Wintersaison 2022/23: Nächtigungen nur noch 4 ½ % unter Vor-Corona-Niveau
(, Wien)Nach einem aufgrund von Sondereffekten schwachen März zeichnet sich für den April ein kräftiges Nächtigungsplus ab. Basierend auf aktuelle Zahlungskartenumsätze erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), dass die Nächtigungen im letzten Monat der Wintersaison sogar das hohe Vorkrisenniveau des Jahres 2019 übertroffen haben. Damit liegen die Nächtigungen in der gesamten Wintersaison 2022/23 nur noch 4 ½ % unter dem Vor-Corona-Niveau – die österreichische Tourismusindustrie hat ihre Erholung erfolgreich fortgesetzt. Der Ausblick auf die Sommersaison 2023 ist vorsichtig optimistisch. Einerseits könnte die derzeit hohe Teuerung die Nachfrage der Haushalte mit geringerem Einkommen dämpfen und der Personalmangel Ausweitungen im Angebot einschränken. Andererseits werden das Ende der COVID-Einschränkungen, hohe Flugpreise und das Wiedererstarken des Kongresstourismus die Entwicklung stützen.
Im März 2023 wurden in österreichischen Beherbergungsbetrieben laut Statistik Austria 12,9 Mio Übernachtungen getätigt. Im Vergleich zum März 2019 bedeutet das einen starken Rückgang von 13,7 %. Im Gegensatz dazu lag die Anzahl der Übernachtungen im Jänner (–0,8 %) und Februar (–2,3 %) nur geringfügig unter dem Vorkrisenniveau. Der starke Rückgang im März ist durch die Terminisierung der Ferien in Bayern und Belgien zu erklären, die einen Großteil des Rückgangs der Nächtigungen ausländischer Gäste erklären. Der März stellt somit keine Trendumkehr dar, sondern wurde durch Sonderfaktoren bestimmt. Diese Einschätzung bestätigt die Prognose der Nächtigungen für April, die von der OeNB auf Basis von Zahlungskartenumsätze (bis inklusive 23. April 2023) erstellt wurde. Demnach steigt die Anzahl an Übernachtungen inländischer Gäste im April um 9,2 % (im Vergleich zu April 2019). Auch für die Nächtigungen ausländischer Gäste erwartet die OeNB einen Zuwachs (+2,1 % gegenüber April 2019). In Summe ergibt sich damit ein Plus von 4,2 %. Die erwartete starke Entwicklung ist zum Teil auf die um zwei Wochen früheren Osterferien zurückzuführen. Da die Schneelage im April noch ausgezeichnet war, dürften mehr Skiurlaube als 2019 gebucht worden sein.
Mit April endete auch die Wintersaison 2022/23. Laut Schätzung der OeNB dürfte in den sechs Monaten seit November 2022 die Zahl der Nächtigungen um 4,4 % unter der Wintersaison 2018/19 liegen. Damit setzt die österreichische Tourismusindustrie ihre Erholung nach der Coronapandemie fort. Während die Wintersaison 2020/21 aufgrund des Komplettausfalls an ausländischen Gästen einen Rückgang von 92,4 % verzeichnete, war die Wintersaison 2021/22 nur noch durch behördliche Schließungen Ende 2021 eingeschränkt und lag um 27,7 % unter dem Vorkrisenniveau. Auch wenn die heurige Wintersaison durch keine Schließungen betroffen war, sind die Folgen der COVID-19-Krise weiterhin spürbar. Weiters haben die Folgen des Klimawandels (warme Temperaturen und wenig Schnee zu Beginn der Saison) sowie die eingeschränkte Kaufkraft durch die hohen Preissteigerungen infolge der Energiepreiskrise die Entwicklung 2022/23 gedämpft.
Bei der Einschätzung des Ausblicks auf die Sommersaison 2023 gilt es mehrere Faktoren zu berücksichtigen. (1) Die hohe Inflation: Sie dämpft die real verfügbaren Einkommen und damit generell die Leistbarkeit eines Urlaubs in Österreich. Hinzu kommt, dass die Preissteigerungen in der Gastronomie überdurchschnittlich hoch waren und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit senken. Noch deutet die gute Buchungslage aber auf eine hohe Nachfrage hin und hilft bei der Durchsetzung höherer Preise. Durch die Fokussierung auf Qualität und auf höhere Preissegmente könnten außerdem mögliche Nachfragerückgänge in niedrigeren Preissegmenten kompensiert werden. Ein anderer Aspekt im Zusammenhang mit der Preisentwicklung wirkt hingegen stützend. Der aktuell starke Preisanstieg bei Flugreisen erhöht die Attraktivität Österreichs für Gäste aus den Nachbarländern. (2) Der Personalmangel: Die offenen Stellen bei Fremdenverkehrsberufen lagen im März 2023 um 44 % über dem Vorkrisenniveau. Zudem kühlte sich das Beschäftigungswachstum im Gast- und Beherbergungswesen in den letzten Monaten ab. Die geringere Beschäftigungsdynamik und das weiterhin hohe Ausmaß von offenen Stellen signalisiert mögliche Angebotsengpässe in der Sommersaison 2023. (3) Kongress- und Städtetourismus: Seit dem zweiten Halbjahr 2022 werden wieder vermehrt Großkongresse in Österreich veranstaltet. Dieser Trend wird sich fortsetzen und zusätzliche Impulse für den heimischen Tourismus liefern. In Summe ergibt sich ein vorsichtig optimistischer Ausblick auf die Sommersaison 2023.
Vergleich zu 2019 in % | |||
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Inländische Touristen | Ausländische Touristen | Gesamt | |
Jänner 23 | –1,9 | –0,6 | –0,8 |
Februar 23 | –8,3 | –0,7 | –2,3 |
März 23 | –2,9 | –16,2 | –13,7 |
April 23 | 9,2 | 2,1 | 4,2 |
Vergleich zum Vorjahr in % | |||
Jänner 23 | 22,5 | 53,9 | 47.0 |
Februar 23 | 12,9 | 35,5 | 30,3 |
März 23 | 12,1 | 4,9 | 6,4 |
April 23 | 11,0 | 14,9 | 13,7 |
Vergleich zur Saison 2019 in % | |||
Wintersaison 2020/21 | –76,0 | –97,2 | –92,4 |
Sommersaison 2020/21 | 3,4 | –23,9 | –15,9 |
Wintersaison 2021/22 | –21,5 | –29,5 | –27,7 |
Sommersaison 2021/22 | 4,4 | –3,8 | –1,4 |
Wintersaison 2022/23 | –3,0 | –4,8 | –4,4 |
Vergleich zu 2019 in % | |||
2020 | –20,9 | –41,2 | –35.9 |
2021 | –25,9 | –55,7 | –47,9 |
2022 | –2,7 | –13,1 | –10,3 |
Vergleich zum Vorjahr in % | |||
2020 | –20,9 | –41,2 | –35.9 |
2021 | –6,3 | –24,6 | –18,7 |
2022 | 31,4 | 96,2 | 72,1 |
Quelle: Statistik Austria, Prognose der OeNB. |