstellungsbezogenen Variablen konnte durch eine Regressionsanalyse weitgehend bestätigt werden. Die in der Umfrage geäußerten Präferenzen spiegeln nicht unbedingt die tatsächliche Nachfrage wider. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, sich bereits für grüne Finanzprodukte entschieden zu haben. Dies entspricht zwar in etwa den Ergebnissen vergleichbarer österreichischer und internationaler Studien, liegt aber deutlich über dem realen Marktanteil von Green Finance. Knapp die Hälfte der Befragten zeigt sich bereit, für nachhaltige Geldanlagen einen gewissen Informationsaufwand zu betreiben und ein knappes Viertel würde sogar finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Dazu in Widerspruch stehende Antworten deuten jedoch darauf hin, dass einige Befragte Schwierigkeiten haben, Green Finance und verwandte Konzepte zu verstehen. Dies unterstreicht die Bedeutung von nachhaltigkeitsspezifischer Finanzbildung. Eine klare absolute Mehrheit der Befragten wirft Finanzunternehmen sogenanntes Greenwashing vor. Irreführende Aussagen können das Vertrauen in den Finanzmarkt untergraben und damit dessen Stabilität gefährden. Greenwashing ist daher ein Thema für die Finanzaufsicht bzw. Finanzmarktregulierung.
Die Finanzwirtschaft soll Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigen und gleichzeitig die Klimawende maßgeblich finanzieren. Diese Herausforderungen lassen sich nicht rein technokratisch „am Reißbrett lösen“, ohne die Erwartungen, Hoffnungen und Bedürfnisse der Menschen zu beachten. In dieser Studie werden die wichtigsten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum Thema Green Finance bzw. nachhaltiger Finanzmarkt überblicksmäßig vorgestellt und kontextualisiert. Die Umfrage (OeNB-Barometer) selbst führte das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) durch. 2
Ungeachtet immanenter Definitionsprobleme spielt Nachhaltigkeit auch in der Finanzwelt eine immer wichtigere Rolle. 3 International hat sich bei Finanzdienstleistern und Investoren der Begriff ESG (Environment, Social and Governance) etabliert, womit ökologische und soziale Kriterien sowie Aspekte der guten Unternehmensführung in die Geschäftstätigkeit integriert werden.
Wir verwenden hier synonym den Begriff Green Finance, nicht zuletzt, weil er ökologische Nachhaltigkeit und insbesondere die Bewältigung des Klimawandels betont, die einen enormen Finanzierungsbedarf nach sich ziehen. Zwar ist der Green-Finance-Markt auch in Österreich in einigen Anlagesegmenten aus seinem Nischendasein getreten (Ćetković und Zhan, 2023; FNG, 2023). Gemessen am Umfang der notwendigen Umschichtung von Ressourcen von emissionsintensiven zu umwelt- und klimaschonenden Wirtschaftsaktivitäten steckt Green Finance allerdings noch in den Kinderschuhen (Breitenfellner et al., 2020). 4
Für Notenbanken und andere Aufsichtsorgane steht diesbezüglich das Management von physischen und transitorischen Klima- und anderen ESG-Risiken im Mittelpunkt (NGFS, 2019). 5 Finanzrisiken einer inkonsistenten und krisendurchsetzten Transition entstehen mitunter, wenn die Entwicklung von Green Finance nicht mit einer entsprechenden Dekarbonisierung bzw. Defossilisierung der realen Wirtschaft im Einklang steht (Claessen et al., 2022). 6 Je nach Richtung eines solchen Ungleichgewichts kann eine „braune“ oder „grüne“ Spekulationsblase entstehen. Bei einer braunen Blase sind Investitionen in fossile Brennstoffe und andere umweltschädliche Industrien überbewertet; bei einer grünen Blase sind nachhaltige und umweltfreundliche Technologien und Projekte überbewertet. Greenwashing, also die Diskrepanz zwischen vorgegebener Nachhaltigkeit und der tatsächlichen Auswirkung auf Umwelt und Klima, stellt eine weitere realistische Gefahr dar. 7 Ritsch und Prantner (2022) legen nahe, dass überzogene Marketingversprechen von Finanzdienstleistern oft auf unklare oder unrealistische Erwartungshaltungen der Kund:innen treffen. Gangl et al. (2023) stellen diesbezüglich mittels repräsentativer Umfrage in Österreich fest, dass das nachhaltigkeitsbezogene Finanzwissen bei der Hälfte der Befragten unzureichend ist.
Die Überprüfung der Einstellungen von (potenziellen) Konsument:innen zu nachhaltigen Anlageprodukten trägt also nicht nur zur Analyse des Wachstums- und Risikopotenzials grüner Finanzmärkte, sondern auch zur allgemeinen Vertrauensbildung in Finanzmärkte und somit zu deren Funktionsfähigkeit und Stabilität bei. 8
Vor diesem Hintergrund untersuchen wir die Umfrageergebnisse nach Hinweisen für die Beantwortung folgender Fragen: Wird der Klimawandel als finanzielle Bedrohung wahrgenommen? Wie hoch sind Verständnis und Akzeptanz grüner Finanzprodukte? Wird die Gefahr von Greenwashing erkannt? Welche Faktoren beeinflussen die entsprechenden Antworten? Sind Trends gegenüber früheren Erhebungen erkennbar?
Die Ergebnisse des hier untersuchten OeNB-Barometers bestätigen eine überwiegend positive Meinung und Einstellung zu nachhaltigen Finanzprodukten bzw. nachhaltig orientierten Finanzunternehmen.
