Achterbahn bei Wertpapieren – Umschichtungen bei Einlagen

(, Wien)

Neue OeNB-Publikation zu Einkommen, Konsum und Vermögen privater Haushalte 1995-2014

Private Haushalte erhöhten ihr Geldvermögen seit Jahresanfang durch Neuveranlagungen um 2,7 Mrd EUR (das sind rund 0,5 % des gesamten Geldvermögens). Getragen wurde dieser Anstieg nach wie vor durch täglich fällige Gelder in Höhe von 5,5 Mrd EUR, teilweise jedoch zulasten von gebundenen Guthaben (‑3,7 Mrd EUR). Wertpapierinvestoren suchten auch 2015 alternative Investitionsmöglichkeiten für das aus Nettotilgungen der Bankanleihen frei werdende Kapital, das großteils in Investmentfonds geflossen sein dürfte. Die hohe Kapitalmarktvolatilität führte auch im laufenden Jahr zunächst zu deutlichen Kursgewinnen, aber ab dem zweiten Quartal zu deutlichen Kursverlusten.
Das Geldvermögen erhöhte sich im ersten Halbjahr auf 593 Mrd EUR – Grund dafür waren die Nettoneuveranlagung (2,7 Mrd EUR), die positiven Bewertungseffekte (4,7 Mrd EUR) und die Änderungen im Wertansatz für kapitalgedeckte Pensionsansprüche (in Höhe von rund 1,1 Mrd EUR).

Neben dem Geldvermögen hatten private Haushalte auch nichtfinanzielle Vermögenswerte von rund 740 Mrd EUR (davon rund 713 Mrd EUR aus Immobilien) – dies geht aus der soeben erschienen OeNB-Sonderpublikation zu Einkommen, Konsum und Vermögen der privaten Haushalte 1995-2014 hervor.

Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik, erläuterte im Rahmen einer Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) das aktuelle Finanzverhalten der privaten Haushalte. Gemäß aktuellsten Daten der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung (GFR) stieg das Geldvermögen aus Nettoneuveranlagungen seit Jahresanfang um 2,7 Mrd EUR bzw. in den letzten vier Quartalen um 8,9 Mrd EUR. Nach wie vor sind die nur moderaten Anstiege der realverfügbaren Einkommen bei konstant unterdurchschnittlicher Sparquote ein wesentlicher Grund für das geringe Wachstum des Geldvermögens aus Neuveranlagungen. „Vor dem Hintergrund, dass die Neugeschäftszinsen für gebundene Einlagen über zwei Jahre im Durchschnitt nur mehr 60 Basispunkte über jenen für täglich fälligen Einlagen liegen, ist es nicht verwunderlich, dass die Österreicher die sofort verfügbare Variante bevorzugen“ erläuterte Dr. Turner den Zuwachs von 5,5 Mrd EUR in den ersten sechs Monaten, dem ein Rückgang der gebundenen Guthaben von 3,7 Mrd EUR gegenüberstand. Ende Juni machten die täglich fälligen Einlagen rund 16 % des gesamten Geldvermögens aus. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren betrug dieser Anteil knapp mehr als 3 %.

Per saldo verkauften heimische Privatinvestoren handelbare Wertpapiere im ersten Halbjahr um 0,8 Mrd EUR – dahinter standen insbesondere Verkäufe von Bankanleihen und Käufe von Investmentfondanteilen. Wie schon in den letzten zehn Jahren investierten Haushalte,  je nach Angebot und wirtschaftlicher Situation, in eines dieser beiden Produkte. Zuletzt führten Nettoverkäufe – zu zwei Drittel aus den Nettotilgungen – zu einem weiteren Rückgang von Bankanleihen in Höhe von rund 2 Mrd EUR (Stand per Ende Juni 2015 23,6 Mrd EUR, das waren rund 13 % des gesamten Umlaufvolumens inländischer Bankanleihen). Im Gegenzug kauften die Haushalte in den ersten sechs Monaten 2015 Investmentzertifikate (vor allem von Rentenfonds und gemischten Fonds) um insgesamt 2,3 Mrd EUR. Darüber hinaus verkauften private Haushalte auch inländische Unternehmensanleihen, Anleihen ausländischer Emittenten sowie börsennotierte Aktien im Gesamtumfang von rund 1,1 Mrd EUR. Wertpapierinvestoren, die zur Jahresmitte 2015 handelbare Wertpapiere im Ausmaß von rund 108 Mrd EUR besaßen, sahen sich seit Jahresanfang mit deutlichen Bewertungsschwankungen konfrontiert. Nach einem preisbedingten Anstieg im ersten Quartal um 5,4 %, verringerte sich der Marktwert im zweiten Quartal um 2,8 % und dann zwischen Juli und August um weitere 6,8 %. Dieses Ergebnis drückt auch auf die Jahresperformance, wie die aktuellen Ergebnisse für Investmentfonds und Pensionskassen deutlich zeigen.

