OeNB erfüllt Kernaufgaben trotz Coronavirus zuverlässig
()2019 erzielte OeNB in schwierigem Zinsumfeld gutes Ergebnis
„Die COVID-19-Pandemie hält Österreich, Europa und die Welt in Bann. Drastische Maßnahmen zur Eindämmung haben tiefe Einschnitte im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben erforderlich gemacht und werden noch lange nachhaltige Spuren hinterlassen“, fasst der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, die dramatische Lage anlässlich der Präsentation des Jahresabschlusses und des Geschäftsberichts 2019 der OeNB zusammen.
„Alle massiven Anstrengungen haben derzeit ein Ziel: die Gesundheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die massiven, aber temporären wirtschaftlichen Effekte der Krise weitgehend abzufedern. Ich bin überzeugt: Mit der bisher gezeigten Disziplin und einer uneingeschränkten Umsetzung der von der Bundesregierung festgelegten Maßnahmen ist die Coronakrise zu überwinden. Absolute Priorität hat jetzt unser aller Zusammenwirken, um diese schwierige Situation bestmöglich zu meistern. Die wirtschaftliche Krise macht nicht an den Landesgrenzen halt – deshalb haben wir in der EZB mit zwei Paketen, einem 120-Mrd-EUR-Paket und einem 750-Mrd-EUR-Paket, europäische Sofortmaßnahmen getroffen, die bereits greifen“, so Gouverneur Holzmann.
„Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, die Implikationen der Coronakrise auf die Wirtschaft verlässlich abzuschätzen. Erste Schätzungen der OeNB-Prognostiker lassen jedoch in einem moderaten COVID-19-Szenario erwarten, dass Österreich 2020 mit einem deutlichen Rückgang des realen BIP um mehr als 3 % zu rechnen haben wird. Diesem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung könnte im moderaten Szenario ein vergleichsweise kräftiger Aufschwung im Jahr 2021 folgen. Diese Prognose ist naturgemäß mit äußerst großen Unsicherheiten behaftet. Sollte sich die hierbei getroffene Annahme, dass die Containment-Maßnahmen der Bundesregierung im Laufe des zweiten Quartals deutlich gelockert werden können, nicht bewahrheiten, so müsste die Prognose signifikant nach unten revidiert werden. Angesichts der Coronakrise sind die im Geschäftsbericht 2019 getroffenen Aussagen zu Perspektiven für 2020 und darüber hinaus aufgrund des Redaktionsschlusses Mitte Februar und der erforderlichen Produktionszeit inzwischen überholt“, sagte Gouverneur Holzmann.
Die OeNB als wichtige wirtschaftspolitische Institution leistet ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise. Auch mit Umsetzung der betriebsinternen Maßnahmen und einer hohen Anzahl in Homeoffice tätiger Mitarbeitenden stellt die OeNB die kritische Infrastruktur im Bargeldbereich und Zahlungsverkehr sicher und wird die vom EZB-Rat im März 2020 beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen im Bereich der Geldpolitik sowie die bankaufsichtlichen Maßnahmen umsetzen.
OeNB weist 2019 gutes Geschäftsergebnis auf
„Die Veranlagungsstrategie der OeNB, die angesichts schwieriger Marktbedingungen durch eine verstärkte Diversifikation und risikoreduzierende Maßnahmen gekennzeichnet war, ermöglichte im Jahr 2019 wiederum ein gutes Geschäftsergebnis“, merkt Thomas Steiner, Direktor der OeNB, an. Die Bilanzsumme erreichte per 31. Dezember 2019 ihren historischen Höchststand mit rund 155 Mrd EUR und hat damit um weitere 3,3 % gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Allein aufgrund des Gold-Bewertungspreises von 43,5 Tsd EUR/kg per 31. Dezember 2019 kam es zu einem Anstieg der Bilanzsumme von über 2 Mrd EUR. Der gestiegene Euro-Banknotenumlauf wirkte sich ebenfalls erhöhend mit rund 3 Mrd EUR aus.
