Andrea Guarneri
1623–1698Einige Mitglieder der Familie Guarneri übten über drei Generationen großen Einfluss auf den Geigenbau in Oberitalien aus. Drei waren in Cremona, einer in Mantua und ein weiterer in Venedig tätig. Der Stammvater, Andrea Guarneri, wurde in einem Dorf nahe Cremona geboren. 1641 wird sein Name erstmals als Lehrjunge im Haushalt Nicolò Amatis erwähnt. Dieser hatte damals zahlreiche Schüler, doch Guarneri war einer der wenigen, die über einen langen Zeitraum hinweg bei ihm arbeiteten. Im Jahr 1652 heiratete er Anna Maria Orcelli, deren Onkel und Vormund Musiker war. Sie erhielt als Mitgift ein Haus, das in der Nähe von Amatis Wohnsitz lag. Dieses Haus, das als Casa Guarneri Bekanntheit erlangte, sollte auch für die kommenden Generationen Familiensitz und Werkstätte bleiben. Zwei von insgesamt sieben Kindern wurden nicht nur als Musiker, sondern auch als Geigenbauer ausgebildet. Wie es damals Brauch war, hätte der älteste Sohn Pietro die Werkstätte übernehmen sollen. Doch sehr zum Missfallen des Vaters übersiedelte er 1684 nach Mantua, wo er eine eigene Werkstätte eröffnete. Dafür verblieb sein jüngerer Bruder Giuseppe in der väterlichen Werkstatt, was einen nachweisbaren Einfluss auf die Geigen Andreas ab den 1680er Jahren hatte. Aus Gründen der Unterscheidbarkeit wurde Giuseppe Guarneri mit dem Beinamen „filius Andreæ“ („Andreas Sohn“) bedacht.
Andrea Guarneris Arbeiten lassen stets den Stil seines Lehrers Nicolò Amati erkennen. Die Proportionen seiner Instrumente, die Form und Position der F-Löcher, der Verlauf der Wölbung und das Design der Schnecken weisen auf seinen Lehrmeister hin. Zwei unterschiedliche Arten von Geigenzetteln lassen vermuten, dass für ihn neben seinem Sohn auch weitere Geigenbauer tätig gewesen sind: Eigene Instrumente bezeichnete er mit „Andreas Guarnerius fecit Cremone sub titulo Sanctæ Teresiæ“ („Hergestellt von Andrea Guarneri unter der Schirmherrschaft der Heiligen Theresia“), während andere mit „Sub disciplina Andreæ Guarnerij in eius Officina sub titulo S. Teresiæ” („Unter der Aufsicht von Andrea Guarneri in dessen Werkstatt unter der Schirmherrschaft der Heiligen Theresia“) bezeichnet wurden.