Nachfrage nach Wohnbaukrediten geht weiterhin zurück
(, Wien)Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Jänner 2023 (Bank Lending Survey)
Nach dem starken Rückgang im dritten Quartal 2022 ist die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten im vierten Quartal 2022 nochmals zurückgegangen. Dieser Trend dürfte sich abgeschwächt im ersten Quartal 2023 fortsetzen. Die steigenden Zinsen und die unsichere Wirtschaftslage sind die wesentlichen Gründe für diese Entwicklung. Die Kreditnachfrage von Unternehmen blieb im vierten Quartal 2022 hingegen weitgehend unverändert. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die aktuelle Umfrage wurde von Mitte Dezember 2022 bis Anfang Jänner 2023 durchgeführt.
Private Wohnbaukredite: Nachfrage im zweiten Halbjahr 2022 gesunken
Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im vierten Quartal 2022 erneut zurückgegangen, nachdem sie bereits im dritten Quartal 2022 stark gesunken war. Für das erste Quartal 2023 gehen die befragten Banken von einem weiteren, aber nur mehr leichten Rückgang der Nachfrage aus. Damit geht eine lange Phase steigender Kreditnachfrage abrupt zu Ende. Als wesentliche Gründe für den Nachfragerückgang wurden die steigenden Zinsen und die unsichere Wirtschaftslage genannt. Kredite sind teurer und weniger leistbar geworden, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und schwacher Konjunktur.
Angebotsseitig blieben die bankinternen Richtlinien für Wohnbaukredite im vierten Quartal 2022 weitgehend unverändert. Im dritten Quartal 2022 war es noch zu deutlichen Verschärfungen gekommen, die mit der Risikosituation und den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen im Zuge der im August 2022 in Kraft getretenen „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ begründet wurden. Die Margen für Wohnbaukredite blieben im vierten Quartal 2022 weitgehend unverändert und verharren damit weiterhin auf dem Niveau von 2021.
Unternehmenskredite: Expansive Nachfrageentwicklung im vierten Quartal 2022 gestoppt, Angebotspolitik weiter verschärft
Die Kreditnachfrage von Unternehmen blieb im vierten Quartal 2022 weitgehend unverändert. Damit ist ein über eineinhalb Jahre dauernder Trend einer steigenden Nachfrage nach Unternehmenskrediten im vierten Quartal 2022 zu einem Halt gekommen. Die Banken meldeten eine weiter hohe Nachfrage nach kurzfristigen Krediten im vierten Quartal 2022, während jene nach langfristigen Krediten gesunken ist. Die Nachfrage seitens großer Unternehmen ist im vierten Quartal 2022 weitgehend unverändert geblieben, jene seitens kleiner und mittlerer Unternehmen gesunken. Im Ausblick auf das erste Quartal 2023 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken eine weiterhin kaum veränderte Gesamtnachfrage, aber eine erneut rückläufige Nachfrage nach langfristigen Krediten.
Seit dem vierten Quartal 2021 ist der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel der dominierende Grund für den Anstieg der Nachfrage insbesondere nach kurzfristigen Krediten. Der langfristige Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen war weniger expansiv bzw. in den letzten beiden Quartalen sogar rückläufig.
Diese Entwicklungen sind eine Folge des Kriegs in der Ukraine und der weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen (Lieferkettenprobleme, Preisauftrieb insbesondere bei Energie und Rohstoffen, Konjunkturabkühlung). Die Lieferkettenprobleme gehen zwar zurück, die Erfahrungen der letzten Zeit veranlassen Unternehmen aber weiterhin, vorsorglich Lagerbestände aufzubauen, um produktions- und lieferfähig zu bleiben. Umfassende Preissteigerungen haben generell den Liquiditätsbedarf der Unternehmen erhöht. Die unsichere wirtschaftliche Entwicklung bzw. die Abkühlung der Konjunktur wirken hingegen dämpfend auf die Nachfrage nach langfristigen Investitionskrediten.
Die Banken haben ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit dem zweiten Quartal 2022 umfassend verschärft – hauptsächlich aufgrund einer ungünstigeren Risikoeinschätzung. Die bankinternen Kreditrichtlinien wurden strenger, die Margen wurden erhöht. Für das erste Quartal 2023 sind abermals strengere interne Richtlinien zu erwarten.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei werden rund 150 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in der nächsten Ausgabe der OeNB-Publikationsreihe Statistiken – Daten & Analysen und vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.
Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website publiziert.