OeNB-Inflationsprognose für 2021 mit 1,7 % höher als im Dezember 2020
(, Wien)Verbraucherpreisindex bildet Qualitätsänderungen bei Produkten korrekt ab
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer jüngsten Inflationsprognose für Österreich im Jahr 2021 eine am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate von 1,7 %. Trotz verschärfter Anti-Corona-Maßnahmen wurde die aktuelle Prognose gegenüber der Projektion vom Dezember 2020 um 0,3 Prozentpunkte nach oben revidiert. Im Rahmen des Schwerpunktthemas wird die Berücksichtigung von Qualitätsänderungen bei der Erstellung des Verbraucherpreisindex analysiert. An Produktbeispielen zeigt sich, dass die Qualitätsbereinigung der österreichischen Verbraucherpreisindizes keine systematischen Messfehler verursacht.
OeNB prognostiziert für 2021 Anstieg der Inflation auf 1,7 % – leicht höher als zuletzt erwartet
Laut der OeNB-Inflationsprognose vom März 2021 wird die HVPI-Inflationsrate im Jahr 2021 1,7 % betragen. Damit liegt die Projektion um 0,3 Prozentpunkte höher als im Dezember 2020. Verantwortlich dafür sind vor allem die höheren Terminnotierungen für Rohöl. Für die Jahre 2022 und 2023 bleibt die aktuelle Prognose der OeNB bei Inflationsraten von jeweils 1,7 %. Die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate geht von 2,0 % im Jahr 2020 auf 1,4 % im Jahr 2021 deutlich zurück, da sich die aufgrund der Pandemie notwendigen Eindämmungsmaßnahmen vor allem auf Industriegüter ohne Energie und Dienstleistungen inflationsdämpfend auswirken. Mit der wirtschaftlichen Erholung steigt die Kerninflationsrate in den Jahren 2022 und 2023 wieder auf jeweils knapp 2,0 % an.
Anstieg der HVPI-Inflationsrate auf 2,0 % im März 2021 vom Rohölpreis getrieben
Die österreichische HVPI-Inflationsrate ist von 1,8 % im Juli 2020 auf 1,4 % im Februar 2021 zurückgegangen. Im März 2021 betrug die HVPI-Inflationsrate laut Schnellschätzung von Statistik Austria 2,0 %. Gemäß Statistik Austria ist die markante Beschleunigung der Inflationsrate von Februar auf März 2021 vor allem auf einen Anstieg der Rohölpreise zurückzuführen. Die bis Februar 2021 vorliegenden Detailergebnisse zeigen einen deutlichen Rückgang der ohne Energie und Nahrungsmittel berechneten Kerninflationsrate von 2,7 % im Juli 2020 auf 1,6 % im Februar 2021. Aufgrund des zweiten und dritten Lockdowns und den damit einhergehenden Geschäftsschließungen musste in den letzten Monaten bis zu einem Viertel der im Warenkorb enthaltenen Produktpreise fortgeschrieben werden. Vor allem die zuletzt veröffentlichten Inflationsraten in den Bereichen Gastgewerbe und Beherbergung sowie Freizeit- und Kulturdienstleistungen sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Veränderung des Inflationsabstandes zwischen Österreich und Deutschland durch Sonderfaktoren bedingt
Im Vorjahr lag die österreichische HVPI-Inflation mit 1,4 % noch um einen Prozentpunkt über der deutschen HVPI-Inflation. Anfang 2021 hat sich der Inflationsabstand aufgrund des drastischen Inflationsanstiegs in Deutschland in die entgegengesetzte Richtung gedreht. Die deutsche Teuerungsrate legte von –0,7 % im Dezember 2020 auf +1,6 % im Jänner 2021 zu, während die österreichische HVPI-Inflation im selben Zeitraum von 1,0 % auf 1,1 % anstieg.
2020 | 2021 | Prognose | |||||
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Jänner | Februar | März | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Veränderung zum Vorjahr in % | |||||||
Österreich | 1,4 | 1,1 | 1,4 | 2,0 | 1,7 | 1,7 | 1,7 |
Deutschland | 0,4 | 1,6 | 1,6 | 2,0 | 2,2 | 1,1 | 1,5 |
Euroraum | 0,3 | 0,9 | 0,9 | 1,3 | 1,5 | 1,2 | 1,4 |
Quelle: Eurostat; Prognosen: OeNB−Inflationsprognose vom März 2021, EZB Projektion vom März 2021 (Euroraum), World Economic Outlook vom April 2021 (Deutschland). |
Etwas mehr als die Hälfte des Anstiegs der deutschen Inflationsrate zu Jahresbeginn geht auf die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung sowie auf die Einführung einer CO2-Steuer zurück. Zudem bedingte die COVID-19-Pandemie aufgrund der geänderten Konsumgewohnheiten eine Anpassung der HVPI-Gewichte für das Jahr 2021, die deutlich stärker war als in den Vorjahren. Im deutschen HVPI-Warenkorb hat die markante Gewichtsänderung bei Pauschalreisen im Zusammenspiel mit der volatilen Preisentwicklung für einen statistischen Sondereffekt gesorgt, der die deutsche HVPI-Inflationsrate Anfang des Jahres um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte erhöhte.
Keine systematischen Messfehler im österreichischen HVPI und VPI aufgrund von Qualitätsänderungen bei Produkten
Verbraucherpreisindizes sind zentrale Indikatoren für die Geld- und Wirtschaftspolitik und dienen als Maßstab für die Erreichung des Preisstabilitätsziels oder als Referenz für die Wertsicherung von Verträgen sowie als Bezugsgröße in Lohnverhandlungen. Es ist daher von großer Bedeutung, Messfehler bei der Erstellung von Verbraucherpreisindizes zu vermeiden. Eine potenzielle Quelle für Messfehler stellen jene Produkte dar, deren Preise sich aufgrund ihrer Ausstattungsmerkmale ändern (z. B. verbesserte Fahrassistenzsysteme bei Kraftfahrzeugen, verbesserte Funktionalitäten bei Mobiltelefonen). Statistische Institute schätzen daher den Wert der Qualitätsverbesserung und korrigieren die beobachtete Preisänderung eines Produkts um diesen Effekt. Im aktuellen Schwerpunktthema wird diese Messfehlerquelle für einige ausgewählte Produkte des österreichischen HVPI untersucht. Die Analyse ergibt, dass sich die von Statistik Austria auf Basis einer Empfehlung von Eurostat qualitätsbereinigten Inflationsraten innerhalb plausibler Grenzen bewegen.
„Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich erscheinender Bericht der Oesterreichischen Nationalbank zur Inflation in Österreich. Darin wird die Inflationsentwicklung der letzten Monate analysiert, die Inflationsprognose der OeNB vorgestellt sowie auf aktuelle Schwerpunktthemen eingegangen.