Kreditnachfrage von Unternehmen steigt das dritte Quartal in Folge
(, Wien)Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Jänner 2022 (Bank Lending Survey)
Seit dem zweiten Quartal 2021 steigt die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020. Für das erste Quartal 2022 erwarten die Banken eine weiter steigende Kreditnachfrage. Das sind die soeben von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) veröffentlichten Hauptergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die Umfrage wurde von Mitte Dezember 2021 bis Anfang Jänner 2022 durchgeführt.
Nachfrage nach Unternehmenskrediten steigt weiter an
Seit dem zweiten Quartal 2021 steigt die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach dem Einbruch durch die COVID-19-Pandemie. Im vierten Quartal 2021 kam es dabei auch zu einem im Rahmen der letzten Umfrage nicht erwarteten Anstieg der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten, der auf Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel zurückgeführt werden kann. Weitere Gründe für die im vierten Quartal 2021 gestiegene Gesamtnachfrage nach Unternehmenskrediten waren der Finanzierungsbedarf für Fusionen/Übernahmen und Unternehmensumstrukturierungen sowie jener für Anlageinvestitionen. Für das erste Quartal 2022 erwarten die befragten Banken eine weiter steigende Kreditnachfrage von Unternehmen.
Während die Nachfrage gestiegen ist, haben die Banken ihre Kreditvergabepolitik (interne Vergaberichtlinien, Kreditkonditionen) im Unternehmenskundengeschäft über das Jahr 2021 hinweg kaum verändert. Lediglich die Margen (Zinsaufschläge auf Referenzzinsen) für durchschnittlich risikoreiche Unternehmenskredite wurden in diesem Zeitraum aufgrund der Wettbewerbssituation leicht gesenkt.
Weiterhin stabile Entwicklung im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten
Im Verlauf des Jahres 2021 blieben die internen Vergaberichtlinien, die Kreditkonditionen und die Kreditnachfrage im Privatkundengeschäft weitgehend unverändert – sowohl bei Wohnbaukrediten als auch bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten war weiterhin kräftig. Für das Jahr 2022 erwarten die befragten Banken Verschärfungen ihrer Richtlinien für private Wohnbaukredite aufgrund neuer makroprudenzieller regulatorischer Anforderungen.
Verbesserte Refinanzierungsbedingungen für Banken
Die Refinanzierungssituation der österreichischen Banken hat sich seit dem dritten Quartal 2020 laufend verbessert (nach Verschlechterungen in den ersten beiden Quartalen 2020 am Beginn der COVID-19-Pandemie). Hervorzuheben sind Verbesserungen bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen und gestiegene Kundeneinlagen.
Derzeit geringe Relevanz notleidender Kredite für die Kreditvergabepolitik der Banken
Gemäß den Umfrageergebnissen haben notleidende Kredite die Kreditvergabepolitik der österreichischen Banken in den letzten Jahren kaum beeinflusst. Die Banken erwarten, dass das auch im ersten Halbjahr 2022 so bleiben wird.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei werden rund 150 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen Q1/2022 und vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.
Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website publiziert.