Affinität zu Green Finance ist häufiger bei jener Mehrheit der Befragten zu finden, die damit rechnet, dass der Klimawandel ihre persönliche Finanzsituation immer stärker beeinträchtigen wird. Wir untersuchen zudem die konkreten Antworthäufigkeiten mit Hinblick auf demografische, sozioökonomische und finanzwissenbezogene Merkmale. Diese Studie ist eine überarbeitete Fassung eines bereits in englischer Sprache erschienen Artikels, in dem die Umfrageergebnisse weniger detailliert dargestellt wurden (Breitenfellner und Kariem, 2023). 9
Diese Studie ist wie folgt gegliedert: Kapitel 1 beschreibt die Umfrage inklusive relevanter demografischer Daten. In Kapitel 2 stellen wir die wichtigsten Umfrageergebnisse zu den erwarteten Klimawandeleffekten auf die individuelle Finanzlage sowie der wahrgenommenen ökologischen Nachhaltigkeit von Finanzprodukten dar. Kapitel 3 analysiert deskriptiv die Einflussfaktoren auf Basis grundlegender statistischer Merkmale. Kapitel 4 stellt die gewonnenen Erkenntnisse in den Kontext ähnlicher Umfragen und versucht daraus Trends abzuleiten. Schließlich ziehen wir in Kapitel 5 tentative Schlussfolgerungen für Forschung, Aufsicht und Finanzbildung. Das Kapitel 6 umfasst das Literaturverzeichnis. Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zu den Beobachtungen von Kapitel 3 sind im Annex der PDF-Version dieses Reports zu finden.
1 Hintergrundinformation zur OeNB-Barometer-Umfrage
Das OeNB-Barometer ist eine regelmäßig stattfindende Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank. Sie ist als wiederkehrender Querschnitt angelegt und auf Bundes- und Landesebene repräsentativ (Voith und Zieser, 2024). Die hier untersuchte OeNB-Barometer-Umfrage wurde durch IFES vom 23. Mai bis 16. August 2022 österreichweit unter 1.431 Personen der Wohnbevölkerung ab dem Alter von 16 Jahren durchgeführt. Insgesamt wurden 49 Fragen gestellt, wobei oft weitere Detailfragen untergeordnet sind. Das Hauptziel der Umfrage ist, Informationen über Einstellungen zur OeNB sowie über Vermögensbestände, Inflationserwartungen und andere für Zentralbanken relevante wirtschaftliche Verhaltensweisen oder Einstellungen zu erhalten.
Zur Durchführung der Umfrage kamen zwei unterschiedliche Methoden zum Einsatz: 953 Interviews wurden als Computer-Assisted Personal Interviews (CAPI) direkt bei Hausbesuchen durchgeführt, die restlichen 478 Interviews online als Computer-Assisted Web Interviews (CAWI). Die Auswahl der Interviewpartner:innen erfolgte über mehrfach geschichtete Zufallsstichproben ( Stratified Multistage Clustered Random Sampling ) und wurde durch Zufallsziehungen aus dem ständigen Befragten-Pool von IFES erweitert.
Die abgefragten demografischen Merkmale sind Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf, soziale Schicht, Einkommen (individuell & auf Haushaltsebene), Gemeindegröße, Bundesland, Medienpräferenz sowie politische Präferenz. 10 Wir haben alle Ergebnisse gewichtet. Beispielsweise sind im Datensatz ältere Befragte überrepräsentiert (weil sie öfter zu Hause anzutreffen sind als Berufstätige). Durch die Gewichte wird das wieder ausgeglichen.
Im Unterschied zur englischen Version dieses Berichts (Breitenfellner und Kariem, 2023) werten wir nun ausschließlich CAPI-Fragen aus, um verzerrende Moduseffekte von CAWI-Umfragen zu vermeiden (Liedl und Steiber, 2023). 11 Die CAPI-Methode zeichnet sich durch eine wahrscheinlichkeitsbasierte Stichprobenziehung auf der Basis von Postadressen und persönlichen Interviews aus und gewährleistet damit einen repräsentativeren demografischen Querschnitt der Gesamtbevölkerung ohne Verzerrungen durch z. B. überrepräsentierte Internetnutzer:innen (Fessler und Weber, 2024).
Die Ergebnisse unserer Studie ändern sich durch diese Korrektur jedoch nicht substanziell, sondern nur marginal. Ein weiterer Unterschied zur englischen Version besteht darin, dass wir nun bei einer Regressionsanalyse (siehe Anhang der PDF-Version dieses Reports) zusätzliche Variablen geschätzt haben bzw. bei der Kodierung einige Änderungen vorgenommen haben.
Bis auf wenige Ausnahmen (zeitungslesend, Vertrauen in die EU, Vertrauen in den heimischen Finanzsektor) sind die neuen Variablen insignifikant. An den Gesamtergebnissen ändert sich nur wenig.
