Ergebnisse der SPACE II-Studie der EZB (2022)

Agnes Hirmann, 30.01.2023

Bargeld bleibt im Euroraum weiterhin das meistgenutzte Zahlungsmittel am Point-of-Sale

Im Zeitraum von Oktober 2021 bis Juni 2022 wurde die SPACE II-Studie (Study on the payment attitudes of consumers in the euro area) der Europäischen Zentralbank (EZB), in der aktuelle Trends im Zahlungsverhalten privater Haushalte innerhalb des Euroraums beleuchtet werden[1], durchgeführt. Die SPACE I-Studie aus dem Jahr 2019 ermöglicht aussagekräftige Vergleiche der Entwicklungen im Zahlungsverhalten über die letzten Jahre hinweg. Die Ergebnisse der SPACE II-Studie wurden im Dezember 2022 auf der EZB-Website publiziert und zeigen auf aggregierter Ebene eine hohe Übereinstimmung mit aktuellen Daten einer OeNB-Umfrage (OeNB-Barometer, 1 Halbjahr 2022).

Hauptergebnisse

Bargeld bleibt im Euroraum weiterhin das meistgenutzte Zahlungsmittel am Point-of-Sale, Präferenz für Kartenzahlung steigt

Obwohl sich ein deutlicher Rückgang in der Nutzungsfrequenz von Bargeld abzeichnet (2019 wurden 72 % der Transaktionen in bar bezahlt, 2022 nur 59 %), bleibt Bargeld insgesamt im gesamten Euroraum auch weiterhin das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel bei Transaktionen am Point-of-Sale (POS). Am häufigsten wird Bargeld für die Bezahlung von Beträgen unter 50 EUR verwendet. Den größten Anstieg in der Nutzungshäufigkeit verzeichneten Kartenzahlungen, die bei knapp mehr als einem Drittel (34 %) der Transaktionen verwendet werden (+9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019). Der Anteil von mobilen Zahlungsmitteln in Bezug auf die Transaktionsanzahl bleibt mit 3% gering.  Gemessen am Wert der Transaktionen ist im Euroraum der Anteil der Kartenzahlungen (46 %) im Jahr 2022 erstmals höher als jener der Zahlungen mit Bargeld (42 %).

Bei den Online-Transaktionen kommt es im Vergleich zu 2019 zu einem Anstieg (2022: 17 %, 2019: 6 %), wodurch die Bedeutung bargeldloser Zahlungen weiter verstärkt wird. Die Online-Zahlungen haben sich verdreifacht von 6 % (2019) auf 17 % (2022).

Die meisten Online-Transaktionen nach Anzahl wurden in Belgien (24 %), Österreich und Irland (beide 21 %) gemeldet. Der höchste Anteil an Online-Zahlungen nach Werten wurde in Slowenien (40 %) gemeldet. Österreich ist mit 35 % auf Platz 4.

Diese Trendwende spiegelt sich auch in den (wahrgenommenen) Zahlungspräferenzen der Befragten im Euroraum wider. Knapp mehr als die Hälfte (55 %) gibt an, beim Einkauf im stationären Handel Kartenzahlung zu bevorzugen, bei Bargeld ist es nur etwa ein Fünftel (22 %). 23 % sind indifferent zwischen barer und bargeldloser Zahlung.

Die wahrgenommenen Vorteile der jeweiligen Zahlungsmittel unterscheiden sich ebenfalls, so schätzen die Befragten bei Kartenzahlung besonders den Komfort bzw. die Praktikabilität und die Einfachheit des Bezahlvorgangs. Bei Bargeld werden vor allem der Schutz der Privatsphäre, der bessere Überblick über die eigenen Ausgaben und auch die unmittelbare Durchführung der Transaktion als positiv hervorgehoben.

Trotz der steigenden Präferenz für bargeldlose Zahlungsmittel ist für 60 % der Befragten im Euroraum die Möglichkeit der Zahlung mit Bargeld wichtig oder sogar sehr wichtig. Lediglich für 12 % ist dies überhaupt nicht wichtig.

Nach Altersgruppen gegliedert ist die Nutzung unterschiedlicher Zahlungsinstrumente besonders gut zu erkennen: Am höchsten ist der Anteil der Bargeldzahlungen in der Gruppe der über 65-Jährigen (65 %), am geringsten in der Gruppe der 25- bis 39-Jährigen (55 %). Zusätzlich wurde ein gewisser Zusammenhang zwischen der Präferenz für Bargeld und dem Bildungs- sowie dem Einkommensniveau beobachtet (24 % der Personen mit Pflichtschulabschluss bezahlen bevorzugt mit Bargeld, bei jenen mit einem universitären Bildungsabschluss liegt dieser Anteil bei 17 %). In Bezug auf Geschlechter sind keine signifikanten Unterschiede bei den Zahlungspräferenzen erkennbar.