Das gesamte Geldvermögen in Höhe von 592 Mrd EUR bestand zu 44 % aus Einlagen und verzinslichen Wertpapieren. Die wirtschaftliche Entwicklung und insbesondere die deutliche Reduktion der Zinsen für Einlagen und Wertpapiere (gekoppelt mit Umschichtungen) reduzierten die Durchschnittserträge der Vermögenseinkommen von 2,6 % (vor der Finanzkrise 2003 bis 2008) auf 1 % (in den letzten vier Quartalen).

Bei der Pressekonferenz präsentierte Dr. Turner auch die neue Sonderpublikation der OeNB zur Entwicklung von Einkommen, Konsum und Vermögen der privaten Haushalte zwischen 1995 und 2014. Das Datenset beinhaltet auch Daten zum Immobilienvermögen (Quellen: Statistik Austria und eigene Berechnungen der OeNB), dessen Wert Ende 2014 rund 713 Mrd EUR ausmachte. Das Nettovermögen (aus Finanzvermögen und nichtfinanziellen Vermögensgüter abzüglich Kreditverschuldung – vor allem aus Wohnbaukrediten) betrug zum selben Stichtag rund 1.160 Mrd EUR. Seit der Jahrtausendwende stieg es um rund 80 %, wobei 36 Prozentpunkte aus Veranlagungen und Investitionen abzüglich Kreditfinanzierungen kamen und 44 Prozentpunkte aus Bewertungs- und sonstigen Effekten. Dabei spielte der Anstieg der Immobilienpreise eine dominante Rolle.

Die entsprechenden Daten zur Entwicklung des Finanzvermögens finden Sie in den Standardtabellen zur Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Weitere Informationen finden Sie im Sonderheft STATISTIKEN zu Einkommen, Konsum und Vermögen der Haushalte.

 

Geldvermögen der privaten Haushalte Bestände in Mrd EUR
  Q4 12 Q1 13 Q2 13 Q3 13 Q4 13 Q1 14 Q2 14 Q3 14 Q4 14 Q1 15 Q2 15
 
Bargeld 18,4 18,6 18,9 19,5 19,8 19,8 20,1 20,4 20,6 20,8 21,1
Täglich fällige Einlagen 74,8 75,8 76,7 78,1 82,4 83,0 84,5 84,7 91,7 94,7 97,2
Gebundene Einlagen 137,9 136,8 135,0 133,4 132,0 130,7 129,2 127,6 126,2 124,7 122,5
Kurzfristige verzinsliche Wertpapiere 0,8 0,8 1,1 1,1 1,1 1,0 1,1 1,1 1,0 1,0 1,0
Langfristige verzinsliche Wertpapiere 45,2 44,7 43,5 43,0 42,9 42,5 42,0 40,8 39,5 37,9 36,4
Börsennotierte Aktien 16,6 17,0 16,3 17,7 18,3 18,5 18,8 18,4 18,4 20,8 19,6
Nicht-börsennotierte Aktien 3,3 3,3 3,3 3,2 3,2 3,2 3,3 3,0 2,9 2,9 2,9
Investmentzertifikate 39,8 41,3 40,9 41,8 42,6 43,4 45,2 46,5 47,8 52,0 51,4
Sonstige Anteilsrechte 85,5 85,9 86,0 87,0 95,1 96,5 97,6 97,8 98,2 99,8 99,6
Lebensversicherungsansprüche 70,6 70,7 69,6 70,2 70,5 70,8 71,5 71,7 71,8 72,3 71,5
Nicht-Lebensversicherungsansprüche 10,4 11,4 11,6 11,5 11,2 11,9 12,0 11,9 11,8 12,2 12,2
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 33,6 34,1 34,1 34,6 35,1 36,3 36,9 37,5 38,1 40,3 40,1
Sonstige Forderungen1 11,9 12,2 12,3 12,8 12,9 14,4 14,7 15,1 15,4 16,0 16,2
 
Geldvermögen, insgesamt 548,7 552,6 549,4 553,8 566,9 572,2 576,7 576,5 583,2 595,3 591,8
 
Geldvermögen der privaten Haushalte Transaktionen in Mrd EUR
  Q4 12 Q1 13 Q2 13 Q3 13 Q4 13 Q1 14 Q2 14 Q3 14 Q4 14 Q1 15 Q2 15
 
Bargeld   0,0 0,3 0,6 0,3 0,0 0,2 0,4 0,2 0,2 0,3
Täglich fällige Einlagen   1,1 0,9 1,4 4,3 0,7 1,5 0,2 7,0 2,9 2,6
Gebundene Einlagen   −1,1 −1,8 −1,6 −1,4 −1,3 −1,6 −1,6 −1,4 −1,5 −2,2
Kurzfristige verzinsliche Wertpapiere   0,0 0,3 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 −0,1 0,0 0,1
Langfristige verzinsliche Wertpapiere   −0,5 −0,8 −0,5 −0,1 −0,6 −0,9 −1,4 −1,2 −1,7 −1,0
Börsennotierte Aktien   0,1 −0,1 −0,1 −0,2 0,0 0,3 0,1 0,1 −0,4 0,0
Nicht-börsennotierte Aktien   0,0 0,0 −0,1 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 −0,2 0,0
Investmentzertifikate   0,9 0,7 0,4 0,7 0,6 0,8 1,0 1,0 1,5 0,9
Sonstige Anteilsrechte   0,4 0,0 0,3 −0,1 0,3 0,5 0,9 0,3 0,0 0,0
Lebensversicherungsansprüche   0,2 0,1 0,5 0,3 0,2 0,3 0,0 −0,2 −0,3 0,0
Nicht-Lebensversicherungsansprüche   0,7 0,2 −0,1 −0,3 0,7 0,1 0,0 −0,1 0,4 0,0
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche   0,2 0,2 0,2 0,3 0,7 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2
Sonstige Forderungen1   0,3 0,2 0,4 0,2 1,5 0,3 0,4 0,2 0,6 0,3
 