2 Hauptergebnisse der Umfrage in Bezug auf Green Finance
Dieses Kapitel präsentiert die wichtigsten Umfrageergebnisse deskriptiv. Bevor wir auf die eigentlichen Fragen zur ökologischen Nachhaltigkeit auf dem Finanzmarkt eingehen, behandeln wir jene zu klimabedingten Einkommenseffekten . Die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels sind bereits Gegenstand vieler Untersuchungen. Uns ist jedoch keine Erhebung bekannt, die auf die individuelle Betroffenheit durch den Klimawandel hinsichtlich der finanziellen Aussichten der befragten Personen abstellt. 12 Wie in Grafik 1 dargestellt, geht eine Mehrheit der Befragten davon aus, dass der Klimawandel ihre finanzielle Situation in den nächsten 15 Jahren verschlechtern wird. 13 Die relative Mehrheit ist am größten bei einem 5-jährigen Zeithorizont. Dies erscheint angesichts wissenschaftlich untermauerter Szenarien mittel- und langfristiger Effekte auf Produktivität und Kapitalanlagen begründbar. Während nur eine relative Mehrheit von 49 % eher oder bestimmt mit einer Verschlechterung in den nächsten zwei Jahren rechnet, erwarten bereits 55 % eine schlechtere Finanzsituation in fünf Jahren. Diese absolute Mehrheit nimmt dann jedoch für den zehn- und fünfzehnjährigen Zeithorizont wieder etwas ab, wobei jedoch statistische Unschärfen von 2,7 % zu berücksichtigen sind. 14 Umgekehrt nimmt kaum jemand an, dass der Klimawandel die Situation verbessert. Der Rest der Befragten antwortet großteils unentschieden, wobei diese Unbestimmtheit mit weiterem Zeithorizont zugunsten der Nichtbeantwortungen abnimmt.
Grafik 1
Die Fragen zur eigentlichen Rolle von Green Finance sind in zwei Gruppen eingeteilt, von denen die ersten sechs eher Meinungen und weitere acht eher Einstellungen reflektieren. Die Unterscheidung ist nicht einfach, aber nützlich: Meinungen sind eher situativ und faktenbasiert, während Einstellungen eher grundsätzlich sind und meist auch Konsequenzen für das eigene Verhalten nach sich ziehen.
Grafik 2 stellt jene Meinungsfragen dar, von denen einige auch als Fragen zu nachhaltigem Finanzwissen (Gangl et al., 2023) betrachtet werden können:
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Eine klare Mehrheit von 70 % der Befragten sieht den Finanzsektor in einer besonderen Verantwortung für den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft. Tatsächlich spricht dafür die zentrale Funktion des Finanzsektors, Ressourcen bzw. Kapital in die Gesamtwirtschaft zu verteilen, auch wenn der eigene CO2-Ausstoß im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren gering ist.
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Greenwashing ist offensichtlich für 56 % der Befragten ein Thema, da sie meinen, dass das vermeintlich nachhaltige Image des Finanzsektors nur gewinnorientiert sei. Bemerkenswert ist die starke Zustimmung, zumal das Wort „nur“ ausschließend gemeint ist. 15
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Eine Mehrheit von 59 % hält nachhaltige Unternehmen für langfristig ertragreicher – eine Aussage, über die wir in der Literatur keinen eindeutigen wissenschaftlichen Konsens erkennen können (Atz, et al., 2023).
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Den Klimawandel hält genau die Hälfte der Befragten für ein Finanzrisiko – eine Meinung, die in Wissenschaft, Praxis und Aufsicht weitgehend akzeptiert wird. Nur 16 % der Befragten widersprechen.
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57 % sehen in der Einhaltung von Umweltstandards vor allem einen ertragsmindernden Kostenfaktor. Die Formulierung „vor allem“ unterstreicht eine gewisse inhaltliche Inkonsistenz mit Teilfrage 3.
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Eine große Mehrheit (65 %) lehnt jedoch das normative Statement in der Kontrollfrage ab, wonach sich Investoren stärker auf Gewinn als auf Umweltschutz orientieren sollen. Nur 14 % stimmen zu.
Grafik 2
In Summe lassen sich überwiegend positive Meinungen zu Green Finance festhalten, wobei Greenwashing und die Regulierungskosten von der Mehrheit als problematisch erkannt werden.
Im Folgenden untersuchen wir die Einstellungsfragen , die sich unter anderem von den Meinungsfragen durch den Ich-Bezug unterscheiden (Grafik 3).
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59 % bevorzugen Finanzunternehmen mit klaren umweltfreundlichen und ethischen Standpunkten.
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56 % halten einen Kohleausstieg ihrer Versicherung für wichtig. Tatsächlich bekennt sich bereits eine Vielzahl von Versicherern zu diesem Ziel und sind diesbezüglich vielen Banken voraus. 16
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Ebenso viele Befragte wollen ihre Bank bis zur Jahrhundertmitte klimaneutral sehen. Viele Banken verpflichten sich bereits zu den Pariser Klimazielen. 17
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Eine Mehrheit von 54 % will ihr Geld nicht in fossile Energie investiert sehen.
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Eine Mehrheit von 52 % will wissen, ob ihr Geld zum Umweltschutz beiträgt; nur 17 % wollen es nicht wissen.
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53 % sind auch bereit, einen erhöhten Informationsaufwand zu betreiben, um sicher zu gehen, dass ihre Geldanlage nachhaltigen Kriterien entspricht. Diese Frage ist somit als Kontrollfrage zu den vorhergehenden zu verstehen.
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Ganze 29 % der Befragten geben an, bereit zu sein, auf einen Teil ihrer Rendite zu verzichten, wenn ihr Geld in nachhaltige, ökologische oder humanitäre Projekte investiert wird; 38 % sind dazu jedoch nicht bereit.
