Kreditnachfrage seit über einem Jahr rückläufig

(, Wien)

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Jänner 2024 (Bank Lending Survey)

Die aktuelle Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) unter heimischen Banken zeigt, dass die Kreditnachfrage in Österreich sowohl für Unternehmenskredite als auch für private Wohnbaukredite seit über einem Jahr zurückgeht. Als wesentlicher Grund werden die gestiegenen Zinsen genannt. Im Fall der Unternehmenskredite spielt auch die seit längerem rückläufige Investitionstätigkeit der Unternehmen eine wichtige Rolle – die österreichische Wirtschaft befindet sich seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Rezession. Der Ausblick im Unternehmenskundengeschäft ist zudem nach unten gerichtet. Für das erste Quartal 2024 erwarten die Banken hier eine weitere Abschwächung der Kreditnachfrage, und sie planen Verschärfungen ihrer Angebotspolitik gegenüber Unternehmen. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der OeNB über das Kreditgeschäft, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die aktuelle Umfrage wurde im Dezember 2023 durchgeführt.

Nachfrage nach Unternehmenskrediten sinkt seit dem vierten Quartal 2022
Nach einem deutlichen Rückgang im dritten Quartal 2023 ist die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im vierten Quartal 2023 weiter gesunken und soll im ersten Quartal 2024 erwartungsgemäß abermals zurückgehen. Bereits seit dem vierten Quartal 2022 schwächt sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ab. Eine persistente Nachfrageschwäche zeigt sich bei den langfristigen Krediten zur Investitionsfinanzierung. Hintergrund der Entwicklung ist die Rezession, in der sich die österreichische Wirtschaft seit dem zweiten Halbjahr 2022 befindet, – im Speziellen die rückläufige Investitionstätigkeit der Unternehmen – sowie die gestiegenen Zinsen bzw. Finanzierungskosten.

In den Umfrageergebnissen zeigt sich weiters ein zunehmend negativer Risikoausblick. Die Risikoeinschätzung der Banken hinsichtlich allgemeiner Wirtschaftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen hat sich seit 2022 nach und nach verschlechtert und dementsprechend restriktiv auf das Kreditangebot ausgewirkt. Die Banken haben ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit dem zweiten Quartal 2022 umfassend verschärft und planen weitere Verschärfungen im ersten Quartal 2024.

Gemäß den Angaben der befragten Banken ist die Immobilienwirtschaft – im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren – überdurchschnittlich stark von den angesprochenen restriktiven Entwicklungen bei Angebot und Nachfrage im Unternehmenskreditgeschäft betroffen.

Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten 2023 weiter gesunken – Stabilisierung zu Jahresbeginn 2024 erwartet
Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten ist im dritten und vierten Quartal 2023 weiter gesunken, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2022 – ausgehend von einem Rekordhoch – eingebrochen war. Für das erste Quartal 2024 erwarten die befragten Banken keine Belebung der Nachfrage, sie wird unverändert auf tiefem Niveau gesehen. Als Hauptgrund für den Mitte 2022 einsetzenden und anhaltenden Rückgang der Nachfrage wurden die gestiegenen Zinsen genannt. Kredite sind teurer und weniger leistbar geworden, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und Rezession. Angebotsseitig kam es in den letzten Quartalen nur zu wenigen Änderungen im Geschäft mit privaten Wohnbaukrediten.
 

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

Ein ausführlicher Bericht über die Österreich-Ergebnisse wird in der Publikationsreihe „OeNB Reports“ veröffentlicht.  Weitere Informationen und Daten zur Umfrage finden sich auf der OeNB-Website im Bereich Geldpolitik/Erhebungen.

Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website publiziert.