Aufgrund wesentlich gesunkener Aufwendungen konnte ein erfreuliches Geschäftliches Ergebnis 2019 in Höhe von 328 Mio EUR erzielt werden – im Vergleich zum Vorjahr hat es sich um 15,7 % verbessert. Dies spiegelt sich auch in der Auszahlung an den Bund wider, welche sich im Geschäftsjahr 2019 auf insgesamt 248 Mio EUR beläuft. Davon entfallen 182 Mio EUR auf den 90-prozentigen Gewinnanteil des Bundes und 65 Mio EUR auf die Körperschaftsteuer. Gemäß FTE-Nationalstiftungsgesetz werden 30,3 Mio EUR vom Gewinnanteil des Bundes an die FTE-Nationalstiftung überwiesen – zusätzlich zu den aus der Veranlagung des Jubiläumsfonds erzielten Erträgen i. H. v. 36,4 Mio EUR; insgesamt somit 66,7 Mio EUR.
Trotz des weiterhin bestehenden Niedrigzinsumfelds zeigt sich das Nettozinsergebnis weitgehend stabil und beläuft sich auf 681 Mio EUR im Vergleich zu 720 Mio EUR im Vorjahr. Bereits das vierte Jahr in Folge resultiert mehr als die Hälfte dieses Ergebnisses aus dem geldpolitischen Instrumentarium.
Der Rückgang der Aufwendungen liegt im Wesentlichen an den niedrigeren Aufwendungen für Altersvorsorgen i. H. v. insgesamt 99 Mio EUR (2018: 139 Mio EUR): Insbesondere die Pensionsaufwendungen konnten aufgrund des guten Veranlagungsergebnisses der Pensionsreserve im Vergleich zum Vorjahr reduziert werden.
Große Herausforderungen im Geschäftsportfolio der Nationalbank
Höchste Priorität hat die rasche Umsetzung der geldpolitischen Maßnahmenpakete des Eurosystems von Anfang und Mitte März 2020 mit weiteren Wertpapierankaufprogrammen zu 120 Mrd EUR bzw. 750 Mrd EUR. Diese sehr großen Pakete haben unmittelbar zu einer gewissen Beruhigung auf den Finanzmärkten beigetragen.
Im Bereich der Geldpolitik überprüft das Eurosystem seine Strategie. Dieser Prozess wird durch die aktuellen Probleme der Coronakrise zum Teil überlagert. Auch die OeNB bringt sich in diesen Prozess ein und wird voraussichtlich Anfang Juli 2020 zu einer Veranstaltung einladen, bei der die Sozialpartner und andere wichtige Institutionen des Landes repräsentativ für Österreich ihre Sicht zur Geldpolitik des Eurosystems darlegen können.
Im Bereich der Bankenaufsicht ist die im vergangenen Jahr verfolgte Reform eingestellt worden. „Die bewährte Zusammenarbeit zwischen OeNB und FMA ist grundlegend analysiert worden und im Resultat konnte ein noch besseres Verständnis über die Anforderungen und Arbeitsweisen des jeweiligen Gegenübers erlangt werden. Die vorgenommenen Optimierungen unterstreichen das Bekenntnis zu einer produktiven und effizienten Zusammenarbeit“, sagte Vize-Gouverneur Gottfried Haber.
Österreichs Banken sind aber deutlich krisenfester als noch vor zehn Jahren. Die Kapitalausstattung konnte verdoppelt werden, und die Banken sind effizienter und effektiver. „Im gegenwärtigen Umfeld machen sich die Bemühungen der Vergangenheit bezahlt und wirken nun der Krise entgegen. Zugleich werden die Aufseher auch ihren Spielraum bei Maßnahmen nutzen, um den Banken vorübergehend regulatorische Erleichterungen zuzugestehen“, sagte Vize-Gouverneur Haber.
Im Bargeldbereich und im Zahlungsverkehr sichert die OeNB weiterhin die Versorgung. „Wir haben alle nötigen Maßnahmen in personeller und in technischer Hinsicht getroffen, um dies auch zu gewährleisten. Die OeNB steht wie immer bereit, die Wirtschaft und die Menschen mit Bargeld zu versorgen und den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten. Wir halten den Geldkreislauf der Wirtschaft am Laufen“, so Direktor Eduard Schock, der in der OeNB den Bereich Bargeld und Zahlungsverkehr verantwortet.
Die OeNB selbst hat im Unternehmen umfangreiche Maßnahmen gesetzt, welche sicherstellen, dass die OeNB auch weiterhin all ihre Aufgaben uneingeschränkt ausführen kann.
Am Ende der Pressekonferenz dankte Gouverneur Holzmann, auch im Namen des Generalrats und des Direktoriums, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre Leistungen im Geschäftsjahr 2019 – und auch dafür, dass sie unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen die für Österreichs Bevölkerung und Wirtschaft wichtige Bargeldversorgung und den Zahlungsverkehr gewährleisten.