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Nur eine Minderheit von 30 % gibt an, sich für klima- oder umweltschonende Finanzprodukte entschieden zu haben. Das suggeriert jedoch einen weitaus größeren Anteil von Green Finance als er im Finanzmarkt tatsächlich zu beobachten ist: Zwar sind bereits 17 % der von Haushalten gehaltenen Investitionsfonds mit dem Umweltzeichen zertifiziert (Ćetković P. und J. C. Zhan 2023), bei allen übrigen Finanzprodukten liegt der Anteil lediglich im Bereich eines niedrig einstelligen Prozentsatzes (Breitenfellner et al., 2020). Jene 20 % der Befragten, die „weder noch“ antworten, deuten auf Verständnisschwierigkeiten. Ähnliches gilt möglicherweise für die 20 %, die keine Angaben machen.
Grafik 3
Insgesamt sind die positiven Einstellungen in Bezug auf Green Finance etwas schwächer als die positiven Meinungen ausgeprägt, was angesichts der konkreteren Konsequenzen für das eigene Verhalten auch nicht weiter verwundert. Unter Umständen spielen jedoch sozial erwünschte Antworten ( social-desirability bias ) eine Rolle, was die Aussagekraft einer positiven Einstellung zusätzlich schwächen kann. Die Bereitschaft, Aufwand oder Kosten in Kauf zu nehmen, um persönliche Green-Finance-Ziele zu erreichen, ist zwar begrenzt, deutet aber auf ein substanzielles Nachfragesegment hin, für das sich Nachhaltigkeit nicht zwangsläufig rechnen muss.
3 Welche Faktoren beeinflussen Meinungen und Einstellungen?
Die subjektive ökonomischen Betroffenheit vom Klimawandel und Einstellung zu Green Finance kann sich nach demografischen oder sozioökonomischen Merkmalen unterscheiden. Bezüglich ersteren interessiert uns insbesondere der Einfluss des Alters, zumal nach gegenwärtigem Erkenntnisstand jüngere Generationen vom Klimawandel auch objektiv stärker betroffen sein werden. Entsprechend konzentrieren wir uns hier auf den längsten abgefragten Zeithorizont von 15 Jahren.
In Grafik 4 sind geringe Unterschiede zwischen den Altersgruppen entlang einer buckelförmigen Kurve erkennbar, sofern man die beiden Ausprägungen der erwarteten Verschlechterung (einschließlich „wahrscheinlich verschlechtern“) zusammenfasst. 18 Während die mittleren Kohorten (30–59 Jahre) pessimistischer zu sein scheinen, sind insbesondere die beiden älteren Kohorten (ab 60 Jahre) sowie überraschenderweise die jüngste Kohorte (bis 29 Jahre) offenbar weniger besorgt. 19
Grafik 4
Verschiedene Faktoren können die Wahrnehmung von und das Interesse an nachhaltigen Finanzpraktiken beeinflussen. Im Folgenden untersuchen wir einige Merkmale, die uns im Rahmen einer tabellarischen Analyse als möglicherweise bedeutsam für die Erklärung unterschiedlicher Meinungen und Einstellungen zu Green Finance aufgefallen sind. Grafik 5 zeigt nur jene Merkmalsausprägungen, die die Stichprobe am nächsten zum jeweiligen Median teilen. Auf der horizontalen Achse sind die prozentuellen Abweichungen vom Umfrageergebnis der gesamten Stichprobe für die 14 Teilfragen zu Meinungen und Einstellungen eingetragen. 20 Positive Abweichungen können in der Regel als „pro Green Finance“ interpretiert werden. 21
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Das Einkommensniveau sticht auf den ersten Blick als besonders bedeutsam hervor: Hier werden alle Befragten betrachtet, die ein monatliches persönliches Einkommen ab 1.950 EUR aufweisen. Die Antworten dieser Gruppe fallen im Durchschnitt um 9,7 Prozentpunkte affirmativer zu Green Finance aus als jene des Gesamtsamples.
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Das Bildungsniveau wirkt sich nicht so bedeutsam aus: Hier beträgt am Beispiel von Befragten, die zumindest einen Maturaabschluss haben, die positive Abweichung 4,9 Prozentpunkte. Deutlich größer, nämlich 12,8 Prozentpunkte, ist die Differenz zum Durchschnitt bei den Befragten mit Hochschulabschluss, die in der Stichprobe allerdings nur 70 Personen ausmachen.
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Das Sparverhalten ist ebenfalls bemerkenswert, korreliert jedoch möglicherweise mit dem Einkommen. Hier wird jene Befragtengruppe dargestellt, die laut Umfrageergebnis monatlich mindestens 300 EUR sparen kann. Die durchschnittliche als positive Einstellung interpretierbare Abweichung beträgt 4,8 Prozentpunkte. 22
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Nur mehr geringen Einfluss scheint der Beschäftigungsstatus zu haben. Beschäftigte heben sich um durchschnittlich 2,3 Prozentpunkte ab.
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Hinsichtlich des Geschlechts geben Frauen durchschnittlich um 1,1 Prozentpunkte häufiger Green-Finance-affine Antworten als der Stichprobendurchschnitt.
