Bargeldversorgung durch Geldausgabeautomaten weiterhin gut

Helmut Stix, Simon Thielen (20.10.2022)

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) analysiert seit drei Jahren die Bargeldversorgungssituation der österreichischen Bevölkerung durch Geldausgabeautomaten. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass sich die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld durch Geldautomaten im Jahr 2021 gegenüber dem Jahr 2020 kaum verändert hat. Im Durchschnitt ist der nächstgelegene Geldausgabeautomat für die österreichische Bevölkerung in einer Wegstrecke von 1,1 km und einer Wegzeit von etwa drei Minuten zu erreichen. Eine neue, interaktive Web-Anwendung stellt die Ergebnisse auch auf regionaler Ebene dar.

Wie steht es um die Bargeldversorgung der österreichischen Bevölkerung, insbesondere im ländlichen Raum? Gibt es schlecht versorgte Gebiete? Um diese Fragen beantworten zu können, analysiert die OeNB seit dem Jahr 2019 die Erreichbarkeit von Geldautomaten auf räumlicher Ebene. Dazu wurden die Koordinaten von Geldautomaten gesammelt und für jede bewohnte Rasterzelle (100mx100m) in Österreich die Wegstrecke und die Wegzeit zu den nächstgelegenen Geldautomaten ermittelt. Die Berechnungen wurden nun mit Daten von Ende 2021 aktualisiert.

Die OeNB verfügt durch diese räumliche Analyse über ein Analysetool, das auch im internationalen Vergleich „state of the art“ ist, um die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Bargeldbezugspunkten zu messen, zu analysieren und im Zeitablauf zu beobachten.

Anmerkungen zur Methode

Ausgangspunkt: hohe Anzahl an Geldautomaten in Österreich
Der meistgenutzte Bargeldbezugspunkt in Österreich ist der Geldausgabeautomat. Das Geldautomatennetz ist demnach für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld von großer Bedeutung. Die Situation in Österreich unterscheidet sich von jener in anderen Ländern, in denen die Anzahl an Bargeldbezugspunkten in den letzten Jahren rückläufig war (z. B. Niederlande, Irland). Hierzulande hat sich die Anzahl an Geldautomaten in den vergangenen Jahren erhöht – von etwa 7.400 im Jahr 2005 auf über 9.100 im Jahr 2021. Damit zählt Österreich im europäischen Vergleich zu jenen Ländern, die die höchste Anzahl an Geldautomaten in Relation zur Bevölkerung aufweisen.

Geldautomaten: Internationaler Vergleich

Hauptergebnisse
Die Ergebnisse der aktualisierten Erreichbarkeitsstudie zeigen erneut, dass die österreichische Bevölkerung im Durchschnitt gut mit Geldausgabeautomaten (GAA) versorgt ist und daher guten Zugang zu Bargeld hat. Im Vergleich zu den Perioden 2019 und 2020 haben sich die Ergebnisse kaum verändert.

  • Für den Durchschnitt der österreichischen Bevölkerung ist der nächstgelegene Geldausgabeautomat in einer Wegstrecke von 1,1 km (2020: 1,1 km; 2019: 1,2 km) erreichbar. Es werden durchschnittlich rund drei Minuten reine Fahrzeit (in allen drei Perioden) benötigt.
  • Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher haben weniger als 1 km Wegstrecke und 97 % der Bevölkerung haben weniger als 5 km (auch hier gibt es keine Änderungen gegenüber 2019 und 2020).
Grafik: Landkarten

Durchschnittliche Wegstrecken zum nächsten Geldautomaten nach 1 x 1 km-Rasterzellen
Die oben dargestellte Landkarte symbolisiert die durchschnittliche Entfernung von der Wohnadresse zum nächstgelegenen Geldautomaten. Je dunkler die Farbe, desto länger ist die Wegstrecke. Unbewohnte Gebiete sind weiß. 

Dunkel eingefärbte Bereiche, d. h. längere durchschnittliche Wegstrecken, können im gesamten Bundesgebiet (außer in Wien) beobachtet werden. Vergleichsweise häufiger sind diese Zellen in Kärnten, Niederösterreich und der Steiermark zu finden. Dabei ist zu beachten, dass viele Gebiete mit längeren Wegstrecken relativ dünn besiedelt sind. Insgesamt haben etwa 14 % der Bevölkerung eine Wegstrecke zwischen 2 und 5 km und nur 2,8 % der Bevölkerung eine Wegstrecke von über 5 km zurückzulegen.

