Gesundheitskrise und Klimarisiken: Weckruf für mehr Nachhaltigkeit im globalen Wertschöpfungsprozess
(, Wien)OeNB-Gouverneur Robert Holzmann eröffnet die Conference on European Economic Integration (CEEI) 2021 der Oesterreichischen Nationalbank
Als Schlüsselfaktoren für Wachstum und Entwicklung sind globale Wertschöpfungsketten aus unserer heutigen Weltwirtschaft nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen drei Jahrzehnten konnten sich auch die Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) im Rahmen international aufgebauter Lieferketten sehr gut positionieren und im Zuge eines bemerkenswerten Aufholprozesses zu stärker fortgeschrittenen Volkswirtschaften aufschließen. Die letzten Jahre hätten jedoch auch gezeigt, wie störungsanfällig weltweite Lieferketten sein können, sagte Univ.-Prof. Dr. Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) anlässlich der Eröffnung der zweitägigen Conference on European Economic Integration (CEEI) am 22. November 2021.
So haben die durch die COVID-19-Pandemie verursachten Lieferengpässe die industrielle Produktion und den Außenhandel massiv beeinträchtigt; dies wiederum hat die Abhängigkeit Europas von Importen aus Ländern wie China sichtbar gemacht. In Österreich machten die diesbezüglichen Wachstumseinbußen im zweiten und dritten Quartal 2021 im Branchendurchschnitt rund 0,3 Prozentpunkte aus, so Gouverneur Holzmann weiter. International stark betroffen ist vor allem die Automobilindustrie, die im CESEE-Raum volkswirtschaftlich besonders bedeutsam ist.
Neben den pandemiebedingten Herausforderungen treibt das wachsende Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen den wirtschaftlichen Strukturwandel voran. Letzterer, ebenso wie der Klimawandel selbst, könnten die Preise gewisser Rohstoffe noch weiter ansteigen lassen – und das zusätzlich zur konjunkturbedingt anziehenden Inflation, betonte der Nationalbank-Gouverneur.
Schließlich kam Gouverneur Holzmann noch auf die wichtigsten Prioritäten und offenen Fragen zu sprechen. So gilt es unter anderem, eine Balance zwischen Produktionsrückverlagerungen, und damit mehr strategischer Unabhängigkeit, und komplexeren Lieferketten, und damit stabileren Handelsnetzwerken, zu finden. Abzuwarten bleibt, inwieweit die derzeitigen Autonomiekonzepte und Regionalisierungsüberlegungen von Unternehmen letztlich in die Praxis umgesetzt werden, und inwieweit die CESEE-Länder von Produktionsrückverlagerungen nach Europa profitieren werden. Aufgrund des meist geringeren Wertschöpfungsanteils der Produktion in der Region sind zusätzlich Antworten darauf gefragt, wie die CESEE-Länder im Rahmen weltweiter Lieferketten auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben können, ohne in die Spezialisierungsfalle zu tappen.
Diese und weitere Themen werden in einem hybriden Format am Montag, dem 22. November, und Dienstag, dem 23. November 2021, bei der CEEI 2021 von renommierten Vertreterinnen und Vertretern nationaler Zentralbanken und internationaler Organisationen, Vortragenden aus Industrie und Wissenschaft sowie von rund 350 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern diskutiert.