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Das Alter spielt offensichtlich nur eine geringe Rolle. Personen unter 45 Jahren stechen negativ hervor (–2,2 Prozentpunkte), obwohl sie bei einzelnen Teilfragen auch positiv abweichen. Das widerspricht der oft kolportierten Wahrnehmung wonach jüngere Generationen, wie Millennials und die Generation Z, also die maßgeblichen Träger der Umweltbewegung, oft ein stärkeres Interesse an nachhaltigen und umweltbewussten Investitionen zeigen. 23 Eine mögliche Erklärung wäre, dass bei Jüngeren zunächst jene Sorgen über den Klimawandel dominieren, die die Lebensqualität betreffen, während der konkrete Bezug zum Wirtschaftsleben und zu den Finanzen erst mit vollem Eintritt ins Erwerbsleben und mit steigendem persönlichen Vermögen in den Vordergrund rücken.
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Ein ebenso wenig bedeutsames Merkmal ist die Agglomerationsgröße bzw. Urbanität, also ob jemand in der Stadt oder am Land lebt. Befragte, die in Gemeinden mit einer Größe unter 5.000 Einwohner:innen leben, weichen durchschnittlich um –2,2 Prozentpunkte vom Gesamtergebnis ab. Auffällig ist, dass Bewohner:innen des ländlicheren Raums weniger bereit sind, auf Renditen zu verzichten und das Klima weniger als Finanzrisiko sehen. Im Umkehrschluss zeigen sich Menschen in größeren Städten Green Finance gegenüber vermutlich etwas aufgeschlossener.
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Ein weiterer, nicht soziodemografischer Faktor ist der weiter oben analysierte Pessimismus bezüglich zukünftiger Einkommensverluste durch den Klimawandel, der vermehrt (+ 7,2 Prozentpunkte) zu positiven Haltungen führt. Personen, die solche Einkommensverluste erwarten, sind also viel eher für Green Finance zu gewinnen.
Grafik 5
Diese deskriptiv ermittelten potenziellen Einflussfaktoren werden im Anhang der PDF-Version dieses Reports mittels einer Regressionsanalyse im Wesentlichen bestätigt. 24 Dort haben wir auch den Finanzbildungsstatus untersucht, der auch im OeNB-Barometer mittels einiger Fragen getestet wurde. Die Umfrageergebnisse bieten sicher noch Analysestoff hinsichtlich der Korrelation mit anderen Merkmalen sowie Fragen zu Werten und Überzeugungen.
4 Vergleich mit ähnlichen Umfragen
Die in den vorangehenden Kapiteln gewonnen Erkenntnisse lassen sich gut mit ähnlichen Umfragen mit Österreich-Bezug vergleichen; einige Studien wurden in Breitenfellner et al. (2020) bereits besprochen. Laut zwei von Gallup (2018 und 2021) im Auftrag des Österreichischen Umweltzeichens durchgeführten repräsentativen Haushaltsstichproben fanden es beide Male 40 % der Befragten sehr oder eher wichtig, ökosoziale Aspekte bei Geldanlagen zu berücksichtigen. 25 Fessler et al. (2020) beobachten in einer früheren OeNB-Barometer-Umfrage, dass mehr als zwei Drittel der Befragten Finanzunternehmen mit starker ethischer Einstellung bevorzugen. 26 Diese Frage entspricht der in diesem Report untersuchten vierten Frage in Grafik 3, die nun jedoch nur noch die Zustimmung von 54 % der Befragten findet. Allerdings nahm auch damals diese Präferenz mit dem Alter zu – entgegen dem Klischee besonders nachhaltigkeitsbewusster Millennials. 27 Frauen und Personen mit höherer Bildung waren auch damals stärker an der ethischen Einstellung von Finanzunternehmen interessiert. In Bezug auf das Einkommen traf dies eher für niedrige und hohe, nicht jedoch für mittlere Einkommen zu – ein Muster, das in der aktuellen Umfrage angesichts einer anderen Gruppierung nicht sichtbar ist. Laut einer aktuelleren repräsentativen Umfrage des Market Instituts (2021) sind 61 % der Befragten mehr oder weniger davon überzeugt, dass Banken mehr Verantwortung im Kampf für Nachhaltigkeit übernehmen sollen. Der vergleichbaren ersten Frage in Grafik 2 dieses Berichts, die sich allerdings auf den gesamten Finanzsektor bezieht, stimmen bereits deutlich mehr (70 %) zu. In beiden Umfragen nimmt die Zustimmung mit Alter und Bildung zu. Einen raschen „Ausstieg von Banken aus Geschäften mit Kohle, Öl und Gas“ wünschen sich laut Market Institut immerhin 48 %. Die vergleichbare dritte Frage in Grafik 3 dieses Berichts beantworten deutlich mehr (56 %) positiv, d.h. sie wünschen sich, dass ihre Bank bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral ist.
Andere Erhebungen sind zwar nicht mit dem hier untersuchten OeNB-Barometer direkt vergleichbar, liefern aber Antworten auf drei essenzielle Fragen, nämlich nach der Bekanntheit, der Motivation und den erwarteten Auswirkungen von Green Finance. Wie Gallup (2018 und 2021) feststellt, stieg innerhalb von drei Jahren die Bekanntheit nachhaltiger Finanzprodukte von 23 % auf 39 %, jedoch hat noch immer eine Mehrheit nie davon gehört.