Werden die Ergebnisse auf Gemeindeebene betrachtet, dann zeigt sich, dass in einem geringen Anteil österreichischer Gemeinden auch weitere Wegstrecken zurückzulegen sind. Zum Beispiel haben in 76 österreichischen Gemeinden die Bewohnerinnen und Bewohner im Durchschnitt eine Wegstrecke von über 5 km zurückzulegen. Diese Gemeinden haben im Durchschnitt 800 Einwohnerinnen und Einwohner und sind in allen Bundesländern außer Wien zu finden.

Städtische und ländliche Bevölkerung im Vergleich
Die bevölkerungsgewichteten Ergebnisse aus dem Jahr 2021 zeigen, dass der zurückzulegende Weg zum nächstgelegenen Geldautomaten sich für die städtische und ländliche Bevölkerung weiterhin stark unterscheidet. Während in städtischen Zentren (urbane Großzentren, urbane Zentren und regionale Zentren) die durchschnittliche Wegstrecke 0,7 km beträgt, liegt diese im ländlichen Raum bei über 1,8 km. Auch der Anteil der Bevölkerung mit einer Wegstrecke von über 5 km bis zum nächstgelegenen Geldautomaten ist bei der ländlichen Bevölkerung mit 5,7 % deutlich höher als bei der städtischen Bevölkerung mit 0,6 %.

Wegstrecke

Im Vergleich zum Jahr 2020 haben sich die durchschnittliche Wegstrecke und der Anteil der Bevölkerung mit einer Wegstrecke von über 5 km allerdings nicht verändert.

Ergebnisse nach Gemeinden und Bundesländern
Die beiden untenstehenden Grafiken verdeutlichen, wie sich die Distanzen zum nächsten Geldautomaten, jeweils nach Gemeindegröße und nach Bundesland, im Zeitraum 2019 bis 2021 verändert haben.

Distanz zum nächsten Geldautomaten nach Bundesland und nach Gemeindegroesse

Die Wegstrecken variieren nach Gemeindegröße. Je größer die Gemeinde, desto weniger Weg muss im Durchschnitt für die Bargeldbehebung zurückgelegt bzw. desto weniger Zeit muss dafür eingeplant werden. In kleinen Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt die durchschnittliche Entfernung bei 2 km. In Wien hingegen ist der nächste Geldautomat im Durchschnitt binnen 380 m erreichbar.

Betrachtet man die Ergebnisse nach Bundesland, so gibt es über die drei Jahre kaum Veränderungen. Im Burgenland ist im Jahr 2020 die durchschnittliche Distanz zum nächsten Geldausgabeautomaten gestiegen. Dies ist auf die Schließung der Commerzialbank Mattersburg AG im Burgenland zurückzuführen. Mittlerweile wurde in etlichen Orten, in denen der Geldautomat zusammen mit Filialen der Commerzialbank Mattersburg geschlossen wurde, wieder ein neues Gerät aufgestellt und die durchschnittliche Distanz liegt wieder beim Wert von 2019.

Ausstattung von Gemeinden mit Geldautomaten
Etwa 15 % der österreichischen Gemeinden verfügten Ende 2021 über keinen Geldautomaten. Im Vergleich zu Dezember 2020 ist die Anzahl von Gemeinden ohne GAA von 320 auf 317 Geräten leicht gesunken. In neun Gemeinden wurde der letzte vorhandene GAA geschlossen, in zwölf Gemeinden, in denen per Ende 2020 kein GAA vorhanden war, wurde hingegen ein GAA eröffnet.

In Gemeinden ohne GAA beträgt die durchschnittliche Wegstrecke zum nächstgelegenen GAA 3,8 km. Im Vergleich dazu beträgt die Wegstrecke in Gemeinden mit einem GAA 1,7 km.

Anzahl Geldautomaten auf Gemeindeebene  
  Anzahl Gemeinden in % der Gemeinden ø Wegstrecke in km
 
Kein Gerät 317 15 3,8
1 Gerät 830 39 1,7
2 Geräte 327 15 1,6
3 Geräte 172 8 1,6
4 Geräte oder mehr 471 22 0,8
 

Darstellung der Ergebnisse in interaktivem Dashboard

Eine detailliertere Darstellung der Ergebnisse ist im interaktiven Dashboard „Wie weit zum nächsten Geldautomaten“ zu finden:

  • In einer Landkarte wird für jede der 2.096 österreichischen Gemeinden und der Wiener Bezirke die durchschnittliche Wegstrecke graphisch dargestellt.
  • Darüber hinaus werden Kennzahlen pro Bezirk oder Bundesland zusammengefasst. Damit können die Ergebnisse zwischen Gemeinden und Bundesländern verglichen werden.
  • Dargestellt werden außerdem die durchschnittliche Wegstrecke, die durchschnittliche Wegzeit sowie der Anteil der Bevölkerung mit einer Wegstrecke über 5 km.