Unternehmen fragen etwas weniger Kredite nach
(, Wien)Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2019
Im ersten Quartal 2019 kam es erstmals seit langem wieder zu einem Rückgang der Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Österreich. Für das zweite Quartal 2019 wird eine weitere Abschwächung erwartet. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden.
Von 2016 bis 2018 war die Nachfrage nach Unternehmenskrediten durchgehend gestiegen. Motor dieser Entwicklung war der zunehmende Finanzierungsbedarf heimischer Unternehmen, deren Bruttoanlageinvestitionen seit Mitte 2016 kräftig gewachsen sind. Aktuelle Prognosen erwarten für 2019 und 2020 jedoch eine Abschwächung des Investitions- und BIP-Wachstums.
Die Aufnahme neuer Kredite war in den letzten Jahren für die Unternehmen zu immer günstigeren Konditionen möglich, da die Banken von Mitte 2016 bis Ende 2018 – hauptsächlich aus Wettbewerbsgründen – die Margen für durchschnittlich risikoreiche Unternehmenskredite kontinuierlich gesenkt haben.
Im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten hat sich die Nachfrage seit Ende 2017 hingegen kaum geändert. Angebotsseitig wurden im ersten Quartal 2019 die Richtlinien für Wohnbaukredite etwas verschärft. Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien der Banken für die Kreditvergabe. Wie im Unternehmenskundengeschäft hat sich auch im Privatkundengeschäft die Wettbewerbssituation der Banken zu Gunsten der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer ausgewirkt. So wurden die Margen für durchschnittlich risikoreiche Wohnbaukredite seit 2017 immer weiter gesenkt. Für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer mit entsprechender Bonität ergaben sich hierdurch zunehmend günstigere Finanzierungsbedingungen.
Themen der Umfrage waren diesmal auch das erweiterte Programm des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten und der negative Einlagenzinssatz des Eurosystems. Gemäß den Ergebnissen belastet das Ankaufprogramm seit seinem Bestehen aufgrund von gesunkenen Nettozinsmargen die Ertragslage der Banken, hatte in der Vergangenheit aber auch positive Einflüsse auf ihre Liquidität und ihre Finanzierungsbedingungen. Ihre Ertragslage sehen die Banken auch vom negativen Einlagenzinssatz nachteilig betroffen. Dieser verursacht, den Angaben der Umfrageteilnehmenden zufolge, einen anhaltenden Abwärtsdruck auf die Kreditzinsen und Kreditmargen und führt vor allem auch zu einer Verringerung der Nettozinserträge der Banken.
Es bleibt anzumerken, dass die allgemeine Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems (Ankaufprogramm, Einlagenzinssatz), die auf den Euroraum insgesamt abzielen, nicht anhand der hier präsentierten nationalen Effekte besprochen werden kann.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 144 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen Q2/2019 und vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.