Dienstleistungsexporte halten Österreichs Leistungsbilanz im Plus

(, Wien)

Österreichs Leistungsbilanz wies im ersten Halbjahr 2014 mit 0,3 Mrd EUR einen geringen Überschuss aus, der de facto als ein ausgeglichenes Ergebnis interpretiert werden kann. Damit griff die schwache Welthandelsdynamik deutlich auf die heimische Wirtschaft über. Neben dem zunehmenden Defizit aus dem Güterhandel blieb auch der Überschuss aus dem Dienstleistungsverkehr hinter dem Vorjahresergebnis zurück. In Summe ergaben sich im ersten Halbjahr 2014 per Saldo Einkommensabflüsse in Höhe von rund 4 Mrd EUR.

Österreichs Leistungsbilanz erreichte im ersten Halbjahr 2014 einen Überschuss von 0,3 Mrd EUR (1.Halbjahr 2013: 2,5 Mrd EUR), was in Anbetracht des Umfangs der Außenwirtschaftsströme als ausgeglichenes Ergebnis zu interpretieren ist. Der Welthandel ist im Verlauf des Jahres 2014 hinter den Erwartungen zurückgeblieben und bremste damit Österreichs Exportdynamik. Das Defizit aus dem Güterhandel stieg auf -1,6 Mrd EUR (1.Halbjahr 2013: -0,3 Mrd EUR). Zwar kehrte sich die Exportentwicklung laut Zahlungsbilanz geringfügig ins Positive (+0,6 %), die Importe wuchsen jedoch deutlich stärker (+2,7 %, jeweils nominell). Zur Schwäche der Exportentwicklung  trug auch der Transithandel bei, wobei neben der internationalen Nachfrage auch die gesunkenen Rohstoffpreise zu berücksichtigen sind. 

Aus dem Dienstleistungsverkehr wurde im ersten Halbjahr 2014 weiterhin ein solider Einnahmenüberschuss erzielt (5,8 Mrd EUR), der aber hinter dem Ergebnis des Vergleichszeitraums zurückblieb (6,4 Mrd EUR). Die bisher erfolgreiche Entwicklung der Reiseverkehrseinnahmen schwächte sich im laufenden Jahr ab. Von Jänner bis Juni 2014 sank die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste um 2,1%. Dass gleichzeitig die Zahl der Ankünfte aus dem Ausland gestiegen ist, weist darauf hin, dass sich der Trend zu Kurzurlauben fortsetzte. Die rückläufige Entwicklung der Übernachtungen ist zu einem Gutteil auf die schleppende Konjunkturentwicklung in Deutschland, dem wichtigsten Herkunftsland zurückzuführen.

Neben dem Reiseverkehr flachte sich auch der Zuwachs der Auslandsnachfrage in den Dienstleistungsbereichen Lohnveredelung, Beratungsleistungen sowie in den bislang dynamisch wachsenden Sparten EDV und Ingenieurswesen ab. Getrennt nach den wichtigsten Partnerländern ist zu beobachten, dass die Dienstleistungsexporte in den wichtigsten Zielmarkt Deutschland im ersten Halbjahr 2014 noch um rund 3 % expandierten, während sich die Exportdynamik gegenüber der Schweiz deutlich verlangsamte (+1,2 %) und aus Italien ein Nachfragerückgang zu verzeichnen war (‑2,7 %). Rückläufige Exporterlöse ergab auch der Dienstleistungsverkehr mit den USA (‑5,6 %), während sich die Nachfrage aus dem Vereinigten Königreich (+10,6 %) und den Niederlanden (+3 %) positiv entwickelte. Im Gegensatz zum Warenverkehr (laut Außenhandelsstatistik -12%) waren die Dienstleistungsexporte nach Russland, die zu rund der Hälfte auf Reiseverkehrseinnahmen beruhen, bislang nur geringfügig von den aktuellen geopolitischen Spannungen betroffen (-0,9 %).

