Öffnung der Hotellerie führt zu raschem Anstieg der Nächtigungen von Inländern im Juni 2021

(, Wien)

Die auf Basis von Zahlungsdienstleistungsanbietern erhobenen Ausgaben im Reiseverkehr zeigen bereits im Juni eine deutliche Zunahme der Umsätze in der Hotellerie. Diese geht vor allem auf die Ausgaben von inländischen Gästen zurück, aber auch ausländische Gäste frequentierten vermehrt Österreichs Tourismusbetriebe. Umgelegt auf die Übernachtungen im Juni – diese werden von Statistik Austria erst Ende Juli in einer Erstabschätzung veröffentlicht – schätzt die OeNB, dass im Vergleich zum Vorjahr bzw. zum Jahr 2019 die Übernachtungen von Inländern um 27 % gestiegen bzw. 3 % gefallen, jene der Gäste aus dem Ausland um 58 % gestiegen bzw. 61 % gefallen sind. Die gesamten Übernachtungen im Juni verzeichnen den Schätzungen zufolge im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 42 %; im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 kam es jedoch zu einem erheblichen Rückgang von 41 %.

Obwohl die Infektionszahlen in Europa und den USA in den letzten Wochen rückläufig waren1), bestätigen die Umsätze der Zahlungskartendienstleister, dass der internationale Tourismus weiterhin stark unter den Folgen der COVID-19-Pandemie leidet. Hierbei zeigen sich große Unterschiede bei den internationalen Tourismusströmen. Während die Ausgaben von Urlaubern aus Deutschland – dem wichtigsten Herkunftsland für den österreichischen Tourismus – im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 in den letzten Wochen im Durchschnitt ein kleines Plus verzeichnen konnten, und die Ausgaben von Schweizer Gästen deutlich zunahmen, liegen die Rückgänge gegenüber den anderen kontinentaleuropäischen Ländern zwischen einem Viertel und der Hälfte. Gegenüber Herkunftsländern aus Übersee steigt der Rückgang auf rund zwei Drittel (USA) bis hin zu einem weiterhin bestehenden Totalausfall (China).

Starke Auslastung der Hotellerie zu Pfingsten
Die Ausgaben von inländischen und ausländischen Gästen in Österreich zeigen, dass von Inländern bereits ab Anfang März Vorreservierungen und Anzahlungen getätigt wurden, und ein sanfter Anstieg der Ausgaben verzeichnet werden konnte; im Falle von ausländischen Gästen war dies aber erst Anfang Mai bemerkbar. Mit der Öffnung der Gastronomie und Hotellerie in der Pfingstwoche (Kalenderwoche 20, 17. bis 23. Mai 2021) kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Umsätze: Die Ausgaben von Inländern legten im Vergleich zur Vorkrisenwoche im Jahr 2019 um über 50 % zu und lagen somit auf dem Niveau vom Sommer 2020 – die Erholung erfolgte somit ungleich schneller als 2020. In den darauffolgenden Wochen reduzierte sich der Zuwachs auf Werte von rund +25 %, womit die Ausgaben weiterhin über jenen vom Juni 2020 liegen. Die Rückgänge von Ausgaben ausländischer Gäste reduzierten sich in der Pfingstwoche von rund – 90 % auf rund –80 % und in der Folgewoche auf rund –50 %, vor allem getrieben durch hohe Ausgaben von deutschen Gästen. In der Kalenderwoche 26 (28. Juni bis 4. Juli) kam es zu einem weiteren spürbaren Anstieg (im Vergleich zur vorangehenden Woche) sowohl der Urlauber aus dem Inland (+56 %) als auch aus dem Ausland (–31 %).

Starker Anstieg von Urlaubern aus Deutschland
Auf Basis der Daten eines Zahlungskartenanbieters können die Entwicklungen nach Herkunftsland nachvollzogen werden.2) Die länderweise Aufteilung zeigt, dass die Ausgaben von deutschen Gästen sogar über dem Niveau des Vorkrisenjahrs 2019 liegen und in der Kalenderwoche 26 nochmals deutlich angestiegen sind.3)  Auch die Ausgaben von Schweizer Urlaubern nahmen zuletzt zu. Ausgaben anderer wichtiger Herkunftsländer sind – trotz ebenso starker Verbesserungen in der Kalenderwoche 26 – aber nach wie vor deutlich schwächer als 2019: Italien: –48 %, Niederlande: –18 % und Tschechien: –32 %. Die Verluste gegenüber weiter entfernten Herkunftsländern sind nach wie vor beträchtlich: Vereinigtes Königreich: –52 %, USA: –64 % und China –95 %. 