Bezüglich der Motive für nachhaltige Veranlagung kommt eine in den Niederlanden durchgeführte experimentbasierte Studie von Riedl und Smeets (2017) zu dem Schluss, dass intrinsische soziale Präferenzen (neben Reputation und in geringerem Ausmaß finanziellen Motiven) die Hauptrolle spielen. Das käme auch in der Bereitschaft, Ertragseinbußen in Kauf zu nehmen, zum Ausdruck, die im OeNB-Barometer sichtbar wird (Grafik 3, letzte Frage). Was die Wirkung von Green Finance betrifft, glauben nur 9 % der österreichischen Teilnehmer:innen einer Eurobarometer-Umfrage (Europäische Kommission, 2020), dass umweltfreundlichere Banken- und Versicherungssysteme ein wirksames Mittel zur Bewältigung von Umweltproblemen seien. 28
Sinngemäß schlussfolgern auch die Ökonomen Kölbel et al. (2020), dass nachhaltige Investitionen zwar gute Geschäftspraktiken fördern, jedoch ohne entsprechende politische Maßnahmen „nicht die Welt retten“ können. Zweifel an der positiven Wirkung fußt nicht nur auf Greenwashing, also mehr oder weniger bewusster Täuschung, sondern auch auf Datenlücken und methodologischer Komplexität. Letztere drückt sich u. a. in der geforderten Additionalität (Zusätzlichkeit) aus. Demnach sollte eine Nachhaltigkeitsmaßnahme einen zusätzlichen Effekt gegenüber einem Business-as-usual-Szenario haben. Beispielsweise müssen Treibhausgasminderungen zusätzlich zu jenem Rückgang erfolgen, der auch ohne die jeweils finanzierte Klimaschutzmaßnahme eintreten würde, etwa weil gesetzliche Vorgaben dies ohnehin erzwingen. Zudem bräuchte es eine ausgeprägte Umweltpräferenz eines Großteils der Investoren, um eine positive Wirkung auf die Umwelt zu entfalten, die nicht durch Arbitrage von Investoren mit weniger moralischen Skrupeln aufgehoben würde. Aus der hier untersuchten Umfrage geht eine insgesamt geringe Bereitschaft hervor, für die Umwelt auf Renditen zu verzichten. Somit scheint die notwendige Umweltpräferenz eines Großteils der Investoren nicht ausreichend. Jedoch kann eine ablehnende Haltung gegenüber Green Finance auf zwei unterschiedlichen Motiven beruhen: Zum einen wird der klimapolitische Handlungsbedarf grundsätzlich in Frage gestellt, zum anderen wird die Wirksamkeit von Finanzinstrumenten zur Lösung der Klimakrise bezweifelt. Die Ergebnisse der oben erwähnten Eurobarometer-Umfrage (Europäische Kommission, 2020) legen nahe, dass das zweite Motiv überwiegt. Demnach werden eine Vielzahl von Maßnahmen als wirksamer gegen Umweltprobleme angesehen als Green Finance, beispielsweise steuerliche, legistische und technologische Anreize für Konsumverhalten und Produktionsweise.
5 Schlussfolgerungen für Forschung, Finanzaufsicht und Finanzbildung
Der Klimawandel ist – wie andere Nachhaltigkeitsthemen auch – ein wichtiges Thema für die Finanzstabilität, da er Risiken mit sich bringt, die sowohl physische Auswirkungen wie Schäden durch extreme Wetterereignisse als auch Übergangsrisiken etwa im Zusammenhang mit inkonsistenter Klimapolitik umfassen. Gestrandete Vermögenswerte, Marktschocks und Kreditrisiken im Zusammenhang mit kohlenstoffintensiven Industrien unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Nachhaltigkeit in das Risikomanagement zu integrieren. Angemessene Offenlegungs- und Berichterstattungsstandards sind entscheidend, um Transparenz zu gewährleisten. Versäumnisse in diesem Bereich können zu Reputationsrisiken und Widerstand von Stakeholdergruppen führen und damit nicht zuletzt die Werthaltigkeit von Investitionen gefährden Stichwort: (Greenwashing). 29
Diese Studie konzentriert sich hauptsächlich auf die Einstellung gegenüber jenen Teilen des Finanzsektors, die sich – zumindest vorgeblich – bereits den Herausforderungen stellen. Aber wie relevant sind enttäuschte Erwartungen für die Finanzaufsicht? Angesichts der noch geringen Marktgröße und niedrigen Preisabschläge für grüne Finanzprodukte („Greenium“) scheint eine plötzliche Neubewertung von Vermögenswerten kein wesentliches Finanzstabilitätsrisiko darzustellen. Dennoch ist das Platzen einer grüner Spekulationsblase nicht gänzlich auszuschließen, auch wenn eine braune Blase durch fossile stranded assets , also abzuschreibender Vermögenswerte, ein größeres Risiko darstellen mag. Darüber hinaus ist aber das Risiko einer Entfremdung der Bevölkerung vom Finanzmarkt durch nicht erfüllte oder gar unerfüllbare Versprechen auch von makroökonomischer Relevanz. Verbraucher:innen- und Anleger:innenschutz hat so gesehen Implikationen für Wachstum, Verteilung oder innovationsförderndes Risikokapital. 30
Schließlich kommen in den Antworten der hier analysierten Umfrage auch Widersprüche und ein mangelndes Verständnis vieler Menschen zum Ausdruck. Sind nun „umweltfreundliche Unternehmen erfolgreicher“ oder „verursachen Umweltauflagen vor allem Kosten“? Einerseits sollen „Investoren nicht in umweltschädigende Unternehmen investieren“, andererseits „möchte ich nicht auf Renditen verzichten“. Auch geben viele „weder noch“- oder „keine Angabe“-Antworten im Fragekontext wenig Sinn. Die Umfrage bietet bestimmt noch einige nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten, Antworten je nach Kohärenz der Aussagen separat auszuwerten bzw. mit weiteren soziodemografischen Ausprägungen zu verknüpfen, um diese Unschärfen besser zu interpretieren. In allfälligen Neuauflagen eines Green-Finance-Blocks im Rahmen des OeNB-Barometers sollte das Fragedesign daher angepasst werden.
