Jacob Stainer
um 1618 bis 1683Da die entsprechenden Taufbücher aus Absam, dem Geburtsort Stainers, nicht erhalten geblieben sind, konnte sein genaues Geburtsdatum bisher nicht ermittelt werden. Aus einem seiner Briefe lässt sich jedoch schließen, dass er um 1618 geboren worden ist. Auch über seine Lehrzeit gibt es keine archivalischen Belege, allerdings weisen stilistische Merkmale auf Nicolò Amati als Lehrmeister hin. 1644 hat er sich wohl in Salzburg und München aufgehalten, da Aufträge für die dortigen Höfe dokumentiert sind. Wenn auch Stainer 1645 nach Absam zurückgekehrt ist und eine Familie gegründet hat, dürfte er sich laut historischer Belege in den folgenden Jahren auch in anderen Städten für längere Zeit aufgehalten haben. 1646 reiste er nach Venedig und im darauffolgenden Jahr hielt er sich in Kirchdorf (Oberösterreich) auf. Zu dieser Zeit hatte er bereits überregionale Bekanntheit erlangt, wodurch ab 1648 sogar Aufträge aus Städten wie Bozen oder Brixen eingingen. Auch der Innsbrucker Hof zählte zu seinen Kunden, und 1658 ernannte ihn Erzherzog Ferdinand Karl zum „erzfürstlichen Diener“. Dieser Ehrentitel war zwar nicht mit einer Anstellung verbunden, verbesserte jedoch seine soziale Stellung. Stainer war belesen und konnte auf seinen zahlreichen Reisen seinen Horizont erweitern. Zudem war er mit Ideen der Reformation bekannt geworden, was im streng katholischen Land Tirol nicht ungefährlich war: Da in Stainers Haus im Zuge einer Durchsuchung indizierte Bücher gefunden worden waren, erstattete 1668 der Haller Stadtpfarrer Anzeige wegen Häresie. In Folge dieses sehr ernst zu nehmenden Vorwurfes ermittelte das Konsistorium, ein bischöfliches Gericht, in Brixen über ein Jahr gegen Stainer. Trotz einer raffinierten Hinhaltetaktik und der Ausschöpfung aller Rechtsmittel konnte Stainer einer Verurteilung nicht entgehen. Allerdings konnte er zumindest die Exkommunikation abwenden. In dieser Zeit der persönlichen Rückschläge hat sein Ruf als Geigenbauer den Höhepunkt erreicht, was die zahlreichen Aufträge aus dem benachbarten Ausland belegen. Stainers Produktivität war beachtlich, vor allem angesichts dessen, dass er nie einen Lehrling oder Gesellen angestellt hatte. Seine letzten Lebensjahre waren durch Krankheit gezeichnet. 1680 wurde in einem kurfürstlichen Rechnungsbuch vermerkt, Stainer sei „ganz sinnlos“ geworden. Trotzdem konnte er auch noch in dieser, letzten Lebensphase arbeiten, wenn auch vermutlich mit Unterbrechungen.
Stainers Geigen sind hochgewölbt und zeichnen sich durch eine besondere Klangqualität aus. Daher zählten sie, neben Nicolò Amatis Instrumenten, bis ins späte 18. Jahrhundert zu den begehrtesten und auch teuersten Streichinstrumenten. Doch mit dem Aufkommen großer Konzertsäle und stark besetzter Orchester ab dem 19. Jahrhundert setzten sich bei den Solisten die Instrumente Stradivaris und Guarneris durch, die inzwischen mit längeren Hälsen versehen wurden und durch ihr etwas größeres Tonvolumen bestachen.