Neue Methodik für die Berechnung der Zahlungsbilanz

Die Zahlungsbilanzstatistik wurde mit der aktuellen Veröffentlichung im Einklang mit internationalen Vorgaben auf eine aktualisierte Methodengrundlage, das „Balance of Payments Manual 6 (BPM6)“ des Internationalen Währungsfonds, umgestellt. Damit wird den modernen Entwicklungen der globalen Wirtschaft Rechnung getragen, wodurch z.B. internationale Wertschöpfungsketten besser abgebildet werden können. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis werden jene Warenströme, die zur Weiterverarbeitung aus- und wieder eingeführt werden (Lohnveredelung), aus der Güterbilanz exkludiert. Die dafür anfallende Gebühr wird als Dienstleistung klassifiziert. Umgekehrt wird der Transithandel vom Dienstleistungs- zum Güterhandel verschoben. Gemäß dem Ziel, jene Warenströme zu erfassen, bei denen tatsächlich ein Eigentumsübertritt zu Grunde liegt, werden zudem Exporte und Importe um Transaktionen nicht gebietsansässiger Unternehmen bereinigt, andererseits um jene Warenströme ergänzt, die nicht die österreichische Grenze passieren, sondern im Zuge internationaler Produktionsketten über Drittstaaten bezogen oder veräußert werden. 

Im Ergebnis führt die Umstellung auf BPM6 zu strukturellen Änderungen und Detaillierungen der Zahlungsbilanzstatistik, macht jedoch – neben regelmäßig statt findenden Revisionen – keine substanziellen Änderungen der bisher veröffentlichten Ergebnisse erforderlich.

Zusammensetzung-der-Leistungsbilanz
Zahlungsbilanz − Gesamtübersicht − Global (nach BPM6  
  1. HJ 2013 1. HJ 2014
  in Mio EUR
 
Leistungsbilanz Netto 2.544 275
  Credit 99.854 100.906
  Debet 97.311 100.630
Güter Netto −328 −1.605
  Credit 60.875 61.235
  Debet 61.202 62.840
Dienstleistungen Netto 6.440 5.834
  Credit 23.832 24.455
  Debet 17.392 18.621
Primäreinkommen Netto −1282 −1778
  Credit 13.999 14.041
  Debet 15.281 15.818
Sekundäreinkommen Netto −2.287 −2.176
  Credit 1.148 1.175
  Debet 3.435 3.351
 
Vermögensübertragungen Netto −256 −225
  Credit 51 23
  Debet 307 249
 
Kapitalbilanz Netto 4.722 994
 
Direktinvestitionen i.w.S. Netto −969 1.407
Forderungen Netto 3.470 3.374
Verpflichtungen Netto 4.439 1.967
 
Direktinvestitionen i.e.S. Netto −1.002 997
im Ausland Netto 2.243 4.481
in Österreich Netto 3.245 3.485
 
Portfolioinvestitionen Netto −1.420 −1.439
Forderungen Netto 3.381 4.642
  Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 1.976 2.154
  Verzinsliche Wertpapiere Netto 1.404 2.488
Verpflichtungen Netto 4.800 6.080
  Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 334 2.731
  Verzinsliche Wertpapiere Netto 4.466 3.349
 
Sonstige Investitionen Netto 9.185 −391
Forderungen Netto 9.991 2.326
  davon Handelskredite Netto 397 452
  davon Kredite Netto 5.645 −787
  davon Bargeld und Einlagen Netto 4.191 2.589
Verpflichtungen Netto 806 2.716
  davon Handelskredite Netto −102 −161
  davon Kredite Netto −304 −946
  davon Bargeld und Einlagen Netto 1.095 3.971
 
Finanzderivate Netto −2145 311
 
Offizielle Währungsreserven Netto 71 1106
 
Statistische Differenz Netto 2.433 −1.044
 
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Bis 2012 endgültige Daten, 2013 revidierte Daten, 2014 provisorische Daten.
2011 kam es zu einem Bruch zwischen Direktinvestitionen und Sonstige Investitionen, da Kredite von Schwesterunternehmen von Sonstige Investitionen auf Direktinvestitionen umgeschichtet wurden.
Letzte Änderung am 13.10.2014 16:55
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