OeNB: Banken müssen Kostenstrukturen weiter verbessern und Kapital aufbauen
()Präsentation des 29. Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
Die europäischen Finanzmärkte standen in der ersten Jahreshälfte 2015 weiterhin unter dem Einfluss der expansiven Geldpolitik des Eurosystems. Auf dem Euro-Anleihemarkt brachte der seit Ende April 2015 zu beobachtende Anstieg bei den Renditen eine Normalisierung. Bei der Kreditvergabe der Banken an den Unternehmenssektor im Euroraum zeichnete sich in den ersten Monaten 2015 eine Erholung ab, gleichzeitig verminderten sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern des Euroraums. Die europäische Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie wurde in Österreich durch das Bundesgesetz über die Sanierung und Abwicklung von Banken umgesetzt. „Wir sehen damit einen Paradigmenwechsel in der Bankenregulierung, der die Finanzmarktstabilität in Österreich nachhaltig stärken wird“, sagte Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 29. Ausgabe des Financial Stability Reports der Oesterreichischen Nationalbank.
Die Kredite der österreichischen Banken an Unternehmen und private Haushalte verzeichneten bis Mai 2015 positive Wachstumsraten, wenngleich ihre Dynamik verhalten blieb. Die Kreditpolitik der Banken gegenüber Unternehmen war im ersten Quartal 2015 weiterhin vorsichtig, gleichzeitig war jedoch auch die Kreditnachfrage der Unternehmen sehr moderat, sodass das Investitionswachstum nicht durch etwaige Kreditangebotsbeschränkungen gedämpft wurde.
Zur Stärkung der Kapitalisierung und damit der Risikotragfähigkeit des österreichischen Bankensektors hat das Finanzmarktstabilitätsgremium am 1. Juni 2015 Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht (FMA) zum Einsatz von makroprudenziellen Kapitalpuffern beschlossen. „Der Systemrisikopuffer soll die strukturellen Risiken des österreichischen Bankensektors abfedern, und der Kapitalpuffer für systemrelevante Institute wird die Widerstandsfähigkeit der systemrelevanten Banken in Österreich erhöhen“, führte Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner aus.
Nach wie vor stellen die Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkredite ein Risiko dar. Das Volumen an Krediten in Schweizer Franken, die den weitaus größten Teil der Fremdwährungskredite in Österreich ausmachen, hat sich aufgrund aufsichtlicher Maßnahmen seit Ende 2008 wechselkursbereinigt halbiert. Allerdings bedingte die Aufwertung des Schweizer Franken zu Jahresbeginn bei Tilgungsträgerkrediten einen Anstieg der Deckungslücken zwischen dem erwarteten Erlös des Tilgungsträgers und dem zurückzuzahlenden Kreditbetrag. Ende April 2015 betrug diese Deckungslücke rund 6 Mrd EUR. Haushalte, die Fremdwährungskredite aufgenommen haben, weisen im Durchschnitt zwar höhere Einkommen und damit eine höhere Risikotragfähigkeit auf, gleichwohl sollten sowohl die betroffenen Kreditnehmer als auch die Banken die Risiken von Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkrediten proaktiv adressieren.
Das Jahr 2014 war für die österreichischen Banken von strukturellen Änderungen gekennzeichnet. Obwohl das konsolidierte Jahresergebnis – nach Verlusten im Vorjahr – mit rund 1,4 Mrd EUR wieder positiv ausfiel, blieb die Profitabilität weiter unter Druck. Die strukturelle Ertragsschwäche der österreichischen Banken im Inland hielt weiter an. Der beginnende Konsolidierungsprozess sollte sich aber positiv auf die künftige Ertragsentwicklung auswirken. Die Gewinne der österreichischen Tochterbanken in CESEE gingen im Jahr 2014 signifikant zurück, verursacht unter anderem durch die anhaltend schlechte Kreditqualität und die Verluste aus Fremdwährungskreditgeschäften sowie als Folge der geopolitischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Die Profitabilität der österreichischen Banken lag damit unter jener von vergleichbaren europäischen Instituten. „Aus diesem Grund empfiehlt die Oesterreichische Nationalbank den Kreditinstituten, weiterhin sowohl an ihrer Kostenstruktur zu arbeiten als auch ertragsseitige Verbesserungen anzustreben“, hielt Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner abschließend fest.