Zusammenfassend illustrieren die Ergebnisse des OeNB-Barometers, dass sich die Haltung zu Green Finance durch eine komplexe Mischung aus persönlichen Überzeugungen, wirtschaftlichen Möglichkeiten und dem Zugang zu Informationen ergibt. Offenbar sind die Wissenslücken und die Lücken zwischen Bewusstsein und Handlungsbereitschaft noch erheblich. Nachhaltigkeitsorientierte Finanzbildung und regulatorische Maßnahmen, wie die von der EU vorangetriebenen Transparenzpflichten können neben freiwilligen Gütesiegeln wie dem Österreichischen Umweltzeichen helfen, das Vertrauen in effektiv nachhaltige Finanzprodukte sowie das Bewusstsein über deren Risiken zu stärken.
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OECD. 2023. Financial consumers and sustainable finance: Policy implications and approaches, OECD Business and Finance Policy Papers, 32. https://doi.org/10.1787/318d0494-en .
OECD. 2022. OECD/INFE Toolkit for Measuring Financial Literacy and Financial Inclusion 2022. www.oecd.org/financial/education/2022-INFE-Toolkit-Measuring-Finlit-Financial-Inclusion.pdf
Riedl, A. und P. Smeets. 2017. Why do investors hold socially responsible mutual funds? Journal of Finance 72/6. 2505–2550. https://doi.org/10.1111/jofi.12547
Ritsch, H. und Prantner C. 2022. Nachhaltige Finanzprodukte. Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien.
Siuda, F. und T. O. Zörner. 2023. Vaxination spillovers in economic interactions. WU Department of Economics Working Paper No. 347. September.
https://research.wu.ac.at/ws/portalfiles/portal/46225245/WP347.pdf
Voith, V. und M. Zieser. 2024. OeNB Barometer: Methodological notes 2023. OeNB Report 2024/14.
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Oesterreichische Nationalbank, Referat International Economics, andreas.breitenfellner@oenb.at ; Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, heider.kariem@wifo.ac.at . Die in dieser Studie zum Ausdruck gebrachte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Oesterreichischen Nationalbank, des Eurosystems oder des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung wieder. Die Autoren danken Laurent Millischer (Joint Vienna Institute), Pirmin Fessler, Sandra Mauser, Fabio Rumler, Maximilian Zieser und Valentin Voith (alle OeNB) für hilfreiche Kommentare und wertvolle Anregungen. ↩︎
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Teilweise wurden diese Fragen im Rahmen des International Network on Financial Education (OECD/INFE) koordiniert, um international eine vergleichbare Datenbasis zu Finanzbildung und umfassend verstandene Inklusion zu schaffen (OECD, 2022). ↩︎
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Eine gängige Definition von Nachhaltigkeit stammt aus einem UN-Bericht (Brundtland, 1987: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können“ ). ↩︎
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So etwa schätzt die Internationale Energieagentur (2023) den Bedarf an globalen Investitionen in saubere Energie auf jährlich über 4,5 Billionen USD bis 2030. ↩︎
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Physische Risiken des Klimawandels betreffen etwa Naturkatastrophen, wie Dürren oder Überschwemmungen, aber auch Fluchtbewegungen oder Pandemien. Übergangs- oder Transaktionsrisiken entstehen durch abrupte Reaktionen auf den Klimawandel, sei es durch Politik, Technologie oder Konsumverhalten. ↩︎
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Transitionsrisiken können durch eine kohärente, vorhersehbare und international koordinierte Politik zwar verringert, aber aufgrund der Komplexität und Dynamik des Übergangsprozesses nicht vollständig vermieden werden. Umgekehrt verschärft eine inkonsistente, sprunghafte und intransparente Klimapolitik diese Risiken, indem sie u. a. Unsicherheit für Investoren schafft. ↩︎
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Laut InfluenceMap (2021) wiesen 71 % einer Stichprobe von 593 Aktienfonds einer breiten ESG-Kategorie mit einem Gesamtnettovermögen von über 265 Mrd USD einen negativen Beitrag zu den globalen Klimazielen des Pariser Abkommens auf. ↩︎
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Der Zusammenhang zwischen Green Finance und Stabilität des Finanzsystems ist komplex. Nachhaltige Investitionen können Risiken diversifizieren, Langfristigkeit unterstützen, Klimarisiken mindern und Transparenz fördern. Andererseits minimieren sie nicht notwendigerweise physische Klimarisiken und können zudem den Risiken einer „grünen Blase“ stärker als indifferente Investitionen ausgesetzt sein. ↩︎
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Der englischsprachige Artikel wurde von Laurent Millischer (Joint Vienna Institute) als Referee begutachtet. ↩︎
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Der Befragten-Pool besteht zu 52 % aus Frauen und zu 48% aus Männern, das Durchschnittsalter liegt bei 55 Jahren. 75 % der Befragten verfügen über einen Sekundarschulabschluss und eine Berufsausbildung, 17 % über einen Hochschulabschluss (Universität oder gleichwertiger Abschluss) und weniger als 8 % nur über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestniveau der Bildung (Sekundarstufe I, 9 Jahre) oder weniger. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen beträgt netto 3.028 EUR (Siuda und Zörner, 2023). ↩︎
