Österreichs Bevölkerung vergibt Top-Note für Bargeld
(, Wien)OeNB-Studie zu den Ergebnissen der aktuellen Zahlungsverhaltensumfrage für Österreich
In den letzten 20 Jahren hat sich die Antwort der österreichischen Bevölkerung auf die Frage nach dem beliebtesten Zahlungsmittel kaum geändert. Bargeld dominiert nach wie vor deutlich das Zahlungsverhalten in Österreich mit einem Anteil von 82 % an allen Transaktionen und 65 % am gesamten Zahlungsvolumen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) untersucht in einer Studie mögliche Gründe für die Bargeld-Präferenz. Neben externen Einflussfaktoren wie dem Vorhandensein von Zahlungsalternativen oder dem Ausmaß möglicher Transaktionskosten spielen auch Vorlieben eine wichtige Rolle.
Die OeNB führt seit dem Jahr 1996 Umfragen zum Zahlungsverhalten der österreichischen Bevölkerung durch – mit dem stets gleichen Hauptergebnis: Bargeld ist das in Österreich am meisten genutzte Zahlungsmittel. Die Mehrheit der Befragten präferiert Bargeld, weil es für sie das subjektiv bessere Zahlungsmittel darstellt. Trotz der rasanten Veränderungen des Zahlungsmittelmarktes in den letzten Jahren ändert sich daran wenig. Kurt Pribil, Mitglied des OeNB-Direktoriums, unterstreicht, „dass Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel in Österreich ist. Auch in Zeiten des technologischen Wandels bleibt somit die effiziente Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Banknoten eine Kernaufgabe der OeNB.“
Teilweise geringe Akzeptanz von Zahlungskarten
In einer neuen Studie zeigen die OeNB-Experten Helmut Stix und Codruta Rusu, dass ein Teil des hohen Bargeldanteils auf die in manchen Bereichen (z. B. in Restaurants) und bei kleinen Beträgen eingeschränkte Kartenakzeptanz zurückzuführen ist. So schwankt die Möglichkeit, mit Karte zu zahlen, erheblich nach Zahlungsort (von 14 % bei Käufen auf dem Flohmarkt bis 94 % bei Tankstellen) und nach Betragshöhe (von 56 % aller Zahlungen unter 5 EUR bis 87 % über 50 EUR). Dass die Kartenakzeptanz allein als Erklärung nicht ausreicht, zeigt der Umstand, dass Bargeld in Österreich nicht nur für Kleinbeträge unter 25 EUR, sondern auch oft für Transaktionen mit hohen Beträgen zum Einsatz kommt: Fast die Hälfte (47,2 %) der Transaktionen über 100 EUR wurden in bar beglichen.
Am liebsten bar
Einen weiteren Erklärungsansatz für die hohe Bargeldnutzung liefern die Konsumentenpräferenzen, das heißt, dass die Befragten gemäß ihren Vorlieben bezahlen und jenes Zahlungsmittel wählen, das diesen am besten entspricht. Mehr als die Hälfte (55 %) gab an, in einem Geschäft vorzugsweise bar zu zahlen – auch dann, wenn Kartenzahlungen möglich wären. 30 % zahlen grundsätzlich lieber mit Karte. Insgesamt wäre es laut subjektiver Einschätzung der Befragten bei 72 % aller Barzahlungen möglich gewesen, mit Karte zu zahlen.
Wer zahlt bar und wer mit Karte?
Worin unterscheiden sich die Befragten mit Bargeldpräferenz von jenen mit Kartenpräferenz? Die Ergebnisse zeigen, dass Barzahler in allen sozio-demografischen Gruppen stark vertreten sind und somit nicht alleine an Charakteristika wie Alter, Einkommen etc. festgemacht werden können. Am deutlichsten unterscheiden sich die beiden Gruppen darin, welche Eigenschaften eines Zahlungsmittels gewünscht werden. Sowohl Bar- als auch Kartenzahler legen Wert darauf, dass Zahlungen einfach, schnell und praktisch sind, wobei Kartenzahler diese Funktion von Karten eher erfüllt sehen. In fast allen anderen Bereichen bewerten aber selbst Kartenzahler Bargeld besser. Barzahler legen zusätzlich Wert auf Kosten des Zahlungsmittels, auf Ausgabenüberblick und auf Anonymität. Für Barzahler erfüllt Bargeld die präferierten Eigenschaften mit Abstand am besten.
Die Studie „Von Bar- und Kartenzahlern – aktuelle Ergebnisse zur Zahlungsmittelnutzung in Österreich“ ist in der OeNB-Publikation „Monetary Policy & the Economy Q1/17“ nachzulesen.