Ausgaben ausländischer Gäste in Hotels und Restaurants mittels Zahlungskarten im Jahr 2020 nach Herkunftsländern  
  BE CH CN CZ DE GB HU IT LI NL PL US Andere Gesamt
Im Vergleich zur Vorkrisenwoche im Jahr 2019 in %
 
KW17 26.4.–2.5.  –93  –94  –96  –96  –90  –95  –89  –91  –93  –94  –96  –91  –93  –92
KW18 3.5.–9.5.  –84  –92  –98  –94  –85  –94  –86  –90  –86  –77  –84  –92  –93  –90
KW19 10.5.–16.5.  –87  –91  –97  –94  –85  –94  –88  –86  –90  –89  –85  –93  –92  –89
KW20 17.5.–23.5.  –79  –80  –95  –71  –55  –83  –77  –69  –52  –82  –73  –88  –85  –72
KW21 24.5.–30.5.  –78  –63  –94  –53  9  –70  –64  –55  –69  –83  –47  –73  –73  –36
KW22 31.5.–6.6.  –79  –61  –94  –65  8  –60  –72  –57  –7  –84  –52  –74  –79  –32
KW23 7.6.–13.6.  –54  –55  –96  –36  8  –71  –66  –56  –63  –68  –21  –72  –74  –37
KW24 14.6.–20.6.  –62  –29  –95  –42  –8  –73  –54  –65  –23  –75  –60  –74  –77  –43
KW25 21.6.–27.6.  –47  –11  –95  –34  7  –62  –47  –53  38  –45  –39  –68  –72  –30
KW26 28.6.–4.7.  –42  –4  –95  –32  27  –52  –28  –48  –0  –18  –20  –64  –68  –19
 

Prognose der Übernachtungen im Juni:
Anstieg von über 40 % gegenüber 2020, aber Verluste von über 40 % gegenüber 2019

Die bis zur Kalenderwoche 26 vorliegenden Kreditkartenumsatzdaten können verwendet werden, um die Anzahl der Nächtigungen für den Juni zu schätzen. Diese werden erst Ende Juli von Statistik Austria veröffentlicht. Aufgrund des Lockdowns im Frühjahr 2020 werden die Übernachtungen sowohl mit dem Vorjahr 2020 als auch mit dem Niveau vor der COVID-19-Pandemie verglichen. Die OeNB erwartet für die Gesamtzahl der Übernachtungen einen Anstieg von 42 % im Vergleich zum Vorjahr; dieser korrespondiert jedoch mit einem Rückgang im Vergleich zum Jahr 2019 von 41 %.

Übernachtungen in Österreich
  Im Vergleich zu 2019 in %   Im Vergleich zu 2020 in %
Inländische Touristen Ausländische Touristen Gesamt   Inländische Touristen Ausländische Touristen Gesamt
 
Mrz 21  –72,9  –97,5  –92,8    –39,0  –93,9  –82,6
Apr 21  –68,9  –95,0  –87,5   399,5 186 312,6
Mai 21  –43,9  –71,9  –60,9   181,6 583,5 278,6
Jun 21  –3,0  –57,6  –41,0   26,8 61 41,8
 

 

1) Vereinigtes Königreich, Spanien und Portugal stellen aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante derzeit eine Ausnahme dar.
2) Die Ergebnisse im Aggregat unterscheiden sich geringfügig von jenen in der Abbildung, da dort die aggregierten Daten von zwei Zahlungsdiensteanbietern dargestellt sind.
3) Gerade im Fall von deutschen Touristinnen und Touristen zeigt sich, dass es eine deutliche Verschiebung zu unbaren Zahlungen gegeben hat. Somit ging im Jahr 2020 ein Umsatzanstieg von rund 20 % mit einer Nächtigungsstagnation einher.