Der Zugang zu Bargeld wird von nahezu allen Befragten im Euroraum (90 %) als zufriedenstellend wahrgenommen. Die Akzeptanzrate von Bargeld bei POS-Transaktionen liegt bei 95 %, jene von bargeldlosen Zahlungsmitteln bei 81 %.

Nach Altersgruppen gegliedert ist die Nutzung unterschiedlicher Zahlungsinstrumente besonders gut zu erkennen: Am höchsten ist der Anteil der Bargeldzahlungen in der Gruppe der über 65-Jährigen (65 %), am geringsten in der Gruppe der 25- bis 39-Jährigen (55 %). Zusätzlich wurde ein gewisser Zusammenhang zwischen der Präferenz für Bargeld und dem Bildungs- sowie dem Einkommensniveau beobachtet (24 % der Personen mit Pflichtschulabschluss bezahlen bevorzugt mit Bargeld, bei jenen mit einem universitären Bildungsabschluss liegt dieser Anteil bei 17 %). In Bezug auf Geschlechter sind keine signifikanten Unterschiede bei den Zahlungspräferenzen erkennbar.

Der Zugang zu Bargeld wird von nahezu allen Befragten im Euroraum (90 %) als zufriedenstellend wahrgenommen. Die Akzeptanzrate von Bargeld bei POS-Transaktionen liegt bei 95 %, jene von bargeldlosen Zahlungsmitteln bei 81 %.

Effekte der COVID-19-Pandemie

Für die Mehrheit der Befragten änderte sich durch die COVID-19-Pandemie kaum etwas an ihrem Zahlungsverhalten; 54 % zahlen weiterhin genauso häufig mit Bargeld wie zuvor. Dennoch haben die Auswirkungen der Pandemie den Trend zur bargeldlosen Zahlung zusätzlich beschleunigt: knapp ein Drittel (31 %) der Konsument:innen bezahlt seit dem Ausbruch der Pandemie seltener mit Bargeld.

Zentrale Ursachen dafür liegen in der gesteigerten Praktikabilität elektronischer Zahlungen sowie in den häufig, wie mittlerweile bekannt, zu Unrecht ausgesprochenen Anregungen zur Eindämmung der Pandemie, nämlich vorrangig bargeldlos zu bezahlen. Etwa ein Viertel der Befragten gab an, aus Angst vor einer vermeintlichen Infektion seltener mit Bargeld zu bezahlen, jedoch ist 2022 bereits ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 erhobenen Werten zu sehen. Damit einhergehend haben sich die Online-Zahlungen im Eurosystem-Durchschnitt von 6 % (2019) auf 17 % (2022) verdreifacht.

Österreich als bargeldstarkes Land

Österreich geht aus der SPACE II-Studie als Land im Euroraum hervor, in dem die Nutzungshäufigkeit und Präferenz von Bargeld sehr hoch ausgeprägt ist. 70 % der Transaktionen in Österreich und somit um knapp 10 Prozentpunkte mehr als im Euroraum-Durchschnitt wurden mit Bargeld durchgeführt; nur Malta (77 %) und Slowenien (73 %) verzeichnen noch höhere Werte. Knapp die Hälfte (45 %) der österreichischen Konsument:innen und somit deutlich mehr als im Euroraum-Durchschnitt bezahlt am liebsten bar, 36 % bevorzugen Kartenzahlung und 19 % haben keine eindeutige Präferenz. Im Vergleich zu 2019 ist die Präferenz für Bargeld in Österreich sogar um 3 Prozentpunkte gestiegen, während sie in den meisten anderen Ländern zumindest leicht rückläufig ist. 43 % der Österreicher:innen messen der Möglichkeit der Barzahlung eine sehr hohe Bedeutung bei. Das ist der höchste Anteil innerhalb des Euroraums.

[1] SPACE II wurde im Auftrag der EZB von dem Umfrageinstitut Kantar Public unter Anwendung eines Methodenmixes von 50 % Telefon-Interviews (Computer-Assisted Telephone Interviews – CATI) und 50% Online-Interviews (Computer-Assisted Web Interviews – CAWI) durchgeführt. Insgesamt wurden 39.765 Personen aus 17 Euroraum-Ländern (darunter auch Österreich) im Zeitraum Oktober 2021 bis Juni 2022 befragt.