Geldvermögensbildung   2,2 0,3 1,2 3,9 2,7 1,7 0,2 6,0 1,7 1,1
 
Jahreswachstumsrate des Geldvermögens insgesamt in % 3,9 2,6 1,6 1,7 3,3 3,6 5,0 4,1 2,9 4,0 2,6
davon: aus Transaktionen2 in % 2,0 1,6 0,9 1,2 1,4 1,5 1,7 1,6 1,9 1,7 1,6
 
Kredite der privaten Haushalte Bestände in Mrd EUR
  Q4 12 Q1 13 Q2 13 Q3 13 Q4 13 Q1 14 Q2 14 Q3 14 Q4 14 Q1 15 Q2 15
 
Wohnbaukredite, kurzfristig 2,7 2,5 2,4 2,5 2,4 2,3 2,4 2,4 2,3 2,8 2,8
Wohnbaukredite, langfristig 109,3 109,0 108,9 110,3 110,9 110,9 110,8 111,8 113,1 115,8 116,7
Konsumkredite, kurzfristig 5,5 5,3 5,5 5,7 5,2 5,3 5,2 5,4 5,0 5,1 4,9
Konsumkredite, langfristig 16,4 16,3 16,4 16,3 15,9 15,4 15,5 15,4 15,2 15,2 15,1
Sonstige Kredite, kurzfristig 5,5 5,4 5,3 5,4 5,4 5,2 5,2 5,2 5,2 5,1 5,1
Sonstige Kredite, langfristig 25,1 25,0 24,8 24,8 24,7 24,6 25,6 25,9 25,9 26,3 26,3
 
Kredite in Summe 164,5 163,5 163,4 165,0 164,5 163,7 164,7 166,1 166,7 170,3 170,9
 
gegliedert nach Kreditgebern:
   Banken im Inland 140,9 139,7 139,6 141,1 140,9 140,9 141,8 143,1 143,4 147,0 147,4
   Staat 19,3 19,4 19,6 19,7 19,6 19,8 20,0 20,1 20,5 20,6 20,7
   sonstige Kreditgeber in Summe 4,3 4,3 4,2 4,2 4,0 3,0 2,9 2,8 2,8 2,7 2,8
 
Kredite der privaten Haushalte Transaktionen in Mrd EUR
  Q4 12 Q1 13 Q2 13 Q3 13 Q4 13 Q1 14 Q2 14 Q3 14 Q4 14 Q1 15 Q2 15
 
Wohnbaukredite, kurzfristig   −0,1 −0,1 0,0 0,0 −0,1 0,0 0,0 0,0 0,5 0,0
Wohnbaukredite, langfristig   0,0 0,3 1,2 0,8 0,5 0,8 0,9 1,0 −0,2 0,8
Konsumkredite, kurzfristig   −0,2 0,1 0,2 −0,5 0,1 0,0 0,2 −0,5 0,1 −0,2
Konsumkredite, langfristig   −0,1 0,2 −0,1 −0,1 −0,5 0,1 −0,1 −0,1 0,0 −0,1
Sonstige Kredite, kurzfristig   −0,2 0,0 0,0 0,0 −0,2 0,0 0,0 −0,1 −0,2 0,0
Sonstige Kredite, langfristig   0,0 0,0 0,0 −0,1 0,2 −0,1 0,1 −0,1 −0,4 0,0
 
Kredite in Summe   −0,6 0,5 1,4 0,1 0,0 0,8 1,1 0,2 −0,1 0,5
 
gegliedert nach Kreditgebern:
   Banken im Inland   −0,8 0,4 1,3 0,2 −0,2 0,7 1,0 0,3 −0,2 0,4
   Staat   0,2 0,1 0,2 −0,1 0,3 0,2 0,2 0,0 0,1 0,1
   sonstige Kreditgeber in Summe   0,0 −0,1 −0,1 −0,1 0,0 −0,1 0,0 0,0 −0,1 0,0
 
Jahreswachstumsrate der Kredite insgesamt −0,1 0,1 −0,3 0,3 −0,1 0,1 0,7 0,6 1,3 4,0 3,8
davon: aus Transaktionen1 in % 0,3 0,6 0,6 1,0 0,7 1,1 1,3 1,2 1,2 1,2 1,0
 
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      Pressesprecher (OeNB)
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