Finanzmarktstabilität und makroprudenzielle Aufsicht als Kernaufgabe einer Zentralbank
(, Wien)Fachkonferenz in Wien untersucht Risiken und Resilienz des Finanzsystems
Wie kann die Finanzmarktstabilität effektiv und vorausschauend gewährleistet werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) veranstalteten Konferenz am 18. September 2024, gemeinsam mit dem Joint Vienna Institute (JVI), dem SUERF – The European Money and Finance Forum und der Yale University (Program on Financial Stability). Das Thema dieser Konferenz lautet „Building Resilience and Managing Financial Crises“.
Die Bedeutung eines stabilen Finanzsystems ist für eine funktionierende Volkswirtschaft gerade in herausfordernden Zeiten essenziell. „Die letzten Jahre mit ihrer raschen Abfolge krisenhafter Entwicklungen sowie die aktuellen geopolitischen Spannungen zeigen, wie wichtig ein resilienter Bankensektor ist“, erläuterte Gouverneur Holzmann.
Die Konferenz beleuchtet die unterschiedlichen Phasen eines vollständigen Finanzzyklus von einem Aufschwung über einen Boom bis hin zu einer Finanzkrise und die dabei auftretenden Herausforderungen aus aufsichtlicher und regulatorischer Sicht. Zahlreiche international führende Expertinnen und Experten mit umfassender Erfahrung in der mikro- und makroprudenziellen Aufsicht, im Krisenmanagement und der politikorientierten akademischen Forschung zu den jeweiligen Bereichen tauschen sich gemeinsam mit rund 500 Teilnehmenden sowohl vor Ort in der OeNB als auch online aus.
Die Fachkonferenz nimmt eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Risiken für die Finanzmarktstabilität vor. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie makroprudenzielle Instrumente die Resilienz des Finanzsystems gegenüber systemischen Risiken erhöhen. Dabei steht der proaktive Einsatz dieser Instrumente im Vordergrund. So können mit kapitalbezogenen Maßnahmen bspw. in guten Zeiten entsprechende Kapitalpuffer aufgebaut werden, auf die in schlechten Zeiten zurückgegriffen werden kann. Die Konferenz befasst sich auch mit der Rolle neuer Technologien als Herausforderung für die Finanzmarktstabilität. Des Weiteren werden aus vergangenen Krisen Lehren aus dem Umfang mit ausgefallenen Krediten gezogen und die Bedeutung eines effektiven Krisenmanagements aufgezeigt.
Gerade für Österreich zeigt sich, dass in externen Bewertungen umsichtige aufsichtliche Maßnahmen, wie etwa die makroprudenzielle Stärkung der Kapitalisierung des Bankensektors und Standards für eine nachhaltige Kreditvergabe, auch tatsächlich wahrgenommen werden. „Es ist erfreulich, dass die Bemühungen der Banken sowie die vorausschauenden und mit Augenmaß gesetzten makroprudenziellen Maßnahmen der Aufsicht Früchte tragen.“, so Vize-Gouverneur Gottfried Haber. „Diese tragen zu einer positiven Einschätzung des österreichischen Finanzmarktes bei und sorgen für günstige Finanzierungsbedingungen von Unternehmen und Haushalten“. In den letzten vier Jahren wurde diese Resilienz mehrmals getestet (Corona-Pandemie, russische Invasion in der Ukraine, verändertes Zins-Inflationsumfeld). Der Bankensektor war dabei ein verlässlicher Partner der Haushalte und Unternehmen, und das Vertrauen blieb stets gewährleistet.
Zu den Vortragenden zählen: Boris Vujčić (Gouverneur Hrvatska Narodna Banka, Vienna Initiative), Alessandra Perrazzelli (Vize-Gouverneurin Banca d’Italia), Livio Stracca (EZB, Macroprudential Policy and Financial Stability), Andrew Metrick (Yale School of Management), Fernando Restoy (Financial Stability Institute), Tobias Adrian (IMF) und Jeremy Stein (Harvard University) – neben vielen weiteren führenden Persönlichkeiten aus Aufsicht und Forschung.