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Zwar lassen sich Repräsentativitätsprobleme mangels Online-Zugang durch nachträgliche Gewichtung teilweise kontrollieren, dennoch zeigen Befragte in Web-Interviews weniger Vertrauen, antworten weniger sozial erwünscht, bringen Zukunftssorgen stärker zum Ausdruck und unterschätzen finanzielle Problemlagen (Liebl und Steiber, 2023). ↩︎
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Diese Frage ist Teil eines größeren Fragenblocks, welcher auch ein Experiment enthielt (entwickelt und teilweise ausgewertet in Siuda und Zörner, 2023). ↩︎
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Sofern nicht anders angegeben, werden in dieser deskriptiven Analyse tendenziell und eindeutig positive bzw. negative Antworten zusammengefasst (z. B. „eher besser“ und „besser“ oder „eher schlechter“ und „schlechter“), um die Vergleichbarkeit zu erleichtern. ↩︎
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Auch die Tatsache, dass unwesentlich weniger Befragte einen klimawandel-bezogenen finanziellen Schaden in zwei Jahren (49 %) als in 15 Jahren (51 %) erwarten, lässt auf ein möglicherweise statisches Verständnis des Klimawandels schließen. ↩︎
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Unter Greenwashing (Grünfärben) versteht man absichtlich oder unabsichtlich irreführende Behauptungen oder Maßnahmen bezüglich der Nachhaltigkeit von Unternehmen, Finanzprodukten oder Finanzdienstleistungen (EBA, 2024). Die Frage im OeNB-Barometer ist zwar weniger präzise – ein „umweltfreundliches oder soziales Image“ muss nicht unbedingt irreführend sein, unterstellt jedoch eine klare Absicht („nur mehr Gewinn zu machen“). Dennoch engt das am Ende der Frage in Klammer angeführte Wort „Greenwashing“ den Interpretationsspielraum hinreichend ein. ↩︎
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https://www.bmk.gv.at/green-finance/alliance.html ; https://www.unepfi.org/net-zero-banking/ . ↩︎
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Die „weder noch“-Antworten sind hier besonders hoch und U-förmig verteilt, was wiederum auf Verständnisprobleme hindeuten kann. ↩︎
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Die Ergebnisse im Detail: 15–29 Jahre: 48 % (verschlechtern und wahrscheinlich verschlechtern); 30–44 Jahre: 59 %;
45–59 Jahre: 56 %; 60–79 Jahre: 31 %; ab 80 Jahre: 22 %. ↩︎ -
In der Regression im Anhang der PDF-Version dieses Reports wird die Frage zu Greenwashing ausgelassen, weil sie ambivalent bezüglich der Einstellung zu Green Finance interpretiert werden kann. ↩︎
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Wo die Fragen negativ formuliert waren, haben wir die ablehnenden Antworten gewählt. ↩︎
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In der Regression (siehe Anhang der PDF-Version dieses Reports) haben wir diese Variable mangels ausreichender Beobachtungen nicht verwendet (zu viele Leermeldungen). ↩︎
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Möglicherweise basieren Auffälligkeiten auf Missverständnissen bzw. unterschiedlichen Motiven (klima- vs. finanzmarktskeptisch). ↩︎
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Ein kleiner Widerspruch sei erwähnt: In Grafik 5 fördert wie in der Regression (siehe Anhang der PDF-Version dieses Reports) das Bildungsniveau ab Matura Green-Finance-affine Antworten, allerdings hat in der Regression lediglich ein Hochschulabschluss einen statistisch signifikanten Einfluss. ↩︎
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2021 hielten es 13 % für sehr wichtig, gegenüber nur 8 % im Jahr 2018. ↩︎
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Diese von IFES 2019 durchgeführte Erhebung enthält den Austrian Survey of Financial Literacy (ASFL), der zum OECD/INFE International Survey of Adult Financial Literacy Competencies beiträgt. ↩︎
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Vorbehalte gegenüber solchen Umfrageergebnissen sind angebracht, weil u. a. vordefinierte Antwortoptionen und gesellschaftlich akzeptierte Aussagen Verzerrungen begünstigen, Kohorteneffekte Generationsmythen schaffen können, die in Längsschnittstudien im Laufe der Zeit verschwinden, und Millennials mangels überschüssigen Kapitals ihre erklärten Präferenzen nicht in tatsächliches Verhalten umsetzen können. ↩︎
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Hier standen jedoch viele andere Mittel zur Auswahl, die vielfach als geeigneter gehalten wurden. ↩︎
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Ein Bericht der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA, 2024) unterstreicht das wachsende Risiko von Greenwashing im Bankensektor, einschließlich Wertpapierfirmen und Zahlungsdienstleistern, das sich in einem deutlichen Anstieg mutmaßlicher Greenwashing-Fälle – weltweit und in der EU – im Jahr 2023 zeigt. Die EBA empfiehlt den Instituten, genaue und klare Angaben zur Nachhaltigkeit zu machen, und fordert die Aufsichtsbehörden auf, Greenwashing-Risiken weiterhin zu überwachen und zu bekämpfen. ↩︎
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Ein Bericht der OECD (2023) bietet entlang von zwölf Prinzipien Orientierung für Regulierungs- und Aufsichtsbehörden, die für den finanziellen Verbraucher:innenschutz zuständig sind. ↩︎